Poetisches · Trauriges

Von:    Wolfgang scrittore      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Dezember 2009
Bei Webstories eingestellt: 27. Dezember 2009
Anzahl gesehen: 2572
Seiten: 2

Im flirrenden Licht lag das Tal von Fergana

Das wilde, das schöne, das stolze Fergana



Mein Auge schaute weit übers Tal von Fergana

Die Kuppeln, die Mauern, das Land von Fergana



Ich selbst lebte einst am Hof von Fergana



Die Sonne steht tief am Himmel und ihre Wärme tut meinem gebeugten, ausgemergelten Körper wohl. Endlich habe ich es geschafft, nur zwei oder

drei Stunden Weges noch und ich bin wieder daheim.



Daheim, dort unten im Tal von Fergana? Siebenzehn Jahre ist es jetzt her, das uns das Schicksal davon spülte.

Davon spülte auf einer Woge des Hasses, des

Blutes, des Todes. Wenige außer mir haben überlebt.

Und ich habe mich oft gefragt, wieso gerade ich am Leben geblieben bin.

Ich wäre gern mit tausend Qualen gestorben, wenn es das Leben meiner Liebsten bedeutet hätte.





Der Jüngling, der Träumer, das Licht von Fergana

Die Jahre die schwanden, das Glück es verging

Die Flucht aus dem schönen Fergana



Ich war damals gerade auf einer weitläufigen Reise und führte Verhandlungen

mit mehreren unserer tributpflichtigen Fürsten, als mich die Nachricht

erreichte. Ein getreuer Bote hatte als einer der letzten noch die Flucht aus Fergana geschafft und das Grauenvolle berichtet.



Bittere Tränen erfüllten mein Antlitz und auch heute noch, nach all den Jahren sind meine Augen nicht trocken.



Und heut liegt der Tod überm Tal von Fergana

Die Kuppeln, die Mauern, die Städte verweht

Als Leichentuch deckt der Sand heut Fergana

Das reiche, das schöne, das stolze Fergana



Der Feind überrollte mit Windeseile die Reiche, und ich floh gramgebeugt mal hierhin, mal dorthin. Ein einstmals stolzer Aar, dem man die Flügel gestutzt

hatte konnte nicht wehmütiger sein. Ich fasste mein Schwert und mit ein paar wenigen getreuen Gefährten meiner Gefolgschaft versetzten wir dem Feind

Nadelstiche, wo immer wir ihn fassen konnten. Aber es war, als wenn eine kleine Biene einen großen wilden Bären stach.
Seite 1 von 2       






Oftmals, wenn ich an den Feuern der Steppennomaden saß und ihren Geschichten lauschte, hörte ich einen singen von Fergana.



„Kein Leben mehr drunt im Tal von Fergana

seit Blut dort den Boden gedüngt

Die Menschen an Feuern besingen Fergana

Die Mythen, die Lieder, den Traum von Fergana“



Jetzt da auch der Feind einem anderen weichen musste, lenkte die Sehnsucht meine Schritte wieder der Heimat zu. Still schaute ich über das Tal, sah den Wind mit dem Sand spielen, sah wie die Dattelpalmen sich ehrfurchtsvoll vor ihm neigten, und meine Augen sahen nichts.



„Mit Sehnsucht im Blick und im Kopf nur die Trauer

gedenk ich der Zeiten zurück

als Stolz war in mir, und Liebe und Glück

dort drunt einst im Tal von Fergana“



Mühsam erhob ich mich von meinem Teppich, nachdem ich ein stilles Gebet gesprochen hatte und schlurfte hinunter ins Tal. Wenigstens sterben wollte ich unten in Fergana, wenn schon ein Leben mir dort nicht vergönnt war.
Seite 2 von 2       
Punktestand der Geschichte:   28
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Wesentlich hüscher als nur das Gedicht allein. Das ist überhaupt eine tolle Idee, das Gedicht mit einem kurzen Text zu mischen. Der Text ist gut. Er ist schwermütig-romantisch und bildreich. Hat mir wirklich gut gefallen. Natürlich könnte noch ein klein wenig daran herum gefeilt werden, um ihn NOCH toller zu machen. Experiment geglückt kann man dazu nur sagen.  
   Jochen  -  27.12.09 17:45

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich glaube hier kommt das Schicksal Ferganas besser ans Licht  
   Wolfgang scrittore  -  27.12.09 13:08

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "rosmarin" zu "Wir Hamster"

hallo, wolfgang, so schön und so wahr, aber sei beruhigt; ich bin kein allesfresser. veganischen gruß von rosmarin

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Else08" zu "Halloweenieren"

Heiteres Gruseln wünsche ich allen Kindern.

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Wolfgang scrittore" im Thread "Frühlingsrubrik"

Gestern übern Tag Sah ich ihn Sein blaues Band, Es flatterte im Winde Wie ein zarter Kuss Ein erster Frühlingsgruß

Zum Beitrag