Souterrain der Seele, Johanna Ringena, fünfte Folge   62

Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Novalis Breton      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2015
Bei Webstories eingestellt: 16. Oktober 2015
Anzahl gesehen: 1631
Seiten: 2

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Ihre Müdigkeit war bei diesem Anblick wie weg geblasen und fasziniert betrachtete sie das undurchdringliche Schwarz zwischen den Sternen.

Die Stille füllte sich mit Bildern, die zwischen den glänzenden Punkten hin und her wanderten und sie hörte das meckernde Lachen der Faune und sah Fabius, dessen Gesicht groß und bleich auf sie zukam.

Erschrocken schloss sie die Augen, öffnete sie wieder und die Sterne blinkten in gewohnter Weise.



Vor 18 Jahren hatten sie sich kennen gelernt. Amanda war 22 Jahre alt,Lehramtsstudentin mit den Fächern Deutsch und Religion. Fabius Gaillard, zwei Jahre älter,machte ein Auslandssemester, er wollte ebenfalls Lehrer werden und hatte sich in der germanistischen Fakultät der Universität Münster in Westfalen eingeschrieben.Als Schüler hatte er Münster durch einen Schüleraustausch kennen gelernt.

Fabius war durch und durch Franzose. In allem, so wie Amanda sich immer einen Franzosen vorgestellt hatte.

Er war schlank,geistreich, seine dunklen Haare fielen in dichten weichen Wellen auf seine Schultern, sein Gesicht fein geschnitten und die glänzenden schwarzen Augen versprühten ein eigenartiges Feuer.

Ihr Kennenlernen war banal. Sie standen in der Mensa um die Mittagszeit in der Schlange. Fabius stand vor ihr. Sie musste ihn wohl mit ihrem Tablett am Rücken berührt haben, denn er drehte sich um und die Welt stand einfach still. Sie gingen auch nicht weiter, erregten Missmut bei den anderen, die um sie herum gingen und schließlich standen sie nicht mehr in der Schlange, sondern irgendwo daneben und sahen sich immer noch an, die Tabletts hingen an ihren Händen.



"Ich hatte meine Zwillingsschwester gefunden, in meiner Seele, in meinem Herzen, alles, alles in mir strömte zu dir hin", sagte er einmal zu ihr, "ich konnte diesen Strom nicht aufhalten".

Amanda erinnerte sich, dass sich auf seiner Stirn kleine Schweißtropfen bildeten, sie konnte das natürlich nicht deuten und fand die Situation einfach nur kribbelig und spannend und sie verliebte sich auf der Stelle in ihn.

Fabius stammte aus einem Teil Frankreichs, der für sie unbekannt war, aus der "Basse Saintonge", die irgendwo bei Poitiers lag, was Amanda auch nichts sagte.

Es folgten Wochen leidenschaftlicher Liebe. Sie verließen Amandas Zimmer im Studentenheim nur, um einzukaufen. Das Semester hängten sie an den Nagel.
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Sie stellten ihre Handys aus, ihre Computer, cancelten alle Verabredungen und machten auch die Tür nicht auf, wenn es klingelte. Sie erzählten sich ihr Leben, ihre Ängste , Vorlieben und ihre Zukunftsträume, sie liebten sich, immer und immer wieder.

Manchmal, wenn Amanda, zitternd noch, Fabius' Hand auf ihrem Bauch spürte, die nach unten wanderte und das Spiel sich wiederholte, wusste sie, das,das würde sie nie wieder erleben und mit der Kraft einer Ertrinkenden hielt sie Fabius fest.



Und Fabius, ja Fabius, verschwand. Verschwand in ihrem Körper, in ihrer Seele, in ihr.

Sie merkte es erst, als sie aufwachte und sich erinnerte, dass es noch das Studium gab, dass sie ein Examen machen wollte und dass sie Vorlesungen und Seminare besuchen musste.

Fabius hatte sein Studium vergessen, ad acta gelegt, er wollte in Liebe leben, mit Amanda, mit keiner sonst.

Amanda versuchte ihn zu überzeugen, dass sie später einmal einen Broterwerb bräuchten und sie begann, wieder Vorlesungen zu besuchen.

Fabius wurde stiller und stiller. Er vermied es, die Wohnung zu verlassen, sein Schweigen wuchs.



Amanda erschauerte in der kühlen Sommernachtluft. Das Sternenbild hatte sich gewandelt.

Sie mochte sich nicht weiter erinnern, denn nun fing die Suche an. Fabius war eines Tages verschwunden.



Amanda ließ das Fenster offen und ließ sich rücklings auf die weiche, leichte Sommerdecke ihres Bettes fallen. Sie schlief ein, so wie sie war.
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Punktestand der Geschichte:   62
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