Spannendes · Romane/Serien

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. August 2013
Bei Webstories eingestellt: 11. August 2013
Anzahl gesehen: 2320
Seiten: 4

Lustlos zog sich Jan für die Party um. Je näher der Abend rückte, desto mehr verlor er die Lust. Klar wollte er schon immer mal zu einer 90er Party gehen, weil er seine Jugend in den Neunzigern verbracht hatte und er sich gern an diese Zeit erinnerte. Aber es nervte ihn, dass Daniela ständig, wenn sie zusammen unterwegs waren, irgendwelche Typen kennen lernte und mit ihnen dann den ganzen Abend herumknutschte, während er überflüssig war. Er war nicht eifersüchtig, er sah nur keinen Sinn darin, dass sie ihn dann unbedingt dabei haben wollte, wenn er dann sowieso den Rest des Abends nur allein dort herum stand. Dann konnte er auch gleich alleine zur Party fahren und auch wieder gehen, wann er wollte, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen.

Er musste sich beeilen, damit er die Bahn noch mitbekam, schnell zog er seine Turnschuhe an, was sich wieder als ein echtes Problem darstellte. Er hasste es, Schuhe anzuziehen und immer dann, wenn er unter Zeitdruck stand, kam er nicht rein. Fluchend zog er an dem Schuh, um ihn zu dehnen und versuchte mit aller Kraft reinzurutschen, was ihm aber nicht gelingen wollte. Die verdammten Schuhe wollten ihn wohl ärgern. Vor Wut warf er ihn mit voller Wucht auf den Fußboden, hob ihn wieder auf und versuchte es noch mal, indem er hektisch die Schnürriemen lockerte. Endlich konnte er reinrutschen. Jetzt nur noch den zweiten. Vorsorglich lockerte er vorab auch dort die Schnürriemen und versuchte ihn anzuziehen. Glücklicherweise zeigte sich dieser Schuh kooperativer als der erste und ließ sich anziehen. So, jetzt mussten beide nur noch zugeschnürt werden, was er genauso lästig und nervig fand. Zum Beginn des Jahrtausends war es in, Turnschuhe nicht zuzubinden und die Schuhbänder in den Schuhen zu lassen, was viel bequemer war. Aber das war nun leider auch schon seit zehn Jahren wieder out. Mit seinen über 32 Jahren wäre er für so einen Modestil zwar eigentlich zu alt, aber das störte ihn nicht. Er fühlte sich nicht so alt wie er war und kleidete sich in seiner Freizeit meist wie ein 20-jähriger.

Jetzt wurde es aber verdammt knapp, ihm blieben nur noch zwei Minuten Zeit, bis die Bahn kam. Hastig steckte er sein Portemonnaie ein, warf seine Jacke über und verließ die Wohnung. Jetzt hieß es rennen, was er auch tat. Da er im dritten Stock wohnte, kam ihm das Treppenhaus schon wie eine Weltreise vor.
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Ausgerechnet jetzt, wo er sowieso in Eile war, lief er auch noch seinem Nachbar über den Weg, der gerne quatschte.

„Eine Frage“, fing der Nachbar auch schon wieder an.

„Sorry, nicht jetzt“, unterbrach Jan sofort. „Ich muss die Bahn kriegen, wenn ich die nicht kriege, habe ich ein Problem.“

„Alles klar“, gab der Nachbar daraufhin zurück.

Sein Nachbar war zwar in Ordnung, aber jetzt konnte er ihn gerade wirklich nicht gebrauchen. Endlich war er unten angekommen und verließ das Haus. Glücklicherweise war die Haltestelle nur etwa 100 Meter von der Haustür entfernt, denn die Bahn war bereits im Anmarsch. Jetzt war Endspurt angesagt, während er rannte wurde er von der Bahn überholt, da aber an der Haltestelle viele Menschen zu sehen waren, würde es mit dem Einsteigen dauern, so dass er es auf jeden Fall schaffte, auch noch einzusteigen. Obwohl er nicht in die Bahn hineinsah, während sie ihn überholte, spürte er, dass Daniela sah, wie er rannte.

Gerade noch rechtzeitig schaffte er es einzusteigen. Nach Daniela musste er nicht lange suchen, da sie direkt hinten saß.

„Na, mussten wir rennen?“, fragte sie und grinste. Er nickte nur, da er völlig außer Atem war.

„Und freust du dich auf die Party?“, fragte sie.

„Ja“, sagte er nur. Nein, er hatte keine Lust, was sie auch an seiner knappen Antwort merken sollte.

„Ich auch, aber total. Das wird richtig geil“, sagte sie darauf. Er wusste nicht, ob sie seine schlechte Laune wirklich nicht bemerkte oder sie nur nicht bemerken wollte. Jedenfalls war sie bestens gelaunt.



Die Schlange an der Kasse war nicht sonderlich lang und es ging zügig voran. Gerade lief „More and more“ von Captain Hollywood, einer der bekanntesten Dance Hits aus den 90ern und einer von Jans Lieblingssongs aus der Zeit. Ein wenig besserte sich seine Laune nun doch. Daniela ging direkt zur Tanzfläche, um zu tanzen. Er brauchte immer einige Minuten, um in Tanzstimmung zu kommen – vorausgesetzt, dass die Musik weiterhin gut blieb. Der nächste Song war „Mr Vain“ von Culture Beat, nun war auch er in der richtigen Stimmung und bewegte sich ebenfalls auf die Tanzfläche. Vielleicht würde es ja doch ein netter Abend werden.



„Ich hole mir mal eine Cola“, gab Daniela bekannt.
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„Soll ich dir auch was mitbringen?“

„Danke, erstmal nicht.“

Als sie nach etwa zehn Minuten noch immer nicht zurückgekommen war, fragte er sich, wo sie so lange blieb. War es so voll an der Theke? Als er sich dorthin bewegte, um nachzusehen, sah er sie dort stehen. Allerdings wartete sie dort nicht auf ihre Cola, diese hielt sie schon längst in der Hand, sondern sie unterhielt sich ganz angeregt mit einem Typ. Na toll, jetzt fing das wieder an, genauso, wie er befürchtet hatte. Jetzt stand er wieder dumm rum.

Der Typ hatte kurze schwarze oder dunkelbraune Haare, eine sportliche Figur, war etwa so groß wie Jan, vielleicht etwas größer. Er mochte etwa 35 Jahre alt sein und sah aus wie ein Arschloch. Obwohl Jan ihn nur sah, fand er ihn einfach nur unsympathisch und wusste, dass er diesen Typ nicht leiden konnte. Das lag nicht daran, weil Daniela sich mit ihm unterhielt, sondern manchmal passiert es eben, dass man einen Menschen einfach nicht leiden kann, auch wenn dieser überhaupt nichts getan hat.

Er beschloss sich erst einmal ein Bier zu holen, zum Tanzen hatte er nun keine Lust mehr. Das Bier wollte er sich aber an einer anderen Bar kaufen, nicht dort, wo sie gerade stand. Als er sich gerade auf den Weg machte, klopfte ihn jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und sah Daniela hinter sich.

„Hast du schon auf mich gewartet?“, fragte sie.

„Ja, warst ja lange weg.“

„Mich hat gerade ein Typ angesprochen, ´ne echt geile Sau“, begann sie begeistert zu erzählen.

„Hab ich schon gesehen“, unterbrach er. „Als ich geguckt habe, wo du bleibst.“

„Bist du jetzt sauer?“, fragte sie.

„Ich frag mich einfach, warum ich immer mit soll, wenn du dann eh wieder jemand kennen lernst und dann die ganze Zeit mit ihm beschäftigt bist und ich nur dumm rum stehe.“

„Jetzt hab dich doch nicht gleich wieder so. Vergnüg dich doch auch mal. Sprich einfach mal eine an, trau dich doch mal was. Guck doch mal da, die Große dahinten mit den schwarzen Haaren“, sie zeigte auf diejenige. „Die wäre doch was für dich und die scheint alleine hier zu sein.“

„Ist sie nicht, gerade war ihr Freund dabei. Der ist wohl nur was zum Trinken holen.“

„Dann sieh dich einfach weiter um, ansonsten tanzt du einfach.
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Gute Musik läuft ja gerade. Wir können uns ja auch zwischendurch mal immer treffen, ich muss ja auch nicht die ganze Zeit mit dem Typ abhängen.“

„Doch, mach ruhig. Ich hole mir jetzt erst mal ein Bier und tanz dann ein wenig.“

„Ich suche trotzdem zwischendurch mal nach dir.“

„Okay, falls wir uns nicht mehr sehen, hören wir morgen voneinander.“
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Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

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