Wird es keinen richtigen Sommer geben?    197

Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches · Frühling/Ostern

Von:    Gerald W.      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 30. April 2018
Bei Webstories eingestellt: 30. April 2018
Anzahl gesehen: 1573
Seiten: 2

„Wie findest du dieses Wetter, Gerald?“, fragt mich neulich meine Freundin Gisela.

„Wie sollte ich es denn finden?“, gebe ich genervt zurück, während ich meinen Einkauf in den Kühlschrank einquartiere. „Hört ja doch keiner auf mich!“

„Mann, Gerald, verstehst du nicht, was ich meine?“

„Doch, doch.“, antworte ich artig, denn Gisela hat es nicht gerne, wenn man nicht sofort auf sie eingeht oder gar widerspricht, dennoch überlege ich, wo ich die Leberwurst am besten hintun sollte, denn der kleine Kühlschrank ist eigentlich schon proppenvoll. „So, schwer war das doch gar nicht zu verstehen!“, heuchele ich weiterhin Interesse. „Du willst sicher auf das Thema Klimawandel, Umweltzerstörung und so weiter hinaus!“ Naja, ich kenne ja inzwischen die Gisela ganz genau. Trotzdem werde ich mit einem Male frech. „Muss dir sagen, interessiert mich gerade nicht!“

„Ignorant!“, schimpft Gisela, ganz wie erwartet, und ihre Nasenlöcher beben zornig, dann fügt sie, nach einem prüfenden und schließlich geringschätzig werdenden Blick in meinen Kühlschrank, hinzu: „Komm` lass MICH mal diesen Wurstzipfel verstauen, denn ich sehe oben ist noch ein kleines Plätzchen.“

„Ach ja?“, entgegne ich möglichst ruhig. Typisch Frau, denke ich, immer meint sie alles besser zu wissen und zu finden. „Nein, da kommt meine Wurst nicht hin!“, knurre ich nun erst recht aufsässig. „Und das Wetter interessiert mich nicht Bohne!“, gebe ich noch einen drauf.

„Ja, das hattest du gerade erwähnt.“, erinnert sie mich schnippisch. „Eigentlich traurig, dass du derart desinteressiert an einem höchstwichtigen Thema bist.“ Wieder blickt sie gemeinsam mit mir in den Kühlschank – ich habe sie gar nicht darum gebeten - und merkt in arroganter Tonlage an: „Warum kaufst du eigentlich immer so viel ein, Gerald? Die Hälfte davon hätte genügt!“

Ich schnaufe, erstens weil ich die ganze Zeit in der Hocke bin, zweitens weil sie wirklich ganz entsetzlich nervt : „Vielleicht weil ich nicht selten meiner Nachbarin mit Nahrungsmitteln aushelfen muss, weil die immer viel zu wenig einkauft?“

Gisela errötet ob des kleinen Winks. Ich schaue kurz auf dann grinse ich zufrieden und platziere das angebrochene Gurkenglas einfach ins Gemüsefach, neben die Tomaten – die leider schon etwas weich sind - und nun hat mein Wurstzipfel auch in der zweiten Etage Platz.
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Ich atme erleichtert auf.

„Na schön zwei zu null für dich!“, murrt Gisela. „Man kann auch den Kühlschrank dekorieren wie ein buntes Schaufenster. Aber kommen wir jetzt mal wirklich zur Sache. Ich sage, dass es dieses Jahr keinen vernünftigen Sommer mehr geben wird. Im April und Mai wurde bereits alles an Wärme verpulvert. So, und was

sagst du nun?“

„Alte Unke!“, Ich richte mich stirnrunzelnd auf, halte mir mein Kreuz und schaue mich um. Wohin mit der vielen Plaste und Elaste, in welche die Lebensmittel eingewickelt waren. Na, groß ist die Küche nicht und so bin ich flugs bei meinem besonderen Mülleimer.

„Wie hast du mich eben genannt?“ Sie zieht verdutzt und empört die Augenbrauen hoch.

„Hast richtig gehört,“ trete ich noch nach.“ … denn niemand kann wissen, wie in der Zukunft das Wetter sein wird! Nicht einmal die besten Satelliten können das. Im übrigen hatten wir schon, öfter als du denkst, einen Sommerfrühling oder Sommerherbst und ja, natürlich keinen richtigen Sommer, aber es kann ja auch mal Beides eintreten. Lassen wir uns doch einfach überraschen. Was nicht bedeuten soll, dass ich die vielen Umweltsünden gutheiße. Wir müssen aufpassen, dass auch noch unsere Nachfahren etwas von unserer schönen Erde haben können. Trotzdem schlage ich heute vor: Gehen wir mal nicht auf eine Demo, sondern einfach nur ins Grüne. Und da …“ Ich öffne den Küchenschrank neben mir, „nehme ich mal gleich diese robuste Plastikdose und schwupp, kommt der Wurstzipfel da rein, dann diese Tomaten – müssen sowieso weg – ha, und das Gurkenglas kommt auch mit fürs Picknick und …“

„Etwa noch ein paar Scheiben Brot und Käse?“ Sie wendet sich herum. „Moment, muss nur schnell mal nach nebenan.“

"Und vergiss den alten Rucksack nicht!", rufe ich ihr noch hinterher.
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Punktestand der Geschichte:   197
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