Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 8. Februar 2010
Bei Webstories eingestellt: 8. Februar 2010
Anzahl gesehen: 2319
Seiten: 2

Die Balkone der Textilfirma tragen Eis.



Oh, wie schön das aussieht, aber das kann auch ins Auge gehen.



Ja, deswegen muss da geklopft werden aber nicht am Haus.



An den Balkonen?



Ja.



Macht ja auch Sinn.



Ja, die Mauern sind dick und wenn man an diesen rüttelt, rüttelt man nur selbst und bricht sich seine Kleider.



Glieder meinst Du!?



Ja, aber geht ja um Textilien. Da komm ich durcheinander. Meine Mutter hat da vierzig Jahre lang als Schneiderin gearbeitet. Man kann sagen, mein Blut besteht aus roten und weißen Blutkörperchen und einer Gefäßinnenverkleidung aus Perlon.



Perlon?



Ja, das is so was wie Nylon nur anders, glaub ich. Meine Mutter hat damit gearbeitet und davon erzählt. Und jetzt ist sie tot und an den Balkonen sind Eiszapfen groß wie Hechte. Das hätte es damals gar nicht gegeben. Da hätten die Mitarbeiter von sich aus abgeklopft. Heute stehen die da oben drauf, rauchen und gehen wieder rein. Das macht der Westen. Die Ellenbogengesellschaft.



Wenn so ein Eisklumpen auf einen Kopf fällt ist der Matsch.



Eierlikör?



Ja, gerne. Oh, ausm Flachmann. Das ist ja praktisch.



Frau denkt ja mit. Wo wollen Sie eigentlich hin?



Ich?



Ja.



Labskaus kaufen. Mein Mann möchte mal wieder Labskausstullen essen. Er war früher Fischer und die IndustrieFische sind voller Quecksilber sagt er.



Im Labskaus nicht?



Nein, sagt er.



Angenommen man könnte nun doch an den Hauswänden rütteln und die Eiszapfen würden abbrechen. Das wäre gar nicht so gut. Die würden dann dem Rütteler auf den Kopf fallen.



Man muss von oben ran. Vielleicht mit einem Kran.



Quatsch, der rutscht doch aus. Gucken Sie doch mal, wie glatt das hier ist. Das macht das Tropfwasser der Mittagssonne. Die Leute müssen das von den Balkonen aus machen. Wahrscheinlich müsste man nur ganz dolle trampeln.



Glaub ich auch.
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Sagen Sie mal, was mir jetzt erst auffällt.



Ja.



Sie sitzen ja im Rollstuhl. Was ist Ihnen denn passiert?



Ach gar nichts. Ich kann ja laufen, aber bei dem Glatteis nehme ich den Rollstuhl. Außerdem trink ich ja auch Eierlikör. Auch noch einen?



Gerne. Trotzdem find ich das nun wirklich geschmacklos. Man fährt doch nicht mit einem Rollstuhl durch die Gegend.



Wenn ich es nicht tue, benötige ich bald einen Rollstuhl. Krückstöcke nehmen ältere Menschen ja auch nicht weil sie alle gebrochene Beine haben. Meist eher prophylaktisch.



Find ich nicht gut.



Müssen Sie ja auch nicht.



Wenn ich wiederkomme vom Supermarkt schau ich noch mal nach den Balkonen.



Ich werde hier sein.
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Kommentare zur Story:

  Irgendwie witzig, das Gespräch der beiden alten Damen. "Ja, das macht der Westen, dass da Eiszapfen dran hängen!" Niedlicher Text.  
   Petra  -  09.02.10 17:22

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Find ich wunderbar geschrieben. Ohne Mühe sehe ich die Situation und die zwei Beiden vor meinem geistigen Auge.  
   Ronnja  -  09.02.10 13:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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