Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Tintentod      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. Oktober 2010
Bei Webstories eingestellt: 25. Oktober 2010
Anzahl gesehen: 2884
Seiten: 15

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


10

Die Werkstatt schloss in den ersten beiden Januarwochen und bei Rick wurde die Langeweile zum Dauerbrenner. Er durchwühlte die Zeitungen nach anderen Jobangeboten, aber bis auf Aushilfen in der ansässigen Konservenfabrik gab es nicht viel, was für ihn überhaupt infrage kam. Sophie meinte, er solle es einfach in der Fabrik versuchen, selbst wenn er dort nur einen Aushilfsjob bekam, den er zusätzlich neben den Stunden in der Werkstatt machen konnte. Er dachte an sein Versprechen, zog sich ordentlich an, putzte seine Schuhe und fuhr in die Fabrik. Dort scheiterte er an dem Personalfragebogen, den er vor dem persönlichen Gespräch ausfüllen sollte. Es begann schon bei den Fragen zum Familienstand.



Was geht die das denn an? dachte er und machte überall ein Kreuz. Ledig. Alleinstehend. Plane zu heiraten. Verheiratet. Geschieden. Geschieden mit Kindern. Verwitwet. Verwitwet mit Kindern. Den Bogen gab er mit einem freundlichen Grinsen bei der Sekretärin ab, zog seine Jacke über und ging.

Ich warte einfach, bis in der Werkstatt wieder was los ist, dachte er, ich muss sowieso nach New York zurück.



Nach dem ersten Arbeitstag nach den Feiertagen lud Fred ihn auf ein Bier ein und es blieb an diesem Abend nicht bei einem. Sie hatten eine Menge Spaß, machten dumme Witze über den Barkeeper, den sie nur den „Bewegungslegastheniker“ nannten, weil es genau das war, was er war, und der in seiner Unsicherheit ständig Tabletts mit Gläsern und Snacks fallen ließ. Es war sehr spät, als er nach Hause kam. Carlos fiepte ihn bereits hinter der Tür an, als er versuchte, die Haustür zu öffnen, aber den Schlüssel nicht ins Schloss bekam und darüber furchtbar kichern musste.

Einmal im Haus, begrüßte er Carlos und scheuchte ihn vor sich her bis in Sophies Zimmer, wo er wieder versuchte, sehr leise zu sein, was aber unnötig war, denn Sophie war noch wach. Sie las eines ihrer alten Jugendbücher, saß im Schneidersitz auf ihrem Bett. Neben ihr lagen Briefblöcke, loses Papier, Kugelschreiber und Filzstifte.

„Wo bist du so lange gewesen?“ fragte sie, schnippte einen Kugelschreiber nach ihm, „du hättest anrufen können.“

„Fred und ich waren einen trinken.“

„Das ist offensichtlich.“

„Ich bin voller Farbe“, sagte Rick, „wir haben zwei Wagen neu lackiert.
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Mir tut der Rücken weh, das kann ich dir sagen.“

„Leg dich hin“, sagte Sophie, räumte die Sachen auf dem Bett beiseite, „ich massiere dich.“

Er summte irgendwas, schaffte es noch nicht einmal mehr, die Zähne auseinander zu bekommen und ließ sich bäuchlings auf das Bett fallen. Ehe sie noch mal nachfragen konnte, war er eingeschlafen.

Sophie betrachtete ihn verwirrt, stützte den Kopf in die Handfläche und blieb eine ganze Weile neben ihm hocken, in der Hoffnung, er wäre nur kurz eingeschlafen und würde nach einem Nickerchen wieder aufwachen, aber seinem Atem nach schlief er bereits nach wenigen Minuten tief und fest.

„Was hast du angestellt?“ flüsterte sie.



Der Winter in Maine war endlos, die Schneemassen blieben oft bis in den April hinein und der Frühling war oft so kurz, dass ihn kaum jemand wahrnahm. Sophie sagte, man müsse den Winter und die Mud Season davor und danach schon lieben, wenn man in Maine lebte, und Rick erwiderte, er könne sich vorstellen, den Rest seines Lebens auf einem Snowmobile herumzufahren. Ihr Bauch nahm sehr deutliche Formen an, und obwohl sie behauptete, die Hormone würden sie überhaupt nicht verändern, war sie gereizt und aufbrausend.

Rick wagte es nur ein einziges Mal, sie nach ihren weiteren Plänen zu fragen, ob er die Prüfung bereits bestanden habe und flüchtete vor ihr aus dem Haus. Er nahm Carlos mit an den Strand und sammelte ein paar Muscheln.

Sie weiß, dass ich bald verschwinden muss, dachte er, bis dahin sollte sie sich entschieden haben, ob ich überhaupt zurückkommen soll.



„Ich nehme den Bus nach New York“, sagte Rick, „natürlich könnte ich deinen Wagen nehmen, aber was machst du dann hier ohne? Du wirst sehen, ich bin schneller wieder hier, als…“

„Du wirst nicht zurückkommen“, sagte sie.

Sie hockten in einer windgeschützten Ecke am Strand, hatten sich aneinandergekuschelt und trugen beide dicke Mützen und hatten die Kapuzen bis über die Nasen gezogen.

„Du weißt, dass ich zurückkomme. Ich werde nur Dom und die alten Freunde besuchen, ein paar meiner Klamotten holen und dann bin ich wieder hier.
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Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie nach der Geburt des Babys bei ihren Eltern bleiben oder ob sie sich ein Haus in der Nähe suchen wollte. Wenn sie Pläne schmiedete oder bereits in ihrem Kopf hatte, sagte sie nichts davon.

„Ich weiß, dass der Job in der Werkstatt nicht das Beste ist, aber er macht mir Spaß. Fred ist in Ordnung und er würde mir mehr Arbeit geben, wenn mehr Arbeit da wäre.“

„Für dich ist das keine Arbeit, Rick. Du versuchst nur, es mir recht zu machen und diese Werkstatt kam gerade recht.“

Rick konnte sie in der sitzenden Position weder schütteln noch anstupsen und er reagierte auf diese alberne Anschuldigung nicht. Als er nichts sagte, begann sie wieder mit ihrem Lieblingsthema – Junge oder Mädchen? und Rick war froh, nicht reagiert zu haben.

„Du hast doch bestimmt schon Hunderte von diesen schlauen Baby-Büchern gelesen, du wirst schon wissen, was es wird.“

„Und was meinst du?“

„Was soll ich meinen?“

„Was sagt dein Bauchgefühl?“

Er überlegte, wühlte seine Hand, die ihre festhielt, tiefer in die Jackentasche und versuchte sich vorzustellen, ob er lieber einen Jungen oder ein Mädchen hätte. Es gab vermutlich mehr Leute in seiner Vergangenheit, die ihm weder das eine noch das andere wünschten, und eine ganz spezielle Person hatte gesagt, er sei es nicht wert. Er würde nur Schlechtes weitergeben. Daran dachte er, als er sagte: „Ich glaube, es wird ein Mädchen.“



Sophie brachte ihn zum Bus. Sie stand auf der Straße neben dem Fensterplatz, den er sich ausgesucht hatte und winkte, als er losfuhr. Sie machte ein komisches Gesicht und brachte ihn zum Lachen, es schien nicht wirklich ein Abschied zu sein. Zumindest schien sie nicht mehr daran zu glauben, dass er nicht mehr zurückkam.

Rick nutzte die ersten Stunden in New York, um nach Hollis zu suchen, stellte fest, dass sich die Wohnwagenkolonie aus zukünftigen berühmten Malern und Drogentoten restlos aufgelöst hatte, und auch Hollis irgendwohin verschwunden war. Es war sinnlos, alle Treffpunkte nach ihm abzuklappern, also fuhr er zur Bowery und marschierte in den Albatros. Mickey hockte dort herum, nervte Ian hinter der Theke, der Rick im ersten Moment nicht zu erkennen schien.
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Dann zapfte er ein Guinness und sagte: „Hallo, Fremder.“

Mickey pfiff durch seine Zahnlücke, ganz begeistert, jemanden gefunden zu haben, der ihm ein paar Biere spendieren würde. Rick trank nach Monaten sein Erstes Guinness und hörte die Engel singen. Die letzten Meilen hatte er sich nur noch auf dieses Bier gefreut.

„War Hollis heute schon hier?“ fragte er.

Ian schüttelte den Kopf.

„Hab ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen“, sagte Mickey, „was machst du wieder hier? Du siehst nicht so aus, als hättest du im Knast gesteckt.“

„Ich suche ein Motorrad“, erklärte Rick. Dieser Gedanke war ihm während der Busfahrt gekommen. Mit einem Motorrad war er schnell unterwegs und es war bei Weitem nicht so teuer wie ein Auto.

„Ist dir eines geklaut worden?“ gackerte Mickey und Rick gab ihm ein Bier aus, damit er den Mund hielt.

„Ich hab vielleicht was für dich“, meinte Ian, drehte sich zu dem Spiegel an der Theke herum, an dem jede Menge Notizzettel und Ansichtskarten hingen. Er riss einen gelben Zettel herunter, „der Typ hier will eins verkaufen. Vielleicht hast du Glück.“

Jesse Morrison, Honda VT 750 C Shadow, stand auf dem Zettel, dazu eine Telefonnummer.

Rick sagte: „Reich mir mal das Telefon rüber.“

Er wählte die Nummer, horchte und legte wieder auf.

„Anrufbeantworter“, sagte er, „ich versuche es später noch mal.“

Ian zuckte mit den Schultern und sagte: „Du kannst auch warten, bis er herkommt. Ich zeig ihn dir, wenn ich ihn sehe, er taucht meist gegen sieben auf.“

Rick hockte sich an die Theke, war ohnehin zu müde, um etwas anderes zu unternehmen und wartete. Draußen wurde es dunkel, die Säufersonne ging auf und der Albatros füllte sich zunehmend mit den gleichen abgerissenen Leuten, die es schwer hatten, in anderen Bars unterzukommen. Es waren viele Nachkommen irischer Einwanderer unter ihnen, die das Gefühl und die Sehnsucht nach ihrer Insel hochhielten, obwohl sie sie nie gesehen hatten.

Irgendwann tippte Ian Rick auf die Schulter und deutete zu einem Mann hinüber.

Rick kannte ihn vom Sehen, hätte aber nicht gewusst, dass er Jesse Morrison hieß und etwas mit dem Boxclub zu tun hatte. Er wechselte den Platz an der Theke und setzte sich neben ihn.
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„Ich hab von Ian den Tip bekommen, dass du deine Maschine verkaufen willst.“

„Hast du Interesse?“ fragte Jesse. Er hatte ein Glas Cider vor sich stehen und neben ihm saß ein junger schwarzer Kerl, der beide Augenbrauen getackert hatte. Er nippte an einem Wasser und sah Rick neugierig an. Jesse war deutlich älter, etwa in Ricks Alter und hatte ebenfalls die Spuren von einigen Boxkämpfen im Gesicht.

„Ja, klar“, sagte Rick. Jesse schrieb ihm die Adresse auf die Rückseite eines Bierdeckels und sagte, er solle am nächsten Tag vorbeisehen, wenn er Zeit hatte.

„Die Maschine steht nur noch rum“, erklärte er, „deshalb will ich sie verkaufen.“

Sie tranken noch ein paar Biere zusammen, sprachen über das Boxen und Pferderennen, über New York und über Frauen, bis Jesse und sein Freund sich verabschiedeten.

Weil Hollis nicht aufgetaucht war und Rick keine Unterkunft hatte, lud Ian ihn zu sich ein.

„Ich hab nichts dagegen, wenn du ein oder zwei Nächte bei mir auf der Couch schläfst“, sagte er, „hatte auch nicht damit gerechnet, dass du dich um eine Hotelreservierung gekümmert hast.“

Martha hatte ihm eine ähnliche Frage gestellt, in welchem Hotel er übernachten würde und er hatte mit einem ehrlichen Gesicht gesagt, er würde bei einem Freund unterkommen.

Sicher war, dass er bei dem üblen Schmuddelwetter nicht auf der Straße kampieren würde. Aus den Schuhen war er herausgewachsen.



Ian hatte eine winzige Wohnung über einem chinesischen Restaurant ein paar Straßenecken weiter und sie schlossen gemeinsam das Albatros ab und marschierten zu ihm nach Hause. Sie waren eilig unterwegs, der Wind trieb ihnen den dicken Schneeregen entgegen und Rick rief, er hätte bei dem Scheißwetter auch in Maine bleiben können.

Ian bewohnte die Wohnung im dritten Stock, machte einen letzten schwarzen Tee, um sich und Rick wieder aufzuwärmen und sie hockten sich vor den laufenden Radiator.

„Du hättest nicht zurückkommen sollen, wenn du einmal den Absprung geschafft hast“, sagte Ian. Er reichte Rick den Teebecher.

„Ich erledige nur ein paar Dinge und fahre zurück. Glaubst du, ich verschwinde einfach, ohne mich vorher richtig zu verabschieden?“

Rick schlief auf der Couch unter zwei Decken, weil er den Radiator wegen des lauten Röhrens nicht laufen lassen wollte, und steckte den Kopf unter das Kissen.
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Er war den Straßenlärm nicht mehr gewöhnt, früher hatte er ohne ihn überhaupt nicht schlafen können.



Das El Barrio war eine Boxschule in einer wenig ansprechenden Gegend, aber damit hatte Rick kein Problem. Er fragte am Empfang nach Jesse und musste nur wenige Minuten warten.

„Sie steht hinten auf dem Parkplatz“, sagte er, reichte Rick die Hand, „bist du gut hergekommen?“

„Ich bin nur zweimal überfallen worden auf dem Weg hier hin“, sagte Rick, „waren nette Jungs.“

Die gute Laune verging ihm, als er die Honda saß. Sie sah aus, als habe sie elf Jahre auf dem Grund des Hudsons verbracht. Trotzdem schwang er sich auf die Shadow, trat sie an und ließ den Motor aufheulen. Jesse stand daneben, beobachtete ihn und sagte: „Du bist schon lange nicht mehr im Albatros gewesen.“

„Ich bin unter die Fischer gegangen“, rief Rick, die Maschine rollte unter seinem Hintern los, machte einen Hopser, „die saufen genauso, riechen nur etwas strenger.“

Jesse machte eine rollende Bewegung mit dem ausgestreckten Zeigefinger und Rick knatterte mit der Honda in weiten Runden über den Parkplatz, gab Gas, bremste ab und hielt neben ihm wieder an.

„Sieht aus wie ein Haufen Scheiße, wenn ich das sagen darf, aber der Motor hört sich gut an. Verliert kein Öl, Bremsen scheinen in Ordnung zu sein. Weshalb gibst du sie ab?“

„Ich fahre sie nicht mehr, bin auf einen ordentlichen Wagen umgestiegen.“

„Hab ich das richtig verstanden? Dir gehört das El Barrio?“

„Mir das El Barrio und mein Arsch gehört der Bank. Was sagst du?“

„Ich würde sagen, dass du sie mir für einen ordentlichen Preis lassen kannst, weil du nicht auf das Geld angewiesen bist.“

„Den Preis verhandeln wir in meinem Büro“, sagte Jesse.

Rick war so beeindruckt von den vielen Fotos und Zeitungsausschnitten, die an den Wänden hingen, dass er darüber hinaus die Honda Shadow vergaß.

„Der trainiert auch hier? Und der auch? Hast du was dagegen, wenn ich mal vorbeikomme, wenn der hier trainiert? Ich glaub es nicht.
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Jesse hatte einen Standardvertrag aufgesetzt, obwohl Rick das nicht für nötig hielt, aber er bestand darauf.

„Setz dich endlich, Rick, damit wir das hier über die Bühne bringen können.“

Sie einigten sich auf einen guten Preis für die Maschine, allerdings sagte Rick, dass er einige Tage brauchen würde, um das Geld zusammenzubringen.

„Wenn man plötzlich auf dem Schiff der Ehrlichkeit segelt, ist Geld nicht das, was dann ganz oben schwimmt“, sagte Rick, „aber ich kriege es zusammen.“

„Kein Problem“, sagte Jesse, „komm mit dem Geld und ich mache die Papiere fertig. Und oh, du solltest sie durchchecken lassen, bevor du dich auf die weite Reise machst.“

„Werde ich machen.“

„Bleibst du in Maine?“

Wenn ich es wieder dorthin schaffe, dachte er, dann bleibe ich auch dort. Erst mal muss ich Hollis finden.

„Ich hab noch keine Ahnung, wie es in Maine weitergehen wird“, sagte er, „aber ich weiß, dass ich nicht hierbleiben werde.“



Wochen später, als Rick New York längst verlassen hatte, traf Jesse auf Hollis, der ihm im Albatros sein Leid klagte, als er dazu genug getrunken hatte.

„Rick ist vollkommen durchgeknallt. Haut einfach nach Maine ab, auf so eine Insel, wo nur Krabbenfischer hausen.“

Jesse dachte, dass es in Maine eher die Hummerfischer waren, aber er hielt den Mund.

„Hält es hier nicht mehr aus, sagt er. Dieser alte Idiot. Sophie ist ein tolles Mädchen, aber deshalb muss er doch nicht von hier verschwinden.“

Jesse gab Hollis ein weiteres Bier aus und sagte, er solle froh darüber sein, dass sein Kumpel die Kurve gekriegt hatte.



Hollis hatte den ganzen Vormittag im Bett verbracht, sich gegen Mittag aufgerafft und im Albatros ein Plastiksandwich gegessen. Dort verbrachte er ein paar Stunden, dann wollte er nach midtown, um ein bisschen Geld zu machen, aber das Wetter war so unfreundlich, dass er sich nicht vor die Tür wagte. Einige Kumpel kamen am frühen Abend, sie spielte Snooker und tranken sich gegenseitig unter den Tisch. Für Hollis war es nicht tragisch, wenn er nicht immer Bargeld dabei hatte, er fand immer jemanden, den er anschnorren konnte.

Nachdem er aus dem Trailerpark rausgeflogen war, hatte er mal hier und nach da geschlafen, war aber er mittlerweile bei einer Freundin untergekommen.
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Leyna war nur eine gute Freundin und wollte nichts von ihm, aber immerhin stellte sie ihm ein Zimmer zur Verfügung und zwar zufrieden, wenn er ab und zu Geld für die Miete abdrückte. Sie hielt sich mit diversen Freiern über Wasser und redete die ganze Zeit davon, damit sofort aufzuhören, sollte sie genug Geld zusammenhaben. Sie wussten beide, dass das nicht geschehen würde.

Hollis wechselte von den Snookertischen zur Bar, schnorrte ein paar bekannte Gesichter nach Geld an, versuchte alte Schulden einzutreiben und verbrachte so seinen Tag wie alle Tage. Ab und zu ging er vor die Tür, schnupperte in die kalte Luft und sah nach, ob noch alles in Ordnung war. Wenn die Polizei auftauchte, verzog er sich sofort durch die Hintertür.

An der Theke bestellte er sich ein weiteres Stout, und griff sich eine Tüte Erdnüsse, als Ian gerade nicht hinsah. Ohne sich umzudrehen, rief Ian: „Das hab ich gesehen, Hollis.“

Hollis drückte die Tüte auf, ignorierte sowohl Ian als auch die Tür, die wieder aufschwang und einen neuen Gast hereinließ. Er sah erst auf, als Ian sagte: „Ich hab dir doch gesagt, dass er wieder da ist.“

Sie umarmten sich stumm, als wollten sie kein Aufsehen erregen und gingen nach draußen. Rick hatte eine Tasche über der Schulter hängen und einen Motorradhelm unter dem Arm geklemmt, sein wirres Haar war platt gedrückt, wo der Helm gesessen hatte und an seinem stoppeligen Kinn hatte er eine rote Druckstelle.

„Ich bin etwas durch die Gegend gefahren und hab mir die alten Plätze angesehen. Ich kann nicht glauben, was sich alles verändert hat. So lange war ich gar nicht weg.“

„Ich hätte nicht erwartet, dass du es da oben so lange aushältst.“

Sie wanderten die Bowery hinauf, vorbei an den chinesischen Schnellimbissen, Wäschereien und Discountsupermärkten, an verlassenen Häusern und Geschäften, eingeworfenen Scheiben, ausgebrannten Ruinen, noch von Polizeibändern abgesperrt, ausgeschlachteten Autos.

„Ich hab mich umgekrempelt“, sagte Rick, „ich bereite mich auf den Besuch bei José vor und dann gehe ich zurück.“

„Mit einem Motorrad?“ Hollis deutete auf den Helm.
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„Warum nicht?“

„Wo steht das Ding?“

Rick grinste breit, fischte sein Schlüsselbund aus der Jacke, klimperte damit und sagte: „Lust auf eine kleine Fahrt durch die Nachbarschaft?“

Er hatte die Shadow in einer Seitenstraße abgestellt und darauf vertraut, dass sie unbeschadet noch da stehen würde bei seiner Rückkehr. Rick warf den Motor an, ließ Holllis hinter sich aufsteigen und rief: „Halt dich fest, buddy!“

Sie fuhren die halbe Nacht bis nach New Jersey, aßen Hot Dogs und standen lange vor dem Schrottplatz, der durch ein windiges Geschäft einmal ihnen gehört hatte. Es war Mascots Idee gewesen und das Ganze schien zweihundert Jahre her zu sein. Es war noch immer ein Schrottplatz, aber er bedeutete ihnen nichts mehr.

„Wie hat Dom reagiert, dass du wieder hier bist?“ fragte Hollis.

Rick war die Tage, die er bereits in New York war, damit beschäftigt gewesen, alte Freunde zu treffen und das fehlende Geld für die Honda zusammenzubekommen und er hatte es noch nicht gewagt, Dom einfach anzurufen und zu verkünden, dass er wieder in der Stadt war. Obwohl er Dom seit vielen Jahren kannte, wusste er nicht, wie er reagieren würde. Er wollte von Dom auf keinem Fall hören, dass er es schon immer gewusst habe und ihn zwang, von Sophie und dem Baby zu erzählen.

Aber er war froh, dass Hollis noch von nichts wusste.

„Ich fahr morgen zu ihm“, sagte Rick, „freue mich schon auf das Gesicht seines Vorzimmerdrachens, wenn ich im Büro auftauche.“

„Oh“, machte Hollis und machte eine fahrige Handbewegung Richtung Schrottplatz. Rick dachte, er würde etwas über ihre guten Zeiten dort verlieren, weil er bei dem Anblick der aufgestapelten verrosteten Autos an die guten alten Zeiten denken musste, aber was Hollis sagte, hatte nichts damit zu tun.

„Du brauchst im Büro nicht vorbeizufahren“, sagte er, „er ist zu Hause. Vor zwei Wochen ist er aus dem Krankenhaus gekommen.“

Wieder sein Magen, dachte Rick, seine Schwachstelle. Ich hätte mich öfters bei ihm melden sollen, verdammt.

Sie rauchten die letzten beiden Zigaretten und fuhren zurück.

„Trinken wir noch einen?“ fragte Hollis. Rick wäre gerne schlafen gegangen, aber als er Hollis ansah, wusste er, dass er sich jetzt nicht einfach verabschieden konnte.
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Sie mussten über ein paar Dinge sprechen, zu denen später möglicherweise keine Zeit mehr war.

„Ich schlaf bei Ian, da können wir ihm auch auf die Nerven gehen, bis er den Laden zumacht.“

Sie halfen Ian dabei, die letzten Alkoholleichen auf die Straße zu befördern, die Stühle hochzustellen und den Boden zu kehren, und alles andere, was so anstand, bekamen dafür ein letztes Stout ausgegeben und saßen an der Theke zusammen. Ian zeigte ihnen ein paar Fotos, die er aus seiner alten Heimat bekommen hatte. Seine Schwester hatte ihm einen langen Brief geschrieben, in dem sie sich über ihren Ehemann ausließ. Es hörte sich nicht gerade nach einer Liebesheirat an.

„Bei uns zu Hause“, sagte Ian, „da heiratet man, weil man von zu Hause weg will oder weil man seine Freundin sperminated hat.“

„Weil man was?“ fragte Hollis und Rick stieß ihm in die Rippen. Das Thema wollte er nicht vertiefen.

„Meine Schwester macht da jedenfalls keine Ausnahme. Sie erwartet ihr fünftes Kind und scheint damit auch nicht aufhören zu wollen.“

Auf den Fotos sah sie rund und zufrieden aus, sie war eine ausnehmend hübsche Frau und Rick meinte, sie könne unmöglich Ians Schwester sein.

„Hast du eigentlich schon was ausgefressen, seit du wieder hier bist?“ fragte Ian.

„Kann mich nicht erinnern“, sagte Rick.

„Der Rücken war hier“, sagte Ian und sah Rick prüfend an, „er hat nicht direkt nach dir gefragt, aber er war schon seit Monaten nicht mehr hier. Vielleicht wollte er auch nur in alten Erinnerungen schwelgen.“

Sie benutzten den Spitznamen „der Rücken“, um den verhassten Laurenson nicht bei seinem Namen nennen zu müssen.

„Er ist kein Cop mehr“, sagte Rick, „und ich glaube nicht, dass er unter die Privaten gegangen ist. Was immer er hier wollte, er wollte nicht mich.“

Laurensons Unfall, bei dem er sich den Rücken gebrochen hatte, lag einige Jahre zurück, und obwohl Rick es immer abgestritten hatte, etwas damit zu tun zu haben, ahnte er, dass er der Auslöser dafür gewesen sein könnte.

„Ich fahr dich nach Hause“, sagte Rick, „wo bist du untergetaucht?“

Hollis war in die Nachbarschaft zurückgekehrt nach dem Debakel im Trailer Park und er musste sich mit seinem betrunkenen Kopf gut an Rick festhalten, um nicht vom Motorrad zu fallen.
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Vor den Delancy Street Apartments bremste Rick die Honda so schwungvoll ab, dass das Hinterrad zur Seite wegrutschte und Hollis sprang stolpernd herunter, bevor sie richtig zum Stehen kam. Er torkelte, fand das Gleichgewicht wieder und sagte: „Kommst du mit hoch?“

„Wenn du was Besseres zu bieten hast als eine durchgesessene Couch.“

Das Mietshaus war scheußlich, die oberen Stockwerke waren unbewohnt, weil das Dach undicht war und sich niemand um die Reparatur kümmerte. In den meisten Apartments lebten Mieter, die schon lange keine Miete mehr bezahlten.

„Leyna hat mir ein Zimmer überlassen. Du kannst es dir aussuchen, du teilst das Bett mit mir oder du schläfst auf dem Fußboden.“

Sie teilten sich das Bett. Hollis zog sich die Schuhe und Socken aus und kroch unter die Decken, murmelte: „Es ist gut, dass du zurück bist.“

„Du hast mir auch gefehlt, buddy.“

Rick zog sich aus, warf seine Klamotten, die nach Bier und Zigarettenqualm stanken, auf den Boden und kroch ebenfalls unter die Decken. Er schlief ein, während er den Geräuschen aus den anderen Wohnungen lauschte. Irgendwo hatte jemand den Fernseher so laut gestellt, dass die Panzer aus dem zweiten Weltkrieg praktisch an seinem Bett vorbeifuhren, nebenan hatte ein glückliches Paar Sex und irgendwo über ihnen schlug jemand mit einem Hammer seine Wohnungseinrichtung zu Bruch. Auf der Straße nahm das Geheul der Polizeisirenen kein Ende und begleitete ihn bis in seine wirren Träume.

Am Morgen zwang Rick ihn früh aus dem Bett und spendierte ihm ein ordentliches Frühstück in einem Café, dann fuhren sie los, Ricks Klamotten aus diversen Schließfächern und von Freunden abzuholen. Das meiste davon warf Rick weg, er behielt nur so viel, was in eine dicke Reisetasche passte.

Soviel zu meinem früheren Leben, dachte er, nichts weiter übrig als das alte Zeug hier und eine Menge Erinnerungen.

„Bei Dom hab ich noch Mascots Sachen und die Fotos“, sagte er, „aber da fahr ich allein hin.“

Dom hatte immer wieder Ärger mit seinem Magen gehabt, bei Magengeschwüren angefangen und Rick wusste von mindestens einer Operation, die er hinter sich hatte.
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Er lebte in einer gediegenen und trostlosen Ecke von Hackensack, New Jersey, in einem holzverkleideten zweistöckigen Haus mit roten Dachschindeln. Den Vorgarten, den einst seine Frau angelegt hatte, hatte er zum Parkplatz gemacht und den kleinen Garten hinter dem Haus ließ er verwildern, umgeben von einem löcherigen Holzzaun.

Rick fuhr sehr langsam, ließ die Honda vor dem Haus ausrollen und stellte sie neben dem Dodge ab. Dieser Dodge brachte sein Herz noch immer zum Rasen.

Der Dodge Convertible war es gewesen, der ihn mit Dom bekannt gemacht hatte, wenn er es hätte freundlich ausdrücken wollen. Dom hatte ihn dabei erwischt, wie er versucht hatte, ihn zu klauen und hätte ihn um ein Haar deswegen festgenommen.

Hätte er es damals getan, dachte Rick, hätte ich irgendwas anders gemacht?

Er tätschelte die Motorhaube, sah im Augenwinkel die Gardine am Küchenfenster in Bewegung und drehte sich herum. Dom winkte ihm zu und erschien Sekunden später in der Tür. Er trug Jeans und ein Polo-Shirt, sein Haar war etwas dünner und grauer als noch vor Monaten und er war dünn.

Männer in seinem Alter werden entweder fett oder dünn, dachte Rick und grinste, mach dir deshalb keine Sorgen.

„Hey“, rief Dom, „ich wollte schon die Bullen rufen, weil sich da jemand an meinem Wagen zu schaffen macht. Komm rein, seit wann bist du wieder in der Stadt?“

„Seit ein paar Tagen, hab mit Hollis rumgehangen und bin durch die Gegend gefahren.“

Dom trat einen Schritt auf die Veranda, ließ Rick an sich vorbei ins Haus und warf einen neugierigen Blick auf die abgestellte Shadow.

„Da oben in Maine alles in Ordnung?“ rief er. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Sophie schwanger auf einem Motorrad fahren würde, und er hoffte, Rick hatte sich die Honda nicht auf seine übliche Art und Weise besorgt.

Rick rief aus der Küche, es sei alles bessss-tenssss.

Dom machte ihm Kaffee und sich selbst einen Kräutertee. Er wechselte nur einen kurzen Blick mit seinem alten Freund und musste nichts weiter erklären.

Sie saßen an der breiten Durchreiche zwischen Küche und Wohnzimmer. Es hatte sich nichts verändert, seit Rick das letzte Mal hier gewesen war, das gab Rick das seltsame Gefühl, dass mit Dom alles in Ordnung sein musste, selbst, wenn er wieder einige Zeit im Krankenhaus verbracht hatte.
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„Bist du nur hier, um deine Klamotten abzuholen, oder ist da noch etwas anderes?“

„Meine Abschiedsrunde. Ich werde noch den Mann treffen und dann fahre ich zurück. Du wirst mich in Maine besuchen müssen, wenn du eine dicke Sophie sehen willst.“

Ich bin nicht das Problem, dachte Dom, wenn der Mann ihn nicht gehen lässt, was wird er dann machen? Er hätte sich niemals auf ihn einlassen dürfen. Böse Sache.

„Wenn das Baby da ist, komme ich euch besuchen“, sagte er, „das ist ein Versprechen.“

Er leerte seine Tasse Tee, klatschte sich auf die mageren Oberschenkel und sagte, es sei Zeit, dass Rick seine alten Sachen durchsah und aussortierte, was er mitnehmen wollte.

„Ich lass dich dabei allein“, meinte er, „es ist besser, wenn du ungestört bist, während du in deiner Vergangenheit herumwühlst.“ Er wusste, dass viele von den Dingen in der Abstellkammer Mascot gehört hatten.

In der Kammer, kaum größer als ein Kleiderschrank, lagen Kartons, Tüten, alte Taschen, angefüllt mit den Erinnerungen vieler Jahre. Rick zog an der Schnur, die mit der nackten Glühlampe unter der Decke verbunden war, und blinzelte in dem staubigen Licht umher. Die Kammer war zu eng zum Aussortieren, also warf er alles in den Flur, hockte sich auf den Boden und öffnete nacheinander die Taschen und Kartons. Er fand so viele Dinge, die er längst vergessen hatte. Die alte Kleidung warf er sofort zur Seite, er war sicher, diese ausgestellten Cordhosen nie wieder tragen zu wollen, ebenso wenig wie die furchtbaren Jacken. Er entdeckte Schuhe, aber immer entweder den Rechten oder den Linken, dass er überlegte, ob er jemals einen Einbeinigen gekannt haben mochte. In einem Briefumschlag waren Fotos, die er ebenfalls vergessen hatte, er steckte ihn nach einem kurzen Blick hinein in seine Hosentasche. Ein zerbrochener Walkman, halb zerrissene Taschenbücher, eine Fahrradklingel, einen Satz Schraubenschlüssel, ein Knäuel Elektrokabel, und in einem Karton entdeckte er die Sachen, die Mascot gehört hatten. Der Karton war mit einem roten Schnürsenkel zugebunden und er legte ihn ungeöffnet sehr sorgfältig beiseite.
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Rick war sich nicht sicher, ob er ihn jemals öffnen würde.

„Scheiße“, rief er plötzlich, lachte laut auf, dass Dom um die Ecke kam und nach ihm sah, „da sind die geblieben!“

Er warf Dom die Tüte mit einem Dutzend Armbanduhren entgegen, billige Imitate, die er und Mascot hatten verhökern wollen, weil sie dachten, es könnte ein gutes Geschäft werden.

„Wir wollten sie mit einem halben Jahr Garantie verkaufen“, sagte er grinsend, „und dabei sind die alle schon stehen geblieben, bevor wir sie loswerden konnten.“

„Weg damit?“ fragte Dom und er sagte: „Weg damit.“

Ebenso wanderten die Musik-Cassetten in den Müll, alte zerrissene Landkarten und Stadtpläne. Ein Taschenbuch fiel ihm herunter und klappte auf, darin lagen die gefalteten Entlassungspapiere, von denen er geglaubt hatte, er habe sie schon damals in Indiana verbrannt. Er steckte sie ein.

„Ich hol einen neuen Müllsack“, sagte Dom, „da kannst du den ganzen Plunder reinstecken.“



„Ich hab hier noch was“, sagte Dom, „die hast du mir zur Aufbewahrung gegeben.“ Er reichte Rick einen Manila-Umschlag. Rick grinste. Es waren größtenteils die Fotos, die Dom für die Sache in Ft. Lauderdale zusammengesucht hatte.

Wenn das Baby einmal groß ist, dachte Rick, kann ich ihr die Fotos zeigen und erzählen, was ihr alter Daddy vor ein paar Jahren noch getrieben hat. Sie wird vermutlich darüber lachen und sich lustig machen, wie bescheuert wir ausgesehen haben.

„Bleibst du noch zum Essen?“

Eigentlich hatte Rick keine Zeit, er wollte so schnell wie möglich das Treffen mit dem Mann hinter sich bringen, aber er sagte zu. Es war keine kleine Stimme, die ihm einflüsterte, noch zu bleiben, es war der Ausdruck auf Doms Gesicht. Er war verzweifelt und tat alles, um es nicht nach außen dringen zu lassen.

Wer hat ihn besucht, als er krank war? dachte Rick, vielleicht hat er eine Karte zur guten Besserung vom Büro bekommen, aber ich glaube nicht, dass auch nur einer von ihnen mal vorbeigesehen hat. Vielleicht läd sich einer seiner alten Kollegen ab und zu ein, niemand hält so zusammen wie diese verdammten Uniformen.

„Haben sie dich wieder aufgeschnitten?“

„Nein“, sagte Dom, „sie haben mir Schläuche den Schlund runtergeschoben und alles untersucht, was sie kriegen konnten von da unten.
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“ Er legte die flache Hand auf seinen Magen. „Ich warte noch auf die Ergebnisse. Aber lass uns nicht davon reden, Okay? Wir fahren rüber ins Harleys.“

Sie nahmen den Dodge und fuhren die paar Straßen hinunter in die River Street. Das Harleys war ein kleiner Irischer Pub mit Restaurant, der von außen nicht viel hermachte, aber gutes Essen und gutes Bier versprach.

„Das Ding sieht noch immer aus wie ein brauner Schuhkarton mit Glupschaugen“, sagte Rick, als sie vor dem Gebäude standen. Sie bekamen einen guten Tisch, Dom begrüßte zwei anwesende Pärchen und er bestellte eine Platte mit den Spezialitäten des Hauses.

„Von jedem etwas“, erklärte er, „du darfst das essen, was ich nicht vertrage.“

Es war eine Menge, was Dom nicht vertrug, aber sie machten während des Essens Scherze darüber und Rick versprach, ab und zu anzurufen und ihn auf dem Laufenden zu halten. Sie wussten beide, dass er anrufen würde, um nach Doms Befinden zu fragen.





Bevor er sich mit dem Mann traf, fuhr er mit der Shadow nach Coney Island, wo er einen Burger aß und Sophie anrief. Die Verbindung war sehr schlecht und er konnte ihr gerade noch sagen, dass es ihm gut ginge und alles in Ordnung sei, bevor die Verbindung zusammenbrach. Er entschloss sich, wie in den guten alten Zeiten, ihr eine Postkarte zu schicken.

„Hast du Briefmarken?“ fragte er den Typen mit der durchgestylten Frisur, der ihm die kitschige Postkarte verkaufte. Er arbeitete in dem Souvenirladen unterhalb der Holzachterbahn und benahm sich, als sei es der beste Job der Welt. Auf Ricks Frage antwortete der Bengel: „Sicher, Mann. Willst du eine?“

Er schrieb Sophie, was er ihr hatte sagen wollen und warf die Karte am nächsten Briefkasten ein. Die Honda stand oben an der Straße und ein paar Kinder hüpften um sie herum. Er warf immer wieder einen Blick nach draußen, damit er sie rechtzeitig verscheuchen konnte.

„Ist das deine Maschine da draußen?“ fragte der Souvenirverkäufer und Rick sah ihn nur abschätzig an. Er hatte eine unfreundliche Erwiderung auf der Zunge, aber er sparte es sich.

Draußen setzte er sich den Helm auf und ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was er Sophie geschrieben hatte.
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Hoffentlich hatte er nicht zu viele dumme Fehler eingebaut, über die Candy sich dann totlachen würde.

Sind unterbrochen worden und schreibe dir deshalb. Das Wetter ist hier genauso schlecht, wie ich es in Erinnerung hatte. Was macht Carlos? Alles in Ordnung mit dir? Bin bald zurück, pass auf dich auf.
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Kommentare zur Story:

  Diesmal wird es spannender, aber alles ist immer noch sehr lebensecht beschrieben.  
   Petra  -  17.01.11 19:53

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  Es scheint sich etwas, nicht ganz Ungefährliches, für Rick zusammen zu brauen und Dom ist mir sympathisch. Schöner flüssiger Schreibstil. Ich bewundere immer wieder deine Authentizität.  
   Jochen  -  05.11.10 22:10

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  ...Sehr flüssig geschrieben, tolle Unterhaltungen eingebaut und die Spannung sehr professonel aufgebaut...
Ein weiteres starkes Stück!...beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  31.10.10 19:33

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Sebastian Krebs" zu "Ein Wort zum Valentinstag"

Durchaus nette Geschichte, die einen wohl wahren Kern behandelt. Fünf Punkte und ein Trullala!

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