Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Peter Hrubi      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. Februar 2002
Bei Webstories eingestellt: 6. Februar 2002
Anzahl gesehen: 2639
Seiten: 5

Hens Jörenström öffnete die riesengroße Flügeltür hinter welcher der gigantische Saal platziert war, aus dem gerade ohrenbetäubend „Let´s have a Party!“ drang. Viele Leute saßen auf Bänken, auf Sesseln, auf Stühlen und auf Barhocker, doch niemand sprach ein Wort. Außer der Musik war es ruhig auf der Party. Eine langweilige Party.

Er ging bis zum Ende des Saales zu der mächtigen Stereoanlage. Die Partygäste starrten ihn an, beobachteten jeden seiner Schritte, jeden Schwung seiner Arme, die er gekonnt schwang. Er stellte sich breitbeinig vor die mächtige Stereoanlage und betätigte die „Stop“-Taste.

Jetzt war es ganz still in dem Raum. Er hatte an die hundert Gäste gezählt, zweihundert Augen starrten ihn an und warteten gespannt auf seinen nächsten Schritt.

Er holte eine CD aus seiner Tasche, öffnete sie mit einem eleganten Handschwung, legte sie in die mächtige Stereoanlage. Dann drückte er die „Play“-Taste...



Die Menge jubelte, als sie die Ochstaler Stelzenjäger hörte, die ihre neuesten Hits sangen. Angefangen von „Madl, du bist mei Mädl“ bis „Mei! Mei! Mei! Die Kuah is high!“. In Stereo Dolby Digital. Die Partygäste sprangen auf die Tanzfläche, rissen sich die Anzüge vom Leib und feierten die Party ihres Lebens. Es war wirklich eine wunderbare Party!



„Ich bin Dolly Donson“, erklärte die großbusige Blondine, die plötzlich neben ihm stand. „Ich würde gerne mit ihnen in Bett gehen!“

Doch Hens Jörenström war nicht zum Vergnügen hier.

„Ich bin Hens Jörenström und ich bin nicht zum Vergnügen hier!“, sagte Hens Jörenström.

Es war immer so bei Partys. Er kam, machte Stimmung und die Frauen verliebten sich in ihn. Er konnte nichts dagegen tun. Er war ein Frauenmagnet. Ein Held des weiblichen Geschlechts. Ihm tat die Blondine sehr leid, denn er wusste wie Frauen enden, denen er keine Chance gab. Es war schwer zu verkraften. Ein Schicksal, aber so geht es wohl allen Österreichischen Geheimspionen.

Die Blondine packte ihn an der Schulter, zog ihn zu sich und presste ihren gigantischen Busen an ihn. Einen Kuss konnte er ihr gewähren, dachte sich Hens Jörenström.

Die Blondine legte ihre Lippen an sein Ohr und flüsterte: „Jörenström, Sie Idiot! Ich bin Agent 95 Doppel D!!! ´Ich möchte mit dir ins Bett gehen´, bedeutet: Ich bin Ihr Partner.
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Hat man das Ihnen nicht gesagt?!“

Jörenström war beeindruckt! Er hatte noch nie eine Frau getroffen, die sich derart geschickt aus einer Abweisung herausgeredet hat!

„Ich glaube das Labor des allesgefürchteten, verrückten, wahnsinnigen, weltanssichreißenden Professors Wallenstein liegt im dritten Stock! Ich gehe dort hin und Sie, Jörenström, Sie suchen Wallensteins Mitarbeiter!“ Mit diesen Worten ging die Blondine.

„Vielleicht klappts ja das nächste Mal mit mir!“, schrie Hens Jörenström ihr nach, doch sie hörte ihn nicht mehr. Schade, dachte sich Jörenström, hoffentlich weint sie nicht zu lange, das wäre schlecht für ihre schon jetzt sehr großen Tränensäcke!



Dann machte er sich auf den Weg zum Barkeeper. Seine lange kumulierte Erfahrung hatte gezeigt, dass die Barkeeper immer die Bösen waren.

„Ich hätte gern einen Scotch!“, sagte er zu dem Barkeeper.

Der sah Jörenström finster an.

Man merkte sofort: Mit dem stimmt etwas nicht. Seine arabische Herkunft und sein Russischer Akzent gekoppelt mit den arroganten vietnamesischen Augen ließen auf einen Bösewicht schließen.

„Ich chabe keinen Scootch!“, sagte der Barkeeper mit russischen Akzent.

„Dann geben sie mir Kakao, Benko Kakao, den mit dem Verwöhnaroma!“, sagte Hens Jörenström.

„Wie heißen sie eigentlich?“

Jörenströms lange kumulierte Erfahrung hatte gezeigt, dass man auf solche Fragen nie mit seinem richtigen Namen antworten soll.

„Jens Hörenström!“, antwortete Hens Jörenström.

„Jens Chörenström?“, fragte der Barkeeper etwas verwundert. „Das klingt aber nicht sehr deutsch?“

„Gar nichts was sie sagen klingt deutsch!“, konterte Jörenström, der die antiwestliche Einstellung des Barkeepers schon langsam satt hatte.

„Ich bin Fritz Maier!“, flüsterte der Barkeeper. „Ich würde gerne mit ihnen ins Bett gehen!“

„Sie ausländische Schwuchtel!“, schrie Jörenström den Barkeeper an und stürzte sich auf ihn.
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Er wusste, dass er der Böse war. Er wollte ihn nur zusammenschlagen, doch der wehrte sich und so sah er sich gezwungen ihn mit einem gezielten Schuss zwanzig Kugeln in die Brust zu schießen.



Danach zog er sich das Barkeeper-Dress an, um unauffällig zu bleiben und schlich damit von dem Partysaal weg zu den Gemächern von Dr. Serro, von dem vermutet wurde, dass er der allesgefürchtete, verrückte, wahnsinnige, weltanssichreißende Professors Wallenstein war.

Er öffnete die Tür mit der Aufschrift „Geheimagenten bitte hier herein!“. Er ging in das Zimmer und fand einen leeren Raum wieder.

„Was soll das? In einem solchen Zimmer sollte man doch zumindest irgendwelche Hinweise finden!“, sagte Jörenström in die Leere des Zimmers. Jedenfalls dachte Hens Jörenström, dass das Zimmer leer war. War es aber nicht. Denn hinter ihm stand plötzlich einer der Schläger von dem allesgefürchteten, verrückten, wahnsinnigen, weltanssichreißenden Professors Wallensteins. Aber Hens Jörenström hat ihn nicht gesehen und darum war er auch ziemlich überrascht, als er mit dem Griff einer Pistole K.O. geschlagen wurde.



Als Hens Jörenström wieder aufwachte, fand er sich in einem Labor wieder. Er war gefesselt an einem Stuhl und ein Mann stand vor ihm. Es war der allesgefürchtete, verrückte, wahnsinnige, weltanssichreißende Professors Wallenstein.

„Guten Tag Herr Jörenström! Wie geht es Ihnen?“, sagte er zynisch.

„Danke gut, die Fleischlaibchen, die ich zu Mittag gegessen habe, drücken ein wenig auf den Magen. Aber sonst...“, sagte Jörenström.

„Wissen sie, der heutige Tag ist der letzte, den sie erleben werden. Und der erste, an dem Ich der Weltherrscher sein werde. Und wissen Sie was das beste ist? Niemand kennt mich bis jetzt, niemand weiß, was ich tue und niemand kennt meinen Namen! Ha! Ha! Ha!“

„Doch, sie sind der allesgefürchtete, verrückte, wahnsinnige, weltanssichreißende Professors Wallenstein!“, sagte Jörenström.

„Verdammt! Sie wissen das?“

„Ja. Dr. Wallenstein aus Bratislava, geboren am 6.4.1968.“

„Ich dachte es wäre geheim genug.
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..“, sagte der Professor traurig.

„Mutter: Margarethe Wallenstein geborene Lechner. Vater: Georg Wallenstein, geborener Deutscher. Sie haben Universitätsabschluss in Physik, Chemie und Medizin und in anderen zwielichtigen Geisteswissenschaften!“

„Scheiße!“, sagte Professor Wallenstein.

„Mit 23 Jahren begann sich die fixe Idee zu bilden die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dazu machten sie sich zu dem größten Bordellkönig des ganzen Landes. Sie hielten ihren Kontakt zu den zwielichten Gestalten des Untergrunds aufrecht und diese machten Sie dann zu dem, was Sie jetzt sind!“

„Hören Sie auf, Sie können nicht alles von mir wissen!“, schrie Wallenstein.

„Zu Weihnachten ´72 wünschten Sie Sich einen Roller, den Sie allerdings nie bekommen haben, worauf Sie sich dann ´81 von Ihrem ersten Gehalt selbst einen gekauft haben. Mit 17 schauten Sie der damaligen Nachbarin Katharina Gerald beim Duschen zu!“

„Na und, das machen alle Jugendlichen!“

„Herrgott! Katharina Gerald war zu diesem Zeitpunkt 97 Jahre alt!“

„Das ist genug! Sie werden jetzt sterben und ich werde mit meinem Molekularmolekulator alle Städte der Welt zerstören, um mich zum König zu machen. Ha! Ha! Ha!“



Wallenstein zielte mit einer Pistole auf Jörenström und wollte bereits abdrücken, als hinter ihnen die Tür aufgerissen wurde.

„Nicht so schnell Sie allesgefürchtete, verrückter, wahnsinniger, weltanssichreißender Professors Wallenstein!“ Es war Dolly Donson. “Geht es Ihnen gut, Jörenström?”

„Danke, ich habe noch immer Probleme mit den Fleischlaibchen von heute Mittag, sonst geht’s aber!“

„Wer Sind Sie?“, fragte Wallenstein, der nun sichtlich in der Falle war.

„Ich bin Agent 95 Doppel D! Und Sie Sind Professor Wallenstein aus Bratislava, geboren am 6.4.1968. Mit 17 schauten Sie der damaligen Nachbarin Katharina Gerald...“

„Hören Sie auf!“, schrie Wallenstein und hüpfte zu seiner Maschine, dem Molekularmolekulator.

Agent 95 Doppel D ging weiter auf ihn zu und sagte: „Sie Sind ein grausamer Mensch, Wallenstein. Sie haben Fritz Maier, einen unserer Agenten, zwanzig Kugeln kaltherzig in die Brust geschossen.
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Er hat Glück, dass er überhaupt noch lebt!“

„Was habe ich?!“, zischte Wallenstein mit überschlagener Stimme.

„Ach zischen Sie nicht so mit überschlagener Stimme!“, sagte Agent 95 Doppel D. „Sie Sind ein Lügner und ein Schuft! Und ich werde Sie jetzt verhaften!“

„Das können Sie nicht, denn ich werde Sie mit meinem Molekularmolekulator in die Luft sprengen.“

„Dann sterben Sie aber auch!“

„Das ist mir wurscht!“, sagte Professor Wallenstein und griff zu dem roten Knopf an seiner Maschine.



Was danach geschah ist eigentlich nicht mehr so interessant. Sie wissen schon: Des Professors Hand ist nie an dem roten Knopf angekommen, er wurde erschossen, alle anderen Schurken verhaften, Fritz Maier wurde wieder gesund. Dolly Donson hat die Welt gerettet und Hens Jörenström hat schließlich sein Magenproblem in den Griff bekommen.



Und als Hens Jörenström nach einer dreistündigen Sitzung vom WC zurückkam, lag plötzlich ein Zettel vor ihm auf dem Boden auf dem stand: „Wir haben einen neuen Auftrag für Sie, Agent I-A, Hens Jörenström...“ Doch das ist eine andere Geschichte...


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Kommentare zur Story:

  was soll ich da noch sagen... es ist nicht weltklasse aber auf jeden fall lustig!  
darkangel  -  11.08.07 20:29

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  Bond herrlich auf den Arm genommen.
Eine Agentengeschichte so wunderbar blöd
wie der Film:"Die nackte Kanone"
Dein Held "Jörenström" könnte sich mit zwei Recken aus meinen Geschichten zusammentun.Sie wären ein unschlagbares Team !  
Wolzenburg-Grubnezlow  -  29.03.02 05:09

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  Wollte nur kurz verkünden, dass es bereitrs eine 2. Folge von Hens Jörenström gibt. Sie heißt "JÖRENSTRÖM FOREVER" und ist genaus so dumm wie diese hier. Hoffe ihr sachaut dort einmal vorbei.

  
Peter Hrubi  -  26.02.02 07:46

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  Geil! Geil! Geil! Geil! Mehr davon! Meine Hochachtung, Peter... egal was ich von dir lese, ich komme immer auf meine Kosten :-)  
Graf Zahl  -  23.02.02 16:35

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  Danke für deine Kritik! Ist einmal eine etwas leichtere Geschichte, die ich geschrieben habe. Ohne viel Sinn und tiefgründigem Bla Bla! Freut mich dass sie dir gefallen hat!

Schöne Grüße aus Wien, euer Peter Hrubi  
Peter Hrubi  -  21.02.02 09:17

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  Das ist genau das richtige Ding für Donnerstag morgen 2 Uhr 9 Minuten. Ich habe mich köstlich amüsiert. Ich hoffe, daß Hens sich den Arsch abgeputzt und danach die Hände gesäubert hat - und damit seinem Autor Heter Prubi eine neue Story beschert.
Ein auf den Nagel treffender Titel und wunderbare Klischees, perfekt aufgebaut und äußerst witzig verulkt, einfach kurzweilig. Mehr davon!!!  
Andre  -  07.02.02 02:16

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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

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