Mortal Sin 2008- Frozen Blood In Your Veins   299

Romane/Serien · Spannendes

Von:    JoHo24      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 24. November 2019
Bei Webstories eingestellt: 24. November 2019
Anzahl gesehen: 2341
Seiten: 12

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit ist eine Angabe die nur im Prologteil der Reihe zur Verfügung steht.

Diese Story wurde zwar als Teil einer Reihe definiert, eine entsprechende Prologangabe fehlt allerdings noch.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Lieben ist schwierig, geliebt werden anstrengend.

- Claude Anet





„Hey, Roddick?“

„RODDICK!“

„Hörst du mir überhaupt zu?“, vernahm er Jerichos schnarrende, genervte Stimme unmittelbar vor ihm. Angestrengt und überaus langsam fokussierten seine stahlgrauen Augen das quadratische, Falten bespickte Gesicht seines Bosses. James Matthew Roddick war müde und lustlos, daher bekam er bloß ein schwaches Kopfnicken zu Stande.

Jerichos Reaktion war ein wütendes Schnauben und das Ziehen einer verstörenden Grimasse, weil er genau wusste, dass er ihn gerade belog und nicht bei der Sache war.

„Konzentrier dich gefälligst!“, knurrte er ihn Speichel spuckend an und bedachte ihn mit einem Blick, der wohl furchteinflössend sein sollte, aber seine Wirkung bei ihm bei Weitem verfehlte.

Wortlos nahm er sein großspuriges, aufgeblasenes Verhalten einfach hin, damit er ihn endlich wieder in Ruhe ließ, obwohl er drauf und dran war ihm aufs widerwärtige Maul zu hauen. Nach einem weiteren Schnauben, womit er sich zu seinem Glück zufrieden gab, trat er hinter den Schreibtisch und ließ sich angestrengt in seinen Stuhl fallen, als habe er einen Marathon hinter sich.

Dann fuhr er mit seiner Rede fort, von der er weiterhin nichts mitbekam, denn er schaltete seine Ohren erneut auf Durchzug. Er sah bloß, wie sich sein Mund unablässig bewegte, was ein abstoßender Anblick war. Daher wandte er seinen Kopf Richtung Fenster, wo Brolin De-laney und Ophelia Monroe saßen und aufmerksamer zu sein schienen, als er. Dabei ging es um die nächsten Aufträge; um seine Arbeit, aber das war ihm völlig egal. Er hatte etwas, ge-nauer gesagt jemanden gefunden, der jetzt viel wichtiger war und alles andere überschattete: Ophelia.

Verträumt beäugte er jeden Zentimeter ihres göttlichen Körpers, der sexy verpackt war. Das kurze Bandeautop aus Spitze war farblich auf ihren hellblauen, hochtaillierten Minirock mit Silberfäden und Pailletten abgestimmt. Anschließend wanderten seine Augen automatisch weiter hoch in ihr makelloses Gesicht, was plötzlich etwas anderes präsentierte, als Aufmerksamkeit. Ophelia wirkte nämlich unkonzentriert, ja sogar gelangweilt, während Jericho mit ihnen sprach.
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James musste sich beherrschen, damit er sie nicht unentwegt anschaute und die Gefahr bestand, dass es ihrem Boss auffiel. Er wollte nicht noch einmal wegen der Sache mit seiner Kollegin unter Beobachtung stehen und gemaßregelt werden, als sei er ein Kind.

Denn trotz des deutlichen Befehls durch seinen Adoptivvater vor zwei Jahren hatte er die Li-aison mit Ophelia nicht beendet. Und obwohl sie von William ebenso bestraft worden war (wie genau wusste er nicht, da sich seine Kollegin bei diesem Thema stets in eisernes Schweigen hüllte), war auch sie ihm nicht ferngeblieben. Für James bedeutete dies einfach alles und zeigte ihm, dass er Ophelia so wichtig war, dass sie ihn nicht aus ihrem Leben streichen konnte und wollte.

Natürlich war es nach der Entdeckung ihrer Liebschaft durch William deutlich schwieriger, ja beinahe unmöglich für sie beide geworden sich zu treffen. Er hatte sie wachsam und fanatisch im Auge behalten und empfindlich auf jedes gewechselte Wort oder jeden ausgetauschten Blick zwischen ihnen reagiert. Wie ein Jagdhund hatte er das Talent gehabt Spuren zu wittern, ihnen zu folgen und dann zuzuschnappen, um seine Beute zur Strecke zu bringen. Daher hatte sich James seit dieser Zeit stets durch William verfolgt, kontrolliert und überwacht gefühlt, sodass er keine Luft zum Atmen gehabt hatte.

Dieser Umstand hatte sich jedoch geändert, als sein Adoptivvater aus heiterem Himmel ver-storben und diese Welt von einen Tag auf den anderen verlassen hatte. So absurd und ab-scheulich es auch klang, aber sein Tod war für ihn, zumindest in Punkto Ophelia Monroe, ein wahrer Glücksfall gewesen. Ohne weitere Strafen fürchten zu müssen, hatte er seiner Liebe zu ihr ausgiebig frönen und sich dieser hingeben können und das bis heute.

Unter größtem Zwang wendete er seinen Blick ab und bemühte sich krampfhaft Jericho zuzu-hören, der unentwegt plapperte und kein Ende zu finden schien…

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ihr Boss sie für heute entlassen. James hatte erfolgreich gegen seine Schläfrigkeit und Langeweile angekämpft und sogar verstanden, wann und wen er in den kommenden Stunden zu töten hatte. Nicht zum ersten Mal hatte er sich bei ihrem Zusammentreffen gefragt, warum er ihnen stets persönlich, von Angesicht zu Angesicht, die Aufträge erteilen musste.
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Schließlich könnte er das auch telefonisch oder über SMSen erle-digen, was ihm und seinen Killern eine Menge Zeit und Nerven ersparen würde. Aber vernünftige Erklärungen für das eigene Handeln existierten in ihrem Metier nun mal nicht.

Mit seinen Kollegen stand er gerade im Aufzug und war auf dem Weg ins Erdgeschoss. Brolin blendete er dabei rigoros aus, weil er für ihn nicht von Interesse war. Ophelia hingegen nahm ihn mit ihrer Aura gefangen. Schulter an Schulter standen sie nebeneinander und waren trunken von der Nähe und dem Duft des jeweils anderen. James grauste es vor dem Augen-blick, wenn es hieß aus dem Aufzug zu steigen. Plötzlich kam ihm eine Idee, die ihm die Gegenwart der Brünetten weiterhin garantieren würde. Das hoffte er zumindest.

Als sie im Erdgeschoss ankamen und den Aufzug verließen, verlor der junge Killer keine Zeit mehr, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

„Monroe?“, nannte er sie absichtlich beim Nachnamen, da Brolin noch in Hörweite war. Kurzerhand blieb sie stehen und schaute ihn über die Schulter hinweg an.

„Was gibt’s, Roddick?“ Bevor er ihr antwortete, eilte er zu ihr, damit ihr Kollege nichts von der Unterhaltung mitbekam.

„Ich wollte dich fragen, ob ich dich mitnehmen soll. Ich habe gesehen, dass du mit dem Taxi gekommen bist.“

„Ein heißer Typ auf einem Motorrad, der mich nach Hause bringen will?“ Gespielt dachte sie nach und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Da kann ich wohl unmöglich nein sagen“, sagte seine Kollegin und schaute ihn intensiv an.

Silberner Glitzer umrahmte heute ihre blaugrünen Augen und funkelte, als seien die winzigen Partikel hunderte Sterne am Nachthimmel. Unaufhörlich starrte er sie an, gefesselt von dem Anblick dieses Lichtspektrums. Augenblicklich fühlte sich der Dunkelhaarige, als schaue er durch ein Kaleidoskop, das ihm die vielen Farbenprachten und Facetten zeigte, die auf dieser Welt existierten. Verträumt neigte er den Kopf zur Seite und verlor sich in dem Sam-melsurium aus visuellen Eindrücken, die auf ihn einstürmten.

„Wollen wir endlich los?“, fragte Ophelia ihn schmunzelnd. James bemerkte, wie er fest nick-te, obwohl es ihm äußerst schwer fiel ihren Worten zu folgen.
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„Na dann…“ Noch immer war er bewegungsunfähig und nicht klar bei Verstand. Erst, als sie seine rechte Hand nahm, erwachte er wieder zum Leben und ließ sich von ihr aus dem Bürogebäude bugsieren. Während sie sich seiner Suzuki näherten, betrachtete er sie aus den Augenwinkeln. Sie hing vorfreudig lächelnd an seinem Arm, während sie sich seiner Suzuki näherten. Die kleinen, feinen Federn ihrer weißen Jacke bewegten sich dabei sanft im lauen Wind, was sie lebendig wirken ließ.

„Soll ich dir was sagen, Süßer? Es ist gleich das erste Mal, dass ich mit einem Motorrad fah-re.“

„Und hast du Angst?“, erkundigte er sich mit frechem Unterton, weil er wusste, was sie ant-worten würde.

„Ich kenne keine Angst“, flüsterte Ophelia ihm wie erwartet zu und belegte ihn mit einem herausfordernden Blick.

„Das weiß ich“, entgegnete er anerkennend, bevor sie am schwarzen Motorrad ankamen und er sich kurzerhand auf den Sitz schwang.

„Du fährst ohne Helm.“ Es war eine Feststellung und keine Frage. Er nickte bloß und wartete auf ihre Reaktion.

„Du lebst ja richtig gefährlich, Süßer.“ Eine Prise Spott war ihrer klangvollen Stimme zu entnehmen, die James´ Selbstvertrauen einen leichten Dämpfer versetzte. Nach drei Jahren konnte sie ihn noch immer mit ihrer unsensiblen Art verletzten und verunsichern, wogegen er bei besten Willen nichts tun konnte. Diese Frau hatte einfach die Fähigkeit, dass sich jeder in ihrer unmittelbaren Nähe unweigerlich wie ein Schwächling oder Versager vorkam.

„Hast du denn keinen für mich?“

„Ähm, nein…“, gab er etwas beschämt zu, weil er nicht an ihren Schutz gedacht hatte. „Macht dir das was aus?“

„Ganz und gar nicht, immerhin liebe ich das Risiko“, zwinkerte Ophelia ihm vielsagend zu. Bevor sie sich allerdings auf die Suzuki setzte, schob sie ihren Rock so weit nach oben, dass ihr aufreizendes, weißes Höschen zum Vorschein kam. Er hatte auf einmal das starke Bedürfnis ihre aufregenden Schenkel zu berühren und zu küssen. Genüsslich leckte er sich die Lippen, als könne er dort den berauschenden Geschmack ihrer Haut finden.

Ophelia entging sein Blick, der förmlich an ihren langen Beinen klebte, natürlich nicht.
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Zu-frieden und selbstgefällig schmunzelte sie, dann nahm sie offensiv und breitbeinig hinter ihm Platz. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, als sie ihre Arme um seine Taille schlang und ihre verführerischen Lippen an sein linkes Ohr führte.

„Gib Gas, Roddick.“

„Alles klar.“ James klappte den Seitenständer ein und startete den Motor, der laut aufheulte. „Los geht’s.“



Die Straßenlaternen schossen wie Blitze an seinen grauen Augen vorüber und machten ihn leicht schwummerig. James Matthew Roddick heizte durch das nächtliche Saint Berkaine, das einer fremden Welt aus großen, seelenlosen Klötzen und abertausenden Wegen und Windungen glich, die ihn in die Irre führen wollten.

Bevor er drohte in seiner unsinnigen Fantasie zu versinken, konzentrierte er sich lieber wieder auf die Straße vor sich und seine Kollegin hinter sich. Er genoss, dass sich Ophelia an seinen Rücken schmiegte und er ihre Wärme durch sein schwarzes T-Shirt spüren konnte. Sie suchte seine Nähe und fühlte sich sicher bei ihm, was James ein erhabenes Gefühl verlieh. Er kam nicht umhin siegreich und selbstzufrieden zu grinsen. Während er in glückseligen Sphären schwebte, presste sie plötzlich ihre Oberschenkel fest gegen seine Hüften, bevor sie ihren Griff um ihn löste. Er warf einen flüchtigen Blick hinter sich und sah, wie Ophelia ihre Arme ausbreitete und ihr seidiges, langes Haar dabei heftig im Fahrtwind flatterte. Schnell wandte er seinen Kopf wieder nach vorne, bevor er noch einen Unfall baute.

Seine Kollegin schien tatsächlich keine Angst vor der Schnelligkeit seines Motorrads oder seinem riskanten Fahrstil zu haben, ganz im Gegenteil. Sie hatte Spaß, denn er konnte ihr vergnügtes, ausgelassenes Lachen hören, das in die Nacht schallte und sein Herz erfreute.

Der junge Killer erhöhte die Geschwindigkeit, weil er wusste, dass ihr dies gefallen würde. Dabei machte er sich zeitgleich Sorgen um sie, denn wenn sie sich nicht stark genug mit ihren Beinen an ihn presste oder einmal unkonzentriert war, dann würde sie von der Suzuki fallen und…

Weiter wollte er nicht denken, da schon jetzt ein unsagbarer Schmerz durch seinen Körper schoss, der ihn quälte.
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James atmete ein paar Mal tief durch und sammelte sich. Ophelia weiß, was sie tut. Sie wird auf sich aufpassen, wie immer, beruhigte er sich selbst und vergrub den letzten Rest Fürsorge in die Tiefen seines Seins. Dadurch war er in der Lage deutlich ent-spannter durch die Stadt zu kurven und seine Kollegin nach Hause zu bringen.

Nach zwanzig Minuten kamen sie an der Monroevilla an, die ihn immer wieder mit ihrem immensen Umfang beeindruckte. Galant führte er die Suzuki, die einem schwarzen Panther glich, die Auffahrt hinauf und bremste sanft vor der Eingangstür.

„Da sind wir, Miss Monroe.“ Er drehte seinen Kopf zu ihr und sah ein bezauberndes Lächeln auf ihren vollen Lippen, die dazu einluden sie zu küssen.

„Danke, dass du mich sicher nach Hause gebracht hast“, wisperte sie ihm ins Ohr, bevor sie vom Motorrad stieg und ihren Rock zu seinem Leidwesen wieder nach unten zog.

„Warum so traurig, Süßer?“ Sie umfasste mit ihrer rechten Hand sein Kinn und hob es an. Sie hatte seine Unzufriedenheit bemerkt und wollte nun wissen, woher dieser Umstand herrührte.

„Na ja, du hast deinen Rock…“

Sie unterbrach ihn rasch mit hohem, melodischen Gekicher und einem anschließenden flüch-tigen Kuss.

„Du bist einfach zu süß“, schmunzelte Ophelia und zwinkerte ihm amüsiert zu. James konnte nicht genau sagen, ob sie sich gerade über ihn lustig machte, was ihn verunsicherte.

„Komm mit rein, dann ziehe ich nicht nur den Rock aus.“ Anrüchig biss sie sich auf die Unterlippe und durchbohrte ihn mit einem Blick, der ihn die Röte ins Gesicht trieb.

„Das will ich unbedingt sehen“, meinte er vorfreudig. Dann stieg er eilig von seinem Motorrad, klappte den Seitenständer aus und nahm ihre rechte Hand, die sie ihm entgegenstreckte. Bereitwillig folgte er seiner Kollegin in ihr luxuriöses Zuhause, in dem sie beide schon einigen Spaß miteinander gehabt hatten. Er schwelgte in hocherotischen Erinnerungen, indes führte sie ihn ins Schlafzimmer und kam gleich zur Sache. In einer enor-men Geschwindigkeit entledigte sie sich ihrer Jacke und des Bustiers. Ihr seidiges, dunkles Haar fiel über ihre Schultern und bedeckte ihre nackten Brüste. Intensiv und ununterbrochen starrte sie James an, während sie den Rock abstreifte und somit den Blick auf ihre traumhaften Beine freilegte, wonach er sich so sehr gesehnt hatte.
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Ophelias sinnliche Lippen verzogen sich zu einem unanständigen Lächeln, als sie auf ihn zukam.

„Und jetzt Klamotten runter, Süßer“, befahl sie, was sich James nicht zweimal sagen ließ. Er zog sich unter ihren wunderschönen, blaugrünen Augen das schwarze T-Shirt über den Kopf und schlüpfte aus seiner Jeans. Ihre Begeisterung stieg immer weiter an, je mehr Kleidungs-stücke von ihm auf dem Parkett landeten.

„So habe ich mir das vorgestellt“, quietschte sie vergnügt und kam auf ihn zu. Als er seine Retroshorts runterzog, strahlte sie über das ganze Gesicht.

„Und was ist mit dir?“ Fragend betrachtete er Ophelia. „Du solltest auch nackt sein.“

„Du bist ja richtig pervers, Süßer“, zog die Brünette ihn lachend auf, was er ihr nicht übel nahm. Besonders nicht, als sie seinem Wunsch nachkam und ihr Höschen auszog. Sogleich entflammte in ihm ein Feuer der Lust und Erregung, das ihn übermannte und er nicht kontrollieren konnte.

Fieberhaft nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leidenschaftlich. Ihr Geschmack vernebelte seine Sinne und machte ihn willenlos. James Matthew Roddick konnte sich nicht stoppen und wollte mehr, viel mehr. Getrieben von seinem grenzenlosen Verlangen drängte er sie zum Bett. Ophelias Lippen trennten sich in diesem Moment von seinen, was er kaum er-tragen konnte und das wusste sie. Sie sah seine Qualen und genoss es. Er erkannte es an ihrem teuflischen Grinsen, das furchteinflössend und atemberaubend zugleich war. Dem jungen Killer schwirrte der Kopf. Immer wieder brachte sie ihn mit ihrer Komplexität und Undurch-schaubarkeit durcheinander, trotz der Jahre, die er sie bereits kannte. Diese Frau war ein ein-ziges Rätsel, was kein Mensch zu entschlüsseln vermochte. Auch er nicht, da machte er sich nichts vor. Seine Kollegin ließ sich indes verführerisch auf ihr Bett fallen.

„Komm her“, hauchte sie und lockte ihn mit ihrem rechten Zeigefinger zu sich. James beschloss nicht weiter nachzudenken, stattdessen würde er die Stunden mit der Frau, die er liebte, auskosten. Jene wartete ungeduldig darauf, dass er aus seiner Starre herauskam und sich ihr widmete.

Der Killer setzte sich also in Bewegung und legte sich auf Ophelia, die ihn mit einer innigen Umarmung empfing.
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Ihre Wärme hüllte ihn ein und gab ihm ein Gefühl der Geborgenheit, das Balsam für seine Seele war. Sanft liebkoste er ihren Hals mit Küssen, bis er an ihrem linken Ohr ankam.

„Du bist die einzige Frau für mich, Ophelia“, flüsterte er ehrfürchtig. „Ich liebe dich.“ Das waren die Worte, die die Stimmung schlagartig kippen ließ und die junge Killerin in einen blutrünstigen und zornigen Dämon verwandelte. Gnadenlos schob sie ihn mit gewaltiger Kraft zur Seite, sodass er über die Bettkante fiel und hart auf den Boden aufkam. Ihm blieb vor Schmerz die Luft weg und Schwärze umgab ihn. James Roddick wollte sich bewegen, doch sein dröhnender Schädel war schwer wie Blei und zog ihn nach unten. Qualvoll stöhnte er und blinzelte mehrmals, um der drohenden Bewusstlosigkeit entgegenzuwirken. Der Sturz hatte es in sich, obwohl er nicht tief gefallen war, doch sein Kopf war auf dem Parkett aufgeschlagen und das bereitete ihm gerade solche Probleme. In seinem Delirium hörte er, wie Ophelia im Zimmer herumlief, als sei nichts passiert. Sie ließ ihn allen Ernstes hier liegen, ohne sich nach ihm zu erkundigen oder ihn auf irgendeine Weise zu beachten.

Unter Schmerzen drehte er sich auf die linke Seite und setzte sich wie in Zeitlupe auf. Erschöpft lehnte er seinen Rücken gegen das Bett, damit es ihm als Stütze diente. Schwindel und Übelkeit überrollten ihn und waren Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Nur mühsam konnte er seine Augenlider oben halten, um nach Ophelia Ausschau zu halten.

Die Brünette hatte sich inzwischen ein nachtblaues Negligè angezogen und sammelte fluchend seine Klamotten zusammen. Er konnte aufgrund ihres Tonfalls und ihrer Mimik bloß vermuten, dass sie fluchte, weil er kein einziges Wort verstand. Denn sie sprach französisch.

Sie war mit sich beschäftigt, bis sie zu ihm kam, um ihm seine Kleidungsstücke vor die Füße zu werfen.

„Zieh dich an und verpiss dich!“, raunte sie harsch, ehe sie sich abwandte und wieder aus seinem Blickfeld verschwand. James verstand die Welt nicht mehr und wollte eine Erklärung von ihr, doch davor zog er sich an, wozu er deutlich länger brauchte, als gewöhnlich.
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Mit zitt-rigen Knien brachte er sich anschließend in einen wackeligen Stand, der ihm selbst nicht ge-heuer war.

„Ophelia!“, rief er sie, damit sie zurückkam. „Ophelia!“ Inständig hoffte er, dass sie seinem Ruf nachkam, damit er sich nicht durch die riesige Villa schleppen musste, um sie zu finden.

„Oph…“

„Was zur Hölle willst du noch?! Hast du nicht verstanden, dass du verschwinden sollst?“, hastete sie wutschnaubend ins Zimmer, bereit ihn notfalls mit Gewalt aus ihrem Haus zu befördern.

„Ich will wissen, was los ist. Verdammt, habe ich was falsch gemacht?“ James war überfor-dert und verletzt von der Art und Weise, wie sie mit ihm umging. Die Brünette stand nach seiner Frage kurz davor zu explodieren.

„Bist du so dumm oder tust du nur so?“ Sie wartete seine Antwort gar nicht ab und sprach unverdrossen weiter. „Du hast es schon wieder gesagt, Roddick, obwohl du weißt, dass ich das hasse.“ Dass sie ihn nicht mehr James oder Süßer nannte, war ein überdeutliches Zeichen, dass sie rasend vor Wut und nicht zu Späßen aufgelegt war. Dem Killer war nun klar, um was es ging. Seine Liebesbezeugung störte sie und ertrug sie nicht. Schon mehrere Male hatte sie ihm das in der Vergangenheit nicht ganz gewaltlos einzutrichtern versucht, aber er konnte und wollte diesen Umstand nicht akzeptieren. Er weigerte sich zu glauben, dass die Worte Ich liebe dich dermaßen schlimm für Ophelia waren, dass sie ihn dafür bestrafen musste. Unverändert hielt er nämlich an der Meinung fest, dass es ihr schwer fiel Gefühle zuzulassen und anderen Menschen zu vertrauen und sie deshalb nicht wusste, wie man mit solch einer Situation umgehen sollte.

„Ich sage das nicht, um dich zu verärgern, sondern weil ich nicht anders kann. Ich empfinde etwas für dich, Ophelia und das möchte ich nicht verschweigen.“

„Ach wie schön für dich“, äußerte sie sarkastisch und kräuselte unzufrieden ihre Lippen. „Was ich will ist dir dabei doch völlig egal, oder? Sonst würdest du nicht immer wieder gedankenlos und egoistisch die Grenze überschreiten, die ich gezogen habe.“

„Mir ist nicht egal, was du willst. Ich frage mich nur, warum du nicht einfach zugeben kannst, dass du mich ebenfalls liebst.“ Er klang beinahe verzweifelt, nur, um sie von ihrer Liebe zu ihm zu überzeugen.
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Aber machte er sich da selbst etwas vor? War es tatsächlich möglich, dass er sich alles zwischen ihnen bloß eingebildet hatte, weil er der harten Realität nicht ins Auge blicken wollte? Überfordert von seinen Gedanken und Gefühlen wandte er sich von seiner Kollegin ab, damit sie seinen inneren Kampf nicht mitbekam. Ophelia machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihn an der linken Schulter packte und ihn zu sich dreh-te.

„Sieh mich gefälligst an, wenn du mit mir redest“, ermahnte sie ihn streng, was ihn dazu brachte seinen Blick wieder auf sie zu richten. Die Muskulatur ihres fahlen Gesichtes war angespannt und ihre Mimik dadurch merkwürdig verzerrt. Er bekam eine Gänsehaut.

„Ich liebe nur mich und das Töten.“

„Das glaube ich dir nicht“, widersprach ihr James rigoros.

„Glaubst du wirklich, dass ich dich die ganze Zeit über belogen habe?“, lachte sie schrill auf.

„Nicht nur mich, sondern auch dich selbst, Ophelia.“

„Wie bitte?! Du hast wirklich den Verstand verloren! Scheiße, ich habe nichts für dich übrig, okay? Du musst masochistisch veranlagt sein. Das ist offensichtlich der einzige Grund warum du immer wieder hören willst, dass ich nichts für dich empfinde.“

„Ich will, dass du ehrlich bist!“

„Ich sage die Wahrheit, auch wenn du sie nicht wahrhaben willst. Du hast mir nie etwas be-deutet, Roddick.“ Ophelias Stimme war kalt und schneidend, was ihn förmlich in Stücke riss.

„Es ging niemals um dich! Du warst von Anfang an nur ein Mittel zum Zweck.“

„Ein Mittel zum Zweck?“ Der Dunkelhaarige verstand gar nichts mehr und war wie vor den Kopf gestoßen.

„Ja, genau“, schien sie erleichtert zu sein dies endlich herauslassen zu können. „Soll ich dir mal sagen, warum ich was mit dir angefangen habe? Weshalb ich dich angemacht und ver-führt habe?“, keifte sie hysterisch.

„Ich habe dich ins Visier genommen, weil du Williams Sohn bist und für mich absolut tabu warst. Dein Adoptivvater hat mich nämlich ausdrücklich ermahnt mich dir zu nähern, doch das habe ich als Herausforderung betrachtet. Ich wollte ihm zeigen, dass ich mächtiger bin, als er.
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Ich wollte ihm zeigen, dass ich die Fäden in der Hand halte und mir von niemandem etwas vorschreiben lassen. Und das habe ich geschafft, Roddick.

Zwar habe ich, nachdem William das mit uns erfahren hat, weil du deine Klappe nicht halten konntest, seine geballte Wut abbekommen, aber das war mir egal. Genauso wie das, was er zu mir sagte oder mir antat, denn ich habe in jeder Sekunde die Erkenntnis über sein Versagen in seinen Augen gesehen. William wusste, dass er gegen mich verloren hat und ich ihm den wichtigsten Menschen in seinem Leben weggenommen habe und dagegen konnte er nichts tun“, höhnte sie und aalte sich in ihrem Triumph über ihren damaligen Boss. Unterdessen stand er wie angewurzelt vor ihr und sah schockiert ihrem Höhenflug zu.

„Im Vordergrund stand für mich die Macht über deinen Adoptivvater. Das war mein Ziel und nicht du“, spie sie angewidert aus, was einem herben Schlag in die Magengrube glich. Als James die bittere Erkenntnis traf, dass er in den letzten Jahren eiskalt von ihr benutzt worden war, ohne dahinter gekommen zu sein, brach brutal sein Herz. Niemals zuvor hatte er einen vergleichbaren Schmerz erlebt. Keine Verletzung, die er sich in seiner bisherigen Tätigkeit als Auftragskiller zugezogen hatte, kam ansatzweise an die Qualen heran, die er gerade erlitt.

Unweigerlich kam ihm in diesem grauenvollen Augenblick der Streit mit Emilia in den Sinn, den sie damals im 38° gehabt hatten. All ihre Warnungen über Ophelias Charakter ihre und fragwürdigen Absichten, die er in den Wind geschlagen hatte, bewahrheiteten sich jetzt.

Er hatte auf ihre Vertrauensbasis und Freundschaft gespuckt, weil er blind und naiv vor Liebe gewesen war. Eine einseitige Liebe, die ihn alles gekostet hatte; über die er alles andere ver-gessen und vernachlässigt hatte.

„Mit deiner jungen und arglosen Art warst du einfach perfekt für meinen Plan. Du hast es mir fast schon zu leicht gemacht mit deiner Verehrung und Passion mir gegenüber. Es war ein Kinderspiel dich zu einem liebestollen Sklaven zu machen, der jeden meiner Wünsche erfüllt und meinen Befehlen widerstandslos gehorcht“, streute die Brünette weiter Salz in die Wun-de, was ihr sichtlich die größte Freude bereitete.

Mit einem Mal sah James die bildhübsche Frau in einem ganz anderen Licht. In einem Licht, das widerlich trüb und schmutzig war und ihn der Fähigkeit des Sehens beraubte.
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Immer mehr Vorwürfe gegen sich selbst prasselten auf ihn an und drückten ihn nieder. Ophelia schwebte auf der Welle des Erfolgs, er hingegen stürzte in einen tiefen Abgrund des Niedergangs.

„Ach, zieh doch nicht so ein Gesicht, Roddick“, bat sie ihn mit vorgeschobener Unterlippe. Mit falschem Mitleid beäugte sie ihn und tat so, als würde es ihr ehrlich leid tun, was sie ihm angetan hatte.

Grenzenloser Hass brodelte in James, den er nicht für möglich gehalten hatte, zumindest nicht gegenüber Ophelia Monroe. Schließlich hatte er seine Kollegin noch vor wenigen Minuten für die Liebe seines Lebens gehalten. Unglaublich, wie schnell sich die Meinung eines Menschen ändern und ein anderer sein wahres, kaltherziges Ich zeigen konnte.

„Ich schlage vor, dass du jetzt gehst und nie wieder kommst“, erhärtete sich ihre Miene, die völlige Gleichgültigkeit demonstrierte. Ophelia entfernte ihn nicht nur aus ihrer Villa, sondern auch aus ihrem Privatleben. Von nun an würden sie nur noch Kollegen sein und sie würde mit ihm umgehen, als habe es die vergangenen gemeinsamen Jahre voller Intimität und Leiden-schaft nie gegeben. Sie zog einen endgültigen Schlussstrich.

James Matthew Roddick wehrte sich nicht dagegen und legte keinen Einspruch ein. Diese Frau hatte ihn vernichtet; ihn mit Füßen getreten und er wollte so viel Abstand von ihr, wie es möglich war. Schweigend und sie ohne eines letzten Blickes zu würdigen, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ nicht nur das Zimmer. Er ließ sein geschundenes und blutendes Herz und seinen Stolz zurück. James hatte alles verloren.
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Kommentare zur Story:

  Es ist immer wieder erstaunlich wie du dem Leser trotz der Brutalität deiner Geschöpfe noch Sympathien abluchsen kannst. Sehr gelungen.  
   Dieter Halle  -  29.11.19 19:23

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Kommentar von "Jonatan Schenk" zu "Eine Rose wird blühen"

ein sehr schönes gedicht!

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