Einen Kaffee nach dem anderen   60

Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 19. Juni 2011
Bei Webstories eingestellt: 19. Juni 2011
Anzahl gesehen: 2774
Seiten: 2

„Aushilfe gesucht“ las ich auf dem Schild, das in einem Kiosk hing, an dem ich eines Abends bei einem Spaziergang vorbei kam. Ich konnte gut noch einen Nebenjob gebrauchen, ich war gerade mit meinem Studium fertig geworden und hatte leider noch keinen festen Job in Aussicht und hielt mich nur mit kleinen Jobs über Wasser.

Ich kannte diesen Kiosk, ich hatte mir dort schon das eine oder andere Mal einen Kaffee geholt. Eigentlich wäre es doch gar nicht so schlecht als Überbrückung in einem Kiosk zu arbeiten, denn dort herrschte sicherlich nicht so ein reger Betrieb wie in einem Supermarkt und die Arbeit wäre sicherlich ganz entspannend. Vielleicht sollte ich einfach mal nachfragen und ging nach kurzen Überlegen hinein.

Da ich nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen wollte, bestellte ich erst einmal einen Kaffee. Denn einfach nur nach einen Job fragen und wieder gehen ist ja auch nicht so toll, die Leute im Kiosk müssen ja schließlich auch irgendwie Geld verdienen und wären dann enttäuscht, wenn jemand nichts kauft. Und als Bewerber möchte man ja auch einen guten Eindruck hinterlassen.

Der Verkäufer machte einen sympathischen Eindruck. Er war etwa in meinem Alter, vielleicht auch ein Student, der sich etwas dazu verdiente. Das würde auch gewiss ein angenehmer Kollege sein. Zwei Herren befanden sich ebenfalls in dem Kiosk, der auch als Stehcafé diente. Einer der beiden Herren erzählte gerade eine witzige Geschichte, der andere lachte. Ich musste ebenfalls lachen, irgendwie fühlte ich mich dort direkt aufgenommen, als gehörte ich zur Gesprächsrunde. Hier wollte ich arbeiten, hier würde ich mich wohl fühlen. Aber mich direkt jetzt nach dem Job zu erkundigen, fand ich auch nicht so passend. Besser wäre es, wenn ich morgen noch einmal wieder kommen würde. So verabschiedete ich mich und wünschte allen einen schönen Abend, was von den anderen herzlich erwidert wurde.

Am nächsten Tag ging ich dort wieder hin, um nach dem Job zu fragen. Der Verkäufer vom Vortag war an diesem Tag nicht dort, stattdessen stand dort eine wunderhübsche junge Frau. Und schon wieder ein Grund, dort zu arbeiten. Ich bestellte gleich wieder einen Kaffee. Irgendwie bekam ich bei dieser Frau den Mund nicht richtig auf und traute mich nicht, sie wegen des Jobs anzusprechen.

So besuchte ich den Kiosk einen Tag später wieder, die hübsche Frau war diesmal nicht dort, auch der sympathische Verkäufer nicht, dieses Mal stand dort eine Dame im mittleren Alter, auch sehr freundlich.
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Die beiden Herren waren auch wieder da. Da es kurz vor Ladenschluss war, wäre es wahrscheinlich auch nicht der richtige Moment, die Bedienung auf den Aushang anzusprechen. Sie wollte sicherlich, auch wenn sie freundlich war, auch schnell Feierabend machen, in zehn Minuten wäre es ja so weit.

Am nächsten Tag war wieder der Verkäufer vom ersten Tag dort. Einer der beiden lustigen Herren von den vergangenen Tagen, der wieder da war, wusste sogar schon, was ich nehme und bestellte für mich. „Einen Kaffee“, sagte er lachend zum Verkäufer. „Richtig“, antwortete ich. Es gefiel mir dort immer besser. Vielleicht wäre es das beste, wenn ich noch ein paar mal kommen würde und mit den Leuten öfter ins Gespräch komme. Denn dann hätte ich vielleicht bessere Chancen den Job zu bekommen.

Inzwischen kannte mich jeder dort, ich kam ja jeden Tag. Egal, wer an dem Tag dort arbeitete, stellte, sobald ich den Kiosk betrat, sofort das Wasser des Wasserkochers an, ohne dass ich etwas zu sagen musste. Mit jedem dort, egal ob Mitarbeiter oder Gäste, war ich schon ins Gespräch gekommen. Mit einigen war ich sogar schon per Du.

Nun war es der richtige Zeitpunkt, ich hatte absolut keine Bedenken, dass ich den Job nicht bekommen würde. Heute wollte ich endlich danach fragen. Fröhlich machte ich mich auf dem Weg zu meinem Lieblingskiosk. Hinter der Theke befand sich außer der Verkäuferin eine ältere Frau im Rentenalter, die ich noch nie dort gesehen hatte. Wahrscheinlich die Putzfrau.

„Juten Abend“, sprach sie dann zu mir. „Sie wollen einen Kaffee? Isch hab grade schon jehört, dat Se den immer trinken. Isch bin neu hier, isch hab mich jestern auf die Anzeige hier beworben, und die Kollegin zeigt mir dat hier alles heute.“
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Punktestand der Geschichte:   60
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Kommentare zur Story:

  Na, das ist aber seeeeehr eggerlich. Wer zu spät fragt, den bestraft das Leben. Lustige Geschichte. LG Bine  
   Sommertänzerin  -  04.07.11 11:31

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  Auch, ich kann nur sagen, ein wirklich gut gelungene amüsante Story.  
   Gerald W.  -  21.06.11 17:50

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  och schade! aber immerhin hat er nette neue freunde gefunden... ;-)  
   Ingrid Alias I  -  21.06.11 14:02

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  Ich musste schmunzeln, sehr gelungen.  
   Petra  -  21.06.11 09:06

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  Schöne kleine Schmunzelgeschichte mit einer guten Pointe. Hat mir sehr gut gefallen.  
   doska  -  20.06.11 15:22

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  Witzig. Man ahnt zwar was kommen könnte, aber wie genau es endet, weiß man wirklich nicht. Hat auch mir gefallen.  
   Dieter Halle  -  19.06.11 22:19

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  Ja, ja...
Das geht nicht nur armen Studenten so! Wie war das noch mit dem alten Honecker und Gorbatschow?
"Wer zu spät kommt, den bestraft die alte Rentnerin.... äh, ich meinte das Leben"

Gefällt mir!  
   Geminus  -  19.06.11 22:09

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Kleine Meerjungfrau" zu "Bah, Ekelattacke"

Muahhhh, bah, widerlich, ekelhaft... Wie kommt man denn auf soetwas?? Da hast du dich aber geekelt an dem Tag, oder? Und du steckst die anderen damit an. Auch wenn der Inhalt fies ist, ein gelungener ...

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Eine höchst interessante Geschichte. Und ganz toll geschrieben. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Gruß von

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