Romane/Serien · Spannendes

Von:    Tintentod      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 22. April 2009
Bei Webstories eingestellt: 22. April 2009
Anzahl gesehen: 2250
Seiten: 21

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Wenn sie etwas ausdiskutieren, so geschieht es schnell und reibungslos, sie wissen worauf es ankommt in harten Zeiten und vertrödeln keine Zeit mit Kleinigkeiten. Sie sind sich einig, dass sie in den Pick-up steigen und verschwinden sollten, reden nur darüber, wann das geschehen könnte. Obwohl Mascot vor Ricks Besuch bei McGuire der Meinung war, sofort zu verschwinden, ändert er sein Vorhaben, als er hört, dass Rick seinem Onkel in die Arme gelaufen ist und sagt, dass man diesen Umstand nutzen könnte.

Rick will nichts nutzen, was mit seiner Familie zu tun hat, er will alles so schnell wie möglich hinter sich bringen, einen Schlusstrich ziehen unter diese verdammte Sache.

- Ist doch komisch, oder? Wir sind auf der Suche nach meinen Leuten und wen treffen wir?

- Jetzt versuch mir nur noch einzureden, dass das etwas zu bedeuten hätte. Das ist nichts als ein blöder Zufall.

- Es gibt keine Zufälle, buddy.

Der Pick-up braucht Benzin und Öl. Sie werden von dem Tankwart höflich darauf hingewiesen, dass etwas mit dem Auspuff nicht stimme.

„Welcher Auspuff?“ erwidert Rick.

Die tausend bucks haben sie gerecht untereinander aufgeteilt und trotzdem überlegen sie gemeinsam, was sie mit dem Geld anstellen sollen.

- Dein Onkel könnte es tun, sagt Mascot, während die Liter durchlaufen.

- Was tun?

- Ihm würden sie glauben, die Bullen und alle anderen auch. Er könnte der Familie verraten, wo Jackie ist.

- Wir wissen nicht, wo sie jetzt ist.

Aber wenn der Messerstecher auf unserer Spur ist, dann dreh ich den Spieß um und schnapp ihn mir. Er wird denken, der tasmanische Teufel hätte ihn erwischt.

Sie folgen der 380 nach Oscuro, Mascot fährt und Rick kreuzt alle Orte auf der Straßekarte aus, in denen sie schon gewesen sind, soweit er sich noch daran erinnern kann.

- Es war die richtige Entscheidung, dass wir weitergefahren sind, sagt er.

- Ich widerspreche dir nicht mehr.

Vor ihnen fährt ein Motorrad auf der Mitte der Fahrbahn, fast unmöglich zu überholen, weil der Fahrer zwei Krücken quer auf dem Schoß liegen hat. Er trägt keinen Sturzhelm, nicht einmal ordentliche Schuhe, sein langes Haar weht hinter ihm und er starrt stur über seine Lenkstange, während Mascot auf der linken Seite zum überholen ansetzt.
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- Wir sind anscheinend nicht die einzigen Irren, die unterwegs sind.

Der Kugelschreiber, geklaut beim auschecken aus dem Hotel, was ja auch teuer genug gewesen war, bleibt über Carrizozo hängen, senkt sich auf das faltige Papier und umkreist den Namen dann sehr sorgfältig. Er wird nicht durchgestrichen. Rick sieht von der Straßenkarte auf, wirft dem Handicap auf dem Motorrad einen desinteressierten Blick zu.

- Die Typen sind uns nicht gefolgt. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen.

- Es ist nicht Okay, dass Jackies Eltern nicht bescheid wissen.

- Darüber diskutiere ich nicht mehr.

Knatternd erreichen sie Oscuro und Mascot sagt, es gäbe dort eine kleine Behörde für Indianerfragen und er wolle dort nach alten Unterlagen und Listen fragen.

Vor dem Büro lungern ein paar abgerissene traurig anzusehende Indianer herum, vertrödeln den Tag, warten auf irgendetwas, vielleicht auf die Rückkehr des Manitous, vielleicht auf das Ende der Welt. Schwer zu sagen, in ihren Gesichtern ist nicht mehr viel zu lesen.

Rick wartet auf dem Flur, während Mascot mit der Indianerbeauftragten spricht, einer jungen Frau, die selbst Apache sein könnte, alles menschenmögliche für ihre Leute tut und doch jeden Abend mit einem schalen Geschmack im Mund nach Hause geht. Neben Rick steht eine kleine unglaublich dicke Frau in Jeans und Wildleder, behängt mit Glasperlenketten. Sie murmelt vor sich hin, kaum noch einen Zahn im Mund und lässt kleine Steine und Knochenstücke von einer hohlen Hand in die andere fallen. Rick seufzt, sieht ihr bei ihrem monotonen Treiben zu und findet, dass es ihm zu lange dauert mit Mascot da drin.

Langsam kommt es ihm so vor, als würden sie niemals nach New York kommen und vielleicht sollte Mascot auf seinen Traum scheißen und allein weitersuchen. Hollis war in Boston und das war ein Katzensprung von New York entfernt, sie konnten sich dort irgendwo treffen, die Lage checken, Geschäfte ans laufen bringen, die erste Million in Angriff nehmen. Das hatte bessere Aussichten als in Bürokratenlöchern herumzuhängen, die nur die Armut und das Elend verwalteten.

Klappernd fallen Knöchelchen und kleine gelbe Steine in die linke Handfläche, Finger mit schmutzigen Nägeln schließen sich darum und werden Rick unter die Nase gehalten.
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Er runzelt die Stirn, reagiert aber nicht, er hat kein Interesse an falschen Zauberkunststückchen. Die geschlossene Hand wird energisch geschüttelt und die dicke Frau zischelt ihm undeutlich zu, er solle auf ihre Knochen hauchen.

- Ich soll was? Ich glaub ich hör nicht richtig.

Sie sieht ihn so giftig an, dass Rick den Weg des geringsten Widerstandes geht und ergeben auf die verdammten Knochen bläst, sich dann abwendet und über seine eigene Gutmütigkeit den Kopf schüttelt. Er hofft für Mascot, dass er mit großartigen Neuigkeiten aus diesem Bureau for Indian Affairs kommen wird, denn sonst wird er ihn in den Pick-up schleifen und erst im Reservat den Fuß vom Gas nehmen. Dort sollten die Leute wissen, was mit seinen Verwandten passiert ist; wenn es dort niemand weiß, wer dann sonst.

- Hörst du mir zu? flüstert die dicke Frau und erst, als sie Rick am Ellebogen zupft, begreift er, dass sie ihn angesprochen hat.

- Lass mich mit deinem Blödsinn in Ruhe.

Er hasst es, von solchen Weibern angefasst zu werden.

- Die große Stadt wird Glück und Unglück bringen, mein Junge, für dich und deinen Freund. Ihr werdet vorsichtig sein müssen, immer auf dem Sprung, wie zwei einsame Wölfe, die sich zusammengetan haben. Wenn du diese Frau triffst, halt sie fest, sie wird alles ändern. Ich sehe eine blutige Nacht. Ich sehe den Wolf sterben, nein, nicht sterben, er wandelt sich. Dein Leben wird besser werden, aber niemals ruhig. Du hast es in der Hand.

Rick versucht in diesem Moment, in alle vier Himmelsrichtungen gleichzeitig zu verschwinden, obwohl er wissen muss, dass er so etwas höchstens unter massivem Drogeneinfluss zustande bringen kann, trotzdem versucht er es und glaubt einen Moment, es wirklich geschafft zu haben. Die umstehenden Leute jedenfalls sehen ihn irritiert und beunruhigt an, einige rücken von ihm ab, als sei er der Verrückte, diese Schwachköpfe.

Diese Frau macht ihn wütend, aber er versteht nur die Hälfte von dem, was sie von sich gibt. Warum sollte er etwas darauf geben, was eine dicke Irre erzählt, während sie mit Hühnerknochen spielt? Warum macht es ihn wütend?

- Das ist alles gequirlte Scheiße, was du da erzählst, ich glaub dir kein Wort.
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Jetzt hau endlich ab mit deinen Knochen.

Sie zeigt sich vollkommen unbeeindruckt von seiner Drohung, schließt die fleischigen Finger um ihre Steinchen und Knochen, sieht ihm dabei direkt in die Augen. Sie blinzelt, Rick zuckt zurück.

- Erinnere dich an meine Worte, sagt sie, dann dreht sie ihm den Rücken zu und stolziert watschelnd davon.

Rick sieht ihr nach, beobachtet, wie sich die Reihen der Wartenden teilt, als sie hindurchläuft; sie spielt ein wenig Moses und das Meer.

An was soll ich mich erinnern? denkt er, an Mascot, der sich wandelt? Eine Fluse, die ich festhalten soll und noch mehr von diesen Horseshit, kaum zu glauben.

Er hat Durst und wünscht sich einen Kaffee mit viel Zucker und endlich kommt Mascot zurück, faltet ein paar Blätter zusammen, steckt sie in die Hosentasche.

- Lass uns hier verschwinden, bevor diese alte Hexe zurück kommt.

- Hast du hier jemanden angemacht?

Rick tut empört.

- Ich hab hier ganz friedlich rumgestanden und gewartet und diese komische dicke Alte hat mir Knochen unter die Nase gehalten.

- Was für Knochen?

Sie sind auf dem Weg nach draußen, Rick sieht sich immer noch nach allen Seiten um, ob diese Frau wieder auftaucht und will sich nicht mehr damit befassen.

- Wie ist es gelaufen da drin?

- War Okay, ich hab ein paar Namen und Adressen, für alle Fälle, aber was war mit der Hexe?

- Glaubst du jemanden, der dir die Zukunft voraussagen will, ohne dass du ihn dazu aufgefordert hast? Ich hatte das Gefühl, mich auf einem Jahrmarkt verirrt zu haben.

- Was hat sie gemacht mit den Knochen?

- Ist mir auf den Keks gegangen.

Das Wetter droht umzuschlagen, es sind graue Wolken aufgezogen, die im scharfen Wind über den Himmel jagen, und es ist längst nicht mehr so heiß. Ein herrenloser Esel trottet über die Straße, steigt den Bürgersteig hoch und lässt sich auch von winkenden Frauen und herumwedelnden Tüchern nicht stören. An seinem knochigen Hintern klebt eine Papiertüte und um seinem Hals hängt ein Seil, die Schlaufe hat sich hinter seinen Ganaschen zusammengezogen, das lose Ende schleift zwischen den Vorderfüßen.
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Mascot stupst Rick an und meint, da liefe der Esel aus Winnie the pooh und ob sie versuchen sollten, ihn einzufangen.

- Ich wüsste nicht, was wir mit ihm machen sollten, wenn wir ihn haben.

Der Esel fällt in einen eiligen Trab, sein Schädel schwingt von einer Seite zur anderen, seine krummen kleinen Hufe klopfen auf den Asphalt. Sie können ihn noch hören, als er längst in einer Seitenstraße verschwunden ist.

Der Wind treibt noch andere seltsame Dinge die Straße herunter, noch seltsamer als ein struppiger Esel, der es eilig hat. Wind und Regen hätten Rick nichts ausgemacht, aber die blonde Tusse, die die Straße gegenüber aus der Drogerie kommt, ihnen den Rücken zudreht und in die andere Richtung verschwindet, lässt seine Stimmung auf den Tiefpunkt sinken. Keinen Gedanken verschwendet er mehr an die unfreiwillige Weissagung. Er würde Jackie nicht mal festhalten, wenn er an der Kante eines Wolkenkratzers hängen und sie ihm die Hand reichen würde; selbst dann würde eine freie Hand noch reichen, um ihren Hals zu packen und zuzudrücken.

- Da hinten geht sie, sagt er.

- Was?

- Jackie. Sie ist hier. Ich hab sie aus der Drogerie kommen sehen.

Mascot saugt die Luft durch seine Zahnlücke, verzieht dabei das Gesicht, aber es ist kein Grinsen, was er zeigt.

- Und was jetzt?

- Soll sie doch mit dem Scheißgeld glücklich werden.

Es ist nicht mein Ding, mich in fremde Dinge reinzuhängen. Wenn die Bullen nicht mehr auf dem Kasten haben, um sie zu kriegen, soll sie das Geld ihres Alten verbraten und irgendwo glücklich werden. Was soll’s. Da scheißt der Hund drauf.



Sie fahren ein Stück aus der Stadt raus, finden einen halb überwucherten Feldweg und folgen ihm bis zu einem kleinen See am Rande eines Wäldchens. Kinder haben an einem überhängenden Ast ein dickes Seil mit einem Autoreifen dran befestigt, aber es ist still und einsam und sie nutzen die Gelegenheit, mal wieder nackt zu baden. Das windige Wetter und der aufkommende Regen lassen sie vollkommen kalt und sie machen sich keine Gedanken darüber, hier erwischt zu werden; ihre Klamotten liegen verstreut vor dem Pick-up, Mascots Cowboyhut hängt baumelnd am Außenspiegel. Sie benehmen sich wie alberne Kinder, drücken sich gegenseitig unter Wasser, tauchen untereinander weg, lassen sich johlend von dem schwingenden Autoreifen platschend ins Wasser fallen.
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Rick flucht immer wieder über seine ziehende Wunde, reißt sich irgendwann den Verband ab, der aufgeweicht und hellrot an seiner Seite klebt, wirft ihn irgendwo in die Büsche.

An den ruhigen Uferstellen außerhalb ihrer Reichweite kräuselt sich das Wasser, als der Wind noch mal zulegt und es zu regnen beginnt. Schlagartig wird die Luft so kalt, dass sie ihre Sachen zusammensuchen und in den Pick-up flüchten. Ricks rechter Schuh fehlt, er tanzt suchend durch den Regen, der wie dichte Bindfäden aus dem Himmel fällt, um ihm herum ist die Welt grau geworden. Schließlich findet er seinen Turnschuh im Unterholz, springt auf den Beifahrersitz und beginnt sich dort umzuziehen. Der Schnitt an seiner Seite klafft auf wie ein Fischkiemen, aber nachdem er nicht mehr zieht und brennt, vergisst Rick ihn einfach.

Sie machen das Radio an und drehen die Heizung hoch, bis ihnen die Nasen laufen. Nur in Hosen und mit nassen Köpfen sitzen sie da, sehen in den Regen hinaus und sind froh, dass sie den Sender aus Carrizozo nicht reinbekommen.

- Erzähl mir, was du rausgekriegt hast in dem Büro.

Mascots langes Haar klebt glatt und glänzend auf seinem Rücken und seinen Schultern, seine Haut hat das ganze Jahr einen wundervollen Bronzeton, nahtlos seit seiner Geburt. Er behauptet, die Frauen würden darauf stehen und selbst, wenn er einmal alt und fett sein würde, wären seine Chancen noch immer besser als bei anderen zwanzig Jahren jünger. Die Tätowierungen, die die beiden tragen, sind identisch, einmal auf heller, einmal auf dunkler Haut, teils indianisch, teils keltisch. Es sind die äußeren Zeichen ihrer inneren Verbindung.

- Ich hab ihr die Namen meines Vaters und meiner Mutter genannt und sie hat ein paar Akten durchgesehen und in ihren Karteikarten rumgeblättert. Ich weiß gar nicht, wie man so viele Namen und Daten sammeln kann und da noch die Übersicht behält. Sie macht den ganzen Tag nichts anderes, wenn sie nicht gerade in den Reservaten unterwegs ist. Den Leuten geht’s dort noch immer schlecht, hat sich nichts dran geändert, seit wir abgehauen sind. Die Namen auf der Liste sagen mir überhaupt nichts, obwohl ich mich an so ziemlich alle Familiennamen erinnern kann.
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Wir werden sehen. Sobald der Regen aufhört, besorg ich mir Kleingeld und telefonier durch die Gegend.

Um die Batterie zu schonen, läuft der Motor im Leerlauf, aber als ihnen warm genug ist, schaltet Mascot ihn wieder ab. Die Musik hat ihnen nicht gefallen. Als sie in der tröpfelnden Stille sitzen und darauf warten, dass die Zeit vergeht, hängen sie ihren Gedanken nach, wobei jeder vom anderen zu wissen glaubt, an was er gerade denkt. Das Motorengeräusch, das sich nähert und langsam lauter wird, lässt sie wieder aufmerksam werden, sie sehen sich nach allen Seiten um, entdecken den roten Wagen auf der anderen Seite des Sees, wie er sich seinen Weg durch die Bäume sucht.

Mittlerweile hat der Regen aufgehört und die durchbrechende Sonne lässt den nassen Boden dampfen wie einen Vollblüter nach einem gelaufenen Rennen. Es wird nicht schlagartig wieder heiß nach dem Regenguss, aber man spürt bereits, wie die Sonne wieder die Oberhand gewinnt.

Sie steigen aus, platschen durch die Pfützen, bleiben neben dem Pick-up stehen, die Hände in die Seiten gestemmt. Das Gras ist nass und kühl an ihren nackten Füßen. Auf der gegenüberliegenden Seeseite steigt ein Pärchen aus, ihr lautes ausgelassenes Lachen schallt zu ihnen hinüber, sie hüpfen umher, versuchen sich gegenseitig zu fangen und festzuhalten. Sie albern dumm herum; ein Junge mit rotem T-Shirt und seine Freundin, die mit weißer Bluse und langem Rock vor ihm davonrennt. Sie haben Rick und Mascot noch nicht entdeckt, kommen an das Ufer, die grasbewachsene Kante lässt ihnen keine Chance, langsam in das Wasser zu steigen, sie werden springen müssen und Rick schlägt eine Wette vor, wie weit sie sich auszuziehen wagen.

- Selbst, wenn sie zum vögeln hergekommen sind, wird sie sich nicht ganz ausziehen, sagt Mascot abschätzend.

- Sollen wir was rüberrufen?

- Dann geht deine Wette baden.

- War ja keine richtige Wette.

Eigentlich ist der Pick-up hinter ihnen nicht zu übersehen, selbst durch die Bäume hindurch nicht, aber das alberne verliebte Pärchen hat nur Augen für sich. Direkt am Ufer zieht sich der Junge das Shirt über den Kopf, fängt dann bei den Schuhen an. Rick macht einige Schritte nach vorn, Mascot bleibt zurück, aber nicht weniger aufmerksam.
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Es ist komisch, den beiden zuzusehen, als beobachte man ein menschliches Experiment. Rick hat den Kopf schief gelegt, grinst zu Mascot zurück, als das Mädchen gewollt langsam die Knöpfe ihrer Bluse öffnet, den Jungen dabei unverwandt ansieht.

In Ricks Augen ist es nicht fair, dass die beiden glücklich miteinander sind, schrecklich verliebt ineinander, einfach zum kotzen, wo er selbst jedes Mal aufs Maul fällt, wenn er glaubt, sein Herz verloren zu haben und deshalb legt er die Hände seitlich an den Mund und ruft scharf zu ihnen hinüber, gerade, als das Mädchen ihren BH aufblitzen lässt und der Junge in Unterhosen dasteht.

Sie erstarren in der Bewegung. Ihr Gekicher verstummt schlagartig, abgeschnitten wie mit einer großen Schere.

Der See liegt zwischen ihnen wie eine Grenze, aber trotzdem ist es nicht zu übersehen, dass das Pärchen eingeschüchtert ist.

„Wer ist das?“ flüstert sie, zieht ganz langsam die Bluse über ihren Brüsten zusammen, fummelt die Knöpfe wieder zusammen, mit schiefen Leisten.

„Keine Ahnung. Kennst du den Wagen?“

„Nee.“

„Was machen wir jetzt?“

Sie sehen sich an, starren dann wieder zu den beiden Männern hinüber.

Mascot hat zu Rick aufgeschlossen, baut sich neben ihm auf und stützt sich mit einem Ellebogen auf Ricks Schulter. Sie scheinen es selbst nicht einmal zu bemerken, welchen bedrohlichen Eindruck sie machen, selbst auf die Entfernung hin.

Mascot ist einen halben Kopf größer als Rick, kräftiger gebaut und sein langes offenes Haar lässt ihn verwegen aussehen, während Rick schmaler aber angriffslustiger aussieht. Seine Arme sind eine Spur muskulöser, die Tatoos sind deutlicher zu sehen und seine gespannte Körperhaltung lässt das Pärchen darüber nachdenken, was als nächstes passieren könnte.

- Was machen wir? fragt Mascot, gehen wir rüber und sagen hallo?

Rick antwortet nicht, hält die Arme vor der Brust verschränkt, starrt über das Wasser.

In seinen Gedanken ist er abgetaucht, Mascot sieht ihn kurz an und schießt eine weitere Frage in den Wind. Er wird nicht antworten.

„Hi“, ruft er zu dem Pärchen herüber, das einzige amerikanische Wort, was er ab und zu über seine Lippen kommen lässt, hebt die Hand und tut freundlich.
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Es wird das Pärchen nicht beruhigen; die machen sich ganz sicher mehr Gedanken darüber, was zwei halb nackte Männer an dem See getrieben haben mochten.

- Steig ein, sagt er, wir fahren rüber.

Die beiden heißen Deborah und Stevie-Ray, sind aus Oscuro und Debbie erklärt, dass sie seit einem halben Jahr miteinander gehen und sich sehr oft hier am See träfen. Sie haben ihren vorsichtigen Argwohn nicht abgelegt, bleiben dicht beieinander und halten sorgfältig Abstand. Debbie lächelt die ganze Zeit, dreht mit zwei Fingern in ihrem roten Haar herum und versucht zu plaudern, was das Zeug hält. Das Spanisch der beiden ist so miserabel, was das Zeug hält. Das Spanisch der beiden ist so miserabel, dass Mascot sich nur bruchstückhaft mit ihnen verständigen kann und Rick ist ebenso einsilbig wie unfreundlich.

- Geht ihr noch zur Schule?

- Sieht man doch, erwidert Rick.

„Was hat euch denn hergetrieben? Sieht so aus, als hätte euch der Regen überrascht.“

„Nein“, sagt Rick, sieht Stevie-Ray unverwandt an und verzieht keine Miene, „wir haben gebadet.“

„Oh.“ Stevie-Ray tut so, als habe er in dieser Aussage irgendeine Anspielung entdeckt und verstanden.

„Okay.“

„Was, Okay? Hast du irgendwas falsch verstanden?“

„Das ist doch Okay, was immer ihr hier gemacht habt, das geht uns ja auch nichts an, schließlich sind wir alle erwachsen.“

Debbie wirft sich lächelnd dazwischen, hebt das Kinn und reckt ihren Busen ein Stück nach oben, versucht sich in Deeskalation, aber Rick macht diese Konfrontation zu viel Spaß und er will damit nicht aufhören.

„Ihr beiden seid nicht erwachsen. Vielleicht fickt ihr miteinander, aber das bedeutet nicht, dass ihr erwachsen seid. Ihr klebt in dieser Provinzscheiße und glaubt, ihr habt das große Los gezogen.“

„Wir gehen von hier weg, sobald wir mit der Schule fertig sind.“

Bei Stevie-Ray klingt es wie eine trotzige Entschuldigung, dabei will Rick nichts weiter, als sie aus der Reserve zu locken, er will sehen, ob sie genug Biss haben, sich mit zwei unheimlichen Typen anzulegen.
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Für ihn ist es keine Beleidigung, für schwul gehalten zu werden, weil er trotz einiger Erfahrungen weiß, dass er es nicht ist.

Im Knast hat er sexuelle Übergriffe hinnehmen müssen und ganz am Anfang ihrer Freundschaft hatten Mascot und er ein paar Dinge ausprobiert, Erfahrungen gesammelt, sich gegenseitig angetestet, wie immer man es nennen wollte. Es schwang schon längst nicht mehr mit, wenn er in einem Zimmer schliefen oder sich nackt sahen, diese Dinge waren abgehakt.

„Was willst du eigentlich von uns?“ fragt Debbie. Ihre Finger haben die schiefe Knopfleiste entdeckt und sie korrigiert es schnell, zieht die Bluse zurecht und wartet auf Ricks Antwort, die Stirn in senkrechte Falten gelegt.

„Nichts, gar nichts“, sagt Rick.

Seine ursprüngliche Absicht, massiven Ärger zu provozieren, ist verschwunden; er wendet sich ab und setzt sich an das schattige Ufer des Sees.

Das ruhige Wasser reflektiert die Sonne, nach dem heftigen Regen läd alles wieder zu einem erfrischenden Bad ein.

„Wolltet ihr nicht schwimmen gehen?“ ruft Rick über seine Schulter zurück und Deborah ‚nenn mich Debbie’, ist die erste, die trotzig reagiert, sich blitzschnell bis auf die Unterwäsche auszieht und mit Anlauf in den See springt. Einige Meter vom Ufer fällt der Grund steil ab und sie verschwindet komplett unter der Wasseroberfläche, taucht prustend und wassertretend wieder auf und ruft nach Stevie-Ray. Ihr rotes lockiges Haar umrahmt ihr Gesicht, sie ist umgeben von glitzernden Wellen und obwohl das alles sehr einladend aussieht, antwortet Stevie-Ray, dass er gleich erst nachkommen will, einen Moment noch. Er setzt sich in das nasse Gras neben Rick, klaubt kleine Steinchen aus dem Boden und wirft sie in das ufernahe Wasser.

„Ich wollte nicht sagen, dass ihr schwul sein könntet, wir haben uns nur gewundert, was ihr hier gemacht habt.“

„Jaja, schon gut“, sagt Rick.

- Bist du in Ordnung?

- Geht schon wieder.

- Was war los zwischen euch?

- Gar nichts, sagt Rick, ich wollte nur sehen, wie weit sie den Mund aufkriegen.

„Ihr könnt hier bleiben, wenn ihr wollt, der See gehört meinem Onkel und der hat nichts dagegen, wenn die Kinder hier baden und wir uns hier im Sommer treffen. Wie lange wollt ihr in der Gegend bleiben?“

„Mal sehen, wie lange wir es aushalten.
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Debbie plantscht im Wasser umher, dreht ihnen den Rücken zu und vermeidet es, weiter als bis zum Dekollete aus dem Wasser aufzutauchen, weil sie weiß, dass ihre helle Unterwäsche durchsichtig geworden ist. Das grünliche Wasser des Sees ist deutlich zu ihrem Vorteil.

Stevie-Ray gibt eine Runde Metholzigaretten aus, die er aus seinem Wagen holt, einer alten Schrottkiste, mit der Rick sich nicht einmal in so einer Gegend blicken gelassen hätte, ohne sich in Grund und Boden zu schämen. Sie hocken alle drei im Gras, rauchen, holen sich nasse Hintern und Sonnenbrand auf den Schultern.

„Wo kommt ihr her?“

„Wir sind auf dem Weg nach Alaska, aber weil die Bullen hinter uns her sind, kann ich dir nicht sagen, wo wir herkommen.“

Rick bleibt bei solchen Gelegenheiten furchtbar ernst, es sei denn, Mascot sieht ihn dabei direkt an und macht eines seiner verständnislosen Gesichter und will per drängelnder Handzeichen wissen, um was es eigentlich geht, dann verändert sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und die Lüge entlarvt sich. Diesmal hat er Mascot halb den Rücken zugedreht und Stevie-Ray kauft ihm die Sache beeindruckt ab. Natürlich sind die Bullen hinter ihnen her, so, wie sie aussehen.

„Hat Debbie dich schon rangelassen?“

Stevie-Ray macht nicht den Fehler, großspurig zu tun und Dinge zu behaupten, die er nicht belegen kann, statt dessen nimmt sein Gesicht die Farbe seines im Gras liegenden T-Shirts an und er beginnt sich ausgiebig am Schädel zu kratzen.

„Sie sagt, sie wolle noch warten, weil sie sich noch nicht so weit fühlt und ich versteh das ja auch. Aber ich glaube eher, sie will nur nicht zum Arzt und sich die Pille verschreiben lassen. Es würde sich innerhalb von Stunden rumsprechen und da könnte sie tausend mal behaupten, es wäre wegen ihrer Pickel oder wegen ihres Hormonhaushalts. Deshalb will sie noch nicht.“

„Und deshalb traust du dich auch in keine Apotheke.“

Stevie-Ray lächelt schüchtern und zuckt nur mit den Schultern, dass Rick sich überlegt, ihm bei nächster Gelegenheit zwei handvoll Gummis aus dem Drugstore mitzubringen, zwei von jeder Farbe, eine zum antesten und eine für die Extase; schon allein, um sich darüber schieflachen zu können, später zu hören, wie Debbie sich rausgewunden hat.
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- Hattest du schon mal ’nen Feuerkopf dazwischen?

- Nur ’nen gefärbten. Nicht so einen wie die Nixe.

- Künstliche zählen nicht. Die sind fast noch schlimmer als blondierte Schlampen aus Tijuana.

„Ihr seht nicht so aus, als würdet ihr euch in Alaska wohl fühlen“, bemerkt Stevie-Ray. Er bemüht sich, das Thema Frauen so schnell wie möglich abhaken zu können.

„Niemand fährt nach Alaska, um sich dort wohl zu fühlen.“

- Alaska? fragt Mascot.

„Wollt ihr gar nicht ins Wasser kommen?“ ruft Debbie zu ihnen herüber, plantscht auf der Stelle, ihre nackte Haut gesprenkelt von Licht und Schatten, Schatten und Licht. Ein heruntergewehtes Birkenblatt klebt an ihrem Hals, ihr Haar ist streng nach hinten gewaschen und Rick fühlt sich genötigt, ihre Einladung persönlich zu nehmen und ihr nachzukommen, egal, was Stevie-Ray davon halten mag. Seine Jeans war halbwegs trocken auf seiner nassen Haut, aber er verplempert keine Zeit, sie sich wieder auszuziehen und jagt stolpernd den leichten Hang zum Wasser hinunter, wo er mit einem großen Satz neben Debbie im See landet. Stevie-Ray lächelt verunsichert, denkt nicht daran, seiner Freundin zur Hilfe zu kommen, bleibt neben Mascot sitzen, der die Mentholzigarette längst ausgedrückt hat, noch bevor sie ganz runter war, weil er sich schon aus Prinzip keine Spearmint anzünden würde. Er reagiert nicht, als Stevie-Ray ihn wieder mit seinem jämmerlichen in der Schule gelernten Spanisch anspricht.

Unten im Wasser geht Rick auf Tuchfühlung, ist fasziniert von diesen leuchtenden roten Haaren, die in krausen Locken an ihrem Gesicht liegen, nachdem sie sich einmal geschüttelt hat.

„Ich würde dich mitnehmen“, säuselt er, „wenn du willst, du musst es nur sagen, wenn du aus diesem Kaff raus willst. Vielleicht fahren wir doch nicht bis nach Alaska, weil wir uns noch nicht entschieden haben.“

„Wie stellst du dir das vor?“

„Oh, ich weiß schon.“

Rick paddelt wie ein großer Hund um sie herum. Schwimmen ist nicht seine starke Seite, er geht zwar nicht unter, aber er wird es niemals in die Olympiamannschaft schaffen.

„Du willst erst deinen Kram erledigen.
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Schulabschluss und den ganzen Scheiß.“

„Was ist dagegen einzuwenden? Nur, weil du es nicht auf die High School geschafft hast?“

„Woher willst du das wissen?“

Sie taucht vor ihm davon, eine schattenhafte rothaarige Nixe, die seinen Blick flimmern lässt, in einem grün-gelben Meer; als sie wieder auftaucht und prustet, geht Rick ein Gedanke durch den Kopf, scharf wie ein Blitz.

Kein Wunder, dass du hohle Birne dich ständig von den Weibern ausnutzen lässt. Du verliebst dich nie in die Deborahs, die dir begegnen. Du bist scharf auf sie alle, aber wenn du mal glaubst, es hätte dich erwischt, dann ist es mit Sicherheit die falsche. Daran solltest du grundsätzlich etwas ändern.

„Ihr beiden seid doch nicht die ersten schrägen Vögel, die hier auftauchen und so tun, als würde ihnen die Welt zu Füßen liegen und in Wirklichkeit kommen sie gerade so über die Runden. Ich werde die Schule beenden, vielleicht aufs College gehen und im Gegensatz zu euch beiden weiß ich genau, wo ich in zwanzig Jahren sein werde. Ich werde in einem großen schönen Haus leben, zwei oder drei Kinder haben und mein Mann ist groß, blond und erfolgreich. Wenn alles doch nicht so läuft, lasse ich mich scheiden, behalte das Haus und die Kinder und lasse meinen schönen blonden Mann bluten, bis er den Verstand verliert.“

„Weiß Stevie-Ray schon von deinen Plänen?“

„Sagen wir mal, ich weiß, was er davon halten würde und außerdem glaubst du doch selber nicht, dass ich auch noch in zwanzig Jahren mit ihm zusammen sein werde, oder?“

„Fickst du deshalb nicht mit ihm?“

„Wir leben in einem freien Land.“

Rick paddelt näher an sie heran, versucht, festen Boden unter die Füße zu bekommen, aber der See ist zu tief an dieser Stelle, seine nackten Füße streifen nur Algen und im Schlamm steckende Äste und Wurzeln. Debbie taucht bis zum Kinn unter, ihre Hände sind nach vorn gestreckt, um ihn auf Abstand halten zu können, falls ihm etwas dummes einfallen sollte.

In ihren Augen liegt lächelnde Verachtung, aber nicht die Art von Verachtung, die bei Jackie zutage getreten war; es scheint mehr so, als zeige sie ihm deutlich, dass sie weiß, wohin sein Lebensstil führen wird und dass er auf diese Art und Weise keine zehn Jahre durchhalten wird.
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Dafür verachtet sie ihn, dass er sein Handeln nicht abschätzt, es nicht ändert, obwohl er weiß, dass es ihn in eine Sackgasse führen wird.

„Was würdest du tun, wenn wir allein wären?“ Rick kann ihr nicht böse sein, irgendwie scheint sie mehr auf dem Kasten zu haben als alle anderen zusammen und das macht sie unangreifbar. Trotzdem greift er sie sich bei ihren nackten Hüften, und weil er keinen Boden unter den Füßen hat, um sie hochheben zu können, hält sie fest und lässt sich untergehen. Mascot sieht nur einen kurzen Tulmult, dann tauchen die beiden weg und er wartet atemlos darauf, dass Rick und Debbie wieder auftauchen, starrt auf den See.

- Wie lange kann sie die Luft anhalten? fragt Mascot, aber Stevie-Ray versteht ihn nicht.

Es dauert endlose Sekunden, bis Debbie am Ufer wieder auftaucht, Algen und Schlamm in den Haaren, als habe sie unter Wasser einen Handstand gemacht, unfreiwillig, natürlich. Sie flucht und kreischt, versucht so schnell wie möglich aus dem Wasser zu kommen, was ihr in der Hektik dann aber nicht gelingt, rutscht vom lehmigen Rand ab wie eine Schnecke in einer gebutterten Pfanne. Kaum, dass Stevie-Ray sich endlich erhoben hat, um ihr zu Hilfe zu kommen, hat sie sich in die Grasnarbe gekrallt und sich rausgezogen, stampft von ihnen weg, in Richtung Auto. Endlich taucht Rick wieder auf, über das ganze Gesicht grinsend. Mascot ruft zu ihm hinüber, was er gemacht habe da unter Wasser, aber er will es nicht sagen, grinst nur und schüttelt den Kopf.

In nasser Unterwäsche sitzt Debbie hinter dem Lenkrad des Fords, wirft den Motor an und schreit aus dem Fenster, dass Stevie-Ray seine Sachen packen und einsteigen soll, falls er nicht vorhabe, bei diesen Gehirnamputierten zu bleiben und Stevie-Ray kommt dieser Aufforderung hastig nach; nicht, weil er seine Freundin nicht verlieren will, sondern weil es der Wagen seines Bruders ist und er die Hölle heiß gemacht bekommt, wenn er Deborah mit seinem Wagen durch die Stadt fahren sieht.

„Hey“, ruft Rick, „wo wollt ihr beiden denn hin?“

Er steigt aus dem Wasser, greift sich das Seil der Tarzanschaukel, zieht sich hoch und lässt sich mit Schwung über den See gleiten, schwingt zurück ans Ufer, wo er sich abstößt, neuen Schwung holt und das ganze macht er immer wieder, bis Stevie-Ray zu Debbie in den Wagen gestiegen ist und die Tür zuknallt.
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Ein Hosenbein ist dabei eingeklemmt und schleift draußen über den nassen Boden.

Gerade, als Rick erneut zu einem kleinen Flug startet, lässt Debbie den Ford auf den Feldweg zudonnern, schmeißt Gras und Dreck hinter sich und gibt so viel Gas, dass sie die Kiste zum schleudern bringt. Mascot weiß nicht, wo er zuerst hinsehen soll, zu dem heulenden Ford oder zu Rick, der in dem Moment vergisst, das Seil nur über dem Wasser loszulassen, wenn er denn loslassen will, über die Uferböschung schwingt und wie ein Stein fällt. Seine Beine sind am Ufer, sein Kopf unter Wasser, er versucht sich auf den Bauch zu drehen, um von der Böschung herunterzukommen, aber dann knacken Wirbel in seinem Rücken, so laut, als habe jemand neben seinem Ohr einen Ast zerbrochen.

Debbie schafft es, den Ford nicht festfahren zu lassen und saust davon, ihre wütende Stimme übertönt das Motorengeräusch um ein vielfaches.

Mascot schwankt zwischen Gelächter und Schaudern, als er zusieht, wie Rick hilflos wie ein Neugeborenes versucht, den Kopf über Wasser zu halten, springt das Ufer herunter neben ihn und zieht ihn hoch. Mit einem Plantschen landen Ricks Füße im Wasser und endlich kann er aufstehen, das Wasser rinnt aus seiner Nase, aber als er den Rücken durchdrückt, geht er vor Schmerz in die Knie.

Mascot hält ihn am Ellebogen fest, zupft ihm Blätter und etwas, was wie ein toter Fisch aussieht, aus dem Haar und sie sehen sich nur aus den Augenwinkeln an, wiehern vor Lachen und taumeln im knietiefen Wasser umher, in dem Rick fast ertrunken wäre. Die nassen Jeans kleben an ihnen und sie legen sich lang ausgestreckt in die Sonne, um langsam zu trocknen, hoffen, dass es nicht wieder zu regnen beginnt. Im liegen macht Ricks Rücken keine Probleme, er darf nur nicht aufstehen.

- Stell dich doch einfach gerade hin, sagt Mascot.

- Das geht nicht, das tut schweineweh.

Er kommt nur mit quälender Anstrengung hoch und dann in den Wagen, kann zum Glück auf seinem Hintern sitzen und auch noch die Beine bewegen.

- Ich bin gelähmt, verdammte Scheiße noch mal.

- Da wird sich nur was eingeklemmt haben, das kriegen wir wieder hin.
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Haben wir alles eingepackt oder liegt das draußen noch was rum?

- Ich hab keine Ahnung.

Mascot lenkt den Wagen einmal um den See herum, holpert über die Grasnarbe und sie finden nach einigem flüchtigen Suchen noch ein kariertes Hemd, das an den niedrigen Ästen eines Busches hängt.

- Das hätte ich vermisst.

Der Ausflug zum See bleibt in keiner guten Erinnerung bei den beiden; Ricks verrenkter Rücken lässt ihm keine Ruhe und deshalb hat er auch keine Freude mehr daran, wenn er daran denkt, was er unter Wasser mit Debbie angestellt hat.

- Warum sagst du mir eigentlich nicht, wie du richtig heißt? fragt Rick plötzlich. Sie sind wieder in Oscuro, wissen aber nicht weiter. Mascot macht ein verbissenes Gesicht.

- Du könntest meinen Namen nicht mal aussprechen.

- Es gibt doch immer ’ne Übersetzung.

- Nein, nicht immer.

- Deine Eltern haben das Reservat verlassen, um sich draußen durchzuschlagen, also müssen sie doch Namen gehabt haben, die man aussprechen konnte. Vielleicht hat dein Alter ja beim Bau der Wolkenkratzer in New York geholfen. Willst du deshalb dort hin?

- Jetzt verwechselst du uns mit den Mohawks, buddy.

- Also, wie sind deine Eltern an Jobs gekommen, bevor du sie verloren hast?

Mascot schweigt eine Weile. Sie kennen sich das halbe Leben lang, aber darüber haben sie nie gesprochen.

- Sie haben sich amerikanische Namen geben lassen, das weiß ich. Sie wollten so sein wie alle anderen auch, sie wollten das TV-Leben, verstehst du? Also brauchten sie amerikanische Namen, aber gleichzeitig haben sie sich dafür geschämt und uns diese Namen nicht verraten. Deshalb konnte ich sie nicht finden, als ich in das Motel zurückkam und sie nicht mehr da waren. Weil ich nicht wusste, unter welchem Namen sie in der nächsten billigen Bude absteigen würden. Mascot war mein Spitzname, als ich mit einer Plastiktaschenfrau in einem Abbruchhaus gelebt habe, sie hat mich so genannt, weil ich immer hören konnte, wenn wir ungewollten Besuch bekamen. Sie war taub wie eine Holzbohle. Ich war zu klein, um mich allein durchzuschlagen und die Streetgangs wollten mich nicht. Nicht einmal die Behörden konnten meine Familie finden, aber große Mühe haben sie sich auch nicht gegeben.
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- Ich weiß nicht, wer von uns beiden mehr in den Arsch gekniffen ist.

- Sollen wir was essen?

Rick bemüht sich um einen aufrechten Gang, aber er bewegt sich wie Frankensteins Monster. Er hat sich das karierte Hemd übergezogen, es zugeknöpft und nachlässig in den Hosenbund gestopft. Weil er sich nicht bücken kann, zieht Mascot ihm die Schuhe an.

- Ich brauch was für meinen Blutzucker, sagt er.

Sie wollen was süßes haben, so viel wie reingeht und obwohl Rick weiß, dass eine Überdosis Kohlenhydrate seinem Rücken nicht helfen wird, hebt die Erwartung darauf seine Stimmung. Es ist nicht gerade ein Café, in dem sie landen, und der Kaffee schmeckt auch nicht so, wie sie es sich gewünscht haben, aber da sie sonst auch keine Ansprüche stellen, sind sie zufrieden mit dem, was sie bekommen.

- Es ist eine Kunst, mit dem zufrieden zu sein, was man bekommt.

- Ich dachte, es wäre eine Kunst, sich nur das zu nehmen, was man braucht, erwidert Rick.

- Das eine ist so mit dem anderen. Mascot hält seine Zeigefinger der Länge nach zusammen.

Es stehen mehrere Kuchen und Sorten von Gebäck zur Auswahl und sie probieren alles einmal durch, mit Ausnahme des Apfelkuchens. Wie immer haben sie sich einen Fensterplatz organisiert, um nicht immer nur auf die dummen Gesichter in der Kuchenbar sehen zu müssen. Mascot hat es auch immer gern, wenn er draußen den Pick-up im Auge behalten kann.

Zwischen zwei Stück Kuchen grinsen sie sich scheinheilig an, als sie Debbie und Stevie-Ray auf der Straße entdecken. Die beiden sind offensichtlich in einen lebhaften Streit verwickelt, haben kaum Augen und Ohren für ihre Umgebung. Immer wieder sticht Debbie ihrem Freund mit dem spitzen Zeigefinger in die Brust, um ihren verbalen Angriff zu unterstreichen.

Sie bekommen hinter der Glasscheibe nicht genau mit, um was es bei dem Streit geht, aber Rick kann es fast erraten, es an ihren hektischen Lippen ablesen. Er möchte an das Fenster schlagen und mit den Armen herumfuchteln, ihre Aufmerksamkeit erregen und zeigen ‚Hey, hier sind wir, ihr Arschlöcher, und ihr habt keine Ahnung, wie die Welt dort draußen wirklich aussieht, also bleibt lieber in der Schule und in eurem Leben unter Plastikfolie, wie die Blumengestecke auf den trockenen Friedhöfen, wo wir alle landen werden, ohne Zweifel, aber manche von uns haben einige Kratzer auf dem Angesicht der Erde hinterlassen, wenn sie dann abtreten.
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So oder so ähnlich will er zu Debbie und Stevie-Ray hinausrufen, aber er könnte es nicht so ausdrücken, wie es ihm im Kopf herumspukt, es endet jedes Mal damit, dass er mutig anfängt und dann hilflos in Schimpfwörtern und Flüchen endet, vielleicht würde es diesmal zumindest für ein ‚Rate, wo ich meine Finger an deiner Freundin hatte’ reichen.

- Ich kann sehen, was du denkst, sagt Mascot durch den Kuchen hindurch.

Ricks Gesichtsausdruck verändert sich schlagartig, als sei die Regenfront so schnell wieder aufgezogen, dass niemand die Chance hat, sich in Sicherheit zu bringen. Sein Blick klebt da draußen irgendwo fest und Mascot muss den Kopf wenden, um zu sehen, was er sieht. Er hätte es sich denken können, es ist Jackie.

Sie steht an der Ecke auf der anderen Straßenseite, unterhält sich mit einem Latino, der alles versucht, um sie anzumachen, er lächelt mit schiefgelegtem Kopf, schiebt einen Fuß vor und kommt so immer ein wenig näher, als wolle er sich einen Kuss stehlen. Sie lässt nicht erkennen, ob sie darauf steht oder ob er sie nur furchtbar anödet, und nachdem irgendetwas zwischen ihnen hin und hergegangen ist, trennen sich ihre Wege. Der Latino verschwindet geduckt um die Ecke.

Jackies makelloser Anblick, sie ist gekleidet wie eine durchgeknallte Touristin, eine Parodie der indianischen und mexikanischen Trachten, macht Rick wirklich wütend. Sie trägt eine schwarze Sonnenbrille in ihrem Haar und sieht aus, als habe sie allen Spaß der Welt. Für Rick ist es ein schmerzhafter Stich in die Seite, als sei die ärgerliche Wunde wieder aufgegangen und das schlimmste ist, dass er sich nicht einmal einreden kann, es würde ihm nichts ausmachen, sie zu sehen.

- Sie ist und bleibt eine Schlampe, flüstert Mascot und natürlich hat er recht. Rick quält sich vom Tisch weg, ist auf dem Weg nach draußen, noch bevor Mascot fragen kann, was er vorhabe. Debbie erkennt ihn, als er achtlos an ihr vorbeisprintet, ruft ihm etwas nach, ist dann beleidigt, dass er nicht reagiert. Was immer Jackie bei dem Latino gekauft hat, es ist nicht legal, denn sie läuft vor Rick davon, obwohl sie ihn noch nicht erkannt hat.
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Rick muss sie rufen, um sie zu stoppen und mitten auf der Straße bleiben sie stehen, etwas außer Atem und misstrauisch auf beiden Seiten.

„Was machst du denn hier?“

„Ich hab gehört, dass es hier gutes dope geben soll“, sagt Rick, kommt näher an sie heran und weiß plötzlich, wo er sie packen kann. Unter Wasser hatte er Debbies Stelle gefunden und jetzt wusste er, wie er Jackie treffen konnte.

„Ich weiß, wie’s gelaufen ist mit der Kohle“, sagt er freundlich und mit einem Zwinkern, „du hast deine Alten abgezockt und vielleicht glauben sie noch immer, man hätte dich entführt, vielleicht wissen sie aber auch längst, wo du dich herumtreibst.“

„Du redest Schwachsinn.“

„Wir haben deinen Alten angerufen und ihm erzählt, was du so abziehst. Die Bullen suchen dich schon, du hast nur Glück, wenn sie dich noch nicht geschnappt haben.“

„Niemand hätte dir geglaubt.“

„Mein Onkel hat angerufen. Nicht ich. Der ist Priester und dem haben sie geglaubt.“

„Bullshit.“

„Deine Alten wissen, wo du steckst, sie haben die Bullen schon losgeschickt.“

„Das kauf ich dir nicht ab.“

Es flackert in ihrem Gesicht, unsicher darüber, ob sie ihm glauben solle oder nicht. Sie mag nicht an die Konsequenzen denken, denn wenn er das getan hat, heißt das für sie, dass sie verschwinden muss. Sie ist auf der Flucht, aber sie hatte geglaubt, in den kleinen Ortschaften als Touristin untertauchen zu können. Der Gedanke, die Bullen könnten auf ihrer Fährte sein, gefällt ihr überhaupt nicht. An allem ist Rick Schuld, keine Frage, er hat alles versaut.

Jackie möchte ihn dafür bluten lassen, würde alles tun, um ihn winseln zu hören, aber ihr geht auf, dass das wirklich nicht einfach werden würde; er hat ihr diesen einen Gefallen getan, weil sie ihm etwas vorgespielt hatte und nachdem er das Spiel durchschaut hat, wird es nicht mehr funktionieren. Anstatt ihn anzugreifen oder zu umschmeicheln, flüchtet sie vor ihm, dreht sich um und läuft davon.

Was sie gekauft hat, wofür sie ihr Geld ausgegeben hat, es wird ihr nur für kurze Zeit vergessen helfen, es wird ihr nur für einen Augenblick erspart bleiben, darüber nachzudenken, ob Rick sich an ihr gerächt hat, indem er die Wahrheit gesagt oder indem er sie angelogen hat.
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Als es dunkel wird, laufen sie durch Oscuro, finden nichts, um sich die Zeit zu vertreiben und obwohl sie es nicht nötig haben, steht Mascot Schmiere und Rick knackt einen Oldtimer, den sie am Rande einer Farm an der Straße finden. Zuvor haben sie am Rande einer Farm an der Straße finden. Zuvor haben sie ihn am Heck angeschaukelt und versucht herauszuhören, ob Benzin im Tank ist, dann entschieden, es einfach zu versuchen. Der Motor springt an und sie heulen wie die Wölfe vor Freude, weil der Wagen Jahrgang 55 sie über die abendlichen Straßen schweben lässt.

Sie fahren die ganze Nacht, steigen Bergketten hoch und fahren Hügel herunter, finden ein paar nette Lodges, in denen man es aushalten könnte, wenn man in der Lage war, sie zu bezahlen; die Nacht ist schnell vorbei und sie kehren in einem Coffee-Shop ein. Den Olds haben sie um die Ecke stehengelassen, Mascot holt seine Jacke aus dem Pick-up, ihm ist kalt geworden.

Das Frühstück fällt sehr reichhaltig aus, sie haben Hunger nach dieser Nacht. Rick verliert kein einziges Wort über Jackie und Mascot nimmt an, dass er endlich darüber hinweg ist. Während sie essen, kommt ein alter Mann im gestreiften Baumwollhemd herein, setzt sich an die Theke und legt einen alten rostigen Revolver neben sich.

„Morgen, Bob.“

„Morgen. Das übliche?“

„Nur einen Kaffee.“

„Weshalb schleppst du das alte Ding mit dir rum?“

„Letzte Nacht hat jemand meinen Olds geklaut.“

„Den mit den kaputten Bremsen?“

„Yap.“

„Hast du schon Milton informiert?“

„Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm. Gib mir noch einen von den Donuts, Bob.“

„Hoffentlich hat ihn nicht jemand zu Schrott gefahren. Wäre schade drum.“

- Kaputte Bremsen, flüstert Rick, heilige Scheiße, und wir sind die Berge rauf und runtergefahren.

Jemand hat eine schützende Hand über sie gehalten, dessen sind sie sicher und vor lauter Dankbarkeit steigen sie in den Pick-up und machen, dass sie wegkommen. Rick fährt, Mascot sitzt neben ihm und studiert die Liste mit Namen und Adressen, die er in dem Bureau of Indian Affairs bekommen hat, auf dem Weg nach Ruidoso kommen sie an einer genannten Farm vorbei und halten dort kurz an.
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Der Farmer ist zum plaudern aufgelegt und glücklich übe die Unterbrechung seiner Arbeit, will wissen, woher sie kommen und wohin sie wollen und wie es im Land so aussieht und ob sie nicht Interesse an einem neuen Wagen hätten, sein Schwager könnte ihnen ein gutes Angebot machen, zu gut zum ablehnen, und sein Schwager verstehe etwas vom Geschäft und sei ein ehrlicher Mann, obwohl er weiße Haut habe.

Mascot hat Mühe, einfach nur nach dem Namen seiner Familie zu fragen und als er in den Chiricahua-Dialekt fällt, versteht Rick kein einziges Wort mehr.

Die Rückseite der Farm grenzt an ein kleines Nadelbaumwäldchen, das Wohnhaus besteht aus zwei Stockwerken und einem roten Giebeldach, Stall und Schuppen sind direkt an die Seiten des Hauses gebaut. Alles ist sauber und ordentlich, soweit man eine Farm überhaupt sauber und ordentlich führen kann. Ein paar Hühner rennen auf dem Hof herum, es riecht nach Pferdemist und hinter der Scheune bellt sich ein Hund heiser.

Der Farmer, der alt und verbraucht aussieht, wohlmöglich aber doch nicht viel älter ist als Rick und Mascot, war dabei, das Unkraut am Rande der Zufahrtsstraße zu mähen, das bereits einen Meter hoch gewachsen ist. Mit der Sense ist das eine Knochenarbeit und er plaudert gern mit Mascot, um seinen Rücken zu entlasten. Rick kann es ihm nachfühlen, steht krumm da wie ein Fragezeichen.

Er sieht zu den Fenstern des Hauses hoch, an denen weiße Gardinen hängen, die an den Seiten zusammengerafft sind, sie hängen an allen Fenstern, auch an dem Kleinen, das das Klo erhellt. Rick kann sich vorstellen, wie es in dem Haus und in den Räumen aussieht, Teppiche, Gardinen, Möbel, Polsterstühle und Porzellan auf dem Tisch, alles so, wie es sein sollte und man muss draußen die Schuhe ausziehen und auf Socken hereinkommen, um keinen Dreck hereinzutragen. Wenn die Mutter des Hauses jung ist, sieht sie blendend aus, wenn die Mutter des Hauses alt ist, hat sie Lebenserfahrung und kann kochen und backen wie eine Weltmeisterin.

Rick hat das Gefühl, dass dieser junge altaussehende Indianer sich eine weiße Frau geangelt hat, das Haus macht den Eindruck, als würde dort eine blonde Frau nach dem rechten sehen und er denkt daran, irgendeinen Vorwand zu erfinden, um in das Haus zu gelangen, um nachzusehen.
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Er legt den Kopf in den Nacken, so weit es geht, starrt zu den oberen Fenstern hoch, wo sich wie von Geisterhand die rechte Seite der Gardine bewegt, mehr ist nicht zu sehen, nur diese langsame Bewegung der Gardine und trotzdem hat er das Gefühl, mehr zu sehen als das.

Mascots geduldiges Palavern verschwindet im Hintergrund, sein Blickfeld verkleinert sich, als hätte er wieder etwas geraucht. Es ist ein Unterschied, ob man sich vorzustellen versucht, wie die Dame des Hauses aussehen mag, oder ob einem Bilder durch den Kopf schießen, mit denen man in dem Zusammenhang überhaupt nichts anfangen kann; flashbacks aus den harten Drogenzeiten, die noch kommen werden, denn Rick raucht ab und zu etwas Gras, aber die Zeiten, in denen er sich zudröhnt mit allem, was er kriegen kann, sind noch in weiter Ferne.

In seiner jetzigen Situation ist er nicht einmal in der Lage, darüber nachzudenken, was nächste Woche sein wird, geschweige denn kann er Pläne machen und trotzdem fühlt und sieht er die Bilder, zwei Kinder, Junge und Mädchen, das Haus direkt am Strand und eine Frau, die mit einem deutlichen New-England-Akzent spricht. Rick fühlt sich älter und schwerer, ihm tut der Knöchel weh, wenn er ihn bewegt. In seinem Kopf ist für kurze Zeit kein Platz mehr für seinen verrenkten Rücken, denn er fühlt sich als Vater und als Ehemann und es fühlt sich gut an, wenn er auch begreift, dass der Kampf niemals aufhören wird. Er liebt diese Frau mit dem Akzent seit dem ersten Augenblick. Sie hat sich auf ihn eingelassen, sie tragen ihre Kämpfe und Streitigkeiten aus, versöhnen sich wieder und versuchen gute Eltern zu sein. Es fühlt sich fremdartig und gleichzeitig großartig an, aber als er aus der Scheinwelt auftaucht, kommt es ihm nur noch albern vor. Es fällt von ihm ab, sein Rücken zieht höllisch bei jeder Bewegung und schon kann er sich nicht mal mehr an diese Frau erinnern.

Dieses flashback war zu kurz, um haften bleiben zu können und er bedauert das nicht, wartet nur noch gottergeben darauf, dass Mascot endlich ein Ende findet.
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Kommentare zur Story:

  Mir hat das Lesen dieses Kapitel auch wieder sehr viel Spaß gemacht. Eindrucksvoll und auch sehr kreativ schilderst Du immer wieder auch die kleinen Ereignisse und Episoden in der großen Geschichte. Solche kleinen Szenen, wie die der Frau mit der Voraussage und auch die ausgelassene Stimmung und lustige Szene am See, lassen diese Geschichte so lebendig und beschwingt wirken. Man weiß nie, ob diese kleinen Erzählungen und neuen Personen nebensächlich sind oder noch eine Rolle spielen werden, denn bei Dir ist alles möglich und sorgt immer für Überraschungen. Du gibst dem Leser die perfekte Dosis von dem, was Du mitteilst und dem, was Du (noch) nicht erzählst :-) ohne dass es jemals langweilig wird.  
   Profil gelöscht  -  23.04.09 20:43

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ob die Weissagungen der dicken kleinen Frau zutreffen werden? Man hofft es jedenfalls für Rick und wünscht auch Mascot, endlich zur Ruhe zu kommen. Du hast es sehr gut beschrieben, welche gegensätzlichen Gefühle die Beiden haben. Ein toller Text. Hat sich wieder einmal gelohnt , ihn zu lesen.  
   Jochen  -  23.04.09 13:47

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Buchwurm" zu "PK Chat Story 2 - return to life - (1-22)"

Echt super krass gut!

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