Fantastisches · Experimentelles · Zum Weiterschreiben

Von:    holdriander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. April 2009
Bei Webstories eingestellt: 12. April 2009
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Beiträge: 13

Diese Story ist eine Fortsetzungsgeschichte.

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Eines Tages bekam Annerose ein Päckchen. Darin waren ein Brief und ein ganz dick in Watte eingepackter, wunderschöner Kristallschlüssel.

Auf dem Brief stand: „Meine liebste Enkeltochter, wenn Du diese Zeilen liest, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Dieser Schlüssel war immer mein größtes Geheimnis; und auch bei Dir muss er ein Geheimnis bleibe. Es würde sonst zuviel zerstört werden.

An welches Türschloss Du den Schlüssel auch immer hältst, Du wirst an einen wunderbaren Ort gelangen. Sollte der Schlüssel aber eines Tages zerbrechen, ist alles für alle Zeit dahin.

Ich wünsche Dir, liebe Annerose, ebenso viel Vergnügen, wie ich hatte“.

Annerose schluchzte, denn sie hatte ihre Großmutter sehr lieb gehabt. Dann betrachtete sie den Schlüssel noch einmal und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn an das nächst beste Türschloss zu führen. Die Schranktür sprang auf und Annerose befand sich in der Empfangshalle eines unendlich scheinenden Kristallschlosses. Eine Elfe schwebte herbei: „Nanu, nach so vielen Wochen des Wartens kommst du, ein ganz fremder Mensch, in dieses Schloss? Wie kommt das?“

Annerose erklärte die Umstände und die Elfe bekundete ihr Beileid. Dann führte sie das Mädchen durch das Schloss und wies auf einige Besonderheiten hin: „Bevor du eine Klinke niederdrückst, bedenke gut, was du hinter der Tür sehen möchtest. Hier wohnen nämlich auch ein paar unangenehme Gestalten, die haben auf diese Weise Zeit, sich zu verziehen. Trittst du einfach so in ein Zimmer, könntest du Geistern begegnen, die du bestimmt nicht sehen möchtest. Deine Großmutter hat sich immer daran gehalten und wir haben schöne Stunden mit ihr verlebt“.



Was wird Annerose in den Räumen dieses Schlosses finden?

Simon Templar am: 22. April 2009

Annerose ging zurück, öffnete die Schranktür von innen und war wieder alleine in ihrem Teenager-Zimmer. An den Wänden hingen Zeitungsausschnitte und Fotos von bekannten und weniger bekannten Stars – zumeist männ-lich, aber auch vielen weiblichen.

Sie setzte sich auf ihr ungemachtes Bett, betrachtete den Kristallschlüssel und versuchte das Erlebnis von soeben zu verkraften. „Ein Kristallschloß, eine Elfe und die sich daraus ergebende Möglichkeit Wunder zu erleben, wie sie selbst Walt Disney nicht hätte besser zeich-nen können“. Annerose, oder besser gesagt Rose, denn Annerose war der Name von Oma gewesen und in der heutigen Zeit klang Rose weniger dramatisch, weniger langweilig und weniger antiquiert. Zumindest fanden das ihre Freunde, fragte sich, ob der schwer in ihrer Hand liegende Kristallschlüssel von Oma Annero-se nur in das Kristallschloß führte oder ob sich ihr damit alle Tür-Schlösser dieser Welt auf ma-gische Weise öffnen würden.

Die letzte Klassen-Arbeit kurz vor den Ferien und kurz vor den Versetzungszeugnissen war geschrieben und Rose stellte sich, wie allen anderen Mädchen und Jungs, die bange Fra-ge, „wie sieht mein Zeugnis aus ….“ .

„Nur ein klitzkleiner Blick auf die Lehrernotizen bevor sich deren Entscheidung als Note für immer und ewig auf einem Blatt Papier, auch genannt Zeugnis, quasi einbrannte. Nur ein kleiner Blick“.

Rose kämpfte mit sich. Sollte sie, die sie immer lieb und brav und angepasst bis zur Selbstzer-fleischung gewesen war, diesen ungeheuerlichen Schritt, also einen illegalen Eintritt in das Lehrerzimmer des „Schiller-Gymnasiums“ wirklich wagen ? Ihr Herz schlug bis zum Hals. „Oma“, dachte sie, „was soll ich tun ? Es ist so verführerisch …“. (Simon Templar)

Simon Templar am: 23. April 2009

Es war früher Nachmittag. Rose saß immer noch auf ihrem Bett und während sie dort saß und grübelte und ihr bei dem Gedanken an die ‚Untat’ wie sie im Stillen ihren Wunsch nannte, richtig schlecht wurde, saßen im Lehrerzimmer des Schiller-Gymnasiums die nicht bei allen Schülerinnen und Schülern beliebten Dr. Sebastian Schinkel (Latein), Dr. Dr. Erwin Scheuffele (Deutsch und Geschichte), die Referendarin Ulla-Danuta Meinicke, (die mal ’reinschnuppern durfte), sowie Herrn Maximilian Grünwald (Mathe) nebst Frau Hannelore.-Diana Schmidt-Leineweber (Ethik und Englisch) sowie als letztlich lediglich schmückendes Beiwerk die vom Wissen oder Nichtwissen der Obersekunda-Latein-Klasse vollkommen unbeleckte Konrektorin, Frau Anita van der Meulen, die hinter vorgehaltener Hand aufgrund ihrer merkwürdigen Zahnstellung und daraus resultierender Lippenschieflage auch Kaulquappe genannt wurde

Die Anwesenden, sich auch „Lehrkörper“ nennende Gruppe (gemeinerweise wurde das Wort Lehrkörper von der Rüpel-Parallelklasse als „Leer“- Körper bezeichnet und zierte, obwohl Hubertus Karamanlis, der Hausmeister, die Schmierereien täglich entfernte, Wände, Tische und ab und zu auch mal die Kühlerhaube eines Lehrkörper-PKW) betrachtete beinahe angeekelt die 8 Schülerakten die in der Mitte des Konferenzraumtisches lagen. Aufgestapelt.

„Wir sollten bis auf Karin Lüdemann und Sandy Steinecke sowie Alfons von Wicküler, alle anderen sofort ’rausschmeißen. Sollen sie sich ihre Meriten in der Realschule verdienen“.
Hannelore-Diana Schmidt-Leineweber (Ethik/Englisch), von den Schülern gerne auch „Schweineleber“ genannt (und irgendwie hatte sie in der Tat Ähnlichkeit mit einem Schwein), was auf ihr breites Becken und ihre übergroßen Nasenlöcher (Nüstern nannte das die Rüpel-Klasse) zurückzuführen war, schaute sich streng um, atmete heftigst und ließ sich dann mit einem gekonnt-geübten, Verachtung überdeutlich anzeigenden, Seufzer auf den schwach gepolsterten Lehrerstuhl zurückfallen.

„Die von Ihnen, liebe Frau Schmidt benannten Schülerinnen sowie der …..“ weiter kam Herr Dr. Schinkel nicht, denn er wurde unterbrochen mit dem deutlichen Hinweis, dass die Angesprochene keinesfalls „Frau Schmidt“ sondern, hier wurde die Stimme leicht nasal angehoben, „Frau Schmidt-Leineweber“ heiße und wenn das für den Kollegen zu schwierig zu merken sei, dann würde sie ihn zukünftig auch gekürzt ansprechen, und zwar ohne den Doktortitel. Betretenes Schweigen.

Sich eine Antwort ersparend begann Dr. Schinkel noch mal von vorne. „Die von Ihnen, liebe Frau Schmidt-Leineweber benannten Schülerinnen sowie der Schüler von Wicküler sind zwar nicht gerade die Erben Einsteins, der übrigens keinesfalls ein leuchtendes Genie seiner Zeit war und auch recht einseitiges Wissen vorzuweisen hatte, was belegt wird durch die unbestreitbare Tatsache, dass er Jahre brauchte bis er sich immatrikulieren konnte, aber in jedem Fall sind diese Schülerinnen und der Schüler intelligent, engagiert und motiviert genug, um weiterhin auf unserer Lehranstalt zu verbleiben“.

„Lassen Sie uns also bitte sofort abstimmen, ob und wer und warum, dem Vorschlag der Kollegin folgen will“. Dr Schinkel sah sich um. Aus der Ethik-Englisch-Ecke vernahm man lautes heftiges atmen. Kein Finger hob sich. Kein Wort fiel. Es war eben wie immer und überall. Farbe zu bekennen, sich zu zeigen, die eigene Meinung zu vertreten und zwar konsequent, das ist eben nicht jedermanns Ding. Ein Handy klingelte und die Referendarin murmelte ein paar entschuldigende Worte – dann verließ sie das Konferenzzimmer. Die Stille wurde unterbrochen von einem zweiten Handyklingelton und dieses Mal war es die Konrektorin, die mit einem „Oh, das hätte ich ja beinahe vergessen, ich muß noch ins „Kultus“**…“ aufsprang und mit einem kurzen …“verschieben wir die Konferenz auf übermorgen, gleiche Zeit, gleicher Ort…“ entschwand. Unkommentiertes und betretenes Schweigen. Vielsagende Blicke und dann der unglaubliche und für einen deutschen Beamten geradezu ungeheuerlich mutige (aber auch doch sehr leise geflüsterte) Satz: „Konrektorin müsste man sein …“, was mit einem unkommentierten Lächeln beantwortet wurde.

Ein paar Stunden später hatte Rose ihre Bedenken über Bord geworfen. Kriminell hin, kriminell her. Sie musste unbedingt wissen, wie „Schweineleber“ sie nach den beiden verhauenen Arbeiten einstufte und auch Studienrat Grünwald konnte sich nicht zweifelsfrei zu einem glatten „gut“ durchringen. Aus welchen Gründen auch immer schien er in ihrem Fall ein befriedigend für eine geradezu salomonische Entscheidung zu halten.

Rose wurde wieder übel, was Mom mit der dritten Portion Spaghetti in Zusammenhang brachte welche Rose gedankenlos gefuttert hatte.. „Du hast ja ’reingehauen, wie ein Scheunendrescher“, rief sie lachend, „kein Wunder, dass man da ein klein wenig Aua im Bauch hat. „Willst Du einen Kamillentee, das beruhigt.“

Mom hatte eine gewisse Art von Ur-Glauben in die Heilwirkung der Kamille. Denn schon, und das betonte sie ebenfalls immer lachend, aber auch einem gewissen Unterton, die alten Römer, die alten Griechen, die alten Ägypter und – ja sogar die alten Germanen, wussten um die Heilkraft der Kamille ! Natürlich sprach Mom nie von der Kamille die man in Teebeuteln kaufte. Nein ! Jedes Jahr zur Kamillenblüten-Zeit, also Juni bis Juli, trabte Rose mit Familie in die Wildnis, wie sie es nannte, und dann wurden an allen - natürlich nur Mom bekannten ganz geheimen Orten die Kamillenblüten mit einer kleinen Schere abgeschnitten. (Das Picknick mit alle den anderen Leuten, die an den geheimen Orte Kamillenblüten abschnitten, war immer wieder ein Gesundheits-Höhepunkt, denn nur dort erfuhr man von allen Wunderheilungen DANK KAMILLE …!)

„Ja, das glaube ich auch“ sagte Rose, „aber ich will jetzt keinen Kamillentee, ich mach noch einen kleinen Spaziergang und vielleicht besuche ich auch noch Sandy“. Sprachs und marschierte los. Der Kristallschlüssel lag schwer wie Blei in ihrem Kunstleder-Bag von „sOliver“ und mit jedem Schritt kam sie sich wie eine Kriminelle vor. Übermorgen stehe ich bestimmt in dieser doofen BILD mit einer Schlagzeile „Schülerin bricht in Schule ein und verändert Zeugnisse“. Nur noch drei Querstrassen. Jetzt noch zwei , dann drei. Nur noch 100 Meter. Und dann stand Rose vor dem großen Tor, dass die Schule vor ungebetenen Besuchern schützen sollte.

Das Tor war riesengroß und aus Eisen. An einigen Stellen kam ein wenig Rost durch, den aber würde Herr Karamanlis zu Beginn der Herbstferien wieder überlackieren. Und alle vierzig bis fünfzig Zentimeter hatte der ganz offensichtlich künstlerisch sehr begabte Handwerker, der das Eisentor geschmiedet hatte, kleine Röschen aus Eisen „gezaubert“ und das südländische Temperament von Herrn Karamanlis hatte aus den ursprünglich schwarzen Röschen goldene werden lassen. Rose zumindest gefielen diese und sagten auch nicht wenige, dass das Kitsch sei so gestand sich Rose, dass sie ein Faible für Kitsch, aber nicht diesen furchtbaren aus den Krabbeltischen der Kaufhäuser hatte.

Sich vorsichtig umschauend nahm Rose den Kristallschlüssel und wie von Zauberhand öffnete sich das verschlossene Tor. „Was soll schon dabei sein wenn mich jetzt wer auch immer sieht oder anspricht“, dachte sich Rose Mut machend. „Schließlich ist das meine Schule“. Gewollt sicher auftretend näherte sie sich der Haupttür die ins gymnasiale Gebäude führte. Alles war wie immer. Wie jeden Schultag auch. Sie ging über den gepflasterten Hof und …. Plötzlich wurde ihr kalt. Nein, nicht einfach kalt. Es war eine Eiseskälte die sie umfing und die sie nicht nur frösteln sondern regelrecht bibbern ließ. Und dann kam auch noch ein Wind auf der das Kältegefühl noch verstärkte. Ihre Finger wurden binnen Sekunden so klamm, dass sie den schweren Kristallschlüssel kaum noch halten konnte. Im Laufschritt
rannte Rose die Treppen empor, nahm den alle Türen dieser Welt öffnenden Kristallschlüssel als sie auf einmal eine Stimme hörte. Zuerst ganz fern und ganz leise aber dann immer eindringlicher und lauter: „Annerose, Annerose, was hast Du vor. Habe ich Dir dafür den wertvollen Kristallschlüssel anvertraut“ ? Und auf einmal konnte Rose ihre geliebte Oma, ihre Großmutter sehen, die beschwörend auf sie einsprach und mit großen gläsernen Augen ansah. „Annerose“, rief die Großmutter, „tue es nicht. Denn wenn Du das tust was Du vorhast, zerstörst Du nicht nur für immer und ewig den Kristallschlüssel und das herrliche Kristallschloß, nein, Du tötest auch alles Leben innerhalb und außerhalb, welches zum Kristallschloß gehört“.

Rose fing an zu weinen. Denn sie hatte schon den ganzen Tag ein Schlechtes Gewissen gehabt. Aber das Großmutter jetzt auch durch sie traurig und auch böse wurde, dass hatte sie nicht gewollt. „Großmutter, verzeih, ich werde nicht das tun was zu tun ich beabsichtigt habe. Verzeih mir. Ich habe Dich so lieb. Verzeih mir.“ Und Tränen liegen ihr dabei ununterbrochen über das Gesicht. „Ich weiß meine geliebte Enkeltochter, ich glaube Dir und weiß, dass Du nie wieder mit dem Kristallschlüssel etwas anstellen wirst, das Unrecht ist. Denn wie Opa immer schon sagte. Unrecht gedeiht nicht ….“ Und dann wurde das Bild der Großmutter immer durchsichtiger und durchsichtiger und verschwand sodann. „Großmutter, ich verspreche es, ich hab’ Dich doch so lieb. Ich werde Dir nie mehr weh tun und auch nicht den Bewohnern des Kristallschlosses“.

„Mit wem sprichst Du denn da“ ? Sandy, die Freundin stand auf einmal neben ihr. „Mit wem hast Du denn da die ganze Zeit gesprochen“ ? Nach kurzem Zögern sagte ihr Rose, dass sie ein kleines Theaterstück für die Weihnachtsvorführung schreiben wolle und schon einmal einen Dialog durchgedacht habe. „Na das ist ja ein Ding, davon hast Du mir noch gar nichts erzählt“. Sandy war leicht pikiert. „Du erfährst als Erste was für ein Geheimnis sich hinter diesem Theaterstück verbirgt. Versprochen. Freundinnen-Ehrenwort“. Was die wohl sagen wird, wenn ich ihr das GEHEIMNIS DES KRISTALLSCHLÜSSELS verrate, dachte Rose und grinste still vor sich hin.


*es gab parallel noch die Sekundarstufen mit den Sprachen Spanisch oder Französisch als
Wahlfach neben der für alle geltenden Fremdsprache Englisch .

** interne Abkürzung für Kultusministerium

holdriander am: 23. April 2009

Part für das Kristallschloss

Am Abend überkam Annerose noch einmal die Versuchung. Sie hielt den Schlüssel an ihre Zimmertür. Gleißende Funken stoben nach allen Seiten, dann sprang die Tür auf. Vor Annerose lag ein langer Korridor, dessen Wände mit handgestickten Tapeten behangen waren, die das ländliche Leben in den freundlichsten Farben darstellten.
Wieder schwebte die Elfe herbei und fragte: „Soll ich dir mal den Platz zeigen, wo deine Großmutter sich immer am liebsten aufgehalten hatte?“
Annerose nickte stumm.
Die Elfe sprach: „Komm, wir nehmen eine Abkürzung durch ein paar unbewohnte Zimmer“.
Schon öffnete sich eine Tür und sie betraten einen spärlich eingerichteten Raum. Plötzlich verharrte die Elfe. Sie griff Annerose am Ärmel und machte: „Pst! Schweige still!“
„Ich hab doch kein Wort gesagt!“, verteidigte sie sich.
Die Elfe ließ resigniert die Flügel sinken: „Nun ist es . . .“
Passiert, wollte sie sagen. Aber just in diesem Moment fuhr eine kleine goldene Schere von der Zimmerdecke und schnitt das Wort ab.
„Was ist denn . . .“
Auch das den Satz beendende das? rieselte als einzelne Buchstaben zur Erde.
Die beiden starrten auf das sonderbare Objekt und schlichen dann leise weiter. Die Schere wippte sachte auf und nieder. Es schien, als würden ihre Griffe alles wie böse große Augen verfolgen.
Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten, sauste die Schere wieder zur Zimmerdecke und blieb dort haften. Die Elfe klärte auf: „Sowie jemand das Wort Wort sagt, saust die Schere nieder und schneidet bei jedem Satz das letzte Wort ab. Dass wir uns in diesem verhexten Raum befinden, merkte ich erst, als ich die Flecken auf dem Boden endlich als Buchstaben erkennen konnte. Aber es gibt Schlimmeres, als nicht ausreden zu können, nicht wahr?“
„Ja, schlimmer als ein Wortabschneider wäre ein Halsabschneider“.
Entsetzt patschte die Elfe die Hände zusammen: „Musst du immer so was Schreckliches sagen? Du weißt doch, wo wir hier sind! Hier kann dir alles Mögliche begegnen! Hängst du denn so wenig am Leben?“

holdriander am: 26. April 2009

Annerose stellte sich eine Schere vor, die in der Lage wäre, einen Menschenhals durchzuschneiden. Das war gruselig!
Um davon abzulenken, fragte sie: "Hat das Schloss auch eine Küche?"
"Natürlich. Möchtest du sie sehen?"
"Sehr gern".
Die Elfe schwang ihren kleinen Zauberstab und schon waren sie in einem düsteren Gewölbe. Auf einem langen, groben Holztisch wurden Kräuter und Zwiebeln gehackt, Fleisch in kleine Stücke geschnitten, ein Kaninchen gehäutet, ein Huhn gerupft und ausgenommen, ein Karpfen geschlachtet und Koteletts geklopft.
in einem Kessel in der Mitte des Raumes sott Öl und in einer Ecke wurde ein Hanfseil geflochten.
"Welch düsterer Ort!", verwunderte sich Annerose.
"Ja, das kommt davon, wenn man von Halsabschnei . . ., oh nein, nicht das schreckliche Wort noch einmal sagen!", unterbrach sich die Elfe.
Annerose blickte betreten zu Boden und sagte: "Ich möchte jetzt nur noch schnell nach Hause. Wenn ich ein andermal wiederkomme, werde ich vorsichtiger sein".
Die Elfe schwang ihren Zauberstab und schon war Annerose wieder in ihrem Zimmer.

doska am: 6. Mai 2009

Nachdem Annerose das Kristallschloss verlassen hatte, war die kleine Elfe wieder allein.
„Ach“, klagte sie leise, „ Ich konnte Rose ja nicht die volle Wahrheit sagen. Ihre Großmutter ist gar nicht gestorben und der Sarg war leer, der nun unter der Erde ruht. Den Abschiedsbrief habe ich geschrieben und für den Sarg hatte mein Bruder gesorgt. Anneroses Großmutter ist in Wahrheit eine wunderbare – wenn auch etwas füllige - Zauberelfe. Der böse Magier Grollund hat nur halb so große Fähigkeiten, die märchenhaftesten Dinge herbei zu zaubern, wie Feodora, das ist ihr Zweit- und richtiger Name. Grollund war eines Tages so neidisch auf Feodoras Künste, dass er, als sie gerade in ihrem alten Ohrensessel eingenickt war, sie in dieses hässliche Spielzeug verzauberte“, dabei holte die Elfe einen kleinen Plastiksaurier aus ihrer Gürteltasche hervor und betrachtete diesen sehr traurig.
“ Grollund du böser, böser Zauberer !“, schimpfte die kleine Elfe, „ wusstest ganz genau, dass Dora keine Zaubersprüche mehr sprechen kann, um sich selbst zu erlösen, wenn sie in Plastik verwandelt ist.“ , die Kleine wischte sich eine Träne aus ihren großen blauen Augen. „ Und was für einen fetten Drachen hast du aus unserer lieben alten Dora gemacht- so dick war sie doch gar nicht! “ Die letzten Worte hatte die kleine Elfe leider in ihrem Zorn viel zu laut hinaus geschrieen, denn das hatte der böse Magier gehört, der ebenfalls und zwar gemeinsam mit ein paar Geistern – die ihn zu bedienen hatten - in diesem Kristallschloss lebte. Ohne anzuklopfen sauste er jetzt höchstpersönlich zur Tür herein.
„ Ich habe alles gehört.“, fauchte er und streckte seine große breite Hand aus, der Elfe entgegen. „ Her mit dem widerlichen Plastikspielzeug. Du bist zwar noch sehr jung, aber kein Kind mehr. Was willst du also noch damit?“
„ Nein, das bekommst du nicht!“, kreischte die kleine Elfe und ließ sofort den Plastikdrachen in ihrer Gürteltasche verschwinden. Ihre leicht transparenten, grün schimmernden Elfenflügelchen zitterten und dann erhob sie sich vom Boden, flog bis zur Zimmerdecke empor. „ Außerdem ist es ja gar kein Spielzeug“, piepste sie ängstlich, „ Es ist die liebe alte Dora, die du in diesen furchtbar dicken Drachen verzaubert hast, und das weißt du ganz genau!“
„ Beim Barte meines Großonkels“, der Zauberer rieb sich seinen schwarzen Spitzbart und die dunklen Augen blitzten dabei tückisch. „ Wer wird denn solch einen Blödsinn glauben, Blinkelinchen“. Er versuchte jetzt möglichst treuherzig zu der kleinen Elfe hinauf zu schauen.“ Würde mir gar nicht in den Sinn kommen, ausgerechnet die liebe alte Dora, in einen Drachen ….ich meine, sie war ja manchmal schon so ein richtiger … Tziziziss, wirklich boshaft wäre das ja dann von mir, sie deshalb in einen solchen …nein, wirklich ! Komm doch wieder herunter zum lieben, guten Onkel, ja?“
„ Guter Onkel, pah, du willst mich doch bloß unten haben, damit du mich ebenfalls verwandeln kannst. So wie du das vor zwei Tagen auch mit meinem großen Bruder gemacht hast. “
„ Mit Radeflink? Das war nicht ich.“ Der Zauberer machte nun ein richtig unschuldiges Gesicht.“ Zwar ist dein Bruder in meinen Diensten gewesen, aber er ist nicht gerade der Schlauste – entschuldige – noch dazu hatte er, was du sicher noch weißt, eine Zahnlücke und weil er damit nur undeutlich sprechen konnte, hatte er sich vorgestern keinen erfrischenden Radler – du weißt, das ist dieses Mischgetränk - herbei gewünscht, sondern über irgendwelche Wortverdrehungen schließlich sich selbst in einen Radierer verzaubert. “ Der Magier schüttelte tief erschüttert den Kopf mit den langen schwarzen Locken, „ Tja, das war wirklich ein tragischer Unfall!“, säuselte er „ …denn ich konnte ihn nicht zurück verwandeln!“ Er holte dabei einen kleinen unscheinbaren Radiergummi aus seinem Mantel und hielt den ins Licht des Kristallleuchters, „ Tzzissziis!“ murmelte er fassungslos und betrachtete diesen von allen Seiten. „ Und das, wo man doch im Zeitalter der Computer kaum Radiergummis braucht? Was soll ich mit ihm anfangen, he?“ Er steckte den Radierer sehr verdrießlich wieder ein. „ Naja, immerhin habe ich einen kleinen Sprechmechanismus in ihn hinein zaubern können.“, versuchte er jetzt die Elfe zu trösten, die schon wieder um ihren Bruder am weinen war.“ Er kann sich also mit uns verständigen …wenn er will! Radeflink kann außerdem seine Arme und Beine – sind zwar winzig klein, passen halt zu dieser Größe – ausfahren und damit umher laufen…. wenn er will. Du siehst also, dass ich aufopferungsvoll für deinen Bruder gesorgt habe.“ Grollund holte ein Taschentuch aus seinem Mantel und reichte es hoch zur kleinen Fee, die gerade dicht über ihm flatterte. Die Elfe rieb sich mit dem Zipfel seines Taschentuchs ihre Tränen weg.
„ Herzchen, du siehst so verweint aus. Willst du jetzt nicht doch zu mir herunter?“, zwitscherte der Zauberer.
„ Niemals, denn du bist böse und schlecht! Aber ich bin nicht mehr alleine.“, Sie schnäuzte in den Zipfel des Taschentuchs. „ Annerose, ein Menschenwesen aus der anderen Welt, das eben zu Besuch gewesen ist, wird mir helfen, dir endlich das Handwerk zu legen! “ Sie ließ das Taschentuch fallen und Grollund fing es auf.
„ Annerose ist ein Menschenwesen?“ Der Zauberer machte nun doch ein wirklich überraschtes Gesicht und das Taschentuch verschwand sehr plötzlich wieder. „ Und sie war schon hier?“ hakte er nach.
Die Elfe nahm auf einem der Schränke Platz, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte triumphierend. „ Und sie hat den magischen Schlüssel!“
Grollund fuhr nun richtig erschreckt zusammen. „ Jenen Schlüssel mit dem sie auch alle Türen in ihrer Welt öffnen kann?“
Wieder nickte die kleine Elfe sehr zufrieden.
„ Wie geht das?“, murrte der Zauberer, legte die Hände auf den Rücken und begann nun doch sehr unruhig im Kreis herum zu laufen, „ Noch nie durfte ein richtiger Mensch unsere Zauberwelt betreten?“
„Es sei denn, er ist mit ihm verwandt!“, fügte Blinkeline schmunzelnd hinzu. „ Dora hatte sich, als sie jung war, in einen Menschen verliebt. Er wusste nicht, dass sie eine Fee ist, denn sie sah ja eigentlich auch ganz wie ein Mensch aus. Die grünen Haare hatte sie sich gefärbt. Sie haben zwei Kinder bekommen – Mischlingwesen! Annerose ist Doras Enkel und hat zu einem Drittel noch Feenblut in ihren Adern. Sie weiß es noch nicht, denn sie hat keine grünen Haare. Ich habe ihr noch nichts verraten, aber sie wird eines Tages dafür sorgen, dass du deine Macht im Kristallschloss verlierst, du bitterböser Grollund, du!“ Die kleine Elfe knirschte mit den Zähnchen und ihre schönen blauen Augen funkelten zornig. „ Annerose wird auch dafür sorgen, dass unsere wunderschöne Märchenwelt wieder von neuem entsteht. Ach, du hast ja sogar die lieben Einhörner in böse Trolle und Gnome verwandelt. “
„ Und das soll auch so bleiben, denn ich will eine Horrorwelt!“, fauchte der Zauberer,“ Keine Märchen für Kinder, wo das Gute siegt, basta, denn ich hasse Kinder! Wo ist diese Annerose?“
„ Sie ist in ihrer Welt.“, sagte die kleine Fee glücklich und zupfte sich dabei ihr schneeweißes Röckchen etwas ordentlicher zurecht, doch als sie aufschaute, war der Zauberer verschwunden. Wo war er so plötzlich hin?

#

Annerose lief gerade mit ihren beiden Freundinnen über den Schulhof, da stupste sie Sandy ziemlich aufgeregt in die Seite. „Siehst du dort den Kerl hinter dem Eisentor stehen?“
„Ach, da ist jemand?“ Annerose schaute sich verdutzt um.
„Oh, der sieht aber verdammt gut aus!“, meinte nun auch Irmchen und kicherte verlegen. „Und er blickt besonders dir hinterher, Rose.“
“Ach Quatsch!“ Annerose errötete, insgeheim musste sie aber ihren Freundinnen Recht geben. Diese funkelnden Augen, welche im Schatten einer breiten Hutkrempe lagen, musterten Rose ziemlich schamlos. Der Typ war groß, schlank und muskulös. Ein – etwas altertümlicher - Umhang wehte um seine breiten Schultern. War es denn windig?
Nein, kein Lüftchen regte sich.
„ Dieser Junge sieht aber super gut aus, findest du nicht?“, wisperte Sandy verzückt und schaute sich schon wieder nach ihm um.
„Naja, es geht so!“, log Rose. „Kommt endlich. Wir müssen zurück ins Schulgebäude.“
„Und diese Augen!“, jammerte Sandy trotzdem sehnsuchtsvoll und ihre Freundin nickte begeistert. „ Man fühlt sich von diesem Kerl irgendwie …hm ….mir fehlt jetzt das richtige Wort!“
„…. magisch angezogen?“ half ihr Annerose. Komischerweise stellten sich ihr bei diesem Wort sämtliche Nackenhärchen auf.
„Ja, richtig, das wollte ich sagen!“ kicherte Sandy verlegen. „Schade, jetzt wendet er sich um. Will wohl gehen!“
„Lasst ihn doch!“, fauchte Rose. „Es hat übrigens schon zum zweiten Male geklingelt! Frau Schmidt-Leineweber wird bestimmt sauer auf uns sein.“

#

Grollund hatte nicht gehen wollen, ganz im Gegenteil. Er bückte sich, legte dabei den Radiergummi auf die Erde und fauchte: „ Los Radeflink, du schiebst dich jetzt durch die Eisenstäbe dieses miserabel gestrichenen Tors und flitzt zu den drei Mädchen da vorne! Beeil dich, noch sind sie nicht im Schulgebäude.“
„ Isch scholl zu denen fitzten?, fragte der Radiergummi. „ Dasch schaff isch dosch garnischt mehr!“ Er hatte die winzigen Gummifäuste in die Hüften – naja, was man so als Hüften bei einem Radiergummi ansehen konnte- gestemmt und schaute ziemlich unlustig zu Grollund hinauf.
„ Du gehorchst!“, drohte Grollund augenrollend, „ Sonst schnapp ich mir deine Schwester und verwandele die in einen Kugelschreiber!“
Das hatte gesessen. „ Okäse!“, keuchte Radeflink entsetzt – Okay konnte er ja nicht aussprechen- und schob sich durch das Tor, so schnell wie er nur konnte..
„ Ich weiß, dass du unglaublich fix sein kannst, oh, du mein Gummichen!“, schnurrte der Zauberer zufrieden und schaute dem Radierer hinterher, wie der geradezu pfeilschnell über den Schulhof trippelte. „ Und denke an deinen Auftrag!“

doska am: 14. Mai 2009

Kaum hatte Radeflink die Mädchen überholt, die plötzlich so heftig miteinander stritten, dass sie die huschende Bewegung am Boden nicht wahr nahmen, da legte er sich auch schon hin und stellte sich tot. Leider hatte er in seiner Schusseligkeit vergessen, zuvor die Arme und Beine wieder einzuziehen. Oh, weh! Was machte er nun? Da bückte sich auch schon Annerose zu ihm hinunter. „Oh, seht nur ?“, rief Rose zu ihren Freundinnen überrascht. „Was für ein niedlicher Radiergummi, den hat hier wohl jemand verloren – mit Armen und Beinen- verrückt so was!“
„ Also, weißt du!“ schimpfte Sandy,“ erst streitest du mit uns herum, dass wir NOCH schneller laufen sollen, damit wir pünktlich zum Unterricht erscheinen und nun selber trödeln!“
Rose schüttelte den Kopf und hob den Radierer auf. „ Ich komme ja schon, aber dieser Radierer ist wirklich zu drollig!“, sagte sie und betrachtete den Radiergummi von allen Seiten – Radeflink fiel es richtig schwer, sich dabei noch immer wie leblos zu verhalten - und dann steckte ihn Rose endlich in ihre Manteltasche. Puh war es hier finster! Radeflink schaute sich nach allen Seiten um, krabbelte ein wenig vorwärts und ertastete eine alte Kastanie und ein 5Cent- Stück, die hier auch ihr Plätzchen hatten.
„ He...?“, kicherte Rose ungläubig. „ Eben habe ich gedacht, der Radierer würde in meiner Tasche herum krabbeln! Habe eben zuviel Fantasie. Mein kleiner Neffe ist genauso. Darum wird er sich bestimmt zu seinem Geburtstag über dieses Geschenk freuen!“
Die letzten Worte hatten ihre Freundinnen nicht mehr gehört, denn sie waren bereits die Treppe hinauf geflitzt, um endlich im Klassenraum zu sein, denn Frau Schmidt-Leineweber war ziemlich streng.

doska am: 18. Mai 2009

Viele Stunden später wurde Annerose durch ein sonderbares Geräusch aus tiefstem Schlaf geweckt. Es war mitten in der Nacht. Sie fuhr in ihrem Bett hoch und ihr Herz pochte, denn das Rumoren kam aus dem Kleiderschrank. „Ein Einbrecher!“, dachte sie und schluckte. Irgendwie saß ihr ein Kloß im Halse. „ Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Tier, das sich in meinem Schrank verirrt hat.“, versuchte sie sich mit diesem - etwas netteren Gedankengang - zu beruhigen. Doch dann meldete sich wieder die Skepsis, denn wie sollte ein Tier in diesen Häuserblock und noch dazu in die vierte Etage und dann auch noch in diese Wohnung und ausgerechnet in ihr Zimmer hinein gekommen sein? Dagegen lag der Gedanke an einen Einbrecher – womöglich gar Killer – nicht ganz so fern.
Furchtbar, furchtbar, furchtbar, ob der wohl jetzt nur noch auf einen günstigen Moment wartete, um ihr die Kehle zuzudrücken? Rose schluckte abermals und strich sich mit zitternden Fingern den Hals entlang, dann riss sie sich wieder zusammen.
Was konnte man wohl am Besten gegen Mörder oder gar Vampire tun, die sich nachts in fremder Leute Kleiderschränke einnisteten? Gleich laut um Hilfe schreien? Und wenn sich Rose nun die Geräusche – die leider immer lauter wurden – nur einbildete, lediglich die ganze Zeit mit offenen Augen träumte? Dann hatte sie nicht nur die Nachbarn auch ihren heiß geliebten Paps, der gerade Morgen ganz besonders früh zur Arbeit musste, aus dem Schlaf gerissen. Mutsch musste zwar nicht ganz so pünktlich raus, aber die war bestimmt noch sehr erschöpft von dem anstrengenden Schichtdienst, gestern.
Also war es wohl es wohl das Beste, sie würde einfach ganz alleine mit dieser Sache fertig werden. He, das war bestimmt nichts Schlimmes! „ Nur ganz ruhig bleiben!“, sagte sie jetzt laut und mit fester Stimme und dann knipste sie einfach die Nachtischlampe an.
„ Dasch verschuche isch ja schon, die gansche Scheit!“, hörte sie jetzt aus dem Schrank. „Aber isch kann dabei nischt ruhisch bleiben!“
Blitzartig knipste sie die Nachtischlampe wieder aus, wickelte sich eng in die Zudecke und zog die Knie hoch - bis zum Kinn.
„ Schöne Scheische, man kriescht hier kaum noch Lufscht! Mascht hier vielleischt endlisch mal einer auf? , rief die dunkele Männerstimme aus dem Schrank.
Annerose wisperte leise: „ Tja, da kannst du lange drauf warten!“ und dann packte sie sich die Zudeckenzipfel beidseitig über die Ohren, aber sie hörte trotzdem :
„ Hifsche, Hifsche isch erschticksche! Wensch du mir nischt hilfscht, dann …dann …bresch isch die schöne Schranktüre auf.“
„ Kannste ruhig machen, „ schimpfte Rose jetzt richtig laut, „ denn das träume ich nur ....ist ja alles gar nicht wahr!“
„ Doch, aber doch ischt das wahr!“, protestierte die Stimme.
„ Nee, Nee!“, beharrte Rose hartnäckig.
Da rüttelte es so doll in dem Schrank, dass Annerose dachte, der würde gleich in sämtliche Teile zerbersten, aber es sprang lediglich die Tür auf. Annerose hielt sich die Hand vor den Mund, damit sie nicht laut schrie, denn nun sah sie, wie sich ein großer, schwarzer Schatten langsam und leise ächzend aufrichtete.

doska am: 31. Mai 2009

„ Nischt Lischt anmatschen!“, keuchte die Stimme, aber da war`s schon passiert. Rose hatte die Nachtischlampe einfach wieder angeknipst.
Leise keuchend und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie nun auf das, was sich ihren Augen bot, auf den nackten - etwas dicklichen – jungen Mann. Er mochte ungefähr in ihrem Alter sein, hatte lange blonde Haare, keuchte fast ebenso entsetzt wie sie.
„ W...was machen Sie hier?“, stieß Rose hervor und ihr Herz schlug dabei bis zum Halse
„Nischts!“, antwortete Radeflink wahrheitsgemäß. Er bekam ein knallrotes Gesicht, während er sich beide Hände über eine ganz bestimmte Stelle seines Körpers legte.
Annerose errötete ebenfalls, dann schaute sie rasch zur Seite. „Ziehen Sie sich sofort etwas über oder ich schreie ganz laut!“
„ Nein, nischt schreien!“ Radelflink kramte aufgeregt in Roses Kleiderschrank herum.
„ Wie sind Sie überhaupt hier rein gekommen?“, keuchte Rose und zog dabei die Bettdecke hoch bis zu ihrem Kinn.
„ Isch bin nischt gekommen!“, protestierte Radeflink. Er holte nur mit einer Hand das nächst beste Kleidungsstück aus dem Schrank, das ihm in die Quere kam. „ Du hascht mich genommen!“
„ Ach, ist ja gar nicht wahr!“, wehrte sie heftig ab. „ Auch wenn ich erst siebzehn bin, weiß ich ja wohl noch, was ich tue!“ Sie entdeckte, dass ihre Zehen frei waren und zupfte die Decke auch noch über ihre Füße „ Wir beide hatten nichts miteinander.“
„Doch, doch, wir hatten!“ beharrte er ausgesprochen stur. Er hielt den pinkfarbenen Minirock, den er bei der Eile gefunden hatte, so ein bisschen in die Höhe, schüttelte den Kopf, warf ihn wieder in den Schrank zurück.
„ Nein, hatten wir nicht.“, schnaufte sie entsetzt. Sie musterte verwirrt seinen nackten Hintern, während er weiter in ihrem Schrank nach einem passenden Kleidungsstück für sich suchte.
„Ich war gestern ganz alleine hier.“ Sie stellte fest, dass sie, wenn sie sich die Füße zudeckte, oben herum frei war. Die Decke war einfach zu kurz.
„ Warst du nicht!“
„ Aber ja!“ Ach, warum hatte sie sich nur so zimperlich. Schließlich hatte sie ja ein Nachthemd an. „ Ich habe nur meinen Mantel in den Schrank gehängt und da drinnen war vorher auch niemand, also! Und jetzt will ich, dass Sie sofort aufhören in meinem Schrank herum zu wühlen. Das sind meine Sachen, ziehen Sie sich gefälligst wieder ihre eigenen an!“ Sie machte sich die obersten Knöpfe ihres Nachthemds zu. „Oder wollen Sie etwa behaupten…“ Sie schluckte. „ ….dass …äh …dass sie hier nnnnackt rein gekommen sind?“
„ Soll isch ganz ehrlisch sein?“ Er hörte auf im Schank herum zu kramen, wendete sich zu ihr herum, ein feuerrotes Jäckchen sich dabei vor die Lenden haltend
Rose schluckte abermals und sagte dann tapfer : “ Ja?“
„ Isch bin dein Radierschummi!“
„ Mein ..was?
„ Radierschummi!“
„ Radiergummi?“
„ Ich fantasiere zu viel - wie meine Großmutter!“
„ Die war gansch in Ornung!“
„ War sie nicht!, fauchte Rose. „ Diese ganze Spinnerei mit dem Kristallschlüssel, dem Schloss und den Geistern – das ist doch alles Quatsch! Gibt`s doch gar nicht! Warum nuschelst du eigentlich immer so dämlich?“
„ Isch habe eine Schahnlücke!“
„ Ach so, entschuldige!“
„ Alscho, isch bin dein Gummi und...“
„Hab`s schon kapiert, du bist ein Radiergummi mit Zahnlücke. Aber ich sage dir gleich, das hier ist alles nur ein Traum “
„ Aber jetscht bin ich gerade KEIN Gummi...“
„ Von mir aus?“ Rose zuckte die Schultern.“ Noch blöder kann dieser Traum dann gar nicht mehr werden!“
„ Weil .... jetzt ischt Geischterschtunde und da darf isch für diesche Scheit dasch schein, wasch isch wirklisch bin, nämlisch ein Elf!“
„ Ha,ha, ha, gibt tatsächlich noch `ne Steigerung! Man sollte es nicht für möglich halten. Dafür bist du aber viel zu groß. Ich kenne zufälliger Weise eine Elfe – Quatsch, ich denke mir zufälliger Weise immer Märchen mit einer Elfe aus und die Elfe ist da ganz winzigklein. Wo sind übrigens deine Elfenflügel?“
„ Die hascht er mir abgeschnittschen!“
„ Wer „er“ ?“
„ Na, Grollunsch! Alle Elfen die keine Flügelschinn mehr haben, werden menschlisch!“
„ Ist eigentlich logisch!“, murrte Rose und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und weiter?
„Isch trinke darum auch keinen Blütenneschktar mehr, wie sonst immer Elfen. Isch habe anschständigen Hungscher und zwar auf Brot und Kuschen!“
„ Nein, hier wird nicht geknutscht, schlage dir das nur aus dem Kopf, aber Brot kann ich dir RUHIG bringen. Außerdem ... Paps hat im Flur ein altes T- shirt liegen und `ne Jeans. Du dürftest ungefähr seine Figur haben…“ Sie maß ihn dabei mit ihren Blicken ziemlich kritisch, dann fuhr sie erschrocken zusammen. „ He, was machst du denn da?“, keuchte sie, plötzlich käseweiß im Gesicht.
“ Bei sämtlischen Geischtern, da ischt ja das Kästschinn!“ jubelte er und hielt die kleine hölzerne, hübsch verzierte Schachtel in die Höhe, die er soeben im Schrank gefunden hatte.
„ Und da ischt der Kristallschlüssel drin, rischtick?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte er auch schon den Deckel gelüftet, hielt er den Schlüssel in den Händen.
„ Da wird sisch aber mein Meischter freuen!“ jubelte er. „ Hab`jetscht keine Zeit mehr wiederschehen, Anneröschen !“
„ Halt Stopp!“, schrie Rose entsetzt."Wo willst du damit hin? "
" Na, zu Grollunsch!"
" Nein, das machst du nicht!" Im nu war Rose aus dem Bett und hechtete zu Radflink hinüber, stürzte aber leider dabei über den kleinen Hocker- der ihr im Wege stand- und krachte gegen Radeflink. Dieser verlor deshalb das Gleichgewicht und gemeinschaftlich stürzten sie neben den Schrank zu Boden. Radeflink spürte, wie Roses warmer Körper auf dem seinigen lag und genoss es sichtlich. Er war irgendwie nicht mehr fähig sich schnell genug wieder aufzurichten. Rose aber auch nicht, denn noch nie hatte sie auf einem nackten Männerkörper gelegen. Endlich gelang es Rose ein böses : „Du gibst mir jetzt den Schlüssel zurück!“, zu fauchen.
„ N…nein!“, brachte er mühselig über die Lippen und dann hielt er den Schlüssel mit ausgestecktem Arm hoch, damit ihn Rose nicht erreichen konnte.
Es hatte vorhin so laut gepoltert, dass Roeses Eltern in ihren Betten hochgefahren waren. In höchster Sorge um ihre Tochter, aber noch immer etwas schlaftrunken, taumelten sie durch den Flur und nun rissen sie die Tür auf und sahen ihre Tochter mit einem unbekeideten Mann – offensichtlich beim Liebesspiel - auf dem Teppich zärtlich rangeln.
Hildegard schob sich ihre Brille zurecht, dann blickte sie fragend in das Gesicht ihres Mannes. Dieser ächzte kaum hörbar.

holdriander am: 1. Juni 2009

Dann nahm er seine Frau bei der Hand und flüsterte: "Unsere Tochter ist alt genug, sie wird wissen, was sie tut".
Er wendete sich um und wollte gehen, aber Anne hatte ihre Eltern schon erblickt. Schnell sprang sie auf und stammelte errötend: "Papa, Mama, es ist nicht so, wie ihr denkt!"
"Wir wissen schon Bescheid, mein Kind", entgegnete die Mutter nicht ohne Groll. Dann folgte sie ihrem Mann ins vertraute Ehebett.
"So was", zischte sie, während sie die Bettdecke über sich zog, "ich soll doch nicht etwa mit 38 Jahren Großmutter werden!"
Der Mann kuschelte sich an ihre Seite und meinte: "Glaubst du nicht, dass wir unserer Tochter vertrauen können?"
Sie knurrte nur als Antwort. Dann piekste sie ihren Mann sacht in die Seite. Er verstand dieses Pieksen nur zu gut und tat, wozu seine Frau ihn aufforderte. Bald knarrten die Sprungfedern . . .

doska am: 6. Juni 2009

Nachdem sich Hilde neben ihrem Mann auf die Seite gedreht hatte, stutzte sie plötzlich. Rief ihre Tochter etwa gerade um Hilfe? Na, klar, jetzt konnte sie es sogar ziemlich deutlich durch die dünnen Zimmerwände hören. “Du steckst ihn mir da nicht rein, neiiiiiin!“ vernahm sie kläglich.
Aufgeregt stupste Hilde ihren Mann in die Seite. Vielleicht konnte er das Geschrei besser analysieren als sie?
„ Nicht schon wieder !“, ächzte er erschöpft, als er ihr stupsen bemerkte.
„DAS meine ich doch nicht!“, kicherte Hilde übernervös. „ Aber ich glaube unsere
Tochter scheint gewisse Schwierigkeiten mit diesem Jungen zu haben!“
Da fuhr er vollend aus dem Schlaf hoch: „ Was meinst du mit „ gewisse“ ?“ murrte er. „ Drücke dich doch mal deutlicher aus?“
„ Ach, Willi, du weißt schon! Horch doch mal!“
Nun endlich lauschte Wilfried – wenn auch unwillig - und hörte gerade die Männerstimme brüllen:“ Ich schteck ihn rein, wo`s mir paschst. Da haschst du mir gar nischts zu sagen!“
„ Na, gut!“ vernahm er die verärgerte Stimme seiner Tochter. „ Wirst schon sehen, was du davon hast! Aber sage hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
„ Was scholl denn schon groschartiges mit ihm dabei paschsieren, he?“
„ Na, dass er dir dabei zerbricht, zum Beispiel!“
„ Zer…brrricht ?“, ächzte Willfried verschlafen, nachdem er das gehört hatte. „ Dem seiner muss aber ganz schön zart sein?“
„ Naja, zart ist deiner ja auch manchmal!“, kicherte Hildegard und kuschelte sich an Willis Brust.“ Er ist so empfindlich, dass er manchmal ganz klein wird, nicht wahr, Mausebärchen?“
„ Aber er ZERBRICHT nicht!“, fauchte Wilfried und dann war er plötzlich glockenwach. „Hilde,“ keuchte er entschlossen und machte dabei die Nachtischlampe an, „ Das ist verdächtig! Da muss ich mal nachschauen, was mit den Beiden los ist!“
„ Wieso musst du mal nachschauen?“, erwiderte Hildegard kopfschüttelnd und als sie sah, dass Wilfried tatsächlich Anstalten machte, das Bett zu verlassen, hielt sie ihn am Ärmel fest. „ Störe die Beiden jetzt bitte nicht.“, wisperte sie, „ Das ist ja peinlich! Rose wird uns das nie verzeihen!“
„ Ich muss es aber tun!“ , fauchte Willi, riss sich los und warf sich dabei das schulterlange Haar in den Nacken zurück.
„ Oh, was sehe ich gerade?“, ächzte Hilde, „ Deine Haare sind ja schon wieder grün. Muss ich dringend morgen nachfärben.“
„ Schscht…“ sagte Willi und lauschte abermals angespannt, aber da war es nebenan ruhiger geworden.
„ Ja, dein Haar…“ fuhr deshalb Hildegard geschwätzig fort. „ Komisch, darüber habe ich mich schon damals gewundert, als wir uns kennen gelernt haben. Weißt du noch, Mausebär, wie ich zu dir gesagt habe: Du hast ja Schimmel im Haar? Und du hast erwiedert: Hildi, das hat mir halt Muttern vererbt.“
„ Sie ...sie haben den magischen Schlüssel.“, unterbrach Wilfried ihren Redeschwall.
„ Magischen Schlüssel?“, echote Hilde verstört. „ Sprichst du etwa von dem verrückten Schlüssel deiner Mutter, den eigentlich DU hättest erben sollen?“
„ Genau den meine ich!“ Er nickte aufgeregt. „ Der Bursche hat ihn…wohl unserer Tochter weggenommen. Deshalb der Steit. Wo ist mein Zauber…äh …Krückstock?“
„ Zauber… ? Meinst du etwa die olle alte Krücke, hinter der Truhe im Flur?“
„ Sehr richtig. Sag` bloß, du hast das wertvolle Stück weggeschmissen?“
„ Nein, aber…was willst du damit …?“
Wilfried hatte erleichtert ausgeatmet, dann war er aus dem Schlafzimmer gestürmt.
„ Kann mich mal endlich hier jemand aufklären, was hier eigentlich gespielt wird?“, fauchte ihm Hilde hinterher.

holdriander am: 9. Juni 2009

Wilfried stürmte also aus dem Zimmer und griff nach seinem Zauberstab. Da hörte er eine Stimme grollen: "Wo willst du hin?"
Die Stimme war so gruselig, dass ihm die Haare zu Berge standen. Dabei wurde sichtbar, dass er eigentlich komplett grünes Haar hatte, er hatte es nur gefärbt, um zwischen den Menschen nicht aufzufallen.
Während er noch wie eingefroren verharrte, grollte die Stimme weiter: "Wilfried Ernst Theodor Alberich, wo willst du hin?"
So war er in früheren Zeiten nur von seiner Mutter angesprochen worden. Erleichtert schnaufte er: "Aber Mama, wie kannst du mich nur so erschrecken?!"
Nun wurde die Frau sichtbar. Eine zierliche Elfe schwebte da vor ihm hin und her und auf und ab. Jetzt wurde ihre Stimme sanft: "Mein lieber Junge, du weißt doch ganz genau, dass dieser magische Schlüssel niemals auf ein männliches Kind vererbt werden darf! Nach deiner Geburt habe ich meine Eierstöcke untersuchen lassen und es wurde festgestellt, dass ich nie eine Tochter haben werde. Darum habe ich meinen gesamten Eierstock vernichtet, damit kein dummer Zufall geschieht. Deine ganze Erziehung war zwar auf den Verzicht auf den Schlüssel abgestimmt, aber ich habe dich immer so geliebt, wie man sein einziges Kind liebt. Das musst du doch bemerkt haben!"
"Ja, Mama. Ich will meiner Tochter doch jetzt nur helfen und ihr nicht den Schlüssel wegnehmen! Ich fürchte, das hat schon ein anderer getan. Hast du das nicht gespürt?"
Zärtlich nahm die Elfe den Kopf ihres Sohnes in ihre Hände und drückte einen sanften Mutterkuss auf seine Stirn. Dann setzte sie den Kopf wieder sanft auf den Hals und sprach: "Du machst mich stolz, mein Sohn. Und nun geh und hilf der lieben Annerose. Ich werde dich, so gut ich kann, unterstützen".
Sie zerfloss in feine Nebelschwaden und löste sich unter Äolsharfenklängen vollständig auf.

doska am: 29. Juni 2009

Die gemahnenden Worte seiner Mutter hatten Wilfried irgendwie irritiert. Er war mitten im Flur stehen geblieben, weil er das alles erst einmal geistig verarbeiten musste. Seine Frau aber, war so schnell an ihm vorbei gefegt, dass sie ihn beinahe mit sich gerissen hätte.
Die letzten Schreie aus dem Nebenzimmer hatten sie nämlich derart mobilisiert, dass sie sämtliche Vorsätze, sich nicht in die Privatangelegenheiten ihrer Tochter einzumischen, missachtete und die Tür zum Zimmer ihrer Tochter aufriss. „Was macht ihr da?“, zischelte sie sofort skeptisch.
Radeflink verharrte überrascht. Er war auf allen Vieren bereits zur Hälfte in den Schrank gekrabbelt.
Hilde ächzte verstört, denn ihre weit aufgerissenen Augen gewahrten nicht nur Radeflinks nackten Hintern. Sie sahen auch, dass Annerose das feste Gesäß sehr sinnlich mit beiden Armen umklammert hielt, denn Rose wollte verhindern, dass Radeflink mit dem Schlüssel verschwand.
„Rose?“, keuchte die Mutter irritiert, weil sie das nicht richtig deuten konnte.
„Ja, so heiße ich, was gibt`s Neues Mamms?“, sagte Rose leichthin, da sie ihre Mutter nicht in Schrecken versetzen wollte.
„Aber, warum macht ihr das so?“, brachte die Mutter endlich hervor.
„Mama, Radeflink ist nur mein Radiergummi!“, erklärte Rose und versuchte dabei mit ihrer linken Hand im Inneren des Schrankes nach dem Schlüssel zu fischen, den Radeflink mit seiner Faust fest umschlossen hielt.
Hilde schüttelte leicht irritiert ihren Kopf mit den vielen grauen Locken.
„Kinder, es ist ja gut, dass ihr einen Gummi dabei benutzt, auch wenn es wohl bei euch das erste Mal ist. Aber so herum, wie ihr das treibt, wird es nie klappen. He, du …äh ….wie heißt du doch gleich, mein Junge?“
„Radeflink, und isch bin ein Elf!“
„Äh, was? Nein, ich glaube elf ist schon vorbei. Also, als mein Mann und ich es das erste Mal miteinander trieben da…“
„Aus dem Weg!“, brüllte Wilfried dicht hinter Hilde. Er schob seine Frau ziemlich barsch zur Seite, stürmte ins Zimmer und hielt dabei seinen Zauberstab vor sich ausgestreckt als wäre es ein Degen. „Los zeig mir das Ding!“, fauchte er zu Radeflink. „Ich habe dich durchschaut und weiß, was du von meiner Tochter wolltest!“
„Wilfried, du bist vielleicht ein Ferkel!“, unterbrach ihn Hilde tief erschüttert. "Aber was willst von SEINEM Ding? Solche Gelüste kenne ich von dir noch gar nicht?“
„Ach Hilde, ich meine natürlich diesen …na, du weißt schon, komme jetzt nicht auf das richtige Wort. Man wird eben alt!“ , Wilfried zuckte entschuldigend die Schultern und wendete sich dann wieder Radeflink zu. „Los, ich weiß, dass du ihn vor mir versteckst. “
„Kann ich verstehen!“, keuchte Hilde verwirrt. „Ist doch auch irgendwie peinlich!“
Radeflinks Augen leuchteten plötzlich, denn ihm war wegen Hildes letztem Wort endlich der frisch von Grollung erlernte Zauberspruch eingefallen. „Schtehlen ist wahrscheinlisch den meischten gar nischt peinlisch!“, murmelte er und „Schwupp“ war er mitsamt dem geklauten Kristallschlüssel in einer Wolke aus winzigen funkelnden Sternen verschwunden.
„Ddddas muss ich unbedingt meinem Therapeuten erzählen!“, keuchte Hilde verschwitzt. „Die verschimmelten Haare hat der mir auch schon nicht geglaubt!“
„Jetzt ist er weg Paps“, ächzte Rose entsetzt, "und bestimmt bei diesem Grollschund im Kristallschloss angekommen. „Warum musstest du ihn auch mit diesem ollen Krückstock derart erschrecken?“
„Das ist kein Stock, werte Tochter, sondern mein Zauberstab!“
„Ach Quatsch“, mischte sich Hilde ein. „Das ist dein Vater, der auch mein Willi ist und nicht irgendein Zauberer mit Zauberstab … wäre mir doch längst aufgefallen!“
„Meine liebe Frau!“ Wilfried nahm seine Hilde tröstend in den Arm. „Ich kann dich beruhigen. Ich bin weder Zauberer noch Magier ...“
„Ein Glück!“, fiel sie ihm erleichtert ins Wort, „denn wie sollte ich das meinem Therapeuten erklären!“
„Ich bin ein Feerich!“
„Ein … wwwas?“, keuchten sowohl Hilde als auch Rose verblüfft.
Hilde fing sich aber sofort wieder. „Ach so, du bist in Wahrheit Soldat ….irgendwie so`n Fähnrich. Daher also die vielen Überstunden “, setzte sie noch hinzu und rieb sich die Stirn.
„Nein, Feerich!“, beharrte Wilfried und stampfte in seiner Empörung sogar mit dem Fuß auf. „In allen Märchen und Sagen werden Zauberin und Zauberer, Hexe und Hexer, Elfe und Elf erwähnt, aber nie Fee und Feerich. Ich finde das ungerecht. Sind wir männlichen Feen denn ein Nichts? Meine Mutter war eine Fee. Ich bin ihr Sohn und deshalb bin ich ein Feerich, logo oder?“
„Logo!“, bekräftigte Rose und fiel ihrem Papa um den Hals. „Du armer Paps, all die Jahre nicht anerkannt zu werden, muss für dich schrecklich gewesen sein. Für mich bist du der tollste Fähnrich ... äh ... Feerich der Welt!“
„Für mich auch“, schluchzte Hilde gerührt, „doch wie erkläre ich das meinem Therapeuten?“

holdriander am: 2. Juli 2009

Radeflink aber rannte mit dem Schlüssel in der Hand eilends davon. Doch die Rückkehr zu Grollund erwies sich als recht schwierig. Er musste nämlich zuerst die Zwischenwelt durchqueren. Diese absolute Finsternis, die obendrein sehr belebt war, hat schon so manchen um den Verstand gebracht. Andauernd wurde Radeflink angerempelt, immerzu zupften und rissen fremde Hände an ihm - konnten Wesen, die schon länger hier waren, etwa besser sehen in der Dunkelheit?
Er stürzte und hastete immer tiefer in die Dunkelheit hinein, ohne zu wissen, in welche Richtung er sich überhaupt wenden musste.
Da sah er vor sich ein mattes Leuchten. "Aha", dachte er, "Grollund erwartet mich!"
Doch weit gefehlt - es war der Geist von Annes Großmutter.
Eigentlich lässt sich ein guter Radiergummi ja kaum aus der Fassung bringen, aber das Spektakel, das die gute Alte nun aufführte, war zu gruselig. Irgendwann gab er auf und ließ den Schlüssel fallen. Die Großmutter hatte genau das erwartet und Vorsorge getroffen, dass der Schlüssel nur in eine Richtung fallen konnte - zurück in Annes Schrank.

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Kommentare zur Story:

  Hallo Holdriander,
Darauf bin ich natürlich auch gespannt. Dein Einstieg zu der Fortsetzungsreihe ist übrigens auch vorzüglich ;O)
Grüße, Frankie  
   Frank Johnson  -  02.09.09 18:03

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  Danke, Frank J., aber ich möchte doch warten, ob und wie doska die Geschichte fortführt.
lg  
   holdriander  -  02.09.09 06:35

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  ...ach da bist du *grins`*...Ja, da hast du recht. Im ernst; ich finde, dass du dich wirklich weiter mit Fantasy-Themen befassen solltest. Hier zeigt sich dein ganzes Vermögen. Wie kommst du auf das alles? Bin wirklich von deinen Beiträgen zum Kristallschlosss beeindruckt. *verneigemich*  
   Frank Johnson  -  01.09.09 22:06

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  Äh... der vorherige Kommentar war übrigens für Frankie.  
   doska  -  01.09.09 21:40

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  Ja, ich weiß, es ist nicht so einfach, sich in etwas einzufühlen, woran die anderen schon so lange geschrieben haben, aber ich glaube, du kannst es.  
   doska  -  01.09.09 21:38

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  Nö. Der Grollund darf sich gerne vor Wut in den Hintern beißen!
lg
holdriander  
   holdriander  -  03.07.09 11:19

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  Oh, Holdriander, der arme Grollund. Was glaubst du, wie enttäuscht der jetzt ist. Hast du denn gar kein Erbarmen mit den bösen Mächten?  
   doska  -  03.07.09 09:09

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  Iiiiiiiich kann nich mehr!
Mensch, doska, selten so gelacht!
Danke!  
   holdriander  -  29.06.09 12:24

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  Toll, dass ihr am Ball bleibt. Na, da bin ich mal gespannt, wie die Feengroßmutter ihren Sohn unterstützen will. Schöne Grinsegeschichte.  
   Jochen  -  10.06.09 13:46

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  Oh, das geht ja hier weiter. Das ist schön. Endlich mal wieder was zum Lachen.  
   Petra  -  07.06.09 12:39

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  Höhö, köstlich. Was euch aber auch alles einfällt.  
   Jochen  -  02.06.09 11:24

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  Sehr süß. Hat mir gefallen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wird ja immer humorvoller bei euch und auch spannend. Bin echt neugierig, was ihr noch daraus machen werdet.  
   Petra  -  01.06.09 22:17

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  Ja, doska, und der Grollund ist ein Grimmbold - und das ist gut so.
lg  
   holdriander  -  16.05.09 19:32

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  Der heißt nicht Grimmbold, Mensch, sondern Grollund!  
   doska  -  16.05.09 17:52

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  Originelle Fortsetzung, gefällt mir echt gut. Der Text ist diesmal wohl etwas eher für Kinder und solche die inwendig Kind geblieben sind, wie ich. Bin gespannt, wie sich das noch entwickeln wird. Ein grimmiger Grimmbold ist ja da. Kann ich also von daher ganz beruhigt sein, dass es noch genügend Boshaftigkeiten und Gemeinheiten geben wird:))  
   Jochen  -  14.05.09 14:30

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  Ich hatte eigentlich erwartet, dass nun wieder Simon eine Fortsetzung anhängen würde, denn die Idee mit der Schule kam ja von ihm. Na, wenn keiner mehr hier etwas macht, werde ich diesen Part übernehmen. Mir gefällt nämlich diese Geschichte.  
   doska  -  14.05.09 10:15

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  Super, doska! Eine sehr schöne Fortsetzung.
Danke.
lg  
   holdriander  -  09.05.09 05:05

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  Was euch so alles einfällt? Habe mich sehr amüsiert über euer Kristallschloss und hoffe ihr macht gleich weiter.  
   Jochen  -  08.05.09 11:18

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  Schöne Fortsetzungen. Gefallen mir sehr.
Sie sind lustig und märchenhaft zugleich. Nun bin ich echt gespannt, was ihr noch daraus machen werdet.  
   Petra  -  28.04.09 16:04

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  Nun, liebe doska, die Annerose war neugierig, darum ging sie am Abend noch mal in das Kristallschloss. Selbstverständlich allein, denn der Freundin das Geheimnis zu offenbaren, ist es noch zu früh.
Sie trifft eine Elfe und geht mit ihr herum. Noch Fragen?
lg  
   holdriander  -  25.04.09 22:45

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  Na, da sind ja ein paar wirklich gute Fortsetzungen entstanden. Mensch, Simon, einfach entzückend. Ich habe mehrmals in mich hinein gekichert. Holdrianders Texte sind auch gut. Sie sind total märchenhaft. Ich glaube, ihr müsst jetzt nur zusehen, wie ihr eure Texte miteinander verbindet. Wäre doch schade, wenn ihr aneinander vorbei schreiben würdet. Holdriander wieso ist Rose ohne Übergang plötzlich ganz allein und wieder im Schloss? Welche Gründe hat sie dafür?  
   doska  -  25.04.09 19:24

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  Na prima, Simon. Bin auch gespannt, wie das weitergeht, denn das Lehrerzimmer liegt nicht in diesem Kristallschloss.
lg  
   holdriander  -  22.04.09 21:11

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  Oh ja, Rose ist ein Teenager. Das ist wirklich eine gute Idee. Ich kann mich völlig in sie hinein versetzen. Märchen und Realität, das ist eine gute Mischung. Bin auch sehr neugeirig, was nun passiert.  
   Petra  -  22.04.09 18:11

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  Hallo Simon!
Gute Fortsetzung. Die Geschichte wird ja immer interessanter? Bin gespannt, was daraus noch werden wird, hehe.  
   doska  -  22.04.09 12:47

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Na prima. Sollte mich sehr freuen, wenn euch was zur Fortsetzung einfällt.
lg  
   holdriander  -  15.04.09 06:57

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  das könnte eine schön gruselige, geheimnisvolle geschichte werden. mal sehen, ob mir etwas dazu einfällt.
gruß von  
   rosmarin  -  14.04.09 13:25

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  Schöne verwunschene Idee. Gefällt auch mir.  
   Jochen  -  14.04.09 12:44

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  Du hast ja vielleicht finstere Gedanken, Holdriander.*Schudder*  
   doska  -  13.04.09 20:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ja, liebe doska, ich auch.
Außerdem hat das Schloss ja nicht nur Zimmer, sondern auch Säle, Kammern und Kerker.
Na, möchtest du jemanden einsperren und foltern?
Das entfrustiert ungeheuer!
lg  
   holdriander  -  13.04.09 17:26

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Flüssig geschriebener spannender Anfang mit vielen Ideen. Na, da bin ich ja mal gespannt, was den anderen dazu einfallen wird.  
   doska  -  13.04.09 09:52

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

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