Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Killing Joke      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. August 2009
Bei Webstories eingestellt: 6. August 2009
Anzahl gesehen: 3321
Seiten: 2

ANMERKUNG: Dieser Text enthält höchst zynische und einige bitterböse so wie satirische Passagen. Das Bild wurde dem Wikipedia commons Archiv entnommen.

Hier die Wiki Seite zum Maler: http://de.wikipedia.org/wiki/Groud



Die Kasten der Welt teilen sich in Drei Gruppen. Erste Welt, zweite Welt und dritte Welt. In der ersten leben wir, von der Zweiten ist nie die Rede damit bloß keiner auf den Gedanken kommt, da bestehe ein Zusammenhang, und die dritte Welt brennt lichterloh.



Die Landschaft ist dort immer noch prächtig, der Abendhimmel nach wie vor Kopfschussrot und Palmen wedeln an weißen Sandstränden neben leeren Munitionshülsen und angespülten Cocacolafabriken, Tante Herbert und Onkel Grete feiern sich als Kriegstouristen mit Animateuren bei dreispuriger Musik die Mittelstandsseele aus dem Leib und freuen sich auf die nächsttägig anstehende Safari.



Doch was soll das dann: Die beiden stehen zwölf Stunden dannach in der Savanne UND: Pergamentverpacktes Totes Gammelgesocks versaut massenerschossen den Kriegstouristen jede Möglichkeit die Szenerie zu genießen. In den Landstreifen der Löwen und Waffenhändler werden Tante Herbert und Onkel Grete aber gezwungenermaßen die eine oder andere Kleinigkeit übersehen, solange sie nicht im Buffet befindlich, denn erst dann gäbe es wirklich Grund sich Sorgen zu machen. Fragen Sie sich doch mal: Wie viele unserer Verwandten mussten doch ihren Urlaub schon vorzeitig aufgrund einer Carbolvergiftung abbrechen? Trotzdem herrscht die Meinung man könne in bestimmten Gebieten der Welt nahezu unbehelligt seinen Alltagsfreigang genießen und wahre Kulturberührungen fänden sich in der Ansicht auf der Postkarte, die man an sich selbst daheim schickt. Als wären die Länder von Cholera, Aids und Blei DIE Postkarte in Definition.



Nicht zuletzt geschürt wird diese Ansicht durch Eigenproduziertes Fernsehgeflimmer diverser privater Sender, in dem sich seichte Geschichten durch die afrikanische Landschaft plätschern – oder Plakate und Kampagnen die uns kleine Kinder dunkler Hautfärbung vorhalten, die für 30 Euro ihr Augenlicht wiedererlangen um schließlich für alle Zeiten glücklich durch die Savanne zu hoppsen und Tante Herbert den nächsten Drink zu mixen.
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Bezahlen sie ruhig das Geld, der örtliche Warlord wird Ihnen postalisch bestimmt die Aufbereitung zukünftiger Infanterieressource danken. Doch trotz dieser Aussicht auf gekauften Seelenfrieden überweisen i.d.R. lediglich die nimmermüden Sündernböcke niemand, keiner und weisichnich.



Warum? Ganz einfach, es gibt einfach zu viele Fixkosten in der ersten Welt. Ein Beispiel: Nein, verflixt, die Benzinpreise sind wieder um zwei Cent teurer geworden. Freuen sie sich. Denn diese zwei Cent gehen nicht in die Steuer, sondern in Privatportmanaits und werden somit nicht zur Finanzierung von Ammunition genutzt.



Nun gut, Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt, doch wer zählt schon solche Erdnüsse wenn diese so gut zur Linderung der Wirtschaftskrise geknackt werden können? Wenn sie wirklich etwas tun wollen, dann adoptieren sie ein Waisenkind nach Europa. Hier bekommen die potentiellen Schützlinge im Wehrdienst wenigstens vernünftiges Kriegsgerät für die Ausbildung. Trotzdem existieren unter uns Wesen, die sich erdreisten eine Depression zu bekommen weil sie der Frage „Was soll das alles“ mehr Gewichtung zumessen als Newtonmeter einem 4.57er Hohlmantelgeschoss.



Nunja. Andere Länder, andere Sitten. Oder was?
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Kommentare zur Story:

  Dankeschön. Ja, im Schlusssatz steckt mehr als auf den ersten Blick zu sehen ist.  
   Killing Joke  -  04.09.09 21:13

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  Sehr gut geschrieben. Besonders der Schlusssatz hat mir gefallen.  
   Evi Apfel  -  30.08.09 19:57

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  @ Petra: Ja, das ist ein Kindersoldat. Ich töffel hab's zwischenzeitlich auch geschafft mal endlich einen Link zu einer Wikipediaseite über den Erschaffer reinzueditieren. Es freut mich das dir meine Texte gefallen.

@ Jochen: Stimmt! Nicht jeder ist Karl Heinz Böhm. Wenn man Humor oder Spiele in einen Lehrvorgang einbindet, dann bleibt es übrigens tatsächlich besser hängen, was man vermitteln möchte. Und die komische Ader ist ein großer Teil von mir, auch wenn es sich um ernste Themen dreht.  
   Killing Joke  -  13.08.09 21:00

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  Hallo Killing- Joke, das Bild zu deinem Text hast du sehr gut ausgesucht. Ich denke mal, das soll wohl einen Kindersoldaten darstellen. Ich mag deine Texte. Du hast immer so einen leicht zynischen Unterton, wenn du schreibst. Anklagend und witzig zugleich ist nun diese Story. Gefällt mir wieder sehr gut.  
   Petra  -  12.08.09 20:28

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  Ja, so ist es, aber nicht jeder ist Karl-Heinz Böhm. Über den ich gehört habe ( sofern man Gerüchten glauben darf) dass er ein so schreckliches Reiseerlebnis gehabt hatte, von dem er sich aufgerufen fühlte, unbedingt helfen zu müssen. Aber es genügt ja schon, dass man aufmerksamer wird und darum finde ich deinen Text sehr gut. Du öffnest uns auf witzige Weise die Augen. Humor kann manchmal der beste Lehrmeister sein.  
   Jochen  -  11.08.09 23:26

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  Ich danke Euch für Eure Kommentare. Ja, auf die Spitze dieses Eisbergs ist das getrieben. Auf der anderen Seite geht's auch noch mal gut runter und wie das mit Eisbergen so ist, liegen 90%... (usw). Ich bin's einfach leid das sich nix ändert, im Gegenteil, in den letzten Jahren scheint es entweder wieder schlimmer zu werden oder es gibt mehr Berichte.
Eine Freundin erzählte mir von einem Mann, der vom sonnig heissen Kontinent hier hoch kam und erstmal einen völligen Schock bekam, als er einen Tag lang keinen toten auf der Straße hat liegen sehen. Wenn DAS zum Alltag gehört... au weia.

Und wenn ich mir dann ausmale, das Touristen in derartig von Grausamkeit und Gewalt zerrissene Landstriche reisen, um in Festungsartigen Reservoirs ihre Ferien zu verbringen... noch ein größeres au weia.  
   Killing Joke  -  08.08.09 00:29

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  Wirklich sehr gelungen, dieser kleine satirische Text. Steckt er doch voller Pfeffer und winziger Gemeinheiten, bei denen man sich kaum ein Grinsen verkneifen kann. Tja, würden die "lieben " Touristen genauer hinsehen, dann könnten sie doch gar nicht den Urlaub richtig genießen, Mensch.
Mal im Ernst, schön, dass du es hier so auf die Spitze treibst, anders kann man die Leute nicht wachrütteln. Und mal ein bisschen wacher sein, wäre wirklich von Nöten.  
   doska  -  07.08.09 22:11

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  hui, sehr eindrucksvoll und am Anfang "in Anführungszeichen" - witzig dargestellt, aber dann gehts schon ernst zur Sache und leider der Erkenntnis "traurig, aber wahr" und viele habens immer noch nicht kapiert.
Tja uns gehts wohl einfach -immer noch- zu gut würd ich mal sagen oder?  
   Profil gelöscht  -  07.08.09 00:22

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

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