Lucille wird erneut in die Finsternis gestoßen (Version 2018)   54

Kurzgeschichten · Erotisches

Von:    Frank Bao Carter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 31. Januar 2015
Bei Webstories eingestellt: 31. Januar 2015
Anzahl gesehen: 3390
Seiten: 12

Mein Name ist Lucille. Eigentlich bin ich blond. Trage mein Haar aber schon lange schwarz gefärbt. Seit damals, als Satanel den Aufstand gegen Gott verlor und mitsamt seiner Schar an Engeln der Cherubim aus den Himmel gestürzt wurde. Vor mehr als zweitausend Jahren. Nur weil Satanel, die rechte Hand Gottes, seinen Platz nicht räumen wollte. Er weigerte sich, dem neu auf der Reise zu Gott Befindlichen zu weichen. Diesem Mann aus Judäa. Diesem Heiligen. Diesem spirituellen Großmeister. Der verraten wurde durch einen Kuss. Der durch die Gassen Jerusalems getrieben wurde, eine Dornenkrone aufgesetzt. Dem zum Durststillen ein Schwamm mit Essig gegeben wurde. Der geprügelt wurde, wenn er das für ihn vorgesehene Kreuz nicht mehr zu schultern wusste.



Niemand hatte diesen Wunderknaben bisher gesehen, nur von seinen Taten wurde an jeder Ecke gesprochen. Selbst die Erzengel Gabriel und Raphael schwärmten von dem Mann, den sie Jesus nannten, in den höchsten Tönen. Ich konnte es nicht mehr hören. Anstatt mit mir zu schmusen, wollte Raphael plötzlich mit mir über die Lehre dieses Königs der Juden diskutieren. Ich fühlte mich vernachlässigt, wurde eifersüchtig auf diesen philosophischen Burschen, der von den Bibelkundigen als der Messias gepriesen wurde. Mein Unmut auf der einen Seite und meine geringe Lebenserfahrung von zwanzig Jahren auf der anderen, gaben letztendlich den Ausschlag, dass ich mich den Aufständischen anschloss. Den Revoluzzern, die die alte Ordnung nicht mehr wollten, die Mitsprache und Einfluss forderten sowie für ihre Ideale zu den Waffen griffen.

Das Ende ist allseits bekannt. Wir wurden verstoßen. Auf einen Planeten Namens Erde. Welch Ironie des Schicksals! Ausgerechnet auf den Stern, auf dem der Anlass unseres tragischen Endes entstanden war. Doch das alleine genügte Gott nicht. Wir schlugen durch die Oberfläche des Planeten bis weit hinab in seine Unterwelt. Völlige Finsternis umgab unsere neue Heimat. Ich fürchtete mich sehr. Die ersten Tage waren schrecklich. Eine Panikattacke folgte der nächsten. Bis die ersten Cherubim Feuer brachten in unsere unendlichen Höhlen. Und dann ergab eines das andere. Jesus fischte die Seelen der Menschen mit Vergebung und Barmherzigkeit, wir raubten sie uns mittels Lug und Trug. Anstelle eines Himmelreiches fanden sie sich in der Hölle wieder.
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Wir kochten die Menschen bei lebendigem Leibe in riesigen Töpfen, brieten sie am Spieß über große Feuer, gönnten sie uns gelegentlich roh. Aber immer erst, nachdem sie eine unendlich lange Zeit die Folter durchschritten hatten. Gepeitscht, gerädert, gestreckt. Und jedes Mal geschändet und entehrt.



Mit den Jahren bin ich zu Satanels rechter Hand aufgestiegen. Heute organisiere ich die Menschenjagd, bin ich die wichtigste Anlaufstelle, wenn es um Nachschub an den Feuern in der Unterwelt geht, wenn die Abtrünnigen Engel neue Spielzeuge benötigen, die sie dominieren können. Frei nach ihren Wünschen. Ohne Einschränkung. Jede noch so grausame Quälerei ist erlaubt.

Derzeit blasen wir in Quedlinburg zur Jagd. Einige junge, Frauen und Männer aus der Gothic-Szene sind uns schon in die Falle gegangen. Eine wahre Fundgrube ist der Wipertifriedhof.

Hier habe ich die Erscheinung einer Frau mit fünfundvierzig Jahren, deren Haut noch immer weich und straff zugleich ist. Selbst im Gesicht habe ich nur wenige Falten mit Make-Up zu kaschieren. Was ich jedoch nicht wegwischen kann, ist mein stets melancholischer Ausdruck um meiner schmalen Nase und meiner breiten Unterlippe herum. Die Mundwinkel sind leicht nach unten gezogen. Immer. Die azur-blauen Augen schauen ununterbrochen traurig aus. Seit dem Tag, als Raphael – mein Raphael – mir vor die Brust schlug, dass ich taumelte. Rückwärts. Bis an den Rand des Himmels. Ehe ich mich fangen konnte, kam sein zweiter und letzter Schubser. Danach der freie Fall.



Ich linse vom Beifahrersitz zu Michaela. Sie fährt mich gerade zu Zorro. Wer das ist? Keine Ahnung. Meine Freundin und ich haben ihn im Internet aufgegabelt. Auserkoren als nächstes Opfer für die Folterkeller der Unterwelt habe ich ihn nicht. Ganz im Gegenteil, ich reise einem kleinen Rollentausch entgegen. Seit undenklichen Zeiten dominiere ich Menschen sexuell. Frauen wie Männer. Ohne Rücksicht, nur der Befriedigung meiner eigenen Lust bedacht. Da ist es doch verständlich, Neugier auf die andere Seite zu entwickeln. Vor allem, wenn es um ein arrangiertes Spiel geht und nicht um Leben und Tod.

Zorro versprach mir im Chat, mir unvergessliche Stunden in seinem Folterkeller zu bescheren. Jetzt bin ich heiß auf diesen Mann, der sich als fünfunddreißigjähriger Jungsporn ausgegeben hat.
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Ob er wirklich versteht, was Frauen wollen, zweifele ich bei der Hinfahrt. Wenn Männer sich als Frauenflüsterer ausgeben, läuft mir eigentlich immer die Galle über. Doch mein Wissensdurst überwiegt den Ressentiments.



Mein Herz klopft immer schneller, je näher das Auto der besagten Adresse kommt. Würde Zorro seine Peitschen auf meinen Rücken spielen lassen? Oder etwas tiefer? Wie würde er mich fixieren, damit ich mich nicht wehren kann? Wann würde er aus der Welt des Schmerzes wechseln in das Reich der Lust? Würde er mich lange küssen oder gleich ficken? Und die Frage aller Fragen, wie sieht er unter der Maske aus? Würde er sie abnehmen? Hätte ich es mit einem attraktiven Mann zu tun oder mit einem Bierbauchträger? Den Ausschnittfotos auf seiner Webseite schenke ich kein Vertrauen. Dort kann man bestens schummeln.

Meine Hände sind feucht, als ich sie zum Abschied von Michaela drücken lasse. Ihr „Hab eine schöne Stunde“ hallt in meinen Ohren nach, während ich zusehe, wie die Rückseite ihres Autos immer kleiner wird.

Ein letztes Mal räuspere ich mich, dann schreite ich mutig zur Haustür.

Eine ältere Dame öffnet die Tür. Ich bin enttäuscht. Wie habe ich mir nur ausmalen können, ein hübscher, hochgewachsener Mexikaner mit spitzem Schnauzbart würde mich mit ausgebreiteten Armen und einem riesigen Herzen empfangen. Herrgottnochmal.

Die freundliche Dame führt mich die Stufen zum Keller herunter. Galant zieht sie die Tür zum Verließ auf und lässt mir standesgemäß den Vortritt: „Heute ist Richtfest für diesen Keller“, klärt sie mich auf. „Mein Herr hat ihn ganz frisch eingerichtet.“

„Dann hoffe ich, dass sich bei Ihrem Herrn auch alles aufrichtet“, antwortete ich schnippisch. Vorwitzige Tussis bringen mich immer schnell auf die Palme.

Das aufgesetzte Lächeln gefriert im Gesicht der Empfangsdame und ehe ich mich versehe, bekomme ich einen ordentlichen Rempler, dass ich nach vorne stolpere, gegen einen Schemel trete und der Länge nach hinschlage. Während meines Falls sehe ich, wie der Lichtschein auf dem Fußboden, der ein Abbild der offenen Eingangstür ist, kleiner wird. Er erlischt zusammen mit dem Zuschlagen der Tür.
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Ich sehe nichts mehr. Spüre lediglich die Stellen, wo ich auf dem Rücken gestoßen wurde sowie meine Knie und Handteller, die den Sturz haben abfangen müssen. Brutal lebt das uralte Trauma wieder auf. Gestoßen. Gefallen. Dunkelheit. Allein. Bar jeglicher Liebe.

Ich setze mich in den Schneidersitz. Der Holzboden ist warm. Ein kleiner Wermutstropfen. Die Fußbodenheizung sagt mir, man meint es nicht böse mit mir. Ich bin keinem Gewaltverbrecher auf den Leim gegangen.

In der Hoffnung, doch etwas sehen zu können, reiße ich meine Augen ganz weit auf. Vergebens. Da ist einfach nur ein schwarzes Nichts vor mir. Meine Pupillen können absolut kein Licht einfangen und es verstärken, um zumindest schemenhaft etwas zu erkennen. Also müssen die anderen Sinne herhalten. Der Duft eines Rasierwassers zieht an meiner Nase vorbei. Herb und frisch zugleich. Orangenblüte und Zedernholz. Zorro ist schon im Raum. Oh Gott, wie aufregend. Ich spüre mein Herz in meinem Hals pochen.



Wo mag er stehen? Was wird er zur Begrüßung tun? Kann er mich sehen? Hat er ein Nachtsichtgerät? Nein, das wäre unromantisch. Er kann mich genauso wenig ausmachen wie ich ihn. Wir werden es miteinander tun, ohne das Abbild des Anderen einfangen zu können, schießt es mir durch den Kopf. Genial. In der nächsten Stunde wird es uns nicht mehr auf das Aussehen ankommen, auf Äußerlichkeiten, die einen irritieren könnten. Ob ein Gesicht schön oder hässlich ist, hat die Bedeutung verloren. Alles, was abschrecken oder zu sehr anziehen könnte, ist verbannt. Verflucht noch mal, wie cool.

Plötzlich empfinde ich eine Wärme in meinem Herzen, die ich das letzte Mal in den Armen des Erzengels Raphael empfunden habe. Mit einem Satz, Zorro hat mich erobert, noch bevor er auch nur einen Finger an mich gelegt hat. Ich schmelze förmlich dahin. Fühle mich geborgen in der Finsternis und zittere am ganzen Körper.



Geschmeidig stehe ich aus meinem Schneidersitz auf. Angestrengt lausche ich in den Raum. Wann wird der Zauberer hervortreten, mich aus meiner Anspannung befreien? Ich merke, wie ich nur noch eines will, berührt zu werden.

Da höre ich seinen Atem. Links hinter mir. Wie weit mag er weg sein? Er muss auf Socken gehen.
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Es gibt keine Geräusche von Schuhen oder von nackten Füßen, die sich vom Boden lösen.

Unvermittelt streift ein leichter Atemzug meinen linken Nacken. Ein Stromschlag in meinem ganzen Körper.

Der kühlen Brise folgt ein schüchterner Kuss. An derselben Stelle. Tausend Stromschläge in meinem ganzen Körper.

Die Lippen ziehen sich nicht von meiner Haut. Zusätzlich umschlingen mich zwei Arme von hinten, legen sich zwei Hände auf meinen Bauch. Durch die Bluse spüre ich Zorros Wärme. Trillionenundsieben Stromschläge in meinem Körper.

Meine Knie knicken ein, halb bewusstlos sinke ich zu Boden. Gestützt von den Armen, die mit mir abwärts gehen. Beschützt von ihm, Zorro.



Er bettet mich auf den Rücken. Seine Finger legen sich an meinen Hals. Vorsichtig wandern sie von dort abwärts. Der Mann mit der Maske ertastet meine Formen. Und jedes Aufsetzen der Finger prickelt. Auf meinem Busen, meinem Bauch. An meiner Seite, meinem Becken, entlang meinem Hosenbund. Ich lobe mich selber, mich vorhin für die dünne Bluse entschieden zu haben. So fühle ich intensiver die Berührungen des Mannes. Es ist fast so schön, als wäre ich nackt. Im Moment dieser Gedanken weiß ich, meine Kleidung nicht mehr allzu lange am Körper zu tragen.



Zorro gleitet zu meinen Füßen, zieht mir den Plateauschuh aus, massiert mein nacktes Fleisch. Ich atme lauter und merke, jeder Druck seiner Finger wandert direkt in meinen Schoß und öffnet eine Pore nach der nächsten. Eine erregende Feuchte macht sich zwischen meinen Oberschenkeln breit. Mir ist, als wird sie zum Rinnsal, als der geheimnisvolle Mann meine Waden streichelt. Wie er auf der Innenseite meiner Oberschenkel angekommen ist, wähne ich einen Bergbach aus mich hinaus fließen. Er wird zum Amazonas, als die Hände mein Geschlecht reiben. Auf meiner Hose.

Zorro kniet sich an meine Seite, den Rücken mir zugekehrt und verwöhnt mich zwischen den Beinen. Ich schiebe derweil meine Hand unter sein Hemd und krabbele mit meinen Fingern bis zu seinem Nacken. Seine Haut ist stramm, die Schulterblätter drücken sich durch. Ich kneife zärtlich rein und bin froh, einen schlanken Mann vor mir zu haben.



Nach kurzer Zeit dreht sich Zorro und schiebt seine Hand unter meine Bluse auf meinen Bauch.
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Ich stöhne vergnügt, als sie samtweich zu streicheln beginnt und fahre meinerseits mit meiner Tatze auf seiner Vorderseite hoch. Ich treffe nicht auf das kleinste Brusthaar. Fühle auch keine Stoppeln, die Zeugnisse einer Rasur sind. Ich werde erinnert an einen sehr jungen Mann. Mit zwanzig Jahren hatte auch dieser eine haarlose Brust. Raphael.

„Du bist wirklich schon fünfunddreißig“, frage ich mit einem gewissen Vorwurf in der Stimme. Irgendwie fühle ich mich belogen und betrogen. Habe ich es hier mit einem Twen zu tun, der an einer reifen Frau seine abwegigen Fantasien ausleben möchte? Bin ich nicht mehr als ein Experiment?



„Wenn ich es nicht wäre, machte das einen Unterschied.“ Seine Stimme bleibt ruhig, ebenso seine Hand, die sich zielstrebig unter mein Körbchen schiebt und gegen meine zusammengezogenen Brustwarzen stößt. Herrje, in diesem Augenblich weiß ich, sein Alter ist nicht von Belang.

„Nein“, keuche ich, „du machst das ganz gut“, schiebe ich als Lob hinterher und reibe seine kleinen Nippel zwischen meinen Fingern. Zorro versteht. Mit Hingabe zwirbelt er meine dicken Noppen.

Damit er ungehinderten Zugang hat, richte ich mich auf, fahre mit meinen Händen auf meinen Rücken, löse die Ösen meines Büstenhalters und ziehe meine Arme umständlich aus seinen Schlaufen und meinen Ärmeln. Ich höre den Mann amüsiert kichern, bevor er mir die Bluse aufknöpft. Unten angelangt, muss er sie mir nur noch ein klein wenig über die Schulter schieben, damit sie nach unten gleitet, da ich aus den Ärmeln während des Ausziehens meines BHs schon ausgestiegen bis. Das Umschließen meiner mittelgroßen Brust mit seiner Hand geht fast einher mit dem Aufsetzen zweier feuchter Lippen auf meiner Knospe. Zorro massiert mich, saugt, beißt, leckt. Und wandert dabei langsam abwärts.

Damit ich mir meine Hose besser öffnen kann, lege ich mich wieder auf den Rücken. Die Zunge des Mannes spielt noch mit meinem Bauchnabel, da schiebe ich mir Hose und Slip übers Becken. Worte bedarf es nicht, damit der mich Verwöhnende weiß, wohin seine Wanderschaft gehen soll.



Zwei Hände legen sich unter meinen Hintern, heben mein Becken etwas an.
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Absichtlich schmatzt der Kerl, als er meine Muschel ausschlürft. Die warmen, feuchten Küsse auf und in meiner Scheide gepaart mit den Lautäußerungen des Gefallens machen mich scharf. Ich packe zu seinem Hinterkopf. Dort hängt der in den Nacken gelegte Cowboyhut. Ein Kleidungsstück, das wir beide nicht mehr benötigen. Ich ziehe es ihm vom Hals und schnippe es wie ein Frisbee weg. Leicht höre ich den Filz über den Holzboden rascheln. Beim nächsten Atemzug ziehe ich ihm seine Maske von den Augen. Sie würde nur stören bei dem, was ich vorhabe. Zudem ist sie absolut sinnlos in dieser Schwärze, die uns eingefangen hat.

Sodann ziehe ich mir seinen Kopf fest auf meinen Schritt, lasse mir meine Grotte auslecken, mir in meinen Kitzler beißen und kraule unablässig in seinem langen, glatten Haar. Es müsste ihn bis auf die Brustwarzen gehen, stelle ich in dieser Dunkelheit mit meinen Fingern fest und bin verwundert, als ich merke, dass der Mann ein Pony trägt. Fünfunddreißig? Hämmert wieder der Zweifel an der Tür meines Gewissens. Ein kleines Teufelchen öffnet, hebt seine Forke und rammt die Zinken in die Brust des Zweifels. Röchelnd gibt der seinen Geist auf. Meine Laute klingen ähnlich, allerdings bin ich nicht in Todesgefahr.

Ich bin in einer komfortableren Situation. Ein Zungenspiel, wie ich es lange nicht genossen habe, da meine anderen Sexualpartner immer unter Zwang agieren müssen und ihr klägliches Ende ahnen, lockt fast unmerklich meinen Orgasmus heran. Um Zorro nicht zu verscheuchen, bleibe ich leise und kneife die Zähne zusammen. Vergebens. Mein Unterleib verkrampft sich so heftig, dass meine Scheide die in ihr gesteckte Zunge heftig einklemmt. Ich werde geschüttelt von einer Unzahl kleiner Zuckungen. Bis Stille einkehrt. Hier, in der absoluten Finsternis.



Ein paar Minuten gewähre ich Zorro, mich ganz vorsichtig weiter zu lecken, bevor ich seinen Kopf in meine Hände nehme und zu meinem Mund herauf ziehe. Ich bin sehr angetan von seinen breiten, wulstigen Lippen. Sie erinnern mich an meine erste Liebe. Das mag der Grund sein, dass ich diesen Unbekannten leidenschaftlich küsse.

Und je wilder unsere Zungen miteinander spielen, desto größer wird mein Verlangen. Es reicht mir nicht mehr aus, die unbehaarte Brust des Mannes auf meinen Busen reiben zu fühlen, mich unter seiner Last glücklich zu wähnen.
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Deshalb öffne ich mit kunstfertigen Fingern seine Hose, schiebe sie ihm über den Hintern, greife seinen Schaft und stopfe ihn mir in meine gierige Muschi.

Sein dickes Glied füllt mich vollends aus, die sanften Kreise seines Beckens bringen mich wieder in Fahrt. Warum aber schmeißt er nicht seinen Presslufthammer an?



Während ich darüber grübele, zieht sich die wunderbare Erektion aus mir heraus. „Du willst nicht?“, frage ich verständnislos.

„Noch nicht, mein Mädchen. Aber keine Bange, wir werden noch traumhaft bumsen.“ Dass er mich Mädchen nennt, schmeichelt mir. Es überdeckt die kleine Enttäuschung, noch nicht gefickt zu werden, obwohl wir einen Zentimeter davor gestanden haben.

Zorro gleitet von mir weg. Ich höre ihn durchs Zimmer schleichen. Von mir weg, zu mir hin. Noch auf dem warmen Holzboden liegend schiebt er mit einen breiten, ledernen Gürtel unter der Hüfte durch. An seinen Außenseiten sind zwei Handschellen eingebracht. In diese steckt der Geheimnisvolle meine Hände und schließt ab. Meine Arme sind an meinem Körper fixiert. Ich bin nicht mehr fähig, mich zu wehren. Warum lasse ich das zu, frage ich mich. Als schwarzer Engel habe ich bisher meilenweit davon entfernt gestanden, meine Bewegungsfreiheit auch nur einen einzigen Nanometer einschränken zu lassen. Nun erregt es mich, diesem Fremden vollkommen ausgeliefert zu sein.



Kalte Kettchen legen sich auf meinen Bauch. Unweigerlich zucke ich zusammen. Als sich ein weiterer, lederner Ring dazu gesellt, habe ich mich daran gewöhnt.

Zuerst wird mir das zweite Lederband um den Hals gelegt. Es klickt ganz leise, als die Karabiner der Kettchen dort angeknipst werden.

Zorro hat die Kettchen angehoben. Glied für Glied senkt er sie ab. Nach ein paar Zentimetern weiß ich die Richtung. Blut schießt mir in meine Brustwarzen, mein Körper überzieht sich von Neuem mit einem angenehmen Prickeln. Dann schnappen die gefräßigen Klemmen zu. Rau und stark. An meinen Nippeln.

Der Schmerz lässt mich intuitiv mit den Händen zucken, weil ich das Folterwerkzeugt abziehen möchte. Leider bekomme ich meine Greifer nicht frei.
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Ich habe keine Wahl, ich muss mich der Pein hingeben, die sich langsam in Richtung meiner Seele frisst. Mit jeder Umdrehung der kleinen Justierschraube, die mein empfindliches Fleisch weiter zusammen quetscht. Das tut mir ausgesprochen gut.

An den Ringen der Brustklemmen werden weitere, kleine Karabiner gesteckt. Die nächsten Kettchen wandern von meiner Brust abwärts. Ich muss schlucken. Zorro wird doch nicht . . .

Er wird.



Jeweils ein Karabiner beißt sich in einer Schamlippe fest. Sofort arbeiten wieder die kleinen Justierschrauben. Die Zähnchen der Klemmen beißen sich fest. Mit jeder Umdrehung ein Stück mehr. Sie bringen meinen Unterleib zum Brodeln. Den nächsten Orgasmus sehe ich schon neben mir stehen. Er wedelt mit einer weißen Fahne. Der Schelm. Ergeben will ich mich noch lange nicht.

Nachdem Zorro mir das Zaumzeug angelegt hat, beginnt er mich zu drehen. Auf dem Boden. Wie einen Kreisel. An Beinen und Hüften werde ich angestoßen, immer schneller kreise ich, immer unerträglicher wird das Ziepen und Zwicken an meinen intimen Stellen. Wenn ich mal nicht schreie oder wimmere, höre ich das leise Rascheln der Nippelketten.



Ein kleiner Geist löst sich aus meinem Körper, hechtet zum Orgasmus und zerbricht ihm die weiße Fahne. Unterdessen dreht mich Zorro immer heftiger. Ich bin so aufgegeilt, dass ich unbedingt den Kerl in mir spüren will. Nicht mehr weich und zurückhaltend, wie vorhin, sondern hart und rücksichtslos. Allerdings wage ich nicht, ein zweites Mal zu bitten. Letztendlich habe ich mich in dem Moment, wo ich diesem Treffen zugestimmt habe, entschieden, mich von ihm führen und benutzen zu lassen. Der Mann mit der Maske gibt den Ton an. Nicht das wollüstige Luder.

Und dieser kreative Mensch hat die nächste Überraschung für mich. Er nimmt die Hände von mir, ich komme zur Ruhe. Lasse es zu, dass er mir mit einer neuen Ledermanschette die Füße zusammenbindet. So eng, dass ich nicht herausrutschen kann.

Dann ein Surren. Eine Rolle an der Decke muss sich drehen. Ein Flaschenzug, schießt es mir durch den Kopf. Gleich darauf werden meine Füße eingehängt und ab geht die Reise nach oben. Kopfüber schwebe ich etwas über dem Boden. Zorro beginnt mich ein weiteres Mal zu drehen.
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Kein Widerstand bremst mich. Die Klemmen und Ketten verströmen in einer Tour süßen Schmerz.



Plötzlich ein fester Griff um meine Hüften. Ich komme zum Stehen. Mit ihm erlischt der Schmerz. Schade. Ich habe mich gerade so schön an ihn gewöhnt.

Die Seilwinde surrt. Ich werde höher gehoben. Meine Stirn, die eben noch gegen Zorros Knie gebaumelt hat, schlägt im langsamen Takt gegen männliche Oberschenkel. Stück für Stück wandert sie dabei aufwärts. Bis mein Gesicht gegen seinen Schoß klatscht. Mir brummt der Schädel, weil sich zu viel Blut dort sammelt. Anderseits bin ich spitz wie lange nicht mehr.

Die Winde wird arretiert. Ich öffne den Mund. Lüstern nehme ich Zorros Schwanz auf. Er schmeckt nach mir, nach meiner Lust, meiner Geilheit. Das lässt die Hormone in mir Purzelbaum schlagen. Könnte ich jetzt nur meine Hände um sein Becken klammern, um die Position zu halten. So aber wird mein unanständiger Leib von seinen Stößen hin und her geschoben. Die Nippelketten danken es ihr.



Irgendwann umfasst der Frauenflüsterer meine Schultern. Ich lasse den Kiefer locker. Ein harter Mundfick setzt ein. Der Gedanke an sein Sperma sowie das Spiel der Ketten an meiner Scheide und meinen Brustwarzen lässt mich heftig kommen. Mein Schreien wird jedoch in einem Gurgeln erstickt, weil der Schuft sich meine Lippen bis an seinen Unterbauch zieht.

Jeden Augenblick erwarte ich seinen heißen Samen, der in meinen Rachen spritzt. Das hingegen geschieht nicht. Zorro zieht sich wie schon vorhin wieder zurück, kurz bevor er kommt.

Vorsichtig lässt er mich hinunter gleiten. Als ich auf dem Boden liege, befreit er mich von dem Zaumzeug. Mein Schoß ist ein pulsierender Vulkan, meine Nippel brennen lichterloh. Eine kleine Berührung mit der Zungenspitze, und sie müssten platzen, meine ich.

„Fick mich!“, wispere ich ganz leise. Ich weiß, er hat es gehört. In dieser Finsternis sind auch seine Sinne bis zum Zerreißen gespannt. „Fick mich! Fick mich! Fick mich!“, flehe ich weiter, nun etwas lauter und verlangender.



Da spüre ich einen festen Griff in meinem Haar. Zorro zieht mich wie einen Wischmob über den Boden. Hin und her geht es.
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Kreuz und quer. Schon lange habe ich jegliche Orientierung verloren. Da bekomme ich einen gewaltigen Schub. Wie vorhin sein Hut über den Boden geglitten ist, rutsche jetzt ich über das warme Holz. Bis ich hart in eine Zimmerecke krache.

Im Nu ist Zorro über mir. Gerade noch rechtzeitig kriege ich die Beine breit. Der zaghafte Mann hat sich in einen Stier verwandelt, der rot sieht. Er rammelt mich gnadenlos. Jeder neue Stoß ist heftiger als der vorherige. Immer tiefer werde ich in die vielen Kissen gedrückt, mit denen der Geheimnisvolle die Ecke ausgelegt und die Wände tapeziert hat. Mein Nacken schmerzt, meine Schultern sind ein Höllenfeuer. Ich habe Angst, mir könnte der Kopf abfallen. Nichtsdestotrotz kralle ich mich in seinen Schulterblättern fest. Ein bombastischer Höhepunkt bricht sich seine Bahn. Mein Unterleib verkrampft, meine Scheide brennt, doch meine Hände sind nun auf seinen Hintern gelegt und ziehen den Wilden fest gegen meinen sündigen und immer noch hungrigen Schoß. Unbedingt will ich sein Glied im mir zucken fühlen. Dafür bringe ich das Opfer, wundgefickt zu werden.

Als sich mein Lover laut brüllend in mich ergießt, finde ich das schade. Ich hätte mich noch Stunden länger nageln lassen können.



Viele Minuten bleiben wir erschöpft nebeneinander liegen. Glück erfüllt meine Seele. Eine Empfindung, die ich glaubte, schon vergessen zu haben.

„Ist die Stunde nicht längst um“, frage ich vorsichtig und suche in seinem Gesicht mit meinem Mund nach seinen Lippen.

„Für Menschen wie uns ist die Zeit bedeutungslos“, schafft Zorro mit warmer Stimme herauszubringen, bevor ich seinen Mund versiegele und mit seiner Zunge spiele.

Als ich schon schläfrig bin, gleitet Zorro aus meinen Armen. Mir ist, als hätte ich etwas verloren, was ich nach zweitausend Jahren wieder gefunden habe: Liebe.

Müde greifen meine Hände ins Leere. Der fremde Mann ist weg. Er ist verschwunden, wie er gekommen ist. Das Zimmer muss eine geheime Tür haben, schlussfolgere ich.



Still bleibe ich in der Ecke. In meinen Kissen. Spüre dem Erlebten nach, der Wandlung, die sich in mir zu vollziehen beginnt. Wir haben uns nicht gesehen, haben nur wenige Worte miteinander gewechselt und sind uns dennoch sehr nah gekommen.
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Ich meine jetzt nicht körperlich. Das lässt sich nicht verhindern, wenn zwei Menschen Geschlechtsverkehr miteinander haben. Nein, mir ist, als spüre ich eine geistige Verwandtschaft. Als wären unsere beiden Seelen füreinander bestimmt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Es scheint in dieser Welt doch einen zweiten Mann für mich zu geben, nachdem der erste mich brutal verstoßen hat.

Erst als die Haushälterin die Tür öffnet, rühre ich mich. Unweigerlich decke ich meine Stirn mit der Hand ab. Das plötzliche Licht brennt in meinen Augen. Für ein paar Sekunden. Danach suche ich meine Sachen zusammen und ziehe mich unter Beobachtung an.

Zorros schwarzes Rüschenhemd liegt wie zufällig auf meiner Bluse. Ein Omen, dass der Mann auf mir zu liegen hat. In meinen Nächten. Deshalb packe ich es als Souvenir ein.



Auf dem Weg durch den Vorgarten bin ich glücklich. Noch denke ich nicht daran, dass Satanel nicht erfreut sein wird, wenn ich ihm eröffne, ihm nicht länger dienen zu wollen. Noch ahne ich nicht, in welche Gefahr ich Zorro mit meiner Liebelei bringen könnte. Noch weiß ich nicht, dass in meinem Rücken eine uralte Macht steht, die den Fürsten der Finsternis mit einem Fingerschnippen an den Rand des Universums katapultieren kann.

*

„Ist sie es wirklich, Herr Raphael?“ Die ältere Hausdame linst durch die Gardine nach draußen. Sie schaut den Mann an ihrer Seite nicht an.

„Ich glaube schon“, erwidert dieser und bringt sein Gesicht ebenfalls nah an das Fenster.

„Und wenn es Lucille ist, meinen Sie wirklich, Sie könnten die Dame auf Ihre Seite ziehen?“ Jetzt schaut die Alte den Mann mit Argusaugen an. Sie macht keinen Hehl daraus, die Gutgläubigkeit ihres Herren anzuzweifeln.

„Sehen Sie nicht das Lächeln in ihrem Gesicht?“ Raphael stellt sich hinter seine Haushälterin, dreht ihren Kopf wieder zum Fenster und legt sein Kinn auf ihrem Scheitel ab. Gemeinsam lassen sie sich vom Glück entzücken, mit dem Lucille telefoniert. Erst als ein Auto angehalten hat und der schwarzhaarige Engel hinein steigt, ziehen sich die beiden am Fenster Stehenden zurück.





Copyrights Foto: igorigorevich@Fotolia.com
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Kommentare zur Story:

  hallo frank bao, klar finde ich deine geschichten besonders, und zwar, weil sie nicht alltäglich und auch nicht jedermanns geschmack sind. sie haben tiefe, leuchten in die dunkelheit der menschlichen seele und haben doch immer wieder auch etwas lieblich zärtliches. wie gesagt, mir gefallen sie sehr gut, auch stilistisch.
lieben gruß von  
   rosmarin  -  06.05.15 14:35

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  Hallo RosMarin,

herzlichen Dank für Dein Lob zu dieser und meinen anderen Geschichten. Es baut mich auf, zu hören, dass sie etwas Besonderes sind. Vor allem aber finde ich gut von Dir, dass Du zu dieser sehr erotischen Geschichte einen Kommentar abgegeben hast. Gelesen wird sie sehr viel, kommentiert hingegen wenig. So weiß ich als Autor nie, ob diese Geschichte eine gute oder eine dumme Idee gewesen war. Dein Feedback gibt mir hier ein wenig Klarheit. Vielen Dank dafür.

Ich wünsche Dir einen schönen Abend
Frank Bao  
   Frank Bao Carter  -  05.05.15 19:56

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  hallo frank bao, diese geschichte ist schon prickelnd, auch wenn man kein sm-fan ist. überhaupt sind alle deine geschichten irgendwie besonders. gefallen mir gut.
lieben gruß von  
   rosmarin  -  01.05.15 23:28

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