kann nich schlafen, kann nich essen, kann nich denken   18

Trauriges · Kurzgeschichten

Von:    Josephine      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. Oktober 2002
Bei Webstories eingestellt: 11. Oktober 2002
Anzahl gesehen: 2027
Seiten: 2

kann nich schlafen, kann nich essen, kann nich denken... mir wird jetzt zum ersten mal klar, was diese worte, die man so oft in diversen triefenden schundromanen liest, bedeuten. ich hasse solche romane, ich hasse diesen kitsch und diese billige romantik. mein opa hat diese bücher immer gelesen und als ich klein war (acht jahre oder so) habe ich sie, immer wenn ich bei ihm war, heimlich gelesen. heute habe nichts als verachtung für sie übrig, während ich sie damals, wohl einfach aus dem grund, dass ich sie eigentlich nicht hätte lesen dürfen, geliebt hab. aber jetzt geht es mir zum ersten mal wirklich so. normalerweise geht mir mein essen über alles, ich esse wirklich sehr viel, das können euch meine gesamten mitmenschen bestätigen. zu jedermanns und auch meiner eigenen überraschung bin ich trotz meiner essgewohnheiten noch kein fetter klops. mein frühstück ist mir am wichtigsten. das ist für mich der einstieg in den tag und ohne zwei toasts oder nen brötchen und nem müsli läuft da echt nix. ich schnucke natürlich auch ziemlich viel. essen ist für mich einfach eine der schönsten sachen der welt, deswegen werde ich nie die frauen verstehen, die sich freiwillig eine diät nach der anderen antun, bei der man dann auf alles, was lecker ist, verzichten muss. wenn ich total fett wäre, würde ich weniger essen, aber ich bin nicht total fett, also brauch ich mir darum keine gedanken zu machen.

mein heutiges frühstück bestand aus einer zigarette und einem pfefferminztee. ich bin jetzt seit vier stunden wach und das einzige, was ich bis jetzt zu mir genommen habe, ist tee. tee und zigaretten. das ist wirklich nicht meine art, aber ich habe angst mich zu übergeben, wenn ich etwas esse. und alles nur wegen ihm. ich gebe mich selbst im moment einfach nur auf, das ist unglaublich. die abende sind am schlimmsten. ich habe noch nie so schlimme abende erlebt. wenn ich weggehe und mich betrinke oder bekiffe, ist es okay. dann tanze ich meistens viel oder bin einfach vom saufen so kaputt, dass ich zu hause nur noch ins bett falle und einschlafe. aber ich kann nicht jeden tag weggehen, nicht jeden tag vor mir selbst flüchten. die abende zu hause sind tödlich. ich gucke fernseh, höre musik, lese, all das ist noch okay. aber irgendwann muss ich das licht ausmachen und mich der dunkelheit stellen. keine besonders angenehme aufgabe.
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ich liege in meinem bett, es ist dunkel und plötzlich fängt es an. mein kopf füllt sich, füllt sich mit gedanken, alles erdrückt mich. mein kopf ist so voll, droht zu platzen, ich beginne zu weinen, flehe darum einzuschlafen, dass ich aufhören kann zu denken. ich möchte meinen kopf einfach nur gegen die wand hauen, die einsamkeit und die depressiven gedanken zerschmettern. ich liege da in meinem bett, denke an ihn, denke daran, dass ich immer einschlafen konnte, wenn er neben mir lag. seine nähe wirkte so unglaublich beruhigend, es war einfach schön. diese unendliche geborgenheit, er hat mir diese ausgeglichenheit geschenkt, diese innere ruhe. es waren nur die nächte mit ihm, die mir diese ruhe gaben, in denen ich schnell einschlief. ich habe es auch geliebt morgens aufzuwachen, habe es genossen ihn dann gleich zu küssen und mich an ihn zu kuscheln, seine nackte haut zu spüren. dann kam immer wieder der wunsch auf sofort wieder mit ihm zu schlafen, dem ich meistens auch nachgegeben habe. ich finde wirklich, dass es nichts schöneres gibt als zärtlichkeiten und sex am morgen. aber jetzt ist er nicht mehr da. er hält mich abends nicht mehr fest, damit ich einschlafen kann. jeder abend ist eine einzige qual, ich will dem ganzen entkommen, flüchten, endlich schlafen. ich bete darum zu sterben, nur um den schmerz und die angst und die qual loszuwerden. will die gedanken aus meinem kopf verbannen. wünsche mir einfach nur zu sterben, um endlich frei zu sein.

HÖRT DAS DENN NIEMALS AUF??? dieser unendliche schmerz, lässt er mich denn nie mehr los? alles fehlt mir, deine anrufe, deine küsse, unsere unterhaltungen, der sex. alles fehlt mir. gestern abend hast du mich angerufen, endlich. hast gesagt, dass du mich nicht mehr liebst, dass wir zu verschieden seien. endgültig. ich habe unsere verschiedenheit geliebt und sie immer als vorteil unserer beziehung angesehen. ich liebe dich so sehr, ich liebe dich so unendlich und ich frage mich, ob das jemals aufhören wird...
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Punktestand der Geschichte:   18
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Kommentare zur Story:

  mir gehts grad genauso. wobei ich noch nicht zu irgendwelchen drogen gegriffen habe und das auch vorher nicht meine art war...aber ich hänge durch und steh neben mir.
am schlimmsten sind dann diese sätze, die man dann von allen seiten hört.

naja jedenfalls gute storie. nur im moment leider nicht mein fall...weckt halt zu viele schmerzhafte erinnerungen.  
Lisa lilehmann  -  15.12.06 16:48

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  Im Gegensatz zu meinem Vorschreiber kenne ich solche Gefühle sehr gut. Wer kennt sie nicht? Mit "nicht interessant" ist wohl genau auch das gemeint. Zu alltäglich, zu sehr Jeden-Von-Uns-Mehrmals-Im-Leben-Passierend, um wirklich interessanten Stoff für eine Geschichte abzugeben.
Aber: Du hast die Gefühle so treffend und punktgenau beschrieben, dass jeder Leser vermutlich ein Déja-vu-Gefühl überkommen wird, er mag es wollen oder nicht. Da steigen Erinnerungen auf...
4 Punkte, und (falls hier Protagonist und Autor ein und dieselbe Person sein sollten): Ich hoffe, es geht Dir mittlerweile besser.  
Gwenhwyfar  -  28.11.02 10:21

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  Was soll man da sagen. Du nimmst es echt schwer. Für mich als Leser kaum nachvollziehbar und als Lesestoff eher weniger Interessant.
Aber es tut oft gut, solche Sorgen von sich zu schreiben.  
pascal gut  -  25.10.02 06:12

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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