Ahrok 2.Band - 25. Kapitel   321

Fan-Fiction/Rollenspiele · Fantastisches · Romane/Serien

Von:    Jingizu      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. Juni 2012
Bei Webstories eingestellt: 12. Juni 2012
Anzahl gesehen: 2565
Seiten: 9

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Fünfundzwanzigstes Kapitel: Schwere Entscheidungen



Das sogenannte Beobachtungszentrum war ein Wunderwerk zwergischer Technologie.

Als die beiden Krieger das schwere Schott mit den vielen Warnhinweisen aufstießen, offenbarte sich ihm ein geradezu gigantischer, mit allerlei Utensilien vollgestopfter Raum. Zuallererst fielen ihm die vielen reglosen Zahnräder, die Seilzüge, Hebel und Schalter auf, welche stumm und bewegungslos auf ihren Plätzen ruhten. Staub rieselte lautlos von der Decke, als ihre Schritte die ersten Erschütterungen seit vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten auslösten. Nach all der Zeit blinkten noch immer drei intakte Lichtquarze im warnenden Rot. Siebzehn skelettierte Leichname lagen zusammengesunken an der gegenüberliegenden Wand des Raums.

Offenbar hatte der Dämon Jonas sie hier drin zwar nicht gekriegt, aber ohne Wasser und Nahrung hatten diese tapferen Seelen trotzdem keine Chance gehabt, das alles hier zu überstehen.

Überall im Raum sowie auch direkt neben den Knochen lagen Bücher, alte Aufzeichnungen und lose Blätter auf dem Boden verstreut. Manche waren noch ordentlich aufgetürmt, andere einfach zu Boden geworfen in der Wut oder Resignation über die Sicherheit des unausweichlichen Todes. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes befand sich ein Glasrohr in dessen unterem Viertel ein kleines Stück Metall schwebte.

„Das ist ein Magometer.“, erklärte Ragnar, als dieser seinen Blick bemerkte, „Es ist eine ziemlich einfache Konstruktion, um die Magiekonzentration in der Welt abzuschätzen.“

„Ich hab keine Ahnung, wovon du gerade redest.“, kommentierte Ahrok nur.

„Ich mein Röhrchen das. Das Magieniveau schwankt in unserer Welt. Es steigt und sinkt... so ähnlich wie die Gezeiten. Je höher das Niveau, desto mehr Magie fließt in der Welt und umso größere Wesen aus dem Nichts können sich bei uns manifestieren. Je geringer, desto mehr müssen sie verschwinden und unsere Freunde mit der Vorliebe für spitze Hüte und Frauenkleider können kaum mehr als ein paar kleine Funken herbeizaubern.“

„Ah ja... hochinteressant. Wo ist denn nun der Schalter? Ist das dieses Magometer?“

Enttäuscht verzog Ragnar das Gesicht: „Nein... das hier ist nur ein Röhrchen dessen Boden mit einer Legierung aus Metallen der seltenen Erden gefüllt ist.
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Das andere Stück Metall, welches du da schweben siehst ist ein ähnlich bearbeitetes Stück Kobolderz. Diese beiden Materialien sind unvereinbar, weil sie sich abstoßen. Je höher das Magieniveau der Welt, desto größer die Abstoßung, desto höher schwebt das Stück Kobolderz in dem Röhrchen. Es sollte den Leuten hier nur zeigen, wann es wieder sicher ist vor die Tür zu gehen.“

„Tja wie gesagt - totaaal interessant und nun hilf mir diesen verdammten Schalter hier zu suchen.“

Ragnar spuckte aus und wandte sich um. Auf den Tischen und Pulten des Beobachtungszentrums lagen hauptsächlich Schreibutensilien. Federn, ausgetrocknete Tintenfässer und vergilbte Zettel. Bei dem ständig blinkenden Licht war die Schrift schwer zu entziffern, aber Ragnars erster Eindruck verriet ihm, dass hier die Wasser- und Luftversorgung der Anlage dokumentiert wurde. Direkt dahinter befand sich eine riesige Schalttafel mit allerlei Hebeln und Kippschaltern.

Es war möglich, dass einer davon die Barriere verschwinden lassen würde. Wieder andere würden die ganzen Tore hier im Caer öffnen oder andere, vielleicht gefährliche Schutzmechanismen aktivieren. Von hier aus ließ sich augenscheinlich alles im Caer steuern.

Es war ein unglaubliches Zeugnis zwergischer Technologie.

„Ich glaub der hier ist es wohl.“, meinte Ahrok hinter ihm.

Ragnar wand sich um. Ahrok deutete auf einen imposanten roten Hebel mit einem Schild darüber, welches in großen Runen warnte ´Nur im äußersten Notfall betätigen´. Obwohl Ahrok diese Zeichen sicher nicht lesen konnte hatte er womöglich Recht mit seiner Aussage.

„Ja kann sein... Finger weg!!!“, brüllte Ragnar sofort.

Ahrok der soeben den Hebel umlegen wollte, wich zurück.

„Was ist? Du hast gesagt das ist der Richtige.“

„Ja schon... schon möglich, aber selbst wenn es der richtige Schalter ist, so sollten wir uns vorher überlegen, was passiert wenn wir den betätigen.“

„Was wohl, wir gehen zurück und verprügeln den Dämon, bis er sich wünscht nie hier her gekommen zu sein.“

„Der wird da drin nicht still und friedlich auf uns warten.
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Vielleicht wird er sich schnell und heimlich rausschleichen oder nimmt einen Hinterausgang oder so was. Dann haben wir nicht nur einen Dämon freigelassen, sondern sitzen auch richtig in der Scheiße.“

Ahrok blickte missmutig zu Boden. An die Möglichkeit dass der Dämon sich ihnen gar nicht freiwillig Aug in Aug stellen würde hatte er nun gar nicht gedacht.

„Na gut, was wäre... wenn wir uns aufteilen? Einer geht zur Barriere der andere legt hier den Hebel um.“

Ragnar fingerte unruhig am Schaft der Axt.

„Sag bist du jetzt völlig übergeschnappt? Hast du jetzt plötzlich auch Todessehnsucht? Wir sollten uns hier nicht aus den Augen lassen mit dem Dämon da hinten.“

„Ja und was dann? Was schlägst du vor Ragnar?“

„Ich... pffff... ich weiß auch nicht.“

„Na dann“, Ahrok griff zum Hebel und riss an ihm so fest er konnte. „machen wir es auf meine Art.“

Die blinkenden Lichter wechselten die Farbe in ein schummriges blau und ein dumpfes Donnern ertönte aus dem inneren des Caer.

„Was...?“

„Nimm die Beine in die Hand Ragnar, da hinten will jemand Schläge!“

Mit diesen Worten rannte Ahrok aus dem Raum hinaus Richtung der Wohnräume.



„Zerstörte Tore, keine Lebenszeichen. Mein Herr ich glaub kaum, dass da unten noch jemand am Leben ist.“

Graf von Greifenfels ließ sich gerade in seinem Zelt von einem Pagen den Brustpanzer festschnallen, als er sich den knappen Bericht des Spähers anhörte, den sie als Ersten in die Höhle hinuntergeschickt hatten.

Der alte Mann zog sein Schwert aus der Scheide und betrachtete die Klinge. Ohne ein Auge von ihr zu wenden fragte er: „Sind unsere Männer alle bereit?“

„Alle mein Herr.“

Der Graf steckte das Schwert zurück und klemmte sich den ihm gereichten Panzerhelm unter den Arm. Er verbannte Sorge und Angst aus seinem Gesicht in eine kleine, unbedeutende Stelle seines Bauches, denn als Anführer musste er ewige Zuversicht ausstrahlen. Bedächtig trat er vor sein Zelt.

In den letzten Stunden hatten die Diener und Sklaven ein großes Zeltlager um den Rand der Grube herum errichtet. Es war nicht das erste Mal, dass er inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung nach verlorenen Schätzen suchte, aber das erste Mal, dass es ihm derart zu schaffen machte.
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Das Alter war eine böse Tanzpartnerin. Wie auch schon bei seiner letzten Expedition und der davor schwor er sich, dass diese Abenteuerreise die Letzte sein würde. Er wurde wirklich zu alt für diese Jungmännergeschichten.

Die anderen Edelleute und einige ihrer Junker und Ritter reihten sich in voller Rüstung vor ihm auf. Sie hatten lange gewartet, gebangt und wohl auch gezweifelt, aber jetzt war der Moment des Triumphes zum greifen nahe.

Diese prächtige Parade vor ihm glänzte und blinkte in der hellen Sonne, dass der alte Mann seine Augen beschatten musste, wenn er sie direkt anzublicken wollte.

„Werte Herren wir sind nur noch wenige Schritte vom Caer entfernt. Die gute Nachricht ist, dass er geöffnet und augenscheinlich noch nicht geplündert wurde – die schlechte hingegen, dass er nicht freiwillig geöffnet wurde.“

Er legte eine Pause ein um die Worte wirken zu lassen.

„Was auch immer sich den Weg durch die Tore gebahnt hat, ist vielleicht noch da drinnen. Wir werden also unter meiner Führung einen Säuberungstrupp dar hineinschicken. Hauptmann Ugwei und der Rest seiner Söldner wird mit denjenigen, die zurückbleiben, unser Lager hier oben bewachen und für den Notfall einen schnellen Rückzug vorbereiten.

Halten Sie also Ihre Waffen bereit und ihre Rüs... Herzog Salinis! Warum stecken sie noch nicht in ihrem Harnisch?“

„Also ich... nun ja Sie wissen sicherlich wie ein jeder andere werter Graf, wie gern ich mich der heroischen ersten Einheit anschließen würde, aber meine Verwundung macht mir doch arg zu schaffen. Ich stelle Ihnen stattdessen meine treue Bedienstete zur Seite.“

Graf von Greifenfels bemühte sich gar nicht erst seine Abscheu zu verbergen.

„Oh Edmund... wenn dein Vater, der alte Herzog Salinis davon erfahren würde, dass du eine Hure an deiner statt auf diese ehrenvolle Mission schickst, dann...“

Kara stieß ihren Herren und einen Diener beiseite und sprang mit gebleckten Zähnen auf den alten Grafen zu. Schneller als jemand in den Reihen der Ritter reagieren konnte befanden sich ihre Waffen in ihren Händen und die Klingen am ungeschützten Hals des alten Mannes.

„Wage es noch einmal mich Hure zu nennen Ssabaka und das letzte was du siehst ist dein Blut wie es in mein Gesicht spritzt.
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“, giftete sie ihn an. In ihren Augen brannte der ungestüme Hass vieler Jahrzehnte Unterdrückung, Misshandlung und Missachtung.

Schon hatten sich die anwesenden Adligen von der Überraschung erholt und griffen sogleich nach ihren Waffen. Graf von Greifenfels gebot ihnen mit einer simplen Handbewegung Einhalt.

„Ich bin wohl nicht mehr ganz so schnell wie früher.“, lächelte er Kara trotz des Axtblattes an seiner Kehle an. Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht und erwiderte ihren Blick. „Bitte verzeihen Sie das Unverzeihliche meine Dame. Meine Worte waren unbedacht und rüpelhaft und eines Edelmannes nicht angemessen.“

Verwundert wich Kara ein Stück zurück.

Mit einer fließenden Bewegung ergriff der Graf ihre linke Hand, machte einen Ausfallschritt und küsste ihren behandschuhten Handrücken.

„Es wäre uns natürlich eine Ehre wenn Sie uns dort hinab begleiten würden. Ich bin mir sicher, Sie werden uns eine weit größere Hilfe sein, als so manch anderer.“, mit den letzten Worten beschenkte er Herzog Salinis mit einem Seitenblick, „Nun da wir alles geklärt haben, werden wir nun hinuntersteigen meine Herren... und Dame natürlich.“

Kara stand wie vom Blitz gerührt da, als der alte Graf sich nun von ihr abwandte, um als Erster in die Grube herabgelassen zu werden.

Was war das gerade gewesen? Dieser Mensch hatte sie völlig überrumpelt. Hatte er... hatte er sich lustig über sie gemacht? Weder in seinen Augen noch in der Stimme war Spott zu erkennen gewesen. Man hatte sie schon so lange schon nicht mehr behandelt wie eine ehrbare Frau, dass es sich so seltsam wohlig und war anfühlte. Hatte man sie schon jemals so behandelt? Kara konnte sich nicht mehr erinnern.

„Beweg dich endlich Sklavin!“, zischte ihr Herr von hinten und riss sie damit aus ihrer Starre, „Mach mir ja nicht noch einmal so eine Schande!“

Ohne sich nach ihm umzudrehen schritt Kara an der Reihe Männer vorbei, die sich in voller Panzerrüstung in das Loch hinabseilen ließen. Sie trug nur ihren Waffenrock aus Leder, mit welchem sie auch bequem das hängende Seil hinunterklettern konnte.

Schon als die heiße Luft dem kühlen Moder wich, welcher sich hier unten eingenistet hatte, fühlte sich Kara um zehn Jahre jünger.
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Nach nur wenigen Augenblicken war sie auf dem Boden der Grube angekommen und genoss sie den kühlen Schatten. Endlich war sie raus aus der Hitze.

Der Graf, der gerade umständlich einen Lichtquarz an die Stirnseite seines Helmes heftete, blickte sich aufmerksam um.

„Wir sollten schon einmal vorgehen. Hier in der Grube ist nicht Platz für uns alle.“

Ohne eine Antwort abzuwarten schritt er auch schon voran. Die Panzerplatten seiner Rüstung klapperten bei jedem Schritt. Kara sah ihm einige Augenblicke nach, bis sie ihm folgte. Vielleicht waren nicht alle Menschen so wie die, die sie kennen gelernt hatte.

Kurz darauf hielt der Mann vor den Überresten eines großen Tores und strich mit seinen Panzerhandschuhen über die tiefen Kratzspuren. Seine Augen hingen fassungslos an dem Bild der Zerstörung.

Ein tiefes Grollen tönte aus dem Inneren der Caer und ließ den Alten kurz zusammenzucken.

„Man hat unsere Ankunft also bemerkt.“, sagte er mit fester Stimme und zog sein Schwert, „Es gibt also keinen Grund für Heimlichkeiten. Wir gehen da jetzt mit Feuer und Schwert hinein und räuchern aus, was dort noch unrechtmäßig am Leben ist!“



Erwartungsvoll hob Graf Herbert Gunther von Lichtenstein den Kopf, als der Diener das Speisezimmer betrat, doch der Haushofmeister schüttelte nur wie so oft in den letzten Wochen den Kopf.

Es gab also wieder keine Nachricht.

Resigniert ließ er den angehaltenen Atem fahren und sank wieder auf seinem Stuhl zusammen.

Wie konnte das nur sein? Der letzte Brief der Expedition hatte verkündet, dass alle Vertreter der Adelshäuser wohlbehalten in Weißklippe angekommen waren und die Reise nun per Schiff fortgesetzt werden würde.

Doch das war nun schon weit über einen Monat her.

Seither hatte ihn keine einzige Botschaft mehr erreicht. Es gab keine Nachricht von der Landung in Kasam und nichts vom Aufbruch in die Südlande oder einer baldige Rückkehr. Seit Weißklippe war es um seine beiden Gesandten offiziell sehr still geworden. Jedoch auf öffentlichen Empfängen, wenn man ihn außer Hörweite glaubte, dann munkelte man von weiteren Berichten über die Expedition.
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Ungereimtheiten, Meutereien und Verschwörungen. Man enthielt ihm etwas vor und das konnte nichts Gutes sein.

Herbert legte die Serviette beiseite, da ihm der Appetit vergangen war. Er hatte nie ein gutes Gefühl bei dieser Reise gehabt und ursprünglich hatte er das auf diese unsägliche Verlobung abgewälzt, zu der er sich gezwungen gesehen hatte, aber nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Der Graf von Greifenfels war ein alter Freund, aber letztendlich war es ein raffgieriges, intrigantes Pack, in dessen Mitte er die beiden unerfahrenen Krieger hineingeworfen hatte. Vielleicht hatte man die beiden einfach irgendwo einsperren lassen oder vor der Abreise mit dem Schiff zufällig zurückgelassen und deshalb blieben die Nachrichten an ihn aus. Selbst ihm fielen Dutzende Wege ein, sich unliebsamer Gesandter zu entledigen, um Wohlstand und Ruhm nicht mit noch einem Adelshaus teilen zu müssen.

Aber was konnte er von hier aus schon tun?

Ariane auf der anderen Seite des Tisches hatte mittlerweile auch aufgehört zu essen und starrte nur mit ausdrucksloser Miene aus dem Fenster hinaus in den Garten, als ob es dort etwas zu sehen gäbe.

Wahrscheinlich hoffte sie mehr noch als er selber auf eine Nachricht von dem jungen Burschen, dabei hatte der Graf gehofft, dass sie endlich über dieses kleine Missgeschick hinweg wäre. Was auch immer sie gerade beschäftigte, sie sprach nicht darüber dabei war es doch erst ein paar Tage her, da hatte sie sich doch so prächtig mit einem dieser wahrscheinlich ausländischen Edelmänner amüsiert den sie auf einem Ball getroffen hatte.

Egal ob nun aus dem Inland oder nicht, hohes Blut war um Längen besser und zukunftsorientierter, als ein Techtelmechtel mit jemandem aus der Gosse.

Und nichts anderes war dieser Ahrok.

Ein Lump, ein Schläger und Mörder, wenn nicht noch Schlimmeres.

Sie hatte so viel Besseres verdient und es war ihm die letzten Wochen so erschienen, als ob auch sie das begriffen hatte. Doch mit jedem verstreichenden Tag ohne eine Nachricht wurde sie immer stiller und in sich gekehrter. Sie brauchte jetzt diesen Mann, der sie auf Händen trug und sie anbetete, um ihr all diese Sorgen aus dem Gesicht zu wischen. Jemanden, der sie glücklich machte, mit Geschenken überhäufte und ihr die gesellschaftliche Stellung erarbeitete, die sie verdiente.
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Stattdessen hing sie immer noch an diesem Taugenichts, der ihr nichts anderes als Kummer einbrachte.

Es brach ihm das Herz seine kleine Nichte so unglücklich zu sehen.

„Rosi... hm.“, er wies mit einem Nicken Richtung Ariane.

Die Magd seufzte unziemlich genervt und wackelte dann zu seiner Nichte hinüber.

„Verehrtes Fräulein? Ich lasse für Sie ein Bad bereiten. Folgen Sie mir doch schon, dann suchen wir die Kleider für den heutigen Abend heraus. Es wird ein umwerfendes Fest und Ihr wollt doch für Euren Verehrer wieder blendend aussehen.“

Beinahe apathisch ließ sich Ariane an der Hand aus dem Speisesaal führen und entschwand dem Blickfeld des Grafen.

Geistesabwesend rührte er in seiner fettigen Hühnersuppe.

Was konnte er tun, um diese Misere auszulöffeln? Einen Boten nach Weißklippe zu entsenden schien momentan die einzig vernünftige Maßnahme. Vielleicht könnte dieser dann ja etwas Neues berichten.



Ahrok zügelte seine Schritte. War er hier richtig? Er hatte das große Holztor passiert, um dann einfach der alten Straße hier weiter zu folgen. Irgendwo hinter ihm hallten die Stiefelschritte des Zwerges durch den Caer, aber sonst gab es hier nichts weiter.

Der Ansturm des Dämons blieb aus und es kamen auch keine weiteren, untoten Unterhändler.

Trotzdem blieb das ekelhafte Kribbeln in seinem linken Arm, es zog sich mittlerweile sogar bis hinab in den kleinen Finger. Erneut wischte er sich die schweißnassen Hände an der Hose ab und festigte den Griff um sein Schwert.

Jonas war hier unten. Ganz sicher. Der Dämon steckte irgendwo hier unten in diesem riesigen Areal.

Sein Lichtquarz beleuchtete einen Bereich der Straße, der über und über mit getrocknetem Blut und Knochen übersät war. Ahrok leuchtete um sich herum. Die Blutspritzer und Leichenteile waren viele Klafter weit geflogen und hatten die Häuser links und rechts von ihm auch noch getroffen.

Dies war dann also die Stelle, an welcher der Dämon den toten Elfen in die Barriere geschickt hatte. Er hatte also den richtigen Schalter betätigt. Das Kraftfeld war verschwunden.
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„Jonas! Jonaaaas!!!“

Jemand rammte ihm das Heft einer Axt in den Rücken und Ahrok fuhr herum, doch da stand nur Ragnar.

„Junge, Junge, Junge... wenn du nur halb so viel Hirn wie Fleisch am Ellenbogen hättest, dann wär das Ganze hier sicherlich viel einfacher.“

Ahrok drehte sich einfach wieder herum und überging die Bemerkung des Valrs. Sie mussten weiter. Sie mussten diesen Dämon finden.

Mit festem Schritt ging Ahrok wieder voran. Sie passierten Kreuzung um Kreuzung. Wanderten Biegungen entlang, steckten in Sackgassen und versuchten es mit anderen Wegen. Es hatte keine zehn Minuten gedauert, bis Ahrok völlig die Orientierung verloren und der Valr die Führung übernommen hatte, aber nach einer weiteren Stunde stand auch dieser hilflos vor einer weiteren Kreuzung und blickte missmutig die drei möglichen Straßen entlang.

Waren sie hier schon einmal gewesen? Wenn ja woher waren sie gekommen und welchen Weg sollten sie nun nehmen? Mittlerweile wurde Ahrok immer hungriger. Sein Mund war trocken und der Magen grummelte. Das Schwert wurde mit der Zeit immer schwerer, doch er wagte es nicht, es sich wieder auf den Rücken zu schnallen.

Scheppernde Schritte erklangen nun schon seit einigen Minuten von weit weg, doch es war unmöglich die Richtung zu bestimmen, aus der sie kamen. Wahrscheinlich hatte dieser Dämon auch noch eine ganze, untote Armee um sich geschart.

„Was ist Ragnar? Wo lang?“

Der Valr zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung...“

„Jonas! Wo bist du?!“, brüllte Ahrok so laut er konnte.

´Isstu… isstu… isstu´, hallte es als Antwort durch die leeren Straßen.

Ein glockenhelles Lachen erklang aus der Straße links von ihnen.

Sofort übernahmen die Kampfinstinkte seinen Körper. Ahroks Sichtfeld verengte sich und er hob das Schwert bereit zum Schlag. Vorsichtig näherten die beiden Krieger sich dem Lachen, das in ein belustigtes Kichern überging.

„Naaaa? Habt ihr euch verlaufen?“

Ein kleines, untersetztes Mädchen mit kecken, blonden Zöpfen saß auf den steinernen Stufen vor dem Eingang eines der Häuser und wiegte den bleichen Kopf fröhlich in ihren Händen. Die kleine Zwergin stieß sich ab und sprang auf die Straße.
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Jemand hatte große Stücke aus ihrem linken Oberarm und ihrem Bauch herausgerissen und überall auf ihrem kleinen Körper waren die Bissspuren langer, großer Zähne zu erkennen.

Sie wandt sich von ihnen ab und hopste quer über die Straße. Zweimal auf dem linken Bein, dreimal auf dem rechten und dann noch einmal mit beiden. Zufrieden mit sich selbst lächelte sie die zwei Krieger an.

„Ihr wollt zu Lord Jonas nicht wahr? Er wartet schon auf euch. Also folgt mir, folgt mir!“

Mit einem fröhlichen Lachen lief sie spielerisch hüpfend die Straßen entlang und entschwand Ahroks Sichtfeld.

„Na los, ihr nach!“, kommandierte er und folgte dem toten Mädchen.
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Punktestand der Geschichte:   321
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Kommentare zur Story:

  Wie schön, dass die Beziehung Ariane/Ahrok/fremder Mann für euch auch interessant bleibt. Ja Kara wird es wohl auch weiterhin recht schwer haben und es ist nicht verwunderlich, dass du dich nicht erinnerst wie es weitergeht Jochen, denn dieses Kapitel war das letzte veröffentlichte vor der Überarbeitung - ab jetzt ist sogar für dich also alles neu.  
   Jingizu  -  17.06.12 14:40

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich habe dieses Kapitel ja noch so ein bisschen von damals in Erinnerung. Es ist wirklich erstaunlich wie mutig Ahrok und Ragnar sind. Aber was bleibt ihnen anderes übrig. Die wandelnde Mädchenleiche hast du echt schaurig beschrieben. Ariane ist seelisch zerrissen. Sie weiß nicht , was sie will oder hat sich inzwischen etwas Besonderes zwischen ihr und dem adligen Verehrer ereignet? Vielleicht war der gemein zu ihr. Kara bekommt jedenfalls endlich Anerkennung. Der alte Graf gefällt mit ausgesprochen gut. Wie das mit Jonas weitergeht kann ich mich gar nicht mehr entsinnen. Spannend ist es jedenfalls wiedermal sehr.  
   Jochen  -  15.06.12 22:18

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Da kann ich mich eigentlich nur Petra anschließen.
Und Ahrok wieder..tztztz..ohne wirklich nachzudenken stiefelt er wieder in die nächste Katastrophe. So ein Hitzkopf.


Der alte Graf ist sehr höflich und weiß gute Kämpfer zu schätzen, auch wenn diese weiblich sind. Schön, dass Kara auch mal etwas Annerkennung bekommt.

Arianne hingegen scheint nicht so wirklich wissen ob sie Ahrok jetzt noch mag oder nicht. Bin ja mal gespannt ober das Fräulein noch mal die Kurve kriegt.

Nun denn, ich bin jetzt mal auf Jonas gespannt.  
   Tis-Anariel  -  15.06.12 00:15

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Wieder ein Kapitel mit vielen Akteuren und unterschiedlichen Abenteuern. Aber man verliert bei dir nie die Übersicht. Schön, dass Kara auch einmal anerkannt wurde. Der alte Graf von Greifenfels ist einfach süß. Bei Ariane weiß man nicht so recht, woran Ahrok bei ihr ist. Hat sie nicht erst für einen anderen geschwärmt? Jetzt scheint wieder alles vorbei zu sein. Das kleine tote Mädchen ist wirklich sehr unheimlich. Ich weiß nicht, ob ich ihr gefolgt wäre. Aber Ahrok und Ragnar verlassen sich da wohl ganz auf ihre Lieblingswaffen. Aber ob sie damit etwas gegen einen bösen elfischen Dämon ausrichten können? Immerhin ist Magie messbar. Sehr Spannend!  
   Petra  -  12.06.12 22:05

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Interessante Kommentare

Kommentar von "ISA" zu "Das Hörspiel"

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