Amüsantes/Satirisches · Poetisches

Von:    Wolfgang Reuter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 1. Mai 2013
Bei Webstories eingestellt: 1. Mai 2013
Anzahl gesehen: 2448
Seiten: < 1

Bei allen Wahlen ist's dasselbe:

die Straßen von Plakaten voll.

Und Grüne, Rote, Schwarze, Gelbe

erklär'n, dass man sie wählen soll.



Herr Michel stöhnt, ihm knurrt der Magen.

Was int'ressiert ihn da die Wahl?

Um sich das Bäuchlein vollzuschlagen,

treibt's ihn zum Essen ins Lokal.



Er greift zur Karte, ihm wird übel:

Bunt wie'n Plakat! - Herr Michel zuckt;

ein jedes Essen ist penibel

verschiedenfarbig ausgedruckt.



In gelb, an allererster Stelle,

gibt’s Gelbwurz mit Sauce hollandaise,

gegart in einer Westerwelle,

als Nachtisch einen Schweizer Käs.



In rot gibt’s Roastbeef auf Radiesi,

mit Rote-Beete-Saft versehn,

und Peperoni, scharf wie Gysi,

dazu den Rotwein „La Fontaine“.



Aal grün vom Fischer wird geboten

mit grünen Bohnen und Salat,

dazu mit Lauch gefüllte Schoten

auf dunkelgrünem Blattspinat.



Pechschwarz gibt’s Schnecken, gut gesäubert,

fast ohne Schleim (man merkelt's kaum),

mit schwarzem Pfeffer fein bestoibert,

serviert in schwarzem Wurzel-Saum.



In rosa bietet man Makrelen

in wabbelweichem Saft-Gelee.

Wer Angst vor Gräten hat – die fehlen!

Dazu gibt's Pfeffermünte-Tee.



„Schluss!“, flucht Herr Michel, ruft den Ober,

er knallt die Karte hin und spricht:

„Was soll ich denn mit dem Zinnober? -

Giraffen-Futter ess ich nicht.“



„Mein Herr“, bekommt er da zu hören,

„Sie speisen bei uns stets First Class!“

Herr Michel will sich nicht beschweren:

„Dann bringen Sie mir irgendwas!“



„Auch damit, Maestro, kann ich dienen,“

Schon eilt der Ober flugs herbei.

„Mein Herr, ich präsentiere Ihnen

den guten deutschen Einheitsbrei.“



Herr Michel kaut und würgt und leidet.

Er schluckt verstört und resümiert:

Wer sich beim Wählen nicht entscheidet,

muss nehmen, was man ihm serviert.
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www.wolfgang-reuter.com, 05. 08. 2006
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Kommentare zur Story:

  Hoppla, ich muss mich langsam bremsen, sonst
erfährt meine Hochachtung keine Steigerung mehr:
Sehr gut, Herr Lehrer, Sie dürfen jetzt aufstehen ;-)  
   Stephan F Punkt  -  07.09.14 07:40

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Und wieder haben die Politiker von dir gedroschen bekommen. Besonders hat mir die Anspielung auf Fischer gefallen. Hast`se beinahe alle verKOHLt.  
   Drabblemaker  -  01.05.13 21:10

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Auf sehr humorvolle Art hast du uns diese verschiedenen Wahlspeisen serviert. Eine Gourmetpolitik dürfte allerdings nach der Wahl nicht zu erwarten sein!
Tolles Gedicht!
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  01.05.13 20:01

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Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

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