Crysella und der Schwarze Mond/ Kapitel 8   269

Romane/Serien · Schauriges

Von:    rosmarin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Februar 2010
Bei Webstories eingestellt: 7. Februar 2010
Anzahl gesehen: 3327
Seiten: 10

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


8. Kapitel

_______________

„Ich sehe Übel. Verhängnis. Verderben. Fluch. Mondlicht. Blut.“

Die Hexe Vanessa. Noch so ein Irrlicht.

Von Grauen gepackt, setzte sich Crysella im Bett auf. Griff ihr Handy, das neben ihrem Kopfkissen lag. Aha. Matthias.

„Ich habe die Handschellen.“ Matthias lachte. „Du wolltest doch mal gefesselt werden. An deine Grenzen kommen.“

„Wer sagt dir das?“

„Mein Gefühl.“

„Wann treffen wir uns?“

„In einer halben Stunde.“



Crysella klickte Matthias weg. Woher wusste er von ihren Gelüsten. Sie hatten doch gar nicht über ihre und seine Vorlieben geredet bei ihrem zufälligen Treffen. Dazu war doch auch die Zeit viel zu kapp. Natürlich freute sie sich über seinen Anruf, nachdem sie ihn gestern abgewiesen hatte. Seltsam war es aber doch. Wie früher verspürte sie plötzlich den unwiderstehlichen Drang, sich zu unterwerfen. Sich der Macht des Stärkeren auszuliefern. Oh Gott. Ihr altes Leben hatte sie wieder. Fast freute sie sich darüber. Vielleicht würden die Dämonen sie dann in Frieden lassen.

Sie ging zum Fenster, zog die Vorhänge zurück, öffnete es weit, schaute den schnell vorüber ziehenden Wolken nach, die den Vollmond in regelmäßigen Interwallen verdeckten und ihm dann, unverhofft, für Sekunden nur, einen freien Platz einräumten.

Natürlich brauchte sie das passende Outfit. Im Schlafzimmer nahm sie ihre Sachen aus dem Kleiderschrank. BH, Tanga, Strapse, Spitzenstrümpfe, Minikleid. Alles in Schwarz. Seths Lieblingsfarbe war rot. Rot wie sein Haar. Rot, die Farbe der Leidenschaft. Des Feuers. Der Liebe. Des Blutes. Seht zu Liebe hatte sie das rote Nachthemdchen gekauft. Das süße Hemdchen, in dem sie so gut tanzen konnte. Würde sie auch vor Matthias tanzen?

Die hochhackigen roten Pumps und das rote Seidenband fehlten noch. In einem Schubfach, ganz unten, fand sie das Begehrte. Auch das Schmuckkästchen mit dem Silberschmuck von Ricardo. Und ganz zuunterst, versteckt in einem kleinen Geheimfach, den Ring der Lilith. Mit Mühe hatte sie ihn damals nach dem schrecklichen Altartraum abbekommen. Erst wollte sie ihn ja ins Klo spülen, hatte sich dann aber entschieden, ihn lieber zu verstecken, in der Hoffnung, dass die Hexe dann keine Macht mehr über sie haben könnte.
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„Du bleibst wo du bist.“



Im Bad vor dem großen Spiegel betrachtete sie dann wohlgefällig ihr Spiegelbild. Etwas Mascara und Lippenstift fehlten noch. So. Kein Rouge. Tadellos. Vollkommen.

Sie ließ sich Zeit, erwartete, jeden Moment Lilith im Glas des Spiegels zu erblicken. Doch nichts geschah. Nur der Vollmond, der sich nicht mehr hinter den Wolken versteckte, tauchte das Badezimmer in einen geheimnisvollen Glanz.

Plötzlich stand Matthias hinter ihr. Mit Schrecken sah sie, wie er seine Hände, die ungewöhnlich groß und behaart waren und in denen er eine Unmenge dicht beschriebener Blätter hielt, auf ihre Schultern legte. Im gleichen Moment vernahm sie Musik. Nein, nicht ihre Sethmusik. Es war eine Musik, die sie gar nicht mochte. Ozeanklänge. Wellenrauschen. Wellenrauschen. Möwengeschrei. Moldaureigen. Wellenrauschen. Mediale Musik. Psychiater und Zahnärzte sollen sie anwenden, hatte sie gelesen, um ihre Patienten in Trance zu versetzen. Damit sie sie dann nach ihren Vorstellungen therapieren konnten. Hach, das wäre bestimmt nichts für sie. Crysella lachte verächtlich.

Die dicht beschriebenen Blätter auf ihren Schultern bewegten sich wie Flügel. Wippten lustig auf und nieder, breiteten sich aus, falteten sich zusammen. Breiteten sich aus.

„Ich habe erst so zwanzig Seiten gelesen.“ Matthias’ Hände legten sich fest um ihren Hals. „Da kann man a, nicht viel sagen, und b, finde ich es ein bisschen zu softig. Hausfrauensex. Da stehe ich nicht so drauf.“ Er lachte frech. „Das kannst du doch besser.“

„Ist ja auch kein Porno.“ Crysella verzog spöttisch ihren Mund. Bestimmt würde Matthias gleich zudrücken. Nur zu. Sie hatte keine Angst. „Ich schreibe doch nicht für Beate Uhse“, scherzte sie boshaft.

„Warum eigentlich nicht.“ Matthias Griff wurde fester. „Ansätze sind durchaus vorhanden.“

„Es ist eine tragische Liebesgeschichte“, japste Crysella. „Mit einigen stark ausgemalten Sexszenen.“

„Vielleicht etwas für Frauen.“

„Ricardos und meine Geschichte.“

„Lauter fliegende Blätter. Hui!“ Matthias lachte albern, lockerte dann seinen Griff.
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„Mist. Vergeudete Zeit. Schreib lieber deine Doktorarbeit.“

Demonstrativ ging er zum Fenster und warf die Blätter hinaus.



Inzwischen hatte sich das Bad in ein anheimelndes Zimmer verwandelt. Der nicht sehr große Raum war rund. Die Wände verkleidet mit rotem Samt. Die Musik verstummt. Statt ihrer erfüllte jetzt ein süßlicher Geruch, wahrscheinlich Weihrauch, das runde Zimmer.

Fasziniert betrachtete Crysella das einzige Möbelstück. Ein antikes Tischchen von seltener Schönheit, notdürftig bedeckt mit einem bunten Seidentuch. Darauf standen Döschen und Fläschchen mit Duftölen, Seifen, Kerzen, Wässerchen. Und dazwischen glänzten und glitzerten exotische Steine, Ketten, Armbänder, Kreuze und eine Unmenge anderer geheimnisvoller Dinge in magischer Schönheit.

Matthias verteilte überall kleine Kerzen, zündete sie an, streute dann Rosenblätter auf den Fußboden, der ebenso wie die gewölbte Decke aus Glas bestand.

„Würdest du mich bitte fotografieren, Crysella.“

Crysella starrte Matthias an, als wäre er ein Geist. Das konnte nicht sein. Wann war das geschehen? Wo waren Matthias‘ Kleidungsstücke. Er war plötzlich nur mit einer Damenstrumpfhose bekleidet. Auffordernd hielt er Crysella eine Digitalkamera entgegen.

„Das macht mich geil“, sagte er errötend wie ein Schuljunge. „Danach könnten wir dann das Erwünschte tun.“



Neugierig betrachtete Crysella Matthias‘ makellose, glatte weiße Haut über etwas zu viel Fleisch und wunderte sich, dass sie sich nicht wunderte. Die ganze Situation war ja nun wirklich alles andere als normal.

„Zum Fasching könntest du als Streichholz gehen", scherzte sie.

„Du könntest ja meinen weißen Körper rot anmalen, wenn dir mein roter Kopf nicht gefällt.“

„Oder deinen roten Kopf weiß.“ Sie zückte die Kamera und knipste wild drauf los, während Matthias von einer obszönen Pose in die nächste wechselte und sie auch nicht versäumte, ihre doch sehr offensichtlichen weiblichen Reize immer unverhüllter zur Schau zu stellen, so dass die Stimmung sich mehr und mehr aufheizte.

„Stell dich da hin“, befahl Matthias, als sie genug von der Knipserei hatte.
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Mit seiner rechten Hand wies er auf eine Stelle an der roten Samtwand. „Zwei Schritt davor.“

Gehorsam stellte sich Crysella vor die rote Samtwand. Verspürte verlockend das schon bekannte triebhaft gierige Ziehen in ihrem Unterleib.

„Wunderbar, wunderbar“, murmelte Matthias, „eine Frau wie dich zu besitzen, wäre das Größte.“

„Hast du deine Potenzmittel genommen?“

„Die brauche ich bei dir nicht.“ Provozierend zeigte Matthias auf seinen aufgerichteten Penis. „Du wirst dein blaues Wunder erleben, meine Schöne.“ Schon war er dicht vor ihr und entkleidete sie langsam und genüsslich. „Die Strümpfe und Strapse behältst du natürlich an“, bestimmte er mit leiser Stimme. „Das macht mich verrückt.“

„Sehr wohl. Zu Befehl, Königliche nackte Hoheit.“

Crysella kicherte dümmlich und stand stramm.

Matthias ließ sich zu ihren Füßen nieder, küsste und streichelte, höher, höher, bis sie sich, einer plötzlichen Eingebung folgend, lüstern auf sein glühendes Gesicht gleiten ließ.



„Bist du verrückt?“ Oh, Graus. Liliths Stimme. „Er darf dich nicht besitzen. Sie sind alle gleich.“



„Nur ein Spiel“, bettelte sie.



„Nein, spiel du mit ihm.“



„Dann lass mich wenigstens träumen.“



Wie durch Zauberhand öffnete sich die rote Samtwand. Auf einer mit rotem Samt bezogenen Ottomane rekelte sich Crysella.

Matthias, in der Hand einen Pokal, gefüllt mit perlendem Champagner, schwebte auf sie zu.

Wohlig schloss sie die Augen. Der kühle Champagner füllte prickelnd all ihre Körperöffnungen. Erregend spürte sie Matthias Zunge, seine Finger und ergab sich leise seufzend einem wahnsinnig erregenden Gefühl, das in orgastischen Wellen ihren Körper durchflutete.



Matthias verstand es, die Spielchen von Nuance zu Nuance zu steigern. Und sie, die passiv war, wie nie zuvor, wand sich bald in unbändiger Ekstase. Die Spiegel unter und über ihr, die flackernden Kerzen, die den rotgläsernen Raum in ein gespenstisch und doch anheimelndes Licht tauchten, verliehen der Situation seinen ganz besonderen Reiz.
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„Bleib ruhig liegen“, sagte Matthias.“ beweg dich nicht. Ich muss dich betrachten. Ich will alles sehen. Riechen. Fühlen. Schmecken. So wie es jetzt ist.“



Mein Gott, war das verrückt. Ein Traum. Ein wunderschöner Traum. Nur nicht erwachen.



Szenenwechsel:



Crysella befand sich wieder in ihrem Bad. Matthias war in die Küche verschwunden, kam nun mit Handschellen und dicken Stricken zurück. Nackt, wie sie war, fesselte er sie an den Riegel des Fensterkreuzes. Gruselschauer jagten in kalten und heißen Wellen ihren Rücken hinab. Bald schon meinte sie, sich in einer mittelalterlichen Folterkammer zu befinden. Es fehlten nur noch die Folterknechte, die sie am Haarschopf packen würden.

Matthias verband ihr die Augen mit einer breiten, schwarzen Binde, steckte einen Knebel in ihren Mund. Törichte Angst befiel sie. Doch Matthias zärtliche Hände beruhigten sie.

„Du musst mir vertrauen.“

Und sie vertraute ihm. Alles in ihr war Erwartung. Erwartung auf ein nie erlebtes Spiel. Ein Abenteuer. Denn was nun begann, war Himmel und Hölle zugleich. Lustvoll genoss ihr bebender Körper Matthias’ wilde Zärtlichkeiten.

Matthias verstand es, eine Frau den Himmel sehen zu lassen, nur um sie dann, auf dem Gipfel ihrer Lust, in die Hölle zu verdammen. Wieder und wieder. Das gleiche verruchte Himmel- Hölle-Spiel. Und sie genoss wollüstig schaudernd die gierige Glut ihres Körpers, die fleischliche Lust, von der die Hexe Vanessa gesprochen hatte.



Der Vollmond flutete ins Zimmer. Crysella lächelte erregt hinter dem Knebel. Eine Vollmondsexnacht. Mit dem Doktor der Medizin Matthias. Wie konnte sie ahnen, dass der Kerl ein Sadist war. Ein Ungeheuer. Ein Monster aus der Gosse.

Sie lachte gequält auf. Tränen liefen über ihr Gesicht, sammelten sich neben den Grübchen unten am Hals.

Matthias’ Hände wühlten in ihrem Haar. Schmerzhaft wickelte er die Locken um seine Finger, zog ihren Kopf brutal in den Nacken. Ihr ganzer Köper war eine einzige Erregung, ein Kribbeln, ein Zittern. So stand sie vor Matthias. Nackt. In High Heels und Strapsen. Gefesselt und geknebelt.

„Trink.
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Du wirst es brauchen.“



Matthias reichte ihr den Pokal mit dem Champagner. Schnell trank sie ihn leer. Matthias schenkte nach. Ein schwereloses Gefühl machte ihren Köper leicht und locker und ihr Kopf schien ohne ihren Körper davon zu schweben in andere Dimensionen.

Wie durch dichten Nebel sah sie Matthias auf sich zukommen. Er nahm sie wie ein Kind auf seine Arme und schwebte mit ihr davon.



*



Lasziv rekelte sie sich auf einer schwarzen Ledercouch in einem Keller. Ja, es musste ein Keller sein. Wände und Fußboden und auch die Decke bestanden aus groben Feldsteinen. Schwarze Altarkerzen neben der schwarzen Couch auf dem Boden verliehen dem Raum etwas überaus Geheimnisvolles. Gespenstisch tanzten flackernde Schatten an den Steinwänden. In einer Ecke entdeckte sie vier düstere, überaus kräftige Gestalten mit schwarzen Masken.

Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten.

„Hab keine Angst.“ Matthias drückte sie zurück auf die Couch. „Es ist ein Spiel.“

Plötzlich flutete Licht in den Keller. Scheinwerfer blendeten sie. Erschrocken starrte sie in das rote Auge einer Kamera.

„Öffne deine Beine.“

Matthias Hände waren groß und kräftig. Aufstöhnend wand sie sich unter dem groben Griff. Das rote Auge der Kamera funkelte böse.

„Und nun rein in die Höhle.“ Matthias Stimme erinnerte an das Fauchen eines wilden Tieres. „Die heiße. Feuchte. Nasse. Die Grotte. Her mit den Pfoten. Her mit den Schwänzen.“ Augenblicklich lösten sich die vier Gestalten von den Wänden. Die Schatten an den steinernen Wänden schwirrten hin und her. „Ich brauche ihre Augen. Ihren Mund. Ihre Schreie."

Die vier Kerle, nur bekleidet mit ledernen Lendenschurzen, unter denen riesige Schwänze wippten, zerrten Crysella von der Couch, hin zu einer mittelalterlichen Folterbank aus rohem Holz, zwangen ihre Arme und Beine durch Ringe aus Eisen, schnallten sie mit groben Riemen fest.



Crysella zitterte zu ihrem eigenen Entsetzen in gruseliger Erwartung. Die vier Kerle begrabschten und betatschten sie gierig. Hatten ihre Hände, Münder, Schwänze überall. Ihr war, als hätten sie hundert Hände.
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Hundert Lippen, hundert Schwänze. Immer wieder saugten sie ihren Mund, schleimten über ihre Brüste, ihren bebenden Leib, tiefer und tiefer, schlürften ihren Saft, ihr Leben. Lüstern blitzte Feuer aus den Augenschlitzen. Acht Handschuhhände rieben ihren Körper. Versuchten, in sie zu dringen und ein heftiger Schmerz durchzuckte sie wild. Schreiend versuchte sie, sich von den Fesseln zu befreien. Den animalischen Berührungen zu entkommen, die Matthias erbarmungslos filmte.

„Eine wunderschöne Hexe haben wir da." Wieder so eine Hand in ihrem Schoß. Eine schwarze Handschuhhand.

„Haltet ihre langen, roten Haare. Zeigt ihr, was Sache ist.“



Die Kerle zeigten Crysella was Sache ist. Hechelten. Lachten. Fickten sie brutal mit ihren dicken, langen Schwänzen.

Entsetzt starrte sie in geschlitzte Augen, auf grobe, behaarte, tätowierte Arme, Ketten auf athletischen Brüsten, goldene Ringe an wulstigen Fingern.

„Verdammte! Sauigel! Schweine! Wichser!“

„Gut. Crysella. Ja. Crysella. Schrei. Gib‘s ihnen! Süße.“ Matthias flößte ihr wieder Champagner eine. „Ist gleich vorbei.“

Crysella lachte hysterisch. Kreischte. Zerrte an den Fesseln.

Die Fackeln in den Ecken waren fast niedergebrannt. Fledermäuse flatterten aufgeschreckt umher. Sie fiel. Tiefer. Tiefer. Hinein ins Bodenlose. Schwarze. Zusammen mit den Fledermausvampirgesichtern, die sie böse angrinsten, den riesigen Spinnen, die sich von den steinernen Wänden lösten, dem Keuchen, Stöhnen, Ächzen über ihr.

„Wir nehmen sie von hinten.“ Die Kerle banden sie los. Nahmen sie von hinten. Einer nach dem anderen.

„Und nun in beide Höhlen.“ Matthias lachte höhnisch. „Immer zwei und zwei. Du nimmst die Schwänze, Crysella.. Los. Wirst schon nicht ersticken.“



„Hexen riechen sich über viele Meilen.“



Du hast recht, Vanessa. Ich scheiß denen was. Abra. Kadabra.



„Schrumpft. Ihr Ungeheuer!“



Vier eklige, schwarze Käfer krochen langsam mit langen, dünnen Beinen über ihren geschundenen Körper. Verschwanden in den dunklen Ecken des Kellers.

Sie war frei.
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Rannte in die Küche. Die Steakmesser! Ha! Wahllos griff sie ein Messer aus der Halterung. Stürzte sich auf Matthias. Stach in jede seiner Öffnungen. Wieder und wieder. Säbelte ihm den Penis ab.



*



Crysella hetzte zum Fahrstuhl.

„Blut! Überall Blut!“Sie trommelte mit den Fäusten an die gläserne Tür. „Mörderin! Lilith! Mörderin!“



„Wahnsinn, Wahnsinn, ich liebe dich, du meine Schöne, mein Schwan, meine Prinzessin, mein feuriger Engel, meine Teufelin, ich liebe dich.“



Ricardos Stimme!



Rein in die Realität. Vorbei der Albtraum. Erleichtert atmete sie auf. Sie war wieder Crysella. Eiskalte Wut packte sie. Entsetzen. Sie stand gefesselt und geknebelt vor Matthias. Er hatte ihr brutale Lust bereitet. Wie weit würde er noch gehen. Schluss jetzt.

„Los, du Schwein“, schrie sie wild hinter dem Knebel, „nimm die Fesseln ab!“

„Wir hatten doch alles abgesprochen.“ Matthias befreite Crysella von den Fesseln. „Du wolltest es doch so.“

"Ricardo ist hier!“

„Na, da werde ich mich mal wieder anziehen.“

„Ich auch.“



Crysella kicherte blöd. Trank wieder Champagner. Ging mit dem Glas in der Hand zum Fenster, öffnete es weit. Der Mond protzte in seiner Pracht.

„Zeig dich Ricardo. Sprich mit mir.“

Doch der Vollmond blieb der Vollmond.

Matthias, auch ein Glas Champagner in der Hand, war, ohne dass sie es bemerkt hatte, wieder hinter sie getreten. Jetzt legte er einen Arm um ihre Schultern.

„Auf uns Crysella. Du bist wundervoll. Wir müssen es tun. Du hast es versprochen. Vielleicht brauchst du etwas Zeit.“

„Vielleicht.“

Hatten sie nichts getan? War nichts geschehen? Sie hatte es doch gefühlt. Ihr Blick fiel in den Spiegel.

„Töte ihn.“

Lilith füllte den Spiegel mit ihrer vollkommenen Schönheit.

Das Badezimmer erstrahlte hell im Glanz des Mondes. Crysella fühlte das Messer in ihrer Hand, das Buschmesser. Das Ricardo im Bad vergessen hatte. Wie in Trance zog sie Matthias zu dem Fensterkreuz. Handschellen, Stricke, Knebel lagen noch immer auf dem Boden.

„Komm, Süßer“, sagte sie mit Liliths erotischer Stimme, „ich will dich die gleichen wahnsinnigen Gefühle erleben lassen, wie ich sie durch dich erlebt habe.
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Stück um Stück riss sie Matthias die dürftigen Fetzen vom Leibe. Es waren plötzlich Fetzen. Fesselte ihn an das Fensterkreuz. Stieß brutal den Knebel in seinen Mund.

Nun hatte sie die Macht. Doch ihre Macht entbehrte jeder Zärtlichkeit. Es war die Macht des Teufels. Höllenfeuer brannte in ihr. Die Absätze ihrer High Heels hatten sich in Satanshörner verwandelt. Stießen wütend in Matthias’ bebendes, weißes Fleisch. Das Höllenfeuer der Kerzen brannte dunkle Flecken hinein. Der Sekt löschte nur für einen Augenblick den Schmerz. Und das Spiel begann von neuem.

Ihre Hexenbrüste rieben sich an Matthias’ Körper. Wieder und wieder bäumte er sich auf in wilder Ekstase. Schweißbedeckt. Ohne Chance. Und eine dicke Kerze auf dem Boden fand in seiner Öffnung ihre ungewöhnliche Bestimmung. Hätte er schreien können, wäre es der Brunstschrei des Teufels selbst gewesen. Doch ihre Zunge, die Zunge der Schlange aus dem Paradies, linderte nicht seine Qual.

„Jetzt!“

Die Schlange aus dem Paradies verschwand.

Lilith im Spiegel löste sich auf.

Die Sethmusik erfüllte grausig das Zimmer.



*

Crysella tanzte zu der ungewöhnlich geheimnisvollen Musik. Ihr Körper schien sich ohne ihr Zutun zu bewegen, zu verschmelzen im Rhythmus dieser lieblichen Töne. Immer machtvoller erklang die Musik, mysteriöser, magischer. Wie von selbst glitten ihre Hände über ihren Körper. Berührten ihre Brüste. Verharrten an den sich immer mehr erigierenden rosigen Warzen. Streichelten langsam über ihren Bauch. Verharrten zwischen den leicht geöffneten Schenkeln. Streiften ihr kurzes rotes Hemd herunter, griffen wieder in ihr volles, braunes Haar. Berührten sanft ihr Ohr. Anmutig neigte sie ihren Kopf und tanzte einen imaginären Schleiertanz. Immer schneller drehte sie sich im Kreis. Schneller. Wilder. Sehnsüchtiger. Bald hatte sie alles um sich herum vergessen, ergab sich willig der Musik. Zärtlich und leidenschaftlich. Und ihr Körper, dessen Bewegungen mit den lieblichen Tönen zu verschmelzen schienen, wand sich schlangengleich.
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Ihr schien, als tanze sie zu den im Nebel der Zeit verborgenen Inseln des Glücks und ein süßes Ziehen erfasste all ihre Sinne.



*



Doch plötzlich erstarrte sie in der Bewegung. Sie starrte Matthias an, der versuchte, sich mit gurgelnden Lauten bemerkbar zu machen. Wie eine Wahnsinnige stürzte sie sich auf ihn, tat den ersten Schnitt in sein weiches Fleisch, besessen von einem erotischen Blutrauschgefühl, das besser war, als der beste Sex. Und dieses Gefühl, das alle anderen Gefühle und den Verstand ausschaltete, nach mehr dürstete und dessen wahnwitzige Unersättlichkeit niemals gestillt werden konnte, nahm immer mehr Besitz von ihr. Ihrer Sinne nicht mehr mächtig, säbelte sie Matthias den Penis ab, wie vordem im Traum.

„Verschwinde endlich aus meinem Leben! Verschwinde aus meiner Seele. Lass mich leben, Ricardo!“

Matthias war nicht mehr Matthias. Matthias war Ricardo. Der Saukerl Ricardo. Dieser verdammte Flachwichser. Sie musste ihn töten. Nur so konnte sie zur Ruhe kommen. Weg mit diesem Verräter. Ihr war, als müsste sie die Seele aus diesem vollen Leib schneiden, die Seele, die sie suchte und niemals finden würde. Seths Geist beherrschte sie mehr denn je. Flammengleich loderten seine roten Haare an der Wand.

„Töte ihn. Räche dich.“



Plötzlich torkelte der Mond ins Badezimmer, verdeckte den Spiegel mit seinem Glanz. Unheimliches Gelächter erfüllte den kleinen Raum.

Matthias war wieder Matthias.

Fassungslos brach Crysella über seinem blutüberströmten Körper zusammen. Blut an Händen. Füßen. Blut am ganzen Körper. Das Bad war in ein Meer von Blut getaucht. Darin sie. Geschüttelt von Schluchzen und Kälteschauern.



Der Mond war weiter gezogen. Ricardo verschwunden. Lilith nicht mehr im Spiegel. Wie Wehgeheul erklang die Sethmusik in Crysellas Kopf. Oder war es der nicht enden wollende melancholisch betörende Gesang ferner Sirenen.

Entsetzt rappelte sie sich auf, flüchtete aus der Wohnung, läutete Sturm an der Nachbarstür, rannte durch die leeren Gänge zum Fahrstuhl, dann wieder zurück ins Bad.

Voll Abscheu blickte ihr Lilith aus dem Spiegel entgegen.
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Die Augen groß, irr, tief in den Höhlen. Die roten Locken verfilzt, verschwitzt über ihrem totenblassen Gesicht.

„Du hast es getan“, frohlockte sie glücklich.



„Ich sehe Übel. Verhängnis. Verderben. Fluch. Mondlicht. Blut.“

Die Weissagung der Hexe Vanessa.



„Nein. Nein!“



*



Von Grauen gepackt, schreckte Crysella auf. Erschöpft setzte sie sich auf die Bettkante, wischte sich mit dem Handrücken erleichtert den Schweiß vom Gesicht.

Der Albtraum im Albtraum war ein Albtraum.



Da klingelte das Handy.



***



Fortsetzung folgt
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Kommentare zur Story:

  hallo, liebe doska, das ist eben ein (psycho)thriller. da bleibt die spannung bis zuletzt. und die karten werden auch dann erst auf den tisch gelegt. es kommt noch grausiger. sei gespannt.
und hier kommen ganz liebe grüße an dich von  
   rosmarin  -  08.02.10 19:08

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  Da kommt man wirklich mächtig ins Grübeln. Träumt Crysella das alles oder bildet sie sich nur ein, dass sie es träumt? Hat sie dem armen Mathias wirklich den ...abgeschnitten? Mächtig grausig das Ganze und verhängnisvoll. Selbst wenn Crysella alles nur geträumt hat, so ist sie sich zumindest überhaupt nicht im Klaren, was sie eigentlich vom Leben will. Bin gespannt wie sich das Ganze schließlich auflösen wird.  
   doska  -  08.02.10 18:42

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  was denn, noch schlimmer? im traum oder in der wirklichkeit?
wir warten gespannt...
lieben gruß von mir  
   Ingrid Alias I  -  07.02.10 22:47

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  hallo, jochen - schwarze träume wecken in dir die glut des verlangens - der traum am anfang war dir doch nicht albtraumhaft genug. und nun wirst du matschig im kopf? warts nur ab, es kommt noch schlimmer, ist ja ein psychothriller.
grüß dich  
   rosmarin  -  07.02.10 20:00

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  Oha, das mit den Träumen und der Wahrheit geht jetzt aber in rasender Schnelligkeit hin und her. Da wird man ja ganz matschig im Kopf. Liest sich etwa so: Traum, Nichttraum, Traum, Nichtraum, Traum, Nichttraum ....geht das jetzt immer so weiter?  
   Jochen  -  07.02.10 15:41

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