Frühling im Dorf (Unser italienischer Sommer Teil 23)   367

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Wolfgang scrittore      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. März 2012
Bei Webstories eingestellt: 25. März 2012
Anzahl gesehen: 3016
Seiten: 10

Wir setzten uns trotzdem. Matteo schob zwei Tische zusammen. Dann schaute er mich forschend an. „Die Rechnung geht auf uns, trinkt auf Lenas Wohl.“ Das ließ sich keiner zweimal sagen. Plötzlich saßen auch Beppe und sein Cousin mit am Tisch.

„Die wird mal genauso schön wie ihre Mama“, Beppe verbeugte sich vor Eva.

„Du alter Schwerenöter“, stichelte Matteo, „aber du hast Recht. Wenn Eva kommt, geht die Sonne auf.“ Eva strahlte übers ganze Gesicht. Gina und Marisa beugten sich wieder über den Kinderwagen und redeten in Babysprache auf Lena ein. Die staunte nur mit großen Augen und griff nach Ginas Hand.

Eva hatte ein kleines auf- und abtanzendes Mobile am Verdeck befestigt. Das schien Lena zu gefallen. Sie verfolgte es mit ihren Augen.

„Ho un pecorino meraviglioso per voi, ich habe einen wunderbaren Schafskäse für euch“, flüsterte Marta mir zu. Ich gab Eva ein Zeichen und ging mit Marta in ihre Alimentari. Sie gab mir ein Stück zum probieren. Carlo folgte uns, er war doch nicht etwa eifersüchtig?

Ich bat Marta uns ein größeres Stück abzuschneiden, dann ließ ich mir noch zwei Stücke Mozzarella di bufala geben, heute Abend wollte ich eine Insalata Caprese zubereiten.

„Wir müssen wohl bald wieder den Ofen anheizen, oder?“ Carlo nickte und sagte „Ich bring dir Brennholz nach oben, wäre Freitag recht?“ Ich nickte ebenfalls, „Macht genug Brote zurecht“, zahlte und ließ die Zwei allein. Ich hatte gesehen, wie Marta und Carlo sich anhimmelten.

„Wolltest du die Beiden wohl nicht stören Peterl?“, flüsterte Eva mir ins Ohr, als ich ihr ein Busserl gab.

Lena wurde unruhig. „Ich glaube mein Mäusle hat Hunger. Kann ich Lena irgendwo drinnen stillen Matteo?“ „Geh mit Gina, sie zeigt dir den Weg.“ Eva stand auf und hob Lena aus dem Wagen. „Ich glaube, ich nehme gleich mal eine Windel und ein paar Tücher mit.“ „Bleib nur Peterl, Gina und ich machen das schon.“

Andere Dorfbewohner kamen vorbei und wünschten mir Glück. Gaspare fragte mich, ob ich am Freitag zum Training käme.



Meine Mutter und Tante Maria saßen vor einem kleinen Ristorante am Museum Bargello in Florenz.

„Du hast ja Eva großgezogen. Entschuldige, wenn ich indiskret bin.
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Aber was ist damals eigentlich passiert?“

„Lena und Franz, Evas Eltern, waren beide erfolgreiche Anwälte. Sie hatten die Kinder zu uns gebracht, damals lebte mein Karl noch, und sind in die Oper. Nach der Aufführung haben sie am Ring noch ein Glas Wein getrunken und wollten zu uns nach Grinzing raus.“ Tante Maria wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln. Dann fuhr sie fort. „Kurz vor der Ausfahrt hat sie ein Betrunkener geschnitten, weil er noch von der Autobahn wollte. Franz hatte scharf gebremst, der Wagen geriet ins Schleudern und knallte gegen die Leitplanke. Dann fuhr noch einer in die Unfallstelle hinein. Beide waren sofort tot, sagte die Gendarmerie später. Zwei Beamte haben dann nachts bei uns geklingelt. Ich war noch wach, weil ich mir Sorgen gemacht hatte. Sie hätten schon längst da sein müssen.“

Meine Mutter fasste ihren Arm.

„Ich hab es gleich gewusst, als die zwei Gendarmen vor mir standen, dieser Gesichtsausdruck. Ich bin wohl zusammengebrochen. Als ich die Augen wieder aufschlug, lag ich auf dem Sofa und Karl hielt meine Hand. Das Schlimmste war, wie sollten wir es den Kindern beibringen?“ Jetzt flossen die Tränen, Tante Maria griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck.

„Erzähl nur.“

„Eva hat es nicht gleich begriffen, sie war ja erst sechs, aber Josefa war sehr tapfer mit ihren zwölf Jahren. Unter Tränen hat sie mich gefragt, ob sie bei uns bleiben dürfen. Später bin ich dann nach Neusiedl gefahren, habe die Kleider der Kinder, ein paar Spielsachen, die Papiere und das Geld geholt. Ich wusste ja von Lena, meiner Schwester, wo sie ihre Wertsachen verwahrten. Franz hatte keine Verwandten mehr, seine ganze Familie war während der Nazizeit umgekommen.“

Jetzt flossen auch bei meiner Mutter die Tränen.

„Ich habe dann vom Vormundschaftsgericht das Sorgerecht für die Kinder bekommen. Wir haben die ganze Einrichtung des Hauses der Caritas gestiftet und das Haus über einen Makler zum Verkauf angeboten. Den Erlös haben wir für die Kinder angelegt. Die Kinder waren damit einverstanden, sie wollten nicht mehr zurück. Seit damals ist keiner von uns mehr in der Nähe des Hauses gewesen.“

„Und wie sind sie über den Schock hinweg gekommen? Das muss doch furchtbar gewesen sein.“

„So ganz bis heute nicht.
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Nach außen hin haben sie es nicht gezeigt. Eva war ein lebhaftes Kind, später sehr ehrgeizig und gut in der Schule. Aber sie hat jahrelang nachts bitterlich geweint. Ich bin so froh, dass sie und Peter so eine liebevolle Beziehung haben und jetzt noch die kleine Lena dazu. Josefa ist frühzeitig erwachsen geworden, hat nach der Schule ihren Karl geheiratet und geht jetzt in ihrer Familie auf. Für sie war es ganz besonders schwer. Sie hat mir erst, als sie schon verheiratet war, erzählt, dass sie sich damals um ein Haar das Leben genommen hätte. Aber ich konnte doch Eva nicht alleine lassen, hat sie zu mir gesagt.“

Tante Maria wischte sich die Tränen aus den Augen und versuchte zu lächeln.

„Und jetzt ist meine Kleine so glücklich.“

„Komm Maria, wir trinken jetzt einen Grappa, stoßen auf das Wohl unserer Kinder an und freuen uns, dass sie so glücklich geworden sind. Danke, dass du mir alles erzählt hast.“







Eva hatte Lena auf dem Arm und massierte sanft ihren Rücken. Lenchen war satt und erschrak, als sie ein Bäuerchen machte. Dann schloss sie ihre Äuglein und schlief. Eva legte unseren Spatz in den Wagen, steckte die Decke fest. Dann verabschiedeten wir uns und gingen langsam wieder in Richtung Hof. Es tat gut zu sehen wie alles blühte. Die Weinblätter hatten sich über Nacht entfaltet. Wir freuten uns, wie schön alles war.

„Hast du Freitag wieder Training Peterl? Geh ruhig hin. In einem halben Jahr feuere ich dich mit Lena zusammen beim Spiel an.“ Wir blieben stehen, umarmten uns und küssten uns innig. Bei Francesca machten wir Station und hockten uns zu ihr auf die Bank.

„Wir heizen am Freitag den Ofen an, willst du noch einen Kuchen backen?“

„Da habt ihr mir ja Arbeit aufgehalst“, lachte Francesca „Naturalmente werde ich einen Kuchen backen und vielleicht zwei Brote. Sag Bescheid, dann komme ich hoch.“

„Willst du noch laufen Peterl? Dann geh ruhig hoch, ich bleib noch ein bei Francesca und helfe ein wenig.“

Ich drückte meiner Süßen ein Busserl auf und eilte hinauf.

Als ich wieder vorbei kam, winkten die Zwei mir zu, ich winkte zurück und lief die Straße Richtung Richtung San Chimento hinauf, nach 100 m bog ich rechts ab und lief Richtung Wald, wo wir letztes Jahr mit Paola und Bruno gelaufen waren.
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Ich hatte das erste Mal kurze Hosen an, es war warm genug. Der Frühling war ins Land gezogen. Am Weiler, wo uns die alte Bäuerin damals Wasser angeboten hatte, drehte ich um. Im Vorbeilaufen begrüßte ich die Cinta Senese Schweine, die sich wieder am Zaun drängten und lief weiter. Ich bog in den Weg zur Torre Doganiera ein, lief daran vorbei, passierte die alte Papstvilla und lief wieder Richtung Ort. Bei Matteo machte ich kurze Pause, trank ein Glas Wasser und unterhielt mich kurz mit Gina.

„Du bist gut in Form Peter“, lobte sie mich, was ich grinsend zur Kenntnis nahm. Dann raffte ich mich wieder auf und trabte der Heimat entgegen. Eva und Lena waren nicht mehr da, nur Francesca winkte mir zu. Den Kilometer zum Hof legte ich noch mit erhöhtem Tempo zurück, mit der Folge, dass ich völlig ausgepumpt oben ankam.

„Gianfranco lässt dir bestellen, er wäre heute schon im Keller gewesen, du bräuchtest nicht mehr zu schauen. Du bist ja völlig außer Puste Peterl. Warte ich hole dir ein Handtuch, dann aber ab nach oben zum Duschen.“ Eva reichte mir ein Handtuch, kniff mich liebevoll in die Pobacke und schob mich dann Richtung Treppe. Ich drehte mich noch einmal um und gab Eva ein Busserl auf die Nasenspitze.

Der Daimler meiner Mutter fuhr erst gegen Abend die Steigung zum Haus herauf.

Beide waren vollgepackt mit Tüten und seufzten unisono.

„Das müssen wir unbedingt wiederholen Maria“, lächelte meine Mutter und schaute uns verschmitzt an. Dann nahm sie Eva in die Arme und drückte sie fest.

„Du bist ein tapferes Mädchen Eva.“ „Ich habe ihr alles erzählt von damals“, erläuterte Tante Maria und wischte sich mit dem Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Hat Rodrigo angerufen?“ Eva schüttelte den Kopf „Wir waren allerdings auch eine ganze Zeit nicht da.“

„Dafür hat Josefa angerufen. Sie würden gerne mit den Kindern ein paar Tage über Ostern auf Besuch kommen.“

„Dann können sie mich doch gleich mit zurück nehmen“, meinte Tante Maria.

„Dich und dein ganzes Gepäck?“, lachte Eva.

„Na so viel habe ich nun auch nicht und wenn Karl nicht mitkommt“, Tante Maria zuckte die Schultern.
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„Karl kann nicht, er hat zwei Hochzeiten auszurichten. Seine beiden Schwestern helfen aus.“

„Warte Peter, ich habe dir noch etwas aus Florenz mitgebracht.“ Meine Mutter drückte mir ein kleines Päckchen in die Hand. Ich riss das Papier ab und... mein Herz schlug höher. Die neue von Gianna Nannini „Malafemmina“.

Ich bedankte mich und drückte ihr einen dicken Kuß auf die Wange.



Voglio fare l'amore (Gianna Nannini)



In quella stanza lunedì

ci siamo persi in un addio

vorrei sentirmi dire t'amo

proseguo il sogno in quella mano

in quella bocca in un angolo è là che mi sveglierò

mi addormento un po' più vicino al suo cuore

più vicino vorrei

voglio fare l'amore puoi

fino a che fa giorno

voglio fare l'amore puoi

tutto quanto il giorno



In diesem Zimmer am Montag,

wo wir uns im Abschied verloren

höre ich mich sagen Ich liebe dich

ich halte weiterhin den Traum in meiner Hand

im Mund, in der Ecke, wo ich aufwachte

schlafe ich ein, ein wenig näher seinem Herzen

noch näher

Ich will dich lieben

bis der Tag vergeht

lass uns lieben

Den ganzen Tag





Ich summte die Anfangszeilen des Textes





Strega und Leone waren auch gewachsen. Sie kamen jetzt nur noch sporadisch und verlangten ihr Dosenfutter. Der Tisch draußen schien reichhaltiger gedeckt zu sein. Ab und an sah ich sie auf der Wiese oder zwischen den Weinstöcken gemeinsam mit ihrer Mutter Lucrezia jagen.



Unser Wein lagerte jetzt schon einige Wochen im Stahlbehältern bzw. in den Holzfässern. Hier würde er die endgültige Reife erreichen. Die wichtigen Parameter kontrollierten wir regelmäßig. Bisher lief es gut. Gianfranco war überzeugt, dass es ein Spitzenwein werden würde.

Hochwertige Rotweine wie unserer werden heute fast immer im Eichenfass ausgebaut. Eichenholz gibt Vanillin und Tannin an den Wein ab. Es wurde bald Zeit unseren Wein das erste Mal abzustechen.
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Die neuen Fässer waren bereit. Der Wein wurde dabei vorsichtig belüftet und vom Bodensatz abgetrennt.

Am Donnerstag wollten wir mit dem umfüllen anfangen.



„Heute gibt es Hausmannskost, eine Polenta mit unserer Spezialtomatensoße, dazu würziger Salat, ein Insalata Caprese. Peterl hat Mozarella di bufala, Tomaten und Basilikum besorgt. Aber vorher ist Lena dran, sie holt schon Luft zum schreien.“

Wirklich, unsere Lena lag mit rotem Kopf da und zappelte mit ihren Ärmchen. Schon bekamen wir ihren Unmut zu spüren. Was für ein kräftiges Stimmchen.

Kaum hielt Eva Lena im Arm, verstummte der Unmut. Es sah aus, als ob sie in Erwartung der köstlichen Milch sich schon die Lippen leckte. Eva legte sie an die Brust und Lena legte sich ins Zeug.

„Du bist ganz schön gierig kleine Maus“, meinte ich.

„Wer weiß, wann es das nächste Mal etwas gibt. Was drin ist, ist drin. Du warst auch nicht besser mein lieber Sohn, du hast mich später mit deinen kleinen Zähnchen sogar manchmal gebissen.“

Schuldbewusst hob ich die Schultern.

„Wenn ich der Kleinen so zusehe, bekomme ich auch Appetit.“



„Nichts da Peterl, das ist alles für Lena reserviert. Du spielst eh lieber mit der Verpackung.“

Meine Mutter und Tante Maria prusteten los, da hatten sie mich erwischt.

Lena unterbrach ihre Nahrungsaufnahme und schaute erschreckt.

Dann wandte sie sich schnell wieder der Quelle ihrer Lust zu.

Noch während Lena saugte, fielen ihr wieder die Augen zu. Was für ein Leben.

Während Eva die Kleine ins Bettchen legte, rührte ich in der Küche den Maisgrieß in das brodelnde Wasser ein.



Polenta al forno



10 g getr. Pilze

300 g Maisgrieß

Salz

400 g Tomaten

1 EL Butter

75 g Bauchspeck gewürfelt

1 Zwiebel, 2 Möhren, 1 Stange Staudensellerie

1 Bratwurst

200 g Hackfleisch

50 ml Rotwein

100 g Hartkäse

50 g Parmesan

3 EL Butterflöckchen



Zubereitung



Steinpilze in Wasser einweichen, abtropfen lassen und klein schneiden.
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Den Maisgrieß in 1 l kochendem Salzwasser bei niedriger Temperatur etwa 20 min quellen lassen. Auf ein großes Holzbrett streichen und abkühlen lassen.

Die Tomaten häuten und würfeln.

Butter in einer Pfanne erhitzen und den Bauchspeck auslasen. Zwiebeln schälen, hacken und andünsten. Möhren würfeln, Staudensellerie würfeln und beides etwa 5 min mitschmoren.

Bratwurst würfeln, mit dem Hackfleisch und den Pilzen in die Pfanne geben. Tomaten mit dem Rotwein anrühren, würzen und etwas einkochen, den Käse in Scheiben schneiden und den Parmesan reiben.

Backofen auf 200°C vorheizen, eine Auflaufform fetten und die Polenta in etwa 5 cm breite Streifen schneiden.

Polentascheiben abwechselnd mit der Fleischmasse und dem Käse in die Auflaufform geben. Butterflöckchen und den Parmesan darüber geben. Etwa 35 min überbacken.



Die Polenta al Forno wurde ein Gedicht und ich wurde von meinen drei Frauen gelobt. Es schmeckte einfach köstlich. Der Insalata Caprese war ebenfalls gut gelungen. Wir aßen gleich in der Küche am runden Tisch. Die Türen waren offen, so dass wir sofort hören würden, wenn Lena sich rührte. Bis auf Eva tranken wir alle ein Glas von unserem Wein dazu.

„Wir könnten einen Ausflug zur Tenuta Bichi Borghesi machen. Hättet ihr Lust?“

„Als wir im Mai mit Paola und Bruno dort waren, haben wir körbeweise Porcini, also Steinpilze, gefunden“.



„Es ist ein schöner Weg. Wir könnten am Ortseingang parken und dann ein paar hundert Meter laufen.“



Wir hatten eine Sonnenblende an das Verdeck von Lenchens Kinderwagen gebaut. Lena war munter und spielte mit dem Mobile. Dabei gab sie die verschiedensten Laute von sich. Manche hörten sich schon sehr energisch an.

„Lena wird einmal eine ganz Resolute, so wie du Eva.“ Tante Maria schaute Eva von der Seite an.

„Ein Mal hat wohl ein Verehrer Josefa etwas bedrängt. Da ist Eva aber dazwischen gegangen und hat ihre Schwester verteidigt. Der Junge war ganz erschrocken hinterher. Dabei war er nur ein wenig stürmisch.“

Wir genossen die wärmende Sonne. Meine Mutter und Tante Maria schoben den Wagen und unterhielten sich lebhaft, während Eva und ich eng umschlungen nebenher spazierten.
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Die Blätter warfen Schattenspiele auf den Weg und ich musste manchmal blinzeln.

„Hört mal. Lena will uns was erzählen.“ Wir beugten uns über den Wagen und wirklich es hörte sich an wie „gu gu, gr gr, ngä, ngr“

Eva rückte das Mützchen zurecht und die Maus nickte wieder ein.

Im Garten saß bereits ein Pärchen bei einem Glase Wein. Wir grüßten und ließen uns nieder. Dann bestellten wir jeder einen Eisbecher und genossen jeden Löffel. Lena schlief tief und fest.

Wir liefen noch ein wenig spazieren zwischen den Häusern des Anwesens. Bichi Borghese liegt im Zentrum des Dorfes und ist einer der größten Höfe der Montagnola. Sie bauen auf grossen Flächen Wein (Chianti Colli senese und Rosso Toscano) und Oliven an. Außerdem produziert die Tenuta einen ganz besonders leckeren Honig.

Wir ließen die Seelen baumeln. Unter den schattigen Bäumen ließ es sich aushalten. Ich hatte beim vorbeilaufen, die Reben angeschaut, der Wein stand gut.

Beim Abschied nahmen wir noch Honig mit. Auch meine Mutter deckte sich damit ein. Er war nicht billig, besaß aber eine hervorragende Qualität. Und er schmeckte. Wir hatten seit letztem Jahr immer einen Vorrat zuhause.

„Wir machen uns lieber wieder auf den Heimweg. Lena wird bald wach und schnell unleidlich, wenn’s nicht gleich etwas zu essen gibt. Der Papa ist dagegen gut erzogen.“ Eva schob ihre Hand in meine Gesäßtasche und lächelte mich an.











In der Umkleidekabine hatte mir Gaspare, unser Kapitän, vor dem Spiel in aller Namen gratuliert und mir ein kleines Geschenk für Lena überreicht. Eine Garnitur Spielkleidung in Babygröße, ein giallorosso Leibchen und ein schwarzes Höschen. Dazu drückte mir Signore Lama, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, eine Mitgliedsurkunde für Lena in die Hand. „Bis deine Tochter alt genug ist, haben wir hier auch eine Damenfußballmannschaft Peter.“ Ich war gerührt und bedankte mich bei ihm und meinen Mitspielern.

Meine Stimmung schlug um, als mich der Trainer erst einmal auf der Bank Platz nehmen ließ.

„Du hast zweimal nicht mittrainiert, die Mannschaft ist eingespielt.
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Ich zuckte missmutig die Schultern, setzte mich auf die Ersatzbank und beobachtete das Spiel vom Rande aus. Es war ein ziemlich müder Kick. Keine Mannschaft konnte sich Vorteile erarbeiten. Bei Halbzeit stand es 0:0. Nach der Pause schleppte sich das Spiel weiter vor sich hin. Endlich schien es auch der Trainer einzusehen, Bruno und ich wurden in der 70. Minute eingewechselt. Wir brauchten ein paar Minuten, um ins Spiel zu kommen. Da bekam ich den Ball in den Lauf gespielt und zog voll durch. Der Ball krachte mit Vehemenz gegen die Latte. Den hätte der Torwart nicht gesehen. Wir kamen besser ins Spiel. Bruno umdribbelte drei Gegner und sein strammer Schuss pfiff Zentimeter am Pfosten vorbei ins aus. Es war wie verhext. Nur noch wenige Minuten trennten uns vom Schlusspfiff. Bruno legte mir den Ball vor, ich trieb ihn bis auf Strafraumhöhe, passte dort quer auf Gaspare, der zog ab. 1:0 für uns. Der Torwart schaute dem Ball nur verdutzt hinterher. Der Trainer klopfte mir auf die Schulter „Nicht schlecht Peter, dein Pass auf Gaspare. Mancher hätte selbst versucht ihn zu verwandeln. Gaspare stand aber besser, du hast einen guten Überblick.“





„Wie süß, so schön bunt. Du hast doch früher auch so eine putzige Kombination angehabt auf der Hohen Warte“, rief meine Mutter aus, als ich zuhause das Geschenk vorzeigte.

„Putzig? Das Leibchen war blaugelb und die Hose blau, außerhalb waren wir sogar ganz in weiß bei der Vienna.“

„Na ja, vielleicht habe ich keine Ahnung, aber wenn ihr so auf dem Platz herumlauft, kriegt der Gegner einen Schreck und ihr gewinnt. In euren knappen weißen Höschen wart ihr Jungs damals zum anbeißen lecker anzuschauen. Ich weiß noch, ich habe ja manches mal zugeschaut, wenn ich dich zum Spiel gefahren habe. Wir Spielermuttis haben natürlich auch unsere Kommentare abgegeben.“

Ich gab auf, gegen meine Mutter kam ich nicht an.

„Die Urkunde kommt an die Wand“, entschied Eva.

Lena ließ das alles ungerührt. Sie schlief friedlich in ihrem Bettchen. Ich könnte ihr stundenlang zusehen.

„Komm Peterl lass Lenchen schlafen.“ Eva zog mich am Arm aus Lenas Zimmer.



Meine Mutter war früh abgefahren, nachdem sie Lena noch einmal auf den Arm genommen hatte.
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„Ihr dürft mich jedes Jahr zur Oma machen. Ihr habt doch genug Platz hier oben. Ich liebe Enkel.“

Eva und ich schauten uns nur an, während Tante Maria prustete.

„Lass sich Eva doch erst einmal etwas erholen Amelia. Grüß Rodrigo von uns.“

Wir winkten ihr noch hinterher, bis der Wagen aus dem Blickfeld verschwand.



„Sie ist glaub ich ganz glücklich Oma zu sein Peterl.“

„Manchmal etwas anstrengend. Aber so war meine Mutter schon immer. Sie steckt voller Ideen. Die Oma trägt sie jetzt voller Stolz als Auszeichnung.“



Lena war begeistert, wir hatten ihr eine bunte Rassel an das Wagendach gehängt, so dass sie dran langen konnte. Sie zappelte voller Freude, wenn das Geräusch ertönte. In ihrem Bettchen spielte sie mit dem kleinen Teddybären. Sie fing an uns anzulächeln, und ihre Blicke konnten dich durchdringen.



Laura hatte uns angeboten, sie könne auch mal ein paar Stunden auf Lena aufzupassen, als wir bei Francesca davon sprachen mit Tante Maria einen Ausflug nach Siena zu machen. Wir wollten uns das Museo Archeologico Nazionale am Domplatz anschauen.



„Sag mir Bescheid, wenn du sie gestillt hast. Ich nehme mir etwas zum lesen mit und pass auf eure Kleine auf. Das mache ich gerne.“

„Ich rufe aber von Siena aus noch einmal an, bleib in der Nähe des Telefons.“

Eva war noch nicht ganz beruhigt. Francesca nahm sie in die Arme.



Natürlich war es für Eva nicht einfach unsere Kleine, wenn auch nur für ein paar Stunden, allein zu lassen.



Wir parkten wieder am Stadion und liefen die Strassen zur Piazza del Duomo hinunter. Nach einem Blick auf die wunderschöne Fassade des Domes, betraten wir das Museum. Ich kaufte einen Katalog und wir ließen die Exponate auf uns einwirken.

So beeindruckt wir auch waren, man merkte Eva ihre Unruhe an.

„Weißt du was Eva. Ich komme mit Peter nächste Woche noch einmal her. Wir fahren jetzt wieder nachhause zu deiner Lena. Ich spüre doch wie du dir Sorgen machst.“

„Seid ihr mir auch nicht böse, dass ich euch den Museumsbesuch verdorben habe?“, wollte Eva kleinlaut wissen.
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Jetzt nahm ich sie in den Arm und strich meiner Liebsten über den Kopf.

Wir marschierten hoch zum Auto und fuhren wieder heim.

Laura war erstaunt, als wir schon wieder eintrafen.

„Wir haben zusammen gespielt, mit der Rassel und mit L`orso, dem Bären. Lena hat sich so süß gefreut, wenn der Bär ihr Näschen gepatscht hat.“

„Danke dir Laura, aber ich hab mir einfach Sorgen gemacht.“ Eva steckte ihr ein Schein zu. Laura bedankte sich und schlenderte wieder den Hügel hinab.

„Das hat sie für dich gemacht Peterl“, lächelte Eva. Ich hatte natürlich nichts bemerkt.

„Na den sexy Hüftschwung natürlich mein Bär.“
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Kommentare zur Story:

  Freundlich und sehr kameradschaftlich geht diese große Familie miteinander um. Selbst die Tiere sind mit einbezogen. Ich finde so sollte sollte es sein, ist es aber leider meist nicht. Familienleben ist nicht selten so gar nicht positiv und darum ist es ja gerade schön mal etwas zu lesen, was einen entspannen, behaglich werden lässt. Ob sie sich wohl immer so gut vertragen werden? Lena wird es bestimmt nicht bereuen ausgerechnet in diese Familie hineingeboren worden zu sein. Lecker ist wieder das Rezept. Diesmal mit Pilzen und Hackfleisch, hmmmm!  
   Jochen  -  29.03.12 17:02

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  Wieder ein gemütliches unterhaltsames Kapitel. Lebensecht und bezaubernd geschrieben. Die Familienbande werden immer fester. Eva passt sehr auf ihre kleine Tochter auf und alle anderen gehen auch liebevoll mit dem Kind um. War wieder schön das zu lesen.  
   doska  -  28.03.12 20:08

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  lasst Euch einfach ein wenig nach Italien entführen.

Und wenn ihr Eva, Benedetta und Paola mal sehen wollt:

http://scrittore.jimdo.com/unser-italienischer-sommer/  
   Wolfgang scrittore  -  26.03.12 11:20

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

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