Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Marco Frohberger      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 22. Januar 2002
Bei Webstories eingestellt: 22. Januar 2002
Anzahl gesehen: 3192
Seiten: 3

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Jeden Tag ist es dasselbe. Ich stehe morgens früh auf und quäle mich aus einem tiefen bequemen Schlaf, als wäre ich auf Wolken gebettet, die mich an einen Ort hinfort tragen, von dem ich immer geträumt habe. Still und verschollen, geheimnisvoll und unberührt, wie die Natur ihresgleichen. Immer ist es das gleiche, denn im Grunde wollen wir etwas besonderes bewegen, manchmal die Welt ein Stückchen besser machen, sich besser fühlen, sich verändern, aber im Endeffekt machen wir doch alle das gleiche. Wir schließen uns dem Alltag an, dem alle anderen auf dieser Welt wie Marionetten angehören. Und auch wenn wir es gar nicht wollen, uns dagegen wehren, versuchen diesem Alltag zu entfliehen, so gelangen wir doch wieder in denselben Strom hinein, aus dem kein entkommen zu sein scheint.

Jeden Tag stehe ich mit demselben Gefühl im Magen auf. Es tut weh und ich möchte alles ändern, aber wenn man es nicht versucht, ändert sich gar nichts. Alle frönen wir nur einem Gefühl: alles ändern zu wollen.

Aber alle haben wir eine Scheiß Angst vor dem allein sein. Die Angst vor dem Unbekannten, dass, was auf uns zukommen wird. Die dunkle Seite der Zeit, die wir nicht kennen und nicht verstehen. Es ist wie ein seidener Faden, an dem wir alle hängen, manche aber loslassen und verloren gehen, weil sie nicht die Kraft hatten und den Mut, sich weiter festzuhalten. Am Faden der Zeit, der uns alle an nur ein Ziel bringt.

Und alle haben wir Träume, die wir aber nur haben, weil man sich etwas wünscht, sich davor aber fürchtet, diese Träume wahr werden zu lassen, denn die Angst vor der Veränderung ist zu groß.

Auch ich habe Angst. Denn ich habe einen Entschluss gefasst, endlich, nach so langer Zeit. Ich bin heute aufgestanden, um zu gehen. Es ist das letzte Mal, dass ich hier morgens aufstehe, meinen verschlafenen Blick im Spiegel betrachte und mich frage, warum ich eigentlich noch hier bin. Doch heute ist alles anders. Mir ist klar geworden, dass, wenn sich bald nicht etwas ändert, dass ich mich genauso verwandle wie alle anderen Menschen um mich herum. Und das will ich nicht. Ich will anders sein.

Vor vielen Tagen habe ich alles verloren, was mir einmal wichtig erschien. Doch in diesem unwegsamen Taumel der Gedankenlosigkeit und des Frohsinns, über alles hinwegzublicken, was manchmal wichtiger erscheint, habe ich erkannt, dass ich mehr bin, als ich bisher sein konnte.
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Ich selbst habe nicht gelebt, ich selbst habe mich unterdrückt, weil ich anders sein wollte. Ich selbst habe mich dessen gefügt, was man von mir erwartet hat. Ich selbst habe immer alles das getan, was andere Leute von mir verlangten. Ich selbst habe nicht erkannt, wie sehr es mir im Innern wehtat, so behandelt zu werden. Wie ein Kerl ohne Selbständigkeit, ohne eigenen Willen bin ich hin- und hergewandert, auf der Suche nach einem besseren Moment in meinem Leben, bis ich ihn endlich darin gefunden hatte, als ich erkannte, was ich wirklich will.

Heute stehe ich hier, in meinem Zimmer. Mein Rucksack ist gepackt und ich fertig mit dem, was ich mir vorgenommen habe. Das Gefühl in meinem Bauch wird immer stärker. Ich werde verlassen, wohin ich hineingeboren wurde. In eine Welt, von der ich mehr erwartet hatte, als sie mir geben konnte. Hass und Respektlosigkeit, Krieg und Verachtung, eine Welt, in der man keine Chance bekommt, wenn man nicht so ist, wie man gewollt haben möchte!

Die Flut an Gefühlen, die durch mich strömt macht es wahr, den Glauben an eine neue Welt, die ich finden möchte. Ich weiß nicht, wieso, aber ich weiß, warum. Ich will mich verändern, ich will meine Welt ändern.

Noch ist es dunkel und meine Eltern schlafen eine Weile, bevor sie aufstehen, um dem Wahn dieser Gesellschaft zu folgen, arbeiten zu gehen. Ich folge nun meinem eigenen Wahn. Endlich das zu wollen, wonach ich mich sehne. Zu suchen, was viele wollen, aber nur die finden können, die wirklich den Mut haben, eine Veränderung einzugehen. Ich bin endlich bereit.

Ich schleiche mich leise aus dem einstigen Hause meiner Heimat. Jetzt muss ich mir eine neue Heimat suchen, in der ich mich wohl fühle und eines weiß ich, ich werde so lange suchen, bis ich sie gefunden habe.

Es war ein neues Gefühl der Freiheit, als ich die Luft atmete, die mich antrieb, eine neue Welt für mich zu erfahren, so wie sie für alle anderen nicht zu existieren scheint. Ich weiß, dass ich diesen Schritt schaffen kann, wenn ich an meinem Glauben, mich verändern zu können, festhalte. Ich weiß, dass ich sein kann, wer ich wirklich bin.

Als ich im Flugzeug saß und die Stille sich um mich herum langsam verlor, als die Triebwerke anfingen, zu heulen, da wurde mir Bewusst, was ich für eine Gefahr eingegangen bin, alles zu verlieren, woran ich einmal geglaubt habe.
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Meine Angst wurde immer schlimmer und ich versuchte sie mit ein paar Dosen Bier während des Fluges, zu vertreiben. Ich stopfte beide Mahlzeiten hinein, um meinen Magen zu beruhigen und irgendwie das Gefühl zu erlangen, nicht allein zu sein mit einem leeren Gefühl im Innern. Aber ich war allein, mehr denn je. Als ich aus dem kleinen Fenster sah, sah ich die Wolken und die Ferne, die sich vor mir auftat, wie das Unbekannte, das auf mich zusteuerte.

Was würde mich wohl in meiner neuen Welt erwarten? Ich war gespannt. Es dauerte nicht mehr lange und ich würde dort landen, wo ich glaubte, dass meine Suche begann.

Ach ja, mein Name ist Marco...meine Familie? Ich glaube, mehr brauchen sie nicht zu wissen.


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Punktestand der Geschichte:   65
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Kommentare zur Story:

  >> Was würde mich wohl in meiner neuen Welt erwarten? <<
Ich kann hingehen, wohin ich will, es ist eines dabei, was ich aus meiner "alten Welt" mitnehme, mich selbst. Meine neue Welt ist also eingefärbt von dem "eigenen Ich", daß ich immer mit mir nehme, egal wohin ich gehe, oder was ich Neues tue. Das muß mir bewußt sein, sonst erlebe ich den gleichen Schiffbruch, wie in "meiner alten Welt!" Werte, Erfahrungen, Gedanken, Gefühle, Sinne sind vom bisherigen geprägt!  
Joachim  -  08.05.02 00:11

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  Ich finde alle deine Geschichten schön mein Schatz und hoffe, das du weiter so gut schreibst!
Ich liebe dich über alles!
Danke für die Zusammenfassung! :-)  
Corinna  -  10.03.02 11:40

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  Hi marco,

die geschichte ist dir wirklich gelungen, sehr viele denken so,aber ich frage mich ob es dort wo man dann bleiben wird,nicht genau so ist wie da wo man war,kann man wirklich sein leben richtig ändern,ergibt sich nicht mit der zeit wieder der gleiche strom aus dem man raus wollte?Liebe grüße an dich Ulla  
Ulla  -  26.02.02 13:10

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  Hallo,mit sehr viel Spannung habe ich deinen Artikel gelesen.Er gibt genau das wieder was ich im Moment erlebe.Ich werde Ende März nach Schweden auswandern.Bin 52 Jahre alt ,weiblich,habe 4 erwachsene Kinder und war bis 1993 25 Jahre verheiratet,dann starb mein Mann.1996 lernte ich einen anderen Mann kennen und lieben,1997 zog ich zu ihm in die Wohnung und im gleichen Jahr machten wir Urlaub in Schweden.Wir verliebten uns beide in dieses Land,seine Freiheit,seine lieben Menschen und beschlossen:hier wollen wir leben!! 1999 kauften wir uns ein Haus und fingen an,es hübsch einzurichten.2001 beantragten wir die Aufenthaltsgenehmigung die wir auch für 5 Jahre bekamen.Und jetzt werden wir noch genau 38 Tage in Hamburg leben,am 29.3.2002 reisen wir aus Deutschland aus!!Wir werden zwar noch mal wieder kommen,aber nur zu Besuch.Wir werden in D.keinen Wohnsitz mehr haben,alle Zelte abreissen.Und wir freuen uns auf die Jahre die uns noch bleiben,keiner von uns weiß ja wie viele es noch sein werden.Die Zukunft liegt vor uns wie ein Buch mit vielen weissen Seiten.Viele unserer Bekannten und Verwandten sagen ihr seid "mutig" viele sagen ihr seid "dumm"!Uns ist das egal,unser Entschluss steht fest! Die Wohnung und deer Job sind gekündigt,die Zeitungen abgemeldet,die Möbel zum größten Teil verkauft.Wir werden gehen!!  
Heidi  -  19.02.02 07:34

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  meinen komentar schreib ich erst, nachdem ich eben die fortsetzung gelesen hatte. ich weiss gar nicht was ich dazu sagen soll, denn die geschichte berührt mich sehr, das gefühl alles zu ändern, die welt zu ändern, kenn ich auch. und das gefühl abzuhauen warr schon so oft in meinem kopf. aber ich bin noch hier und bleibe es auch. und ich werde ändern was mir nicht passt. auch wenns andern nicht passt.
alles gute marco  
edith  -  14.02.02 00:44

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  noch ne frage: wo denkst du, beginnt deine suche? würde mich ma interessieren.  
EngelAufErden  -  04.02.02 20:52

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  hi du,
hier mein versprochener kommentar. ich find die geschichte echt gelungen und kann mich auch in sie hineinversetzen, weil es mir auch oft so geht wie dir. wenn man sich die gesellschaft und die menschen anschaut fragt man sich doch wirklich warum man überhaupt lebt, wenn andere sich z.b. das recht herausnehmen andere mensch einfach zu töten. es stimmt: wir leben eigentlich nur ein einem ewigen trott, jeden tag das selbe. das macht mich oft traurig und auch wenn sehe, wie die menschen sonst manchmal miteinander umgehn: ohne respekt, mitgefühl oder liebe. wie viel könnte schon manchmal ein lächeln geben. aber das verstehn viele nicht. schade. jedenfalls bin ich überrascht wie du das was ich denkte in worte fasst, ohne zu wissen das ich es gedacht habe. ich hoffe du verstest das jetz. also dann, wirklich gelungene geschichte.
meld dich ma bei mir. bis dann, cu  
EngelAufErden (nici)  -  04.02.02 20:49

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  Hmmm... was soll man dazu sagen? In letzter Zeit steigt auch in mir immer wieder vermehrt der Drang auf, alles liegen und stehen zu lassen und einfach gehen. Egal wohin auch immer... einfach nur weg, einen anderen Weg einschlagen, als ihn alle anderen machen. Dies ist wohl eine Herz-Vernunft-Geschichte... Man kann das tun, was einem der Verstand sagt, oder man hört auf sein Herz. Ich finde die Geschichte sehr gut und bin auf die Fortsetzung gespannt. Lass uns nicht zu lange warten, ja?! :-)
Liebe Grüße!  
Stephanie  -  04.02.02 17:46

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  Nachtrag; „Es gibt nichts so Grauenvolles wie die Fremdheit derer, die sich kennen.“ dieser Satz hat mich am meisten getroffen... er steht in meiner Zitateliste des Buches ganz oben...  
Teleny  -  03.02.02 10:43

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  Hi Marco, heute bin ich einmal über einen ganz anderen Weg zu einer Story von Dir gekommen... durch einen Link in einem Forum einer ganz "anderen" Seite... Jedenfalls liest sich dadurch Dein "Ich gehe fort"... mit noch anderen Augen, irgendwie... Hier ein paar Zeilen aus dem Buch "Der Alchimist" (Paulo Coelho)... bei meinem Fortgehen, ich bin nämlich auch mal gegangen... half mir damals dieses wunderbare Buch! Ich fand mich in unglaublich vielen Szenen und Sätzen wieder, dass ich ganze Seiten abschrieb... (bin wohl ein Kautz *fg*)..."Man muß manchmal von einem Menschen fortgehen, um ihn zu finden. ... „Um etwas richtig zu beurteilen, muß man ein wenig Abstand davon nehmen, nachdem man es geliebt hat. Das gilt für Länder, Lebewesen und für uns selbst.“

.... „Der Mensch lebt nur ein Leben, er hat keine Möglichkeit, die Richtigkeit von Entscheidungen in einem Versuch zu beweisen. Deshalb wird er nie erfahren, ob es richtig oder falsch war, seinem Gefühl gehorcht zu haben.“
Bin also auch gespannt auf "Ich bin" von Dir...
  
Teleny  -  03.02.02 10:36

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  Ich finde die Geschichte sehr gefühlvoll aber auch traurig. Klar gibt es im Leben glücklich wie auch unglückliche Momente. Aber man darf niemals deswegen den Kopf hängen lassen und fest an sich glauben.
Du bist niemals allein, denn es gibt und wird immer Menschen geben, die das gleiche Schicksal durchmachen müssen wie DU!!

  
Nadja  -  24.01.02 20:00

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  hi stefan, ich habe darauf gewartet, dass so ein kommentar kommt...es wird in der tat eine Fortsetzung geben, die bereits fast fertiggeschrieben ist.
Um die Neugier zu stillen, ich nenne sie "Ich bin".

bis dann
  
Marco Frohberger  -  23.01.02 21:34

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  Hervorragende Gefühlsbeschreibung. Man kann sich problemlos in die Person hinein versetzen und fragt sich zum Schluss: Ja schön. Und wie gehts jetzt weiter? Das schreit nach einer Fortsetzung.  
Stefan Steinmetz  -  23.01.02 16:54

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  find ich gut, kann deine gedanken gut nachvollziehen  
jbuegler  -  22.01.02 18:24

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