Romane/Serien · Fantastisches

Von:    Kerstin Lara Winter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 20. April 2010
Anzahl gesehen: 2073
Seiten: 9

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Tanatos





Prolog



Wenn das Ende eines Lebens erreicht ist erscheint der Tod und geleitet die Verstorbenen in das Jenseits. Manche sehen in ihm die Erlösung von Schmerz und Leid, andere verfluchen ihn und halten ihn für ein böses, ungerechtes Geschöpf, das ganz nach seinem Belieben Seelen stielt. Doch der Tod lässt sich nicht so einfach dem Guten oder Bösen zuordnen, er ist neutral und führt seine Pflichten aus. Als Überbringer des Abschlusses und Führer in eine andere Welt, übernimmt er die Aufgabe das natürliche Gleichgewicht zu waren und die kosmische Ordnung zu erhalten. Es liegt nicht in seiner Macht zu entscheiden wann die Zeit abgelaufen ist oder durch welche Umstände ein Leben beendet wird, denn dies ist Aufgabe des Schicksals, das die Lebensuhren steuert und allein dem Schöpfer die Wege seines Handelns offenbart.









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Mors certa, hora incerta

(Der Tod ist gewiss, die Stunde (des Todes) ungewiss.)



Inschrift mancher Urnen.







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Non mortem timemus, sed cogitationem mortis.

(nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung des Todes)



Seneca Epistulae







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„Ich bin nicht gesegnet, ich bin nicht gnädig.

Ich hab meinen Job und der wird erledigt“



Böhse Onkelz „der Preis des Lebens“











Kapitel 1



Nach einer unruhigen Nacht erwachte ich viel zu früh morgens, doch nach dem ich mich fast eine Stunde hin und her wälzte, wurde mir klar, dass der Versuch noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen vergebens war. Also richtete ich mich auf und warf blinzelnd einen Blick auf den Radiowecker, der vier Uhr morgens anzeigte. Kopfschmerzen und Übelkeit erinnerten mich unsanft daran, dass ich letzte Nacht mal wieder viel zu viel getrunken hatte.
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Ich streckte mich und gähnte, dann machte ich mich auf den Weg zum Badezimmer, nach einer warmen Dusche würde ich mich wenigstens wieder riechen können. Im Halbschlaf drehte ich den Wasserhahn auf und vernahm ein ohrenbetäubendes schrilles Miauen, ein schwarzer buschiger Blitz sauste an mir vorbei.

Ich zuckte heftig zusammen: »Odin, du hast im Badezimmer nichts zu suchen, verdammt! « Ich hatte natürlich vergessen die Tür zu schließen, also hatte sich der Kater seinen Schlafplatz unter der Dusche gesucht. Na ja, immerhin war ich jetzt wach.

Eine halbe Stunde später versuchte ich die Langhaarkatze unter dem Bett hervorzulocken, dabei fing ich mir ein paar schmerzhafte Kratzer von ihm ein.

»Ach, vielen Dank auch! Dann schmoll doch weiter, wo du dein Fressen findest weist du ohnehin! «, rief ich und bekam ein Murren zur Antwort.

Wenigstens kann ich jetzt davon ausgehen, dass er sich vom Bad fernhalten wird, dachte ich boshaft und ging in die Küche.

Am Frühstückstisch meldete sich mein Handy, eine Nachricht von meiner Freundin. Ich hatte ohnehin kein gutes Gefühl dabei sie zu öffnen, aber das hatte ich nicht erwartet.

Wie du es sicher selbst bemerkt hast funktioniert es zwischen uns beiden seid geraumer Zeit nicht mehr richtig, ich halte die ständigen Spannungen in dieser Beziehung nicht länger aus. So leid es mir tut, ich habe den Entschluss gefasst, dass es endgültig vorbei ist. Sicher wirst du irgendwann einmal die richtige Frau für dich finden. Bitte tu mir den Gefallen und halte dich fern von mir, ich kann deine Anwesenheit nicht länger ertragen.

Alles gute für die Zukunft.

Sarah

Fassungslos starrte ich das Display an, der erste Schock nahm mir den Atem. Doch nach wenigen Sekunden wich er vor der Wut, die sich in meinem Bauch ansammelte zurück.

»Und das kannst du mir nicht einmal ins Gesicht sagen! «

Augenblicklich wählte ich mit zitternden Fingern ihre Nummer, um sie zur Rede zu stellen, aber es ertönte nur das Besetztzeichen. Ich knallte das Handy auf den Tisch und ballte die Hände zu Fäusten.

»Na schön, dann klären wir die Sache eben von Angesicht zu Angesicht.
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«

Wut und Enttäuschung tobten in meinem Inneren, als ich meine noch halbvolle Schüssel Cornflakes stehen ließ und aus der Wohnung stürmte. Allerdings kam ich keine zwei Meter weit, als mein Gesicht schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. Schuld daran waren ein paar Äpfel, die überall zerstreut lagen.

»Oh Verzeihung, hoffentlich ist ihnen nichts passiert«, hörte ich eine raue Frauenstimme hinter mir sagen. »Das ist nicht meine Schuld, diese Papptüten halten überhaupt nichts aus, sehen Sie selbst. «

Ich richtete mich auf und drehte mich gleichzeitig zu ihr um, die alte Dame deutete auf eine zerrissene Einkaufstüte, die vor ihrer Wohnungstür stand.

»Das macht nichts, heute kann es ohnehin kaum noch schlimmer kommen«, sagte ich mit einem aufgezwungenen Lächeln. Anschließend half ich der Frau, um des Anstands Willen, beim Aufsammeln ihres Morgeneinkaufs, die sich daraufhin freundlich bedankte und machte mich wieder auf den Weg.



Ich sollte wohl in Zukunft vorsichtiger mit dem Aufstellen von Behauptungen sein, denn in punkto »es kann ohnehin kaum noch schlimmer kommen« wurde ich bald eines Besseren belehrt. Als ich vor Sarahs Tür stand öffnete mir ihre jüngere Schwester mit grimmigem Gesicht.

»Was willst du hier, sie hat gesagt... «

»Ich weis«, unterbrach ich sie unfreundlich und schob sie einfach beiseite, wobei ich ihre Proteste ignorierte.

Kurz darauf ging ich die Treppe hinauf zu Sarahs Zimmer, eigentlich hätte sie ohnehin schon längst auf den Beinen sein müssen. Doch als ich die Tür öffnete bemerkte ich den muskulösen braunhaarigen Grund ihres Verschlafens, der erschrocken auffuhr und mich anstarrte.

»Liam?!« Sarah hatte sich mit derselben Reaktion aufgerichtet.

Der Braunhaarige blinzelte verwirrt: Wer ist das, »mein Engel?«

»Mein Exfreund«, entgegnete sie unerwartet kalt.

Aber es war nicht ihr Satz, der die aufglühende Wut in meinem Inneren anfachte, wie Benzin. Es war dieses Wort: »Engel«.

»Ihre seid schon bei Kosenamen?! Du bringst es nicht einmal fertig unsere Beziehung von Angesicht zu Angesicht zu beenden, aber einen neuen Bettgefährten hast du verdammt schnell gefunden! «

Der braunhaarig wandte sich augenblicklich zu ihr um.
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»Was soll das heißen Sarah, du hast behauptet, dass du dich schon vor langer Zeit von ihm getrennt hast. «

Allein der Klang seiner Stimme ließ meine Hände zittern, aber die unübersehbare Tatsache, dass auch er getäuscht worden war hielt mich dennoch davon ab ihm an die Kehle zu springen. Stattdessen versetzte ich ihm einen harten Stoß gegen die Brust.

»Vor langer Zeit? Wie lange triffst du dich schon mit ihr? «

Sarah schob sich hastig vor ihren Liebhaber, ihre Miene erinnerte mich an einen Eisberg.

»Lass ihn in ruhe Liam, wir sind schon seid vier Monaten zusammen. «

Dieser Satz traf mich mit einer Wucht, die selbst für den Zorn in mir zu heftig war, ich starrte sie reglos an und konnte nicht einmal etwas erwidern.

»Ich habe schon vor einer ganzen Weile bemerkt, dass ich nichts mehr für dich empfinde, aber ich dachte es sei nur eine sonderbare emotionale Phase, die wieder vergehen würde. Ich irrte mich – wir passen einfach nicht zusammen. Deshalb habe ich wegen Kleinigkeiten einen Streit nach dem anderen provoziert, ich hoffte dich damit dazu zu bringen die Sache zu beenden. Stattdessen hast du dir allerdings selbst Vorwürfe gemacht und du hast mir leid getan. Also habe ich mich dazu entschlossen selbst einen Schlussstrich zu ziehen, bevor ich mich von meinem Mitleid dazu verführen lassen konnte bei dir zu bleiben, denn damit hätte ich dir noch viel mehr wehgetan. «

Ich machte ein spöttisches Geräusch und schloss für ein paar Sekunden die Lider.

»Du hast dich für einen schmerzhafteren Weg entschieden mein Engel. « Mein Blick wanderte zu dem Mann hinter ihr und kehrte sofort zurück in ihre Augen. »Mach es beim nächsten Mal wenigstens richtig. «

Nun war sie es, die ihre Sprache verloren hatte, aber in ihren Augen flackerte eine Spur von Traurigkeit auf.

Ich verließ langsam das Zimmer und dachte gehässig daran, dass Sarah sich, zumindest für die nächsten Tage, nicht mit ihrem Neuen vergnügen würde, denn der musste erst einmal die Offenbarung des heutigen Tages verarbeiten.
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Und wenn er klug war, würde er nicht länger bei ihr bleiben.



Ich war heilfroh, dass ich Samstags nicht arbeiten musste und gerade in diesem Moment bedauerte ich es mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Für den Rest des Tages ignorierte ich mein Handy, ich wollte mit niemandem reden und verkroch mich in die erstbeste Bar. Dort trank ich genug um »gut gelaunt« zu sein und eine hohe Summe auf der Rechnung zu erblicken, ich war allerdings nicht völlig betrunken. Ich wollte mir nicht die Sinne vernebeln, denn das trug nun wirklich nicht zur Besserung der Situation bei. Aber ich brauchte Ablenkung und lief ziellos die Straßen auf und ab, schließlich steuerte ich eine Grünanlage an und ließ mich auf einer der Bänke nahe eines Denkmals nieder. Warum musste jetzt die Sonne scheinen? Das Wetter bot den krassen Gegenteil zu meinen Gefühlen dar, was meine Laune noch mehr verschlechterte. Gelegentlich kamen Ehepaare und Jungverliebte vorbei, selbst die Vögel und Schmetterlinge waren in Frühlingsstimmung und ich konnte ihren Anblick kaum ertragen. Nachdem sich dann auch noch eine ältere Dame zu mir auf die Bank gesellte und mich mit ihren detailreichen Operationsgeschichten überflutete dachte ich, ich müsse explodieren. Unter dem Vorwand noch einen Termin zu haben machte ich mich schnellst möglich aus dem Staub. Meine Handyuhr zeigte an, dass es bereits Abend war. Endlich neigte sich dieser verdammte Tag seinem, von mir bereits ersehnten, Ende zu. Bevor ich noch mehr Begegnungen hatte auf die ich verzichten konnte wählte ich den schnellst möglichen Fußweg nach Hause.

Als ich die Straße überquerte wurde ich auf halbem Weg von jemandem zu Boden gerissen der aus dem Himmel stürtzte. Bevor ich überhaupt irgendeinen Gedanken fassen konnte wurde ich von grellem Scheinwerferlicht geblendet, dann hörte ich ein lautes Hupen, eine innere Kälte breitete sich aus und mein Körper kribbelte. Nur wenige Sekunden später schaute ich mich um und stellte fest, dass ich mich in einer Seitengasse befand. Über mir stand eine schwarz gekleidete Gestalt, deren Gesicht ich nicht erkennen konnte – wohl die Person, welche mich von den Füßen gerissen hatte. Sie streckte den Arm nach mir aus, doch ich wich instinktiv zurück.

Die Stimme, die nun zu mir sprach war so dunkel wie der Schatten der Kapuze, der das Gesicht versteckte.
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»Währe ich ein Feind, hätte ich dich wohl auf der Straße zurückgelassen oder? «

»Wenn du mich nicht aus heiterem Himmel von den Füßen gerissen hättest, währe diese Situation erst gar nicht zu Stande gekommen«, antwortete ich unfreundlich.

»Das war ein Unfall, so etwas kommt vor. «

Der Fremde neigte den Kopf leicht nach unten, ich war mir sicher, dass er mich musterte.

»Dein momentanes Verhalten erinnert mich an ein fremdelndes Kind. «

Mein Stolz brachte mich augenblicklich dazu die schmale Hand, die mir angeboten wurde zu ergreifen. Sie zog mich hoch und ich spürte, wie eine unnatürliche Kälte von meinen Fingern aus den Arm hinaufkroch, versuchte jedoch mir nichts anmerken zu lassen.

»Ich habe keine Angst vor dir, du hast mich überrascht, das ist alles. «

»Wer bist du überhaupt? «

»Ich bin ein Engel. «

Ich lächelte höhnisch. »Aber natürlich. «

»Dein Name ist Liam, du hattest heute den bisher schrecklichsten Tag in deinem achtzehnjährigen Leben, der bereits mit einem Kater begann und seinen Höhepunkt im Ende deiner Beziehung zu Sarah hatte. Im Augenblick frägst du dich, ob ich ein Psychopath bin und warum dir heute immer wider bestätigt wird, dass es eben doch schlimmer kommen kann«, entgegnete mein Gegenüber ungerührt.

Ich starrte ihn verblüfft an. »Woher? ...«

»Deine Gedanken sind wie ein offenes Buch für mich, wenn ich es will. Und wenn du mir dennoch nicht glaubst, solltest du dich fragen, wie du dir die Vorstellung auf der Straße eben erklären willst. «

Eigentlich zweifelte ich noch immer an seinen Worten, aber das letzte was ich heute gebrauchen konnte war eine weitere Problemsituation, also spielte ich ihm vor überzeugt zu sein. »Jetzt wo du es sagst, aber dann musst du ziemlich dämlich sein, ein Engel fällt doch nicht einfach so aus dem Himmel. «

»Die kosmische Ordnung ist gestört und das Portal hat sich deshalb nicht an der gewünschten Stelle geöffnet, darum ist dieses Missgeschick passiert.
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«

»Und was... «

»Später«, unterbrach mich der Namenlose rasch, »wir sind nicht länger allein. «

Ich starrte ihn verwirrt an und wollte gerade etwas erwidern, doch das folgende Ereignis lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ich vernahm ein Grollen, die Wolken der Abenddämmerung zogen sich zusammen, verschiedene Grau- und Blautöne verliefen ineinander, wie flüssige Ölfarbe. Zu erst dachte ich an ein nahendes Unwetter und wollte schon einen Fluch aussprechen, aber die Wolken veränderten sich dazu viel zu schnell. Hier handelte es sich um etwas Ungewöhnliches, vielleicht ein Naturphänomen? Der wabernde Berg türmte sich auf und nahm die Form eines Körpers an. Nun wurde mir das Geschehen unheimlich, trotzdem konnte ich meinen Blick nicht abwenden. Die Hülle verfestigte sich zu einem silbernen Rumpf und vervollständigte sich innerhalb weniger Sekunden zu einem Wesen, das sich nur durch seine beeindruckende Größe, die etwa drei Meter betrug und durch ein pechschwarzes Augenpaar ohne jegliches weiß und ohne Iris von einem Menschen unterschied. Es trug schwarze Kleidung aus einem robusten Stoff und Metallpanzerung an Armen, Beinen und Brust. Ein Helm schützte seinen Hinterkopf, gab aber sein Gesicht frei und es war nicht alleine. Innerhalb weniger Augenblicke erschienen auf die gleiche Weise acht weitere Geschöpfe. Lauf davon, warnte mich eine innere Stimme, aber mein Körper reagierte nicht. Ich war nicht fähig zu denken, mein Gehirn konnte nicht einmal den einfachen Befehl: »Bewegung« an meine Beine senden. Eine der Kreaturen richtete die ausgestreckten Handflächen auf mich, woraufhin eine Reihe metallisch schimmernder Kugeln auf mich nieder hagelte. Allerdings hatte keine davon eine Chance mich zu erreichen, denn plötzlich erschien der geheimnisvolle Fremdling direkt vor mir und schlug die Geschosse mit den Armen weg. Ich hörte das Klirren von Metall und konnte sehen, dass auch seine Arme mit Metallplatten bedeckt waren. Endlich lockerte sich die Angststarre, sodass ich ein paar Schritte zurückweichen und hörbar einatmen konnte. Die silbernen Kugeln zerbarsten und ich vernahm ein scheußliches reißendes Geräusch als sich die Finger des Namenlosen in die Bäuche zweier Wesen gruben, die sich auf ihn stürzten und er blitzschnell die Arme nach oben riss.
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Blut spritzte auf, rann in Strömen über seine Hände und rieselte auf mein Gesicht. Ich spürte sofort wie das Grauen in mir seinen lähmenden Griff wieder verstärkte und weder Ekel, noch den Spürsinn der Haut für Wärme und Flüssigkeit zuließ. Worauf wartest du noch, verschwinde endlich von hier! , drängte die Stimme tief in mir, aber mein Körper gehorchte mir immer noch nicht. Ich nahm das übrige Geschehen nur noch als eine Art Wachtraum war, mein Denkvermögen und meine Gefühle waren mit den vielen übernatürlichen Ereignissen und der Grausamkeit überfordert, unfähig zu entscheiden ob sie überhaupt wirklich stattfanden. Die Finger des angeblichen Engels pflügten blutige Spuren in die Körper der Kreaturen, Blut sickerte aus den Mundwinkeln der Feinde, dann gaben sie ein letztes Röcheln von sich und erstarrten, als währen sie eingefroren – und das etwa zwanzig Zentimeter über dem Boden! Der Fremde drehte sich zur Seite, wodurch seine Kapuze nach hinten rutschte und schwarzes glattes Haar freigab, mit seinem seidigen Glanz und der beträchtlichen Länge wirkte es fast wie ein Teil seines Umhangs. Er machte eine ausholende Bewegung mit dem rechten Arm und spreizte die Finger, fünf weitere Gegner wurden von schwarzen Energiestrahlen durchbohrt und verharrten ebenfalls reglos an Ort und Stelle. Eigentlich müssten sie zumindest in sich zusammensacken oder zu Boden stürzen, welche Macht hielt sie nur aufrecht, genau dort, wo sie gestorben waren? Das gesamte Geschehen stellte die vollkommene Unwirklichkeit dar, es konnte hierfür einfach keine logische Erklärung geben. Vielleicht war dies hier wirklich nur ein Traum, wieso stellte ich mir also immer noch Fragen? In der Welt des Unterbewusstseins war alles möglich, selbst dann, wenn es absolut sinnlos war. Die beiden übrigen Monster versuchten mich von hinten anzugreifen und der geheimnisvolle Fremdling wandte sich zu ihnen um. Endlich konnte ich auch sein Gesicht sehen, aber mein Erstaunen reichte nicht aus, um die Angststarre meiner Gesichtsmuskeln zu lösen. Sein Antlitz strahlte eine, im wahrsten Sinne des Wortes, unheimliche Schönheit aus: feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen und strahlend weiße Haut. Allerdings war es so reglos wie aus Stein gemeißelt, nicht der geringste Ausdruck war darin zu deuten.
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Allein die Augen verrieten, dass es lebendig war, sie schimmerten in einem sanften bläulichen Licht. Merkwürdigerweise glühten zeitgleich die Augen der Kreaturen auf, jedoch blutrot und viel intensiver. Augenblicklich vertrocknete ihre Haut, ein Netz aus feinen Rissen zog sich über ihre Körper und sie vielen in sich zusammen – nein, sie hätten in sich zusammenfallen müssen, stattdessen verwandelten auch sie sich in Statuen. Der Fremde entfernte sich von mir, seine schwarze Robe flatterte um ihn herum, die langen Haare bewegten sich wellenförmig im aufgezogenen Wind. Er streckte beide Arme aus, seine bleiche Haut schimmerte und die toten Körper um uns herum wurden von finsteren Nebelwolken verschluckt, die sich in Nichts auflösten.

Ich stellte fest, dass ich wieder atmen und mich bewegen konnte, die Panik war nicht völlig verschwunden, doch sie war zu einem unbehaglichen Gefühl in meinem Magen geschrumpft. In meinem Kopf herrschte absolutes Chaos, doch die alarmierende Stimme in meinem Inneren war verstummt, wer oder was dieser Fremde auch sein mochte – er hatte zumindest nicht die Absicht mich zu töten.

»Du solltest wissen, dass alles was du gerade gesehen hast real ist, auch wenn dein Verstand das noch nicht umsetzten kann. «

Der Namenlose legte den Kopf in den Nacken und richtete den Blick in den Himmel, ich folgte seinem Beispiel und entdeckte zwei düstere Wolken, die ein leeres Augenpaar bildeten, diesmal bewegte sich aber nichts.

»Wie oft willst du es noch versuchen Malice? «, sagte der Fremde und die Augen am Himmel schlossen sich und verblassten, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
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Punktestand der Geschichte:   23
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Kommentare zur Story:

  Wahnsinnig spannend. Erst fängst du ganz langsam an, aber dann, aber dann...! Klasse, freue mich schon auf den nächsten Teil.  
   doska  -  20.04.10 21:03

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