Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Toni Schöpf      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. Dezember 2007
Bei Webstories eingestellt: 9. Dezember 2007
Anzahl gesehen: 13912
Seiten: 2

Eine Weihnachtsgeschichte…

Was wäre wenn Christus heute geboren würde? Wahrscheinlich folgender Zeitungsbericht:

Neugeborenes in Stall gefunden! Unmündige Mutter und Zimmermann aus Nazareth vorläufig festgenommen. Polizei und Jugendamt ermitteln.

Bethlehem, Judäa: In den Morgenstunden des 24. 12. wurden die Behörden von einem besorgten Bürger über einen schier unglaublichen Vorfall informiert: Er habe zwei Leute entdeckt, welche mit einem neugeborenen Kind, einem Ochsen, einem Esel sowie einigen Hirten mit Schafen, in einem baufälligen Stall hausen. Die Beamten des Jugend- u. Sozialamtes, von der Polizei unterstützt, bahnten sich erst den Weg durch eine Schafherde, und sahen folgende, fast unbeschreibliche Situation:

In Stoffstreifen gewickelt lag ein männlicher Säugling auf bloßem Stroh in einer Futterkrippe. Als einzige Wärmequelle diente der Stoffwechsel der Stalltiere. Die erst 15 jährige Mutter, eine gewisse Maria Hl. aus Nazareth, hatte den Knaben dort abgelegt und kniete aus unbekannten Gründen davor.

Die, - ausnahmsweise rechtzeitig - erschienenen Jugendamt Mitarbeiter wollten das Kind sofort in ärztliche Pflege übergeben, wurden jedoch von der aufgebrachten Mutter und einem schon etwas älteren Mann, welcher später als der pensionierte Zimmermann Josef Hl. vulgo Nährvater Peppi identifiziert, massiv behindert. Das Pärchen unterstützten dabei die anwesenden Hirten und drei vorläufig unbekannte Ausländer, welche in ihrer Landestracht gekleidet waren.

Die Polizei machte dem Spuk ein Ende und verhaftete sämtliche Beteiligten. Die drei Ausländer, davon einer dunkelhäutig, bezeichneten sich als „Weise Männer aus dem Morgenland. Gott habe ihnen persönlich aufgetragen, jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden und einem hellen Stern zu folgen.“ Diese extrem unglaubhaften Angaben werden zurzeit von Psychologen der Einwanderungsbehörde überprüft. Laut Innenministerium liegt kein Asylantrag vor. Die Polizei stellt jedenfalls fest, dass die drei keinerlei Personalien bei sich haben und sich daher illegal im Land aufhalten. Noch dazu hatten sie eine Kiste mit anscheinend echtem Gold unbekannter Herkunft und einige Kilo sicherlich verbotener Substanzen bei sich. Für das Gold interessiert sich gleichermaßen die Kripo wie der Zoll, die vorerst unbekannten Chemikalien, welche sie als „Myrrhe und Weihrauch“ bezeichneten, wurden zur weiteren Untersuchung an das kriminaltechnische Labor der Drogenabteilung geschickt.
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Der Neugeborene, welcher vorläufig noch nicht misshandelt wurde, ist in erstaunlich gutem Zustand und befindet sich in der Quarantänestation. Sämtliche Wasch- und Impfungen etc. hat er überstanden. Eine rasche Klärung des Falles scheint jedoch momentan äußerst zweifelhaft. Auf Rückfrage teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamtes mit: „Die Mutter ist definitiv nicht volljährig, der anwesende Mann bestreitet die Vaterschaft. Wir prüfen in welcher Beziehung die beiden tatsächlich zueinander stehen.“ Maria befindet sich im Bezirkskrankenhaus Bethlehem und wird einer Reihe medizinischer sowie psychiatrischer Untersuchungen unterzogen. Ihr Geistiger Zustand bedarf einer extra Untersuchung, weil sie stur und steif behauptet, sie wäre noch Jungfrau, ihr Sohn stamme von Gott und sie wäre von einem „Heiligen Geist“ geschwängert worden. Genaueres wird wohl eine DNA-Analyse ergeben. Der zuständige Staatsanwalt: „Augenblicklich wird geprüft, ob gegen einen oder mehreren möglicherweise Beteiligten, Anklage wegen Unzucht mit Minderjährigen erhoben wird.“

In einer inoffiziellen Mitteilung des Büros vom Leiter der Psychiatrie steht: „ Mir steht es nicht zu, den Leuten zu sagen was sie zu glauben haben. Wenn dieser Glaube aber dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gesundheitlich gefährdet wird, ist dieser Glaube durchaus als gefährlich einzustufen und wird in einer aufgeklärten Gesellschaft kaum Anhänger finden.“

Zu guter Letzt erreichte uns noch folgende Info: Die anwesenden Hirten behaupteten, dass ein großer Mann in einem langen weißen Hemd mit Flügeln(!) auf dem Rücken ihnen befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das neugeborene Kind an seinem Geburtstag hoch leben zu lassen! Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: „Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede von vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe.“ …und alle sahen nicht den eigenartig hell strahlenden Stern, welcher das ganze Szenarium bis heute beleuchtet…
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Punktestand der Geschichte:   26
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Kommentare zur Story:

  Hallo, mad macx
Natürlich hast du Recht, ich erhebe auch keinerlei Ansprüche auf die Erfindung des Originals. Die Geschichte hat mir nur gut gefallen, hab sie etwas verösterreichisiert und ohne Kenntnis von bereits vorhandenen Varianten hier veröffentlicht.
egal wer der autor ist, aber an seine adresse: sorry!!! und trotzdem ein gute neues.
künftig mach ich das so nie
euer to ni  
toni  -  07.01.08 02:18

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  Ganz nett, aber diese Story hab ich bei MacUser.de schon gelesen.
Hier der Link:
http://www.macuser.de/forum/showthread.php?p=3689913&highlight=neugeborenes+nazareth#post3689913

Grüße von Mad MacX  
Mad MacX  -  07.01.08 00:57

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  Sehr gelungen.Überaus treffend für unsere heutige Zeit.*Schmunzel*  
Unbekannt  -  19.12.07 21:25

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  Toll! Ich bin begeistert. Habe mich bei dieser Story wirklich köstlich amüsiert.
Gruß, Gulli.  
Gulliver Assi  -  11.12.07 00:56

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  Vergnügliche Medienkritik. Wahrscheinlich würde es sich heutzutage tatsächlich so oder ähnlich anhören, Entmystifizierung und Negativ-Propaganda sind schließlich zwei Lieblingshobby der schreibenden Zunft. Der journalistische Stil ist gut getroffen, Pointen gut gesetzt und nicht "zu" überspitzt.
Gruß
Christian Hoja  
Chrstian Hoja  -  10.12.07 21:48

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Kommentar von "Marie" zu "optimistischer Pessimist"

Mir gefällt es, egal, was andere denken. Auch die berschrift lockt. Gruß marie

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