Kurzgeschichten · Aktuelles und Alltägliches · Frühling/Ostern

Von:    Gerald W.      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 8. Mai 2018
Bei Webstories eingestellt: 8. Mai 2018
Anzahl gesehen: 2537
Seiten: < 1

Neulich fragte mich mein Nachbar, ob ich eine Meise hätte. „Nein“, sagte ich, aber ich habe so einige gesehen.“

„Das ist ganz klar“, erwiderte mein Nachbar vom unteren Balkon herauf zu mir, denn bei Ihnen fliegen ja die Meisen aus und ein!“

„Na, mehr ein, als aus!“, verbesserte ich ihn.

„Is ja ganz egal!“, schnauzte er und fügte noch hinzu: „Sie immer, mit Ihrem wortklauberischen Gefasel. Aber was meinen Sie denn, was ich von diesen vielen Meisenkekeln halte, die andauernd nach unten fallen…“

„Naja, nach oben fallen sie nicht…!“ , merkte ich an.

„Schnauze!“, brüllte er. „Noch ein solches Wort und ich bin oben bei dir!“

„Oha“, wisperte ich, „sind wir denn schon beim DU?“ Gott sei Dank war das so leise gewesen, dass er es nicht gehört hatte, denn ich bin nur einsfünfundsiebzig groß und wiege lediglich zweiundsiebzig Kilo. Der Kerl dürfte ungefähr das doppelte haben, bei seiner stattlichen Größe und den Fäusten wie Schmiedehämmer.

„Es ist verboten Vögel in der Sommerzeit zu füttern!“ , knurrte er, immer noch mit zornigem Blick nach oben.

„Echt jetzt? Auch wenn es Meisen sind?“, frage ich zu ihm hinunter und mache dabei einen langen Hals über meine üppigen Geranien.

„Auch dann, Sie Seppel! Ich sehe ja bereits zwei Futterhäuschen von hier aus an ihrem Balkon hängen. „Möchte nicht Mäuschen sein, wie viele sie da noch in ihrem Gesträuch verborgen haben. Ist ja das reinste Biotop bei Ihnen.“

„Sie bräuchten nicht Mäuschen zu sein. Nur Vögelchen! Aber diese Verwandelung dürfte Ihnen schwer fallen.“

„Witzbold. Jedenfalls kommen die Futterdinger da ab!“

„Es sind aber keine Futterhäuschen!“

„Was dann …“

„Es sind Nistkästen!“

„Waaaas? Ich sag`s ja. Sie haben eine Meise mit diesen Meisen! Aber das ist nicht alles. Neulich fiel - ich dachte, ich seh`nicht richtig - ein Molch direkt auf meinen Eßtisch.“

„Oh, das war dann der Achim und ich habe ihn schon so gesucht! Hoffentlich hat er sich bei diesem Sturz nichts getan! “

„Wir werden ja dann mal sehen, wer sich hier noch was tut!“, brüllte er fassungslos.



*

Tja, und so kommt es, dass ich an einem ganz normalen Arbeitstag gemütlich auf meinem Balkon sitzen kann, denn ich bin beurlaubt worden - wegen meiner geschwollenen Backe, dem angebrochemen Zahn und dem blauen Auge - und hier diese Zeilen tippen darf.
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h auf meinem Balkon sitzen kann, denn ich bin beurlaubt worden - wegen meiner geschwollenen Backe, dem angebrochemen Zahn und dem blauen Auge - und hier diese Zeilen tippen darf.
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Kommentare zur Story:

  Habe am Ende schallend gelacht. Ja, so ist der Mensch, leider schadenfroh!  
   Harald Schmiede  -  11.05.18 12:53

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Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

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