Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Luna Seele      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Oktober 2012
Bei Webstories eingestellt: 20. Oktober 2012
Anzahl gesehen: 2095
Seiten: 2

Irgendwann im Mai kletterte eine Raupe über den Sand im Blumentopf daher.

Woher die Raupe kam, weiß man nicht. Vielleicht war sie schon immer, gut versteckt, im Blumentopf gewesen. Vielleicht war sie auch aus den Fängen eines Vogels entflohen. Oder sie war die 7 Stockwerke bis zu dem Balkon, auf dem der Blumentopf stand, hochgeklettert.

Auf jeden Fall war sie nun da.

Sie sah sich plötzlich zwischen einer Menge Blumen und zwei davon hielt sie für besonders schön. Sie kletterte erst die eine, es war eine Lilie, ein Stückchen hoch, entsann sich dann anders und begann die andere zu erklimmen, diese war eine Rose. Dieses Schauspiel betrieb sie einige Zeit, bis sie sich schließlich für die Rose entschied. Sie war die schönere Pflanze, sie roch auch besser und sie fühlte sich bei ihr geborgen und sicher.

Sie dachte sich, nun wäre sie endlich zu Hause angekommen.

Einige Zeit fühlte die Raupe sich sehr, sehr wohl auf der Rose. Sie fraß von ihren Blättern, klammerte sich an den Stiel und dankte der großen Macht, die über sie und diese Rose wachte, dass diese so ein wunderbarer Ort war und ihr wunderbarer Weise auch die Stacheln entfernt wurden.

Doch die Tage vergingen und die schöne Blume begann krank zu werden. Die Raupe nahm sich zu viel von ihren Blättern, rutschte zu viel über den Stiel, so dass dieser brüchig wurde.

Die Raupe bemerkte diese Veränderung und es tat ihr leid und auch sie selbst fühlte sich nicht mehr so wohl wie anfangs, immer öfter bemerkte sie, dass sie auf einem welken Blatt saß, oder den Stiel gefährlich belastete, doch sie wollte nicht weichen, wollte dieses perfekte Plätzchen nicht aufgeben, um nichts in der Welt.

Doch es hatte ihr doch klar sein müssen. Sie war nur eine kleine Raupe, mit nichts verdiente sie diese perfekte Blume, sie hatte nicht das Recht, sich hier breit zu machen und die Rose darunter leiden zu lassen.

Und eines Tages, es war ein schöner Nachmittag und die Raupe hatte sich an den Boden der Pflanze gesetzt, um dieser ein wenig Raum zu lassen, wurde sie gesehen.

Ein großer Schatten fiel über sie, dass musste die höhere Macht sein, die über die Blumen wachte, deren Besitzer, Pfleger könnte man sagen. Beinahe deren Vater.

Die Raupe ahnte furchtbares.
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So schnell sie konnte, probierte sie, die Rose wieder zu beklettern, aber es war hoffnungslos. Erschütterungen ließen die Blume erbeben, die Raupe probierte ich festzuklammern, so gut es ging, aber die ehemals stabilen Blätter der schönen Pflanze rissen. Gemeinsam mit einem dieser Blätter segelte die Raupe über das Geländer. Sie dankte der Rose im Stillen, stellte sich vor, deren übrige Blätter würden ihr im Wind wehend zum Abschied zuwinken. Die Raupe fiel und fiel, Stockwerk für Stockwerk, das Blatt immer noch festumklammernd.

Mit diesem gemeinsam landete sie auf einem anderen Balkon. Auch hier stand eine Blume. Eine Margerite. Die Raupe mochte diese Art von Blume nicht. Und sie wusste, sie würde auf ewig an ihren perfekten Platz denken müssen. Sie war zu Hause gewesen, sie war glücklich gewesen, doch sie hatte diesen Ort zerstört und nun musste sie das nehmen, was sie bekommen konnte. Was sie verdiente. Die Margerite war welk. Braun und spröde wuchs sie aus der trockenen Erde. Die Raupe zog das Rosenblatt bis hinüber zu ihrer neuen Heimat. Niemals würde sie es loslassen.
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Punktestand der Geschichte:   31
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Kommentare zur Story:

  Hier schließe ich mich Anariels Frage an: Weiß denn die Raupe nicht, dass sie irgendwann zum Schmetterling wird?

Ich mag diese Geschichte einfach.

Ich denke viele Schreiber schöpfen nicht nur aus dem Schönen, sondern auch aus dem Traurigen, dem Schwierigen und viele packen auch manchmal ihre Ängst und Sorgen und Gefühle in die Texte. Aus so einer schwierigen Lebenssituation entstand mein kurzes Gedicht Morgenstern.  
   darkwitch  -  24.10.12 05:32

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Danke sehr, ja, diesen etwas kindlichen Stil habe ich gewählt, weil ich finde, dass es die leichte Melancholie der Geschichte recht gut unterstreicht und außerdem bin ich ja auch noch recht jung :P
Die Geschichte ist eine Art Metapher für eine Lebenssituation, die ich durch das Schreiben einfach am Besten meistern konnte, deshalb ist sie etwas trauriger.  
   Luna Seele  -  22.10.12 16:53

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  Hmm..da frage ich mich doch, warum fühlt sich die Raupe nicht gut genug für die Rose? Weiß sie denn nicht, dass aus jeder Raupe einst ein Schmetterling wird?

Vom Schreibstil her mag man noch feilen können, aber mir gefällt die Geschichte so wie sie steht recht gut.  
   Tis-Anariel  -  22.10.12 06:53

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  Von Titel und Schreibstil her hatte ich hier eigentlich eine Kindergeschichte erwartet, aber dann wird es ja dramatisch traurig und sogar ein Stückweit philosophisch.
Dein Stil mag (noch) nicht ganz ausgereift sein, aber berührt hat mich dein Text allemal - ehrlich gesagt, hat er mir sogar sehr gut gefallen.  
   Jingizu  -  21.10.12 01:10

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Kommentar von "darkangel" zu "Stein in der Mauer"

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