Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    Siebensteins Traum      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. August 2024
Bei Webstories eingestellt: 12. August 2024
Anzahl gesehen: 1394
Seiten: 2

Ein Weg zu gehen ist eine Sache. Beim Weg zu bleiben aber eine ganz andere. Steine liegen auf dem Weg oder werden auf den Weg gelegt. Man muss sich Zeit nehmen, diese zu entfernen; man muss etwas investieren, um auf seinem Weg bleiben zu können. Die Verführung aufzugeben und jenen Weg zu wählen, der um die Steine herum geht, ist immer da. So würde das Ziel verändert werden. So würde der einfache Weg gewählt werden. Dies ist der Stein, der von allen am schwierigsten aus dem Weg zu räumen ist, weil es das eigene Innere betrifft; das eigene Vermögen, jeden Moment auf eine Weise zu korrigieren, dass man weiterhin seinem Ziel entgegensteuert. Es bedingt auch, den jetzigen Zustand als nicht so entscheidend aufzufassen, sondern lediglich als ein Puzzleteil, das sich einfügen muss, um das Gesamtbild am Ende zu vollenden. Es bedingt deshalb einen Blick, der stets das Gesamte im Auge behält; der über das jetzt und das, was schon gewesen ist, weit hinaus gerichtet ist; der drei Schritte zurücktreten kann; der die Fähigkeit besitzt, eine Vision in seinem inneren entstehen zu lassen; eine Welt jenseits dessen, was einmal vorgefunden wurde. Es muss ein unstillbarer Drang vorliegen, dorthin zu wollen, mit aller zur Verfügung stehenden geistigen und physischen Kraft. Eine Art Quelle, die sprudelt; die ausfließt und die stets dazu neigt, das Umfeld mit einzubinden.



Diese Quelle ist in jedem Menschen vorhanden, wird aber mal mehr mal weniger daran gehindert, sich zu entfalten; auszufließen; die Dinge um sich herum mit zugestalten. Denn der einfache Weg lauert überall; verführt mit seinem süßen Versprechen, für seine eigene Verwirklichung nichts leisten zu müssen; nichts einbringen zu müssen; die eigene Quelle einsparen zu können, und zwar für einen Zeitpunkt, wenn diese einmal wirklich gebraucht wird. Scheinbar kann so ein Vorteil entstehen.



Hier liegt aber ein schwerwiegender Irrtum vor. Ein geradezu fataler Irrtum. Die Quelle fließt in einem Menschen. Und sie fließt umso mehr, je mehr sie sich verwirklicht; verwirklichen kann. Wird sie genutzt, sprudelt das Wasser nur so heraus; überflutet die Umgebung; lässt diese gedeihen und sprießen; wachsen; lebendig und echt werden. Wird die Quelle aber nicht genutzt, wird das Wasser nach und nach weniger; wird es zu einem Rinnsal und versiegt vielleicht irgendwann vollständig, sodass noch nicht einmal mehr ein Wässerchen fließen kann. Dies kann soweit gehen, dass gar der Standort der Quelle irgendwann nicht mehr zu erinnern ist und dass sie, sollte sie dann doch einmal angezapft werden müssen, zuvor erst noch mühsam aufgespürt werden muss.
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Dies kann dann noch einmal gelingen. Muss es aber nicht. Denn der Prozess der Degeneration kann soweit voranschreiten, dass er nicht mehr umzukehren ist; dass die Quelle so tief in einem selbst verborgen ist, dass der Zugang zu ihr als nicht mehr möglich erscheint.



Peter schaut mit leuchtenden Augen auf. Seine Quelle ist am Fließen. Steine werden ihm in den Weg gelegt, mal größere, mal kleinere. Er muss bei jedem einzelnen innehalten; muss sich Zeit nehmen, den jeweiligen Stein aus dem Weg zu räumen. Lebenszeit muss er hierfür investieren. Doch er ist sich bewusst, dass es dabei um etwas größeres geht; um etwas, das ihn selbst übertrifft; geradezu um eine Metaebene des Seins. Um etwas also, das ihn selbst überleben kann, wenn er nur ehrgeizig und konsequent genug an seinem Ziel festhält. Und dies scheint ihm der Mühe durchaus wert zu sein.
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