Kurzgeschichten · Romantisches

Von:    Klaus Asbeck      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 17. Dezember 2002
Bei Webstories eingestellt: 17. Dezember 2002
Anzahl gesehen: 2366
Seiten: 2

Die Sonne schleuderte ihre glutheißen Strahlen auf ein weites, flaches und ausgedörrtes Land, wo es schon lange keine Schatten mehr gab. Alles Lebendige war längst verschwunden. Die Sträucher und Bäume von einst waren allmählich verdurstet und sodann nach und nach regelrecht verbrannt, wenn der Wind sie nicht zuvor weggetragen hatte. Der Wind, der als einziger sich noch daran erinnern konnte, wie es hier Leben gegeben hatte - vor langer Zeit.



Dieses öde, verlassene und verbrannte Land, wo sich kein winziger Laut bemerkbar machte, durchzog eine Straße, die aus dem Nirgendwo kam und ohne jede Krümmung im Nirgendwo versiegte. Auf ihr hatte sich schon lange nichts mehr bewegt, mit Ausnahme des Sandes, der da und dort vom Wind über sie geweht wurde.



Auf dieser Straße bewegten sich zwei Menschen aufeinander zu. Sie und Er. Beide wußten nicht, wann sie ihre lange Wanderung angetreten hatten, beide kannten auch nicht den Grund. So schritten sie auf dieser einsamen Straße einander entgegen, Stunde um Stunde, Tag für Tag, Nacht für Nacht - befreit von allen menschlichen Bedürfnissen. Und so vergingen die Wochen, Monate und Jahre. Doch dann kam irgendwann letztendlich der Tag, an dem sie sich zuerst am Horizont nur erahnen, doch dann im flimmernden Hitzelicht über der kochend heißen Straße die zerflossenen Silhouetten ihrer Körper wahrnehmen konnten. Aber es hatte anfänglich den Anschein, als wenn sich beide nicht näher kämen.



Doch als die Sonne ihren Zenit erklommen hatte, erreichten sich beide auf gleicher Höhe, jeder auf der anderen Seite der Straße. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt, drehten sie sich bedächtig zueinander um, und ihre Augenpaare begegneten sich auf gleicher Höhe, ernst und eindringlich. Und nach einem langen Forschen und Suchen in ihren Blicken stieg aus ihrem tiefsten Inneren das Erkennen des anderen aus uralter Zeit auf, jedoch ohne daß sich Einzelheiten zu erkennen gaben.



Barfüßig überquerte Er die Straße, ohne daß ihm ihre Glut etwas hätte anhaben können. Er blieb vor Ihr stehen. Und beide verharrten so eine geraume Weile voreinander, ohne den Blick des anderen freizugeben oder ihm auch nur für den Bruchteil einer Sekunde auszuweichen. Danach knieten sie sich voreinander nieder, wobei sich auch ihre Hände fanden.
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Und für einen kurzen Moment glitt der Hauch eines wissenden Lächelns über ihre Gesichter, um sodann dem tiefen Ernst wieder Platz zu machen.



In unendlich langsamen und fließenden Bewegungen hob Er Sie behutsam auf seinen Schoß, wobei Sie ihre Beine klammernd und bestimmt um seine Hüften schlang. Er nahm ihre kalten Brüste in seine Hände und hielt sie beschützend fest. Und Sie verwahrte ihn in ihrem Schoß. Ihre beiden Blicke ineinander verwoben, verharrten sie regungslos, ahnend, vielleicht auch wissend, daß es die Ewigkeit bedeutete.



Und allmählich perlten auf ihrer beider Haut, die seine sonnengebräunt, die ihre weiß, nach und nach große Tropfen, die die Sonne begierig aufsog, um winzige, glitzernde Kristalle zu hinterlassen, das Salz der Sonne. Und je tiefer sich die Sonne dem Horizont zuwendete, desto intensiver verdichteten sich die Kristalle. Sie verdichteten sich derart, daß ihre beiden Körper miteinander zu verschmelzen schienen und zu einer solch eigenständigen und intensiven Lichtquelle erstrahlten, daß die untergehende Sonne, noch bevor sie ihre letzten Strahlen über das Land fluten ließ, dagegen verblaßt war. Die Leuchtkraft, die von beiden ausging, war so stark, daß sich ihr Licht danach mit dem der Sterne für einen Augenblick vereinigte. Wonach es dann plötzlich finstere Nacht ward.



Als dann der kommende Tag heraufdämmerte, umfluteten seine ersten Sonnenstrahlen einen Felsen am Straßenrand mit einem solch intensiven Rot, daß der Fels selbst, der die Gestalt und die Ausdruckskraft eines ineinander verschlungenen Liebespaares hatte, in lodernden Flammen zu stehen schien.



Es steht geschrieben, daß alles beseelt ist - auch die Steine.





25.XI.2002
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Punktestand der Geschichte:   85
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Kommentare zur Story:

  Hmpf. Hab nix verstanden.
Denke schon, mein gedanklicher Horizont reicht nicht weit genug für eine ausreichende Interpretation... 3 Pts  
Dr. Ell  -  09.02.04 02:05

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  Es steht geschrieben, dass alles beseelt ist? Wo? In einem polynesischen Kochbuch?

Jetzt aber wieder Ernst: An sich ist die Idee nett, aber die Lehre, die ich daraus schließen soll ist noch ungewiss.

Gut.  
Redfrettchen  -  30.11.03 09:40

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  Schön. Warum will man eigentlich "mit jemandem" Ewigkeit ?  
UweH  -  18.10.03 21:32

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  Ein elementarer Text, ein poetischer Text, einer der Auslegungen aller Art zulässt, aber ganz gewiss keine alltäglichen.
Die logischen Brüche in der Erzählung sind belanglos, sie erklären zu wollen ebenfalls.
Zeit spielt keine Rolle, was wichtig schien, war das unabänderliche Aufeinanderzugehen, so unabwendbar wie die Evolution.

Gruss Lies  
Lies  -  09.04.03 15:59

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  Komisch!Komisch!Komisch!  
Lisa  -  07.01.03 19:11

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  Endzeitszenario?
Die letzten zwei Menschen?
Es herrscht große Hitze und sie hat kalte Brüste?
Es scheint ständig die Sonne und sie hat weiße Haut?
Toll erzählt, habe aber den Sinn nicht verstanden.  
Wolzenburg  -  20.12.02 06:49

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  Ja - das war Absicht!
Wenn Du im übrigen war zu "Weltschmerz" (siehe Deinen Kommentar zu "Elend") lesen willst, dann könnte dazu "Das Leben eine Illusion" passen!
CU
Klaus  
Klaus Asbeck  -  19.12.02 15:02

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  Wieso fallen mir beim Lesen die Namen Shiva und Shakti ein?
Wieso denke ich hier weniger an einen Sexual- als vielmehr an einen Schöpfungsakt?
Wieso beinhaltet dieses Ende soviel Anfang?
Nehme an, das war Absicht...
Und: Es gibt keine tote Materie. Nur Bewusstsein in verschiedenen Abstufungen.
5 Punkte  
Gwenhwyfar  -  18.12.02 09:10

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