Ein schmaler Grad Kapitel 9 (Historisch)   382

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Lilly      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. Mai 2010
Bei Webstories eingestellt: 9. Mai 2010
Anzahl gesehen: 2684
Seiten: 16

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Kapitel 9





„Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der Bösen.“



Jean-Jacques Rousseau



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„Lea … oh Lea, bitte … bitte wach doch auf.“

Tyra stand mit einer flackernden Kerze neben ihrem Bett und berührte zum Wiederholsten male sanft ihren Arm. Leise pfiff der Wind durch die hölzernen Klappläden und selbst die schweren Vorhänge hielten diesen nicht auf. Es war schon so bitterlich kalt des nachts. Tyra zog fröstelnd ihren dicken Schal noch etwas enger um sich herum und berührte erneut ihren Arm. Diesmal etwas fester und endlich reagierte Lea.

„Nein, nicht … es ist noch dunkel draußen, lass mich schlafen, geh in dein Bett bevor du dich noch erkältest. Wir reden morgen, ja?“

Ihre Stimme klang rau und sie drehte ihr den Rücken zu. Endlich konnte sie einmal schlafen, ohne von seltsamen Träumen geweckt zu werden, und nun weckte sie Tyra. Es war doch Tyra, sie klang so seltsam?

„Lea, wach endlich auf, bitte, es ist etwas schreckliches passiert.“

Erst jetzt hörte Lea, dass Tyras Stimme verweint und nicht seltsam klang. Langsam erhob sie sich nun aus ihren warmen Kissen. Sie rieb sich ihre noch verschlafenen Augen und fragte auf einmal hell wach, als sie Tyras Gesicht sah und erkannte, das sie vollkommen verweint und unglaublich traurig aussah.

„Was ist geschehen, warum hast du geweint?“

„Du musst mit mir kommen, bitte …“, sie flehte fast:“ Zieh dir etwas über.“

„Tyra?“

Doch sie bekam keine Antwort, nur ein Kopfschütteln und sah, dass sie schon wieder kurz vor einem Tränenausbruch stand, während sie sich abwendete und Richtung Tür ging.

Direkt schlug sie ihre Decken zurück, nahm den Umhang, der am Fußende ihres Bettes lag und schlang sich diesen um ihre Schultern. Er verdeckte kaum ihr knöchellanges weißes Nachthemd, dennoch folgte sie ihr so wie sie war barfüßig die Stufen nach unten. Die Steine waren fürchterlich kalt unter ihren nackten Füßen und es überkam sie ein Schauer nach dem anderen, während es wie kleine eiserne Nadeln in ihre Sohlen stach.
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Ängstlich, vollkommen ungewiss, zog sie den Umhang vor ihrer Brust dichter zusammen und sie betraten die Bibliothek. Ein wärmendes Feuer knisterte im Kamin, doch Wilberts kühler Blick, den sie beim eintreten auffing, lies in ihr keine Wärme aufkommen.

Sofort entdeckte sie die vier befreundeten Lairds, sie standen wahllos im Zimmer herum. Stumm blieb sie inmitten des Raums stehen und sah zu ihrer linken Hand herab, nach der Tyra auf einmal fest griff. Was ging hier vor sich und was verdammt noch mal, hatte sie hier verloren?

Diese seltsame Stille machte Lea Angst, die Blicke und die Gesichter verunsicherten sie ungemein.

Hier war irgendetwas passiert und es war nichts Gutes. Die Gesichter waren entweder starr, blass oder sogar wütend. So viele unterschiedliche geballte Emotionen, in solch einem kleinen Raum, verunsicherten sie so sehr, das sie am liebsten davon gelaufen wäre. Es war, als würde bald alles überkochen und sie hatte das Gefühl, besser nicht anwesend zu sein, wenn dies geschieht.

Ihr Blick glitt ungewollt über MacNamara, der neben dem Kamin stand, sich mit einer Hand an der Wand abstützte und dessen Augen müde auf sie herabschauten.

„Leathendra Bradley“, begann Wilbert, seine Stimme klang äußerst seltsam, hatte er etwa auch geweint? Warum wirkte er so schockiert und weshalb war er so blass? Warum schien es ihr, das es ihm schwer viel weiter zu sprechen? Es war ihr, als müsse er um jedes weitere Wort kämpfen.

Sie sah ihn erschrocken an und wartete wieder. Was war geschehen und was hatte sie verdammt noch mal damit zu tun? Er ließ sich unglaublich viel Zeit und das machte sie fast verrückt.

„Jason ist tot“, platzte es dann auf einmal aus ihm heraus und Lea erstarrte, es schien, als könne sie auf einmal nicht mehr atmen. Diese ausgesprochene Tatsache schlug ihr unvorbereitet wie eine Faust ins Gesicht und ihre Gefühlswelt brach in sich zusammen. Es herrschte nur noch Chaos. Sie konnte nicht glauben was sie gerade erfuhr, sie musste noch schlafen, das war es, sie schlief noch und dies alles hier war ein fürchterlicher Albtraum. Sie hatte sich doch gerade noch mit ihm unterhalten. Seine Stimme klang noch immer in ihrem Kopf nach und sie erinnerte sich an seine Augen, seinen skeptischen Blick, als würde er noch vor ihr stehen.

„Lea“, von weitem vernahm sie Tyras besorgte Stimme und blickte zögernd auf, in ihr ausdrucksloses Gesicht.
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Tränen rannten lautlos über ihre blasse Wange, sie stand unter Schock.

MacNamara sah dies und schlussfolgerte sofort daraus, das sie doch mehr für diesen jungen MacKneele empfunden haben musste, als ihr bis zu diesem Augenblick wohl bewusst war. Diese Erkenntnis schmerzte in seinem Innern und das machte ihn wiederum unwahrscheinlich wütend. Sie trauerte um einen Mann, den sie nicht kannte, den sie anscheinend doch liebte, nur das konnte die einzige Erklärung für ihren Gefühlsausbruch sein. Kein Mensch weint um einen anderen Menschen der ihm egal ist, so etwas gab es nicht.

MacNamara sehnte sich nach ihr und jetzt wurde ihm tatsächlich klar, dass verspottete er sie wirklich nicht haben konnte und das machte ihn wiederum wütend, weil er nichts dagegen tun konnte. Verdammter Idiot, verspottete er sich selbst, sehnt sich nach etwas so unmöglichen. Was war er, ein schwacher einfältiger Junge oder ein erwachsener Mann, ein Krieger? Fest stützte er sich jetzt mit beiden Händen am Sims des Kamins ab, blickte stumm in die leise knisternden Flammen und versuchte eine Antwort zu finden. Doch wollte ihm dies hier und jetzt nicht geläufig werden.

„Er wurde heute Nacht überfallen und ermordet … Hector, der Soldat der ihn begleitete, kam schwer verletzt zurück ….“ Wilbert schwieg kurz, schluckte schwer, rieb sich durch sein bleiches, im Augenblick alt wirkendes Gesicht und fuhr müde klingend fort:“ Man hat ihm … Gott“, stöhnte er auf einmal kurz schmerzverzehrt auf und sein ganzes Gesicht verzog sich dementsprechend:“ Sie hatten ihm Jasons abgeschlagenen Kopf an den Sattel gebunden und … und ihn eine Nachricht auswendig lernen lassen.“

Ihre Knie gaben nach. Übelkeit überrannte all ihre Sinne, als sie dieses schreckliche Bild plötzlich vor Augen hatte und sie sackte auf den harten und kalten Steinfußboden. Sie sah seine leeren Augen, sein blasses, vom Tot geküsstes Gesicht und den Mund, der tonlos offen stand. Stumm blickte sie auf ihre eiskalten Hände, die auf ihrem Schoss lagen. Sie spürte die pochende Wunde unter dem Verband den sie gestern Abend nicht wechseln wollte. Warum, wusste sie nicht. Zärtlich strich sie über die behelfsmäßige Bandage, das Blut war längst einmal hindurch gesickert und dunkel angetrocknet.
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Lea bemerkte Tyras Hand, die ihr beruhigend über den leicht zerzausten Kopf strich. Es fühlte sich an wie eine Mutter, die versuchte ihr Kind zu trösten.

Welches schreckliche Schicksal verfolgte sie nur und weshalb? Warum holte man sie in diese Runde? Warum sagte man es ihr hier und jetzt und dann so?

Sie sollte doch nur ihre Cousine begleiten, schlicht vergessen, einen entfernten unausgesprochenen Wunsch ihres Vaters erfüllen … Was für einen makaberen Plan verfolgt das Schicksal nur mit ihr? Sie verstand Gott und die Welt nicht mehr.

„Er sollte uns ausrichten …“, Wilbert zögerte einen kleinen Moment, blickte scheu zu seiner Frau, wusste er doch, das er mit den nächsten Worte Leas Leben aus den Fugen reisen würde, doch er hatte einfach keine Wahl:“ Sie lassen uns wissen, das … das sie die englische Frau mit dem Namen Bradley haben möchten und … und wenn man sie ihnen nicht überreicht, dann werden sie weitere Mitglieder dieser und anderer Familien töten. Familien die mit uns gut stehen, Verbündete.“

Ruckartig blickte Lea auf, sie hörte jedes einzelne Wort von dem was er sagte, doch verstand sie nichts davon.

„Sie wollen Euch wahrscheinlich benutzen um den englischen König zu erpressen, mit Eurem Namen, wegen Eurem Vater. Sie glauben, das dieser nach all den Jahren noch immer einen gewissen Wert besitzt …“, müde rieb er sich durch sein Gesicht, stützte seine Stirn auf den Händen ab und sagte erschöpft:“ Ich weiß es nicht.“

„Das kann es nicht sein, das ergibt keinen Sinn“, Lea schrie Wilbert fast an:“ Mein Vater ist Tot gottverdammt, und der König selbst hatte wahrscheinlich seine Hände mit im Spiel, er würde lachen und sich erfreut von mir abwenden.“

Jeder im Raum starrte nun auf Wilbert, der sie forschend anblickte. Das hatte keiner Gewusst, noch nicht einmal erahnt. Sie waren von ihrem Geständnis vollkommen überrascht.

„Was meint Ihr damit?“

Wollte der Laird mit tiefer Stimme wissen. Leas schluchzen war unglaublich leise, aber es blieb keinem verborgen, als sie ihm antwortete:“ Es war alles viel zu verworren … sein Tot war unsinnig und schnell kamen Gerüchte auf … Man … man erzählte sich, er habe den König gebeten nach Schottland zurückkehren zu dürfen, um sein Lebenswerk fortzusetzen … oder zu beenden, wie auch immer“, winkte sie ab, als wäre dies nebensächlich:“ Doch dieser habe ihn belächelt und ihm gedroht, er … er solle sich von diesem Boden besser fernhalten, bevor er noch den Erzählungen Glauben schenkt, das er einst seinen Vater verraten haben soll … Mutter sagte mir, das Vater es nicht richtig aussprach, aber er soll ihm voller Wut über seine Überheblichkeit ihm gegenüber, angedeutet haben, das diese Gerüchte stimmen könnten und… und … keine Woche später war er tot.
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So dumm war das“, schimpfte sie auf einmal abwesend wirkend:“ So dumm von ihm.“

Schweres Schweigen machte sich breit und die Männer blickten sich stumm an. Lea sah nicht wie bedrückt ihre Gesichter waren und wie gequält ihre Blicke.

Cameron brach als erster dieses lähmende Schweigen, in dem er mahnte:“ Wir müssen diese Hurensöhne finden und zur Strecke bringen. Wir müssen deinen Bruder rächen, Wilbert.“

Wilbert hob kraftlos seine Hand etwas an und sagte schwerfällig:“Ich weiß, aber alles zu seiner Zeit, wir dürfen nichts überstürzen, denn wir wissen nicht welche Verbündete hinter ihnen stehen. Wir wissen nicht, ob es nur einen oder mehrere Verräter gibt.“

„Du glaubst an einen Zusammenschluss?“

Fragte George und trat überrascht etwas an seinen alten Freund heran.

„Nicht einmal die MacFhinns sind so dumm so etwas ohne Verbündete zu tun“, erklärte er hasserfüll:“ Sie wissen wer alles hinter dieser Familie steht und ein Alleingang wäre Selbstmord.“

Shay nickte zustimmend auf Wilberts Worten hin, murrte mürrisch etwas Unverständliches und rieb sich nun auch durch sein mit feinen Narben durchzogenes Gesicht.

„Wie gehen wir weiter vor?“

Fragte Seamas aus heiterem Himmel und alle waren froh, dass er sich ihnen offenkundig anschloss. Er drehte sich nun wieder den Geschehnissen zu und blickte direkt auf Lea.

„Ich werde gehen.“

Sagte sie auf einmal für alle völlig unerwartet und mit unglaublich fester Stimme. Sie stand längst wieder auf ihren Beinen und hatte ihre Emotionen kämpferisch wirkend im Griff.
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Schockiert sah Tyra Leathendra an und die wiederholte ihre Aussage um ihre Worte nochmals etwas mehr zu bekräftigen:“ Ich werde gehen, sollen sie doch versuchen was immer sie wollen. Ich bin Schuld am Tot Eures Bruders“, meinte sie an Wilbert gewandt:“ Und ich werde alles versuchen um es wieder gut zu machen, und wenn dies bedeutet mein Leben zu opfern.“

„Das werdet Ihr nicht tun!“

Fuhr MacNamara sie aus dem Nichts heraus an und blickte dann zu Wilbert:“ Das wird sie nicht tun“, bekräftigte er dann noch einmal seinen schroffen Befehl:“ Es wäre Selbstmord. Wir alle wissen wie schonungslos und drakonisch diese Familie vorgeht, das können wir nicht zulassen.“

Überrascht über seinen ungewohnten Ausbruch und dem Willen, sie anscheinend vor einer Dummheit zu bewahren, sahen ihn alle erstaunt an, doch er ignorierte es und sah wieder wütend zu Lea. Doch die hob würdevoll ihr Kinn an und erklärte allen bestechend:“ Nehmt mich als Köder, locken wir sie aus ihrem Versteck und dann könnt Ihr mit ihnen tun und lassen was immer Ihr wollt.“

Wilbert dachte für eine Sekunde darüber nach und nickte dann zögernd und das entging Tyra nicht.

„Nein“, rief sie aus, noch bevor MacNamara etwas dagegen sagen konnte:“ Was ist wenn etwas nicht so läuft wie es geplant ist, dann ist sie verloren, für immer verloren.“

„Es ist aber ein guter Plan, Weib, noch nicht ausgereift, aber gut. Doch hast du Recht, wir wissen zu wenig, wir wissen nicht wo sie sind oder was sie vorhaben, wir wissen eigentlich rein gar nichts … verdammt noch mal.“

Maulte Wilbert sie an und Tyra erstarrte für einen Moment auf seine harten Worte hin. Er wusste, dass Leas selbstloser Vorschlag gut war, wahrscheinlich ihre einzige Lösung, doch brauchten sie Informationen, denn es war dumm sie ohne Rückendeckung ins offene Messer laufen zu lassen. Sie mussten Hintergrundinformationen bekommen, das Warum verstehen und hauptsächlich das Wer.

„Und genau deshalb kannst du sie nicht blind in ihr Unglück laufen lassen …! Wilbert“, Tyra fing sich schnell wieder, trat zu ihrem Mann und ging neben seinem Stuhl in die Hocke. Fest umklammerte sie seinen breiten Unterarm, als sie ihn weiter leise anflehte:“ Bitte Liebster, ich flehe dich an, tu nichts unüberlegtes aus dem Impuls des Schmerzes heraus.
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Ihr Mann schwieg, seinen trauernden Blick auf Lea geheftet, die ihn ansah, als wollte sie ihren verrückten Plan tatsächlich in die Tat umsetzen. Er wusste, dass seine Frau recht hatte. Aber sein Bruder war tot. Sein kleiner Bruder, dem er schwor, ihn immer zu beschützen. Doch diese Art von Schmerz stand ihm nicht zu, er war der Laird, er musste Rational denken, nicht Emotional. Jedoch konnte er das in dieser Situation? Er wusste noch nicht einmal wie er dies seiner Mutter erklären sollte. Müde rieb er sich durch sein Gesicht und dann durch seine Haare.

„Ich werde sie mit meinen Männern beschützen, Wilbert.“

Alle sahen für einen Wimpernschlag überrascht zu MacNamara, doch dann nickten sie dem sofort zustimmend zu. Sie wussten, dass er und seine Krieger, waren es auch nur zehn an der Zahl, oftmals mehr bewirken konnten, als eine große Arme, denn schon allein vor dem Namen hatte man in den Highlands Angst und großen Respekt, und das in dieser Reihenfolge.

„Ich bringe sie nach Eilean Donan, bis wir wissen mit wem sich die MacFhinns zusammengeschlossen haben und was sie wirklich von ihr wollen. Dann sehen wir weiter.“

Lea sah ihn skeptisch von der Seite an, sie diskutierten über ihr Wohl, als sei sie nicht anwesend, aber sie war auch nicht im Stande sich daran zu beteiligen.

„Aber das ist eine weite Reise und der Winter steht schon merklich vor der Tür.“

Tyra war fürchterlich besorgt, erhob sich und eilte zurück zu ihrem Gast, die schweigend, ihre Arme eng um sich geschlungen, inmitten der Krieger stand. Lea wirkte auf sie teilnahmslos und abwesend.

„Dann werden wir eben schnell reiten müssen.“

Antwortete MacNamara gelassen und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Eilean Donan …? Das ist gut Seamas“, Sagte Wilbert nickend, seine Stimme klang wieder seltsam rau:“ Es ist weit im Westen und keiner glaubt, das man einer Frau, und schon gar nicht einer englischen, diesen Weg im Winter zumuten würde.“

„Bei allen Heiligen“, schrie Tyra auf einmal auf und riss damit selbst Lea aus ihrer Lethargie:“ Was ist nur in euch gefahren, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Was ist wenn euch etwas zustößt, ihr erfriert oder man Euch angreift? Was geht nur in euren Köpfen vor? Habt ihr den keine Bedenken, keine berechtigten Zweifel? Das könnt ihr nicht von ihr verlangen!“

„Tyra, beruhig dich bitte und setz dich hin, bevor du noch zu früh dein Kind zur Welt bringst.
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Lea nahm sie an der Hand und führte sie zu einem der weichen Sessel, in den sie die werdende und verstört wirkende Mutter hineindrückte.

„Wollt Ihr das wirklich auf Euch nehmen, Lady Leathendra?“

Fragte Wilbert, aber nur aus Liebe zu seiner Frau heraus. Denn eigentlich war ihm jedes Mittel recht, um diese feigen Schweine bluten zu lassen. Er hätte sie nicht dazu gezwungen, doch hoffte er auf ihr Gewissen und das sie so regieren würde wie sie es tat. Er war sichtlich erleichtert als sie ihm sofort und mit fester Stimme antwortete:“ Ja das will ich. Es ist mein Dasein unter Eurem Dach, meine Herkunft, das Blut das durch meine Adern fließt, dass das viel zu kurze Leben Eures Bruders beendet hat. Ich werde mit Laird MacNamara gehen und wenn es an der Zeit ist, dann werdet Ihr mich diesen Bastarden übergeben und dann … dann werdet Ihr das tun, was auch immer Ihr für das richtige erachtet.“

Ihre Stimme klang kühl und sie wirkte überzeugt davon, das Richtige zu tun, auch wenn ihr das in wenigen Tagen wohl anders erscheinen würde, war es nun wohl die Überzeugung die sie antrieb.

Die Lairds nickten ihr bewundernswert zu, genau wie die anderen, nur Seamas nicht, er war vollkommen regungslos.

„Was ist mit Isabella?“

Tyras Stimme war nun ganz dünn und ihre Augen brannten von Tränen, die sie krampfhaft zurückhielt.

„Sag es ihr erst wenn ich fort bin, aber sag ihr nicht wohin ihr mich brachtet und schon gar nicht warum. Sag ihr … das ich nach Hause gereist bin, wegen meiner Mutter oder so etwas in der Art, sie soll zu keinem Opfer ihres Wissens werden.“

Dann wandte sie sich zu MacNamara um und fragte:“ Wann brechen wir auf?“

„Morgen Nacht und bis dahin sollten wir all das was geschehen ist, geheim halten.“

War seine kühle Antwort, bevor er einfach ging. Lea sah ihm müde nach, blickte dann aber wieder zu Wilbert und meinte nachdenklich:“ Ich … ich werde bis zu diesem Zeitpunkt auf meinem Zimmer bleiben. Ich fühle mich wohl etwas krank.“

Und schon ging auch sie nach draußen.
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In der Halle blieb sie einen Augenblick lang stehen und schlang ihre Arme wieder fest um ihren Oberkörper, als wolle sie sich selbst festhalten um nicht in diesen Wirren verloren zu gehen. Ein zerbrechlich wirkendes Schluchzen durchzog ihren Brustkorb und ihren Atem, den sie krampfhaft versuchte zu beruhigen. Sie zitterte erbärmlich am ganzen Körper. Eine kleine, neblige Wolke bildete sich vor ihrem Mund, als sie bebend ausatmete. Es wurde mit jeder Stunde immer kälter. Der Winter brach plötzlich erbarmungslos über sie alle ein.

„Ihr habt Ihn wohl doch geliebt, nicht wahr?“

Erschrocken blickte sie links neben sich und da stand MacNamara, gelassen wirkend an eine in Schatten gedrängte Wand gelehnt. Die Kälte schien ihn keineswegs zu stören und das obwohl er nur einen Kilt und ein dünnes verkrumpeltes Leinenhemd trug. Es war ihr, als hätte er in seiner Kleidung geschlafen.

Sein Blick ruhte regungslos und irgendwie kühl auf ihr.

„Was meint Ihr?“

Eigentlich war ihr nicht nach Reden, sie wollte jetzt alleine sein, ihn einfach stehen lassen und das alles erst einmal verdauen, jedoch wollte sie seine absurde Feststellung auch verstehen. Verstohlen rieb sie sich ihre Wangen trocken während sie auf seine Antwort wartete.

„Ihr habt um ihn geweint, also habt Ihr ihn geliebt.“

MacNamara kam gemächlich zwei große Schritte auf sie zu.

„Welch verworrene Gedanken Euch immer begleiten, Laird MacNamara“, nur schwer konnte sie ihre Wut über diesen Unsinn in Zaum halten:“ Natürlich habe ich um ihn geweint … er ist Tot, auf furchtbare Weise ermordet.“

„Also habt Ihr ihn geliebt!“

Seine Ausdauer diesem paradoxen Thema gegenüber machte sie fast wahnsinnig und am liebsten hätte sie einmal kurz aufgeschrien, ihrer Wut über all das freien Lauf gelassen und ungeachtet ihrer Erziehung ausgedrückt. Einfach nur so wie sie sich fühlte, abscheulich und verzweifelt.

„Wie kommt Ihr auf solch … ach“, sie winkte verzweifelt wirkend ab, atmete tief durch um ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen und ging nun auch zwei Schritte auf ihn zu, während sie belehrend weiter sprach:“ Ich weine um einen Menschen der gestorben ist, MacNamara, einen jungen Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte.
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Ich weine darum …“ kurz unterbrach sie ihre Rede, doch nur für einen kleinen, fast unmerklichen Augenblick:“ Ich weine darum, das es meine Schuld ist! Die anscheinende Schuld und Last meines Namens, aber nicht weil ich ihn angeblich liebte.“

„Also liebtet Ihr ihn nicht?“

Lea verdrehte ihre Augen und sendete ein Stoßgebet zum Himmel, sie bat um etwas mehr Verständnis in diesen schweren und unabwendbaren Stunden.

„Er war …“, sie zögerte und faste sich an ihren Hals:“ Ich kannte ihn doch kaum.“

Er kam jetzt etwas Näher und stand mit einem mal ganz dicht vor ihr.

„Liebtet Ihr ihn? Ja oder Nein?“

Seine Stimme klang wütend und gereizt, seine Augen funkelten seltsam auf sie herab und Lea trat einen Schritt zurück, während sie zu ihm aufblickte.

„Nein …“, fauchte sie ihn wirsch an, sich kaum im Zaum halten könnend:“ Vielleicht ist es einfach nur eine unzulängliche Schwäche von mir um Menschen zu weinen, die gestorben sind. Bitte vergebt mir mein Unvermögen dies nicht einfach so abtun zu können.“

Er erkannte sofort die scharfe Ironie in ihrer Stimme und sah ihr schweigend zu, wie sie sich abwandte und ging. MacNamara blieb zurück und schien plötzlich vollkommen erleichtert. Sein Gesicht veränderte sich schlagartig, er war plötzlich über sein, ihm unbekanntes Gefühlsleben entsetzt. Was geschah nur mit ihm? Verlor er etwa die Kontrolle über sich? War er gerade eben eifersüchtig auf einen ermordeten Mann gewesen? Bei Gott … er war fassungslos und wütend über sich zugleich.

Er wollte sich abwenden und gehen, doch da vernahm er dumpf Leas extrem leise Stimme, die trotzdem durch die Halle schallte. Sie rief seinen Namen.

Lea stand am Absatz der Stufen, ihre Rechte verbundene Hand lag auf dem Geländer und sie blickte auf diese. Er sah auf ihre nackten Füße, deren kleine Zehen sie etwas angezogen hatte, wohl um sie vor den kalten Steinen zu schützen.

„Was sind die MacFhinns für Menschen, vor wem muss ich davonlaufen?“

Langsam kam er erneut auf sie zu und erklärte ihr währenddessen:“ Sie waren einst eine der mächtigsten Familie Schottlands, mit großen Kriegern und einer Streitmacht die unbesiegbar schien.
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MacNamara machte eine kurze Pause und blieb neben dem Treppengeländer stehen. Sein Blick fiel auf ihre Finger, die von der Kälte leicht bläulich schimmerten und sein Tuch, das noch immer ihre Wunde verband. Erschrocken zog Lea leise etwas ihren Atem ein, als er auf einmal seine Hand über die ihre legte. Seine wärme tat gut und so lies sie ihre dort wo sie war.

„Sie machten Fehler“, sprach er weiter, als er bemerkte das sie sich nicht rührte:“ Sie erpressten die Falschen, glaubten mit ihrer Macht alles und jeden haben zu können. Sie entwickelten sich vom Krieger zum Besetzer, vom Herrscher zum Tyrannen. Sie wurden brutal und ihre Machtgier stieg stetig an. Sie nahmen alles in Kauf um das zu erreichen was sie wollten, auch Verrat und hinterlistigen feigen Mord …! Lea, seid Ihr Euch überhaupt bewusst, auf was Ihr Euch da einlasst?“

„Nein“, antwortete sie ehrlich und prompt:“ Doch habe ich keine Wahl.“

Plötzlich entzog sie ihm ihre Hand und ging ohne noch ein Wort zu sagen.



Lea verbrachte fast den ganzen Tag in ihrem Bett, sie musste doch den Schein wahren. Isabella war fast die ganze Zeit bei ihr, hegte und pflegte sie aufopfernd. Sie brachte ihr Essen, Trinken und plapperte die ganze Zeit, weil sie sich verpflichtet fühlte sie zu unterhalten. Lea war dies alles fürchterlich unangenehm, stimmte das mit ihrem Unbehagen ja gar nicht und Isabellas ungezwungene Art machte sie schier wahnsinnig. Sie war traurig und noch immer fürchterlich entsetzt über das was geschehen war. Aber vielleicht sah ja gerade das für Isabella wirklich nach einer Krankheit aus, denn sie strich ihr immer wieder besorgt über die Stirn. Erst als ihr eine Magd zutrug, das Mr. Baxter schon eine ganze Weile auf der Suche nach ihr war, wurde sie mit einem mal ganz nervös.

„Geh schon“, sagte Lea auffordernd nach einer Weile, doch ihre Cousine zögerte und rang ihre Hände in einander.

„Ich … ich weiß nicht.“

„Du meinst wegen gestern, nicht?“

Lea drehte sich auf die Seite, um Isabella besser beobachten zu können, die verstohlen nickte. Sie stand am Fenster und blickte hinunter in den Hof.

„Er sucht dich Isa … und ich denke, dass er mit dir darüber reden will, sonst würde er sich dich nicht herbeisehnen.
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„Meinst du wirklich?“

Noch immer war sie vollkommen unsicher und am liebsten hätte sie sich vor ihm versteckt, sie wollte dem unausweichlichen aus dem Weg gehen. Jedoch glaubte sie, sich in ihn wahrhaftig verliebt zu haben.

„Isa?“

Lea sah, dass ihre Gedanken abschweiften.

„Isa, was empfindest du für ihn?“

Sie sah das ihre Cousine tief durchatmete, wieder aus dem Fenster sah und scheu erklärte: „Ich … ich denke viel zu viel, wenn ich an die Worte meiner Mutter denke.“

„Aber ich habe gedacht, du suchst nach so etwas?“

Lea setzte sich auf und beobachtete nun ihre Cousine einen Moment wie sie nervös durch das Zimmer lief.

„Natürlich habe ich das, doch glaubte ich nicht, dass es so schnell und kompromisslos geschieht.“

Endlich lies sie sich auf den Sessel neben dem Kamin sacken und atmete prustend aus.

„Genieße es doch einfach“, bat sie Lea niedergeschlagen, sich bewusst werdend, das ihr dies wohl nie zuteil werden würde:“ Nimm mit von den Gefühlen was du haben kannst. Erfreue dich seiner Nähe, seiner Aufmerksamkeit und lass geschehen was geschehen wird und vielleicht auch muss.“

Lea legte sich zurück in ihre Kissen, rollte sich wieder auf die Seite und zog ihre Knie ganz dicht an ihren Körper. Irgendwie kämpfte sie gerade gegen einen Schwall von Tränen an, die vollkommen unerwartet über sie einschlugen.

„Geh nur und erfreue dich an seiner Zuneigung, ich wollte sowieso noch etwas schlafen.“

Isabella erhob sich nach einem kurzen Moment des Zögerns, kam zum Bett herüber und strich ihr mal wieder sanft über den Kopf und sagte liebevoll:“ In Ordnung, dann will ich dir mal deine Ruhe lassen und ich hoffe, dass es dir morgen wieder etwas besser geht.“

„Bestimmt“, flüsterte Lea und schloss ihre schweren Lider. Nichts tun, konnte wirklich erschöpfend sein. Doch sie würde sich nach dieser Ruhe bald sehnen, denn es würden unglaublich anstrengende Tage werden, also genoss sie nun die Stille und Einsamkeit.

Wenige Stunden später hörte Lea Tumulte im Hof, die sie weckten und es war ihr gar nicht bewusst gewesen, das sie eingeschlafen war. Sie erhob sich etwas ungelenk aus ihrem Bett und legte sich einen Umhang um ihre Schultern.
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Ihre Füße schlurften zum Fenster und sie sah, dass wohl die Krieger endlich abzogen. Es war ein heilloses Durcheinander und unglaublich laut. Sie lehnte sich mit ihrer Schulter an den steinernen Rahmen des Fensters, zog ihren Umhang noch etwas fester um sich und beobachtete Stumm das wilde Treiben vor ihrem Fenster.

„Lea?“

Es war Tyra die ihren Kopf durch die Tür steckte und sich umsah. Als sie Lea endlich am Fenster entdeckte und auch die zu ihr hin sah, lächelten beide Frauen freundlich.

„Sie brechen auf?“

„Ja“, stöhnte Tyra erleichtert:“ Gott sei Dank, denn sie Fressen uns die Haare vom Kopf und machen einen unglaublichen Dreck und dann dieser ständige Lärm und dieses immer wieder aufkommenden Gebrüll …“

Lea musste schmunzeln und verstand, denn es ging einem schon ziemlich an die Substanz und Tyra konnte dem noch weniger entkommen als jeder andere.

„Wie geht es dir?“

Wollte Lea besorgt wissen und löste sich vom Fenster und dem wilden Treiben davor. Sie ging etwas auf sie zu und wartete inmitten ihres Zimmers, bis Tyra endlich bei ihr war. Die schloss sorgsam die Tür hinter sich ab und richtete etwas den ballen Stoff mit den Karierten Stoff darüber, den sie über ihrem Unterarm liegen hatte.

„Es geht … es muss gehen“, sie blickte kurz auf ihren straffen Bauch und meinte dann nach einem flüchtigen Moment, um von dieser erschlagenden Situation abzulenken:“ Hier, das sollst du heute Nacht anziehen.“

Tyra reichte ihr eine Hose, ein Hemd und den Plaid in den dunklen Farben der MacNamaras. Lea griff danach und setzte sich wieder auf die Kante ihres Bettes, sie seufzte schwer, während sie die Kleider auf ihren Schoss ordentlich sortierte.

„Hast du Isabella gesehen?“

Wollte Lea wissen, ohne sie auch nur anzusehen.

„Oh ja, Malcolm kümmert sich rührend um sie, sie haben zusammen gespeist und er ist jetzt gerade etwas mit ihr spazieren.“

„Habt ihr alle ihr gegenüber geschwiegen?“

Tyra blickte sie besorgt an und nahm neben ihr Platz.

„Ja.“

„Sie wird mich hassen wenn sie die Wahrheit erfährt, wenn sie heraus bekommt, dass ich es ihr nicht anvertraut habe.“

Leas Stimme zitterte etwas und ihr tiefes Seufzen war nicht zu überhören.
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Tyras Stimme hingegen war mit einem mal samtweich, wie die einer Mutter, wenn sie mit ihrem traurigen Kind sprach:“ Sie versteht es mit Sicherheit, Lea. Wenn man es ihr richtig erklärt, alle Fakten berichtet, dann wird sie es mit Sicherheit verstehen, sie liebt dich doch und schließlich wolltest du sie nur schützen … und darüber hinaus…“, Tyra versuchte sie aufzumuntern:“ Ist sie anscheinend unwahrscheinlich froh über Malcolms andauernde Aufmerksamkeit. Sie hat so ein seltsames funkeln in ihren Augen und schwebt in höheren Sphären.“

„Das ist gut … ja, das ist sehr gut.“

Flüsterte Lea mehr zu sich selbst, als zu Tyr a und strich über den Plaid der nun auf ihren Knien lag. Es war ein nicht allzu rauer, hervorragend verarbeiteter Stoff, ein schwarz - rot – blau gemusterte Plaid.

„Lea“, sagte sie plötzlich vollkommen ernst und beschwörend, suchte ihre Augen und nahm fest ihre verletzte Hand:“ Du musst das alles nicht tun.“

„Doch das muss ich“, meinte sie direkt knapp und entzog ihr ihre Hand, die unter ihrem Griff schmerzte. Sie betrachtete stumm den Verband von MacNamara und strich über den weichen und mittlerweile unglaublich schmutzigen Stoff. Es war nicht mehr weiß, sondern schon grau verfärbt und das getrocknete Blut schimmerte dunkel unter dem Stoff hervor.

Nach einem kleinen Augenblick wechselte Lea hastig das Thema:“ Hilfst du mir heute Nacht mit dem Plaid?“

Sie wollte den Schmerz nicht wieder heraufbeschwören indem sie über richtig oder falsch ihres Tuns diskutierte. Einen klaren Entschluss zu fassen, geordnet zu denken, vielleicht sogar rational, war in solch einer Situation eh unmöglich.

„Selbstverständlich …“ man hörte den leicht gequälten Unterton in ihrer dünnen Stimme, doch auf einmal wandelte sich ihr Gemüt und sie musste über ihre stillen Gedanken schmunzeln. Schnell sprach sie diese aus:“ Ich will natürlich sehen wie du in Männerkleidung aussiehst.“

Sie sagte es mit solch einem süffisanten Lächeln, das es Lea ansteckte und beide kicherten etwas sorgenfrei wirkend drauf los.

„Mir ist da etwas sehr eindeutiges aufgefallen, Lea.“

Wechselte auf einmal Tyra wieder blitzartig das Thema, nachdem sie sich für einen kurzen Augenblick amüsiert hatten.
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Lea blickte sofort neugierig zu ihr auf.

„Nun, ich meine …“, sie zögerte kurz, denn sie wusste nicht so recht ob sie es wirklich sagen sollte, dennoch tat sie es:“ Naja, Laird MacNamara … er drängt sich deinem Wohl doch sehr offensichtlich auf.“

Lea durchforschte ausgiebig ihr Gesicht und hoffte schalk in diesem wiederzufinden, doch da war nichts, sondern nur die Aufrichtigkeit ihren eigenen Worten gegenüber. Und so hinterfragte Lea ihre Aussage mit hörbarer Skepsis:“ Machst du dir etwa sorgen? Glaubst du, das ich bei ihm nicht sicher aufgehoben bin, das er diese Situation ausnutzen würde?“

„Oh nein, Liebes“, antwortete sie hastig:“ Bei keinem bist du zur Zeit in besseren Händen als bei ihm. Er wird dich mit seinem eigenen Leben beschützen, weil er dies meinem Mann versprach. Er ist unglaublich integer musst du wissen. Aber … aber er ist wie du weißt, kein … kein allzu angenehmer Mensch. Ich habe Angst, das er dich verletzt, beleidigt, vielleicht sogar vor anderen erniedrigt.“

Lea schmunzelte und seufzte schwer, bevor sie sagte:“ Er wird mich schon gut behandeln und wenn nicht“, sie ergriff Tyras warme Hand die gerade noch auf ihrem runden Bauch lag: „Dann werde ich ihm zeigen was englische Frauen von den rohen Sitten der Highlands halten. Und er wird zu spüren bekommen, das ich ganz und gar nicht zu dem typischen schwachen Geschlecht gehöre.“

Tyra lachte zurückhaltend leise, so richtig Glauben schenken konnte sie ihren heroischen Worten nicht, auch wenn sie inständig darauf hoffte.

„Dann pass aber auf, dass du das nicht wieder von ihm zurück bekommst. Schottische Männer können sehr konsequent in ihren Bestrafungen sein.“

„Was?“

Lea runzelte ihre Stirn und meinte noch:“ Nun, ich denke das können alle Männer sehr gut sobald sie sich von etwas schwächer aussehendem bedroht fühlen und es ist egal ob England oder Schottland.“

Da umarmte Lea Tyra auf einmal völlig unerwartet und drückte sie fest an sich. Das tat ihr so gut, das sie urplötzlich zu weinen begann. Ihr dicker Bauch drückte sich schluchzend an den Leas Körper und sie spürte wie das Kind in ihrem Innern gegen all den Stress rebellierte.
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Sie lösten sich nach einem Augenblick aus der Umarmung und Tyra legte Leas Hand auf ihren Bauch. Das Kind bewegte sich immer noch sehr rege und man konnte es sogar sehen, wie die Bauchdecke sich schlagartig anhob. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, als würde in ihrem Innern etwas tanzen. Es war ein Wunder wie Leben entstand, wie man auf einmal Mutter wurde. Gestern noch selbst fast ein Kind und auf einmal trug man eines mit sich, dicht unter seinem Herzen, beschützt nur durch den eigenen Körper. Gott durfte die Frauen doch nicht hassen, er musste sie lieben, sie wie ein Heiligtum auf einen Thron setzen, denn ihr Körper war der Nährboden für neues Leben. Das weibliche Geschlecht konnte keine Sünde sein, denn es bedeutete Leben und die Zukunft der Menschheit.

„Er wird ein Prachtkerl abgegeben, dein Aussehen, deine Intelligenz, dein Herz und Wilberts Talent zum kämpfen.“

Tyra nickte und wusch sich ihre Tränen bitter lachend von den Wangen.

„Wir haben beschlossen ihn Jason zu nennen, wenn es ein Junge werden sollte und falls es ein Mädchen wird, soll es Jasona heißen.“

„Oh … das ist wirklich schön.“

Gab Lea ehrlich gerührt zu.





Die Nacht war angebrochen und Lea hatte sich bereits eingekleidet. Tyra half ihr nur noch bei dem Plaid. Sie flocht ihre langen Haare zu einem dicken Zopf und steckte ihn dann unter den gefütterten Mantel, dessen Kragen sie aufstellte.

„Du siehst wirklich in allem hübsch aus, selbst Hosen entstellen dich nicht.“

Lea lächelte gezwungen und zupfte an dem ungewohnten Stoff zwischen ihren Beinen.

„Es ist bequemer als unsere unpraktischen Röcke, aber das man die Form meiner Beine erahnen kann, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Ich komme mir irgendwie so nackt vor.“

„Das bist du keineswegs. Leider ist es notwendig, man darf keine Frau vermuten.“

„Ich weiß“, stöhnte sie und schloss den schweren Umhang:“ Ich erfriere jetzt schon, und das nur bei dem Gedanken nächtelang im Freien zu Übernachten, im Winter.“

„Ich habe deine Decken aufpolstern lassen und ich habe dir noch einen weiteren Mantel eingepackt. Und falls es dir doch zu kühl wird“, sie schmunzelte keck:“ Dann fragst du einfach MacNamara ob er dich wärmt.
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“Bei leibe, das werde ich nicht tun. Lieber erfriere ich und er kann mich als Statue mit zu sich nehmen!“

Rief Lea bestimmend aus und sah ihr gegenüber nickend forsch an.

„Weshalb denn nicht? Also ich glaube er hat Gefallen an dir gefunden, er fragt Wilbert die ganze Zeit nach dir aus und das, was mein Gatte über dich weiß, und das ist bei Gott nicht viel, scheint ihn nicht zufrieden zu stellen.“

„Rede keinen Unsinn, er will nur wissen wie er mich zwingen kann auf seine Befehle zu hören.“

“Natürlich“, sagte Tyra übertrieben überzeugt und fügte noch hinzu:“ Er ist ja kein Mann mit Augen im Kopf.“

„Schweig endlich, bevor wir uns zum Abschied noch streiten.“

Tyra nickte, mit verkrampften Lippen. Lea war dies sichtlich unangenehm und umso mehr gefiel es ihr sie damit zu necken. Doch hatte sie recht, es war beileibe nicht die Zeit für Schabernack und schon gar nicht für einen Streit zwischen Freunden.

„Hat Wilbert ihm verraten, dass ich ihre Sprache spreche?“

Für eine Minute schien Tyra sprachlos und starrte ihr mit offen stehendem Mund ins Gesicht.

„Du sprichst Gälisch?“

Die aufkommende Verwunderung lies Lea erkennen, das noch nicht einmal sie es wusste.

„Hat er dir das denn nicht erzählt?“

Tyra schüttelte ihren Kopf.

„Vater brachte es mir bei und mir wäre es lieb und recht wenn es niemand weiß, so habe ich zumindest einen kleinen Vorteil. Verstehst du das?“

„Natürlich, ich werde ihn fragen, was er ihm verraten hat und ihn dann Bitten, es für sich zu behalten.“

„Danke.“
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Punktestand der Geschichte:   382
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Kommentare zur Story:

  Oh, der arme Jason, furchtbar. Klar , dass Isa um ihn weint und Mac Namara ist schrecklich eifersüchtig. Isa ist sehr mutig, dass sie sich dem Feind ausliefert. So bekommt die Story eine totale Wende.  
   Petra  -  12.05.10 15:07

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Kommentar von "Jonatan Schenk" zu "Eine Rose wird blühen"

ein sehr schönes gedicht!

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Kommentar von "rosmarin" zu "Sich fühl'n wie Seifenblasen"

Hahaha, darauf muss man erstmal kommen. Köstlich. Habt alle ein schönes Osterfest. Gruß von

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klappt ja dann auch!

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