Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    Seducer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. September 2009
Bei Webstories eingestellt: 12. September 2009
Anzahl gesehen: 1901
Seiten: 5

17.04, 23:54 Uhr – Vigo, Spanien

Das gleichmäßige Ticken der großen Standuhr machte ihn nervös aber er konnte nichts dagegen machen, außer es zu ignorieren. Als er aufsah stellte er mit Bedauern fest, dass schon wieder fünf Minuten vergangen waren, ohne dass etwas passiert war. Mit steifen Gliedern verließ er seine gehockte Position und stand auf, um über die Brüstung aus Metallstangen zu sehen, vor der er bis eben noch gekniet hatte, doch mehr als zwielichte Dunkelheit war nicht zu sehen.

Schweigen, abgesehen vom Ticken, umhüllte ihn und die große Lobby, die sich zwei Stockwerke in die Höhe streckte und in einem gläsernen Kuppeldach mündete, durch das fahl der schon seit Stunden aufgegangene Mond schien und das runde Mosaik wie ein Spotlight hervorhob. Bald musste er hinaus kommen. Immerhin konnte er nicht die ganze Nacht im Schoß einer unterbezahlten Nutte verbringen und Gott weiß was mit ihr treiben.

Nervosität machte sich in den Gedanken des Beobachters breit und auch, wenn er noch Stunden Zeit hatte bis Apollos Wagen über das Firmament gezogen wäre, musste er sich sputen, denn immerhin wollte er nach getaner Arbeit nicht noch länger hier bleiben als nötig.



Mit hoch aufgerecktem Glied stand der übergewichtige Spanier vor dem jungen Mann, der sich nur ein paar Zentimeter entfernt auf den Boden gekniet hatte und wie ein Schoßhund auf den nächsten gebellten Befehl wartete. Das Zimmer in dem sich die beiden befanden war schmucklos und fast schon trist mit eintönigen grauen Wänden und einem kratzigen Teppich aus grobem Leinen, der den Eindruck machte als hätte man ihn aus einem abbruchreifen Haus geklaut, nur um ein paar Cent ein zu sparen. Das Bett war ein Geflecht aus grobem Draht, in das eine vergilbte Matratze eingearbeitet worden war, die mehr zweckdienlich als hübsch wirken sollte. Die Ketten an den Wänden allerdings warfen ein ganz anderes Licht auf die Szenerie, die in einer bedrückenden Atmosphäre verlief während von irgendwo her ein altes Grammophon Jazz plärrte.

„Nicht so schüchtern!“ Das Doppelkinn des Spaniers bebte bei jeder Kieferbewegung, die er mit dem Kopf machte und mit einer unerwartet schnellen Bewegung schlossen sich die wurstartigen Finger in das krause Haar des Jungen, um ihn an das zuckende Glied zu pressen.
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Alle Anwesenden wussten was er wollte, aber nur einer von ihnen war wirklich davon begeistert.

Die Stimme aus dem Grammophon machte einen unsteten Sprung als die empfindliche Plattennadel an einem Staubkorn hängen blieb, was aber nichts daran änderte, dass die Musik danach weiter lief.

Angewidert verzog der Junge das Gesicht als er gegen den stinkenden Hautlappen gedrückt wurde, der in ihm die Erinnerung an altes, von Maden durchsetztes Fleisch weckte. Das Opfers des Spaniers unterdrückte ein Würgen, das sich tief aus seinen Eingeweiden hinauf gearbeitet hatte, doch noch bevor es seine Kehle passiert hatte, wurde es durch das Eindringen des Penis nach unten gestoßen.

Galle sprudelte nach oben und überzog das Glied mit einem sauer riechenden Film, doch der Spanier bekam von all dem nichts mit. Nur sein Opfer litt unter dem Geschmack der immer wieder tief in seine Kehle gestoßen wurde während der oralen Vergewaltigung.

Wie das Wogen von Wellen klatschte der weiche Wanst immer wieder gegen das Gesicht des Knieenden und hinterließ jedes mal, wenn er sich auf das Gesicht drückte ein bedrückendes Gefühl von Luftmangel.

Ein Schwall lahmer Spermatozoen bahnte sich seinen Weg durch den verkümmerten Penis des Spaniers und spülte die aufkommende saure Galle des jungen Mannes zurück in tiefere Gefilde des Körpers.

Hustend erbrach sich das Opfer des Übergewichtigen als dieser ein paar Schritte zurück trat, um kein Erbrochenes auf oder unter die Füße zu bekommen. Dass sich sein Opfer übergab, schien ihn aber so sehr zu amüsieren, dass er sich eines quiekenden Lachens nicht erwehren konnte.

Wie ein kleiner See stand die übelriechende Flüssigkeit auf dem kargen Leinenteppich und sickerte nur langsam ein. Sicherlich wäre das flüssige Erbrochene irgendwann mit einem dunklen Fleck verschwunden, doch der Spanier machte sich einen Spaß daraus, seinem Opfer den fleischigen Fuß in den Nacken zu stellen und wie bei einem Hund das Gesicht in das Gemisch aus halb verdauter Nahrung und Galle zu drücken.

„Böser Hund!“ Die sadistischen Neigungen des Südländers trieben ihn dazu den Fuß ohne Erbarmen zu drehen bis das Gesicht des jungen Mannes übersät war mit kleinen Stücken, die vermischt mit der Flüssigkeit an der Haut klebten und auch nicht herunter fielen als er seinen Kopf endlich wieder heben durfte.
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Das Ende der Schaltplatte kündigte sich an und mit ein paar kratzigen Störgeräuschen versiegte die Musik, was wohl auch der Grund war warum der dicke Mann sich letztendlich von seinem Opfer loseiste.

Die Freiheit vor Augen sprang der junge Mann auf und rannte auf die Tür zu, die seiner Erinnerung nach in die mehrstöckige Lobby mit dem Glasdach führte. Der Spanier bemerkte das Flüchten seines Lustobjektes natürlich sofort, verdammte sich, dass er keine Wachen aufgestellt hatte und watschelte dem Jungen im schnellen Schritt hinterher.

Die Lobby war groß und kahl, so wie es der flüchtende noch im Gedächtnis gehabt hatte und abgesehen von dem großen Lichtfleck in der Mitte sah er nur Dunkelheit als sich sein Kopf panisch von links nach rechts drehte. Sekunden hatte der Flüchtling das Gefühl er würde beobachtet, doch der Fluchtinstinkt wiegte schwerer und so verschwand er im Dunkeln.



Endlich erschien der fette Südländer in der Tür, die fast genau so breit war wie er und drehte den Kopf, der gekrönt war von einer verschwitzen schwarzen Haarpracht, die kaum der Rede wert war. Der nackte Körper war übersät mit Hautunreinheiten, die man erst richtig sehen konnte als er in den Mondschein trat, der dem Bild eine künstlerische Note verlieh.

Während das alles passierte vergingen kaum zwanzig Sekunden, genug Zeit, dass der Beobachter die kurzläufige Schusswaffe heben und sein Zielobjekt ins Visier nehmen konnte. Der Schalldämpfer tat wie erwartet seine Pflicht und unterdrückte das Geräusch der aus dem Lauf austreten Kugel so lange, dass sich das Geschoss durch den Schädelknochen des Spaniers bohren konnte. Blut und Gehirnmasse spritzten an die gegenüberliegende Wand als die Kugel aus dem Kopf wieder austrat und ein klaffendes Loch in Stirn und Hinterkopf hinterließ.

Vielleicht hatte er seinen Mörder noch gesehen als er verstört nach oben gesehen hatte bevor sich die Innereien des Sterbenden entleerten und er ein paar Schritte nach vorne taumelte ehe der Körper mit einem fleischigen Platschen auf dem marmornen Mosaik aufkam.

Während das warme Blut noch in die undichten Fugen sickerte, schob der Killer seine Waffe wieder in das Holster zurück und verließ das schlecht bewachte Anwesen an der toten Wache vorbei auf dem gleichen Wege wie er es auch betreten hatte.
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18.04, 20:38Uhr – Hotel in der nähe von Vigo, Spanien

Als er an diesem Abend die Zeitung las, war der Mörder erstaunt darüber, wie schnell seine Tat ihren Weg auf die Titelseite der örtlichen Zeitung gefunden hatte. Es wusste zwar keiner, wer der Täter war aber nach dem Artikel zu urteilen war auch niemand bestürzt oder traurig darüber, dass Carlos Soladi in der letzten Nacht sein Leben gelassen hatte.

Zufrieden legte er die Zeitung auf den Stuhl, der eigentlich für seinen Nebenmann gedacht war und lüftete die Plastikabdeckung seines Abendessens. Ein Schwall warmer Luft, durchsetzt mit dem Geruch von Bratensoße dünstete ihm entgegen bevor der hoch gewachsene Auftragsmörder die Abdeckung wieder schloss. Es konnte nicht mehr lange dauern bis sein Auftraggeber ankommen würde, natürlich nur, wenn er es geschafft hatte das Haus lebend zu verlassen.

Leises Klopfen an der Tür riss den Killer aus schweren Gedanken.

„Wer ist da?“ Vorsicht gebietend stellte er sich so neben die Tür, dass, sollte sie auffliegen, die Kugel aus seiner entsicherten Waffe keinen langen Weg in den Kopf des Angreifers hätte.

„Ich bin es.“ Seine Fähigkeit sich Stimmen zu merken kam ihm auch dieses mal zu Gute, denn er erkannte selbst durch das Holz die dumpf klingende Stimme seines Auftraggebers. Die Waffe steckte schon wieder in seinem Holster als der Mann mit dem dunklen Pullover die Tür öffnete.

Das krause Haar des jungen Mannes war nicht mehr so zerzaust wie gestern Nacht und auch die Tatsache, dass er nackt gewesen war hatte sich in so weit gelegt, dass er nun eine helle Stoffhose trug, die so lang war, dass man seine Füße nicht mehr sehen konnte. Der Oberkörper lag verhüllt in einem grauen Sweater, der nach drei Nummern zu groß aussah.

Ohne dass ein Wort gewechselt wurde, betrat er das Hotelzimmer. Als er weit genug im Raum stand und die Tür hinter ihm zu fiel, zog er einen dicken Umschlag aus der Tasche.

„Bitte sehr, wie wir vereinbart hatten.“ Der Klient machte eine kurze Pause und hielt seinem kurzzeitigen Angestellten den Umschlag hin.
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„Mein Bruder wird es ihnen sicherlich danken.“ Der Zusatz zauberte ein sanftes Lächeln auf die ohnehin schon filigranen Züge.

„Danke.“ Für was oder wen auch immer er es getan hatte war ihm egal, hauptsache die Bezahlung stimmte und da die beiden nun nichts mehr miteinander verband, verließ der nun glücklichere Mann das Hotelzimmer des Auftragsmörder, der wiederum sofort begann seine Sachen zu packen um diesen Ort zu verlassen.
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Punktestand der Geschichte:   8
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Kommentare zur Story:

  bin etwas zwiespältig bezüglich der vergewaltigungsszene - aber im ganzen eine sehr schwarze kurzgeschichte - gut geschrieben, knackig, wie ein alter film mit bogart. grün von mir.
lg dubliner tinte  
   Pia Dublin  -  13.09.09 23:06

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich bin eigentlich nicht für solche Stories, die nur von Rache handeln. Aber du hast einen sehr guten Schreibstil und kannst dich gut in die Lage anderer Menschen hinein versetzen. Darum trotzdem grün von mir.  
   Petra  -  13.09.09 20:35

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Interessante Kommentare

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