Mortal Sin 2006- The Price You Pay   209

Romane/Serien · Spannendes

Von:    JoHo24      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 19. Oktober 2019
Bei Webstories eingestellt: 19. Oktober 2019
Anzahl gesehen: 2258
Seiten: 10

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit ist eine Angabe die nur im Prologteil der Reihe zur Verfügung steht.

Diese Story wurde zwar als Teil einer Reihe definiert, eine entsprechende Prologangabe fehlt allerdings noch.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Die Sterblichen können kein Geheimnis verbergen. Wessen Lippen schweigen, der schwätzt mit den Fingerspitzen. Aus allen Poren dringt ihm der Verrat.

- Sigmund Freud





Argh, verflucht!

Seine Beine fühlten sich tonnenschwer an, daher ähnelte für ihn das Heraufsteigen der Treppe in den ersten Stock dem Erklimmen des Mount Everest. Angestrengt trieb er seinen Körper voran, der ihn indirekt von seinem Vorhaben abhalten zu wollen schien.

Immerhin hatte William Cunningham eine unangenehme Aufgabe vor sich, denn er musste seinem Adoptivsohn James beibringen, dass er ihm in nächster Zeit keine Mordaufträge zu-weisen würde. Dies tat er nicht gerne, das stand außer Frage, aber es war notwendig. Nach allem, was Jericho ihm erzählt hatte, hatte er keine andere Wahl und es stellten sich ihm un-zählige Fragen: Wie würde er auf seinen Entschluss reagieren? Würde er seine Beweggründe verstehen? Und würde er es schaffen seinen Sohn zu einem Killer zu trimmen, der seine An-forderungen erfüllte?...

Gedankenüberflutet und mit rasendem Herzen kam er am Ende der Treppe an und blieb be-wegungslos im langen Korridor stehen. William musste erstmal verschnaufen und sich sam-meln, bevor er sich im Stande sah James gegenüberzutreten. Er führte seinen Weg fort und war gerade im Begriff das Zimmer seines Adoptivsohnes zu betreten, als er dessen raue Stim-me vernahm. William blieb intuitiv vor der Tür stehen, die einen kleinen Spalt geöffnet war, und wagte einen verstohlenen Blick hinein.

„Wann können wir uns sehen?“, fragte er sehnsüchtig die Person, mit der er gerade telefonier-te. Wie ein Getriebener lief er auf und ab, während er auf eine Antwort wartete. Dabei verriet seine Miene die grenzenlose Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Williams Neugierde war mit einem Mal geweckt.

„Nein! Solange kannst du mich nicht warten lassen! Ich halte das nicht mehr aus, okay?“

William hörte an seinem verzweifelten, fast schon erbärmlichen Tonfall, dass ihm diese Per-son sehr am Herzen lag, was bei ihm die Alarmglocken schrillen ließ. Er befürchtete das Schlimmste.

„Was muss ich tun, damit du es dir anders überlegst?“

Seine Bettelei war für William kaum zu ertragen, da er ihn nicht zu einem schwachen und jämmerlichen Mann erzogen hatte.
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Zornig ballte er seine Hände zu Fäusten und schnaubte. Sein Adoptivsohn konnte was erleben. Er würde ihm dieses bedauernswerte, unakzeptable Verhalten schon austreiben.

„Ja, ich werde alles tun. Ich verspreche es.“ Plötzlich erschien auf seinen Lippen ein breites Lächeln. „Alles klar, dann sehen wir uns heute Abend.“ Als er auflegte, war er euphorisch und schwebte förmlich vor Glückseligkeit. Das war Williams Stichwort.

„Mit wem hast du da gerade telefoniert, James?“, platzte er ungefragt und aufgebracht in sein Zimmer. James´ Reaktion war ein erschrockenes Zusammenzucken und das eilige Wegste-cken seines Handys in die Tasche seiner dunklen Blue Jeans.

„Was…was machst du hier?“, stammelte er mit weit aufgerissenen Augen, was ihn ertappt wirken ließ. Doch keine Minute später verwandelte sich seine Überraschung bereits in rasende Wut.

„Was fällt dir überhaupt ein ohne Anzuklopfen in mein Zimmer zu kommen, huh?“

„Erstens sprichst du nicht so respektlos mit mir und zweitens lenkst du nicht vom Thema ab. Ich will sofort wissen mit wem du telefoniert hast.“

„Warum willst du das wissen, William?“, wurde seine Stimme immer lauter.

„Weil du eindeutig mit einer Frau gesprochen hast.“

„Du hast tatsächlich mein Telefonat belauscht?“, kreischte er empört. „Hast du schon mal was von Privatsphäre gehört?“

„Übertreib es nicht, ja? Antworte mir endlich und wag es nicht mich anzulügen, James Mat-thew Roddick!“ Bedrohlich baute er sich vor ihm auf und fletschte die Zähne.

„Ich kann es dir nicht sagen.“

„Doch du kannst. Und du wirst.“ William packte ihn ohne Vorwarnung am Kragen und be-förderte ihn grob auf sein Bett.

„Spuck es aus!“ Eiserner Schweigen seinerseits. Er verlor die Geduld mit James und seinem Ungehorsam, deshalb sah er nur noch einen Weg seinen Willen durchzusetzen: Gewalt. Blitz-schnell und gnadenlos schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht, was ihn aufjaulen ließ.

„Argh, Scheiße“, fluchte er, indes versuchte er den Blutschwall, der aus seiner Nase kam, zu stoppen.
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„Hast du sie noch alle?“

„Ich verpasse dir gleich noch eine, wenn du weiterhin mit mir redest, als hättest du niemals eine Erziehung genossen“, brüllte er und erhob als Warnung bereits erneut seine Hand.

„Was ist dein Problem, William?“, fragte sein Adoptivsohn überfordert und übellaunig zugleich.

„Mein Problem ist, dass du mich nicht mit dem nötigen Respekt behandelst und offensichtlich Geheimnisse vor mir hast“, machte er ihm inbrünstig klar. „Mein Problem ist, dass du den Mund nicht aufmachst, obwohl ich es dir befohlen habe.“

„Ich…ich kann es dir wirklich nicht sagen“, wiederholte James mit einem kleinen Funken Angst in den stahlgrauen Augen, was William Cunningham misstrauisch machte.

„Was stimmt nicht, James? Wer ist diese Frau?“ Er hatte wohl den Nagel auf den Kopf getrof-fen, denn er erbleichte schlagartig.

„Wer ist sie?“ Flehend blickte sein Adoptivsohn ihn an, in der Hoffnung, dass er dann Gnade walten ließ.

„WER IST SIE, JAMES?!“

„Es ist Ophelia“, brach er letztlich kleinlaut unter dem Druck zusammen. Williams Gesichts-züge entgleisten, als er diesen Namen hörte.

„OPHELIA?! OPHELIA?!“, grollte seine gewaltige Stimme wie ein Gewitter über James´ Kopf. „Sag mir nicht, dass das wahr ist!“ Er verhielt sich ruhig, weil er seinen Adoptivvater nicht weiter verärgern wollte, doch es war bereits zu spät. William war auf hundertachtzig.

„Ich fass es nicht! Ophelia?! Bist du wahnsinnig geworden?“ Mit gewaltiger Kraft ohrfeigte und schüttelte er ihn, als könne er ihn dadurch zur Vernunft bringen.

„Diese Frau ist pures Gift und vernichtet alles, was ihr in die Hände fällt. Sie ist manipulativ, narzisstisch und gefährlich.“

„Reg dich nicht so auf, William. Das zwischen ihr und mir ist völlig bedeutungslos“, log er ihm ganz offensichtlich ins Gesicht.

„Verkauf mich nicht für dumm, James. Für dich ist die Sache etwas Ernstes, das höre und sehe ich. Ophelia hat dich in ihren Bann gezogen und unter ihrer Kontrolle.“

„Was redest du da?“, war es nun an ihm zornig zu werden. „Niemand hat mich unter Kontrol-le.“ Anschließend stieß er ihn allen Ernstes von sich und stand auf.
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„Niemand!“ William konnte nicht anders, als spöttisch über seine Naivität zu lachen.

„Ich hätte niemals geglaubt, dass du dermaßen blind durchs Leben gehst, vor allem, nachdem du bei mir aufgewachsen bist.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf über seine Ahnungslosig-keit. „Ophelia weiß, wie man Spiele spielt und das mit dir ist nur ein weiteres, bei dem sie die Fäden zieht. Sie hat etwas mit dir angefangen, weil ich es ihr untersagt habe. Sie will mir da-mit demonstrieren, wer die Macht besitzt.“

„Du irrst dich, William. Sie will mich. Nur mich und nichts anderes.“ Bei seiner verblendeten Sicht auf die offensichtliche Manipulation Ophelia Monroes verging ihm das Lachen und sein Zorn übernahm erneut die Führung.

„Jetzt ist genau das passiert, wovor ich dich ständig gewarnt habe, James! Scheiße, wie oft habe ich dir erklärt, dass du dich auf keinerlei Beziehung einlassen sollst, weil dich das ver-dammt noch mal ablenkt und nicht klar denken lässt?“

„Gefühlte tausend Mal“, war seine genervte Antwort, die davon zeugte, wie egal ihm Willi-ams Meinungen und Regeln waren.

„Und allem Anschein nach ist es auch tausend Mal in ein Ohr rein und ins andere wieder raus gegangen.“ Ihn ihm tobte es, als ihm James´ Gleichgültigkeit ihm gegenüber bewusst wurde.

„Es reicht dir aber nicht dich über dieses eindeutige Verbot hinwegzusetzen, nein, du musst dazu noch ausgerechnet mit Ophelia vögeln“, setzte er ärgerlich nach, bevor er den naheste-henden Schreibtisch in einem Ausbruch von unkontrollierbarer Wut umwarf, sodass er auf den Parkettboden krachte. Sein Adoptivsohn glotzte ihn fassungslos an.

„Glaubst du wirklich, dass ich das getan habe, um dir eins reinzuwürgen?“, raunte er. „Ich habe es mir nicht ausgesucht, dass ich mich in Ophelia…“ Er brach das Ende des Satzes ab, doch die Katastrophe war schon angerichtet.

„Willst du mich verarschen, James Roddick?!“ William konnte nicht anders, als ihm mehrere Faustschläge zu verpassen, die es in sich hatten. Blut spritzte ihm ins Gesicht und auf das hellblaue Hemd. Sein Gegenüber nahm die Gewalt widerstandslos hin, bis er fertig war und schwer atmend inne hielt. In diesem Moment fixierten seine graublauen Augen seinen Adop-tivsohn, dessen Gesicht leicht geschwollen und mit Blut übersät war.
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„Du weißt nichts über die Liebe. Du bist 15 Jahre alt und noch ein Kind.“

„Diesen Spruch bringst du jedes Mal, wenn dir etwas nicht passt oder du drohst die Kontrolle über mich zu verlieren. Es war so, als ich zu deinem Kostümball wollte. Es war so vor mei-nem ersten Auftrag und jetzt ist es dasselbe“, zählte er inbrünstig auf, ehe er vor ihm Blut auf den Boden spuckte.

„Ich habe genug davon.“

„Ach, du hast genug davon?“, wiederholte er kalt seine Worte und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Gut, dann ist es wohl an der Zeit dich wie einen Erwachsenen zu behandeln und zwar mit allen Konsequenzen.“

„Was soll das heißen?“

„Das heißt, dass ich dich bestrafen werde und nicht nur für die Sache mit Ophelia, die ohne Diskussion von nun an beendet ist, sondern auch dafür, dass du mich wegen deines ersten Auftrags belogen hast.“ James setzte eine verwirrte Miene auf.

„Ich soll was getan haben, William?“ Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, ehe er fortfuhr.

„Ich habe dir in den letzten Jahren viel beigebracht, aber es war, wie sich jetzt zeigt, immer noch nicht genug“, fing er an und näherte sich dem Grund, weswegen er eigentlich mit ihm hatte reden wollen. „Und das, was ich über dich in Erfahrung bringen musste, verdeutlicht mir, dass ich vorschnell gehandelt habe. Ich hätte dir keine Aufträge zuteilen dürfen. Du warst noch nicht soweit.“ James´ Verwirrung wurde durch jedes weitere Wort von ihm immer grö-ßer.

„Kannst du mir deutlich sagen, was dein Gerede zu bedeuten hat? Ich verstehe überhaupt nicht worauf du hinaus willst“, platzte es entnervt aus ihm heraus.

„Ich rede davon, dass du deinen ersten Auftrag verbockt hast! Nur durch Pattons Eingreifen; durch seine Vorarbeit war es dir erst möglich deine Zielperson zu töten. Und danach ergreifst du allen Ernstes, wie ein Feigling, die Flucht und brichst schwach und kotzend auf der Straße zusammen!“ Als er mit eigenen Worten wiederholte, was sich James erlaubt hatte, brach in ihm die Hölle los. Ohne Vorwarnung ging er ein weiteres Mal auf seinen Adoptivsohn los, der von seinem blitzschnellen Angriff überrascht wurde.

Er ließ zahlreiche Schläge auf ihn niederprasseln, wie ein Regenschauer aus Gewalt und Gna-denlosigkeit, denn William Cunningham war außer sich wegen James´ Verhalten.
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Seine gan-zen Lügen und die Geheimnisse, die er seit Monaten vor ihm verbarg, hatten der stabilen und vertrauensvollen Beziehung zu ihm, auf die er immer so stolz gewesen war, tiefe Risse zuge-fügt. Womit hatte er solch eine Behandlung verdient? Hatte er nicht alles für James getan? Verdammt, er hatte ihm alles ermöglicht und das war der Dank?

„William…hör auf!“, vernahm er plötzlich aus dem dichten Nebel des wilden Zornes, das ihn innehalten ließ. Hektisch hob und senkte sich sein Brustkorb, während er sich das Ergebnis seines Ausrasters besah.

James´ bot einen furchtbaren Anblick, was einerseits ein Schock, andererseits die angemesse-ne Strafe für ihn war. Er musste ihm schließlich deutlich machen, dass er sich nicht auf der Nase herumtanzen ließ und keinen weiteren Verstoß seiner Regeln duldete.

„Ich werde dir keine Aufträge geben, solange die Qualität deiner Arbeit nicht mit meinen An-sprüchen übereinstimmt. Du wirst dich weiteren Trainingseinheiten unterziehen, bis du ver-standen hast, um was es in unserem Metier geht und ich sage, dass du ein Killer bist, den ich gebrauchen kann!“, warf er ihm knallhart an den Kopf, mit dem Wissen, dass er damit seine Leistungen in den Dreck zog und ihn aufs Gröbste beleidigte, schließlich identifizierte sich James stark mit dem Dasein eines Auftragskillers.

„Das kannst du nicht mit mir machen!“, stritt er noch nicht einmal sein Versagen während seines ersten Auftrages ab, sondern verfiel gleich in die Schiene des trotzigen kleinen Jungen, der seine Strafe nicht akzeptieren wollte und deswegen eine Diskussion begann.

„Ich habe ein Recht als Killer zu arbeiten, das wirst du mir nicht wegnehmen!“, brüllte er wie von Sinnen und schien drauf und dran zu sein ihn zu attackieren. William nahm seine Reakti-on allerdings gelassen hin, da er hier der Boss war und somit die Entscheidungsgewalt inne hatte.

„Du hast keine andere Wahl, James. Ich habe das Sagen und du hörst auf meine Befehle. Dein Weg führt nur über mich, vergiss das nicht“, erinnerte ihn mit harter Miene. „Wenn du also weiterhin töten willst, dann wirst du dich fügen müssen.
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“ Sein Adoptivsohn funkelte ihn dar-aufhin argwöhnisch an, als hielte er seine Ansage für komplette Scheiße, aber er hielt zum Glück seinen Mund.

„Für dich heißt es ab jetzt nur noch Training, Training, Training! Außerdem wirst du dich von Ophelia fernhalten und diese Liebelei sofort beenden! Ich akzeptiere keine Beziehungen in meinen Reihen!“, stellte er klare und deutliche Forderungen an seinen Adoptivsohn, die er umgehend umzusetzen hatte. „Und falls du dich mir erneut widersetzt, werde ich dir derma-ßen den Arsch aufreißen, dass du dir wünschst niemals geboren worden zu sein!“

Damit war für ihn die Sache beendet, für James jedoch nicht. Jener wagte es tatsächlich ihn zu packen und mit einer unvorstellbaren Kraft auf den Boden zu werfen.

William kam schmerzhaft auf dem harten Parkett auf, was ihm mit einem Mal die Luft nahm. Vor seinen Augen drehte sich alles, bis das emotionslose Gesicht seines Adoptivsohnes über ihm auftauchte, das er automatisch fixierte. Nie zuvor hatte James ihn so angesehen; hasser-füllt und spöttisch, als sei er ein wertloses Etwas, das sich in sein Zimmer verirrt hatte und nun beseitigt werden musste. In diesem Moment rügte er sich selbst dafür, dass er jemals an den Killer in ihm gezweifelt hatte, denn offensiver konnte er ihm nicht beweisen, wie abge-brüht er war. Aber zeitgleich kam ihm in den Sinn, dass er leider nicht konstant diese Facette zeigte. Durch Jerichos Informationen kannte er nun auch seine schwache Seite, die er bisher vor ihm hatte verbergen können und verdeutlichte, dass er noch nicht kaltblütig genug für ihr Metier war.

„Ich lasse mir das Töten nicht wegnehmen“, zischte James kaltschnäuzig. „Du hast mich aus-gebildet und in die richtige Welt hinausgeschickt, um Aufträge zu erledigen und jetzt machst du plötzlich einen Rückzieher, weil ein mieser Wichser dir irgendeinen Bullshit erzählt?“

„Also hat Jericho gelogen“, war ihm durchaus bewusst, dass er mit dieser Aussage seinen Adoptivsohn erneut provozierte. Anstatt ihn jedoch ein weiteres Mal anzugreifen, spannte der Dunkelhaarige seine Muskeln an und schien krampfhaft über eine richtige Antwort nachzu-denken.

„Hat er gelogen, James?“ William bohrte unerbittlich nach, um ihn zu einer Aussage zu zwin-gen.
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„NEIN!!!“, brach es explosionsartig aus ihm heraus, ehe er William an seinem Hemdkragen nach oben zog und gegen die nächste Wand presste. Seine Knochen knackten laut infolge dieses groben Umgangs, den er selbst herausgefordert hatte.

„Nein, er hat nicht gelogen, okay? Verleiht es dir irgendeine perverse Art von Macht, wenn du aus meinem Mund hörst, dass ich versagt habe? Ist es so, huh? Ist es so?!“, schrie er zügel-los und schlug ihm brutal ins Gesicht, sodass sein Kopf gegen die Wand prallte und er grelle Sterne sah. Williams Beine drohten einzuknicken, doch James´ stahlharter Griff hielt ihn oben.

„Ich will nur, dass du selbst zu der Einsicht kommst, dass du noch Zeit brauchst, James“, presste er mühsam heraus. „Mir macht das Ganze hier genauso wenig Spaß wie dir, aber es geht nicht anders.“

„Du weißt genau, dass es anders geht, William, also hör auf mir so einen Mist zu erzählen!“ Sein Adoptivsohn ließ sich von keinem seiner Argumente beruhigen oder überzeugen, im Gegenteil. Es schien vollkommen egal zu sein, was er sagte, alles wurde von ihm als Angriff gewertet.

„Ich werde mich nicht umentscheiden“, sagte er mit Nachdruck und reckte sein Kinn. „Auch wenn du mich halbtot prügelst, wirst du mich nicht zum Undenken bewegen!“ William hatte endgültig genug von diesem pubertären Macho-Machtgehabe und wollte, dass er endlich wie-der zur Besinnung kam. Nach seinen Worten atmete James zunächst scharf ein und fletschte die Zähne, bevor er ihn brüllend vor Zorn losließ.

Während er wie ein nasser Sack auf den Boden plumpste, drehte der Dunkelhaarige ihm mit geballten Fäusten den Rücken zu. William Cunningham blieb aus Vorsicht erstmal auf dem Parkett sitzen und beobachtet akribisch die Bewegungen seines Adoptivsohns. Trotz seines Rückzugs blieb er in Alarmbereitschaft.

„Ich soll also wirklich zurück ins Training“, murmelte er in einem spöttischen und ungläubi-gen Ton vor sich hin. „Als hätte ich in den letzten drei Jahren nichts gelernt.“

„Es ist zu deinem Besten, James.“

„Und auch zu deinem, William. In deinen Augen bin ich momentan ein Risikofaktor und kei-ne gewinnbringende Geldquelle, deswegen ziehst du mich aus dem Verkehr. Du hast Angst davor, dass ich dich nur noch mehr enttäusche und vor deinen wichtigen Auftraggebern bla-miere.
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„Auch wenn du mir das wahrscheinlich jetzt nicht glauben wirst, aber du könntest mich nie-mals enttäuschen oder blamieren, James. Du bist und bleibst mein Sohn und ich bin trotz alle-dem stolz auf dich“, sprach er sanftmütig und erhob sich.

Er schenkte dem anhaltenden, pochenden Kopfschmerz keine Beachtung, der ihn zu überwäl-tigen drohte, sondern näherte sich James, der mit verschränkten Armen mittlerweile am Fens-ter stand und hinaussah.

„Du hast Recht, ich glaube dir nicht.“ Stur stierte er weiter geradeaus, obwohl William in sein Blickfeld trat. „Das Einzige, was du jemals von mir gefordert hast, ist das Töten von Zielper-sonen und dies kann ich allem Anschein nach nicht zu deiner Befriedigung erfüllen“, kam es dumpf über seine Lippen. „Komm mir also bloß nicht mit Stolz, William.“ Sein anschließen-der Seitenblick verriet ihm, dass für James das Gespräch beendet war und er sein Zimmer umgehend zu verlassen hatte. Ihm kam dieses stille Abkommen entgegen, da die Auseinan-dersetzung mit ihm ihn nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr angestrengt hatte. Au-ßerdem musste er genaustens planen, wie er in den kommenden Wochen mit ihm verfahren und sein Training gestalten würde.

„Ich gebe dir zwei Tage Pause, bevor wir mit dem täglichen Training beginnen. Du kennst den Ort und die Zeiten, James“, spulte er dröge sein Programm ab. „Ich erwarte Konzentrati-on, Perfektion und Pünktlichkeit, wie üblich.“ Härte und Strenge schwangen unverkennbar in seinen Worten mit, was sein Adoptivsohn nicht anders von ihm gewohnt war. Aus diesem Grund nickte er bloß, wirkte dabei aber völlig abwesend.

„Und vergiss nicht einen Schlussstrich unter die Sache mit Ophelia zu ziehen.“ Bei der Er-wähnung ihres Namens zuckten kurzweilig seine Gesichtsmuskeln und in seinen Augen flammte das Feuer des Widerstandes. Für William war diese Reaktion ein Zeichen, welches so viel gefährlicher war, als seine Wut und Aggression. Es war die übermächtige Macht der Liebe, der James blind zum Opfer gefallen war. Genauer gesagt war er der kaltherzigen und niederträchtigen Prinzessin in die Falle gegangen, die ihren Vorteil aus der Liaison mit sei-nem Adoptivsohn zog.
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Ja, Ophelia Monroe hatte sich sowohl in seinen Verstand, als auch in sein Herz gebohrt und sich dort festgesetzt, wie ein Parasit, der seinen auserkorenen Wirt schamlos ausnutzte. James wollte das nicht wahrhaben, denn er sah seine Kollegin in einem ganz anderen Licht. Darum war es an ihm ihn aus der misslichen Situation herauszuholen, ehe Ophelia ihn verschlang und er ihn für immer verlor.

Der erste Schritt dazu war sein ausdrücklicher Befehl an ihn die Brünette in den Wind zu schießen. Den Nächsten würde er höchstpersönlich übernehmen: Ophelia in ihre Schranken weisen und sie hart für ihre intrigante und berechnete Vorgehensweise bestrafen. Er würde keine Gnade walten lassen. Nicht, nachdem was sie sich geleistet hatte. Die Killerin hatte ihn skrupellos und hinterhältig verraten, ohne dass er jemals etwas davon geahnt hatte. Wie ein Unschuldslamm hatte sie monatelang in seinem Büro gesessen und ihn mit makellosen, abso-lut umwerfenden Lächeln auf ihren vollen Lippen angestrahlt, während sie ihm ununterbro-chen Honig ums Maul geschmiert hatte.

Seine Mordswut auf James verlagerte sich auf Ophelia Monroe, die Verursacherin der ganzen Misere. Auf Diejenige, die seinen Adoptivsohn dazu gebracht hatte auf seine Grundsätze zu spucken und seine Regeln zu missachten.

Machen Sie sich auf etwas gefasst, Miss Monroe. Unser nächstes Treffen wird kein Vergnü-gen für Sie, das garantiere ich Ihnen, dachte er höhnisch, ehe er sich abwandte und James´ Zimmer verließ.
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Kommentar von "Sabine Müller" zu "Die Lebenswippe"

Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

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