Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Clarenbach      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 29. Juli 2009
Bei Webstories eingestellt: 29. Juli 2009
Anzahl gesehen: 2298
Seiten: 2

Sie legt sich schlafen. Das Gras unter ihrem Körper schmeichelt ihr und wiegt sie ins Land der Träume. Dort gibt es keine Zwänge und keinen Streit, denn in diesem Reich herrscht Frieden. Anna nimmt einen letzten bewussten, tiefen Atemzug, bevor sie ins behütende Dunkel ihres Geistes flieht, die Alltagswelt hinter sich lässt, träumend eine eigene Erde erschafft, die ihr die Freuden des Lebens auf einem Kristalltablett serviert, denn für sie ist alles klar und rein. Der Puls fällt tiefer und tiefer, der Brust entflieht der Atem, schenkt den feuchten Hauch, der nun das Gras benetzt.

Käfer krabbeln über ihre Arme, Beine und das Gesicht aber Anna ist das egal. Schon bald wird sie dieser Welt den Rücken kehren. Kevin hat sie verlassen. Das ist schlimm gewesen, doch auch das verliert an Bedeutung in Anbetracht der Tatsache, dass sie… Nein. Sie will nun keinen Gedanken mehr daran verschwenden – wieso auch?

Die Dämmerung hält Eintritt in die graue Welt der Maschinen, die sich unaufhörlich drehen, rattern und stinken. Technische Errungenschaften der Menschheit, denkt sie sarkastisch. Wohin man auch geht wird man von der neuesten Technik verfolgt, nichts ist den Firmen mehr heilig; nicht mal mehr der Gang zur Toilette. Sogar dort ertönt eine dieser Stimmen, ob man sein Geschäft schon erledigt habe und ob es mit der Säuberungsaktion beginnen dürfe.

Sie hasst diese Automatisierung der natürlichen Vorgänge. Ich bin doch keine Maschine! Aber ist dem wirklich so? Es hat eine Zeit gegeben, da hat sie dies zweifelsohne der Welt verkünden können. Jetzt ist das anders. Die Welt hat sich verändert. Manchmal glaubt sie es fühlen zu können.

Schwer. Alles ist so schwer. Ihr Körper, ihre Gelenke sind alt und mürbe, die Tage scheinen ihr viel zu viele Stunden zu haben, das Miteinander verliert gegen den Drang vorwärts ins Lampenlicht – oder wie sie das nennen mögen - und einzig die Nacht verschließt gütig die Augen vor ihren Taten und entlässt sie in ihre Einsamkeit.

Allein. Sie versucht zu seufzen, doch ihrer Kehle entweicht nur ein rasselndes Geräusch, das mehr an eine verendende Maschine als an einen Menschen erinnert. Dieser Ort ist ihre letzte Zuflucht vor dieser fremdartigen Welt dort draußen. Alles dreht sich so viel schneller und keiner hat mehr Zeit für Geschichten, denen die Menschen vor langen Jahren noch begeistert gelauscht haben.
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Das Nichts bleibt.

Mit einem Mal fielen ihre Augenlider zu, sie hört noch das Zwitschern der Lebewesen, die einmal die Lüfte bevölkert haben sollen, indem sie einen der zahlreichen Mikrochips unter ihrer Haut betätigt – dieser hier ist hinter ihrem rechten Ohr, einer ihrer Bevorzugten. Etwas wie ein Lächeln huscht ihr übers Gesicht, doch schließlich ist die Dämmerung in die Nacht übergegangen, die Sonne hat den Platz verlassen (ist abgeschaltet worden) und Anna, Modell 341, ist ihr gefolgt.
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Punktestand der Geschichte:   54
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Kommentare zur Story:

  Na ich muß sagen, mir gefällt diese Geschichte auch, sehr gut sogar. Ist für mich verständlich obwohl rätselhaft, aber mit Sinn und Zusammenhang ;-) Ich würde jedoch die ganze Geschichte anders sehen, nämlich genau umgekehrt. Sie verfällt in einen Traum bzw. schaltet Ihren Geist von der Umwelt aus/ab in Ihre "innere Welt, Erinnerung, an das einfache, unkomplizierte menschliche Leben", da mittlerweile in der ganzen Welt alles zu maschinell und automatisch wird. Sie möchte sich an die Zeit erinnern und das Ende ist praktisch nur symbolisch gedacht, in dem Sinne, dass die ganze Menschheit selbst bald nur noch auf Knopfdruck oder mechanisch funktioniert. Ich denke, dass dieses Bild damit erzeugt werden soll, Anna selbst aber keine Maschine ist, nur die Welt drumherum. Aber wenns doch umgekehrt sein sollte, in jedem Fall ist das Ende originell.  
   Profil gelöscht  -  30.07.09 18:30

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  Was die Sprache anbelangt, so finde ich den Text klasse, allerdings wechselst du ab und an grundlos zwischen den Zeiten ... merze diese Fehler aus! Es sei denn, du baust eine Art Erzähler ein, z.B.: Schön ist sie, diese Anna, das kann ich euch sagen! Nun ... sie schloss die Augen ... !
Aber so ergeben die Tempiwechsel noch keinen Sinn ...
Und dann das Thema ... Kevin hat sie verlassen, sie ist aber traurig über die vielen Maschinen dieser Welt ... wenn diese Maschinenwelt der Grund ist, weshalb sie vergehen will, warum ist dann dieser ominöse Kevin wichtig? Lass ihn raus, er lenkt vom Thema ab ... !
Obschon ich natürlich ein Quantum Zusammenhang erahne bzw. mir denken kann, warum du ihn dazugenommen hast! ;D  
   Ben Pen  -  30.07.09 16:34

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  Gefällt auch mir. Du hast hier sehr eindringlich eine düstere Zukunftswelt geschildert.  
   Petra  -  30.07.09 15:22

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Sehr gut geschrieben. Klar und deutlich kommt deine Nachricht zu uns herüber. Hoffen wir, dass dergleichen in ferner Zukunft nie geschehen wird.  
   Jochen  -  30.07.09 11:52

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  Man weiß zunächst nicht worauf du hinaus willst, aber dann ...! Warum sollte nicht auch ein Maschinenwesen sterben? Gut gemachte Geschichte.  
   doska  -  29.07.09 22:34

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nausicaä" zu "frühling z2"

einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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