Romane/Serien · Fantastisches

Von:    midnightwish      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Mai 2017
Bei Webstories eingestellt: 27. Mai 2017
Anzahl gesehen: 1897
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit ist eine Angabe die nur im Prologteil der Reihe zur Verfügung steht.

Diese Story wurde zwar als Teil einer Reihe definiert, eine entsprechende Prologangabe fehlt allerdings noch.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


1. Kapitel „Am Anfang steht immer ein Wunder“



Aonghas erwachte aus einem traumlosen, tiefen Schlaf. Irgendetwas stimmte nicht, etwas war anders… sonderbar… nicht richtig.

Unruhig hob er den Kopf und spähte über das letzte Glimmen des Lagerfeuers hinüber zum Schlafplatz seines Begleiters. Aber Ailig schien noch ruhig unter der aus Fellen zusammengenähten Decke zu schlafen. Nur langsam drang die Erkenntnis in sein Bewusstsein, dass es um ihn herum völlig still war. Eine völlige Stille, kein einziges Geräusch war wahrnehmbar. Er hörte weder das leise Rascheln der Blätter um ihn herum, noch schien sich irgendein Tier zu rühren und auch die glimmenden Äste des Lagerfeuers gaben nicht ihr markantes Knistern von sich. Verwirrt begann er sich umzusehen. Auch die Nacht war nicht so dunkel, wie sie sein sollte. Ein eigenartiger Schimmer drang durch die Baumwipfel und tauchte die Lichtung in ein Gemisch aus silbrigem und rubinrotem Licht.

Verwirrt setzte er setzte sich auf und blickte um sich. Wie magisch wurde sein Blick auf die schlanke, hochgewachsene Gestalt gelenkt, die zwischen dem kleinen Weiher am Rande der Lichtung und dem See stand. Sie schien etwas zwischen ihren hoch über dem Kopf erhobenen Händen zu halten, doch es war unmöglich zu erkennen, was es war. Es sah fast so aus, als würde der Gegenstand alles Licht und alle Farbe aufsaugen und eine perfekte schwarze Scheibe bilden. Minutenlang stand sie regungslos da; er war sich sicher, dass die Gestalt eine Frau war, auch wenn sie ihm für das hier ansässige Volk sehr groß schien.

Er hatte das Gefühl sich in der Zeit zu verlieren…



Vorsichtig hob sie den Kopf und schaute über das flackernde Feuer hinweg zu ihrem Begleiter hinüber. Sein tiefer, ruhiger und langsamer Atem verriet ihr, dass er genug von dem Schlafpulver zu sich genommen hatte, das sie ihm in den gewürzten Wein gemischt hatte. Sie wartete noch einige Minuten und lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen, die sich mit dem Knistern der Äste und dem leisen Rascheln der Blätter zu einer sanften Melodie zusammenzufügen schienen.

Vorsichtig stand sie auf, richtete ihre Felldecke so, dass der Eindruck entstand sie würde immer noch darunter liegen, nahm ihren kleinen Lederrucksack und schlich sich Barfuß weg von der Feuerstelle.
Seite 1 von 5       
Das Schwert ließ sie ebenso zurück wie den Bogen, sie würde beides heute nicht brauchen. Mit einer schnellen sanften Bewegung beruhigte sie, im Vorrübergehen, Shye und Myron, die beiden Reittiere, die in einigem Abstand zur Feuerstelle festgebunden waren und unruhig mit den Klauen scharrten. Sie schienen zu spüren, dass diese Nacht etwas Besonderes war.

Vorsichtig tasteten ihre nackten Füße im Dunklen nach dem Weg. Schließlich spürte sie unter sich die dicken runden Hölzer der Brücke, die über den kleinen Teich führten. Am anderen Ende angekommen wurde ihr bewusst, dass es stiller und heller um sie herum wurde. Sie drehte sich um und blickte zurück zum Lagerplatz. Ihr Begleiter schlief immer noch regungslos, nur die Flammen des Lagerfeuers schienen kleiner geworden zu sein.

Um sie herum breitete sich die Stille immer mehr aus. Eine Stille, die nicht natürlich war. Es war als ob das Leben zum Stillstand kommen würde. Nach und nach verstummten alle Geräusche; das leise Rauschen der Blätter, das leise Zirpen der Grillen, das Rascheln von kleinen Tieren im dichten Buschwerk neben dem Weg und auch das leise Geplätscher, wenn die Wellen ans Ufer schwappten war nicht mehr zu hören. Aber sie hatte noch genügend Zeit. Noch hingen Iain, der Silberne, und Sìnéag, der Rubinrote, nicht in ihrer vollen Pracht am Firmament. Langsam ging sie weiter, dem Ufer des Sees entgegen. Mit jedem Schritt wuchs ihre Ungeduld, ihre Unsicherheit, ob sie finden würde was sie suchte und die Angst, heute ins Leere zu greifen und damit alle Hoffnung der Welt zu zerstören.

Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, um die Stille dieser besonderen Nacht nicht zu stören. Als sie endlich am Ufer des Sees stand, dreht sie sich ein letztes Mal um und versuchte im Dunkel ihren Rastplatz auszumachen. Ein kleiner flackernder Schein verriet ihr, wo das Lagefeuer sein musste. Sie konzentrierte sich und veränderte ihre Pupillen so lange bis sie denen einer Raubkatze ähnelten und sie besser in die Dunkelheit blicken konnte. Jetzt konnte sie auch die liegende Gestalt ihres Begleiters in der Dunkelheit ausmachen, die immer noch völlig ruhig und bewegungslos im Rande des Feuers lag.

Beruhigt wandte sie sich wieder dem See zu. Voller Sehnsucht blickte sie auf die ruhige Wasseroberfläche, die sich nun glatt wie ein Spiegel vor ihr ausbreitete.
Seite 2 von 5       
Auch der Wind war verstummt, als wolle er dieser Nacht seinen Tribut zollen. Und doch wagte sie nicht den Blick nach oben in den Himmel zu richten, noch nicht.

Langsam kam sie zur Ruhe und stand einige Minuten einfach nur da, genoss mit jedem Atemzug die kühle, frische Luft. Sie nahm den würzigen Duft des Harzes der großen Nadelbäume hinter sich wahr, den Geruch des feuchten, noch warmen, Sandes am Seeufer, das zarte, süße Bouquet, von Mentha und Kalmus, die im flachen Wasser in Ufernähe wuchsen. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als für immer an diesem friedlichen und schönen Ort bleiben zu dürfen. Mit einem Seufzer löste sie ihren Blick von der Wasseroberfläche und bereitete sich auf das Kommende vor.

Langsam streifte sie die Kapuze ab und löste den Knoten der Kordel, die ihre Kutte zusammenhielt. Ohne weiter darauf zu achten ließ sie die Kordel zu Boden fallen und streifte die Kutte ab. Auch das grob gewobene Hemd und die Hose zog sie rasch aus und löste das lange Band mit dem sie ihren kleinen, festen Brüste so schnürte, dass sie im Alltag nicht auffielen und ließ es achtlos zu Boden fallen.

Einen Augenblick genoss sie ihre Nacktheit und das Gefühl der kühlen Luft auf ihrem Körper. Viel zu lange hatte sie dazu keine Gelegenheit mehr gehabt, musste sich hinter einer Fassade verstecken und durfte nicht auffallen. Nur so würde sie ihre Aufgabe erfüllen können. Dann nahm sie entschlossen das weiße Kleid aus dem Rucksack, streifte es über und drehte sich einmal um ihre Achse. Aus Beathan, dem reisenden Söldner, Begleiter der Händler, war wieder Raoghnaild, die Gotteskämpferin, geworden. Nun konnte sie auch das Kästchen öffnen, das sich ebenfalls herausgeholt hatte. Sie hob es auf, flüstere leise ein paar Worte, während sie fast zärtlich mit ihren Fingern über das Schloss strich. Sofort schnappte es auf und gab den Blick auf seinen Inhalt frei. Ein Glücksgefühl durchströmte sie, als sie auf die Kugel blickte. Auf einem rubinroten Samttuch lag ein perfekt zur Kugel geformter Kristall. Mit leichtem Bedauern sag sie, das der Kristall völlig schwarz war und sie hatte fast das Gefühl, als würde er alles Farbe aus seiner Umgebung anziehen und vernichten.
Seite 3 von 5       
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Das konnte nicht sein, ihre Sinne mussten sie täuschen. „Auf der anderen Seite“, dachte Raoghnaild, „so lange war der Kristall noch nie in seinem Kästchen verborgen gewesen.

Für einen kurzen Augenblick flammte die Erinnerung an den Tag auf, an dem sie dieses wertvolle Geschenk von ihren Schwestern überreicht bekommen hatte. Eine andere Zeit, ein anderes Leben….

Rüde schob sie diese Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf das, was nun kommen würde. Sie stellte das Kästchen zu Boden und hob die Kugel mit beiden Händen auf. Einige Male drehte sie sie zwischen ihren Händen, erkundete die glatte, kalte Oberfläche. Keine Unebenheit, kein Kratzer störte diese perfekt geformte Sphäre. Das einzige Manko war die absolute Schwärze, die Raoghnaild so noch nie gesehen hatte. In ihrer Erinnerung sah sie den Kristall immer makellos durchsichtig, nie getrübt oder gar dunkel. Aber jetzt hatte sie keine Zeit sich mit dieser sonderbaren Veränderung zu beschäftigen. Sie konnte nur hoffen, dass es keinen Einfluss auf die weiteren Ereignisse dieser Nacht haben würde.

Inzwischen standen die beiden Monde Iain und Sìnéag in ihrer vollen Pracht am Nachthimmel. Von links kam der silberne Schein des Iains, der sanfte Reflexionen auf der Wasseroberfläche bildete, von rechts schickte Sìnéag seine rubinroten Strahlen auf den Erdboden. Sein Spiegelbild war nicht im Wasser zu sehen, eines der vielen Mysterien, für sie sie und ihre Schwestern keine Erklärung fanden.

Langsam hob sie nun die Hände und ihren Kopf und streckte die Sphäre den beiden Monden entgegen. Wie eine schwarze Scheibe schien sie zwischen den Monden zu hängen und das Licht beider anzuziehen. Raoghnaild spürte, dass die Kugel in ihren Händen warm wurde. Verwundert konzentrierte sie ihre Augen auf die Sphäre und bemerkte, wie diese immer heller und klarer wurde. Gerade noch rechtzeitig verengte sie ihre Pupillen zu stecknadelgroßen Öffnungen, als die Kristallkugel plötzlich in einem grell silbernen Licht aufstrahlte. Als sie sich an die Helle gewöhnt hatte, sah sie nun auch die rubinrote Aura rund um die Sphäre. Erleichtert atmete sie auf. Ein Hauch von Erkenntnis setzte sich in ihren Gedanken ab, aber das musste warten.
Seite 4 von 5       
Sie weitete ihren Blick, der nun starr auf die Sphäre gerichtet war und langte mit ihrem Geist in die Weite, in die Zwischenwelt.
Seite 5 von 5       
Punktestand der Geschichte:   66
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

Leider wurde diese Story noch nicht kommentiert.

  Sei der Erste der einen Kommentar abgibt!  

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Sabine Müller" zu "verkaufte Seele"

Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Michael Brushwood" zu "Sich fühl'n wie Seifenblasen"

Liebe Rosmarin, der Hase stammt übrigens aus der Oberlausitz. Diese Art von Volkskunst finde ich besonders amüsant. Da Ostern diesmal mit der Zeitumstellung einhergegangen ist, und die Kinder ...

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Tlonk" im Thread "Account nicht erreichbar"

klappt ja dann auch!

Zum Beitrag