Tell You My Story - 11. Kapitel   235

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches

Von:    Summer Peach      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. Dezember 2010
Bei Webstories eingestellt: 15. Dezember 2010
Anzahl gesehen: 2662
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Ständig wachte ich auf und lauschte auf die Geräusche im Haus, immer in der Angst, mein Stalker könnte auf verrückte Ideen kommen. Den Brief und die Kette hatte ich in sicherer Entfernung verstaut, als ich nach Hause gekommen war. Ich wollte nicht ständig daran erinnert werden.

Als ich das letzte Mal wach wurde, war es zwanzig vor fünf. Dementsprechend gerädert war ich, als um sieben Uhr mein Wecker klingelte und ich mich völlig unausgeschlafen aus dem Bett quälte. Auch mein Spiegelbild konnte von meiner Nacht erzählen. Dunkle Schatten umrahmten meine grünen Augen, die ich nicht mal richtig öffnen konnte. Ich stützte mich auf dem Waschbecken auf und seufzte. Und in diesem Zustand wollte ich heute meinen unbekannten Joggingpartner treffen…

Nachdem ich geduscht hatte, begann ich meine Haare zu zöpfen und dachte über den bevorstehenden Tag nach. Siedend heiß fiel mir der angekündigte Politik-Test ein – und dass ich kein bisschen gelernt hatte! Aber das war bei der ganzen Aufregung gestern absolut nicht möglich gewesen.

Ich ließ das Gummi um das Ende meines Zopfes schnalzen. Zum Glück würde Tanita mich an diesem Tag mitnehmen, sodass ich wenigstens während der Fahrt etwas Zeit hatte mir meine Notizen anzusehen.

Bevor ich mich auf den Weg nach unten machte, schnappte ich mir meine Tasche und öffnete mein Zimmerfenster weit, um die frische Sommerluft hereinzulassen. Noch war sie frisch, doch spätestens am Mittag würde die Hitze unerträglich sein.

Ich warf einen letzten Blick zurück und lief dann die Steintreppe hinunter. Als meine Füße die kalten Steinplatten berührten, erwachten meine Lebensgeister. Jetzt sah der Tag schon nicht mehr ganz so schlimm aus. Ich nahm neben meiner Mutter am Küchentisch Platz und trank einen Kaffee, damit heute auch wirklich nichts mehr schief gehen konnte – abgesehen von Politik vielleicht…

Die Zeitung meiner Mutter raschelte, als sie diese neben ihre Kaffeetasse legte und ein breites Grinsen entblößte. Das war kein gutes Zeichen. Ich wusste nicht, ob ich schon für neue Horrorgeschichten bereit war, doch Mum schien nicht mehr an sich halten zu können.

„Ich hab’s getan!“, platzte sie heraus und ihr Grinsen wurde noch breiter, sofern das überhaupt möglich war.
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„Ich habe ihn angerufen!“

Ich verzog das Gesicht. Genau für diese Art von Geschichten war ich noch nicht bereit! Da half nicht mal ein Kaffee!

„Und?“, frage ich zerknirscht, denn eigentlich wollte ich es gar nicht wissen – zumindest jetzt noch nicht!

„Wir haben uns verabredet!“ Sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und um den Tisch zu tanzen.

„Mum, das ist toll!“, rief ich gerade so enthusiastisch, dass sie es mir abkaufte. Ich freute mich ja für sie, war für weitere Details aber definitiv noch nicht bereit. Doch ich hätte es besser wissen müssen, denn schon plapperte meine Mutter munter weiter.

„Weißt Du, als ich seine Stimme am Telefon hörte, war sie so vertraut. Ich hätte ihm ewig zuhören können. Er heißt genau wie Dein Vater, Mia. Ist das nicht lustig? Auf jeden Fall hat James mich für Freitagabend eingeladen. Er holt mich ab und wir gehen zusammen ins…“

Tanitas Hupen unterbrach Mums Redefluss und rettete mich. Ich sprang auf und schnappte mir meine Tasche.

„Sorry, Mummy, ich muss los!“ Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange, schlüpfte in meine im Flur stehenden Flip-Flops und ergriff die Flucht!



Der Motor heulte laut auf, als Tanita ein wenig zu früh in einen niedrigeren Gang schaltete. Ich blickte auf, als sie zwischen zwei sehr teuer aussehenden Autos gekonnt einparkte.

Seufzend packte ich meine Notizen in meine Tasche. Genutzt hatten sie nicht wirklich viel. Allerdings war ich lieber schlecht als gar nicht vorbereitet.

Tanita war bereits ausgestiegen und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Dach ihres giftgrünen Autos. Ich wusste, dass ich mir absichtlich Zeit ließ, aber ich wusste genauso gut, dass Tanita zu ihrem ersten Kurs musste. Also beeilte ich mich auszusteigen, verabschiedete mich von ihr und schlenderte gemütlich über den sonnigen Parkplatz.

„Mia!“

Ich drehte mich um. Hinter mir fuhr Leo mit seinem offenen Jeep auf den Parkplatz und winkte mir. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als ich innehielt und auf ihn wartete. Den Politikkurs belegten wir gemeinsam – was für ein Zufall!

„Na, bist Du vorbereitet?“, fragte er mich, als er zu mir aufgeschlossen hatte.
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Ich verzog das Gesicht. „Frag lieber nicht…“

Seine tiefschwarzen Augen strahlten, als er mich angrinste und mir wie zufällig seinen Arm um die Schultern legte. Erst jetzt merkte ich, dass ich ihn anstarrte. Seine braunen Locken, die ihm in die Stirn fielen und die schwarzen Augen, die von der Sonne zum Glitzern gebracht wurden, sahen aber auch einfach zu gut aus… Ich riss mich zusammen und wandte den Blick von ihm ab. Die Röte schoss mir ins Gesicht – aber nur bis zu dem Moment, in dem mir Tanitas Worte von gestern einfielen.

„Der Laden gehört Mrs McKenzie!“

Mrs McKenzie – Leos Mutter. Soweit hatte ich gestern gar nicht gedacht. War vielleicht Leo der Verfasser der unheimlichen Briefe?

Ich beschleunigte meine Schritte, um seinen Arm von meinen Schultern zu schütteln. Gerade war mir die Berührung sehr unangenehm. Vielleicht sollte ich ihn einfach fragen…

Doch dann holte mich die Vernunft ein. Nicht jetzt. Ich passte meine Schrittgeschwindigkeit wieder seiner an und schon gleich ruhte sein Arm wieder auf meinen Schultern, als würde er dorthin gehören. Auch die Verwirrung, die ihm auf Grund meines merkwürdigen Verhaltens ins seinem Gesicht geschrieben stand, verschwand wieder.

„Also, Mia“, lächelte Leo und hielt mir galant die Klassenzimmertüre auf, „dann auf in den Kampf!“

Er nahm noch einmal meine Hand und drückte einen leichten Kuss auf die Handfläche. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter, als er mich etwas verdattert stehen ließ und sich lässig auf seinem Stuhl in der letzten Reihe platzierte.

Ich blinzelte zweimal kurz. Den Blick auf meine Hand geheftet nahm ich ebenfalls Platz. Mrs Radcliffe war bereits dabei die Blätter für den Test auszuteilen, doch ich hatte das Gefühl, dass mir nichts mehr etwas anhaben könnte. Als würde ich zwei Zentimeter über dem Boden schweben. Manchmal war die Wirklichkeit zu verrückt für mich…



Das Schwebe-Gefühl war nach der Politik-Stunde wie weggeweht. Der Test war wie erwartet ziemlich ernüchternd gewesen und ich konnte froh sein, wenn ich etwas mehr als die Hälfte der Punkte erreicht hatte. Mein einziger Lichtblick war ein erneutes Gespräch mit Leo nach Politik gewesen. Doch er hatte genauso schnell die Flucht ergriffen wie meine gute Laune.
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Ich fischte in meinem Spind nach „Stolz und Vorurteil“ und knallte die Türe zu. Tanitas Spind erzitterte und Tanita davor zuckte zusammen.

„Wow, Du hast ja spitzenmäßige Laune…“ Nur mit Mühe konnte sie ein Grinsen unterdrücken.

„Ja, allerdings!“ Abermals erzitterte die Spind-Reihe, als ich mich mit dem Rücken dagegen fallen ließ. „Leo macht plötzlich einen auf Lover, Politik hab ich verhauen und mir graut es vor heute abend!“ Ich atmete laut hörbar aus.

Tanita lacht auf. Sie verriegelte ihren Spind und ließ sich ebenfalls dagegen sinken. „Das mit Leo und dem Lover musst Du mir erklären.“

In wenigen Worten umriss ich meinen Morgen für Tanita. Als ich von Leos Kuss erzählte, starrte ich meine Hand an und beschwor die Erinnerung daran herauf. Noch nie hatte ich so viele Schmetterlinge im Bauch gehabt wie in diesem Moment. Doch Schmetterlinge haben Flügel und verschwinden genauso schnell wieder wie sie auftauchen.

Ich seufzte.

„Nimm’s Dir nicht so zu Herzen, Mia. Das ist Leo. Er war doch schon immer so.“ Tanita redete mit ihrer ruhigen Stimme auf mich ein. Es trug zwar nicht zur Besserung meiner Laune bei, bewirkte aber, dass ich mich nicht mehr ganz so unwohl fühlte. „Außerdem…denk daran, vielleicht sind die Briefe von ihm…“

Ich nickte. Der Ekel machte sich wieder in mir breit, auf einmal war mir der Gedanke an Leos Kuss unangenehm und ich verzog das Gesicht.

Tanita grinste. „So, und jetzt lass uns überlegen, was wir Dir heute Abend anziehen!“

Sie hakte sich bei mir unter und gemeinsam schlenderten wir lachend über den sonnigen Campus.
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Punktestand der Geschichte:   235
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Kommentare zur Story:

  Ist Leo der Verfasser der Briefe? Immerhin scheint er Mia zu gefallen. Aber das Ganze ist einfach zu unheimlich. Spannend - mal sehen wie es weitergeht.  
   Petra  -  17.12.10 21:50

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