Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Sky      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 17. September 2001
Bei Webstories eingestellt: 17. September 2001
Anzahl gesehen: 2266
Seiten: 2

Das Erste, was ich wieder spüre, ist dieser pochende Schmerz in meinem Kopf, der mich fast in die Bewusstlosigkeit bringt. Ich schlage die Augen auf, die Sonne blendet mich, und realisiere, dass ich auf der Straße liege, meine Freundin über mich gebeugt. Der harte Asphalt schmerzt in meinem Rücken. Sie hält krampfhaft meine rechte Hand, das Entsetzen ist ihr in das Gesicht geschrieben, sodass sie ihre sonst so gesunde Gesichtsfarbe fast verloren hat. Mit der anderen Hand versuche ich mich aufzurichten, spüre aber gleich, dass ich keine Chance habe. Mein Körper kommt mir so schwer vor wie zehn Tonnen Blei. Ich schmecke diesen Blutgeschmack in meinem Mund, der in mir eine so starke Übelkeit hervorruft, dass ich mich übergeben könnte, hätte ich die Kraft dazu. Sonnenstrahlen streicheln mir warm über das Gesicht, doch ich friere so stark, als hätte es fünf Grad minus. Meine Freundin zieht ihren Pullover aus, wegen dem ich sie immer so sehr beneidet hatte und deckt mich damit zu. Dieser Pullover, wegen dem wir uns sogar schon einmal gestritten hatten. Und jetzt liegt er auf der Straße im Dreck und ich mit ihm. Ich hefte meinen Blick an ihre Augen, ihre wunderschönen grünen Augen und versuche mich an ihnen mental hochzuziehen. Was war eigentlich passiert? Ich kann mich nur noch daran erinnern, über die Ampel gegangen zu sein. Aber es war doch grün... grün wie ihre Augen, die ich immer noch festhalte. Ich möchte sie anlächeln, ihr sagen, dass ich sie mag, kann meine Gedanken aber nicht richtig in die Tat umsetzen, da ich so von diesem starken Schmerz abgelenkt werde. Mein Blick schweift von ihr ab, ich drehe meinen Kopf etwas zur Seite und sehe eine Blutlache, meine Blutlache in der Sonne glitzern. Es sieht so aus, wie ein See im Abendrot und ich schwimme mitten drin. Nur diese grünen Augen halten mich davon ab, zu ertrinken. Langsam schließe ich meine Augen. Doch plötzlich spüre ich Regentropfen auf meinem Gesicht, höre ein weit entferntes Donnern und atme süßen Rosenduft ein. Wie ein Frühlingsgewitter. Frühling, Blumen, Sonne, warmer Regen, mein Geburtstag. Ich könnte tausend Bilder mit diesem Begriff verbinden. Ein Regentropfen trifft meine Lippen. Doch was ist das? Er schmeckt so bitter und salzig, wie Meerwasser. Erschreckt schlage ich die Augen auf und sehe meine Freundin weinen. Höre plötzlich das Donnern der vorbeifahrenden Autos und atme Abgase ein. Ich möchte nicht, dass sie weint und drücke etwas ihre Hand, erreiche dadurch aber gerade das Gegenteil.
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Meine Gefühle sind ein Gemisch aus Hilflosigkeit, Verzweiflung und Angst, doch was mich richtig traurig macht ist, dass sie leidet. Leider habe ich nicht viele Möglichkeiten, irgendetwas zu tun, also blicke ich ihr nur in die Augen und hoffe sie damit zu beruhigen.

Mein Atem wird schwächer, flacher, das spüre ich selbst und mein Blut hört nicht auf zu fließen. Es rinnt in Bächen auf der Straße. Der hellblaue Pullover meiner Freundin ist schon ganz rot, es ist mir fast peinlich und es tut mir so leid. Verzweifelt bemühe ich mich, meine Augen offen zu halten, sie anzuschauen, doch immer öfter falle ich in kurze Ohnmacht. Zum ersten Mal bekomme ich entsetzliche Panik. Panik hier und jetzt auf dieser Straße zu sterben. Das will ich nicht, nicht so, nicht jetzt. Wieviel Liter Blut darf ein Mensch maximal verlieren ohne zu sterben? Wie viele habe ich schon verloren? Ich öffne meine Augen wieder, drücke leicht die Hand meiner Freundin und spüre, wie alles langsam verschwimmt...


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Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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