Unbeschwerte Wochen (Unser italienischer Sommer Teil 5)   373

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Wolfgang scrittore      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 3. April 2012
Bei Webstories eingestellt: 3. April 2012
Anzahl gesehen: 3890
Seiten: 12

Unbeschwert







Zwei Tage später nutzten wir das erste Mal den Pool. Das Wasser war von der Sonne aufgeheizt. Wir zogen uns am Pool aus und sprangen splitternackt in die Fluten. Dann liebten wir uns auf dem flauschigen Liegetuch, hinterher kühlte uns das erfrischende Nass wieder ab. Ich genoss es, wie Eva meinen Körper erkundete. Ihre Hände wanderten über mein Fleisch und massierten es sanft.

„Was wiegst du eigentlich?“, wollte sie wissen, während sich ihre Hände meinen Hüften näherten.

„Immer noch drei Kilo zuviel, obwohl ich seit drei Tagen wieder intensiv den Hometrainer benutze“ musste ich resigniert zugeben.

„Vielleicht sind aus dem Speck mittlerweile Muskeln geworden, Muskeln wiegen mehr als Fett.“

Eva grabschte mit ihren Händen so viel Fleisch aus meinen Pobacken wie sie fassen konnte.

„Fühlt sich schon viel fester an“, sie klatschte mit der flachen Hand auf meine Backen

„Siehst du, es schwabbelt kaum noch.“

„Hab ich hinten Augen Weib?“

Ich schüttelte meinen Kopf und grinste innerlich. Dann liebten wir uns wieder, das kleine Raubtier war durchs Schinkenklopfen wieder munter geworden.

Nach einer weiteren Runde im Pool, zog Eva ihr Bikinihöschen an, während ich in meinen String schlüpfte. Dann sonnten wir uns.

Ich wurde wach, weil ich Eva mit einer Frau reden hörte. Erschrocken wollte ich mir ein Handtuch greifen und mein Hinterteil damit bedecken.

Ich wandte meinen Kopf auf die Seite und sah, dass Eva mit Francesca plauderte.

„Gönn einer alten Frau doch diesen leckeren Anblick“ kicherte Francesca etwas verschämt als ich mich auf den Rücken drehte.

Ich schüttelte den Kopf und zog meine Laufhose an und schlüpfte in mein Shirt.

Beide grinsten mich an, Eva hatte sich auch schon Short und Top übergestreift.

„Lass uns noch ins Dorf gehen auf ein Viertel bei Matteo. Aber zieh dir was Stadtfeines an, nicht dieses enge Höschen, ich will nicht, dass dir alle Weiber hinterher gaffen. Geh zieh dich um. Komm Francesca, wir dürfen ihm hinterher schauen.“ Beide kicherten wieder, während ich mich mit rotem Kopf aus dem Staube machte.

Morgen ging die Arbeit wieder los.
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Ich hatte mit Gianfranco im Weinberg zu tun, während Eva wieder nach Siena in die Farmacia fuhr. Aber heute wollten wir den Tag noch genießen.



„Die ist dir auch ganz schön knapp überm Hintern geworden“ kritisierte Eva, als ich mich in meiner weißen Bermudas zeigte.

„Nachher im Dorf gehst du vor, dann kann ich dir auf den Arsch schauen“ prustete Eva los.

Die Gassen im Dorf waren oft so schmal, dass man nur hintereinander gehen konnte.

Endlich saßen wir bei Matteo an unserem kleinen Tisch vor der Bar. Die Karraffe mit Vino Tavolo stand vor uns. Matteo hatte einen gehaltvollen Rosso Toscano als Hauswein.

Marisa und Claudio winkten uns aus ihrem Obst- und Gemüseladen zu. Dann kam Marisa zu einem Schwätzchen an unseren Tisch. Ich zog ihr vom Nebentisch einen Stuhl heran. Marisa setzte sich zu uns. Sie legte uns zwei Feigen auf den Tisch.

„Probiert mal, ganz frisch. Sie sollen ja das reinste Aphrodisiakum sein. Esst jeder eine und wenn ihr euch heute Nacht liebt, seid ihr in neun Monaten zu dritt.“ Dann lachte sie und grinste uns entwaffnend an.

„Das habe ich so gehört, aber wenn kein Mann das Lager mit mir teilt, kann ich es nicht ausprobieren.“ Marisa schaute uns traurig an.

„Ich kann doch meinen Bruder nicht mit der ganzen Arbeit allein lassen. Welcher Mann will denn heute die viele Arbeit machen und so viel wirft unser Laden nicht ab“, Marisa seufzte. Dann lachte sie wieder.

„Es ist schön euch zu sehen. Jetzt muss ich wieder, Claudio schaut schon.“ Marisa drückte uns jedem einen Kuss auf die Wange und eilte auf die andere Seite des Platzes in ihren Laden.

„Marisa tut mir leid, ist das nicht schrecklich?“ Eva schaute mich traurig an.

„Ich bin so froh, dass wir uns haben mein Liebster.“

Eva drückte fest meine Hand und wir küssten uns.

„L´amore, que bella. Regalami il cielo amore. Das habe ich meiner Frau auch einmal versprochen. Und heute bin ich ein alter Mann und Luisa ist auch schon drei Jahre unter der Erde.“

Beppe schaute uns traurig an.

„Du bist doch kein alter Mann“ protestierte Eva und ich forderte ihn auf, sich zu uns zu setzen.

„Warte, ich hole dir ein Glas“ meinte ich und schlängelte mich um die Tische zur Bar.
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Ich stellte Beppe das Glas hin und schenkte ihm aus der Karraffe ein.

„Hast du die Rechnung für uns?“ Ich schaute ihn fragend an.

„Später, später, das eilt nicht. Ich habe sie noch nicht geschrieben. Ihr habt doch wohl keine Baugenehmigung bei der Verwaltung beantragt?“ Beppe schaute uns fragend an.

„Gianfranco meinte, dass sei nur eine Reparatur, da bräuchten wir keine Genehmigung“ wandte ich ein.

„Da fällt mir ein Stein vom Herzen, dann sparen wir die Steuer. Eine Gefälligkeit unter Nachbarn, eh?“

„Darauf lass uns noch einen trinken. Das geht aber auf mich.“ Beppe lachte.

„Ich brauch morgen einen klaren Kopf in der Farmacia, außerdem muss ich Auto fahren. Und du musst auch früh raus.“ Eva fasste mich am Arm.

„Den einen müsst ihr noch mit mir trinken, eh?“



Beppe verschwand in der Bar und brachte drei, reichlich bemessene, Grappe mit. Bernsteinfarben schimmerte der Grappa im Glas. Ich hielt das Glas in die Sonne und sah es funkeln.“

Wir stießen an „Cin cin“

Der Grappa schmeckte sehr mild und hatte eine köstliche Note.



Wir unterhielten uns noch mit Beppe, bis die Sonne unterging und teilten uns den restlichen Wein.

Es war dunkel und die Sterne funkelten in ihrer ganzen Pracht. Noch nirgends hatte ich so viele Sterne wie bei uns so klar gesehen. Der Mond hing wie ein Boot am Himmel. Die schwarzen Zypressen waren noch dunkler als die Nacht und die Singzikaden spielten zu ihrem Konzert auf.

Gianfranco und Francesca saßen vor ihrem Haus und winkten uns zu. Ich hielt meine Eva eng umschlungen und wir liefen über den knirschenden Kies den Kilometer bis zu unserem Haus. Irgendwo bellte ein Hund und ein anderer antwortete heulend. Ob es ein Wolf war? Hier in der Montagnola hatten Jäger angeblich schon einen gesichtet. Eva erschrak, aus einem Busch beobachteten uns große leuchtende Augen. Dann sahen wir, es war eine Eule die sich mit schweren Schlägen ihrer Schwingen in den Himmel empor erhob.

Ich nahm Eva noch enger in den Arm. Wir hockten uns ein Viertelstündchen auf die Terrasse und beobachteten den Nachthimmel. Unten schimmerten die Lichter des Dorfes und am anderen Talhang funkelten die Lichter des Hotels in der alten Rocca.
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Tour de Montagnola



Ich war platt, ausgelaugt, fertig. Meine Oberschenkel brannten, meine Waden zitterten und mein Hintern fühlte sich an, wie ein weich geklopftes Schnitzel. Mühsam kletterte ich vom Rad und wankte ins Haus. Eva schaute aus der Küchentür und erschrak. Ich musste ein jämmerliches Bild abgegeben haben.

Dann stahl sich ein grinsen über ihr Gesicht:

“Mein armer Schatz, wie schaust du denn aus? Geh hoch und dusch dich , dann pflege ich dich. Oder meinst du, da hilft nur noch notschlachten?“

Ich konnte nicht mehr grinsen, murmelte nur noch: „Versuchs erst einmal mit pflegen, notschlachten kannst du dann immer noch.“

Das kalte Wasser tat mir gut. Ich duschte ausgiebig und plumpste dann wie ein Bettvorleger aufs Bett.

„Dein Hintern ist ein bisschen rot, aber nicht aufgescheuert, Glück gehabt. So ich reibe dich jetzt mit einem Pflegebalsam ein und massiere dich vorsichtig. Halt einfach still und sag wenn es weh tut.“

Mühsam verkniff ich mir Schmerzenslaute, aber Eva massierte meine geschundene Muskulatur so sanft wie möglich.

„Wo warst du denn überhaupt?“

„Kreuz und quer durch die Montagnola, über Ancaiano, Cetinale, Montecagnano nach Sovicille und wieder zurück. Brutale Anstiege, rasante Abfahrten, Schotterpisten, Waldwege, Kopfsteinpflaster durch die Dörfer, aber schön war’s trotzdem. Nur, ich bin nichts mehr gewohnt und die paar Kilo zuviel haben sich bemerkbar gemacht.“

„Du bist verrückt. Ich würde erst einmal langsam anfangen. Das ist etwas anderes, als in den Donauauen zu radeln. Nächstes mal komm ich mit, dann machen wir eine vernünftige Tour.“

„So, ich bin fertig. Leg dich doch noch ein wenig auf den Balkon und lass dich aufwärmen.“

Sie zwickte mich in die Pobacke „Sei froh, dass du dein Sitzfleisch ein wenig gepolstert hast. Das steht dir doch gut mein eitler Liebling.“

Meine Schöne kannte mich einfach zu gut, ich musste lachen.

„Meinst du, es geht dir allein so? Ich habe auch drei Kilo zugenommen. Meine Jeans geht nur noch mit aller Mühe zu. Also stell dich nicht so an Peterl.“





Spa für Körper und Seele



„Was, ihr wart noch nicht in Bagno Vignoni?“ Paola, Brunos Frau, staunte.
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„Dann wird es aber Zeit. Wir fahren morgen früh los, nehmt euch was zum übernachten mit. Ihr könnt bei meinen Eltern schlafen.“

Kurz nach Sonnenaufgang saßen wir in Brunos Taxibus und fuhren los. Knapp 90 km lagen vor uns. Bruno hatte uns schon vorgewarnt, die Straßen seien teilweise abenteuerlich.

Wir genossen ein ums andere Mal die Landschaft, die Blicke auf die kleinen Dörfer, Höfe, Kirchen und Burgen im Val d`Orcia, die atemberaubenden Ausblicke auf den Monte Amiata, der sich je näher wir Bagno Vignoni kamen, immer beeindruckender ins Bild schob.

Während Bruno unbekümmert den Wagen lenkte, als Italiener konnten ihn die Fahrkünste seiner Landsleute nicht schrecken, die uns teilweise in Kamikazemanier auf den engen, kurvigen Straßen entgegenkamen, Höhepunkt war ein Fiat 500 der auf dem Dach eine Waschmaschine transportierte, erzählte uns Paola viel Interessantes zu dem uralten Badeort.

In Bagno Vignoni seien wir in guter Gesellschaft, hier hätten schon die heilige Caterina von Siena und Lorenzo dei Medici ihre Zipperlein kuriert. Auch Pius II., der aus dem nahe gelegenen Pienza stammte, soll hier oft gekurt haben.

Der Ort war wahrscheinlich schon zu etruskischen Zeiten als Heilquelle bekannt und wurde von den Römern rege genutzt.

Bagno Vignoni liegt an der uralten Pilgerstraße, der Frankenstraße, der Via Francigenia, die nach Rom führt.



Nach der Ankunft in Bagno Vignoni stellte uns Paola ihren Eltern vor und wir bezogen unser Zimmer. Nachdem wir uns umgezogen hatten, liefen wir hinunter in den Ort. Mitten im Städtchen, wo sich bei anderen Orten der Marktplatz befindet, erstreckte sich hier das riesige Thermalbecken. Ein feiner Wassernebel stand über dem Becken.

„Wartet, wir gehen noch weiter in die Adler Thermen. Da lassen wir uns heute verwöhnen“, Paola lachte, als wir unsere Füße ins Wasser tauchten.

Etwas außerhalb des Ortes liegt auf einem weitläufigen Gelände das im Stil einer alten toskanischen Villa erbaute Hauptgebäude umgeben von mehreren Nebengebäuden. Wir gönnten uns eins der vielen Programme und genossen den herrlichen Tag in der Wellnessoase.
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Wir schwammen im Naturbadesee, entspannten im etruskischen Solebad, schwitzten in einer der Saunen und ließen uns von kundigen Händen massieren. Hinterher dösten wir ein halbes Stündchen auf Wasserbetten in der Ruhezone.

Im Arkadenrestaurant ließen wir uns zum Abschluss noch kulinarisch verwöhnen.

Ich hatte auf der Karte gesehen, dass wir nur wenige Kilometer von Montalcino und Montepulciano entfernt waren. Auf der Rückfahrt würden wir über Montepulciano nach Hause fahren.





Wir verabschiedeten uns von Paolas Eltern und fuhren in Richtung Montepulciano. Schon von weitem dominierte der grandiose Felssporn auf dem das Städtchen lag das Blickfeld.

Paolas Mutter hatte uns einen Tipp gegeben, wo wir hervorragend zu Abend essen könnten. Sie hatte sich auch gleich ans Telefon gehängt und uns vier Plätze reserviert. Die Wirtin war eine Cousine von ihr und freute sich darauf Paola, ihre Nichte, nach Jahren wieder zu sehen.



Früher war der Wein, der berühmte Vino Nobile di Montepulciano nur dem Adel vorbehalten, daher auch der Name. Heute können Hinz und Kunz, auch der Hofer Kunde, den vorzüglichen Tropfen genießen.



Unterwegs machten wir Station in Pienza. Papst Pius II., der von hier stammte, hatte sein Heimatstädtchen zu einer imposanten Renaissanceanlage umgestalten lassen. Wir schlenderten über den Marktplatz und betrachteten die interessanten Bauten, die sein Architekt innerhalb kurzer Zeit errichten ließ. Dem Papst zu Ehren wurde das Städtchen in Pienza, Heimat des Pius, umgetauft.

Dann verließen wir Pienza und fuhren weiter Richtung Montepulciano.

Die Sonne hatte heute viel Kraft und drückte die Temperatur schnell auf über 30°C.

Das Hügelland ist abwechselungsreich. Dichte Eichenwälder wechseln sich mit Weingärten, Weizenfeldern, Tabakplantagen und Olivenhainen ab.

Wir stellten unseren Wagen auf dem Parkplatz vor dem Stadttor ab. Die Strassen sind schmal, teilweise sehr steil und die Gassen sind oft nur enge, steile Treppen. Gotik und Renaissance wechseln sich ab. Bereits vor 1400, als Montepulciano florentinisch wurde, arbeiteten hier Baumeister aus Florenz. Der Ort strahlt eine lässige Eleganz aus. Und immer wieder eröffneten sich Ausblicke auf die Umgebung.
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Wahrzeichen der Stadt ist der Pulcinella auf dem Glockenturm, der tönend die Stunde schlägt.

„Tun euch auch die Füße von dem Kopfsteinpflaster weh?“, wollte Paola wissen. Eva stimmte ihr sofort zu.

„Dann lass uns einkehren“ schlug Bruno vor. „Dort vorne, die kleine Trattoria. Da sind Plätze frei. Wir ruhen uns etwas aus und trinken ein Gläschen Vino Nobile.“

Unter einem Sonnenschirm nahmen wir Platz und Bruno bestellte eine Karaffe. Die Wirtin servierte und stellte uns ein Schälchen mit Pistazien dazu.

„Ich glaube, heute können wir bis spät in die nacht draußen bleiben. Meine Mutter hat uns gleich zwei Zimmer mit reservieren lassen. Ich hoffe, es ist euch recht.“

„Unser Tisch ist für zwei Uhr bestellt. Ich hoffe, haltet ihr solange aus“, fügte Bruno noch an.

Eva kicherte und kniff mich in die Hüfte. „Peter jammert eh, dass er zugenommen hat. Also wir verhungern nicht gleich.“

Paola schaute mich prüfend an „Wo hast du denn zuviel? Ich habe dich gestern in der Sauna ausführlich begutachtet. Da ist mir nichts aufgefallen. Ich habe nur ein leckeres knuspriges Mannsbild gesehen.“ Paola lachte.

„Peterl meint, er hätte am Hintern zugelegt. Der tut ihm heute noch weh vom Rad fahren.“

Paola verschluckte sich bald vor Lachen. „Ich liebe es, wenn der Arsch bei den Kerlen ein wenig praller ist. Und Peters Po ist da erste Sahne. Was meinst du, was mir bei meinem Bruno zuerst ins Auge gefallen ist. Ihr Kerle braucht gar nicht so zu schauen. Gleiches Recht auch für uns Frauen.“

Eva fiel in ihr Lachen mit ein.

„Hab ich dir schon erzählt, wie Peter und ich uns kennen gelernt haben? In Wien in unserer Apotheke. Ich stand auf der Leiter und Peter hat mir minutenlang auf den Hintern gestarrt. Was hast du damals gesagt Peterl? Ich hätte den schönsten Po Wiens?“

Jetzt musste ich auch lachen und Bruno stimmte ein.

Paola flüsterte mir zu; „Wenn ich meinen Bruno nicht hätte und du deine Eva, würdest du in mein Beuteschema passen. Ich würde dich mit Haut und Haaren verschlingen.“



Wir kamen aus dem erzählen gar nicht heraus und im Nu war die Karraffe leer. Ich bestellte noch eine.
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Der Wein war hervorragend.



Als wir die enge Gasse weitergehen wollten, riefen Eva und Paola: „Ihr Jungs geht vor.“

„Wieso?“ wollte ich wissen.

„Da können wir euren knackigen Arsch anschauen und uns Appetit auf später holen.“

„Weiber!“ konnte ich nur noch murmeln.

Eva und Paola kicherten die ganze Zeit, dann öffnete sich die Gasse zu einer Piazza, der Piazza Grande, dem zentralen Platz in Montepulciano und unsere Schönen gesellten sich wieder zu uns. Eva legte ihren Arm um meine Hüften, schmiegte sich an und schob ihre Hand in meine Gesäßtasche.

„Ich liebe dich Peterl, ich bin so glücklich.“

Paola und Bruno schauten uns lächelnd zu, dann umarmte Paola ihren Bruno und drückte ihm einen dicken Kuss auf.



„Santa Maria Assunta, der Dom, lasst uns hineingehen, drinnen ist es angenehm kühl“, Paola deutete auf die Kirche, die trotz ihrer unvollendeten rauen Fassade so imposant die Piazza dominierte.

Die Cattedrale di Santa Maria, der Dom stammt aus dem Frühbarock und wurde zwischen 1592 und 1630 von Ippolito Scalza vollendet. Der dreischiffige Bau zeigt innen schlichte, reine Linien. Links vom Portal erkennt man die Liegefigur des Bartolomeo Aragazzi aus einem Grabmonument, das von Michelozzo im 15. Jh. entworfen, im 17. Jh. zerlegt wurde. Einige Teile gingen verloren oder gelangten in Museen. Die beiden Statuen am Hochaltar und die Flachreliefs der zwei ersten Pfeiler stammen ebenfalls davon. Sehenswert sind oberhalb des Taufbeckens eine schöne Terrakotta von Andrea della Robbia und das monumentale Altarbild von Taddeo di Bartolo (1401). Nach dem flirrenden Sonnenlicht draußen, brauchten unsere Augen einen Moment sich einzustellen. Gut, dass ich meinen Fremdenführer dabei hatte, so konnte ich abends alles noch einmal nachlesen.



„Ich bin froh, dass deine Mutter reserviert hat, sonst hätten wir wohl keine Chance“ meinte ich, als ich die kleine Schlange vor der Tür sah.

„Tante Diva hat immer einen Tisch für die Familie reserviert. Meine Cousins essen öfter hier. Ihr werdet sehen, es ist der schönste Tisch im Ristorante.“

Wir passierten die Schlange, die uns nur widerwillig murrend vorbeiließ und gingen zum Empfang. Paolas Tante beugte sich über eine Kladde und schrieb eifrig.
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„Ciao Zia Diva, come stai?“

Die dunkelhaarige zierliche Frau schaute erfreut auf und strahlte dann: „Mia cara Paola. Bruno sorgst du gut für meine Nichte?” Sie umarmte beide herzlich. „Und ihr seid wohl gli austriaci. Waltraud hat schon viel von euch erzählt. Fühlt ihr euch wohl in unserer wunderschönen Toscana?“ Dann umarmte sie auch uns.

„So ihr werdet hungrig sein. Ihr sitzt natürlich am Familientisch, kommt, folgt mir.“ Wir schlängelten uns hinter ihr zwischen den Tische durch und wurden an einen etwas separat stehenden Tisch geführt.

„Ich hoffe, ihr habt guten Hunger mitgebracht.“

Wir nickten alle.

„Ich gebe euch am besten die Speisekarte und ihr sucht aus, was euch schmeckt.“

Diva zeigte uns die handgeschriebene Speisekarte. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und studierten aufmerksam die Zeilen.



Parmigiana di melanzane con caprese e salsa al basilico

Cannoli di ricotta e verdure su crema di spinaci

Filetto di maiale gratinato con finocchi e salsa al formaggio





Das sah ja sehr verlockend aus, uns lief das Wasser im Munde zusammen. Als Wein stellte sie uns eine Karraffe mit dunkelrotem Vino Nobile auf den Tisch.

„Ich setz mich nachher zu euch, ihr seht ja, was momentan los ist. Buon appetito ragazzi.“ wünschte Diva noch, nachdem sie die Platte mit Antipasti auf den Tisch gestellt hatte.

Nach dem Essen setzte Diva sich zu uns. Sie stellte eine Platte mit verschiedenen Käsesorten auf den Tisch und schenkte uns einen guten Grappa ein.

„Hier den Pecorino dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Ich bekomme ihn von der Caseifiera Cugusi. Silvana ist Sardin und kreiert meiner Meinung nach einen der besten Pecorino überhaupt. Ihr wisst ja, dass die Sarden im 19. Jahrhundert mit ihren großen Schafherden eingewandert sind. Das Gras, die Wildkräuter und die Macchia der Crete sind das Geheimnis dieses unvergleichlichen Käses. Besucht doch mal ihren Bruder im Käseladen La Peccorella an der Via Graciano nel Corso. Dort könnt ihr euch eindecken.“

Diva lachte „Schön, dass ihr hier seid und das es euch geschmeckt hat. Wenn ich nur immer solche Gäste hätte.
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Wir Poliziani leben von den Touristen, zugegeben, aber manchmal wünsche ich einige zum Teufel.“

Sie deutete auf einen Tisch im Hintergrund.

„Seht ihr die beiden Dicken dort? Ein deutsches Paar. Erst wollten sie sich an den Anderen vorbeidrängeln, dann passte ihnen der Tisch nicht, den Orazio ihnen gegeben hatte. Dann hatte der Wein angeblich nicht die richtige Temperatur.

Orazio hat ihn ohne eine Miene zu verziehen mitgenommen, ist einmal damit durch die Küche gelaufen und hat ihn wieder serviert. Jetzt passte die Temperatur. Zu guter Letzt behauptete er, der Wein würde nach Kork schmecken. Bah, unser Wein, unser Tischwein, kommt direkt vom Fass und hat noch nie in seinem Dasein einen Korken gesehen.“

Diva seufzte und fuhr fort.

„Nun aber zu euch. Heute Abend ist bei Avignonesi Degustazione di vini e un piccolo spuntino. Das dürfte dich doch interessieren Peter. Ci incontriamo alle nove, wir treffen uns um neun Uhr. Ihr wisst doch wo es ist Via di Gracciano nel Corso 91?“



Eine Gruppe Jugendlicher stand am Marktbrunnen und begutachtete die halbnackt vorbei flanierenden Touristinnen.

Einer aus der Menge pfiff Paola und Eva hinterher und gab ein paar anzügliche Kommentare, was er mit ihnen gern tun würde.

Paola drehte sich um, funkelte ihm wütend zu, zeigte ihm den Finger und warf ihm ein paar Worte an den Kopf „Avete solo con la coda compagni?”

Der Junge wurde tatsächlich rot und grinste verlegen. Seine Kumpel johlten und klopften ihm auf die Schulter.

„So ein schlaksiges Bürschlein sollte keine engen Jeans tragen. Enge Jeans stehen nur Männern mit wohlgeformtem Arsch. Sie sollen ja unseren Appetit reizen.“ Dann kniff sie Bruno anzüglich in die Pobacke.

Eva ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen und grabschte bei mir auch zu.

„So wie bei unsern Jungs?“ Eva kicherte.

Wir bogen in die Via San Donato ein und standen auch schon vor unserem Hotel, dem Palazzo Bellarmino. Der imposante Palazzo aus dem 16. Jahrhundert empfing uns. Wir betraten eine Säulenhalle und gingen zur Rezeption. Paolas Mutter hatte uns zwei Zimmer reserviert. Wir nahmen unsere Schlüssel, trugen uns ein und brachten das Gepäck aufs Zimmer. Ein wenig Zeit zum relaxen war noch.



Gegen halb sieben brachen wir auf, bummelten noch ein wenig durch die engen Gassen mit den vielen imposanten Ausblicken auf die umgebende Hügellandschaft.
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Zehn Minuten vor neun trafen wir uns mit Diva vor der Cantina.

Es gab natürlich wieder etwas zu schlemmen zur Weinverkostung. Diva hatte das Menù Riserva bestellt.

Als Vorspeise gab es eine Wildschweinpastete, verschiedene heimische Sorten wie Schinken, Schnitzelchen und Salami, dazu Pecorini di Pienza in verschiedenen Reifegraden. Der Wein der dazu serviert wurde war ein ausgesuchter Rosso di Montepulciano.

Der erste Gang war eine derartig köstlich zubereitete Ribollita, wie ich sie noch nie gegessen hatte, offensichtlich mit Vino Nobile verfeinert, dazu bekamen wir einen Vino Nobile d Montepulciano DOCG, ebenfalls ein erlesener Wein dieser Tenuta.

Als Hauptgang, der Duft eilte dem servieren schon voraus und ließ uns das Wasser im Munde zusammen laufen, ein Arista di maiale, ein Schweinebraten nach Polizianerart mit Mandelcremè, welch eine Gaumenfreude. Der Wein ein Vino Nobile di Montepulciano DOCG Riserva setzte noch eine Extranote darauf.

Schließlich endete die Degustazione mit feinen Cantucciplätzchen und einem Glas edlem Vin Santo.

Am liebsten hätten wir unsere obersten Hosenknöpfe geöffnet, so wohltuend satt waren wir.

Diva verabschiedete sich vor unserem Hotel von uns und wünschte uns eine gute Heimfahrt.

„Kommt bald mal wieder.“





Einkaufen

Ich war mit der Ape nach Casole gefahren um in Ruggieros Baumarkt Fliesen für die Terrasse zu besorgen. Jetzt half mir Marcello, der junge Verkäufer, die schweren Pakete auf die Ladefläche zu hieven. Mit seinem lockigen schwarzen Haar, dem selbstbewussten Lächeln und seiner engen Jeans war er der Schwarm aller weiblichen Kunden. Auch Eva war beim ersten Besuch, beim aussuchen der Fliesen von seinem jungenhaften Charme beeindruckt. Ich spürte damals sogar einen Anflug von Eifersucht, was Eva mit einem süffisanten Lächeln quittierte.

„Marcello, mi mandi il conto“, schicken sie mir die Rechnung zu. Dann verabschiedeten wir uns mit Handschlag und ich fuhr zurück.

Die Ape ächzte und stöhnte unter dem Gewicht und schlich förmlich die Steigung zum Dorf hinauf.
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Pino, der Postbote überholte mich wild hupend mit seiner knatternden Vespa.



Bei „Frutta e Verdura“ war nichts los. Marisa saß vor dem Laden und beschäftigte sich mit einem Kreuzworträtsel. Sie lächelte mich strahlend an, während ich ihr Evas Bestellzettel in die Hand drückte.

„Farò la stessa cosa. Basta andare a Matteo e bere una tazza di caffè.”

Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und strich mir sanft über die Schulter.

“Un uomo come voi... “, flüsterte sie noch, dann verschwand sie im Laden.

„Lass das nicht Eva wissen” lachte Matteo und klopfte mir auf die Schulter, „die kleine Marisa hat dich mit ihren Augen verschlungen, als du herüberkamst. Ich hoffe, dass sie bald einen Mann findet.”

Ich schlürfte meinen Kaffee an der Bar, dann holte ich mir den Beutel, den Marisa mir zusammengestellt hatte, nahm sie kurz in den Arm und kletterte dann auf meine Ape.



Francesca winkte mir zu, als ich auf unseren Weg einbog. Mühsam kroch die Ape den Hügel zum Haus empor, der Motor stotterte noch ein wenig nach und blieb dann vor dem Haus stehen.

Es war noch recht früh, so dass ich nach dem duschen in meine kurze enge Laufhose schlüpfte, ein ärmelloses Shirt überstreifte, und dann mit meinen schnellen Rennern Richtung Wald lief. Ich steigerte kontinuierlich mein Tempo und spürte, dass ich langsam wieder in Form kam. Ich hatte durch das Laufen in den letzten Wochen zwei, drei Kilo abgenommen, was sich im Spiegel vorteilhaft bemerkbar machte. Sei nicht so eitel, hatte Eva neulich gegrinst, als sie mich dabei beobachtete.

Ich lief die letzte Strecke bis zum Haus mit maximalem Tempo und blieb vor der Tür nach Luft ringend stehen. Hemd und Hose waren nass geschwitzt und klebten wie eine zweite Haut an meinem Körper. Langsam beruhigten sich mein Atem und mein Puls.

Bevor ich duschte, ging ich noch hinters Haus und pflückte ein paar Tomaten, die einen unbeschreiblich aromatischen Duft verströmten, etwas Basilikum und eine rote Paprikaschote.

Ich legte die Tomaten und das Basilikum zu den Schätzen, die mir Marisa zusammengestellt hatte, dann ging ich in den Keller, um eine Flasche Chianti zu holen (Von unserem Weinberg aus dem letzten Jahr).
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Meine Augen überflogen alles, nichts fehlte.

Oben im Bad zog ich mich aus, ging nackt auf den Balkon und hängte die durchschwitzten Sachen auf.

Ich stieg erwartungsvoll auf die Waage und musterte mich dabei im Spiegel. Wieder ein Kilo weniger und kaum noch Speck auf Bauch und Hüften, ich war zufrieden. Langsam hatte ich mein Wohlfühlgewicht wieder erreicht.

Das lange Duschen tat mir gut, ich entspannte mich, breitete ein großes Handtuch auf den Balkon aus, legte mich tropfnass und so nackt wie ich war darauf. Dann nahm ich einen zerlesenen Krimi und ließ mir die Sonne auf den Rücken brennen. Ich döste ein wenig ein und wachte davon auf, dass mir mein Hinterteil weh tat. Im Spiegel sah ich, dass meine Rückseite feuerrot war. Eva würde nur süffisant bemerken “Männer”. Ich rieb meinen lädierten Hintern großzügig mit einer Salbe ein und beschloss, so nackt wie ich war, in der Küche zu hantieren, wenigstens solange bis die Salbe eingezogen war. Vorsichtshalber nahm ich Slip und die Laufhose, die mittlerweile trocken war, mit hinunter. Man konnte ja nicht wissen, ob es Francesca oder Laura in den Kopf kam, auf einen Plausch vorbei zu kommen.

Beinahe hätte ich vergessen, die Fliesenpakete auszuladen. Schnell schlüpfte ich in Slip und Laufhose und begann die Ape zu entladen.

Die Pakete waren schwer und es ging ganz schön ins Kreuz und die Arme. Ich stapelte die Pakete erst einmal an der Hauswand. Als ich fertig war, musste ich tief durchatmen. Die Armmuskeln zitterten von der Anstrengung. Erst einmal Pause einlegen, dachte ich, holte aus der Küche ein Glas und die Flasche Wein und setzte mich auf die Terrasse. Der Wein schmeichelte dem Gaumen, er war wirklich gut gelungen. Ich legte die Füße hoch und schaute über unser Land. Die Luft flirrte im Dunst und die Reben standen gut. Weit unten sah ich Francesca im Garten werkeln.
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Kommentare zur Story:

  Ich glaube wirklich, dass die, in der italinienischen Sonne gereiften, Tomaten viel aromatischer duften als die unsrigen und auch besser schmecken. Ich denke, genauso ist es mit dem Paprika und dem Basilikum. Schön anschaulich hast du wieder alles beschrieben. Habe gemeinsam mit Peter gedanklich die tolle Aussicht über die Reben genossen.  
   Jochen  -  04.04.12 12:38

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  Jetzt hat sich der Kreis geschlossen. Das nächste Kapitel greift wieder ins aktuelle Geschehen ein.  
   Wolfgang scrittore  -  04.04.12 10:48

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