Ein Schmaler Grad Kapitel 7   386

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Lilly      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 21. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 21. April 2010
Anzahl gesehen: 2905
Seiten: 15

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Kapitel 7



„Miss den Nächsten nicht nach dem eigenen Maß“



W. Shakespeare



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Es dämmerte schon in den frühen Abend hinein und alle befanden sich draußen auf dem Hof. Unzählige Fackeln erhellten die herannahende Dunkelheit, ein großes Feuer erwärmte den Hof und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Flöten und Dudelsäcke spielten schnelle und heitere Melodien und es wurde auch getanzt. Auf vier kleineren Feuern hing jeweils eine große Sau und wartete wohl duftend darauf verzehrt zu werden und um ein großes versammelte man sich um sich zu unterhalten und zu trinken. Die Soldaten der Lairds feierten ausgelassen und alle schienen Spaß zu haben. Es war fürchterlich laut, viel zu überfüllt und unübersichtlich, aber ausgesprochen friedlich. Wein und Ale floss in Strömen, es wurde getanzt, Späße getrieben und in manch einer Ecke auch lauthals gestritten, was kein anderer zu beachten schien. Es schien ein geordnetes Chaos für die, die solch zusammentreffen kannten und mochten, doch für Lea und Isabella war es die Hölle schlechthin. Gewirr, Krach, schlechtes Benehmen und viel zu voll. Betrunkene die unachtsam umher stolperten, singend sich an die Mägde schmiegten und andere wiederum die ihnen ständig viel zu nahe kamen. Immerzu mussten sie auf sich acht geben, gierigen Händen ausweichen und Lea war es so, als würde dieser verdammte Plaid gar nichts bringen. Es schien ihr, als wäre dieses Stück Stoff eher eine Herausforderung, als eine Abschreckung.

Die beiden Soldaten die eigentlich abgestellt wurden um auf sie acht zu geben, um Lea und Isabella auf Schritt und Tritt zu folgen, waren schnell betrunken und irgendwohin mit willigen Mägden verschwunden. Lea wusste, dass dies wohl noch Ärger geben würde, wenn der Laird dies erfuhr.

Lea stand nach einer Weile mit Tyra und Isabella in einer dunklen Ecke, und sie beobachteten alles aus sicherer Entfernung. Ab und an kamen auch wohlerzogene junge Soldaten zu ihnen und forderte Lea oder Isabella zum tanzen auf. Lea lehnte immer wieder ab, ihr war nicht zum tanzen zu Mute, während Isabella hin und wieder zusagte und das nicht gerade wiederwillig, denn sie hatte wirklich viel Freude am tanzen und man hörte sie immer wieder lachen.
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Tyra beobachtete Lea eine Weile stumm und betrachtete ihr besorgt wirkendes Profi im Schein einer Fackel. Sie machte sich solch unglaubliche Sorgen, das ihre Wut auf Wilbert auf einmal wieder aufflammte.

„Was ist wirklich im Saal passiert?“

Fragte Tyra auf einmal aus dem Nichts heraus und Lea sah zu ihr hin. Es dauerte einen kleinen Augenblick bis sie die Worte in ihrem Kopf sortieret hatte, denn unzählige Gedanken kreisten zurzeit darin umher. Verkrampft versuchte sie Ruhe zu bewahren, während sie sich dumm stellte:“ Ich weiß nicht was du meinst?“

„Oh bitte, ich sehe dir doch an, dass dich etwas belastet, jeder Blinde würde das sehen.“

Tyra wurde ungeduldig und Lea erklärte ihr ruhig, eine Hand auf ihren Arm legend:“ Sei mir bitte nicht böse, aber ich will nicht darüber reden, vielleicht … ja vielleicht morgen. Entschuldige mich bitte.“

Dann ging sie einfach ...

Dieser Tag hatte sich zu einem fürchterlichen Fiasko entwickelt und sie hatte einfach keine Lust mehr, diesem absurden Treiben bei zu wohnen.

Lea stieg die Stufen zur Burg hinauf und durchquerte die leere Vorhalle. Sie lief schnurstracks zur Küche, denn ein Stückchen loser Stoff hing am Saum ihres Kleides und störte sie schon die ganze Zeit. In dem Raum befand sich kaum noch ein Möbelstück, alles war nach draußen gebracht worden um die Gäste besser bewirten zu können und doch beherrschte ein unglaubliches Durcheinander diesen großen und nun fast dunkle Raum. Nur eine kleine Fackel am Eingang beleuchtete etwas den nach Fett und Sud riechenden Raum.

Lea suchte nun schon eine Weile nach einem Messer und murmelte etwas Unverständliches wütend vor sich her, weil sie glaubte, hier keines mehr finden zu können. Sie wollte nicht die Mägde danach fragen, sie hatte überhaupt keine Lust mit irgendjemanden auch nur ein Wort zu wechseln.

„Kann ich Euch vielleicht behilflich sein?“

Eine tiefe fremde Stimme lies sie auffallend erschrocken herumfahren und sie erkannte sofort MacNamara, der an einem Schrank am Eingang lehnte und sie schamlos von Kopf bis Fuß ausgiebig betrachtete. Auf seinem Mund lag so ein seltsames undefinierbares schmunzeln, das sie noch wütender und gereizter werden lies.
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„Nein danke“, war ihre kühle und übelgelaunte Antwort, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte und wandte sich wieder ihrem Tun zu. Unbeeindruckt von seinem anmaßenden Blick, murmelte Lea erneut etwas Unverständliches und kramte weiter im schmutzigen Geschirr herum.

„Soll ich Euch nicht doch besser behilflich sein, bei dem was auch immer Ihr da tut?“

„Weshalb“, begann Lea murrend, ohne sich umzudrehen:“ Das Ihr dann diese Gefälligkeit wieder einfordern könnt …? Wie schon gesagt, nein danke?“

Ein vielsagendes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er ihre Worte vernahm. Er drückte sich vom Schrank ab, trat etwas weiter in den Raum und warf nebensächlich klingend ein:“ Aber ihr verschmutzt Euer Kleid an dem schmierigen Geschirr.“

Lea hielt kurz in ihrem Tun inne und seufzte schwerfällig.

„Es freut mich überaus, Laird MacNamara, das Euch das Wohl einer Dame so sehr am Herzen liegt und das einmal abgesehen von ihrer Herkunft …“, sie stockte kurz mit ihrer hochgestochen klingenden Rede, denn sie glaubte unter dem Stapel von Schalen und Töpfen endlich etwas scharfest zu fassen zu bekommen:“ Doch ist es nur Stoff, etwas das man reinigt oder wegwirft, nichts an dem mein Leben hängt.“

Sie machte sich wohl nichts aus ihrem Stand und dem dazugehörigen Anstand und das beeindruckte ihn schon ein wenig. Er hatte noch nie eine Dame und schon gar nicht eine englische gesehen, die mit beiden Armen, bis zu ihren Ellenbogen, in dreckigem und mittlerweile stinkendem Geschirr wühlte, weil sie etwas suchte, was auch immer das war.

„Also, versteht Ihr mit Sicherheit“, sie klang etwas angesträngt:“ Das ich Eure Hilfe nicht annehmen muss, ich packe das schon ...“

In dem Augenblick, als sie das sagte, ergriff sie die Klinge und riss daran. MacNamara zuckte zusammen, als ein dumpfer Schmerzensschrei, der auch als ein fluchen gedeutet werden konnte, aus ihrer Richtung kam und sofort war er bei ihr. Beherzt drehte er sie um und sah direkt, das sie sich die rechte Hand hielt und dann das Blut, das auf den Boden tropfte. Ihr Gesicht war rot, doch nicht vor bitterlichen Schmerzen, sondern ihm schien es eher so, als wäre sie unglaublich wütend.

„Verdammt noch eins“, fluchte sie nun verständlicher Weise und stampfte mit ihrem linken Fuß kräftig auf.
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„Lasst mich sehen.“

Es war keine bitte - oh nein - seine Stimme war unwahrscheinlich dunkel, so dass sie glaubte, er würde sie gleich für ihre Dummheit bestrafen wollen. Deshalb gehorchte sie erzwungener Masen, nahm ihre andere Hand weg und öffnete ihre verkrampften Finger. Lea hörte das er scharf den Atem einzog, als sie ihre Verletzung preis gab und nörgelte ihn darüber hinweg an:“ Ach tut doch nicht so übertrieben, das ist nichts.“

Es war mehr um sich selbst zu beruhigen, denn irgendwie alarmierte sie sein erschrockener Gesichtsausdruck.

„Nach nichts sieht es aber ganz und gar nicht aus und hört auf mich an zu maulen, denn nicht ich habe nach etwas scharfem gegriffen ohne zu wissen was es ist.“

Er hatte sich mehr zu ihr heruntergebeugt um sie zu Recht zu weisen und blickte ihr somit direkt in die dunklen Augen. Jedoch Lea meinte davon vollkommen unbeeindruckt, mit den Schultern zuckend:“ Ich wusste was es war, es war ein Messer.“

Verblüfft blickte er sie an, während er sie hinter sich herzog, zu einem der Wasserkrüge.

„Wofür braucht Ihr ein Messer, müsst Ihr Euch etwa vor irgendjemand schützen?“

Dicht zog er sie an seine Seite und hielt ihre noch immer blutenden Hand über eine Schüssel, doch Lea trat wieder etwas von ihm zurück und fragte skeptisch:“ Weshalb, sollte ich mich vor irgendjemand schützen müssen?“

Ein schmunzeln durchzog sein Gesicht und er verstand sofort worauf sie hinaus wollte. Was für ein seltsames Weib, schoss es ihm erneut durch den Kopf. Kraftvoll zog er sie zurück an seine Seite und widmete sich schweigend von neuem ihrer Verletzung. Schnell goss er das kalte Wasser über die Wunde und Lea konnte nur schwerlich ein Stöhnen unterschlucken, doch er spürte wie sie sich in seinem Arm versteifte. Schnell erkannte er, dass es doch kein sehr tiefer Schnitt war und bereits Morgen würde sich eine juckende Kruste darüber gebildet haben. Er zog ein sauberes, prächtig besticktes weißes Tuch unter seinem Plaid hervor und wollte es ihr um die Hand wickeln, doch Lea zog fast schon erschrocken diese zurück. Mit gerunzelter Stirn sah er sie an und sie deutete auf das Tuch in seinen Händen und erklärte ihm:“ Ihr werdet es ruinieren, Sir und das wäre schade, sieht es mir doch sehr edel aus.
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Blitzschnell, so das sie überhaupt nicht reagieren konnte, umfing er wieder fordernd ihr Handgelenk und blickte auf die Wunde die erneut das Bluten angefangen hatte. Sein Gesichtsausdruck war ernst, als er ihr erklärte, während er das Tuch um ihre Hand schlug: „Stoff, Mylady, nur Stoff.“

Somit erinnerte er sie an ihre eigenen Worte, doch Lea warf unbeeindruckt ein:“ Mein Kleid, sicherlich! Doch dies könnte das Lieblingstuch Eurer Mutter gewesen sein und ich glaube kaum das sie erfreut darüber wäre, es an mich zu verschwänden.“

Warum er auf einmal schallend begann zu lachen, verstand Lea überhaupt nicht und blickte wütend auf ihre Hand und das Tuch, das er nun sorgsam zusammenknotete. Weshalb machte er sich lustig über diese Wohl gemeinten Worte?

Ihre Gedanken wurden jäh übermannt, als er ihre verbundene Hand an seine Nase führte und an dem Tuch roch, während er leise flüsterte:“ Nein, es gehörte einst sicherlich nicht meiner Mutter, wohl eher einer jungen Dame, der ich einmal sehr zugetan war.“

Ein süffisantes Lächeln umspielte seinen Mund und er hauchte einen Kuss auf den Knoten.

Lea kochte vor Wut, riss ihre Hand aus der seinen und knurrte:“ Gut, wenn es eine schottische Dame war, die sich Euch bewusst hingegeben hat, dann wird es wohl durch mein englisches Blut nicht verschandelt.“

„Wohl kaum“, bestätigte er wieder lachend. Sie amüsierte ihn ungemein und er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern wann er das letzte Mal so oft hintereinander und absolut herzhaft lachen musste.

„So“, er verschränkte nach einem Moment seine Arme vor der Brust und fragte Ernst:“ Wofür braucht eine Dame, wie Ihr es allem Anschein nach seid, nun ein Messer?“

Lea hörte die Ironie in seiner Stimme, als er sie Dame nannte, schwieg aber und beobachtete wie er ein Messer aus einer ledernen Scheide zog, das an seinem Gürtel hing und es ihr entgegen hielt.

„Nicht um einem Mann das Leben zu nehmen …“, kurz durchsuchte sie sein überlegen wirkendes Gesicht und meinte leise, mehr zu sich, aber dennoch für ihn verständlich:

„Obwohl es mir gerade ungemein in den Fingern juckt.
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Jetzt schmunzelte er wieder und zog nur eine Augenbraue in die Höhe, während Lea völlig entnervt ihren Rocksaum etwas anhob und übertrieben pikiert erklärte:“ So ein aufdringlicher Soldat, ich glaube es war einer der Euren - nein - es war mit Sicherheit einer von Euren Männern, lief mir wie ein Hund hinterher und trat mir ständig auf den Saum. Jetzt ist mein Kleid ruiniert und ich will versuchen den Schaden in Grenzen zu halten, damit man es nicht noch mehr zerstört. Das wäre wohl den Zweck heute nicht von nutzen.“

Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, ihr zustimmend, obwohl seine Augen etwas hohn wiederspiegelten. Auf einmal ging er völlig unvermittelt vor ihr auf die Knie und Lea fragte entsetzt, einen Satz nach hinten machend:“ Was tut Ihr da?“

„Da einer meiner Männer es zerstörte, wie Ihr gerade behauptetet habt, werde ich es wieder reparieren und … ich gebe ungern eine meiner Waffen aus den Händen und schon gar nicht in englische.“

Doch Lea trat hektisch noch etwas mehr von ihm fort und sagte forsch:“ Das müsst Ihr nicht tun, ich werde es selbst erledigen und wenn nicht mit Eurer Klinge, dann mit einer anderen.“

Doch er war wieder ganz schnell dicht bei ihr, packte den Saum und schnitt den losen Stofffetzen ab, dabei streichelte seine Hand fast unmerklich ihren Knöchel, als er den Rock zurück gleiten lies. Sie zeigte keinerlei Regung, als er vom Boden aufblickte.

„Danke“, sagte Lea leise und wollte gehen, sich aus dieser seltsamen Situation entfernen, doch er erhob sich hastig, packte sie an ihrem Handgelenk und zog sie zurück, dicht an sich heran. Verwirrt sah sie zu ihm auf und fand, das sie ihm viel zu nahe stand, doch er lies ein zurückweichen nicht zu. Einen Augenblick lang sah er ihr schweigend in die Augen und Lea starrte mutig zurück, nicht wagend auch nur einmal zu zwinkern.

„Ich möchte mich entschuldigen“, begann er mit einem mal ganz leise, seine Stimme war sanft und sein Atem roch angenehm nach süßem Wein:“ Ich wollte Euch heute Nachmittag keine Angst einjagen.“

Es gefiel ihm, wie sie auf seine Entschuldigung hin ihre Stirn kräuselte und ihm ganz gelassen erklärte:“ Ihr habe mir keine Angst gemacht, Sir, Ihr habt mich verärgert.
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„Ihr habt keine Angst vor mir?“

Fragte er hörbar überrascht, und Lea dachte einen übertrieben langen Moment über seine Frage nach, ihre Augen starr auf seine Brust gerichtet.

Er schien belustigt über ihre konstruktive Pause zu sein und doch versuchte er krampfhaft ernst auszusehen.

Plötzlich sah sie ihn wieder an und sagte überzeugt gelassen:“ Nun, ich habe geradeausführlich meine Gefühle durchforscht und kann mit völliger Überzeugung sagen - nein - da ist keinerlei Furcht! Auch wenn ich schreckliche Geschichten über Euch gehört habe, Laird MacNamara, mach Ihr mir keine Angst. “

Er lachte erneut herzhaft und sie betrachtete ihn skeptisch, noch immer in seinem festen, unnachgiebigen Griff gefangen. Sie wollte sich dem entwinden, doch ahnte sie, das dies vergeudete Energie wäre und so versuchte sie einfach nur soviel Abstand wie nur möglich zwischen sich und ihn zu bringen, worin sie kläglich versagte.

„Welche Geschichten habt Ihr den gehört?“

Unterbrach er ihr tun und sein Gesicht kam dem ihren noch etwas näher, als er atemlos seine Frage stellte und Lea lehnte sich noch etwas mehr zurück um diesen auszuweichen.

„Übertriebene Märchen, Laird MacNamara, alberne Geschichten, die sich eingeschüchterte Frauen erzählen, die Euch nicht einzuschätzen wissen.“

Wieder schnellte seine Augenbraue in die Höhe und er fragte ungläubig:“ Und Ihr wisst mich einzuschätzen, ja?“

„Oh … ganz gewiss doch, so schwer ist das nicht“, begann sie ernst wie ein Priester, der seine Schäfchen versuchte von dem Willen Gottes zu überzeugen:“ Ihr seid ein Großmaul, dessen Ziel andere zu erschrecken mehr wiegt, als anderen zu gefallen.“

„Hm“, knurrte er und es schien ihr, als sei er nun nicht mehr zum Scherzen aufgelegt:“ Ich muss niemanden gefallen, Mylady, das habe ich nicht nötig.“

Jetzt war sie es, die ihre Augenbrauen in die Höhe riss und scheinheilig fragte:“ Nein? Wirklich nicht? Aber weshalb habt Ihr Euch denn dann bei mir entschuldigt …? Wohl nur ein Missverständnis, habe ich recht?“

Er nickte, seine Augen waren zu engen Schlitzen verzogen und erklärte ihr mürrisch:“ Wisst Ihr, das war Wilberts Wunsch, er dachte ich habe Euch erschreckt und da er keinen unnützen Streit mit seinem Weib provozieren wollte .
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..“

„Pha, das habt ihr aber nicht“, trotzte sie ihm Stolz:“ Aber dennoch muss ich Euch Eure Hingabe, Befehle anzunehmen, hoch anrechnen, schließlich seid Ihr selbst ein Laird.“

„Es war kein Befehl, es war eine Bitte, Weib.“

Langsam wurde er wirklich wütend und seine Umarmung wurde etwas fester und Lea spürte, dass sie allmählich zu weit ging. Er raubte ihr den Atem.

„Na schön …“, gestand sie übertrieben einsichtig ein, ihre Augen etwas verdrehend:“ Dann war es halt eine Bitte. Vergebt mir, Sir, dass ich Eure Autorität in Frage gestellt habe. Eure Bräuche und Eure Rangordnungen sind mir noch vollkommen Fremd“

Für einen Augenblick blieb Lea fast die Luft weg, doch dann fauchte sie:“ Verdammte Hölle noch eins, lasst mich endlich los, Ihr erdrückt mich.“

Schweigend ergründete er wieder einmal ausgiebig ihr Gesicht und befand, dass er noch nie einer solch schönen und überaus mutigen Frau gegenüberstand. Es war ihm schon in der Halle aufgefallen, doch war er zu diesem Zeitpunkt viel zu wütend, als das er diese Feststellung wirklich hätte zulassen können, obwohl er seine Augen nicht von ihr nehmen konnte. Aber erst jetzt verstand er die anderen vollkommen und hundertprozentig.

„Lea, wo steckst du?“

Hörten sie Tyras besorgte Stimme, etwas von der Küche entfernt und er ließ sie abrupt los, noch bevor sie die beiden entdeckte. Schnell trat er einen Schritt von ihr fort und steckte sein Messer wieder zurück, während Lea ihre Lungen endlich wieder mit Sauerstoff füllen konnte.

Als sie endlich Lea fand und sofort erkannte wer bei ihr in der dunklen Küche stand, stellte sie sich neben sie und fragte leise besorgt:“ Ist mit dir alles in Ordnung?“

Lea setzte ihr charmantestes Lächeln auf und sagte:“ Aber natürlich ist alles in Ordnung, ich habe mich verletzt“, sie hielt Tyra ihre verbunden Hand hin, die besorgt danach griff:“ Und Laird MacNamara hat mich kurzerhand verarztet“, sie lächelte ihn überaus übertrieben an und fragte Tyra:“ Ist das nicht nett von ihm gewesen?“

Skeptisch, denn Leas Tonwahl ließ sie an seiner Nettigkeit zweifeln, blickte Tyra zu dem gefürchteten Laird und meinte dennoch etwas zögerlich, ihren Anstand nicht vergessend: „Dann muss ich Euch wohl danken, Sir.
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Sie neigte ihren Kopf einmal kurz, doch er schwieg, Lea noch immer anstarrend. Sein Herz raste und er konnte kaum atmen, geschweige denn klar denken. Himmel … er hätte sie tatsächlich beinahe geküsst, wäre Wilberts Frau nicht aufgetaucht.

Verflucht, hätte dieses Weib nicht einen Augenblick später kommen können?

„Nun gut …“, ihre Augen flogen noch einmal skeptisch über den Laird drüber, der irgendwie verwirrt aussah und dann zu Lea, die sie wie immer anlächelte und meinte etwas zerstreut: „Komm Liebes, Wilbert sucht dich, er macht sich Sorgen.“

„Warum macht sich Gott und die Welt immer sorgen um mich?“

Fragte Leathendra hörbar genervt und ging, ohne sich von MacNamara zu verabschieden. Tyra blickte sich noch einmal um und sah auf einmal ein undefinierbares Grinsen auf seinem Gesicht und blickte schnell wieder fort. Was war das, was war zwischen den beiden geschehen? Fragte sie sich erschrocken und strich sich etwas verunsichert einmal über ihren angespannten Bauch. Draußen angekommen, fragte sie ihren Gast neugierig:“ Weshalb lächelt der Laird so seltsam, ich glaubte er könnte dies gar nicht?“

Doch Lea zuckte nur mit ihren Schultern, es interessierte sie schlichtweg nicht und war in ihren Augen keinem Gerede Wert.

„Lea“, rief Wilbert über einige Köpfe hinweg und kam ihr etwas entgegen:“ Ich habe Euch schon gesucht.“

Sie schmunzelte ihn freundlich an und sagte eindringlich:“ Um mich muss man sich keine Sorgen machen, Laird MacKneele, ich passe schon auf mich auf.“

„Dessen bin ich mir absolut Sicher, wirklich … aber Jason muss fortreiten, ein Bote kam, es gibt wohl einige Probleme auf dem Land der MacGreinley und da er dieses bald übernehmen wird, muss er seiner Pflicht folgen.“

Lea verstand nicht, was er mit dieser Rede bei ihr beabsichtigen wollte und sah ihn fragen an. Wilbert verdrehe seine Augen und erklärte ihr:“ Er ist bei den Ställen, vielleicht solltet Ihr Euch anstandshalber von ihm verabschieden.“

„Aber er kommt doch wieder zurück, warum sollte ich das tun?“

Sie war sichtlich verblüfft über seinen seltsamen Wunsch.
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„Nun, weil ich es sage.“

Er musste sich anstrengen um ruhig zu bleiben und um nicht zu schreien. Tyra erkannte den Grenzwert an Ruhe, legte ihre Hand auf seinen breiten Oberarm und sagte:“ Soll ich dich begleiten? Wir haben uns zwar schon alle verabschiedet, aber ich könnte es verstehen wenn du nicht alleine gehen möchtest.“

Verwundert schüttelte sie ihren Kopf und sagte, MacKneele durchdringend ansehend:“ Nein, ich … ich werde alleine gehen.“

„Ein Soldat wird Euch begleiten.“

Befahl Wilbert ernst und winkte einem seiner Männer zu. Doch noch bevor sie ihren Protest laut werden lies, ertönte eine Stimme:“ Ich werde sie begleiten.“

Hinter ihr stand MacNamara, langsam erkannte sie seine unverwechselbare Stimme. Tyra verkrampfte sich und wurde bleich. Sie verstand langsam gar nichts mehr. Welches Interesse verfolgte dieser schreckliche Mann?

Lea blickte kurz über ihre Schulter, sah sein heiteres Lächeln und flehte Wilbert daraufhin regelrecht an:“ Ich kann alleine gehen, wirklich.“

„Nein, es wird Euch jemand begleiten, es ist zu gefährlich.“

„Dann nehme ich den Soldaten.“

Erwiderte sie nun gelassen, als hätte sie das Recht zu wählen und verschränkte ihre Arme kämpferisch vor der Brust, um ihm zu zeigen, das sie das Gefecht für ihre Rechte aufnehmen würde. Doch der Soldat war schon längst wieder gegangen und in der Masse verschwunden. Wilbert ignorierte sie, als er sich MacNamara zuwandte und erfreut sagte:“ Seamas danke, Lady Bradley wird Euren Schutz gerne annehmen und ihn natürlich auch zu schätzen wissen.“

„Aber ich will …“, doch Wilbert hob seine Hand und brachte sie somit abrupt zum schweigen.

„Er begleitet Euch! Haben wir uns beide verstanden?“

Sein Gesicht war dicht vor dem ihren. Die dunkel gesprochenen Worte zischte er zwischen seinen Zähnen so leise es ihm möglich war hindurch. Ihr wurde Bewusst, das er keine Wiederrede zu lassen würde. So atmete Lea tief durch und nickte stumm, aber in ihr brodelte es ungemein und das konnte jeder anwesende sehen.

„Mylady“, sagte MacNamara belustigt und reichte ihr seinen Arm. Zögerlich ergriff sie diesen und sie gingen zusammen zu den Stallungen, Tyras bemitleidenden Blick auf sich wissend.
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Ein fürchterlich kalter Wind zog plötzlich auf und schob den beginnenden Winter zurück in das Bewusstsein. Er spürte das sie zitterte und so löste er sich von ihrer Hand und gab ihr anstandsgemäß seinen gefütterten Umhang. Sie zuckte erschrocken zusammen, als er ihn ungefragt um ihre Schultern legte und sich dann vor sie stellte, um diesen um ihrem Hals zu verschließen. Ihre Augen blickten ins Leere an ihm vorbei und es schien ihm, als würde sie die Luft anhalten und all ihre Muskeln anspannen.

Wenn er mit ihr sprach beunruhigte sie das nicht, seine tiefe Stimme, sein böser Blick, machten ihr keine Angst – aber wenn er sie berührte oder ihr in irgendeiner Weise nahe kam, dann war es ihm, als würde es sie all ihre Kräfte sammeln um nicht davon zulaufen oder gar umzufallen. Das gefiel ihm.

„Das Wetter hier ist nicht sehr beständig, daran gewöhnt man sich nicht so leicht.“

Sagte er tatsächlich freundlich klingend, während er wieder neben sie trat und ihre kalte Hand zurück auf seinem warmen Arm postierte, denn sie hätte es nicht getan.

„Ich las einmal“, begann Lea schlicht, seine Hand auf der ihren ignorierend:“ Wenn du das Wetter in Schottland nicht magst, dann warte eine Minute.“

Sie sah ihn nicht, denn es war dunkel um sie beiden herum, aber sie hörte ihn verhalten lachen. Lea war überrascht, das sie es mochte wenn er lachte.

„Wohl war“, stimmte er ihr zu und sah hinauf in die sternenklare Nacht:“ Wahrscheinlich wird es sehr bald Schnee geben, vielleicht sogar noch diese Nacht.

„Ich mag Schnee.“

Erwiderte sie ihm schlicht und tat es ihm gleich. Die Abendluft roch tatsächlich anders, ganz frisch und eisig. Die Sterne leuchteten hell, nur der Mond machte ihnen Konkurrenz.

„Weshalb? Es ist kalt, nass und die Vorräte schwinden.“

Er wollte wohl eine ganz normale Konversation mit ihr führen und da sie ihm nicht so schnell entkommen konnte, nahm sie daran höflicherweise teil.

„Das ist richtig und dennoch hat er etwas ruhiges, schlicht schönes an sich. Habt Ihr schon einmal in einer Vollmondnacht draußen gesessen und gesehen wie der Schnee dann schimmert? Viele behaupten, es sei eine triste Jahreszeit, alles ist tot und liegt brach.
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Doch wenn man nur ein einziges Mal genauer hinsieht, sieht man die Farben, Formen und das Leben, das es doch schafft die Kälte und ihre mit sich bringenden Gefahren zu bändigen. Den Sommer überlebt jeder, doch den Winter zu besiegen, das ist eine wahre Kunst.“

Während dieser ganzen Worte starrte er sie durch die Dunkelheit hindurch an und war von ihrer überaus sanften Stimme gefangen.

Himmel, sie konnte aus etwas trostlos weißem, aus schlicht gefrorenem Wasser, ein Wunder erschaffen und das nur alleine mit ihren Worten. Er war immer mehr von ihr Fasziniert und konnte rein gar nichts dagegen tun. Wehren schien zwecklos.

„Und dennoch bringt er viel zu oft den Tot“, wollte er ihre Begeisterung schmälern um seinen Verstand wieder auf die richtigen Bahnen zu leiten:“ Und wenn man es einmal genauer betrachtet, ist es nicht mehr als gefrorenes Wasser.“

Lea schwieg und schüttelte einfach nur ihren Kopf. Was sollte sie auch von einem Mann erwartet, der es gut fand und auch förderte, dass man sich vor ihm fürchtete?

Sie kamen endlich am Stall an und Lea sagte:“ Bitte wartet hier, während ich meinen Verpflichtungen nach gehe, weshalb auch immer.“

Er hörte ihren offensichtlichen Unmut, das gefiel ihm und nickte somit seltsam lächelnd.

Sie betrat den hell erleuchteten Stall und sah Jason, der gerade etwas geschäftig wirkend an seinem Sattel befestigte.

„Entschuldigt“, sagte sie leise und Jason drehte sich ihr zu. Eine plötzliche Heiterkeit durchzog sein Gesicht als er Lea erkannte und er trat auf sie zu.

„Der Laird hat mir gerade erzählt, dass Ihr uns verlassen werdet und da …“, Lea schluckte schwer:“ Wollte ich mich doch noch von Euch verabschieden.“

Sie log, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Es hörte sich wohl nicht gut an, wenn man berichtete, dass man gezwungen worden war und man den Sinn dessen überhaupt nicht verstand.

„Das ist sehr freundlich von Euch, Lea, aber ich werde in ungefähr einer Woche wieder zurück sein, noch bevor der Winter ganz da sein wird“

„Gut, dann …“, sie hasste es, wusste sie doch gar nicht was man von ihr erwartete und warum man sie zu so etwas zwang, verstand sie noch immer ganz und gar nicht:“ Wünsche ich Euch eine gute und erfolgreiche Reise.
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Sie wandte sich um und wollte gehen, als er noch einmal ihren Namen rief. Schnell stand er auch schon vor ihr und nahm ihre Hände in die seinen. Er bemerkte ihre Verletzung gar nicht während er etwas euphorisch sagte:“ Und wenn ich wiederkomme, dann lesen wir noch etwas aus dem Buch und streiten uns darüber. In Ordnung?“

Lea bemerkte direkt, dass er seltsam nervös war und das, was sie auf einmal in seinen Augen sah, ängstigte sie irgendwie, denn sie glaubte Leidenschaft in ihnen erkannt zu haben. Doch das war schier unmöglich, das konnte nicht stimmen! Sie musste unter Halluzinationen leiden … wahrscheinlich war es das … sie litt unter Wahnvorstellungen! Die letzten Tage waren wohl etwas zu viel des guten gewesen.

Vorsichtig, um ihn nicht zu kränken, entzog sie ihm ihre Hände und sagte dennoch ungewollt kühl:“ Wir werden sehen, schließlich will ich Euren Bruder nicht noch einmal verärgern. Beannachd leat (auf Widersehen), Jason MacKneele.“

Dann eilte sie an ihm vorbei und spürte seinen Blick auf sich, bis sie aus dem Stall gehuscht war.

Draußen traf sie sofort auf MacNamara, der viel zu dicht an der Tür stand. Wutschnaufend lief sie an ihm vorbei und fragte ärgerlich, zurück zur Burg eilend:“ Warum verlangt man von mir so etwas unsinniges?“

„Hm … ich könnte mir vorstellen weshalb.“

Ertönte es hinter ihr und abrupt blieb sie stehen. Krampfhaft versuchte in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen, doch es gelang ihr einfach nicht. Das Mondlicht kam hier nicht hin und die Sterne reichten dazu nicht aus. Sie hasste es die Mimik ihres Gegenübers nicht sehen zu können, wie sollte sie so auf seine Worte richtig reagieren?

„So, und was glaubt Ihr zu wissen?“

Sie wollte nicht den Eindruck hinterlassen, dass es sie allzu sehr interessierte was er dachte oder annahm und versuchte deshalb so gelangweilt wie möglich zu wirken.

„Er beginnt sich in Euch zu verlieben, unschuldige englische Lady und sein Bruder hat dies erkannt und will ihm und Euch etwas unter die Arme greifen.“

Dann lief er weiter, mit großen Schritten an ihr vorbei, sich seinem Triumph bewusst. Lea folgte ihm vollkommen aufgebracht.
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„Das ist unmöglich, sein Hass gegenüber meiner Herkunft ist unüberwindbar.“

Sein lachen machte sie zornig, sie begann es nun doch allmählich zu verabscheuen. Mit einem großen Satz sprang Lea vor ihn und nur mühsam konnte er sich selbst zum stehen bewegen, bevor er mit ihr zusammen prallte. Jetzt endlich konnte sie sein Gesicht erkennen und war darüber äußerst erleichtert. Sie hörten wieder die lauten Stimmen und die Musik, sie waren schon sehr nah.

„Jeder weiß es, nur Ihr anscheinend nicht “, klärte er sie belustigt klingend auf.

Er sah wie groß ihre Augen mit einem mal wurden und glaubte selbst in diesem Dämmerlicht zu erkennen, dass sich ihre Wangen röteten. Noch nie hatte eine Frau mit ihm so brummig gesprochen wie in diesem Moment:“ Welch eine absurde Unterhaltung!“

Kurz blickte sie über ihre Schulter, bevor sie weiter sprach, im gleich bleibenden Ton:“ Wir sind da, ich brauche Euch nicht mehr, geht und erschreckt irgendwelche Frauen, aber gebt acht und beschwört keinen Krieg empor.“

Was für ein Weibsbild, schoss es ihm wiederholt durch den Kopf. Noch bevor sie gehen konnte, umpackte er fest ihre Hüften und zog sie erneut dicht an sich heran. Lea stemmte sich wieder einmal gegen seine Brust und rief wütend:“ Lasst mich los oder bei Gott, ich schreie!“

Unbeeindruckt von ihrer Drohung begutachtete er ihr vor Wut sprühendes und mit roten Wangen glühendes Gesicht und sagte leise:“ Iomlan (Vollkommen).“

Wusste er, dass sie seine Sprache sprach? Sie entschied nichts zu sagen, denn wahrscheinlich hatte er keine Ahnung und doch war sie für eine Sekunde wie erstarrt.

Warum nannte er sie vollkommen?

„Ihr seid eine der seltsamsten Frauen denen ich je begegnet bin, englische Lady.“

Seine Stimme wurde fremdartig weich und Lea hörte auf sich zu wehren, es hatte eh keinen Sinn, sie kam gegen seine Kraft nicht an. Er kam ihr immer näher und meinte feststellend klingend:“ Ihr seid die erste Frau, die sich nicht vor mir fürchtet, egal was ich anscheinend tun würde.“

„Bei Gott …“, offensichtlicher Spott klang in ihrer Stimme mit:“ Weshalb sollte ich Euch fürchten, Laird MacNamara …? Habt Ihr ein Herz?“

Er nickte langsam, ohne zu wissen worauf sie hinaus wollte.
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„Fließt in Euren Adern rotes Blut?“

Wieder nickte er, allmählich etwas belustigt.

„Habt Ihr einen Verstand, der Euch vor Dummheiten bewahrt?“

Zögerlich, als müsse er kurz darüber nachdenken, nickte er.

„Werdet Ihr jedes Jahr älter?“

Ein erneutes nicken.

„Und sehnt Ihr Euch manchmal nach Dingen, die für Euch unerreichbar sind?“

Er nickte wieder, aber diesmal eindeutig schmunzelnd.

„Seht Ihr“, begann sie ihn nun endlich mit überaus zärtlicher Stimme aufzuklären:“ Es schlägt ein Herz in Eurer Brust“, sie fasste sachte an diese Stelle und spürte, das er den Atem anhielt:“ Und es fließt Blut durch Euch hindurch“, Ihr Hand löste sich von seinem Herzen und Lea strich mit ihrem Zeigefinger fast unmerklich über seine unrasierte Haut, die die Halsschlagader verdeckte und die unverkennbar Pochte:“ Ihr begeht Dummheiten oder entkommt ihnen nur knapp und mit jeder Schandtat werden Eure Sorgen größer. Euer Haar beginnt zu ergrauen und irgendwann seid Ihr ein alter Mann“, sie fuhr ihm über seine Schläfe und strich ihm eine Strähne seines braunen Haares hinter sein Ohr, ein Schauer überrannte ihn. Sein Mund wurde plötzlich ganz trocken und seine Zunge schwer.

„Und das zeigt mir, Laird MacNamara, das auch Ihr schlichtweg nur ein Mensch seid.“

„Und was ist mit den unerreichbaren Dingen?“

Wollte er sofort flüsternd wissen und zog sie noch etwas fester an sich heran, bereit sie endlich zu küssen. Er wollte ihre Lippen spüren und wissen, ob sie nicht nur im Reden so geschickt und flink waren und wie sie schmeckten.

Da spürte er jäh etwas Spitzes an seinem Bauch, das sich mit konstantem Druck durch seinen Plaid zu bohren schien. Als er seinen Griff um Lea etwas lockerte und an sich herab blickte, erkannte er seinen kostbaren Dolch in ihrer Hand. Prompt sah MacNamara ihr überrascht ins Gesicht und Lea zog eine Augenbraue belustigt nach oben, während sie ihm lehrreich erklärte:“ Das, Laird MacNamara ist das menschlichste überhaupt an Euch. Denn ist es nicht der Mensch, der immer nur das haben möchte, was er einfach nicht bekommen kann?“

MacNamara verstand sofort, eine Augenbraue schoss in die Höhe und er musste über ihre Kühnheit verschmitzt lächeln.
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Vorsichtig ließ er sie los und Lea trat etwas von ihm fort. Er sah sie nicht wütend an, eher voller Ehrfurcht und Hochachtung.

„Gute Nacht, Laird MacNamara.“

Dann ging sie. Sie zog seinen Mantel aus und legte ihn in sicherer Entfernung über eine Mauer und darauf postierte sie sorgfältig seinen Dolch.

Kopfschüttelnd und mit einer Hand über seinen, von ihrem Körper erwärmte Plaid fahrend, blieb er zurück und war sprachlos. Was war das nur für ein Weib? Sie war willensstark, anscheinend nicht zu bändigen und wirklich Mutig, ihn mit seiner eigenen Waffe zu bedrohen. Er entdeckte immer mehr, was ihm an ihr gefiel.

Er wollte sie unbedingt!

Er wollte sie besitzen, sie zärtlich berühren, sie küssen und ihr liebevolle Worte zuflüstern, während er sie in einem weichen und warmen Bett verführte. Er wollte sich mit ihr streiten, diskutieren und er wollte, dass sie ihn zum Lachen brachte, denn er hatte fast schon vergessen wie gut es tat. Doch wurde ihm in diesem Moment unverhofft bewusst, dass er sie nicht nur für eine Nacht haben könnte, das sie keine leichte Beute war, das er ihr beweisen musste, das sie zu ihm und nur zu ihm und gehörte und das wiederum, entsetzt ihn, denn es verängstigte ihn nicht. Er fürchtete sich nicht davor – nein – er war eher nervös und voller gespannter Erwartung darüber, wie dies wohl sein würde. Er wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn man um etwas kämpfen musste und was es in einem auslöste, wenn man es dann endlich erreicht hatte.

Er ging zur Mauer und steckte sein Messer wieder zurück und zog sich seinen Mantel über. Der Grobe Stoff roch nach ihr, nach Blumen im Winter und er zog tief ihren Duft ein. Da hörte er auf einmal einen verzweifelten Aufschrei und er rannte los, ohne darüber nach zu denken.
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Kommentare zur Story:

  Hallo Petra

Danke danke danke danke danke danke ......
das ist echt sooo lieb von dir und animiert zum weiter schreiben. Und ich muss mich echt mal bei dir bedanken, dass du sie so fleißig kommentierst.
Ich wünschte das würden mehr tun, damit ich mich verbesser kann usw.
Genügend lesen sie ja laut Wertung, schade!!!!  
   Lilly  -  26.04.10 13:23

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  Mann, kannst du schreiben. Du hast Recht, wenn man so meisterlich schreiben kann wie du, da sind die kleinen Fehlerchen dazwischen wirklich nicht entscheidend. Das merzt dir jeder Lektor aus. Das vorherige Kapitel war schon so toll und das ist NOCH besser. Es ist das bisher beste deines Romans. Ich bin ganz begeistert. Wow, was für eine tolle Protagonistin! Eine Frau zwischen zwei wunderschönen Männern und sie muss sich entscheiden. Aber vorerst ist sie sich noch nicht einmal bewusst, wie sehr sie von ihnen begehrt, vielleicht sogar heiß geliebt wird. Da kann man nur mit großer Neugierde auf den nächsten Teil warten.  
   Petra  -  23.04.10 16:04

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