Fantastisches · Poetisches · Experimentelles

Von:    Jürgen Hellweg      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Dezember 2011
Bei Webstories eingestellt: 5. Dezember 2011
Anzahl gesehen: 1887
Seiten: 2

mein Körper ist ein luftleerer Raum

am Schreibtisch meiner Hände

sitze ich vor einem weißen Blatt Papier

von der Stirn tropft Angstschweiß auf den Boden

hinter mir steht ein Mann mit einer 44ziger Magnum



ich bin müde

wie die vertrockneten Blumen

in den erstarrten Vasen



im Zimmer liegen hundert Geldscheine

der Zeitennebel verliert sich

völlig nackt wälze ich mich auf dem zermürbenden Teppich



müde auch die vielen Stubenfliegen

die auf meiner Haut krabbeln

und mich von oben bis unten vollpinkeln



der Herbst greift sich Anfang Juli

schon die ersten dunklen Momente

nach dem Sonnenuntergang

der Regen, ein kalter, wartet triumphierend



was aber machen die tauben Passanten dort auf der Brücke

sie bleiben stehen

sie wollen einfach nicht dem Licht folgen

aber dann sehen sie auch nicht

die einhundert orangenen Füllhörner

auf den fahlen Pferden

die, die etwas suchen was es gar nicht gibt



...eine Blende...



die Städte dampfen aus ihren Schornsteinen

frühmorgens warten Arbeiter im grauen...eisigen...Dunst

um mit ihrer Stechkarte ihre Freiheit in einen Schlitz zu stecken

und Hausfrauen werden von rasselnden Fahrzeugen

im Großstadtdschungel überfahren



die letzten Überlebenden wühlen in den Gedärmen

des Sonnagsbratens

unentwegt frisst sich der Krebs in unsere Kleider

Kinder zünden Häuser an

die Arbeitslosen vergewaltigen eine Ameisenkönigin



und wie viele andere Verlorene ertrinken

in dieser undurchsichtigen Flut

von Fleisch, Blech, Stein und Blut



die große unbarmherzige Straße

führt dich raus aus der Stadt

direkt vor den nächsten Baum

glitschig und sehr nass grinst sie

den Krankenwagen an



...BLENDE...



eine neue Regenzeit kommt über diesen Planeten

in einigen.
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..den letzten...Urwäldern

blicken die Eingeborenen voller Panik

auf die Bulldozer, die ihnen ihre

Lebensgrundlagen rauben werden



auf den zerfetzten Füßen des Häuptlings

lieben sich Tausendfüßler

aus blauen Muscheln drängen sich Embryoden



die Straße schlängelt sich durch Sträucher

und Siedlungen

schlägt eine Bresche durch Träume

Brüder und Liebende

wälzt sich weiter über die Erde

an beiden Seiten sehen wir Skelette

von Tieren, Menschen und Maschinen



die große unbarmherzige Straße

führt uns raus aus den Städten

direkt vor die nächsten Bäume

glitschig und sehr nass grinsen uns die Straßen an



uns letzte Menschen

die auf der Straße keine orangene Füllhörner

gefunden haben
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Kommentare zur Story:

  Hallo Francis, herzlichen dank für deinen Kommentar, ja das ist , glaube ich, meine Berufung...aus vielen Puzzle Teilen...oder Literatur Fetzen, etwas herauszufinden, in dem wir uns wiederfinden...oder dass wir gerne lesen...beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  12.02.12 12:08

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  ..."um mit ihrer Stechkarte ihre Freiheit in einen Schlitz zu stecken"
Dieser Satz hat mir besonders gut gefallen. Imponiert, aus Satzfetzen irgendwie etwas bedeutsames zu puzzeln. Kenn mich nicht so aus. Ist das ein Gedicht?
LG  
   Francis Dille  -  11.02.12 17:46

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  ja, Pia ,du hast es auf den Punkt gebracht, es hat mich überollt, aber aus der Angst heraus enstehen bei mir die kuriosesten Bilder...DANKE, und bis bald!  
   Jürgen Hellweg  -  11.02.12 14:55

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  Hi Jürgen,
kommt mir vor wie die Phase einer Schreibblockade, die von der grausamen Umwelt noch zusäztlich überrollt wird.
Ich weiß nicht, wie du immer an diese gewaltigen Bilder kommst ... Mensch ... Neid! ;0)

Liebe Grüße DublinerTinte  
   Pia Dublin  -  11.02.12 11:15

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  Hallo Else08, herzlichen Dank für deinen kurzen aber treffenden Kommentar. bei mir gehts hier, wie so oft, um die dunkle Seite unserer Gesellschaft. Aber die Realität hat mich ja längst überholt. Dennoch versuche ich auch positives rüberzubringen, gelingt mir auch manchmal haha...beste Grüße...  
   Jürgen Hellweg  -  08.12.11 09:34

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  Wortfetzen wie düstere Visionen. Spannend, obwohl man eingentlich nicht so genau weiß, was du damit aussagen willst.  
   Else08  -  06.12.11 15:12

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