Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Jürgen Erbe      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. Mai 2002
Bei Webstories eingestellt: 16. Mai 2002
Anzahl gesehen: 2397
Seiten: 3

Wie kommt man manchmal auf den Titel einer Geschichte? ?12 Inch Cock?. Da denken manche wieder Böses. Der Titel hat auch nichts mit dieser Geschichte zu tun. Mir ist da gerade wieder eine Sache eingefallen. Das war in Berlin, Potsdamer Platz. Ich schlenderte an den kilometerlangen Bauzäunen vorbei, als sich in meinem Bauch etwas bemerkbar machte. Plötzlich musste ich ganz, ganz dringend ein Ei legen. Ich suchte mir also eine Stelle im Bauzaun, wo die Bretter lose waren, um mir dahinter zwischen all den Rohbauten einen ruhigen Platz zu suchen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche für meine Geschäfte absolute Ruhe. Ich kann es absolut nicht ab, wenn man mir dabei zusieht. Ich hatte ein Riesenglück, denn hinter dem Bauzaun stand ein Dixieklo. Ihr kennt sicher diese blauen Häuschen, in denen es so erbärmlich stinkt. Der Vorteil ist aber, dass man die Bude abschließen kann und dass man darin seine Ruhe hat. Ich saß also auf dem Bello und machte mein Geschäft. Ich hatte ein paar Tage nichts gegessen, aber trotzdem legte ich ein beachtliches Ei in die Schüssel. Dann kam das Problem. Es gab weit und breit kein Klopapier. Fast alle Dixieklos leiden unter diesem Problem. Ich suchte die Zelle ab und glücklicherweise entdeckte ich auf dem Boden die Reste eines Buches. Ich wollte es gerade zerteilen, als mir die Frage durch den Kopf schoss, wer an solch einem Ort wohl was für ein Buch wegwerfen könnte. Ich begann zu lesen und ich fand eine total abgefahrene Geschichte in dem Buch. Leider fehlte der Anfang mit dem Titel und das Ende des Buches. Wahrscheinlich hatte sich damit schon jemand anderes den Pöter abgewischt. Ich kann also leider nicht sagen, wie das Buch hieß, aber die Geschichte war echt abgefahren. Sie handelte von einem Jungen in Amerika, der Tom Sawyer hieß und so einen blöden Holzzaun streichen musste. Der Junge ging aber nun nicht hin und strich den Zaun, sondern er tat so, als wäre es das Geilste auf der Welt, einen blöden Holzzaun zu streichen. Da kamen dann all die anderen Jungen aus dem Viertel und wollten nun unbedingt ein Stück von diesem blöden Holzzaun streichen und nicht nur das, sondern sie gaben dem Jungen, also diesem Tom, auch noch etwas dafür. Mal einen toten Frosch oder eine tote Ratte, mal einen Bindfaden oder einen alten Turnschuh und mal einen gebrauchten Kaugummi. Tom raffte so allerlei Zeug zusammen und lachte sich ins Fäustchen, während die anderen Volltrottel diesen blöden Holzzaun strichen. Ich habe mich nur gewundert, dass er so ein sinnloses Zeug als Bezahlung angenommen hat und nicht irgend welche Dinge von Wert wie DVD-Player, Walkmänner oder Digitaluhren mit Alarmfunktion.
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Das lag aber wahrscheinlich daran, dass es so was zu der Zeit noch nicht gab, in der diese Geschichte spielte. Ich stellte mir dann vor, wie es wohl wäre, wenn ich mich vor diesen Bauzaun stellen würde, hinter dem ich immer noch auf dem Bello im Diexieklos saß, und mir Leute zum Streichen suchen würde. Was würden die wohl dafür geben? Nun musste ich erst mal mit dem Buch meinen Pöter abwischen. Schade um das Buch, dachte ich, aber was soll man tun? Ich stellte mich dann vor den Bauzaun und überlegte. Ich müsste irgend wo Farbe auftreiben, aber wie das, wenn man keinen Pfennig in der Tasche hat. Damals gab es noch den guten, alten Pfennig. Ich kroch noch mal hinter den Bauzaun und durchstreifte die Rohbauten am Potzdamer Platz. Hier lag so allerlei Zeug rum. Schubkarren, Schippen, Hämmer, Spachtel und - siehe da - Eimer mit Farben und Pinsel, jawohl. Ich schleppte das Zeug vor den Zaun und begann, den Zaun zu streichen. Ich strich mit dem Pinsel Farbe auf den Zaun. Ein paar Leute kamen vorbei, aber nahmen keine Notiz von mir. Ich strich über diese Graffitis am Zaun meine weiße Farbe. Dann schrieb ich mit großen schwarzen Buchstaben folgenden Text an den Zaun: ?Arsch wie Wendy?. Ein Typ blieb kurz danach stehen und schaute sich mein Werk an. ?Was soll das denn heißen?? fragte er. ?Das ist Lateinisch? antwortete ich. ?Äh, Lateinisch? Ars vivendi oder was??. ?Klar, Arsch wie Wendy.? Der Typ sah mich leicht verstört an und irgend wie wollte die Sache nicht auf den Punkt kommen. ?Also, die Sache ist die. Ich muss hier diesen Bauzaun verschönern. Die Stadt Berlin hat einen Wettbewerb ausgeschrieben für den schönsten Bauzaun der Stadt Berlin. Heute um 24 Uhr läuft der Wettbewerb ab. Da gibt es 10.000 DM Prämie für den schönsten.? ?So, so, ein Wettbewerb? Musste man sich dafür bewerben?? ?Nein, du kannst einfach loslegen. Du musst dann nur das Werk mit deinem Namen signieren, deine Adresse und Telefonnummer am besten dazuschreiben. Denk dran, um 24 Uhr ist Schluß.? Der Typ war langsam interessiert und wollte den Pinsel. Ich sagte ihm, dass ich eigentlich den Pinsel selbst bräuchte, dass ich ihm aber einen verkaufen könnte. Farbe könnte ich ihm natürlich auch verkaufen. ?Heute ist Feiertag und du wirst verstehen, dass ich da etwas mehr nehmen muss für die Farbe und die Pinsel.
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? ?Klar, wie viel?? ?500 DM für alles zusammen und ich überlasse dir sogar den ganzen Zaun. Ich muss eh leider aufhören, weil ich meiner Großmutter noch Wein und Kuchen bringen muss.? ?Na ja, 500 DM ist aber ziemlich viel Geld dafür.? ?Du bekommst 10.000 DM dafür und das ist dann ein ziemlich guter Schnitt.? Er gab mir die 500 Mark und ich verpisste mich.
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Kommentare zur Story:

  so böd der text auch irgendwo sein mag , ich fands doch lustig^^  
anonym  -  04.06.08 14:24

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Kommentar von "Jonatan Schenk" zu "Eine Rose wird blühen"

ein sehr schönes gedicht!

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