Crysella und der Schwarze Mond/Kapitel 12   286

Romane/Serien · Erotisches

Von:    rosmarin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. Februar 2010
Bei Webstories eingestellt: 16. Februar 2010
Anzahl gesehen: 3533
Seiten: 10

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  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


12. Kapitel

_________________

Es war einer jener märchenhaften, etwas schwülen, Vorherbstssommertage wie sie im Buche stehen. Die Luft aus Samt und Seide. Der Duft wie aus Tausend und einer Nacht. Bäume und Sträucher schimmerten, erglänzten matt in Rot und Gold.

Langsam wurde es kühler. Der Vollmond war schon zu sehen. Fast durchsichtig hing er am Himmel. Wie ein Lampion. In wenigen Stunden würde er stolz und unabhängig in seiner ganzen Schönheit erstrahlen.



Schon seit Stunden saß Crysella auf der Bank im Park, verträumte die Zeit. Und die innere Unruhe, die ihr noch am Vormittag so zu schaffen gemacht und sie hinausgetrieben hatte in die Natur, war verschwunden.

Alles in ihr war licht und leicht, ein lange vermisstes Glücksgefühl durchflutete wohlig ihren Körper. Andächtig lauschte sie dem Abgesang der Vögel, dem Wispern in der flirrenden Luft. Tief atmete sie den sommermüden Duft der Gräser, Blumen und Sträucher und den modrig süßen Geruch, der unaufhaltsam aufstieg von der Erde.



‚Hat was von Friedhofsflair. Von ewigem Frieden.‘



Crysella war plötzlich kalt. Was dachte sie nur für einen Unsinn. Alles war so ruhig hier. So friedlich. Und sie dachte an Tot und Vergehen. Weg damit. Sie musste weiter. Es wurde langsam kühl. Entschlossen stand sie auf.



Und da war sie wieder. Diese Musik. Erfasste sie mit all ihren Sinnen. Ihr Körper vibrierte. In ihrem Kopf war nichts als diese wunderbar mystische Musik. Diese Sethmusik. Sie musste tanzen, tanzen, tanzen. Alles in ihr schrie regelrecht danach.



*

Crysella tanzte zu der ungewöhnlich geheimnisvollen Musik. Ihr Körper schien sich ohne ihr Zutun zu bewegen, zu verschmelzen im Rhythmus dieser lieblichen Töne. Immer machtvoller erklang die Musik, mysteriöser, magischer. Wie von selbst glitten ihre Hände über ihren Körper. Berührten ihre Brüste. Verharrten an den sich immer mehr erigierenden rosigen Warzen. Streichelten langsam über ihren Bauch. Verharrten zwischen den leicht geöffneten Schenkeln. Streiften ihr kurzes rotes Hemd herunter, griffen wieder in ihr volles, braunes Haar. Berührten sanft ihr Ohr. Anmutig neigte sie ihren Kopf und tanzte einen imaginären Schleiertanz.
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Immer schneller drehte sie sich im Kreis. Schneller. Wilder. Sehnsüchtiger. Bald hatte sie alles um sich herum vergessen, ergab sich willig der Musik. Zärtlich und leidenschaftlich. Und ihr Körper, dessen Bewegungen mit den lieblichen Tönen zu verschmelzen schienen, wand sich schlangengleich. Ihr schien, als tanze sie zu den im Nebel der Zeit verborgenen Inseln des Glücks und ein süßes Ziehen erfasste all ihre Sinne.



*

Plötzlich erstarrte sie in der Bewegung. Otto stand vor ihr. Sie kannte ihn vom Fernsehen. Hatte ihn kennen gelernt, als sie und ihre Kolleginnen die Studios besichtigt hatten. Nach der Wende hatte er sich selbständig gemacht und lebte vom Verkauf seiner Porträt - und Dokumentarfilme.



„Mensch, Crysella.“ Otto starrte Crysella an wie einen Geist. „So sehe ich dich also wieder. Tanzend im Park. Wahnsinn.“

„Mensch, Otto.“ Crysella begrüßte Otto mit Küsschen auf die Wange. „Wo kommst du denn her?“

„Afrika.“ Otto lachte. „Darf ich dich in meine neue Wohnung einladen, kleine Tanzfee.“

„Du hast auch eine neue Wohnung?“

„Wieso auch?“

„Ich nämlich auch. Ricardo ist verschwunden.“

„Wie verschwunden.“

„Einfach so. Er ging und kam nicht wieder.“ Crysella lachte wütend. „Scheißkerl. Der.“

„Das glaube ich nicht. Nicht Ricardo. Niemals.“

„Kannste mir ruhig glauben. So ein Seelenklempner hat das gesagt. Und der muss es ja wissen. Ich war nämlich im Krankenhaus.“

„Das tut mir leid.“

„Braucht es nicht. Der bekommt schon seine Strafe.“

„Wo ist er denn jetzt?“

„Du kannst Fragen stellen. Weiß ich doch nicht. Der hat sich nie wieder gemeldet.“

„Das ist ja komisch.“ Otto nahm Crysellas Hand. “Vielleicht ist ihm was zugestoßen. Warst du schon bei der Polizei?“

„Nein. War ich nicht. Und ihm ist auch nichts zugestoßen. Das spüre ich.“

„Na, du musst es ja wissen. Kommst du nun mit zu mir? Da kann ich dir meinen neuen Film zeigen. Ich muss nämlich morgen schon wieder zurück nach Afrika. Es gibt viel zu tun.“



Otto hatte seinen amerikanischen Jeep in der Nähe des Parks geparkt.
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Sie fuhren zu seinem Haus, stellten den Wagen in der Tiefgarage ab, fuhren dann mit dem Fahrstuhl zu Ottos neuer Wohnung in den neunten Stock.

In dem Riesenhaus begegneten sie keiner Menschenseele. Die unzähligen, gleich aussehenden Türen, die langen, hellgelb gestrichenen Gänge und Winkel, die überdimensionalen Glastüren, die die Gänge von den Winkeln trennten, waren wie ausgestorben. Die ganze Atmosphäre wirkte irgendwie gespenstisch, unheimlich.

„Gruselig ist es hier.“

Crysella schüttelte sich. Sie waren am Ziel.

„Aber die Wohnungen sind o.k..“ Otto lachte, suchte in seinem dicken Schlüsselbund den passenden Schlüssel, schloss die Tür auf. „Wirst ja sehen.“

Kaum standen sie im geräumigen Korridor, erblickte Crysella Ottos entsetztes Gesicht im Spiegel gleich neben der Tür.

„Was ist los, Otto?“, spottete sie lachend. „Du guckst ja so doof. Hast du etwa ein Gespenst gesehen. Ein Vollmondgespenst. Uuuhh.“

„Witzbold.“ Otto bückte sich und kroch auf dem grauen Teppich herum. „Ich hab mein Kreuz verloren“, schmollte er, als könne Crysella was dafür. „Es muss hier liegen. Ich habe es eben verloren.“

„Was denn für ein Kreuz?“ Crysella fand die ganze Situation so komisch, dass sie laut lachen musste. Als sie sich etwas beruhigt hatte, sagte sie: „Ein Kreuz kann man nicht verlieren. Ein Kreuz muss man ewig mit sich herum tragen. Ewig. Ein jeder das seine. Ich wäre froh, wenn ich meines verlieren könnte.“

„Mach mal noch schön deine Witzchen.“ Otto war wirklich gekränkt. Wie konnte Crysella so kaltherzig sein und sich in dieser Situation noch über ihn lustig machen. So kannte er sie gar nicht. „Ich meine das Kreuz aus der Kreole“, sagte er beleidigt und fasste an sein linkes Ohrläppchen, an dem die offene Kreole baumelte. „Hier war das Kreuz drin.“

„Na, gut. Ich helfe dir suchen.“

Crysella hockte sich neben Otto auf den Boden und suchte das Kreuz. Plötzlich sah sie etwas blinken und stürzte sich gleichzeitig mit Otto darauf. Es war das Kreuz.

„Ein Wunder“, staunte Otto. „Man sieht den Wald vor Bäumen nicht.“ Er lächelte Crysella an.
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„Aber das war’s noch nicht.“

„Nein?“

„Nein. Sei so lieb und häng mir das Kreuz bitte wieder an die Kreole.“

Crysella versuchte, das winzige Kreuzchen an die Kreole zu hängen und zog es aus Versehen aus dem Ohrläppchen.

„Oh, sorry.“

„Nix sorry. Steck das Ding wieder rein“, verlangte Otto ungeduldig. „Wir haben ja heute noch mehr vor.“

„Ieiehh, Fleisch“, empörte sich Crysella scherzhaft. „Ich kann das nicht. Es kribbelt mich immer unangenehm in meinen Fingern, wenn ich solch kleine Dinger anfassen muss.“

„Nun mach schon, Crysella. Ich kann es auch nicht.“



Sie gingen ins Bad, stellten sich vor den großen Spiegel, der eine ganze Wand einnahm, und Crysella versuchte, die blöde Kreole durch Ottos Ohrläppchen zu zwängen. Plötzlich wich sie erschreckt zurück. Das konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Der Spiegel zeigte Lilith. Ihr Gesicht war freundlich und auch nicht so bleich wie sonst. Sie lachte, und ihre hellen Augen glänzten. Die Wangen waren leicht gerötet, die langen roten Locken hatte sie aufgesteckt, und die Enden des blauen Seidenbandes, das mit den durchsichtigen Flügeln auf ihrem Rücken verbunden war, hingen zu beiden Seiten ihres Gesichts keck herab. Richtig hübsch sah sie wieder aus. Schelmisch legte sie einen Finger auf ihren Mund und flüsterte:

„Pst.“

„Kann er dich sehen?“

„Nein.“

„Hören?“

„Nein.“



„Hast du was gesagt?“

Erstaunt sah Otto Crysella an.

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Na, mir war so. Habe ich mich eben verhört.“

„Hast du.“



Crysella versuchte nochmals, die Kreole in Ottos Ohrläppchen, das schon ganz blau und geschwollen war, zu zwängen, was ihr auch endlich gelang. Doch sie bekam sie nicht zu, obwohl Otto geduldig still hielt. Wie ein Opferlamm, das zum Schlachtbock geführt werden sollte.

„Gleich ist es geschafft, Otto.“

Doch weit gefehlt. Nichts war geschafft. Das Kreuz fiel von der Kreole. Hinein ins Waschbecken.

Wütend schraubte Otto das Knie ab. Doch das Kreuz war in dem schlammigen Wust nicht zu sehen.
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Und so sehr er auch mit seinen Fingern in dem undefinierbaren Brei herumstocherte, das Kreuz fand er nicht.

„Hol den Mist doch raus“, riet ihm Crysella. „Wenn er ausgebreitet auf den Fliesen liegt, finden wir das Kreuz bestimmt.“

„Nein, mir reicht es.“

Otto versuchte, das Knie wieder anzuschrauben, bekam es aber nicht dicht.

Aus Übermut drehte Crysella den Wasserhahn auf, und das Wasser, vermischt mit der stinkenden Brühe, schoss Otto direkt ins Gesicht.

„Crysella! Verdammtes Weib. Du machst doch nur Blödsinn.“ Otto sprang auf und wütete: „Schluss jetzt. Ich lass nachher den Klempner kommen.“ Mit hängenden Schultern, nass und stinkend, ging er in die Küche. Crysella folgte im schuldbewusst. „Geh doch schon mal ins Wohnzimmer“, sagte er ungehalten. „Ich muss mich duschen und umziehen.“



Im Wohnzimmer warf Crysella ihren Mantel über einen schwarzen Stuhl, ließ dann die roten Pumps von ihren Füßen auf den grauen Teppichboden plumpsen, machte es sich auf der schwarzen Ledercouch bequem.

Nach einer Weile kam Otto ins Zimmer, in seinen Händen ein Tablett mit Wein, Knabberzeug und zwei Gläsern. Zufrieden stellte er es auf den kleinen Glastisch vor der Couch und schenkte den Wein in die Gläser.

„Zum Wohl. Auf unseren heutigen Abend“, sagte er, als sei nichts geschehen.

Sie tranken, lachten, unterhielten sich angeregt über dies und das.

„Woran arbeitest du zurzeit?“, fragte Otto plötzlich ohne ersichtlichen Zusammenhang.

„An meiner Doktorarbeit. Schwieriges Thema. – Lilith – Mythos oder Trauma-.“

„Hm. Sehr schwierig. Aus astrologischer Sicht?“

„Nicht nur. Soll ich dir ein Gedicht aufsagen. Ist von Baudelaire. “

„Oh, ja. Baudelaire mag ich sehr. Gehört zu meinen Lieblingsdichtern. War ja auch so ein Verrückter. Aber genial.“

„Sein gesamtes Werk steht unter dem Einfluss des Schwarzen Mondes im 8. Haus“, dozierte Crysella. „Mit Leidenschaft besang er die Zerstörung.“ Sie prostete Otto zu: „Auf die Leidenschaft. Und die Zerstörung.“

„Auf welche Zerstörung?“ Otto sah Crysella unsicher an. „Wie meinst du das?“

„Mann, das habe ich doch geschrieben“, lachte Crysella.
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„In Baudelaires Versen wechseln sich doch immer Gut und Böse, Leben und Tod, Zurückweisung und Hingabe ab. Und das ist letztendlich Zerstörung.“

„Mir ist die Hingabe lieber.“ Mit funkelnden Augen sah Otto zu Crysella. „Und die Leidenschaft.“

„Weißt du, was der noch geschrieben hat?“

„Wer?“

„Na, dein Lieblingsdichter. Der Verrückte. Der Baudelaire.“

„Sag schon.“

„Er hat geschrieben, also, so sinngemäß: Die einzige und höchste Wollust der Liebe läge in der Gewissheit, das Böse zu tun. Und Mann und Weib wüssten von Geburt an, dass das Böse alle Wollust enthalte.“

„Finde ich treffend.“ Otto starrte Crysella unverwandt an. „Auf den Punkt.“

„Also, sieh dich vor, Otto. Der Kerl ist an Syphilis gestorben.“

„Ich weiß. Am 31. August 1867. Lang ist’s her. Und Syphilis gibt es so gut wie gar nicht mehr. Dafür aber Aids. Und dich.“ Otto sprang auf, kniete sich wie ein Liebhaber zu Crysellas Füßen, flüsterte: „Und mich.“

„Komm, beruhige dich.“ Crysella strich eine schwarze Haarsträhne aus Ottos Stirn. „Soll ich dir nun ein Gedicht aufsagen. Ich kenne es auswendig. Ist auch von Baudelaire.“

„Aber nur, wenn ich hier zu deinen Füßen schmachten darf.“

„Na, gut. Also, ich beginne.“



Crysella erhob sich und stellte sich in Positur, den Blick auf Otto, der zu ihren Füßen kniete.



Die Verwandlungen des Vampyr



Die Frau indes, sich windend wie die Schlange

Auf Kohlenglut und auf der Miederstange

Die Brüste knetend, gab mir Dinge kund

Voll Moschusduft aus einem Beerenmund;



"Mir ist die Lippe feucht, mir ist das Wissen,

Wie man im Bett verliert das Urgewissen.

Mein Busen siegreich alle Zähren dorrt

Und reißt den Greis zu Kinderlachen fort.

Für den, der nackt mich sieht und ohne Hülle

Bin Sonne ich und Mond und Stern und Fülle.

Ich bin, o Weise, kundig so der Lust,

Wenn ich den Bissen weihe meine Brust,

Die samtnen Arme einen Mann ersticken, dass auf den

Polstern, die der Taumel wiegt,

Der Engel Schar für mich zur Hölle fliegt.
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"



Als sie aus mir das ganze Mark gesogen

Und mich sehnend zu ihr hin gebogen

Zum Liebeskuss, sah ich wie Eiters voll

Verschleimt ein Schlauch an meiner Seite schwoll.

Ich schlug in kalter Angst die Wimper nieder,

Und als im hellen Licht ich hob die Lider,

Erzitterte auf meiner Liegestatt

Statt einer Gliederpuppe, die sich satt

An Blut trank, schwank eines Gerippes Reste,

Die ächzten wie ein Wetterrad im Weste

Und wie ein Schild am Eisenstab, das sacht

Der Wind bewegt in einer Winternacht…



Und da war sie wieder. Die Sethmusik.



*

Crysella tanzte zu der ungewöhnlich geheimnisvollen Musik. Ihr Körper schien sich ohne ihr Zutun zu bewegen, zu verschmelzen im Rhythmus dieser lieblichen Töne. Immer machtvoller erklang die Musik, mysteriöser, magischer. Wie von selbst glitten ihre Hände über ihren Körper. Berührten ihre Brüste. Verharrten an den sich immer mehr erigierenden rosigen Warzen. Streichelten langsam über ihren Bauch. Verharrten zwischen den leicht geöffneten Schenkeln. Streiften ihr kurzes rotes Hemd herunter, griffen wieder in ihr volles, braunes Haar. Berührten sanft ihr Ohr. Anmutig neigte sie ihren Kopf und tanzte einen imaginären Schleiertanz. Immer schneller drehte sie sich im Kreis. Schneller. Wilder. Sehnsüchtiger. Bald hatte sie alles um sich herum vergessen, ergab sich willig der Musik. Zärtlich und leidenschaftlich. Und ihr Körper, dessen Bewegungen mit den lieblichen Tönen zu verschmelzen schienen, wand sich schlangengleich. Ihr schien, als tanze sie zu den im Nebel der Zeit verborgenen Inseln des Glücks und ein süßes Ziehen erfasste all ihre Sinne.



*

Plötzlich verharrte sie in einer anzüglichen Pose.



„Bist du verrückt!“ Otto sprang auf. „Mir solch verruchte Worte aufzusagen und dann noch nackt vor mir zu tanzen?“

„Ist doch nicht von mir.“ Mit Unschuldsmiene sah Crysella Otto an.
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„Ist aus Die Blumen des Bösen. Geil, was?“

„Aber wie du sie gesagt hast, diese Worte“, sagte Otto. „Und wie du guckst. Und wie du tanzt.“

„Wie denn?“

„Irgendwie lüstern. So, als wärst du das schreckliche Weib. Das Vampyrweib.“ Otto betonte genüsslich das y. „Denkst du, ich bin kein Mann?“

Auf Ottos Stirn glänzten winzige Schweißtröpfchen. Die schwarzen Haare hingen ihm feucht im Gesicht. Erregt stierte er Crysella an. Seine Augen waren glasig hinter den runden Brillengläsern.

„Doch, bist du“, sagte Crysella kalt. „Ich habe nie daran gezweifelt." Sie bückte sich, hob ihr Hemdchen auf, wollte es anziehen.

„Lass das.“ Otto schmiegte seinen heißen Körper an Crysellas nackten, kühlen. „Komm, zeig mir noch einmal deine herrlichen Brüste.“

Crysella spürte Ottos tastende Hände auf ihrer nackten Haut, heiß seinen Atem auf ihrem Gesicht, und die Gier packte auch sie. Heute war Vollmond. Und sie spürte seine unergründlichen Energien.

„Verdammt mich nicht“, hörte sie sich sagen. „Ich werde den Männern ungeahnte Lust bereiten. Ihre Retterin werde ich sein. Ihre Göttin einer Nacht, und sie entschweben lassen auf dem Gipfel ihrer Ekstase, in himmlische Sphären.“



„Der Schwur gilt.“ Liliths Stimme.



„Da fang doch gleich mit mir an.“

Otto drängte seinen Kopf zwischen Crysellas Brüste. Langsam knöpfte sie sein weißes Büßerhemd auf, presste ihre vollen Brüste an seine dunkel behaarte Brust, rieb vorsichtig auf und ab, auf und ab, bis er anfing, laut zu stöhnen. Seine Hände suchten und fanden den Weg zu ihrer Nässe und sie stieß wohlige Seufzer aus, ergab sich ganz dem Spiel seiner kundigen Hände, die immer fordernder wurden.



„Jetzt bist du dran. “ Liliths Stimme.



„Oh, ja”, stöhnte Otto.



Mit einem Ruck zog Crysella Otto an seiner afrikanischen Perlenkette zu sich heran, schnürte ihm die Kehle zusammen. Schon nach einigen Sekunden fehlte Otto die Luft zum Atmen, die Augen quollen ihm aus den Höhlen, seine Zunge hing ihm aus dem Mund, seine Arme baumelten schlaff an den Seiten, unartikulierte Laute röchelten aus seinem Mundloch.
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Crysella packte das pure Entsetzen. Was tat sie da. Schockiert riss sie ihre Hände von Ottos Hals. Die Energie floss zurück in ihren Kopf. Warum hatte Otto sich nicht gewehrt. Sein blau verfärbtes Gesicht lag noch immer schweißnass zwischen ihren Brüsten. Unbeweglich. Starr. War er etwa tot? Panisch hob sie vorsichtig seinen Kopf etwas an, stieß ihn aber sofort wieder zurück. Ottos Augen waren offen und glasig. Sein Mund zu einem schiefen Lächeln verzogen. Entsetzt sprang sie auf. Sie musste weg hier. Weg. Sie hatte Otto umgebracht. Da hörte sie, wie er grunzende Laute von sich gab.

„Es war herrlich.“ Otto grinste. „Ich hatte wunderbar geile Gefühle.“

„Du bist doch völlig übergeschnappt!“ Crysella gab Otto einen derben Stoß, so dass er auf die schwarze Couch fiel. Alle Viere von sich gestreckt, blieb er liegen. Wie ein Hund, der sich ergibt. „Mach das nie wieder“, fauchte sie. „Ich hätte dich umbringen können.“

„Du bist die Herrin.“

Klar. Und er der Sklave. Konnte er haben. Mit einem Ruck setzte sich Crysella breitbeinig auf Ottos Leib. Sie hatte die Macht. Und sie wollte sie auskosten. Bis zur Neige. Sie ergriff Ottos Arme, die schlaff auf der Couch lagen, drückte sie über seinen Kopf. Ihre Brüste schaukelten jetzt dicht über seinem immer noch weißen Gesicht.

„Jetzt bist du in meiner Hand“, gurrte sie. „Du kannst dich nicht wehren. Hier sind meine Brüste, hier, hier. Die möchtest du doch gern. Doch sie gehören mir. Mir allein. Mir, der Vollmondfrau. Der Dämonin. Der dunklen Mutter. Und kein verdammter Erdenmann soll sie in sein gieriges Maul bekommen. Keiner.“

„Gib mir deine herrlichen Brüste. Komm, nur ein kleines Stück. Bitte“, gierte Otto. „Bitte. Nur die Nippel. Nur die Nippel.“



Das könnte dem so passen. Crysella lachte schadenfroh. Kerle. Alle gleich. Gierige Tiere. Mit ihr nicht mehr. Jetzt würde sie sie benutzen. Es wurde Zeit. Es war Vollmond. Und Otto kam ihr gerade Recht. Sie lachte hysterisch:

„Ricardo. Du Scheißkerl. Matthias. Du Dummkopf. Luzifer. Du grausamer Teufel.“



Otto stöhnte und lechzte.
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Und der Speichel rann aus seinem geifernden Mundloch. Er versuchte noch immer, Crysellas Spitzen hinein bekommen. Doch kurz vor dem Ziel zog sie sie jedes Mal zurück, obwohl auch sie geil war, wie nie zuvor. Schmerzhaft spürte sie ihr Verlangen. Die zügellose Gier. Das untrügliche Ziehen in ihrem Unterleib.

„Komm, setz dich höher, Crysella“, wimmerte Otto. „Auf mein Gesicht.“

Natürlich. Sie wollten es auf die Spitze treiben. Sie war bereit. Und ihre Lust benetzte heiß und duftend Ottos Gesicht.

„Ob man einen Mann damit ersticken kann?“, fragte sie schamlos.

„Versuch es.“, lechzte Otto laut schmatzend.

„Lieber nicht.“

Crysella wusste sehr wohl, dass sie mit ihrer Weigerung Ottos Verlangen ins Maßlose steigerte. Er war ein Mann. Sein Schwanz hart und bereit.

„Versuch es. Crysella. Oder mach was anderes“, keuchte er.

„Was denn, mein kleiner Verrückter. Was denn. Was soll denn die Vollmondfrau machen?“



Es war ein wahnsinnig erregendes Spiel. Plötzlich hatte sie eine Vision. Otto war nicht mehr Otto. Otto war ein hässliches Monster. Ein Monster, das hilflos vor ihr auf der schwarzen Couch lag. Nackt, zitternd, ohne Verstand. Mit irren, übergroßen Augen, die fast aus den Höhlen quollen. Mit vor Geilheit Schaum vor dem Mund. Otto, ihr Freund, war ein Monster. Ein Monster aus der Unterwelt. Der Hölle. Ein Sexmonster. Aus dem Kot der Gosse.

„Bitte, bitte“, flehte das Monster. Gierig schlängelte seine Zunge, die Zunge der giftigen Schlange aus dem Paradies, ihrer Öffnung entgegen. „Piss mich an. Crysella. Piss mich an.“ Das Monster aus dem Kot der Gosse krümmte sich vor begehrlicher Lust. „Verlange von mir, was du willst“, wimmerte es. „Geld. Schmuck. Alles. Was du willst. Nur, piss mich an.“

„Ich kann das nicht“, sträubte sich Crysella.

„Doch. Doch“, bettelte das Monster. „Du musst deine Fotze ganz weit öffnen. Komm, zeig es mir. Ich habe Durst. Komm, komm. Wäre das höllisch.“

Plötzlich war Otto wieder Otto.

„Du bist pervers.“ Crysella stieg von Otto runter. „Ich habe nur gespielt.“ Gelassen setzte sie sich auf die Couch, trank den Rest Wein aus der Flasche.
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„Der Vollmond macht mich verrückt.“

Durch Ottos unverhüllte Fensterscheiben fixierte sie die geheimnisvolle Kugel, die da so unnahbar am Himmel hing.



Wo bist du, Ricardo.



Crysella stand auf, die Flasche in der Hand.



Zeig dein verhurtes Gesicht.



Sie ging zu Otto.

„Runter von der Couch“, sagte sie grob und versuchte, Otto von der Couch zu ziehen. „Das Spiel ist aus. Ich möchte noch Wein.“

„Nein“, weigerte sich Otto. „Wir sind noch nicht fertig. Hier...“. Er drückte ihre Hand auf seinen aufgerichteten Penis. „Ich bin noch immer total geil.“





***



Fortsetzung folgt in diesem Theater
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Kommentare zur Story:

  hallo, ingrid, ottos schicksal ist besiegelt. ich hatte keine wahl.
grüß dich  
   rosmarin  -  17.02.10 15:15

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  ich habe ein ganz blödes gefühl bei otto, besser gesagt für otto, ob er wohl lebendig davonkommt?
auf die leidenschaft. und die zerstörung. ;))
lieben gruß  
   Ingrid Alias I  -  17.02.10 11:42

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  hallo, jochen, das freut mich ungemein. ich sorge mich auch um otto, aber er kann seinem schicksal nicht entrinnen.
grüß dich  
   rosmarin  -  16.02.10 22:47

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  Ich empfinde dieses Kapitel auch als ganz besonders schön. Vielleicht weil so viel Lyrik darin mitschwingt? Schon allein wie du diesen Spätsommertag beschreibst - ein Genuss. Später wird man geradezu elektrisiert, denn die Erotik sprüht einem feurig und geheimnisvoll entgegen. Am Schluss gerät man mehr und mehr in Sorge um den arglosen Otto. Man kann nur hoffen, dass sich Crysella nicht entgültig auf die Seite der finsteren Mächte stellt.  
   Jochen  -  16.02.10 21:09

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  danke, doska. das nächste kapitel wird zeigen, ob der schwur sich erfüllt.
grüß dich  
   rosmarin  -  16.02.10 19:00

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  Ist ja wahnsinnig spannend. Crysella wird doch wohl den armen Otto nicht wirklich umbringen? Fast hätte sie es ja schon getan! Erstklassiges Kapitel.  
   doska  -  16.02.10 15:43

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