Tell You My Story - 6. Kapitel   237

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches

Von:    Summer Peach      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Juli 2010
Bei Webstories eingestellt: 5. Juli 2010
Anzahl gesehen: 2589
Seiten: 5

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


„Wo willst Du anfangen?“, fragte Tan, brennend von Neugier, als wir gemeinsam den sonnigen Campus überquerten, um zu unserem Biologiekurs zu gelangen. Die erste Stunde nach der Mittagspause.

Ich zuckte die Schultern und schob mir den letzten Bissen meines Schokoriegels in den Mund. „Weiß nicht…“

Wir waren gerade auf Höhe des Baseballplatzes und ich hielt kurz inne, um den Jungs beim Pitchen zuzusehen. Die Bälle schossen mit einer rasenden Geschwindigkeit über den Platz, so schnell, dass sie kaum noch zu sehen waren.

„Wie Du schon richtig erkannt hast“, sagte ich an Tanita gewandt, „ist New York eine riesige Stadt…“

In Gedanken versunken starrte ich weiter auf den Baseballplatz und sah den kleinen weißen Ball, der auf mich zurauschte, erst im letzten Augenblick – zu spät um auszuweichen.

Genau in dem Moment, als der Ball meine Nase hätte zertrümmern müssen, rief eine hysterische Stimme hinter mir „Vorsicht!“ und in der nächsten Sekunde saß ich, von einem Fahrradfahrer überrumpelt, auf meinem Allerwertesten.

Der Baseball krachte in den Baum zwei Meter neben mir und ließ die Rinde bröckeln.

Tan stand fassungslos neben mir. Vor Schreck hatte sie ihre Bücher, die sie auf dem Arm getragen hatte, fallen lassen.

„Oh mein Gott, Mia! Ist alles in Ordnung mit Dir?“ Sie reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen.

„J-Ja… ich denke – ja…“, stammelte ich verwirrt. Mein Blick folgte dem Radfahrer, der seinen Weg über den Campus unbeirrt fortsetzte, ohne ein Wort der Entschuldigung. Ich ergriff Tanis Hand, stand auf und klopfte mir den Staub von der Hose.

Während wir gemeinsam die auf dem Boden verstreuten Bücher aufsammelten, schüttelte ich verstört den Kopf. „Also entweder hab ich mir bei meinem Sturz gewaltig den Kopf gestoßen oder ich hatte gerade ein Déjà – vu…“

„Ein Déjà – vu?“ Tan hob interessiert eine Augenbraue.

„Ja… Der Junge auf dem Fahrrad… Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass das mein Unbekannter aus dem Park ist!“

„Glaubst Du wirklich?“

Ich hatte ja selber meine Zweifel daran. Warum sollte mir so ein adonisgleiches Wesen nicht schon vorher aufgefallen sein? Andererseits vergaß man solche Gesichter nicht so schnell…

„Ja!“, antwortete ich.
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„Ja, das muss er gewesen sein!“

Tani startete mich fassungslos an. „Was stehst Du dann hier noch rum?! Hinterher!!“

Ich musste lachen. Wobei mein Hintern ziemlich schmerzte. Der Aufprall wirkte noch nach…

„Nein!“, sagte ich bestimmt. „Wir gehen heute Mittag in den Central Park. Wenn ich ihn dort wieder treffe, kann ich mir wenigstens sicher sein, dass ich den Richtigen erwische. Und dann kann ich ihn immer noch fragen, ob er hier auf dem College ist…“

Resigniert seufzte Tan. Wieder musste ich lachen. Sie hatte sich bestimmt auf ein bisschen Action in unseren ohnehin schon chaotischen Leben gefreut.

„Komm!“, sagte ich. „Jetzt bringen wir erst mal Bio hinter uns und dann sehen wir weiter!“

„Ah, die Damen Wallace und Wright gesellen sich auch zu uns!“, begrüßte uns Mr Collister, als wir 15 Minuten nach Beginn der Stunde des Bioraums betraten.

„’tschuldigung“, nuschelten Tan und ich verlegen und verzogen uns auf unsere Plätze in der letzten Reihe. Auf den Tischen standen bereits Mikroskope. Ich seufzte erleichtert auf. Uns stand also keine weitere triste Stunde gefüllt mit Zuhören mehr bevor. Ob es allerdings bei dieser Hitze besser war, die Stunde mit den Augen am Mikroskop zu verbringen, da war ich mir auch nicht so sicher… Aber wenigstens stand einer ausführlichen Nachmittagsplanung nichts mehr im Wege.



Ungeduldig wartete ich in meinem Golf vor Ryans High School. Das Schiebedach hatte ich schon bis zum Anschlag geöffnet und auch die Seitenfenster waren heruntergekurbelt. Doch gegen diese unerträgliche Hitze an diesem Tag schien das kaum zu helfen.

Ich ächzte. Es war bereits viertel nach drei, Ryans letzte Stunde hatte um drei geendet. Hatte ich ihm nicht extra noch gesagt, er soll pünktlich sein? Wer blieb denn bitte freiwillig länger in der Schule?

Gerade als mein Stakkato-Trommeln auf dem Lenkrad mich selbst zu nerven begann, erschien Ryan, umringt von seinen Freunden im Schulhof. Ich verzog das Gesicht. Das konnte noch dauern, bis sich jeder mit Handschlag verabschiedet hatte… Ungefähr fünf Minuten beobachtete ich das Spiel von Gib-mir-fünf-hinter-dem-Rücken-vor-dem-Bauch-und-check-die-Schulter an, dann drückte ich heftig auf die Hupe.
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Die Gruppe Jungs zuckte zusammen und Ryan sah schuldbewusst zu mir herüber. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, er verabschiedete sich schleunigst von seinen Freunden und saß zwei Sekunden später schuldbewusst schweigend neben mir auf dem Beifahrersitz.

Ich drehte meine Stereoanlage laut auf und gab Gas. Der Fahrtwind wehte mir durch die Haare und die aufgestaute Luft im Auto kam endlich in Bewegung. Die Heimfahrt verlief schweigend, da ich in Gedanken schon wieder bei meinem Treffen mit Tanita in einer halben Stunde war.

Ryan öffnete erst wieder den Mund, als ich den Golf fünf Minuten später vor unserem Haus parkte.

„Mum ist wieder da!“, sagte er völlig unvermittelt.

Ich runzelte die Stirn. Richtig, ihr silberner Volvo stand jetzt wieder an der gewohnten Stelle. Sein Fehlen war mir heute morgen gar nicht aufgefallen… Also war sie heute morgen doch nicht zu Hause gewesen. Sehr seltsam.

Es war zwar durchaus nichts neues, das meine Mutter mal über Nacht wegblieb, aber dann saß sie entweder im Büro von Dads Firma fest oder war mit einer ihrer Freundinnen aus gewesen. Aber gestern hatte sie ein DATE! Das war dann doch was anderes, das passte so gar nicht zu meiner Mutter… Wo die sich wohl wieder rumgetrieben hatte?

Ich schnappte mir meine Tasche vom Rücksitz und lief hinter Ryan her, der bereits die Haustüre aufgeschlossen hatte und auf dem Weg nach oben war. In der Wohnung verteilte sich bereits der verführerische Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen.

Ich stöhnte. Das musste ja ernster sein, als ich gedacht hatte… Meine Mutter versuchte sich nur höchst selten im Kochen. Eigentlich war das mein Job oder der des Chinesen um die Ecke. Meistens schwang meine Mutter auch nur dann den Kochlöffel, wenn sie etwas zu beichten hatte.

Irgendwie war ich froh eine Ausrede zu haben, um gleich wieder verschwinden zu können. Deshalb steckte ich nur kurz den Kopf zur Küchentür hinein, sagte „Hallo“ und verschwand wieder, bevor meine Mum mit ihrer Litanei beginnen konnte.

„Mia, bleibst Du nicht zum Essen?“, rief sie mir hinterher.

„Nein, Mum, ich hab noch eine Verabredung mit Tan!“

Das laute Seufzen, das aus der Küche als Antwort kam, war selbst einen Stock höher nicht zu überhören, in den ich mich mittlerweile begeben hatte.
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Aber ich hatte wirklich nicht mehr viel Zeit, nachdem Ryan mich so lange hatte warten lassen. Ich schlüpfte also in meine schwarzen Hotpants und ein schlichtes rotes Top, schnappte mir meine Laufschuhe und lief barfuß die angenehm kalte Steintreppe hinunter.

Im Flur lief mir meine Mutter über den Weg. Erstaunt sah sie mich an. Es war eigentlich nicht meine Art ohne Essen aus dem Haus zu gehen, doch heute war ich viel zu aufgeregt, um nur annähernd einen Bissen hinunter zu bekommen. Ich drückte ihr flüchtig einen Kuss auf die Wange und beeilte mich aus der Wohnung zu kommen.

Hinter mir hörte ich meine Mutter noch rufen: „Mia, bitte sei…“

Doch den Rest des Satzes hörte ich schon gar nicht mehr…



Von unserer Wohnung zum Central Park waren es ungefähr fünf Minuten zu Fuß und da Tani in meiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnte, hatten wir uns verabredet, um uns gemeinsam auf den Weg dorthin zu machen.

Als ich die Tür hinter mir schloss, stand Tan bereits in den Startlöchern. Auf dem Gehweg vor unserem Haus machte sie eifrig ihre Dehnübungen. Ich musste grinsen. Einige ihrer Figuren sahen einfach zu komisch aus.

Ich tippte ihr sachte auf den Rücken, um sie nicht zu erschrecken und sie löste sich aus ihrer Verrenkung.

„Oh, hey, da bist Du ja!“

„Jap, da bin ich! Los, lass uns gehen, ich bin schon ganz nervös…“

Tani lachte und gemeinsam joggten wir Richtung Park.

Als die ersten Bäume des Central Parks unseren Weg säumten, war meine Anspannung mir scheinbar deutlich anzumerken, denn Tanita warf immer wieder Kontrollblicke in meine Richtung, wie um sicherzustellen, dass ich es mir nicht plötzlich anders überlegte und auf der Stelle kehrt machte. Doch mein Entschluss stand fest. Und wenn es der selbe Kerl war, der mich heute morgen über den Haufen gefahren hatte, konnte er sich auf eine Standpauke gefasst machen. Bei der Erinnerung daran schmerzte mir der Hintern immer noch…

An einer Bank am Lake stoppe Tani abrupt. „Mia, warte mal!“

Ich hielt an und lief die drei Schritte, die ich bereits weiter war, zurück und sah sie fragend an.

„Wo hast Du Mr X denn getroffen?“

Oh, diese Überlegung war gar nicht so doof.
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Ich mit meiner ungestümen, ungeduldigen Art wäre einfach ohne Plan drauf los gerannt.

Ich sah mich um und deutete auf die Brücke, auf der ich mit ihm zusammengestoßen war. „Dort vorne!“

Tani nickte. „Gut, dann lass uns hier Platz nehmen. Ich würde vorschlagen, wir bleiben erst mal hier und schauen, wer hier alles so vorbei kommt. Mehr Möglichkeiten, als zu warten, haben wir ohnehin nicht…“

Da hatte sie Recht. Wir einigten uns darauf, uns vorher noch mit einem Eis des besten Eisverkäufers im Central Park zu versorgen und setzten uns dann auf die Bank und beobachteten die Leute und überlegten uns, wer sie wohl waren.

Die Sonne brannte heftig, selbst um diese Zeit. Sie stand noch hoch genug am Himmel, um die Wolkenkratzer zu übertrumpfen.

Nach einer geraumen Zeit begann ich ungeduldig zu werden. Mein Eis hatte ich aufgegessen und die Sonne machte mich zu träge, um meine Fantasie weiter anzustrengen. Auch Tani neben mir rutsche immer tiefer in die Bank. Irgendwann ließ sie einen lang gezogenen Seufzer hören.

„Ganz Deiner Meinung!“, stimmte ich ihr zu und wischte mir den Schweiß von der Stirn.

„Hast Du noch eine Idee? Oder wollen wir abbrechen?“

Ich zuckte die Schultern. „Naja… ich weiß nicht. Findest Du es sehr bescheuert, wenn ich einfach den gleichen Weg wie am Samstag noch einmal laufe, in der Hoffnung nochmal in ihn rein zu laufen?“

Tani ließ ihr glockenhelles Lachen hören. „In Deinen Fall, Mia, finde ich gar nichts mehr verrückt. Und bei Deinem Pech schaffst Du das sogar noch, ein zweites Mal in ihn rein zu laufen!“

Ich musste grinsen. Da hatte sie leider – oder, wie sich später herausstellte, glücklicherweise – recht!
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Punktestand der Geschichte:   237
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Kommentare zur Story:

  Ein Déjà – vu oder kennt Mia wirklich den Jungen auf dem Fahrrad? Schön, dass sie gemeinsam mit ihrer Freundin, der Sache nachgehen will. Werde gleich das nächste Kapitel lesen.  
   Petra  -  11.07.10 23:06

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Interessante Kommentare

Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

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