Kurzgeschichten · Erinnerungen

Von:    eli fante      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 28. Oktober 2002
Bei Webstories eingestellt: 28. Oktober 2002
Anzahl gesehen: 2065
Seiten: 2

Opa und Papa haben als junge Männer geboxt, als gutes Kind schwärmte ich natürlich für beide. Max Schmeling und Muhamet Ali erheischten Interesse erst mit meinem älter werden. Der absolute Kinderschwarm jedoch war Boxer Bobby. Meine erste große Liebe....und die mußte ich mit seiner Frau und seiner Tochter teilen.

Bobby war groß, breitschultrig, hatte schmale Hüften, Gliedmaße löwenähnlich; große braune Augen, die so treu schauen konnten, daß es fast an Wehmut grenzte.

Dazu blonde Haare, die nur an seinen Ohrrändern ein wenig ins braune tendierten. Auf der Brust hatte er eine weiße Pigmentstörung, die wie ein auf den Kopf gestelltes Herz aussah. Dieses Herz liebte ich besonders.

Bobbys Markenzeichen war seine schwarze Maske, blendend weiße Zähne und ein breites Lederhalsband. Wenn er mit einem stolzen Gang und hocherhobenem Kopf in den Ring trat, waren Kampfrichter und Publikum gleichermaßen hin. Seine Gegner verließen meistens glücklos den Platz. Er war ein Siegertyp und ich seine beste Freundin.

Seine Frau Kortel, natürlich auch ein Boxer, war kleiner und viel zierlicher, dafür drahtig und wieselflink. Sie trug ihr Haar dunkelbraun mit hellen Strähnen. Ihre gemeinsame Tochter hieß Assi und war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.

Diese Familie wohnte auf unserem Grundstück. Mein Vater kümmerte sich um die Veranstaltungen, die sie dann meist gemeinsam besuchten, managte ihre Auftritte und Reisen.

Hatten sie einen Preis gewonnen, egal ob Siegerkranz, Schleifen, Plaketten, Urkunden;alles wurde dann zu Hause unter dem Beifall aller Familienmitglieder in die gute Stube gehängt.

Manchmal vertrat Kortel Mutterstelle an mir und paßte auf mich auf. Assi war wie eine Schwester. Am liebsten hätte ich jede Nacht bei ihnen geschlafen. Es war warm und kuschelig bei ihnen; ich fühlte mich in ihrer Nähe geborgen und gut behütet. Assi hat manchmal ihre Nase an meinen Hals gehalten und ganz leicht gepustet, das war sehr lustig und ich mußte immer lachen. Natürlich hat das meine Mutter nicht gelitten und so konnte ich diese von mir bevorzugte Schlafstatt nur gelegentlich (mit dem wohlwollenden Wissen meines Vaters) aufsuchen. Dort essen war ganz verboten; es war Anfang der 50er Jahre und da gab es schon mal Hamster mit Soße und geklauten Kartoffeln.
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Aber es roch oft so verführerisch, daß ich nicht widerstehen konnte und ( pst! nicht weitersagen) manch Hamsterlein auch meinen Gaumen kitzelte.







Rezept für Hamster mit Soße



Man finde im Herbst einen geübten Hamsterfänger und lasse sich pro Person zwei Hamster ausgraben. Das Entgelt für den guten Mann besteht in 0,10 € für jeden gehäuteten Hamster, das mit gefundene Korn kann er für seine Hühner behalten, das Fell soll er sich selbst spannen und abliefern oder als Rheumafell verkaufen.

Die gehäutete Tiere werden ausgenommen (Innereien kriegt die Katze) und gewaschen.

Dazu kommen 3 Möhren, 1 Pastinake, 3 Sellerieblätter, 1 große Zwiebel, ½ Eßlöffel Salz, Majoran, 2 Blätter Wermut, 2 Lorbeerblätter, eine Handvoll Kerbel, Bärlauch und soviel Wasser, das alle Zutaten einschließlich der Hamster bedeckt sind. Das Ganze kochen wir nach Möglichkeit außerhalb geschlossener Ortschaften gar.

Zwischendurch haben wir Kartoffel ausgegraben und vom Acker der LPG in unseren Kochtopf umgelagert. Diese werden im letzten Drittel der Garzeit mit zum Fleisch gegeben.

Es schmeckt prima !

Heute könnte man ersatzweise Kaninchen nehmen....Meerschweinchen tun es aber auch und Kartoffeln gibts`im Supermarkt.







Assi begleitet mich recht häufig zur Schule. Ihr war zu Hause langweilig und so kam sie einfach mit. Wegen ihrer Abstammung durfte sie aber nicht am Unterricht teilnehmen, sie hätte wohl auch ein wenig gestört, zumindest die Lehrer fühlten sich derart, aber Lehrer sind auch Menschen.

War aber kein Problem. Assi wartete geduldig im nahen Park und ich beeilte mich, nach Schulschluß zu ihr zu kommen. Meist haben wir dann meine Pausenbrote geteilt und aufgefuttert und anschließend haben wir Ball- und Stockspiele betrieben oder wir sind einfach nur beisammen gewesen und haben uns, meisten über andere Leute, köstlich amüsiert.

Von anderen Kindern, auch größeren, hatten wir nichts zu befürchten.

Assi hat allein durch ihr Äußeres, sie konnte schlecht verbergen, daß sie aus einer Boxerfamilie stammt, andere davon abgehalten, sich in unlauterer Absicht zu nähern.
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Noch lange Zeit, ich war schon fast erwachsen, blieb sie und ihre Familie meine besten Freunde und Beschützer, unsere Hunde Bobby, Kortel und Assi.
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Punktestand der Geschichte:   14
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Kommentare zur Story:

  Es ist die Höhe!!!!!!!!!!!!!!!  
Schmidt Sabrina  -  01.03.06 11:20

   Zustimmungen: 2     Zustimmen

  Die lieben kleinen Hamster werden gefuttert.
Hasen, Karnickel, alles was vors Messer kommt.
Nichts dagegen, aber wo bleibt das Rezept für Köterbraten. Sollen die Hunde etwa alle am Leben bleiben? Das ist Ungerecht, den anderen Tieren gegenüber. (3 Punkte)  
Wolzenburg  -  29.10.02 06:02

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Interessante Kommentare

Kommentar von "darkangel" zu "Vor dem Fenster"

hm... rollstuhl glaube ich nicht, denn das hätte das andere kind bemerkt und außerdem entscheidet sie sich am ende um. das daachte ich aber auch zuerst. jetzt stelle ich mir die frage: was ...

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Letzte Kommentare

Kommentar von "rosmarin" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Ja, gut recherchiert und gut und spannend geschrieben. Aber hier ein kleiner Hinweis: 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'. Betrifft Deinen Kommentar)Das tut weh. Gruß von

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