Spannendes · Romane/Serien

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 10. Dezember 2012
Bei Webstories eingestellt: 10. Dezember 2012
Anzahl gesehen: 2713
Seiten: 11

Um aus einer Belagerung zu entkommen, brauchte es entweder einen einhergehenden Durchbruch des Belagerungsrings durch einen Angriff oder eine Ablenkung, so das man unbemerkt hindurch schlüpfen konnte.

Man hatte Letzteres gewählt.

Die National Gallery lag im altehrwürdigen Stadtkern von Boston und war eine Station vom Freedom Trail der an den Stätten der US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung entlang führte.

Trotz der schnörkellosen viktorianischen Fassade der Kolonialzeit hatte sich das Gebäude in der Modernen einen gewissen Flair bewahrt. Dank der Oberfenster war das Innere der National Gallery Lichtdurchflutet. Neben der ständigen Ausstellung zur Amerikanischen Geschichte, gab es noch ausgestellte Projekte die sich mit verschiedenen Themen beschäftigen. Manche waren neu-modern interpretiert. Die Auswahl der Ausstellungsstücke war für Kenner preisverdächtig. Vielschichtig und doch aussagekräftig. Alte Stoffe erhalten, überarbeitet oder neu in Szene gesetzt.

Auch Nava wäre davon beeindruckt gewesen.

Wenn Sie sich nicht zusammen mit dem Einsatzteam von Major Pérez unter der Erde in einem der unzähligen historischen Tunnel befunden hätte, die noch aus der Kolonialzeit stammten. Sie wurden vor und während des Unabhängigkeitskriegs angelegt, sollten als Schutzbunker, für Versorgungsgüter und für schnelle ungesehene Truppenverlegungen genutzt werden. Jahrhunderte später wurden die Tunnel zum Schmuggeln verwendet. Bis auch diese Verwendung ein Ende fand.

Heute wurden Teile des Tunnelnetzes für Touristenführungen genutzt. Andere Abschnitte waren zu geschüttet worden oder zu gemauert.

Der Tunnelabschnitt unter dem Gebäude der National Gallery hingegen fand sich in keinerlei Bebauungsplänen, Gebäudeplan, Tunnelnetzplan oder anderweitigen Dokumenten. Das gesamte Kellergeschoss schien in den Unterlagen vergessen worden zu sein.

Was natürlich nicht der Fall war.

Die Gründer der Templer hatten einfach dafür gesorgt, dass es darüber nirgendwo Unterlagen lag. Obwohl bei der jüngsten Instandsetzung des Gebäudes ein Tiefbauunternehmen beteiligt war. Ohne das deren Arbeiten dokumentarisch erfasst wurden. Dass ging aus den öffentlich-einsehbaren Unterlagen hervor.
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Das Tiefbauunternehmen selbst war eine regionale Tochter von Winfield Construction, das jedoch nie anderweitig in Erscheinung getreten war.

Klar war, dass man ein Tiefbauunternehmen nicht für die Inneneinrichtung anstellte.

Also konnte es darüber keine zwei Meinungen geben.

Ebenso wenig über die Existenz eines Tunnelabschnitts unter der National Gallery und dem Vorhandensein eines Kellergeschosses.

Da es keine direkten Beweise dafür gab, dass er existierte, musste man anhand der vorhandenen einsehbaren Tunnelpläne raten, wo der Abschnitt ans Netz anschloss. Denn dort wo die National Gallery lag befand sich auf den Plänen ein scheinbares schwarzes Loch. Es konnte Dutzende Zugangspunkte geben. Alle auszuprobieren war nicht möglich. Sie hatten ein begrenztes Zeitfenster. Da keiner wusste wann Jackson und Co die Täuschung als solches enttarnte.

Ein schneller-unbemerkter Zugriff.

Manche Tunnelabschnitte waren schmal, ausreichend das ein normalgewichteter Mensch hindurchpasste. Die Höhe schwankte zwischen etwas über 2 Meter. In anderen Tunneln konnten 2 Personen nebeneinandergehen, ohne Platzangst zu bekommen. Jene Tunnelteile, die für die Führungen erschlossen wurden, waren mit elektrischen Leuchten versehen. An den Wänden hingen Infotafeln. Kammern waren mit Dekor aus der Kolonialzeit, wie Kisten, Brettern, Matratzen, Fässern und dergleichen versehen. Sie sollten die Wohnumstände in den Tunneln widerspiegeln. Alles war beengt. Die Menschen mussten sich auf engstem Raum zusammenrotten. Obwohl in Sicherheit konnte es beängstigend sein.

Das Einsatzteam von Pérez mitsamt Nava gingen durch die Tunnel. Jede Biegung und Kreuzung wurde erst gesichert. In kompletter Kampfmontur liefen Sie durch die stockfinsteren Tunnel. Immer auf der Hut vor den Schergen vom Schwert der Templer und Jackson’s Killern.

Präzise, wie man es von einstigen Elitesoldaten erwartete, bewegte Sie die Israelis. Absicherungen vorne und hinten. Die modifizierten Heckler & Koch Maschinenpistolen MP5 im Anschlag. Über die Nachtsichtbrillen und den Infrarotleuchten an den Waffen sah man, wohin man trat.

Jeder mögliche Zugangspunkt, den Sie überprüften wurde, mit spezieller Schwarzlichtfarbe versehen, was ihnen als Markierung diente. Die Farbe selbst löste sich innerhalb von 12 Stunden rückstandslos auf.
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Spuren ihrer Exkursion sollten auf ein Minimum beschränkt sein, die zu keinen Rückschlüssen auf ihr Tun führen sollten.

Obwohl Sie die nötige Vorsicht falten ließen, war das Tempo hoch. Sie verfielen immer häufiger in leichten Trab. Nava, die durchaus ein gewisses Laufpensum mitgehen konnte, spürte langsam aber sicher den Druck. Sie mussten einen Zugang finden, um zum Templer-Netzwerk zu gelangen, von dem sie annahmen er befände sich unter der National Gallery. Alles deutete daraufhin.

Sie wollte Jackson und Co genauso sehr aufhalten, wie Alexander. Der Mann durfte unter keinen Umständen Zugriff auf das Templer-Netzwerk erhalten. Hinter verschlossenen Türen in Washington D.C. wurde der amtierende Stabschef als zukünftiger Präsidentschaftskandidat gehandelt. Mit dem Netzwerk würde ihm das ohne Zweifel gelingen, da er dann über eine ungeahnte Machtfülle besaß, die ein Mensch alleine nicht besitzen durfte.

Ein Grund mehr, wieso den Zugang finden mussten. Es war nämlich nur eine Frage der Zeit bis Mr Jackson dahinter kam, wo sich das Templer-Netzwerk befand. Und anders als Sie würde er den direkten Weg nehmen. Mitten durch die Vordertür stürmen. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Auch die nächste Möglichkeit für einen Zugangspunkt erwies sich als Sackgasse. Die Messdichte, die das Gerät anzeigte, machte deutlich das dahinter massives Gestein lag. Kein Regips, Karton, Styropor oder handelsübliches Mauerwerk.

Einer der Israelis setzte die Markierung.

Während man den Tunnelplan studierte, machte die Gruppe eine kurze Verschnaufpause. Ein Schluck Wasser. Ein Energieriegel.

Dann ging es weiter.

Den Weg über zum nächsten Versuch liefen Sie durch die Tunnel, ohne die eigene Sicherheit zu gefährden. Mit jedem Meter stellte man fest, dass das Tempo hoch war. Worüber sich niemand beklagte. Weder Nava noch Sif oder die Israelis. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand. Das eigene Wohlbefinden stand hinten an.

Ein, in der Tunnelwand, verankertes Eisengitter versperrte ihnen den Weg. Es war in die Tunnelwand einbetoniert worden. Demnach war es nachträglich eingesetzt worden. Auf dem Plan hatte man es nicht verzeichnet.

Man machte sich nicht die Mühe einen anderen Weg zu suchen.
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Die Gitterstäbe wurden punktuell mit einem Schaum besprüht. Gleich nach dem Aufsprühen setzte ein chemischer Prozess ein, der eine Säure freisetzte, die sich durch die Gitterstäbe fraß. 5 Minuten später ruckte ein Israeli am Gitter, hielt es in Händen und ein Durchgang lag frei. Als alle durch waren, wurde das Gitterteil wieder eingesetzt und mit Festigerschaum an Ort und Stelle gehalten.

40 Meter weiter tauchte am Ende des Tunnels eine Wand auf.

Die Messdichte ergab Mauerwerk. Kein massives Gestein. Hinzu lag hinter der getarnten Tunnelwand ein Hohlraum. Wovon im Tunnelplan nichts zusehen war. Demzufolge schienen Sie den Einstiegspunkt gefunden zu haben.

Mit einer Akkufräse schnitt ein Israeli ein Ausschnitt in das meterdicke Mauerwerk. In die Fräsfuge tat zweiter Mann eine wurstähnliche Masse hinein, drückte in jede Strecke ein münzgroßes Gerät hinein und füllte die Fuge mit Festigerschaum auf. Anschließend ging die Gruppe 10 Meter weit weg, wandte sich ab.

Pérez nickte auf den Blick hin.

Woraufhin der Sprengmeister seines Einsatzteams den Auslöser betätigte.

Lediglich ein dumpfes Wuubb war zu hören.

Als Sie wieder vor der Tunnelwand standen, befand sich an Ort und Stelle ein Loch.

Leuchtstäbe wurden hindurch geworfen …



***



Zwei Männer vom hauseigenen Sicherheitsdienst betraten den 5ten Stock vom Jüdisches Moses Krankenhaus über das Treppenhaus. Ihre Kollegen erreichten das Stockwerk über den Fahrstuhl. Sie schlenderten durch die nahezu ausgestorbenen Flure der Intensivstation. Nur gelegentlich sahen Sie einen Pfleger oder eine Schwester der Nachtschicht.

Die Fluren waren der Patienten wegen halb abgedunkelt.

Eine trügerische Ruhe lag vor.

Die jederzeit ins chaotische wechseln konnte.

Sie erreichten einen der Flure, die vom Meldebereich der Intensivstation abgingen.

Einen winzigen Moment blieben die Männer, die von zwei Seiten in den Flur traten, verwundert stehen. Gemächlich gingen Sie weiter. Jeweils einer aus dem Duo blieb stehen, während die Anderen aufeinander zu gingen.

Der Grund für die kurzzeitige Verwunderung lag darin, das von den Wachhunden vor dem Krankenzimmer jede Spur fehlte.
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Was ihnen merkwürdig erschien.

Zu recht.

Nichtsdestotrotz näherten sich die Sicherheitsmänner dem Krankenzimmer. Nahezu synchron griffen Sie nach ihren versteckten Handfeuerwaffen, die mit kurzen Schalldämpfern ausgestattet waren. Man warf abklärende Blicke zu den abseitsstehenden Kollegen, die Schmiere standen.

Sie erreichten die Zimmertür.

Einer legte die Hand auf den Knauf.

Per Hand zählte sein Kumpane von Drei herunter. Als er nach Eins eine Faust bildete, drehte er den Knauf, schob die Tür auf Sie drangen in das Zimmer ein.

Überrascht blieben die Zwei keinen Schritt später stehen.

Statt in einem Krankenzimmer stand man in einer Abstellkammer für das Reinigungspersonal. Anhand des Peilgeräts überprüfte man die Position. Es stimmte überein.

Die Killer sahen sich an.

Ein Ungereimtheit reihte sich an die Nächste.

Erst das Fehlen der Wachen.

Jetzt das.

Auf einem der Regalbretter fand man den Peilsender, den Sie dem Deutschen spritzten und seither das Signal verfolgten.

Ohne groß über das Wie nachzudenken gingen die vermeintlichen Sicherheitsmänner aus dem Zimmer, verdeckten die Glock Pistolen, gingen zu ihren jeweiligen Partnern und verließen ungesehen das Krankenhaus. Draußen stiegen die Vier in geparkten SUV. Der Fahrer ließ den Motor an, setzte den Blinker und fuhr aus der Parklücke.



***



So langsam wurde sich Jackson bewusst einen Fehler begannen zu haben. Alexander Döbber und Co in seine Pläne mit einzubinden hatte wahrlich nicht die Ergebnisse erzielt, die er sich wünschte. Sicherlich hatte es ihm der Deutsche ermöglicht die Gründer mit einem Schlag auszuschalten. Gleichzeitig erwies sich sein Zutun als schädlich.

Die Dinge waren wahrlich nicht so gelaufen, wie er sich das dachte. Abwegigkeiten gab es immer. Nichts ließ sich wirklich voraus planen. Alles hätte so einfach laufen können. Jetzt entwickelte sich das Ganze zu einem ernsthaften Schlamassel. Mit dem Zugriff auf das Templer-Netzwerk und der Übernahme der Templer war es nicht getan.
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Sie sollten ihm zu einem viel größeren Ziel verhelfen.

Nämlich in das Oval Office.

Ultimative Macht.

Die Erregung daran war längst verpufft.

Ein kurzer Blick über seine Schulter zu der schlafenden rothaarigen Frau.

Ärger kam auf das er zuließ das ihm der Deutsche seine Pläne durchkreuzte. Sie gerieten in ernsthafte Gefahr. Vor all dem hatte ihn die Aussicht seines Erfolgs beflügelt, ließ ihn vor Kraft strotzen. Die unbändige Gier seinen Plan zu beschleunigen brachte alles in Gefahr.

Alexander Döbber erwies sich als Bumerang.

Dem Abhilfe zu schaffen war angesichts der aktuellen Geschehnisse unglaublich schwierig. Der Zugriff im Herrenklub hätte der Schlusspunkt sein sollen. Nicht ideal aber hilfreich und nützlich zu gleich.

Woraus bekanntlich nichts wurde.

Ebenso wenig wie der Zugriff im Krankenhaus.

Wie der Deutsche die Sache mit dem Peilsender herausfand spielte inzwischen keine Rolle mehr. Er hatte ihn benutzt um Sie auf eine falsche Fährte zu locken.

Erfolgreich.

Das Zugeständnis verdichtete seinen Ärger nur noch.

Die Dinge hatten so gut angefangen. Wann Sie den jetzigen Verlauf nahmen, war schwer zu sagen. Und selbst wenn, spielte es keine Rolle mehr. Ändern konnte er es wieso nicht. Sie steuerten in ungewisse, ja unruhige Gewässer.

Wirklich Schaden konnten Sie ihm trotz allem nicht.

Während er darüber nach dachte, stellte Jackson fest, das noch nicht alles verloren war.



***



Nava und Co staunten nicht schlecht.

Es war einer dieser Wow-Momente, der einen einfach mit offenen Mund staunen ließ über das was man sah.

Die einstige Höhle musste natürlichen Ursprungs gewesen sein. Man hatte sie zu einer Kapelle ausgebaut. Ziegelstein Lager verliefen nach oben, schmiegten sich Bogenförmig an die Gesteinsdecke, wo direkt darüber die National Gallery liegen musste. Zwischen den jeweiligen Lagersäulen war eine Eisenstrebe, die in das Mauerwerk verankert wurde. Insgesamt gab es Acht dieser abstützenden Lagersäulen. Hinzu befanden sich 5 an den Wänden liegende abgerundete deckenhohen Betonstützen, die rein äußerlich kaum von dem umliegenden Gestein zu unterscheiden waren.
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Von den bis zu 3 Stockwerke höher gelegenen offenen Promenadenstege gingen mehrere Gänge in verschiedene Richtungen verteilt ab. Über Holztreppen waren Sie miteinander verbunden.

Die Höhle stellte einen strategischen Knotenpunkt in dem Tunnelnetz dar.

Im letzten Drittel des Gangs, den Nava und die Pérez Männer nutzten, um hierher zu kommen, waren dem Sprengmeister faustgroße Löcher aufgefallen die über die Wände und Decke einen Bogen zeichneten. Er hielt sie für Sprenglöcher, um die Gänge im Notfall zu sprengen.

Wenn man sich die Höhle von einer erhöhten Position in seiner Gesamtheit betrachtete, erhielt man einen Tempelartigen Eindruck. Demzufolge konnte man annehmen, dass es sich hierbei um den Ursprungsort der Templer handelte. Hier unten trafen sich demnach die Ersten Gründer.

Was natürlich reine Spekulation war, aber durchaus denkbar bedachte man die damalige Situation, die vorherrschte.

Kein Wunder also das sich hier das Templer-Netzwerk befand.

Zumindest hätte es ihrem empfinden so sein sollen.

Doch die Höhle war leer.

Keine Spur des Templer-Netzwerks zu dem Mr Jackson um jeden Preis Zugriff erlangen wollte. Eine gähnende Leere lag vor ihnen. Nichts weiter als Stein, Fels, Beton und Holz.

Von der Holztreppe am Ende ihres Stegs waren lediglich gebrochene Streben übrig geblieben. Der Rest lag zersplittert und-oder gebrochen unter ihnen. So beschlossen sie sich abzuseilen, den irgendwie mussten sie Boden. Über den offenen Promenadensteg hatte man zwar eine bessere Aussicht und Überblick über die Höhle, aber mehr auch nicht.

Nichtsdestotrotz ließ Major Pérez einen seiner Scharfschützen hoch oben Position beziehen. Der Rest vom Einsatzteam seilte sich mitsamt Nava ab.

„Sir.“ Anton, der Elektronikspezialist meldete sich zu Wort. Am rechten Handgelenk trug der Israeli einen tragbaren Minicomputer. Er hielt seinem Boss das Touchdisplay hin. „Ein elektromagnetisches Feld stört und blockiert unser Signal.“, erklärte er Pérez knapp. Auf ihm waren allerhand Verzerrungen sichtbar. Über ihn hatten Sie jederzeit Zugriff auf ihre GPS-gestützte Position und die elektronische Karte vom Tunnelnetz.
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Elektronische Störimpulse. Ein Indiz dafür das Sie am richtigen Ort waren.

„Auch das Videosignal?“, wollte Nava mit leichter Sorge wissen.

Der Israeli schaute zu ihr, tippte auf das Touchdisplay. „Ich fürchte ja.“ Die Verzerrungen ließen keinen anderen Schluss zu. Jede Signalquelle innerhalb der Höhle wurde blockiert.

Nava blickte nichtssagend zu der Minikamera, die jeder bei sich trug.



***



Über die sah Alexander via Livestream zu, wie seine Verlobte mit dem Einsatzteam das unterirdische Tunnelnetz betrat. Am liebsten wäre der Deutsche dabei gewesen. Doch sein körperlicher Zustand ließ einen derartigen Ausflug nicht zu.

Er schaute kurz zu der Bandage an seinem rechten Oberarm. Dort hatten ihm die Schergen von Mr Jackson bzw dem Schwert der Templer, den Peilsender injiziert. Anhand des Spürgeräts, das der Killer bei den toten Gründern verwendete, um die Mini-Phiolen zu finden, hatte man den Peilsender gefunden.

Die Flucht aus der Obhut von Jackson Handlangern war einfach zu leicht gewesen. Gewissheit erlangte er nach den Geschehnissen im Herrenklub. Wie sonst konnte Jackson von seinem Aufenthaltsort wissen, wenn er ihn nicht verfolgen oder anderweitig überwachen ließ. Ein Peilsender gehörte zu den möglichen Methoden.

Aus diesem Grund hatten Sie die Ablenkung bezüglich der Not-OP inszeniert. So konnten Nava, Pérez und Co den Belagerungsring durchbrechen und verschwinden. Lange ließ sich Jackson jedoch nicht hinhalten, wie die Aufnahmen der Überwachungskameras im Krankenhaus zeigten. Anton hatte den Steam angezapft.

Jetzt wusste der Stabschef des US-Präsidenten, dass Sie den Peilsender gefunden hatten und ihn gegen ihn verwendeten. Die daraus resultierenden Schlüsse lagen auf der Hand.

Wie Jackson’s nächster Zug aussah, war schwer vorauszusagen. Sicherlich gab der Mann nicht einfach auf und verkroch sich irgendwo. Nein, dazu war er zu nahe dran sein Ziel zu erreichen. Alles andere war bisher nur Beiwerk. Nötig um Zugriff auf das Templer-Netzwerk zu erhalten.

Genau das machte den Mann so unberechenbar.

Vor allem für jemand in seiner Position. Er war per du mit dem mächtigsten Mann der Welt.
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Dem US-Präsidenten.

Vom dem Jackson ein langjähriger Weggefährte war und zu dessen engsten Beratern zählte.

TOCK!! TOCK!!

„Herein.“

Der Sicherheitschef der Botschaft trat in sein Zimmer.

Er sah nicht besonders glücklich aus. Was sicherlich auch teilweise an den Anweisungen lag, die er vom Premierminister höchstpersönlich erhalten hatte. „Wir bekommen Besuch.“ Der Israeli nahm die Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein.

Die Wahl des Fernsehkanals war sicherlich Zufall. Denn das, was Sie sahen, sah man aller Wahrscheinlichkeit auf jedem hiesigen Sender.

Eine Fahrzeugkolonne, angeführt von Streifenwagen und Motorrädern der Polizei von Washington D.C. bogen Live in die abgesperrte Botschaftsstraße. Zu der Kolonne gehörten mehrere SUV’s, Limousinen und eine schwarze Spezialversion vom Cadillac DTS.

Das Auto des US-Präsidenten.

Alexander schaute zur Seite. „Ihr Auftritt“, richtete er an einen der beiden Männer, die sich mit ihm im Krankenzimmer befanden. Bevor der Sicherheitschef dazu kam. „Mr Premierminister.“

Jonathan Nevy, seines Zeichens Premierminister von Israel, war auf einem Langstreckenflug von El’Al inkognito in die US-Hauptstadt gereist. Gemeinsam mit 5 Leibwächtern und seinem Nationalen Sicherheitsberater. Offiziell kurierte er sich von einer hartnäckigen Grippe, was Zuhause seine sporadischen öffentlichen Auftritte erklärte.

„Dann werde ich mich mal um unseren Gast kümmern.“, erwiderte Nevy trocken.

Eins war mal sicher Sie würden keine Freunde werden. Eher flüchtige Bekannte. Trotz der Hilfe und Rückendeckung.

Gemeinsam mit dem Sicherheitschef und seinem Nationalen Sicherheitsberater Benjamin Scholl ging der Premierminister von Israel aus dem Krankenzimmer, um den vorgefahrenen Präsidenten der USA zu empfangen.

Unterdessen widmete sich Alexander wieder dem Notebook zu, auf dessen Schirm weiterhin das Übertragungsbild der Minikameras zusehen war. Pérez Männer waren gerade dabei einen Ausschnitt in die Wand zu fräsen.

Ein flüchtiger Blick zum Fernseher.

Dort hatte die Fahrzeugkolonne angehalten. Ein Dutzend Secret Service Agenten stiegen sofort aus, bildeten einen ersten Sicherheitsschirm.
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Erst danach verließ der US-Präsident das Auto wurde sogleich von 4 Agenten umringt, ging durch das Zutrittstor Richtung Botschaftseingang. Wo eiligst der Botschafter hinaustrat, um den Mann in Empfang zu nehmen.

Ein dumpfer Knall lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zum Notebook.

Dort hatte man ein Loch durch die Wand gesprengt. Leuchtstäbe wurden hindurch geworfen. Mit den Maschinenpistolen im Anschlag stiegen zwei Elitesoldaten durch das Loch. Kurz darauf folgte der Rest vom Einsatzteam samt Nava.

Seine Verlobte trat auf den Promenadensteg hinaus, als eine Schneegestöberstörung auf dem Bildschirm auftauchte.

Alles rumtippen nutzte nichts.

Das Übertragungssignal wurde gestört.



***



„Mr President.“, begrüßte Nevy den Mann herzlich. Politiker waren allesamt Schauspieler. Manche besser als andere.

Der US-Präsident samt seiner Leibwächter und seines Stabschefs traten durch in die Eingangstür in die Lobby des Botschaftsgebäudes. Für den Bruchteil eines Moments konnte man dem Mann die Verblüffung ansehen. Die Miene des Stabschefs hingegen verfinsterte sich. Damit schien er nicht gerechnet zu haben. Sicherlich ging dieser unerwartete Überraschungsbesuch auf sein Konto.

„Herr Premierminister.“ Die Männer traten aufeinander zu, reichten sich trotz der fehlenden Kameras die Hände. „Ich dachte Sie hüten das Bett.“ Eine Anspielung auf die fingierte Geschichte bezüglich der Grippe.

Nevy schmunzelte spitzbübisch, sah dabei kurz an dem Präsidenten vorbei zu Mr Jackson und wendete sich dann wieder seinem Gegenüber zu. Mit einer wortlosen Geste bat er ihn ihm zu folgen. „Oh, das stimmt auch, Mr President.“ Seite an Seite ging man in den Salon der Botschaft. „Ich bin gar nicht hier.“

Ein heiteres Grunzen ertönte. „Verstehe.“ Er nahm den angebotenen Platz im Salon nickend an, setzte sich auf die Couch. „Ich bin gekommen um eine Lösung für die vorherrschende Situation zu erörtern.“

Ein Angestellter der Botschaft tauchte auf. Er brachte eine Kanne Kaffee, eine Karaffe Wasser, Tassen und Gläser. Als alles abgestellt war, verschwand er flux wieder.

Nevy lehnte sich entspannt zurück.
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Ein Blick zum stehenden Stabschef. Dieses Gespräch sollte sicherlich mit dem Botschafter geführt werden, den man dann unter Druck setzte, um eine schnelle Lösung herbeizuführen. Ein cleverer Zug. Die gegnerische Parade war nicht weniger meisterhaft.

„Pfeifen Sie den Generalstaatsanwalt zurück.“, preschte Benjamin Scholl wirsch vor. Nur kurz sah der Nationale Sicherheitsberater den US-Präsidenten an. Seine Aufmerksamkeit hatte voll und ganz derjenige, der hinter all dem steckte.

„Eine berechtigte Forderung.“, sprang Nevy ihm bei.

Unbeeindruckt schaute der Präsident drein. „Das ist nicht ganz so einfach.“, schränkte er ein. „Die Ermittlungen sind weitfortgeschritten und haben eine hohe mediale Aufmerksamkeit.“ Wer Schuld daran war, wussten Nevy und Co. „Ganz zu schweigen von der ausgelösten diplomatischen Irritation zwischen unseren Ländern.“ Zu der beide Seiten beigetragen hatten. Und keiner wollte nachgeben. Aus unterschiedlichen Gründen. „Wir befinden uns in einer verzwickten Lage.“ Der Präsident goss sich eine Tasse Kaffee ein, packte zwei Zuckerwürfel dazu.

Ganz unrecht hatte er natürlich nicht.

Es war demnach allzu offensichtlich dass das Gespräch zu keinen konkreten Ergebnissen führen würde mit denen beide Seiten Leben konnten.

„Was also schlagen Sie vor?“, fragte Nevy nach einer kurzen Schweigephase.

Sein Gegenüber nippte an der Tasse. „Lassen Sie die Generalstaatsanwältin ihren Gast bezüglich der Vorwürfe befragen.“, schlug der Präsident vor. Scholl verkniff sich einen Einwand. „Anschließend überlegen wir gemeinsam das weitere Vorgehen.“ Ein Kompromiss um die aktuelle Krise nicht weiter zu verschärfen. Was durchaus im Interesse aller Beteiligten war. Zumindest scheinbar.

Scholl stand auf, warf dem Stabschef einen kurzen Blick zu. „Ich werde ihm ihren Vorschlag unterbreiten, Mr President.“ Welchen Rat er seinem Freund geben würde, war offensichtlich. Ein Blick zum Ministerpräsidenten und er verließ die Runde.

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Ende, Kapitel 12

© by Alexander Döbber



(*) vom Autor frei erfunden.
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Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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