Winbrand, Bart und Leberflecke   41

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Juni 2002
Bei Webstories eingestellt: 4. Juni 2002
Anzahl gesehen: 2417
Seiten: 2

Fensterglas im Winter hat vielleicht die Farbe meines Gesichtes in diesem Moment. Habe gestern vielleicht wieder zu viel Weinbrand getrunken aber wenn eine Flasche vor mir steht, befinde ich es für einen Frevel auch nur einen Schluck in der Flasche zu lassen. Die Flüssigkeit wurde in einem Stück abgefüllt und sollte auch in diesem Zustand verbraucht werden. Die Tropfen könnten traurig sein und ich hätte ganze Tropfenfamilien zerrissen, wenn ich nur einen Teil getrunken hätte. So aber sind alle miteinander in meinem Bauch verbunden und verwandeln sich bald in Urin. Für den weiteren Lebensweg kann ich dann aber nichts. Sie entfliehen meiner Obhut mit dem letzten Tropfen meines nächsten Toilettenbesuchs.

Meine Hand reibt über die Stoppeln meiner Haut und ich denke ans Rasieren und wie unsinnig es ist, wenn man keinen Bart haben möchte. Wieso gibt es keinen Schalter den man mit 18 Jahren umlegen kann? Mit der Aufschrift „Bart“ und „Ichwillniebart“ und wenn man sich für das zweite Ding entschieden hat, dann wächst niemals ein Bart und die Haut ist rein und ohne diese kleinen Punkte die mich mehr an Fliegenscheiße erinnern als an Höhlen für geköpfte Haare. Ein Bart macht älter dies ist bewiesen und wäre es nicht so, würden sich nicht Kinder aus der zweiten Klasse diese Punkte ins Gesicht malen, wenn sie in einem Theaterstück ältere Männer darstellen müssen. Ja genau müssen. Wer wollte in der Schule schon irgendwas mit der Theatergruppe machen? Ich jedenfalls nicht. Ich hab mich da gedrückt wo ich nur konnte und dankte jedes Mal Gott wenn es geklappt hatte. Nichts gegen meine Deutschlehrerein die es sicher gut meinte aber ich glaube sie benutzte uns nur als selbst zusammenstellbares Fernsehprogramm. Hatte sie Lust auf „König Midas“ wurde das Stück gespielt und so weiter und so fort. Hätte die Lehrerin uns gefragt was wir spielen wollen und man wäre auch zu mir gekommen, hätte ich laut „Kabale und Liebe“ geschrieen. Ein wahrlich meisterhaftes Stück und nichts ist damit vergleichbar. Aber so schreibt er halt unser Brecht.

Ahh welcher Schlaumeier ist da eben in Gedanken aufgefahren? Natürlich nicht Brecht sondern Schiller. Hi hi kleines Probemanöver. Ich entschuldige mich höflichst für diesen Zwischenfall. Necke gerne, wenn nicht ich der Geneckte bin.
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Man kann sich aber auch selber necken. Zum Beispiel versteckt man in der Wohnung Drohbriefe und verreist dann für zwei Monate nach Australien. Dann hat man vergessen wo diese Briefe sind und erst Jahre später findet man sie und erschrickt sich über diese. Übrigens sollte man nicht vergessen irgendwo in diesen Brief zu schreiben das man sich selber geneckt hat.

Seit kurzem beobachte ich des Öfteren aufmerksam meine Haut und habe festgestellt, dass ich mehr Leberflecke bekommen habe und das auch meine Brustbehaarung bedrohlich in seiner Anzahl von Haaren zugenommen hat. Was ist der Grund? Der vielfältige Verkehr mit Frauen? Oder bin ich körperlich am Abkacken und schon in 10 Jahren werde ich schwarz von Leberflecken sein und mehr Haare mit mir rumschleppen als 80 Yetis und 5 kleine Babyratten. Aus Leberflecken kann ja auch Krebs rausgucken und sich dann ausbreiten und dann ist man ja sowieso am Arsch. Vielleicht schaue ich deswegen alles ganz genau an. Manche Leberfleckenansammlungen ergeben Sternenbilder und manche sehen wieder aus wie aufgeklebter Dreck. Doch wer klebt sich Dreck auf die Haut? Vielleicht hat man diese Zeichen wirklich nicht umsonst und man könnte daraus mehr lesen über einen Menschen als aus der Hand, wie die Zigeuner tun.

Sehen wir uns einmal ganz spezielle Ansammlungen meines Körpers an und schauen mal ob wir daraus auf etwas schließen können. Ach nee, is mir jetzt auch zu blöd. Müsste ja Hemd und Hose ausziehen und danach wieder anziehen. Das wäre für diese Zeit ein wenig zuviel Stress. Trotzdem aber glaube ich, dass man wirklich etwas erkennen könnte. Alles in der Natur hat doch seinen Platz und an diesem Platz ist dann dieses nicht umsonst. Der Frosch lebt wegen Fliegenfressen, Muscheln produzieren Perlen für fette Frauen und aus Leberflecken kann man eben lesen was geschehen wird und geschah. Dies haben sicher auch Nostradamus und Edgar Cayce entdeckt.



Da ich jetzt auf die Toilette muss und ich danach sicher keinen Bock habe mich noch einmal hier ran zu setzen beende ich diese Geschichte und rate allen Menschen sich einmal ihren Körper genauer anzusehen. Sie werden sich wundern, was man da alles findet.
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Punktestand der Geschichte:   41
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Kommentare zur Story:

  Mist, jetzt hab ich Perle doch glatt den Bewertungsknopf vor lauter Grinsen links liegen gelassen... jetzt aber!  
Trainspotterin  -  22.12.02 15:01

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  Von Höcksken aufs Stöcksken hätte meine Oma wahrscheinlich zu dieser Gedankenkette gesagt.. *kicher* Wie erfrischend man(n) doch von Cognac über Bärte und Leberflecke und dann noch bis hin zu "Kabale und Liebe" sinnieren kann! I was very amused! (Ach, und: Perlen trage ich übrigens nie... :o)  
Trainspotterin  -  22.12.02 15:00

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  Der ich-will-nie-Bart ist genial! Ein bißchen sehr selbstbespiegelnd der Text, aber auf amüsante Weise und die Muscheln produzieren ihre Perlen für alle Frauen.

Pe
5  
Unbekannt  -  27.11.02 04:22

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  Mal wieder tierisch einen abgelacht! (5Punkte!!!)Die armen Tropfenfamilien. ICH habs noch schwerer: Wenn ich eine Ampulle Bier leergesuckelt habe, jammern die restlichen 19 im Kasten: "Wir sind ja sooo allein! Wir wollen zu unserem Bruder!"
*Lach*
Schön auch der Bart-Button. Den hätt ich auch gerne.
Mal wieder nette Abwechselung. Solltest in regelmässigen Abständen mehr davon bei webstories posten!
So, jetzt habe ich keine Zeit mehr, um zu tippen. Habe gerade eben mit Hilfe eines Rasierspiegelt einen funkelnagelneuen Leberfleck in Form zweier koitierender Bisamratten auf meiner linken Arschbacke entdeckt. Das muss ich mir jetzt genauer ansehen...  
Stefan Steinmetz  -  19.06.02 13:29

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Kommentar von "Sabine Müller" zu "Die Lebenswippe"

Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

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