Romane/Serien · Spannendes · Experimentelles

Von:    Siebensteins Traum      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Mai 2011
Bei Webstories eingestellt: 27. Mai 2011
Anzahl gesehen: 2263
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Ein heftiges Rumpeln holte Thomas aus seinem Schlaf wieder zurück. Er öffnete vorsichtig seine Augen. Offensichtlich lag er fest angeschnallt auf einer Art Liege auf irgendeinem Boden, mit dem Blick zur Decke gerichtet. Auch bemerkte er links und rechts von sich Sitzreihen, auf denen irgendwelche Menschen saßen.

Was war hier los? Wo war er?

Plötzlich spürte er einen heftigen Schmerz. Er konnte diesen gar nicht so recht lokalisieren, er schien von überall in seinem Körper herzukommen.

„Hallo?“ Es war nur ein Flüstern. Niemand bemerkte ihn. „Hallo?“

Ein weiteres heftiges Rumpeln. Er wurde ordentlich durchgeschüttelt. Es tat weh, als stünde er plötzlich in Flammen. Er schrie auf, wodurch er endlich von jemandem bemerkt wurde. Eine Frau, so um die dreißig, lange blonde Haare, ein bildhübsches Gesicht, beugte sich lächelnd zu ihm herab. „Wie geht es Ihnen?“, fragte sie ihn mit einer süßen, ja fast engelsgleichen Stimme.

„Wer sind Sie?“, flüsterte Thomas zu ihr herauf.

„Ich bin Rachel. Ich habe Sie gerettet.“ Sie lächelte wieder bezaubernd. „In gewisser Weise bin ich ihr Schutzengel gewesen.“

„Was ist passiert?“

„Wissen Sie denn gar nichts mehr?“, fragte Rachel fast ein wenig ungläubig.

„Nein.“ Er musste heftig husten, wodurch er wieder durchgeschüttelt wurde und was wieder sehr starke Schmerzen in ihm verursachte.

„Sie haben schlimme Schmerzen, stimmts?“, fragte daraufhin Rachel offensichtlich ehrlich besorgt.

Thomas nickte.

„Warten Sie, ich sage es dem Arzt. Er soll ihnen noch was von dem Schmerzmittel geben.“ Daraufhin erhob sie sich von ihrem Sitz, und verschwand aus Thomas Blickfeld. Wenig später war sie wieder mit einem Mann da, der sie eindringlich aufforderte, sich wieder hinzusetzen und anzuschnallen, denn es könne noch ziemlich holprig werden. Anschließend beugte sich der Mann zu Thomas herab und sagte zu ihm mit einem freundlichen Lächeln: „Hallo, mein Name ist Dr. Filius. Wie geht es ihnen?“

„Nicht so gut“, antwortete Thomas mit schmerzverzerrtem Gesicht.

„Hm, kann ich mir vorstellen. Es hat Sie ganz schön erwischt, was? Nun, ich kann ihnen noch einmal etwas gegen die Schmerzen geben. Allerdings müssen Sie danach ohne auskommen, und zwar bis wir gelandet sind.
Seite 1 von 4       


„Gelandet? Wo denn?“

„Auf einem Planeten in unserer Reichweite.“

„Auf was?“ Thomas wollte sich, trotz dass er fest angeschnallt war, aufbäumen, wurde aber von dem Arzt daran gehindert. „Ruhen Sie sich aus“, sagte er ihm dabei. „Sie haben schwere innere Verletzungen. Sie müssen so ruhig liegen, wie es nur geht.“

„Sagen Sie mir wenigstens, was passiert ist.“

„Nun, es gab einen Kollisionsalarm und das Raumschiff wurde daraufhin automatisch evakuiert. Sie haben es gerade noch so geschafft. Wenn Sie nicht von Rachel im allerletzten Moment entdeckt worden wären, dann wären Sie jetzt tot.“

„Sie hat mich gerettet?“, fragte Thomas ein wenig ungläubig. Solch eine Verhaltensweise schien nicht so recht in sein Weltbild zu passen.

„Ja, das hat sie“, bestätigte der Arzt.

„Was ist mit unserem Raumschiff passiert?“

„Es ist in der Atmosphäre eines riesigen Planeten verglüht.“

Thomas stockte der Atem. „Oh mein Gott“, war alles, was er daraufhin sagen konnte. „Und jetzt?“, fragte er dann nach einer Weile, als er sich endlich wieder etwas gefasst hatte.

„Wir befinden uns immer noch in der Notkapsel. Es befindet sich aber ein bewohnbarer Planet in unserer Reichweite, das ist ein riesiges Glück, für uns alle! Wir sind auf dem Weg dorthin.“

„Was ist mit den anderen Kapseln?“

„Wir haben noch keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen können. Der Kapitän hat uns erklärt, dass etwas mit unserem Kommunikationssystem nicht stimmen würde. Aber stellen Sie sich mal vor: es könnte sein, dass wir eine neue Heimat gefunden haben!“ Der Arzt lächelte aufmunternd. Er wollte Thomas anscheinend ein wenig Hoffnung spenden. Dann sagte er zu seinem Patienten: „Wie sieht es denn nun mit Ihnen aus? Möchten Sie die Spritze jetzt haben, oder doch lieber erst später? Allerdings falls Sie sie jetzt haben wollen, werden Sie einschlafen und wahrscheinlich erst wieder aufwachen, wenn wir auf dem Planeten sicher gelandet sind. Entscheiden Sie sich einfach selbst, wie Sie es gerne haben möchten.“

Die Kapsel wurde wieder heftig durchgeschüttelt.

Thomas versuchte, trotzt seiner Schmerzen darüber nachzudenken.
Seite 2 von 4       
Nach einer Weile sagte er dann aber entschieden: „Später.“ Er wollte es miterleben. Auch hatte er vor dem Gedanken ein wenig Angst, dass er vielleicht, nachdem er die Spritze bekommen hatte, nie wieder aufwachen würde, weil sie es doch nicht geschafft hatten. Er wollte seine letzten Stunden bewusst miterleben, auch wenn es seine letzten Stunden werden würden.

Wieder ein heftiges Rumpeln.

Der Pilot teilte ihnen über eine Bordsprechanlage mit, wie weit sie noch von dem Planeten entfernt waren. Sie benötigten ihm zufolge noch etwa drei Stunden.



„Wie sieht es mit dem Treibstoff aus, Kapitän?“

„Schlecht. Zwar fliege ich so sparsam wie ich nur kann, aber es wird dennoch auf keinen Fall ganz ausreichen. Irgendetwas stimmt mit dem Antrieb nicht. Wir waren, als das Raumschiff zerbrochen war, einfach zu dicht dran gewesen. Ich glaube, dass der Antrieb etwas abbekommen hat, vielleicht irgendwelche Trümmerteile, oder so was. Was es auch war, es verursacht das Rumpeln und es sorgt dafür, dass wir mehr Treibstoff verbrauchen, als es normalerweise üblich wäre. Und das wird dafür sorgen, dass die Landung auf diesem Planeten, sollte es denn überhaupt jemals dazu kommen, äußerst holprig werden könnte.“

„Ich verstehe“, sagte River. Ja, er hatte tatsächlich verstanden. Was gab es daran auch nicht zu verstehen? Die Situation war einfach beschissen.

Es war Vorschrift, dass in jeder Notkapsel ein Pilot, ein Mechaniker, ein Arzt und ein Psychologe sein mussten. In dieser Notkapsel war Hudsen der Pilot, River der Mechaniker, Dr. Filius der Arzt und Rachel die Psychologin.

River versuchte alles, um aus dieser Kiste die letzten Reserven rauszuholen. Jedwede Energie, die er irgendwo im System der kleinen Notkapsel aufbringen konnte, steckte er in die Reservebatterien. Denn es konnte durchaus sein, dass sie diese Energiereserven ganz am Ende, wenn der Treibstoff ausgegangen war, benötigen würden, um auf der Planetenoberfläche sicher landen zu können.

Die Reservebatterien waren für so etwas stets als allerletzte Möglichkeit vorgesehen, und zwar nur dann, wenn es sonst absolut keine Alternativen mehr gab. Sollten auch diese allerletzten Reserven aufgebraucht sein, so gab es nichts mehr, was sie noch hätten tun können.
Seite 3 von 4       


Ein Notsignal hatten sie nicht senden können. Das gesamte Kommunikationssystem war ausgefallen. Er konnte zumindest diese Energie einsparen, also hatte dieser Vorfall sogar noch einen positiven Aspekt. Allerdings konnten sie dadurch auch von niemandem Hilfe erwarten. Sie waren völlig auf sich alleine gestellt.

„Verdammt!“ River schlug mit der Faust auf eine Armatur. Seine Hand schmerzte nun höllisch, er schüttelte sie, so als könne er mit dieser Maßnahme irgendwie den Schmerz wieder loswerden. Er hatte gerade die Energie, die er bis jetzt in die Batterien der Notkapsel hatte speisen können, durchgerechnet. Es war zu wenig. Viel zu wenig. Im All zu manövrieren wäre damit länger möglich, aber in einer Atmosphäre in der Luft zu bleiben – er sah sich die Daten noch einmal an und schätze dann so um die fünf Minuten, höchstens.

Irgendwo musste doch noch Energie zu haben sein!

Er sah sich den aktuellen Verbrauch wieder und wieder an. Es war tatsächlich nur das Notwendigste: das Lebenserhaltungssystem, die Manövrierdüsen, die notfalls auch als Antrieb funktionieren konnten, und noch diverse andere Subsysteme, die man nicht ausschalten konnte, so sehr man dies auch wollte, weil dies unweigerlich zu einem Absturz des gesamten Systems geführt hätte.

Zwar hätte er durchaus die Systemkomponenten neu anordnen können, um so Energie zu sparen, aber auf dieser Systemebene herumzubasteln war praktisch Selbstmord. Jede einzelne Komponente war miteinander verknüpft und voneinander abhängig, d.h. sie standen in Wechselwirkung zueinander. In gewisser Weise war es ein chaotisches System. Und jedes Kind wusste, dass, veränderte man in solch einem System nur eine Kleinigkeit, dies durch die Wechselwirkungen sehr schnell katastrophale Auswirkungen haben konnte.

Dennoch musste er sich etwas einfallen lassen, schließlich war dies seine Aufgabe, seine Verantwortung auf diesem Schiff. Denn mit diesen Energiereserven alleine würden sie es auf jeden Fall nicht schaffen können.

Als der Schmerz in seiner Hand wieder ein wenig nachgelassen hatte, ging er die Daten ein weiteres Mal durch. Irgendwo MUSSTE einfach noch Energie abzuzapfen sein!
Seite 4 von 4       
Punktestand der Geschichte:   268
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Hi Pia,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Wie solch eine Unterbringung in einer Notkapsel im Notfall aussehen könnte, habe ich im ersten Teil dieser Geschichte "Das Generationsraumschiff" versucht zu beschreiben. Ist auch meiner Ansicht nach nicht so einfach. )  
   Siebensteins Traum  -  30.05.11 08:58

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Fängt spannend an, gut geschrieben. Allerdings frage ich mich, ob die Anforderung, bestimmte Leute in eine Notkapsel unterzubringen, nicht unlogisch ist. Wie soll das im Notfall funktionieren?
Bin gespannt, wo der Trupp landen wird.

Liebe Grüße DublinerTinte  
   Pia Dublin  -  29.05.11 19:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Eine sehr spannende Fortsetzung. Wird River die Leute in der Kapsel retten können?  
   Dieter Halle  -  29.05.11 13:01

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Wolfgang Reuter" zu "Das Gullydeckel-Lied"

Hallo Francis Dille, noch arbeite ich an der Melodie. Und eine halbwegs vernünftige Tonaufnahme muss ja auch noch her. Wenn ich es geschafft habe, melde ich mich an dieser Stelle. Liebe Grüße von ...

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Redaktion" im Thread "Account nicht erreichbar"

mit dem äöü hat sich inzwischen erlegt. Liebe Grüße eure Redaktion.

Zum Beitrag