Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    martin suevia      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. August 2018
Bei Webstories eingestellt: 9. August 2018
Anzahl gesehen: 1611
Seiten: 5

Anbeten





Ihr Lieben



Als Kind in der Jungschar, später im Jugendkreis oder im Reliunterricht lernten wir, dass man

zu Gott betet, ihn „an“- betet. Die Art wie das geschah, empfand ich als Einschränkung. Also ihn nur ansprechen wenn es etwas zu beichten oder zu danken gab, im gemeinsamen bereits vorformulierten ´Gebet (Vaterunser/Psalmen), Gebetsbüchlein, herunterlesen von verfassten Texten, also die Worte benutzen die andere nieder schrieben und nutzten. Von Anfang an hatte ich enorme Schwierigkeiten in der Kirche nicht einzuschlafen, geistig beim Predigttext zu bleiben. Ich denke hier liegt das Problem auch und gerade beim geistlichen Personal. Es wurde nie dazu ermuntert zu Gott eine wirkliche reale Beziehung aufzubauen. Immer geschah (und tut es noch heute) es durch „Schablonen“ - wie oben erwähnt. Auf härteste Weise wurde mir das am Anfang meines Hospizdienstes bewußt, als ich bei einem schwerkranken Menschen im Zimmer saß und Psalm 23 betete. Es gibt in Wahrheit kein unpassenderes, vorformuliertes Gebet in solchen Situationen „Mir wird nichts mangeln … er führt mich zum frischen Wasser er weidet mich auf einer grüne Aue, er erquicket meine Seele …“ Diese Worte sprach ich damals also am Bett eines Menschen dessen Körper von Metastasen gequält, vom Krebs zerfressen war und der einen langwierigen Sterbeprozesses hatte. Selten empfand ich es so deutlich: eine unheimliche Leere, Hohlheit, Leblosigkeit, dumpfes religiöses Gedröhne. Seither hasse und verabscheue ich übrigens auch diese ganzen Trost- und Weisheitssprüchleinbücher und Hefte die man an diesen Orten (Hospize-Pflegeheime-Altenheime) zuhauf sieht. Ich mag schon lange nicht mehr diesen Spruch aus dem „kleinen Prinz“ hören: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“-SCHEIBENKLEISTER/BLÖDSINN! Das „Herz“ lässt sich gern betrügen, seien wir ehrlich – es ist oftmals romantisches, verträumtes und hilfloses Geplapper, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß und einem die Worte fehlen! Phrasen, Floskeln, Schablonen, Plattitüden, Worthülsen. Ab auf den Müll und weg damit!



Die Kirchen und auch die meisten Religionsgemeinschaften kopieren Sätze aus ihren heiligen Büchern und verwenden sie als Gebet, als „Kontaktformular“ zur Anbetung des Ewigen.
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Beispiel:

Matthäus 8/3-15 Herr ich bin nicht würdig dass du in meinem Haus eingehst aber sprich nur ein Wort … Diesen Satz empfinde ich fast als Beleidigung gegen Gott und seinen Messias. Warum?

Es kommt anscheinend niemandem in den Sinn dass es auch und gerade DIESEN SATZ in der Bibel gibt:

Johannes 3/16

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen EINZIGEN Sohn gab … es bedarf keiner weiteren Diskussion WIEVIEL der Mensch - die menschliche Seele Gott und seinem Messias wert sind. Dennoch beten wir brav diese Zeile, immer wieder … weil wir es „halt gelernt“ haben und uns eine falsche Demut vor Gott eingeimpft wurde die ein inniges; natürliches (wie vor Äonen vergangener Zeiten) Verhältnis zu unserem Schöpfer sehr schwer macht. Demut in Form von Natürlichkeit, Herzlichkeit Bescheidenheit ist etwas wunderbares und erfrischendes aber VORSICHT vor religiös masochistischer Demut. Da kann es gut passieren, dass wir den Falschen „ansprechen“, der einen „Teufel“ tun wird uns über unseren Irrtum aufzuklären …



Worüber sollte ich mir bewußt sein, wenn ich Gott ansprechen, anbeten will? Ein paar Fakten zu ihm (hier und da schon mal erklärt aber doppelt gemoppelt hält besser)

Gott ist ein LEBENDIGES GEISTWESEN: Er besitzt einen EIGENEN, PERSÖNLICHEN, EINMALIGEN Charakter. ER ist keine Einbildung unseres Gehirns, keine Figur aus einem Buch – Gott war da, bevor die Menschheit auf Erden das Schreiben und Lesen lernte ... ER hat seine EIGENEN Gedanken, seine EIGENE Meinung zu den Dingen. Es hat ihn nicht zerrissen beim Urknall, er ist GANZ. ER ist ALLGEGENWÄRTIG. Es spielt keine Rolle ob ihr auf´m Klo hockt, im Unterholz, auf einem Teppich, in einem Haus, woauchimmer. In dem Augenblick, in dem ihr ihn persönlich ansprecht, werdet ihr GEHÖRT. ER ist euer Schöpfer und damit euer VATER zu dem ihr mit wirklich ALLEM kommen könnt.

Wenn ich zu Bekannten, Verwandten, Freunden immer nur in Phrasen spräche, die ewig gleichen Sätze (die jemandem vor tausenden vor Jahren einfielen und er sie niederschrieb und diese auch noch zig mal übersetzt wurden) und dabei womöglich immer die Nase in ein Buch reinsteckte während meine Gesprächspartner „gezwungen wären“ meine Litanei anzuhören, dann würde wohl irgend jemandem der Kopf auf die Tischplatte fallen, die nächsten gähnen, die anderen würden rätseln ob ich wirklich KONTAKT zu ihnen suchte … ob wir wirklich MITEINANDER redeten, einander ZUHÖRTEN! Der Ewige sucht den PERSÖNLICHEN KONTAKT zu seinem Geschöpf, seinem Gegenüber und dazu gehört ganz besonders das EIGENE WORT, DIE EIGENEN EHRLICHEN UNVERFÄLSCHTEN GEFÜHLE, DER EHRLICHE AUSDRUCK! Sehr eindringlich und lesenswert ist hier das Buch HIOB.
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Vor allem die Aussagen und Ausrufe von Hiob selbst. Ob Gott ihm wirklich so geantwortet hat, wie es der Schreiber übermittelt? Ich weiß es nicht, verzeiht mir, dass ich da so meine Zweifel habe. Gott spottet in aller Regel nicht über ein Menschenwesen, dem es fürchterlich schlecht geht und das dennoch zu ihm hält … Das war übrigens MEINE ERFAHRUNG MIT GOTT weswegen ich mir jetzt und hier auch die Freiheit herausnehme, diesen und jenen Text „anzuzweifeln.“

Ich wurde/werde immer wieder mal gefragt: Wie betet man denn zu Gott? Das sei so schwer. Nein, es ist so leicht – es sind die „geistlichen Steine“ die uns in den Weg gelegt werden, leider hauptsächlich von Geistlichen selbst. Jesus hat vor diesen Leuten mal so gesprochen (nicht sehr nett.)



Lukas 11

46, Weh euch Schriftgelehrte, denn ihr belastet die Leute mit unerträglichen Lasten

52Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und wehret denen, die hinein wollen



Meine Antwort lautet immer: „Zwischen ihrer Nasenspitze und dem nächsten Gegenstand oder der nächsten Wand IST Gott. Er ist rund um die Uhr ansprechbar. Alles was sie tun müssen, ist, ihn ansprechen. Wie? Sagen sie „Gott“ oder „Du“ oder was immer ihnen den Zugang zum Allmächtigen, zum Schöpfer zu IHREM GEISTLICHEN VATER öffnet. Und dann legen sie los, reden sie mit ihm, erzählen sie ihm von sich, was sie jetzt gerade denken, was in ihnen vorgeht, wovor sie Angst haben, was sie bedrückt, was sie wütend macht und wenn ER der Grund dafür sein sollte: Raus damit! Ehrlich sein! Sagen sie ihm, wie merkwürdig es ihnen vorkommt ins „nichts“ in den leeren Raum „hineinzureden“ und Schwierigkeiten zu haben zu glauben und zu vertrauen, dass ER sie hört.
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Gott hat keinen Zeitplan: Woher die Muslime die Vorstellung haben, dass Gebete nur zu gewissen Zeiten statthaft wären ist mir schleierhaft. Sie ist FALSCH. Natürlich lohnt es sich und ist es empfehlenswert wach zu sein, wenn man sich mit Gott unterhalten will, reden will. Kontakt zu ihm haben möchte. Das kann aber auch nachts sein, wenn man nicht schlafen kann,



Ich bete seit meiner schlimmen Erfahrung damals immer „offen.“ Das heißt, ich sitze am Bett eines Menschen und sehe mich (so er/sie nicht reden kann) als ihr Sprachrohr und ich lasse auch meine Gefühle mit einfließen, - wie schwer und schier unerträglich der jetzige Augenblick erscheint, wie hilflos, verloren und verzweifelt er, sie, ich ist/bin wie sehr wir uns wünschen, dass die Situation sich für die Leidenden ändern möge und, jawohl, der irdische Tod rasch und gnädig und still kommen möge und die Seele von diesem zerstörten Leib getrennt und in einen schönen Übergang geführt werden – und von einer anderen lieben Seele abgeholt werde.



Wenn jemand von einem inneren Zwist geplagt und „zurückgehalten“ wird, bete (spreche) ich Gott in der Regel so an: Gott, hier gibt’s gerade eine heftige Baustelle. Da ist was zu klären, auszusprechen und die Worte werden bestimmt nicht leicht kommen. Also, sei bitte so gut und höre zu, sei bei ihm und ihr und höre einfach zu.“

Zu den Gästen sage ich dann, dass Gott im Gespräch sich eigentlich nur eines wirklich ausbittet: EHRLCHKEIT! Keine Schönrederei. Dann lasse ich sie allein im Zimmer mit Gott. Warum? Es gibt Dinge, die gehen mich nichts an, womöglich würde ich in einen Zustand von Parteilichkeit geraten, was keinesfalls geschehen sollte.



Ich ermutige aber auch zum Smalltalk mit Gott, ja, gerade so ein vertrautes, ehrliches einfaches „sich unterhalten“ mit seinem Schöpfer oder aber auch nur ein gemeinsames still sein, schweigen in seiner Allgegenwart zu genießen.

DAS IST DER SCHLÜSSEL ZUM VATER. DIREKTES ANSPRECHEN! Sich in die ALLGEGENWART DES SCHÖPFERS BEGEBEN.

Und damit EHRT ihr ihn, ANERKENNT IHN als ein Gegenüber, als EUER Gegenüber mit und zu dem ihr mit euren EIGENEN WORTEN, eurer EIGENEN PERSÖNLICHKEIT sprecht ihr ihn ganz eigen ANBETET und eben nicht irgendwelche Phrasendrescherei, Verslesungen betreibt.
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Warum wollt ihr Gott bzw. seinem Messias so etwas antun, wieder und wieder und wieder – ihnen mit Worten, Sätzen, Texten kommen, die irgendwann einmal jemand, dessen Seele jetzt in der Ewigkeit verweilt, verfasst hat – aber es sind nicht eure Worte, nicht das was ihr, was eure Seele dem Schöpfer wirklich zu sagen habt.



Ich wünsch euch, dass ihr Gott als das begreift und erkennt was er all die Zeit war, eurer Vater im Himmel und dass ihr ihn als solchen behandelt, ganz intim, ganz persönlich mit eurem Wesen, eurem Charakter, eurer Stimme und vor allem EUREN WORTEN!!!!!!!!!



Gottes Schutz und Segen für die kommende Woche!
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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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