Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Marco Frohberger      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 10. März 2003
Bei Webstories eingestellt: 10. März 2003
Anzahl gesehen: 2852
Seiten: 8

Jetzt sitze ich hier, in diesem unüberschaulichen Gebäude, das voller Menschen ist und überlege, ob sie richtig war, jene Entscheidung, die ich entgültig für mich getroffen hatte. Gut, ich zweifelte sie an, und das aus gutem Grund. In wenigen Stunden hatte ich nicht mehr die Gelegenheit, sie rückgängig zu machen. Schon seit einer Ewigkeit verbarg ich mich in jeder Situation hinter einem Anschein von Freundlichkeit und Unentschlossenheit. Doch seit heute Morgen hielt mein Instinkt daran fest. Die Entscheidung, die womöglich mein Leben verändern würde, traf mich eiskalt wie eine Dusche am Morgen. Ein Ruck zuckte durch meinen trägen Körper und ich spürte wieder, dass ich noch lebte. Alles andere war mir bis dahin egal. Ich fürchtete nämlich keine Konsequenzen. Allein was mir Sorgen bereitete, waren die Ängste vor dem Unbekannten. Was würde mich wohl erwarten und vor allem, wo? Hatte ich denn überhaupt eine Chance, die mir die Möglichkeit bot, sie zu nutzen? Gedankenverloren durchlebte ich noch mal meine inneren Ängste und sinnierte zwischenzeitlich vor mir her, und all das auf einem bequemeren Stuhl. Und dabei bemerkte ich nicht einmal, dass mich die mir Gegenübersitzende Person anstarrte.

?Ist mit ihnen alles in Ordnung??, fragte die hübsche junge Frau, deren Augen sich auf die meinigen konzentrierten und ich ihren Anflug von bestürzender Nachdenklichkeit einfach vergaß.

?Ja, entschuldigen Sie bitte. Aber ich schwelgte eben in einigen Erinnerungen, die mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen. Es tut mir Leid. Was sagten Sie??

Sie reichte mir ein paar Papiere. ?Ihr Flug ist gebucht. Hier sind ihre Unterlagen, die Sie für den Flug und ihre Reise benötigen.? Währenddessen schob sie sich eine Strähne ihrer wunderbaren nussbraunen schulterlangen Haare zur Seite und klemmte sie hinter ihrem Ohr fest. Ich beobachtete sie dabei und versuchte mich auf ihre Stimme zu konzentrieren, doch immer wieder wurde ich von ihrer Schönheit abgelenkt, die mir kurz zuvor noch nicht aufgefallen war. Wahrscheinlich, weil ich tief versunken in meinen Gedanken grübelte, was mich dort wohl erwarten würde. Es gab diese besagten Momente, in denen man der Realität entfliehen konnte und sich in eine befreiende Gedankenwelt stürzte, in der alles anders zu sein scheint. Und sollte es soweit kommen, dieser plötzliche Eingriff in die unreale Realität durch einen Fremden, weil von einem Aufmerksamkeit erwartet wird, dann ist der Schock groß und versucht verzweifelt den Faden wieder zu finden.
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Und das passierte mir eben gerade auch.

?Wann sagten Sie, geht der Flug??, lächelte ich verzweifelt. Ich wollte zwar nicht unbeholfen und wie ein Verrückter wirken, aber so fühlte ich mich in dem Moment, als ich dieses Augenrollen bei ihr bemerkte. Sicherlich lag ihr der Gedanke nahe, ich wäre nicht mehr ganz dicht im Schädel. Vielleicht war ich das auch. Vielleicht war ich nicht bei der Sache und wirkte abwesend. Doch dem wurde ich mir bisher nicht Bewusst, angesichts meiner Situation, in der ich mich befand und die es zu bewältigen galt.

Unverfroren lächelte ich freundlich weiter, während sie erneut einen Blick in die Unterlagen warf und nach dem Termin sah. Merklich genervt und gereizt, wie sie mir den Anschein erweckte, erledigte sie ihren Job und überspielte all die markanten Nebensächlichkeiten mit einem gezwungenem Lächeln. Und alle waren glücklich in dieser surrealen Welt, in der niemand mehr dem anderen ein freundliches Lächeln gönnte, ohne dabei einen Hintergedanken zu hegen. Ich verwarf all diese Annehmlichkeiten und horchte auf, als sie ihren Mund öffnete, um mir etwas mitzuteilen.

?Ihr Flug geht um 20:40 Uhr von Flugsteig 17 aus. Finden Sie sich bitte 30 Minuten vor dem Start an diesem Ausgang ein. Dort werden ihre Bordkarten eingesehen und anschließend in das Flugzeug gelassen.? Sie holte tief Luft und ich sah, wie sich ihre Brust aufblähte. Mein Blick schweifte sofort an ihr vorbei, ich wollte ja nicht, dass meine nervösen Blicke ihre Aufmerksamkeit erregten. Dann schaute sie mich an. ?Haben Sie jetzt alles verstanden?? Mit dieser Frage, deren Unterton etwas merkwürdiges an sich hatte, vermittelte sie mir das Gefühl, als würde ich einen kompletten Vollidioten darstellen, der tagsüber keinen klaren Gedanken fassen konnte und immer nur in seinen Träumen schwebte. Aber woher sollte sie das schon wissen?

Trotzdem bedankte ich mich recht herzlich und ging mit meinen erhaltenen Unterlagen zur Abflughalle, um einzuchecken und mein Gepäck abzugeben. Beide für diesen Flug ausgeschriebenen Schalter waren besetzt. Als ich einen kurzen Blick auf meine Uhr warf, merkte ich, dass es schon kurz nach 19:00 Uhr war.
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Allmählich wurde es knapp, wenn ich meine Freundin noch anrufen wollte. Zuerst jedoch musste ich mein Gepäck abgeben, wofür sicherlich noch mehr als 15 Minuten draufgehen konnten. So viele Leute standen vor mir mit genervten Blicken und Gesten, die sie den anderen Leuten zuwarfen, als wäre es bald soweit, und sie müssten sich gegenseitig an den Hals springen. Mit meinem Gewissen war es einfach nicht zu vereinbaren, einfach so losziehen, ohne meiner Freundin ?Lebe Wohl? durch die Leitung zu flüstern. Das war nicht meine Art. Selbst meine Gefühle wären dann stark betroffen. Persönliche Abschiedsarien standen nicht in meinem Interesse, denn allein schon das zerstörte mein Selbstbewusstsein, dass Vertrauen, welches ich in mich investierte, wenn ich etwas echtes, wie diesen Flug in die Freiheit, anpacken wollte.

Guten Gewissens nahm ich mir vor, darauf zu warten, bis ich die Zuweisung für meinen Platz im Flugzeug hatte und mein Gepäck abgefertigt war. Danach bestünde eine gute Gelegenheit, sie noch schnell anzurufen. Ich denke, meine Freundin war es das wert, dass sie einen letzten Abschiedsgruß von mir bekam. Eines der tollsten Mädchen, das ich je kennengelernt hatte. Und ich wollte nie ein anderes kennen lernen. Es lag mir eigentlich fern, sie zu verlassen, aber mit den Umständen, die in meiner Heimatstadt auftraten, konnte ich nicht mehr leben. Alles war so zerstörerisch, einsam und einfältig, dass mir die Decke auf den Kopf viel und ich nichts mehr positives in meinem Leben sichtbar wurde, was mir sehr missfiel.

Also wartete ich in der langen Schlange. Immer wieder fielen mir die gelegentlichen Blicke eines hübschen Mädchens zu, die einfach nicht darauf reagierte, wenn sich ihre Eltern mit ihr unterhielten. Auch nicht, als sie von ihrem Vater mit einem Hangriff auf die Schulter ermahnt wurde. Sie stand etwas weiter vor mir, in der linken von beiden Reihen, von denen ich mich in der rechten aufhielt. Von dieser Seite erwartete ich eigentlich, dass sie sich schneller auflösen würde. Entrüstend fiel mir jedoch auf, dass die Reihe, in der sie mit ihren Eltern wartete, um einiges schneller vorwärts bewegte, als in der, in der ich Qualen von Unbequemlichkeit und Hysterie vor meinem Abflug litt. Ich dachte nicht weiter darüber nach und beobachtete das Mädchen, dass sich in mich verguckt hatte und gedankenlos durch den Tag schweifte, während ihre neugierigen Augen auf den meinigen klebten.
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Ich schätzte sie auf 16 bis 17 Jahre, vielleicht auch 18. Genauer konnte ich es nicht bestimmen. Ihre Figur war durch ihre enge Kleidung sehr betont. Sie schien einen guten Geschmack zu haben. Vielmehr, als es die anderen Mädchen hatten, die in den sich anstauenden Reihen weiter drüben aufhielten. Sie waren mir schon zuvor aufgefallen. Schwarze und weiße Klamotten, dass war das einzige, was sie trugen. Diese Art von Mode war mir in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit eher weniger aufgefallen. Mag sein, dass diese Art wieder in Mode kam und ich es nur noch nicht wusste. Zu aller letzt konfrontierte ich mich mit dem Gedanken, sie könnten unerkannt bleiben wollen und eine andere Identität annehmen, die sie in eine völlig neue Situation drängte. Die Möglichkeit war schließlich zum greifen nahe, in ein anderes Land fliegen zu können und Urlaub zu machen, mit einer anderen Identität und einer ganz neuen Persönlichkeit. Das sind die Reize, die sich Urlauber aneignen, um ihren Urlaub vielleicht einmal anders zu erleben, an einem Ort, wo sie niemand kannte und wo sie alles tun und lassen konnten, was ihnen in den Sinn geriet.

Sie kleideten sich eben ganz leger, aber wer kümmerte sich schon darum? Ich ganz bestimmt nicht.

Plötzlich bekam ich einen sanften Ruck von hinten zu spüren. Entsetzt drehte ich mich um. Mir wurde ganz heiß, weil mir das Blut ins Gesicht stieg. Ich wäre beinahe ausgerastet, wenn es nicht ein älteres Ehepaar gewesen wäre, dass hinter mir wartete und freundlich lächelte. Sie machten mich lediglich darauf aufmerksam, dass die Leute vor mir bereits einige Schritte weiter nach vorn gegangen waren. Also packte ich meinen prall gefüllten Rucksack, der vor mir auf dem Boden lag, und hob ihn auf. Ich ging die paar Schritte und mit meinem so teilnahmslosen Gesicht, dass ich an den Tag legte, starrte ich wieder zu diesem Mädchen herüber. Währenddessen ließ ich recht nebensächlich meinen Rucksack auf den Boden knallen. Unerwartet winkte sie mir zu und ich brachte nur ein zaghaftes Lächeln über meine Lippen. Dabei war ich in Gedanken bei meiner Freundin, die ich jetzt schon über alles vermisste. Wie hieß es doch so schön? Jeder muss sein Opfer im Leben dazu beitragen, um ein neues, und unter Umständen auch ein besseres genießen zu können.
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Vielleicht hätte mir mal jemand eine reinhauen sollen, dann wäre ich aus diesem beschissenen Traum aufgewacht und meine Einsicht wäre so groß gewesen, dass ich wahrnahm, welchen Fehler ich beging. Aber so träumerisch dieser Gedanke auch tief in mir drin steckte, so war es die nackte Realität, die mir ins Gesicht schlug. So fest, dass ich manchmal eine Träne an das vergoss, was ich noch vor wenigen Stunden hätte haben können. Eine Möglichkeit, in den Armen meiner Freundin zu liegen, mir über meinen Kopf streicheln zu lassen und einfach nur grenzenlos glücklich sein. Doch der Schmerz, den sie mir verpasst hatte, der hielt inne und erinnerte mich an das, was sie mir angetan hatte. Im Grunde genommen wollte ich es noch immer nicht wahrhaben und glauben, aber so ergriff ich mit viel mehr Enthusiasmus meine Entscheidung, hier zu sein und nicht wieder zurückzukehren.

?Ihre Bordkarte bitte!?, forderte mich der Mann hinter dem Schalter auf. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er diesen Job bereits zu lange ausübte. Hinter seiner ganzen Arbeit steckte keine Freude, kein Spaß und keine Freundlichkeit zum Kunden mehr. Aber mein Gott, wen interessierte das schon?

Nachdenklich reichte ich ihm die Karten und suchte das Mädchen in der anderen Reihe. Aber ich konnte sie nirgends finden. Scheinbar war sie schon gegangen.

Schlagartig fiel mir dann auch auf, dass mittlerweile volle 25 Minuten verstrichen waren und ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, was ich in diesen Minuten alles gemacht hatte. Es war schon irgendwie merkwürdig, aber so schnell die Zeit auch verflog, umso langsamer kam mir alles vor. Ich fühlte mich wie in einem Film, der in Zeitlupe spielte. Ich trete vor mich her, mache erst einen und dann zwei Schritte, doch immer habe ich das Gefühl, dass ich gleichzeitig drei Schritte zurückmache.

Inzwischen wünschte mir der Mann am Schalter einen angenehmen Flug, nahm mein Gepäck entgegen und reichte mir meine Sitzplatzmarke. Ich ging aus der Reihe und betrachtete die Schlange, die sich nach mir bildete. Darin standen die verschiedensten Menschen, alt und jung, Einzelgänger oder Verheiratet, alles Menschen, die ein geordnetes Leben führten, so machte es zumindest den Anschein.
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Jetzt musste ich mich aber beeilen, denn ich wollte meine Freundin noch schnell anrufen. Für einen Abschiedsgruß reichte es noch, egal, was auch bisher geschehen war. Sie würde es bestimmt verstehen.

?Liebe Passagiere des Fluges 494. In 25 Minuten startet die Maschine Richtung Kanada, Winnipeg mit dem Anschlussflug nach Saskatchewan, Regina. Bitte begeben Sie sich umgehend an den Abflugsteig 17. Vielen Dank?, sagte die gleichgültig wirkende und zugleich blechern wirkende Stimme aus der Anlage. Stirnrunzelnd fragte ich mich auf dem Weg zu den Telefonzellen am anderen Ende des Ganges, wie sich die Frau am anderen Ende dieser Sprechanlage wohl fühlen mochte? Wahrscheinlich ziemlich einsam und introvertiert. Aber darüber zu urteilen, stand mir einfach nicht zu.

Im Eifer des Gefechts vergaß ich ganz nach Kleingeld zu fragen. Ich verwarf diese obskuren Gedanken an einen anderen, einen fremden Menschen, von dem ich wusste, dass er sich keine Gedanken über irgend jemanden hier machen würde. Ich lief einer älteren Frau in den Weg.

?Entschuldigen Sie bitte, aber wären Sie so freundlich und könnten mir auf einen Dollar rausgeben??, fragte ich zurückhaltend, wobei ich meine Blicke von ihrem freundlichen Antlitz nicht abwenden konnte. Doch ganz unerwartet stach mir ins Gedächtnis, dass ich hier auf einem Londoner Flughafen war und hier mit Pfund gezahlt wurde. Ich streckte ihr einen miesen, schäbigen gleichgültigen Dollar entgegen, von dem ich wusste, dass sie ihn ablehnen würde. Sie fragte sich dann bestimmt, was sie mit einem Dollar anfangen sollte?

?Einen Moment bitte!?, sprach sie entgegen all meiner Erwartungen. Sie konnte wirklich auf einen Dollarschein herausgeben. Das machte mich ganz zappelig, weil es immer später wurde und die letzten Leute an dem Schalter eincheckten. Hätte sie mir nicht aus der Patsche geholfen, würde ich meiner Freundin nicht ?Lebe Wohl? sagen können, was mich sehr geärgert hätte. Die ältere Frau reichte mir ein paar Münzen, ich zählte nicht nach, ob es stimmte. Hauptsache, es reichte für den Telefonautomaten. Ich drückte ihr rücksichtslos den Dollar in die Hand und machte mich schleunigst davon. Ohne zu zögern schmiss ich das Geld in den Automaten ein. Ich wählte die Vorwahl, dann stockte ich plötzlich, weil mir die Nummer meiner Freundin für einen flüchtigen Moment entfallen war.
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Ich bekam einen Magenkrampf und versuchte die Nummer meinem Gedächtnis zu entziehen. Es lag mir auf der Zunge, und blitzartig spürte ich den säuerlichen Geschmack meines Mageninhaltes in meinem Mund. Es war zum Kotzen, und so fühlte ich mich auch kurz danach. Ich konzentrierte mich fest und in dem Moment sprang mir die Nummer direkt ins Gesicht. Nicht einmal ein Lächeln flog über meine Lippen, nicht einmal dafür war noch Zeit. Hastig hämmerte ich die Nummer in den Nummernblock des Münztelefons und haarte aus, bis ich das klingeln hörte.

Ich beobachtete die letzten Leute, die ihre Bordkarte und ihr Gepäck abgaben. Sie liefen zum Flugsteig herüber und begrüßten die Stewardessen, die ihnen zur Verfügung standen, um ihnen ihre Plätze zuzuweisen. Dann klingelte es endlich. Mein Herz schlug rapide. Der Puls pochte in meinem Hals und ich konnte es kaum erwarten, ein letztes Mal ihre Stimme zu hören. Es klingelte einmal, zweimal dann dreimal, bevor jemand abhob. Die Mutter war dran. Ich war etwas verwirrt, doch besann ich mich meiner Gedanken und verlangte nach Jessica, meiner Freundin. Oder sollte ich lieber sagen, meiner Ex - Freundin? Ich weiß es nicht genau, nachdem was alles passiert war. Aber das war jetzt nicht so wichtig, ich würde später darüber nachdenken wollen.

Endlich kam sie ans Telefon und meldete sich mit ihrer zarten Stimme, die ich an ihr so sehr mochte und nicht genug davon bekommen konnte. In ihrer Gegenwart vermochte ich auf Wolke sieben zu schweben, konnte von ihrem Wesen und ihrer Zuneigung zu mir nicht genug bekommen. Und jetzt genoss ich ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich hätte mehr haben können, als dieses abwegige Gespräch einer bedeutungslosen Verabschiedung. Ich hielt es nicht aus ohne sie. Und so überspielte ich schnell den Gedanken daran, sie wohlmöglich das letzte Mal in meinem Leben zu hören.

?Hallo Jessica?, flüsterte ich ihr ins Ohr. Ich wusste genau, dass sie den Hörer dicht an ihr rechtes Ohr hielt. Ich spürte ihre Nähe, roch ihr frisch duftendes Haar, welches sie immer mit Mandelblütenöl wusch. Ich fühlte ihre zarte Haut. Doch all das war nur meine plötzliche Einbildung, der ich mich hingab.

?Wo bist du? Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet?, klagte sie mir ihr Leid an.
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Ich hörte gespannt zu und wünschte jetzt, in ihrer Nähe sein zu können. Doch daran durfte ich jetzt nicht denken, ich durfte es nicht wollen mögen. Jessica war die einzige, die mich jemals von diesem Trip in die Freiheit abhalten konnte. Ich durfte nicht daran denken, denn ich hatte kaum eine andere Wahl.

?Jessica, ich muss dir was sagen, ...?, versuchte ich mit einer neutralen Stimme bei der Sache zu bleiben. Es fiel mir sehr schwer, nicht emotional zu werden, aber es blieb mir verwehrt, den Dingen hart gegenüber zu stehen und einen klaren Gedanken dabei zu fassen. Ich fühlte mich plötzlich schlecht. ?...ich werde gehen. Und ich...?, schnitt sie mir plötzlich mit einem ?Was?? ab.

?Wohin willst du gehen??, fragte sie mit besorgter Stimme. Ich denke, sie wusste jetzt Bescheid. Sie machte sich Sorgen, wollte, dass ich bei ihr war. Oder war doch nur alles Einbildung? Lebte ich in einem trügerischen Schein?

?Ich werde von hier fort gehen und meine Heimat für immer verlassen.?, sagte ich ihr ganz offen. Ich wollte mich jetzt nicht hinter irgendwelchen Lügen verstecken, sondern ihr klarmachen, dass ich von ihr gehen musste. Ob sie es verkraften konnte, wusste ich nicht. Aber es sorgte mich ein wenig, sie einfach zurückzulassen.

?Bitte, es tut mir leid, wie oft soll ich das noch sagen? Es tut mir so unheimlich leid, dass ich das getan habe. Ich liebe dich, Jesse, ich liebe dich, verstehst du das? Ich möchte...?, diesmal schnitt ich ihr das Wort ab.

?Jessica, es geht nicht darum, was geschehen ist, es geht darum, was nicht geschehen ist. Ich muss jetzt los, bitte versteh, ich werde dich niemals vergessen.?

Das letzte was ich hörte, war, dass sie in Tränen ausbrach. Nur einen Augenblick später hängte ich ein. Denn ich wusste, sie würde es schaffen, mich umzustimmen. Und dem wollte ich klipp und klar aus dem Weg gehen. Auch wenn es meine eigene Angst war, gegen die ich verloren hätte, ich scheute mich ganz einfach davor. Es musste einfach sein, egal, wie vielen Leuten ich Schmerzen zufügte. Es würde niemals den Ausgleich demgegenüber schaffen, was sie mir jemals angetan hatte.

Ich beeilte mich, ich musste ins Flugzeug steigen. Als ich den Weg dorthin antrat, wusch ich all meine Erinnerungen frei, meine Gedanken gehörten der Zukunft und ich wollte nicht mehr zurückblicken, wie es hätte laufen können, wenn es anders gekommen wäre.
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Denn es wäre nie anders geworden.



Fortsetzung folgt
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Punktestand der Geschichte:   21
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Kommentare zur Story:

  Lieber Marco,
ich schließe mich den meisten deiner "Fangemeinde" an und finde deinen "Romanauszug" einfach wunderschön..
Ich will mich nicht wiederholen, aber es gelingt dir immer wieder die feinen Dinge des Dasein, die kleinen unauffälligen Momente festzuhalten, anschaulich und einfühlsam zu beschreiben....
Ich prophezeie dir ja schon lange, dass du es schaffen wirst ... herzlichst Siegi  
Unbekannt  -  01.05.03 08:53

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  Her mit der Fortsetzung! Her damit!Sofort! Finde deine Geschichte einfach klasse!  
Amazone  -  07.04.03 22:22

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  Man bekommt einen interessante Einblick in die etwas entrückten Gedankengänge deines Charakters. :)
Das gibt ihm eine besondere Note und macht ihn für den Leser interessant. Vor allem seinen Gewissenskonflikt,
was seine Freundin betrifft und das gleichzeitige Interesse für andere Mädchen in Bezug auf sein neues Leben,
fand ich ganz amüsant.
Was mir nicht so gefiel, sind einige Nebensächlichkeiten:
Ich finde deine Beschreibungen der alltäglichen Flughafenroutine weniger authentisch.
Und hin und wieder wirst du deinem Sprachniveau nicht ganz gerecht und verlierst dich in langen,
verschachtelten Sätzen. Damit machst du es dem Leser nicht leicht der Geschichte zu folgen.
Und an eingen Stellen hatte ich den Eindruck, der Charakter verliert sich ein bißchen in sich selbst, anstatt
dem Leser ein paar Leckerbissen vorzuwerfen, die die Spannung etwas steigern.  
Mes Calinum  -  03.04.03 08:40

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  Hi du!

Ich find den ersten Teil dieses Romanes genauso schön wie alle anderen Teile! Jaaa!!! Ich kenn den ganzen Roman!!! Und ich kann nur jedem Leser hier empfehlen: LEST EUCH ALLES WAS HIER NOCH KOMMT DURCH!!! Ist echt empfehlenswert!!! Richtig schön zum Nachdenken!!! Marco, mach weiter so und erfreue uns noch gaaaaaaaaanz oft mit deinen schönen Geschichten!!!  
Stephanie  -  22.03.03 15:20

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  Hallo MisceloneuM!

Ich habe mir gerade deine angefangene Erzählung durchgelesen! Du hast wirklich großes Talent zum Schriftsteller. :))
Ich muß sagen mein absoluter Lieblingsliterat ist Nicholas Sparks, ich habe schon fast all seine Bücher gelesen. Meiner Meinung nach hast du einen ähnlichen Schreibstil wie er.
Du legst in deinem angefangenem Werke eine einfache, stilistisch wenig anspruchsvolle, aber sehr realistische Sprache an den Tag, was mir sehr gefällt und was mir auch in N.Sparks Büchern immer wieder gefällt.
Bei deiner Erzählung geht es hier um bisher zwei schwerwiegende Themen???, da wäre zum einen der Verlust über einen geliebten Menschen(seine Freundin), und der Mut, ein neues Leben anzufangen, ohne sich jedoch an das alte zu binden.
Es sind wahrlich nicht zwei einfache Themen denen du dich da gestellt hast. Ich bin schon sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht!! ;D Und was mich als Leser bisher am meisten beschäftigt, ist was vorher geschah...ich hoffe du schreibst an deiner Erzählung weiter?!

*summsi*  
*summsi*  -  20.03.03 09:50

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  Langatmig. Eine Kürzung täte gut. Die Entwirrung mancher verschachtelter Sätze übrigens auch  
Niquita  -  18.03.03 20:22

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  Also, ich finde deinen Schreibstil hervorragend! Den Unterschied zu einem Bestseller-Autor kann ich nicht feststellen! mach weiter so! Ich werde weiter mitlesen, wenn du weitermachst.  
helas  -  18.03.03 00:32

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  Klasse Text, weiter so

Grüße
Ruthos  
Ruthos  -  16.03.03 22:48

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  Hallo,

die Erzählung gefällt mir eigentlich sehr gut. Du versuchst den Leser offensichtlich zu fesseln und ihn zum Weiterlesen zu bewegen, indem du nicht verrätst, was zuvor eigentlich geschehen ist, was den Protagonisten zu diesem Schritt bewegt hat. Für meinen Geschmack zwar ein wenig zu dramatisch und tragisch, aber jeder hat einen anderen Stil. Gut gefällt mir, wie du versuchst mit den Worten zu malen, eine "vielfältige, emotionale Atmosphäre" durch verschiedene Wörter bzw. Allegorien auszudrücken.

Zum Interpretieren bleibt aber irgendwie doch nicht viel übrig, das meiste wird schon in der Erzählung selbst erklärt. Das Einzige, was die Fantasie des Lesers anregt, ist die Frage nach der Ursache. Kommt vielleicht mit weiteren Teilen?  
Toby  -  16.03.03 22:47

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  also zu lang finde ich sie nicht um genaueres zu schreiben darüber, werde ich sie mir nochmal durchlesen und anschliessend, nachdem ich mir gedanken gemacht habe nochmal was zu posten. LG relevandtz  
relevandtz  -  16.03.03 19:48

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  Schlechter als die anerkannten Windhunde der neueren dtsch. Lit. ist das auch nicht...aber besser...auf keinen Fall...kaum auszuhalten... musste nach drei Sätzen spucken...eine rauchen und n Bier aufmachen...Danke!  
Nebel  -  16.03.03 18:44

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  Na, jetzt reicht die Meinung dieses Forums nicht mehr?;-)
Nein, die Geschichte gefällt mir gut. In der Mitte etwas zu gestreckt, aber am Ende genau der richtige Ton!!!  
jetztiger Skeptiker  -  13.03.03 18:19

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  hmm, zu lang...!  
ano  -  12.03.03 20:01

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  Fängt ja interessant an! Ich find deinen Schreibstil echt angenehm, liest sich gut, mach weiter so! Und zwar schnell ;)

Liebe Grüße
Mel_chan  
Mel_chan  -  11.03.03 20:39

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Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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