Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Luna Seele      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 28. Oktober 2012
Bei Webstories eingestellt: 28. Oktober 2012
Anzahl gesehen: 2145
Seiten: 2

Alles ist dunkel. Ich höre das leise Atmen der vielen Leute um mich herum, rieche das frischgemachte Popcorn, es ist warm und die Stimmung gespannt und erfreut.

Auf einmal gehen die Lichter an. Rot, blau und grün scheinen sie durch das Zelt, streifen einzelne Gesichter, belichten die Bühne, machen aus allem Momentaufnahmen.

Zwei Männer kommen herein, jonglieren mit Feuer, spucken es und ich höre, wie alle um mich herum bewundernd Luft einsaugen, die Wärme trifft uns, es wird immer heißer in dem kleinen Zelt.

Alle sitzen erstarrt da, sehen auf die Bühne, auf der im weiterhin zuckenden Licht die Darsteller ihre Fähigkeiten zeigen, Fackeln durch die Luft werfen, Clowns lachen wild, Tänzer zucken ekstasisch, die Schatten auf ihren Gesichtern geben ihnen ein beinahe krankhaftes Aussehen.

Von überall tönen Geräusche, Tiere werden hereingeführt, drehen bei dem Lärm, bei der Belichtung beinahe durch, ihr Brüllen lässt das Zelt erbeben. Alles wird immer schneller, das Wechseln der Attraktionen, die Lichter, die Tänzer. Ich habe kaum Zeit zu atmen, meine Augen zucken im Zelt umher, von oben fallen Seiltänzer auf bereitstehende Matten, eine Schlangenfrau wird rot angestrahlt und kichernd zieht sie sich beide Beine über den Kopf, ein Wolfsmann wird hereingebracht, fängt an zu brüllen, die Menge zuckt zusammen, schon ist er wieder weg, wird durch einen Mann ersetzt, der sich Glassplitter in den Mund fallen lässt und sie blutend wieder ausspuckt, lacht, zu einer jungen Frau hinübersieht, die ein Messer nach ihm wirft, er fängt es, die Lichter zittern über alles hinweg, das Adrenalin steigt, ich kann mich kaum noch konzentrieren, sehe dieser aufgedrehten Show zu, alles tanzt aneinander vorbei, flattert, brennt sich in meinen Kopf, ich achte auf alles und auf nichts. Ich höre Lachen, Kichern, die laute Musik die immer weiter ansteigt, immer schneller, genau wie die Lichter, das Feuer brennt immer höher, Funken fliegen ins Publikum, ich bin erstarrt, gebannt, gefesselt, drehe durch und mein Atem wird immer schneller. Alle starren auf die Akteure, wie sie immer weiter machen, alles immer weiter steigern.

Ein Mann stellt sich in die Mitte, zieht Bälle aus seinem Hut, immer mehr und mehr, wirft diese in die Menge, wo sie platzen und glitzernde Steine fliegen überall herum, ein Riese kommt herein, die bauchtanzenden Frauen drehen sich um ihn herum, ihre Ketten klimpern, ein Paar schwingt oben herum und wirft Blüten, die in allen Farben leuchten, die Scheinwerfer drehen sich, ich höre Trommeln und zwei schwarze Schemen schleichen sich herein, tanzen und die Lichter lassen sie erstrahlen, eine Frau tritt in die Mitte der Bühne, ihr wächst ein Bart, der blutende Mann schneidet ihn ihr mit dem gefangenen Messer wieder ab, da trifft ihn ein anderes in den Rücken, er fällt, erschrockenes Aufschreien von denen die es bemerkt haben, während die anderen den kleinen Leuten beim Pyramidenbauen auf einem Nadelbrett zusehen, oder dem Löwen, der auf zwei Beinen stehend Pirouetten dreht und knurrt und brüllt.
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Der am Boden liegende Mann stöhnt, ein weiß gekleidetes Mädchen kommt herein, zieht das Messer hinaus, er blutet, sie streicht mit der Hand über seinen Rücken und die Wunde schließt sich, erleichtertes Aufatmen, einige klatschen, da zieht das Mädchen sich auch schon den Kittel aus, man sieht wie dünn und abgemagert sie ist, das Licht lässt die herausstehenden Knochen lange Schatten werfen, sie dreht sich und dreht sich, scheint zu wachsen, hinter ihr beginnt eine Gruppe Musik zu spielen, die die eh schon lauten Töne noch übertrifft, es klingt fremd und euphorisch, die Derwische tanzen und drehen sich, springen und landen, ein unzubrechender Rhythmus, alles wirkt perfekt, es ist krank und unsortiert, aber alles passt, ein Engel scheint von der Decke zu fallen, er landet auf dem Boden, spuckt Wasser, immer mehr, mehr als ein Mensch im Mund behalten könnte, alle beginnen im Kreis zu laufen, der Löwe brüllt den Bären an, der neben ihm steht, während zwei Wölfe auf ihren Rücken balancieren, ein Tanz, ein Kreis.

Auf einmal ist alles still und die Lichter gehen aus.

Ich blinzle, einmal, zweimal, geschockt erwache ich aus der Ekstase, in der ich mich befand.

Ich sehe nichts, höre nur das erschrockene Kichern und die fragenden Stimmen einiger.

Ein steriles Licht geht an und zeigt uns den Weg Richtung Ausgang.

Die Bühne ist leer, gesäubert von Blut und Fußspuren.

Nach einigen Augenblicken völliger Ratlosigkeit beginnen die ersten sich zu erheben, laufen langsam auf den Ausgang zu.

Als ich hinaustrete blicke ich hoch, sehe den schwarzen Nachthimmel, an dem Sterne funkeln.
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Als ich hineinging, war es Tag.
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Punktestand der Geschichte:   39
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Kommentare zur Story:

  An der ganzen Dramaturgie dieser Performance hast du uns auf ganz tolle Art teilhaben lassen, was auch deinen sehr guten Beschreibungen geschuldet ist.
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  29.10.12 03:51

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Klingt nach ´nem ziemlich intensiven Trip.  
   Jingizu  -  28.10.12 22:24

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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