Romane/Serien · Spannendes

Von:    Pia Dublin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 31. März 2009
Bei Webstories eingestellt: 31. März 2009
Anzahl gesehen: 2636
Seiten: 27

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Um den Neueinstieg nach den Sommerferien nicht in einem großen Chaos beginnen zu lassen, begannen die akademischen Kurse Anfang September, alle anderen erst einen Monat später. Dieses Jahr hatten Pinheiro und Tommy nicht viel Arbeit mit den Reparaturen, sie strichen nur einige der Unterrichtsräume, tauschten alte Stühle aus. Als sie den Bericht bei Hollenack ablieferten, war dieser hoch erfreut, dass sie wieder Geld einsparen konnten. Pinheiro lächelte durch seine falschen Zähne hindurch und murmelte flüsternd: „Möchte wissen, wo das Geld landet, was wir jedes Jahr einsparen. Ich würde dafür gerne mal einen saufen gehen.“

Tommy fand, dass es viele Nummernschilder aus New York waren dieses Jahr und er sprach mit Scott darüber, der meinte, es könnte etwas mit der Chaostheorie zu tun haben. Von einer solchen Theorie hatte Tommy noch nie etwas gehört und leider war Scott auch nicht in der Lage, es ihm glaubhaft zu erklären.

„Was immer du zu dir nimmst“, sagte Tommy, „du solltest für ’ne Weile damit aufhören.“

Scott ging wieder auf Fahrradstreife. „Und kontrollier dabei noch mal die Notruf-Telefone.“



Sein Bruch begann zu heilen, es juckte unter dem Gips und er suchte in Larry Johnsons Büro etwas, womit er sich unter dem Gips die Haut schaben konnte. Ein Lineal oder ein Pinsel wären ideal gewesen, aber im Computerzeitalter lag so etwas nicht mehr unbedingt auf den Schreibtischen herum. In der Schublade fand er einen Brieföffner aus Metall, spitz genug, um als Mordwerkzeug herzuhalten. Er ging hinüber in die Telefonzentrale, kratzte mit der gefährlich spitzen Seite des Brieföffners unter dem Gips, fragte in die Runde, ob es etwas besonderes gäbe und als alle die Köpfe schüttelten, machte er ein Zeichen, wo er über Funk zu erreichen sei. Im Café setzte er sich in die Ecke, holte sich einen Kaffee und zwei Donuts, als Lea von der Theke her nach ihm winkte.

„Alles in Ordnung, Officer?“ fragte sie neckisch.

„Is’n komischer Tag heute.“

Er hatte eine innere Unruhe, wie vor einem Gewitter, war schon vor Lea aufgestanden und hatte früh das Haus verlassen. Er führte es auf seine alten morschen Knochen zurück und deshalb entschied er, nichts deswegen zu erwähnen. Es lohnte sich nicht, sich deshalb Gedanken zu machen.
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Lea beantwortete seine Bemerkung mit einem Kussmund und schickte ihn in seine Frühstücksecke zurück. Sie hatte alle Hände voll zu tun an diesem Morgen, es war kühl und windig und viele der Studenten nutzten das Café, um sich aufzuwärmen. Tommy saß beobachtend in der Ecke, verfolgte die Gespräche, die Unterhaltungen über den Lehrplan und wie zwei Mädchen sich gegenseitig die Vokabeln abfragten, in einer Sprache, die er nicht einordnen konnte. Die Jungs, die hereinkamen, trugen schwarze Lederjacken, grob gestrickte Pullover, Cordwesten. Wirklich aus dem Rahmen fiel niemand, sie versuchten alle cool zu wirken und diejenigen, die darauf keinen Wert legten, hatten gewöhnlich so gute Noten, dass sie es nicht nötig hatten. Zu denen gehörte auch der Vorsitzende des Video-Clubs, mit dem Lea sich kurz unterhielt, der aber nur Zeit hatte, sich einen Kaffee für Unterwegs mitzunehmen. Er hatte einen seltsamen Spitznamen, den Tommy sich nie merken konnte.

Tommy grüßte alle, die hereinkamen, indem er seine Tasse hob. Ab und zu sprach ihn jemand an, der dachte, er sei Police Officer, was Lea jedes Mal zum lachen brachte – nicht, dass man es ihm nicht abgenommen hätte, aber die Gesichter der Leute während sie sich entschuldigten, waren einmalig.

Donna und Juliet, eine gepierct, eine mit dem Ex-Freund aus dem Senegal, kamen herein, riefen „Hallo“ und setzten sich an die Theke, wo gerade zwei Plätze frei wurden.

„Komme sofort“, sagte Lea. Sie füllte die Kaffeemaschine nach, entdeckte dabei, dass sie vergessen hatte, die Packungen aus dem Lagerraum zu holen. „Tommy?“ rief sie über die Köpfe ihrer Kunden hinweg, „kannst du mir mal zur Hand gehen?“

Er kam zu ihr hinter die Theke und brauchte nur einen Blick unter die Maschine zu werfen, um zu sehen, was sie brauchte.

„Reichen vier?“ fragte er.

„Du bist ein Schatz.“

Es war seltsam, dass er während des morgendlichen Ansturms vorbeigekommen war. Aber auf eine erneute Frage, ob alles in Ordnung sei, würde sie auch keine andere Antwort bekommen, das wusste sie. Er legte die Kilopacks Kaffee unter die Maschine, murmelte im vorbeigehen, dass er in der Klinik vorbeischauen wollte. Lea sah ihn fragend an und zupfte am Kragen seiner Uniform, als er nicht sofort reagierte.
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„Ich will, dass die den Gips abmachen.“ Er klang genervt. „Es juckt wie die Hölle.“

„Der Bruch ist nicht mal drei Wochen alt.“

„Dann sollen die sich was einfallen lassen.“

Als er draußen war, seufzte sie, verdrehte die Augen, als sie die Blicke der Mädchen bemerkte.

„Kann es sein, dass Kerle alle gleich sind? Wenn ich mir den Gips früher abmachen lassen wollte, würde er mich zu Hause einsperren, um mich daran zu hindern.“

Sie nickten wohlgefällig und grinsten.

„Was hat er gemacht mit der Hand?“

„Ist beim Boxen passiert. Er kam nach Hause und konnte die Finger nicht mehr bewegen. Natürlich hat er es zwei Tage lang mit Eisbeutel versucht, bis er endlich ins Krankenhaus gegangen ist. Und krankschreiben lässt er sich auch nicht.“ Sie stellte zwei Tassen zurecht. „Was darf’s sein?“

„Nachhilfe in englischer Geschichte“, stöhnte Juliet, „aber erstmal zwei Cappuccino extra stark.“

Donna bemerkte sehr vorsichtig: „Er sollte etwas mit seinen Haaren machen.“

„Ich bin schon froh, dass sie schon wieder nachgewachsen sind. Er schneidet sie sich selbst, mit der Hundeschermaschine.“



Die Klinik in der Goulder Street war in der direkten Nähe und er musste dort nach der Anmeldung nicht lange warten, bis einer der Ärzte sich um ihn kümmerte. Dr. Campbell, seit zwanzig Jahren dort tätig, war ein mittelgroßer grauhaariger Mann mit Kugelbauch, der sich seine Menschenfreundlichkeit nur bewahrt hatte, weil er immer wieder an das Gute glaubte. Er konnte schlechte Erfahrungen ausblenden und diese Fähigkeit half ihm jeden Tag in der Klinikarbeit. Von seinem Behandlungsraum im vierten Stock des Gebäudes aus konnte man zurück auf das Campusgelände sehen. Während Tommy dort wartete, am Fenster stand und den Gips gegen das Fensterbrett schlug, versuchte er Kollegen auf dem Gelände zu erkennen. Er hatte Glück, es war nichts los dort drüben und er wurde nicht angefunkt.

Dr. Campbell begrüßte ihn, machte mit der linken Hand eine schlenkernde Bewegung. „Es sind doch keine Probleme aufgetreten, oder?“

„Nein“, sagte Tommy, „ich will nur den Gips loswerden. Mach mir einen Tapeverband drum, egal, aber die Juckerei da drunter ertrage ich nicht mehr.
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„Du musst die Hand schonen und das erreicht man nur mit einem Gips. Sonst kann ich für nichts garantieren.“

„Das sollst du auch nicht. Nehm den Gips runter oder ich mach es selber.“

Während Dr. Campbell die Hand vor drei Wochen eingegipst hatte, hatte er zufällig einen Blick auf Tommys Narben werfen können und hatte die Frage gestellt, ob er sich diese Sachen mal ansehen dürfe. Der Gips war getrocknet und Tommy hatte sich das Hemd und Unterhemd ausgezogen. Der Arzt hatte bewundernd gepfiffen und gemeint, dass sein Schutzengel vermutlich Überstunden gemacht habe an dem Tag.

„Wie viele Kugeln waren das?“ hatte er gefragt.

„Drei“, hatte Tommy zögernd berichtet, weil das etwas war, was sich kaum verleugnen ließ, die gesunde Hand auf die vernarbte Seite gelegt, „eine in die Schulter, eine hier unten in die Lunge und eine in den Oberschenkel.“

Dr. Campbell seufzte, holte die Röntgenbilder hervor, betrachtete sie und ließ Tommy etwas zappeln. „Auf eigene Verantwortung?“ fragte er dann über den Rand seiner Brille hinweg.

„Das unterschreibe ich dir auch.“



Auf dem Weg zurück fuhr Deputy Douglas Ford auf Streife an ihm vorbei, hupte und fuhr an den Seitenstreifen, um ihn ein Stück mitzunehmen.

„Ich war gerade oben am Sabattus Pond“, sagte er, „meine absolute Lieblingsstrecke. Da bin ich schon als Kind in den Wäldern herumgestreift und hab mir vorgestellt, ich sei Robinson Crusoe. Hast du auch so eine Gegend, die dir besonders gefällt?“

„Das Gebiet von Leas Bauchnabel und weiter südlich“, sagte Tommy.

„Wie sieht’s aus mit Sparring in nächster Zeit?“ fragte Douglas ungerührt.



Tommy stattete ihm einen schnellen Besuch ab, als er Tage später Zeit dazu fand. Die letzten Male hatte Douglas am Sparring nicht teilgenommen und er wollt die Sache noch einmal in Erinnerung bringen. Douglas war einer der jüngeren Deputys, der so ziemlich alles machte, um fit zu bleiben. Er rannte durch den Park, pumpte sich die Muskeln auf, fuhr Rad wie ein Irrer und hatte schließlich auch den Weg in den Box-Club gefunden. Er bildete sich wirklich etwas darauf ein, seinen Körper wie einen heiligen Tempel zu behandeln, nur gesunde Sachen zu essen und hatte es absolut nicht verstanden, dass Tommy ihn beim Sparring von den Füßen hauen konnte.
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Tommy war zwar im Campus-Sicherheitsdienst, aber im Grunde war er Zivilist, er rauchte wie ein Schlot und außer dem Sparring trieb er keinen Sport. Eigentlich hätte er schon nach fünf Minuten schlapp machen müssen, aber Douglas war nicht wirklich an ihn herangekommen und hatte dann einen Niederschlag einstecken müssen. Tommy dachte, er könne Douglas seine fast verheilte Hand zeigen und ihm verraten, dass er bald wieder boxen würde. Er war gespannt, was er zu einer Revanche sagen würde. Die beiden waren eng befreundet und es hatte nichts von einer Vater-Sohn-Kiste an sich, auch wenn Tommy rund zehn Jahre älter war. Das Polizeirevier war ein kleiner Flachbau, der am Rande der Zufahrtsstraße stand und der Parkplatz war größer als das ganze Gebäude. Im Inneren dröhnte die Klimaanlage, irgendwo dudelte ein Radio und das Knistern der Funkanlage war zu hören. Die Zentrale war verwaist und Tommy marschierte weiter durch den Flur zum Aufenthaltsraum, wo er Douglas vermutete. Wenn nichts zu tun war, hockten sie dort herum, spielten Karten und soffen den schlechten Kaffee. Im Sommer, wenn es heiß wurde und in dem Flachbau noch heißer, saßen die Männer mit ihren Zeitungen gewöhnlich draußen vor der Tür und warteten auf den nächsten Einsatz.

In Gedanken war er voll auf seinen entfernten Gips konzentriert, er hielt den Blick auf die getapte Hand, die Haut sah kalkig und trocken aus. Endlich würde er wieder duschen können, ohne seinen halben Arm zuvor in eine Plastiktüte stecken zu müssen, die Uniformhemden würden auch wieder passen.

Er kam an einem Büro vorbei, aus dem er Stimmen hörte und noch bevor er begriff, wer da mit wem sprach, bevor er den harten Ton heraushörte, reagierte sein Unterbewusstsein. Er blieb wie angenagelt stehen, sein Herz raste und ein unangenehmer Film kalten Schweißes legte sich auf seine Haut. Fast wäre er nach draußen geflohen, weg von der angelehnten Tür, hinter der er die Stimmen hörte, aber Heather Cushman, die lang eingesessene Dame der Funkzentrale, kam ihm mit einem Becher Kaffee entgegen, grüßte ihn, und ging wieder an ihren Arbeitsplatz.

Beruhig dich, dachte Tommy, erinnere dich, wo du bist.
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Sie meinen nicht dich, Holzkopf.

Er hatte das Gefühl, ewig zu brauchen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte, dann betrat er unauffällig den Raum. Die Aufmerksamkeit der Polizisten galt einem Jungen, der kaum zwanzig Jahre alt sein mochte. Er saß vor ihnen an dem weißen Tisch, hatte die Hände auf der Tischplatte liegen. Vor dem Officer, der das Verhör leitete, stand ein Becher Kaffee. Es war Chief Timothy Blake, der Dienstleiter. Mit ihm hatte Tommy noch nicht viel zu tun gehabt, er war keiner, den man auf der Straße traf und sich dann endlos mit ihm unterhalten konnte. Chief Blake war einer der wenigen absolut humorlosen Menschen, die Tommy jemals getroffen hatte. Er war so humorlos, dass er nicht mal über Witze auf Kosten anderer lachen konnte.

Als Tommy den Raum betrat, sagte er gerade etwas wie „Wir kriegen schon noch raus, was du wirklich hier willst, Freundchen“. Douglas und ein Deputy standen schweigend neben ihrem Chef und versuchten den Jungen niederzustarren. Tommy blieb fasziniert an der Tür stehen, beobachtete das Schauspiel.

Es ist falsch, wie ihr das angeht, die beiden sollten hinter ihm stehen, nicht vor ihm. Und Blake sollte nicht auf einer Höhe vor ihm sitzen. So spricht man mit Kindern, wenn man ihnen keine Angst machen will.

Der Junge rührte sich nicht und schien nicht einmal zu blinzeln. Er hatte sich einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand ausgesucht, den er fixierte. Nichts deutete überhaupt darauf hin, dass er bisher etwas gesagt hatte.

Blake entdeckte Tommy, gab ein erbostes zischendes Geräusch von sich und deutete dem Deputy, er solle sich um den ungebetenen Zuschauer kümmern. Douglas kam an Tommys Seite und versuchte ihn zur Tür hinauszudrängeln, aber leider war Tommy niemand, den man eben mal zur Seite schieben konnte.

„Tommy, wir führen hier gerade ein Verhör durch“, murmelte er, legte dabei den Kopf schief, „dabei brauchen wir keine Zeugen.“

„Was hat er angestellt?“ fragte Tommy. Hinten im Raum wurde Chief Blakes Stimme wieder schärfer und drohte mit vierundzwanzig Stunden Einzelzelle, während man Erkundigungen einholte.

„Wir haben ihn mit überhöhter Geschwindigkeit gestoppt“, sagte Douglas, „und dabei ist dem Chef aufgefallen, dass es in seinem Wagen komisch gerochen hat.
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Wir haben ihn hergebracht, um ihn zu überprüfen.“

„Aus dem werdet ihr nichts rauskriegen“, sagte Tommy. Er hätte sich heraushalten sollen, das wäre besser gewesen, aber etwas an dem Jungen passte nicht hier her. Er musste sich einmischen, um zu sehen, ob er Recht hatte.

„Hast du was gesagt, old irish?“ rief Chief Blake durch den Raum, hatte sich von dem Jungen abgewandt und so entging ihm dessen Reaktion auf seine laute Stimme – seine Hände zuckten.

„Wie lange verhört ihr ihn schon, ohne dass er etwas sagt?“ Tommy stellte die Frage an den Deputy gewandt, nicht an Blake, der aufstand und zu ihm hinüberkam.

„Der wird euch auch in (sieben Tagen, dachte er) zehn Stunden nichts sagen.“

„Woher willst du das wissen?“

„Hast du dir sein Gesicht angesehen? Der hört euch ja nicht mal zu.“

Chief Blake stand vor ihm, neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, quetschte in einem spöttischen Ton heraus: „Du glaubst wohl, du könntest das besser machen, was? Weil du auf deinem gefährlichen Campus ständig jemanden festnehmen und verhören musst.“

Relativ unbeeindruckt erwiderte Tommy: „Ich will mich nicht in eure Arbeit einmischen, mir kam es nur seltsam vor, dass ihr euch mit einem halben Kind rumärgert.“

Chief Blake wäre damit nie einverstanden gewesen, aber in dem Moment, als er Tommy eine Abfuhr erteilen wollte, kam der Ruf von Heather aus der Funkzentrale, dass es irgendwo einen schweren Verkehrsunfall gegeben habe.

„Ford“, sagte er an Douglas gewandt, „du bleibst hier bei dem Jungen. Wenn wir zurück sind, machen wir mit ihm weiter.“ Er hastete auf den Flur hinaus, drehte sich zu Tommy herum und sagte: „Und du verschwindest.“

Tommy sah zu dem Jungen hinüber, der unbeteiligt und wie hypnotisiert da saß. Er zuckte mit den Schultern, sagte zu Douglas, er würde sich einen Kaffee holen und dann verschwinden. Douglas Ford schien erleichtert, begleitete ihn zum Automaten. Dort bemerkte er den fehlenden Gips, fragte, wie die Hand so schnell verheilen konnte und sie sprachen über das Boxen und über diese neuen Proteindrinks, von denen Tommy überhaupt nichts hielt. Übergangslos sagte er, während er versuchte, den Kaffee herunterzubekommen ohne sich zu schütteln: „Gib mir nur zwanzig Minuten mit dem Jungen.
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Blake wird davon nichts erfahren. Wenn er zurück ist, kannst du sagen, dass du den Jungen zum reden gebracht hast.“

„Glaubst du, mit dir wird er reden?“

„Vermutlich nicht, aber ich will ihn mir ansehen.“ Er sah das Misstrauen in Douglas Gesicht (es war nur die Angst vor dem Officer) und versuchte es abzuschwächen, in dem er hinzufügte: „Könnte doch sein, dass ich ihn vom College kenne.“

Douglas ließ sich nach einigem hin und her überreden, aber er wollte den Raum nicht verlassen und würde ihm fünfzehn Minuten geben.

„Ich bleibe dabei“, sagte er, „und keine faulen Tricks.“

Tommy setzte sich zu dem Jungen an den Tisch, ihm schräg gegenüber, dass er ihn beobachten konnte, der Junge sich aber halb herumdrehen musste, um ihn anzusehen. Zunächst saß er nur da, nahm kleine Schlucke Kaffee und wartete darauf, dass der Junge sich in irgendeiner Form bewegte. Er hatte dunkelbraunes Haar, aber es war gefärbt, denn seine Augenbrauen hatten eine schöne helle Farbe. Er war eindeutig der Wikingertyp, rotes Haar, helle Haut mit Sommersprossen. Seine Kleidung war so normal, wie sie nur sein konnte, Jeans und ein grünes T-Shirt. Wie in Trance sah er an die Wand, das Gesicht ruhig und verschlossen. Als seine Augen zu Tommy hinüberrutschten, blitzschnell und ohne den Kopf zu bewegen, begann Tommy vor sich hin zu summen. Er erreichte, was er wollte. Der Junge sah ihn direkt an. Douglas, der an der Tür saß, beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn und fragte sich, was da zwischen den beiden vor sich ging. Er hörte nur, dass Tommy ein Lied summte und erkannte ‚Danny Boy’. Das machte ihn nicht stutzig. Auch, wenn Tommy es verzweifelt zu verhindern versuchte, konnte man seinen leichten Akzent noch immer erkennen. In Gedanken konnte er den Song mitsingen. (oh danny boy, the pipes, the pipes are calling, from glen to glen and down the mountainside, the summer’s gone and all the roses falling, it’s you, it’s you must go and I must bide. But come ye backwhen summer’s in the meadow, or when the valley’s hushed and white with snow, it’s I’ll be here in sunshine or in shadow, oh danny boy, oh danny boy, I love you so).

Der Junge sah ihn an, aber er sagte noch immer keinen Ton.

„Ich bin kein Polizist“, sagte Tommy, „ich will nur mit dir reden.
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Ich bin Tommy und ich weiß, was du da machst. Du hast das gelernt.“ Der Junge starrte ihn an. „Niemand entzieht sich so einem Verhör, wenn man es ihm nicht beigebracht hat. Was ist, haben sie dir schon Kaffee angeboten? Lass dir lieber einen Tee bringen. Ich glaube, die filtern den Kaffee durch getragene Sportsocken.“ Das sagte er sehr leise auf gälisch, die Sprache, in der er manchmal noch träumte. „Du bist hier nicht im Feindesland, Junge. Sag den Cops deinen Namen und sie lassen dich laufen.“

„Sie behaupten, ich hätte dope in meinem Wagen“, flüsterte der Junge auf Gälisch, „aber das stimmt nicht. Ich bin nur ein wenig zu schnell gefahren.“ Sein Akzent war wundervoll, dass Tommy zum ersten Mal seid Jahren richtig Heimweg bekam. „Was ist mit dem Geruch, von dem die Cops gesprochen haben?“

Der Junge überlegte und sagte: „Vor zwei Tagen hab ich in meinen Wagen gekotzt. Ich hatte irgendwas aus einem Burgerladen und eine Stunde später war mir so schlecht, dass es mir während der Fahrt hoch gekommen ist. Ich hab sauber gemacht und dann zwei von diesen Wunderbäumchen an den Rückspiegel gehängt. Vielleicht war’s das, was sie gerochen haben.“

„Diese Dinger stinken zum Himmel.“

„Besser als Kotze.“

„Wie ist dein Name?“

„David McCann. Ich war auf dem Weg zum College.“

Tommy grinste, lehnte sich zurück und zwinkerte zu Douglas hinüber.

„Dachte ich mir. Ich verschwinde jetzt, David, und du tust dir selbst den Gefallen und unterhältst dich mit Douglas Ford. Er ist in Ordnung. Aber was immer du ihm erzählst, unser Gespräch bleibt unser Geheimnis. Er bekommst sonst Ärger.“

Er erhob sich, verließ den Raum, ohne sich umzudrehen. Das letzte, was er hörte, war Davids Stimme, der sich mit Douglas unterhielt. Sein Ostküstenakzent verriet nicht mit einer einzigen Silbe, dass er ein kleines gälisches Geheimnis hatte.



Im Dienst war er zufrieden darüber, den Brieföffner nicht mehr benutzen zu müssen. Die Hand war so fest mit Tapes verklebt, dass er sich vermutlich die obersten Hautschichten abziehen würde, wenn er sie löste. Er traf sich mit Larry, der unbedingt Statistiken oder irgendwas durchgehen wollte und wurde von seinem Chef mit einem „Wo hast du den Gips gelassen?“ begrüßt.
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Allerdings verlor Larry auch kein Wort darüber, dass es wohl zwei bis drei Wochen zu früh sein dürfte. Sie hockten zusammen über den Unterlagen, deren Verwaltung mit einem guten Computerprogramm sehr viel einfacher gewesen wäre, aber Larry behauptete, dazu bräuchte er dann auch eine gute Sekretärin. Die bekam er von Schulrat nicht bewilligt und deshalb benutzte er seinen PC nur als bessere Schreibmaschine und Drucker. Er erstellte die Unterlagen per Hand und tippte sie in Tabellen ab. Sie tranken Tee, den Tommy aufgesetzt hatte.

„Kannst du morgen den Frühdienst übernehmen?“ fragte Larry, „ich muss nach Auburn und lös dich dann ab, sobald ich zurück bin.“

„Kein Problem.“ Ihm machte es nichts aus und außerdem konnte er so am Nachmittag irgendetwas mit Lea unternehmen. Manchmal gingen sie ins Kino, fuhren nach Augusta zum tanzen, was allerdings sehr selten vorkam. Tanzen war nicht sein Ding, er kam sich dabei vor wie ein zu alter Tanzbär, aber wenn Lea ihn darum bat, tat er ihr den Gefallen. Häufig war Lea diejenige, die bis in den frühen Morgen tanzte, während er am Rand der Tanzfläche saß und ihr nur zusah. Bei solchen Gelegenheiten wurde er nie müde, sie anzusehen.

Als er nach Hause kam, stieg er als erstes unter die Dusche, strapazierte das Tape an seiner Hand, legte sich danach auf die Couch. Die Katzen kamen von oben ins Haus, schlichen vor der Couch hin und her in der Hoffnung, etwas zu fressen zu bekommen. Er reagierte nicht auf sie, zappte sich durch die Fernsehprogramme, bis er schließlich bei einem europäischen Nachrichtensender hängen blieb. Den schaltete er nur ein, wenn er allein war. Von den Nachrichten bekam er nicht viel mit, weil er eindöste und erst aufwachte, als Lea nach Hause kam. Die Katzen liefen ihr schreiend entgegen, sicher darüber protestierend, dass Tommy sie hatte hungern lassen. Er stützte sich auf den rechten Ellebogen, tastete nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Im Schlaf hatte er die gebrochene Hand verdrehte, das Gelenk pochte und schmerzte, über Nacht würde er einen Eisbeutel drauf packen. Heimlich. Er schlenderte in die Küche, wo Lea ein paar Tüten auspackte. Als er neben ihr stehen blieb, drehte sie sich zu ihm herum, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen festen Kuss auf den Mund.
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Er umarmte sie, beugte sie etwas zur Seite, um in die Tüten sehen zu können, was sie gekauft hatte.

„Du bist den Gips also los?“

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich es schaffe.“

Tommy übernahm es, die Konservendosen in das oberste Fach des Vorratsschranks zu räumen.

„Ich übernehme morgen den Frühdienst für Larry“, sagte er, „wir können irgendetwas unternehmen.“

Das letzte Mal, als sie „irgendetwas größeres unternommen“ hatten, waren sie nach Kentucky gefahren, um Leas Mutter und ihren neuen Mann Vic zu besuchen. Sie hatten dort zu Mittag und zu Abend gegessen und Tommy hatte es über sich ergehen lassen müssen, von Leas Stiefvater gefragt zu werden, wie er zu dem Job bei der Collegepolizei gekommen sei. Er nahm ihm die Geschichte nicht ab, dass er dort nur zufällig hineingerutscht war. Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass er Polizist war und sein Misstrauen offensichtlich nicht mehr abschalten konnte, wenn er zu Hause war. Roberta versuchte ihren Mann zu zügeln, indem sie immer wieder das Thema wechselte, aus der Durchreiche zur Küche heraus fragte, ob noch jemand etwas essen wollte, ständig neue Getränke herumreichte. Lea hockte in Tommys Arm gedrückt in dem Zweiersessel, versuchte ihren Stiefvater zu ignorieren. Je mehr Vic auf der Sache mit Tommys Job herumritt, desto heftiger schnaufte sie vor sich hin, das Tommy schon befürchtete, sie könne jeden Moment total ausrasten.

Der peinliche Abend wurde gerettet, als Vic sich entschuldigte und schlafen ging.

„Er ist beleidigt“, sagte Roberta, rührte weitere Drinks an, bei denen Tommy wieder gezwungen sein würde, höflich abzulehnen, „aber das hält nicht lange an. Vermutlich hängt ihm die Sache von Freitag immer noch nach.“ Sie schnitt nur vorsichtig an, was am letzten Freitag passiert war und Tommy und Lea taten verständnisvoll, obwohl sie es nicht waren. Lea fragte sich wieder einmal, wie Roberta diesen Kerl hatte heiraten können.

„Wenn er sich an etwas festgebissen hat, lässt er nicht mehr los“, sagte Roberta, „und das mit deinem Job kommt ihm einfach komisch vor. Ich entschuldige mich für ihn. Hier, ich hab dir noch einen Drink gemacht.
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„Mom“, sagte Lea gedehnt, „hol lieber noch einen Mangosaft für Tommy. Wie oft willst du ihm noch Alkohol anbieten und er will ihn nicht?“

„Ich dachte, ich hätte endlich die richtige Mischung gefunden, die er mag“, erwiderte Roberta pikiert, trank dann den Drink selbst. Als sie in die Küche hinübertänzelte, dabei etwas sehr schief trällerte, flüsterte Tommy zu Leas Ohr herunter: „Ich freue mich schon auf die lange Rückfahrt morgen früh.“

„So früh wie möglich“, seufzte Lea zurück.



„Ich würde gern irgendwo hinfahren“, sagte Lea, „aber ich hab schon etwas anderes vor. Spike vom Videoclub kommt ins Café. Wir haben tausende von Ideen, die wir besprechen wollen. Du kannst aber mitmachen, wenn du willst.“

„Aus der Sache halte ich mich lieber raus.“

„Du findest die Idee nicht wirklich gut, oder?“

„Das ist keine Werbung fürs Café, Lea. Das wird kein Poster, was du überall hinhängen kannst.“

„Das weiß ich doch. Das Video ist allein für mich.“

„Und das alles nur, weil die dich aus dem Spot raus geschnitten haben.“

Lea schob die Unterlippe vor und sah trotzig zu ihm hoch. „Möglich“, sagte sie, „aber ich hab mir das nun mal in den Kopf gesetzt.“

Sie packte ihm weitere Konservendosen in den Arm, ging dann dazu über, den Katzen eine Dose Futter aufzumachen und es in zwei Schüsseln zu verteilen.

„Kommt, meine Kinder“, sang sie mit hoher Stimme, bei der Tommy jedes Mal Zahnschmerzen bekam, „das wird lecker lecker lecker lecker.“

Vor dem Fernseher fanden sie wieder zusammen, wo sie darüber diskutierten, wie weit das Video gehen sollte, denn Lea hörte sich mit einmal so an, als wolle sie alles darauf verewigen.

„Ich will auf keinen Fall auf dieses Video“, sagte Tommy, „das ist deine Sache. Für das Café will ich keine Werbung machen.“

„Du könntest einfach nur im Hintergrund sitzen und einen Kaffee trinken. Du musst ja nichts sagen.“

„Verstehst du mich nicht? Ich will nicht, dass mich irgendjemand von früher in diesem Film sieht. Wenn du so ein Video machst, wirst du es auch veröffentlichen wollen.
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Du stellst ihn ins Netz oder was auch immer. Das machst du besser allein.“

Lea stopfte sich eines der Kissen unter die Füße, lehnte sich gegen ihn und zwang ihn praktisch dazu, seinen Arm hochzunehmen und sie zu umarmen.

„Hast gewonnen.“

Emelda sprang gurrend auf die Couch und platzierte sich hinter Leas Kniekehlen, wo sie sich die Pfoten zu lecken begann.

„Du erzählst nicht gern von früher“, bemerkte Lea vorsichtig.

„Nein“, bestätigte er. Vielleicht hätte er etwas von den alten Zeiten erzählt, wenn Lea weiter nachgefragt hätte, genauso, wie er ihr von Una erzählt hatte, aber sie schaltete auf den nächsten Sender und erwischte einen der Musiksender.

„Gute Musik brauchen wir auch noch für das Video“, murmelte sie.

Es dauerte kaum eine viertel Stunde, bis sie eingeschlafen war, das passierte jedes Mal, wenn sie auf der Couch lagen und sich auch noch die Katzen dazu gesellten. In spätestens zwei Stunden war sie wieder hellwach und würde ihn mit irgendetwas löchern. Entweder mit seinem Videoauftritt als zufriedener Cafékunde, oder dass er mal zu einem ordentlichen Friseur gehen sollte. Er dachte über die kurze seltsame Begegnung mit David McCann nach, hoffte, dass er ihm in den nächsten Tagen noch mal über den Weg laufen würde, um sich mit ihm zu unterhalten. Es hatte ihn neugierig gemacht, er wollte wissen, aus welcher Ecke seine Familie gekommen war. Nordirland war so klein, dass man keinen Stein werfen konnte, ohne einen aus der alten Bande zu treffen.

Er schloss die Augen. Seine innere Stimme, die in der anderen Sprache zu ihm redete, meist nur flüsterte, meldete sich zu Wort, warnte ihn davor, den Schutzschild runterzulassen. Das, was er David in dem Verhörraum gesagt hatte, war schon zu viel gewesen.

Aber deshalb behalte ich ihn im Auge, dachte Tommy, damit er es nicht doch rumerzählt. Wenn er es wagt, nehm ich ihn mir zur Brust.



Am Abend schliefen sie miteinander, rangelten zuvor heftig miteinander und jagten sich durch das ganze Haus. Bei ihrem Krach hatten sich die Katzen auf den Dachboden geflüchtet, wo sich Feo der Kater in einer Ecke verzog und mit Sicherheit darüber grübelte, weshalb er kastriert worden war (und sein Weib ebenfalls), wo er doch längst nicht so viel Radau dabei veranstaltet hatte.
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Vor Tommy hatte Lea einige Freunde mit nach Hause gebracht, aber von denen war keiner länger als ein paar Wochen geblieben. Einer hatte Feodor einen absichtlichen Tritt versetzt, als er ihm zu nahe gekommen war und der Kater hatte sich dafür revanchiert, in dem er ihm auf die Unterhosen gepinkelt hatte. Der Kerl war von Lea schnell vor die Tür gesetzt worden und Feo war triumphierend durch das ganze Haus stolziert.

Es war, als hätten sie sich für diese wilden Spielchen gesucht und gefunden (obwohl Lea erst nach zwei Monaten ihrer engeren Bekanntschaft mit Tommy geschlafen hatte), nie hatte Lea einen Freund gehabt, der eine solche Ausdauer bei der puren Rauferei gezeigt hatte, erst recht keinen, der zwanzig Jahre älter war als sie. Die meisten hatten einfach schnell zur Sache kommen wollen und das davor nicht so richtig verstanden. Einer (der Feo getreten hatte) hatte sie als blöde Kuh beschimpft und sich darüber ausgelassen, wie er denn mit einem Ständer noch Nachlaufen spielen sollte. Einmal hatte sie Tommy die Nase mit dem Knie blutig geschlagen, ein anderes Mal hatte sie versucht, ihm einen Arm auf den Rücken zu verdrehen, während sie auf seinem Rücken gesessen hatte und er wäre vor lauter Lachen fast in dem Kissen erstickt.

Als Lea sich endlich im Bett erwischen ließ, versuchten sie wieder zu Atem zu kommen und zogen sich gegenseitig aus.

„Du bist das seltsamste Weib, das mir je untergekommen ist“, sagte Tommy. Sie fanden endlich zueinander, noch immer außer Atem und schwitzend. Lea schaffte es, ihn auf den Rücken zu drehen und sich auf ihn zu hocken. Sie stützte ihre Hände auf seinen Schultern ab.

„Von wegen untergekommen“, erwiderte sie, „diesmal hast du angefangen. Und ich bin oben, nicht unten.“

Das erste Mal hatten sie es im Auto getrieben, weil zu dem Zeitpunkt Roberta noch im Haus gewohnt hatte und die Pension nicht der passende Platz zu sein schien. Sie hatten einen Ausflug ans Meer gemacht, hatten den Wagen auf einsamer Strecke abgestellt. Es war Hochsommer gewesen und Lea hatte nicht sehr viel ausziehen müssen, hatte einfach ihr Kleid über den Kopf gezogen. Tommy war nur mit Mühe aus seinen Hosen rausgekommen in der Enge und hatte gemeint, er müsse ihr zuvor etwas sagen, bevor es losging. Er sagte, er habe ein paar ziemlich hässliche Narben und wenn sie das störe, würde er das Hemd anlassen.
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„Stört mich nicht“, sagte sie, ein Bein bereits auf der Rücklehne liegend, „wenn’s dir nicht weh tut.“

„Im Moment tut mir was anderes weh.“

Sie hatten den Wagen ordentlich zum schaukeln gebracht, Lea hatte Tommy auf ihrem Höhepunkt in die Hand gebissen und sagte hinterher, als sie in ihrer Unterwäsche am abendlich einsamen Strand saßen, dass sie sich nie hätte vorstellen können, mit jemandem ins Bett zu gehen, der deutlich älter war, aber er sei so gut im Futter, dass sich nichts besseres vorstellen könne.

„Und wenn du was mit deinem Haar machen lässt“, sagte sie, „sieht man dir dein Alter gar nicht an.“

Sie nahmen zusammen ein Schaumbad und Tommy erzählte von dem Studenten, bei dem die Cops Drogen im Auto vermutet hatte und es doch nur ein Duftbäumchen gewesen war, ohne dabei Namen zu nennen.

„Da ist Blake mal wieder übers Ziel hinausgeschossen, was?“ sagte sie. Sie saß mit ihrem Rücken gegen seine Brust gelehnt, verteilte die Schaumkronen zwischen ihren Knien. „Ich hab mal gesehen, wie er einem Ladendieb den Schlagstock in die Kniekehlen geschlagen hat. Seitdem grüße ich ihn immer besonders freundlich. Der kann auf den Fotos auf der Lewiston Polizei-Homepage noch so freundlich lächeln, dem trau ich alles zu.“

Tommy brummte, sah vor seinem inneren Auge einen zerhackten, unscharfen aber sehr eindringlichen Film ablaufen; es fielen Schüsse, jemand schrie und fiel zu Boden, löchrig zerfetzte Jeans, das Blut, das ab Kniehöhe durch den Stoff sprudelte. Zwei zitternde Hände, die es aufzuhalten versuchten.

„... geben?“

„Hmh?“ machte er.

„Das Shampoo“, wiederholte Lea. Er reichte ihr die Flasche, sie drehte sich zwischen seinen Beinen um (sie war so schmal, dass sie keine Probleme damit hatte) und wusch ihm die Haare.

„Lass mich morgen früh bloß bis sieben schlafen“, sagte sie, „ich hasse es, wenn du dir von Larry Johnson den Frühdienst aufdrücken lässt.“

„Dafür bin ich früher zu Hause.“ Er blinzelte, wischte sich den Schaum aus dem Auge.

„Aber du bist schon weg, wenn ich aufstehe.“



Tommy verbrachte den ganzen Morgen auf dem Rad, fuhr den Campus ab, wurde immer wieder angefunkt und musste den Mitarbeitern erklären, dass Larry nicht im Dienst sei.
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Scott meldete sich aus der Telefonzentrale und sagte, er habe ein Mädchen in der Leitung, die man vor lauter Weinen nicht verstehen könne.

„Dann hör auf zu weinen und frag sie, was los ist“, erwiderte Tommy, trat in die Pedale, benutzte den kürzesten Weg zur Telefonzentrale, fuhr dafür über den Rasen, was eigentlich verboten war.

Scott Soucy quäkte aus dem Funkgerät, dass nicht er weinte sondern das Mädchen und er sie nicht trösten könne.

„Ich bin gleich bei dir“, sagte Tommy, fuhr mit einer Hand weiter, „kommt sie von einem der Nottelefone oder über die Leitung?“

„Leitung“, sagte Scott.

Als er in der Zentrale eintraf, mit dem Rad durch den Flur bis vor den verglasten Raum fuhr, den sie das Aquarium nannten, winkte Scott ihn hektisch zu sich. Er reichte Tommy das Head-Set. Tommy konnte sich gerade noch mit seinem Namen melden und fragen, ob er helfen könne, als er das Schluchzen noch einige Sekunden hörte und dann die Verbindung unterbrochen war.

„Wenn sie noch mal anruft, stellst du sie mir durch über Funk“, sagte er, „hast du irgendwas verstanden?“

„Sie klang wie jemand, die sich von ihrem Freund getrennt hat.“ Scott nahm das Head-Set zurück. „Deine Hand ist schnell wieder in Ordnung gekommen.“

„Ich war nur den Gips leid. Wenn Larry nachher kommt, erzählst du ihm von dem Anruf. Ich bin auf dem Parkplatz, wenn mich jemand sucht.“

Dort sagte er den eintrudelnden Studenten und Neuzugängen, dass sie die Parkbuchten nutzen und nicht kreuz und quer parken sollten.

„Wir schleppen euch ab“, sagte Tommy, „danach überlassen wir es euch, eure Wagen wieder auszulösen. Und wenn ihr zu alten Bekannten werdet, schmeiß ich eure Parkerlaubnis in den nächsten Gully.“

Er sah David McCann nur von weitem, er parkte am anderen Ende des Parkplatzes und benutzte einen der hinteren Eingänge zum Campus. Er war in Begleitung eines der älteren Semester. Tommy war groß genug, um sie über die Autos hinweg im Auge behalten zu können; sie sahen kurz zu ihm hinüber und er hob die Hand zum Gruß, bevor er sich umdrehte und einem Pärchen in Begleitung ihrer nervösen Eltern den Weg zur Anmeldung erklärte.
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„Das ist Tommy“, sagte Davids Begleitung, „mit ihm kommt man gut aus, solange man sich an die Regeln hält. Wenn du Scheiße baust, macht er dich zur Schnecke.“

„Er sieht aus wie ein Arschloch, findest du nicht?“ sagte David.

Er hatte den ersten Tag auf dem College mit den wichtigen Dingen verbracht, hatte sich in die Kurse eingeschrieben, die Lehrer kennen gelernt und sich die Gebäude und Wohnheime angesehen. Im Wohnheim Rand Hall hatte er ein Zimmer bekommen, das er mit einem Jungen teilte, der in einem solchen Chaos lebte, dass man sich wundern musste, wie die Tür überhaupt noch aufging. Als David seine Sachen auf das freie Bett geworfen hatte, hatte er sich umgesehen und gefragt: „Was ist mit meinem Vorgänger passiert? Hast du den eines Tages einfach nicht mehr wieder gefunden?“

Sein Zimmergenosse mit dem biblischen Namen Abraham studierte Ökonomie in seinem letzten Jahr und schien sich nur mühsam durch die Prüfungen zu hangeln. Ebenso wie sein Zimmer waren seine Studienunterlagen in einem fürchterlichen Zustand. Dafür hatte er mehrere Freundinnen, die er sich warm hielt, die die schriftlichen Arbeiten für ihn erledigten und ihm ständig auf die Bude rückten.

Davids Begleitung über den Campus zuckte mit den Schultern, sah David prüfend von der Seite an und erwiderte: „Er ist schon in Ordnung. Er lässt alles ganz locker angehen, es sei denn...“

„... du schlägst über die Stränge“, beendete David den Satz und machte eine Geste, die besagte, dass ihn das kalt ließe, denn er schlug nicht über die Stränge.

„Ich hab einen Freund, der ein paar Mal Alkohol und Dope ins Wohnheim geschmuggelt hat und Tommy hat das raus gefunden. Er findet ziemlich schnell etwas raus, das sag ich dir.“ Sie blieben an einer Wegkreuzung stehen, wo sie sich trennen würden, aber David wollte diese Geschichte noch bis zum Ende hören. „Jedenfalls hat mein Freund eines Morgens einen gelben Post-it an seiner Zimmertür, dass er sich im Büro der Campuspolizei einfinden soll. Er denkt sich nichts dabei, tanzt dort an und wird von Tommy ins Büro gebeten.“

„Was genau macht er?“

„Er ist für so ziemlich alles zuständig.
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Tommy hat etwa zwei Stunden mit ihm gesprochen. Er stand die ganze Zeit an der Wand gelehnt, wo sie die Schicht- und Urlaubspläne hängen haben, mein Freund saß auf einem Hocker ohne Lehne und er hat nur mit ihm gesprochen. Dann durfte er gehen. Und seit dem verdrückt sich mein Freund, sobald er auf einer Party auch nur ahnt, dass jemand Sprit dabei hat. Er sagt, dass er kein zweites Mal in diesem Büro sitzen möchte. Und das seltsamste ist, dass er selbst mir nicht erzählen will, was Tommy zu ihm gesagt hat.“

„Vielleicht hat er ihn verprügelt.“

„Im Aquarium nebenan haben zur gleichen Zeit drei Mann an der Telefonzentrale gearbeitet. Die haben nichts gesehen. Er hat ihm irgendetwas erzählt, was ihm eine solche Scheißangst gemacht hat, dass er von jetzt auf gleich seine Lieblingsbeschäftigung aufgegeben hat.“

„Wenn ich zwischendurch im Studium Zeit habe, kommt das ganz oben auf die Liste von den Dingen, die ich herausfinden will.“

David besuchte das große Einführungsseminar bei Dr. John Cole, machte sich so viele Notizen, dass ihm die Schreibhand verkrampfte.

„Ich hab mir englische Geschichte ausgesucht, weil ich dachte, es wäre interessant“, flüsterte das Mädchen neben ihm, „aber das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt.“ Sie grinste ihn vorsichtig an. „Weswegen hast du den Kurs belegt?“

David massierte seine verkrampfte Hand. „Ich will so viel wie möglich über die englische Geschichte lernen.“ Er lächelte nicht. „Gibt es einen anderen Grund, hier zu sitzen?“ Er reichte ihr die Hand hinüber. „Ich bin David.“

„Juliet. Hast du Lust, nachher einen Kaffee mit mir zu trinken?“

„Gerne.“ Endlich lächelte David.



Spike traf sich mit Lea im Café, er hatte einen dicken zerfledderten Skizzenblock dabei, eine ganze Packung Filzstifte in seiner Jacke stecken und einen Camcorder und eine Digitalkamera in einer großen Fototasche dabei. Er sah sich um, als sei er noch nie da gewesen und Lea war froh, dass Tommy nicht dabei war. Er hätte sich über dieses Gehabe schräg gelacht. Spike hatte auf eigenartige Weise Ähnlichkeit mit einem Erdmännchen; er hatte dicke Ringe unter den Augen, versuchte vergeblich einen Bart in seinem Gesicht zu züchten, der allerdings nur wie dünnes Fell aussah, und auf seinem Kopf trug er eine Wollmütze, unter deren Rändern seine kleinen Segelohren hervorschauten.
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Auf dem Bürgersteig vor dem Café stellte er sich breitbeinig in Position, machte ein paar Fotos und schwenkte den Camcorder einmal um sich herum wie bei einer Kamerafahrt von Michael Ballhaus. Im Café selbst begnügte er sich damit, Fotos zu machen und hektische kleine Zeichnungen in seinen Block zu bringen. Nebenbei stellte er Lea Fragen, für die sie sich kaum Zeit nehmen konnte. Das Café war voll und Barry hatte die Donuts und die anderen Backwaren noch nicht geliefert.

„Ich würde gern in schwarz-weiß drehen“, sagte Spike, „wenn du mir da freie Hand lässt. Der Kontrast zwischen der weißen Kaffeetasse und dem schwarzen Kaffee gewinnt dadurch mehr Bedeutung.“

„Ich lass dir freie Hand, aber ich will keinen Kunstfilm, verstanden?“

Nachdem der morgendliche Ansturm vorbei war, setzten sie sich an das Storyboard, in dem sie erstmal alle Szenen in beliebiger Reihenfolge hineinbrachten, die Lea haben wollte. Das nahm viel Zeit in Anspruch und bis zum Mittag, als der nächste Schwung Studenten hereinrollte, hatten sie eine klare Linie hineingebracht.

„Was ist mit Tommy?“ fragte Spike, „wollte er nicht mitmachen?“

Juliets Begleiter, die beiden standen am Nebentisch, sah zu ihnen herüber.

„Er weigert sich“, sagte Lea, „vielleicht krieg ich ihn noch rum, aber wir planen ihn besser nicht mit ein.“

Als die Fernsehleute des Kabelsenders WTBC aufgetaucht waren und zu drehen begonnen hatten, war die ganze Gegend auf den Beinen gewesen. Obwohl sie noch nicht mal eine Stunde vor Ort gedreht hatten, die nette ausdrucksoperierte Frau mit den auftoupiertem Haar die üblichen Fragen gestellt hatte (Wie lange haben sie das Café schon? Welche Sorten bieten sie an? Wer ist ihre Stammkundschaft?), hatten die Fernsehleute ein kleines Verkehrschaos verursacht und Chief Blake war persönlich angerückt. Ihn hatten sie auch ein paar Worte über das schöne, ruhige und sichere Städtchen Lewiston sagen lassen, aber sein Kommentar war ebenfalls der Schere zum Opfer gefallen. Darüber war Lea nicht unzufrieden, denn sie hätte nicht mit ihm zusammen in einem Film sein wollen.
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Viel blieb von der ganzen Filmerei in und vor dem Café nicht übrig, bis auf den wohlwollenden Tip, im schönen Lewiston doch einmal einen perfekt gebrühten Kaffee trinken zu gehen, wenn man in der Nähe war. Innen hatten sie über die Theke geschwenkt, über die Sitzecke, wo man ein Pärchen hindekoriert hatte, dann hatten sie die Fassade und die Eingangstür gezeigt, zum Café Schriftzug hochgezogen und ausgeblendet.

Tommy war dazugekommen, um sich den Aufstand anzusehen, aber als Lea gesagt hatte, er solle mit ihr vor die Kamera gehen, hatte er erwidert, er würden den Leuten den Stinkefinger zeigen, sollten sie es wagen, ihn zu filmen. Das hatte sie ihm abgenommen und es kein zweites Mal versucht.

Juliet blieb es nicht verborgen, dass ihr Begleiter David ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte. Er hatte sich halb von ihr weggedreht und nippte an seinem Kaffee, während er Spike und Lea am Nebentisch an den Lippen hing. Die beiden unterhielten sich lang und breit darüber, wie weit die künstlerische Freiheit gehen dürfe. Lea war der Meinung, dass man alles vermeiden sollte, was einen falschen Eindruck erwecken könnte.

„Der Raum soll nicht größer wirken, als er in Wirklichkeit ist“, sagte sie, eilte wieder hinter die Theke und fuhr fort: „Und ich will auch nicht vorgaukeln, dass ich den Kaffee selber röste oder so was. Es ist ’ne teure Mischung, aber ich beziehe die aus eine Rösterei, die sie mahlt und direkt Vakuumverpackt. Ich veranstalte keinen Schicki-Micki-Schnickschnack.“



Nach der Androhung des Stinkefingers hatte Lea gefragt, ob er sich jemals etwas zu Schulden hatte kommen lassen, der wohl einzige Grund für sie, dass er sich weigerte ins Fernsehen zu kommen.

„Als Junge hab ich für meinen Dad Rasierklingen geklaut“, sagte Tommy, „aber ich glaube, das zählt nicht wirklich.“ Wenn er Dad sagte, klang das noch immer wie Daid.

„Er hat dich zum Klauen geschickt?“

„Nicht wirklich. Er hat gesagt, ich solle runterlaufen und ihm Rasierklingen holen und hat mir kein Geld gegeben. Er stand in Unterhosen in der Küche und hat sich rasiert mit der stumpfen Klinge. Wahrscheinlich dachte er, ich würde zu meiner Mutter laufen und nach Geld fragen, aber ich dachte, ich sollte es ohne probieren.
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Ich bin in den Laden, hab ein Päckchen eingesteckt und bin wieder nach Hause gegangen.“

„Wie alt warst du da?“

„Sechs oder sieben. Mein Dad hat sich bedankt und hat sich zu Ende rasiert. Von da an hat er mich öfters für irgendwas losgeschickt, Zigaretten, Tee, Schnürsenkel. Er hat nie nach dem Geld gefragt. Das Geld hat meine Mutter verwaltet, wenn denn mal welches im Haus war. Es ist nie rausgekommen, dass ich die ganzen Sachen geklaut habe.“

„Es muss doch aufgefallen sein.“

„Nein, meine Eltern haben nie wirklich miteinander gesprochen.“

„Das ist traurig.“

„Nee, sie waren glücklich, sie haben nur nicht miteinander gesprochen. Sie mussten nicht reden, um sich zu verstehen. Fünfundzwanzig Jahre waren sie zusammen. Als mein Dad gestorben ist, hat meine Mom gesagt, dass es die glücklichsten Jahre ihres Lebens gewesen seien. Sie hat nie wieder einen anderen Mann auch nur angesehen, obwohl sie noch relativ jung gewesen war. Sie wäre noch immer ’ne gute Partie gewesen. Ich hab sie dann mal gefragt, ob sie nicht wieder heiraten wolle und sie hat gesagt, ich solle sofort in mein Zimmer verschwinden und ich würde kein Abendessen bekommen.“

„Wie hast du reagiert? Hast du dich entschuldigt?“

“Ich bin in mein Auto gestiegen und nach Hause gefahren. Ich war da schon zwanzig und war nur auf Besuch bei ihr.“

„Lebt sie noch?“ fragte Lea vorsichtig. Wenn Tommy damals zwanzig gewesen war, waren das auch schon wieder rund fünfundzwanzig Jahre, die inzwischen ins Land gegangen waren. Er antwortete nicht gleich, drehte den Kopf in die andere Richtung und rieb sich über die Augen. Die Couch war viel zu gemütlich zu zweit, man kam gar nicht mehr so einfach hoch, selbst, wenn die Themen unangenehm wurden. Neben sich hatte er seine Zigaretten liegen, irgendwo auf dem Fußboden stand der Aschenbecher, an den er aber nicht heranreichte. Lea hatte sich so vor ihn platziert, dass er sie von der Couch hätte rollen müssen.

„Ich weiß es gar nicht“, sagte er ehrlich, „sie hat es mir nicht verziehen, dass ich Irland verlassen wollte und dann ist der Kontakt abgebrochen. Ein paar Mal hab ich dran gedacht, sie anzurufen, aber ich hab’s nicht getan. Ich wollte nicht, dass sie wegen mir zu weinen anfängt.
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„Das ist eine traurige Geschichte“, flüsterte Lea, „sie weiß nicht, wo du bist und wie es dir geht. Das muss schlimm für sie sein.“

Sie glauben zum Glück alle, dass ich tot bin, dachte Tommy, von den eigenen Leuten erschossen und irgendwo im Moor vergraben. Das ist gut so. Sie konnten endlich einen Schlussstrich ziehen. Wie hätte ich auch noch mal Kontakt aufnehmen können, wo ich nicht mal auf Daids und Aidans Beerdigung erschienen bin. Und bei Kavans Wochen später auch nicht.



Lea hatte im Café viel zu tun, trotzdem bemerkte sie die neugierigen Blicke des Jungen, der an der Theke saß. Er ließ sie kaum aus den Augen, bis Juliet ihm auf den Arm tippte und leise, aber deutlich hörbar sagte: „Starren zwecklos. Sie ist in festen Händen.“ Sie betonte es, als solle er sich lieber an die halten, die noch zu haben waren – an sie, zum Beispiel. David fühlte sich ertappt, senkte den Blick und wurde sogar ein wenig rot. Lea fand das ganz niedlich, lächelte und bemerkte, dass Spike den Camcorder in ihre Richtung hielt. Bevor sie fragen konnte, ob er auch wirklich irgendetwas aufnahm, setzte er ihn an und sagte: „Wenn wir die ersten Aufnahmen machen, solltest du was dunkelblaues tragen. Das gibt einen guten Kontrast zu deinem Haar.“

„Sagtest du nicht, du willst in schwarz-weiß drehen?“

„Nur teilweise.“

Nachdem am Nachmittag die letzten Gäste gegangen waren, sie die Tische abgeräumt und saubergemacht, den Boden gewischt und das Stück Fußweg gekehrt hatte, schaltete sie die Deckenbeleuchtung aus, blieb noch einen Moment in dem stillen Raum sitzen und entspannte sich. Durch die Videosache hatte sie es nicht geschafft, die Tageseinnahmen zur Bank zu bringen und sie würde sie mit nach Hause nehmen müssen. Mittlerweile wirbelten so viele Bilder durch ihren Kopf, dass sie sich vermutlich nicht mehr für etwas Bestimmtes entscheiden konnte. Spike hatte so viele Ideen, dass sie nicht mehr wusste, was sie wirklich wollte. Sie nahm das Telefon aus der Station, tippte blind Tommys Mobilnummer ein. Er ging dran und meldete sich mit einem schnellen „Gallagher“. So, wie es klang, war er noch irgendwo mit dem Wagen unterwegs.

„Kannst du mich abholen, Tommy? Ich bin nicht zur Bank gekommen. Wir könnten uns dann unterwegs Pizzas holen.
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„Ich bin noch auf dem Campus, wegen eines Einbruchs.“ Sie hörte, dass er den Motor abwürgte, ausstieg und die Autotür zuschlug, wartete geduldig, bis er weiter sprach. „Warte im Café auf mich, ich komm vorbei.“

„Pass auf dich auf.“ Das sagte sie nicht häufig, meist nur aus Quatsch, aber diesmal meinte sie es so. Tommy konnte ohne Zweifel auf sich aufpassen, aber sie war unruhig, wenn sie ihn in seltsamen Situationen ahnte. Einbrüche auf dem Campus kamen so oft vor, dass die aktuelle Kriminalstatistik Larry Johnson schier in den Wahnsinn trieb. Er hätte gerne eine saubere Bilanz vorgezeigt und hatte damals gehofft, mit Tommys Einstellung würde sich das Bild ändern, aber gegen Diebstahl und Einbruch half nicht viel. In die Statistik kamen auch so Ereignisse, die mit wirklichen Straftaten nichts zu tun hatten – wenn ein Student ein Schrankschloss aufbrach, um sich seine Bücher zurückzuholen; wenn Studenten sich Geld schuldeten und deshalb Radios und Handys versetzten. Selten erwischten sie einen Einbrecher auf frischer Tat und so war es auch diesmal. Eine Studentin hatte ihre Zimmertür unverschlossen gefunden und hatte sofort bemerkt, dass aus ihrer Schreibtischschublade Geld fehlte, außerdem auch noch eine ziemlich teure Uhr, die sie geschenkt bekommen hatte. Als Tommy eintraf, gab sie gerade diese Informationen an Scott Soucy, der mit dem Block auf den Knien auf der Bettkante saß, fleißig notierte und einen kurzen Bericht abgab. Tommy sah sich in dem Raum um und fragte: „Fehlt sonst noch etwas?“

„Ich glaube nicht“, sagte Beth, „aber das Türschloss ist kaputt.“

„Das bring ich gleich in Ordnung.“

„Das Geld ist mir nicht so wichtig, aber die Uhr möchte ich zurück haben. Die war von meinem Dad.“

„Wie viel war es?“

„Zweihundert“, sagte Scott und sah vom Block auf.

„Ihr wisst doch, dass ihr kein Bargeld in den Zimmern herumliegen lassen sollt.“

„Ich hab es erst heute mit der Post bekommen und es wusste ja auch niemand.“

„Mindestens einer wusste auch noch davon“, erwiderte Tommy, „was ist mit deiner Zimmergenossin?“

„Claire? Die würde so was nicht machen.“

“Claire und weiter?”

“Bufano. Wir kennen uns seit zwei Jahren, sie würde so was nicht tun.
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„Okay“, sagte Tommy leichthin, machte ein Zeichen zu Scott, dass er es notieren solle. Er zog sich die blaue Security-Jacke aus, hängte sie über den Stuhl und ließ sich von Scott eine der Werkzeugkisten aus der Maschinenhalle bringen. Während sie warteten, drehte Beth an ihrem Haar herum, sah immer wieder zu Tommy hinüber, der die vielen Fotos und Polaroids an der Wand betrachtete.

„Hat Claire einen Freund?” wollte er wissen. Auf manchen Fotos konnte man diesen Eindruck gewinnen.

„Sie zieht mit einem rum, aber ich glaube, es ist nichts Ernstes.“

„Und was ist mit dir?“

„Ich bin seit drei Monaten mit Seb zusammen.“ Sie klang trotzig, als müsse sie sich rechtfertigen. „Das hat nichts mit dem geklauten Geld und der Uhr zu tun.“

Scott kam mit dem Werkzeugkasten, stellte ihn an der Tür ab und Tommy begann den Zylinder auszubauen. Ohne sie anzusehen, sagte er: „War Claire im Zimmer, als die Post gekommen ist? Hat sie mitbekommen, dass Geld im Umschlag war?“

„Ja, vielleicht“, erwiderte Beth ungeduldig.

Tommy baute das Schloss wieder ein, schraubte die Blende drauf und probierte den Schlüssel von beiden Seiten aus. Er reichte Beth den Schlüssel.

„Das Schloss ist wieder in Ordnung. Morgen früh kümmere ich mich um die Uhr und das Geld.“

Beth sah an ihm vorbei, ob Scott in direkter Hörweite war, zeigte Tommy ihren perfekten Augenaufschlag und sagte: „Vielen Dank, Tommy. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.“

„Ich mach nur meinen Job.“

„Es gibt ein Mädchen, das wirklich zu beneiden ist.“

Diese Bemerkung überging Tommy, sagte an Scott gewandt, er solle einen letzten Rundgang durchs Wohnheim machen. „Ich fahr noch mal den Campus ab und danach bin ich zu Hause zu erreichen.“

Scott wünschte Beth einen guten Abend. Auf dem Flur sagte er zu Tommy: „Das Schloss war nicht wirklich kaputt, oder?“

„Da hat nur jemand drin rumgestochert. Die Türschlösser hier sind leicht zu knacken. Morgen werde ich mir die Freundin Claire vornehmen und die beiden Jungs. Hast du die Fotos gesehen, die an der Wand hingen? Die Mädchen lassen keine Party aus.“

„Du hast ’ne Vermutung, was?“

„Hab ich“, sagte Tommy, „aber das kann bis morgen warten.
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Er ging in Larrys Büro, klopfte dort gegen die Glasscheibe und deutete mit der Hand, dass er jetzt Feierabend machte. Sein Boss hing gerade am Telefon, nickte und drehte ihm den Rücken zu. Er zeigte sich nicht gerade dankbar, dass Tommy die Schicht gewechselt hatte und länger geblieben war. Auf dem Gelände war alles ruhig, ein paar Studenten arbeiteten noch in den Werkshallen, saßen im Park und hockten in kleinen Gruppen über ihren Büchern zusammen. Tommy rauchte hinter dem Lenkrad, obwohl Rauchen auf dem Campus verboten war und einige der Studenten reagierten auf die Zigarette auf ihre Weise. Zwei Jungs aus der Leichtathletik joggten neben dem Wagen her, täuschten Atemnot und Hustanfälle vor, bis Tommy den beiden freundlich grinsend den Finger zeigte. Den Wagen ließ er auf dem Parkplatz vor dem Securitygebäude stehen, ließ zu Fuß ins Café hinüber. Leas Wagen stand noch neben dem Laden, aber alles war dunkel und ruhig. Die Tür zum Café war abgeschlossen, Tommy klopfte mit dem Schlüsselbund an die Glasscheibe und wartete. Lea hatte ihre Tasche schon gepackt und auf der Theke stehen, as konnte er durch die Tür sehen, aber sie selbst war nirgends zu sehen. Tommy klopfte wieder, dann sah er sie aus der Abstellkammer flitzen, die Tasche packen und das letzte Licht abschalten. Sie schloss auf, drückte Tommy die Tasche in den Arm und rannte mit einem „Einen Moment noch“ noch mal zurück. Er hatte keine Ahnung, was es noch zu erledigen gäbe, was sie nicht längst hätte tun können. Er warf einen Blick in die offene Tasche. Dort waren die Tageseinnahmen in einer Kassette (der Tag musste gut gelaufen sein), ihre Brieftasche (mit einem Foto darin, das Tommy mit den Katzen im Clinch zeigte), ein Taschenbuch (vermutlich wieder ein Mr. King-of-Horror) und eine Tüte Kräutertee, den sie ihm mal wieder vorsetzen würde. Sie hatte gesagt, der sei gut gegen seinen Husten.

„Was für’n Husten?“

„Du glaubst doch nicht etwa, du würdest bei deiner Qualmerei nicht husten?“

„Nein“, hatte er irritiert geantwortet. Es ging also um sein Rauchen, nicht um seinen Husten.

Endlich kam Lea, ihr Notizbuch unter dem Arm geklemmt, schloss die Cafétür hinter sich ab.
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„Entschuldige, entschuldige. Bei mir läuft im Moment alles gleichzeitig ab.“ Sie hastete zum Auto, Tommy mit ihrer Tasche im Schlepptau, der geduldig darauf wartete, dass sie eine Erklärung lieferte.

Im Café hatte sie sich bereits umgezogen, die Schuhe gewechselt und einen ihrer Sweater übergezogen, der wie ein Waschlappen aussah. „Fährst du? Ich muss mir ganz schnell etwas aufschreiben.“ Sie warf ihm die Autoschlüssel zu. Er hasste es, wenn sie das tat, aber das konnte er ihr nicht sagen. Die Schlüssel fing er mit traumhafter Leichtigkeit, obwohl er dabei das Gesicht abwandte, und in seinem Kopf wieder Bilder abliefen, die er nicht unterdrücken konnte.

Er saß allein in einem kleinen grellen Raum (vergittertes Neonlicht von oben, das in den Augen wehtat), mit nackten Füßen, auf einem Stuhl, dessen Metallbeine auf dem Betonfußboden kratzende Geräusche machten, wenn er sich bewegte. Der uniformierte Mann stand in der Tür, rief ihn an und warf ihm etwas durch den Raum zu. Er war schrecklich müde, seine Nerven lagen blank und er hatte den Überblick verloren, wie lange es schon so ging, wann es endlich ein Ende haben würde. Er hatte ganz automatisch reagiert, dieses Ding aufgefangen und es in der rechten Hand gehalten. Es war nass, kalt und stellenweise glibberig. Es hätte ein Stück Schweinepfote sein können, aber das war es nicht. Es fehlten der Daumen und der Zeigefinger am Handansatz, ansonsten war die abgetrennte Hand so gut erhalten, dass er sehen konnte, dass sie einer Frau gehört haben musste. Sie hatten ihm die abgetrennte und verstümmelte Hand einer Frau zugeworfen und er hatte sie aufgefangen. Er konnte sich nicht mehr genau an seine Reaktion erinnern, aber er verband es noch immer mit akuter Atemnot, sein eigenes krampfhaftes Keuchen in den Ohren. Die Hand hatte er fallengelassen, war vom Stuhl gefallen, von ihr weg gekrochen bis in die hinterste Ecke.

Diesen Vorfall hatte er nur Kieran erzählt und es danach vergeblich versucht es zu vergessen. Kieran hatte gesagt, er müsse es melden, aber das wollte er nicht.

Ich brauche kein Mitleid und ich habe kein Recht auf eine gute Behandlung bei solchen Dingen. Sie haben es versucht und sind gescheitert. Das genügt mir.

Tommy startete den Wagen. Lea setzte sich neben ihn und sagte: “Schnall dich an.
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Du willst doch nicht verwarnt werden, oder?”

Er ließ den Sicherungsgurt einrasten, fuhr aber nicht los. Lea krakelte wie eine Irre in ihrem Notizbuch herum, hatte dazu die Innenbeleuchtung eingeschaltet.

„Ich bin gleich fertig“, murmelte sie, „als ich da im Dunklen auf dich gewartet hab, sind mir ein paar Gedanken gekommen. Bevor die wieder weg sind, schreib ich sie mir lieber auf.“

„Ich weiß nicht, wer mir das erzählt hat, von dem Mann, dem im Traum der Sinn des Lebens eingefallen ist und ihn nach dem Aufwachen auf einem Zettel notiert hat.“

„Und?“ fragte sie.

“Am nächsten Morgen konnte er seine eigene verdammte Sauklaue nicht mehr lesen.“

Sie gab ein grunzendes Geräusch von sich. „Fertig“, sagte sie, klappte das Buch zu, klickte die Beleuchtung aus, „auf zur Pizzeria.“

Sie bestellten sich zwei Riesenpizzas zum Mitnehmen, warteten an einem der Stehtische und beobachteten, wie Pizzabäcker Pino den Teig durch die Luft schleuderte.

„Was war mit dem Einbruch?” fragte Lea.

„Nichts Besonderes. Ein angeknocktes Türschloss und verschwundenes Geld. Kein Sherlock Holmes Fall. Und die Videoaktion?”

“Spike hat mich auf gute Ideen gebracht. Er sagte, ich solle nicht an einem Werbespot denken sondern eher an einen Videoclip.“

„Das heißt wohl, dass wir den ganzen Abend MTV sehen werden.“

„Nicht, wenn dir was Besseres einfällt.“

Sie blieben nicht lange bei MTV hängen. Lea hatte sich eine Flasche Wein zur Pizza aufgemacht und sich in die Bettschwere getrunken. Sie schaffte die halbe Pizza, den Rest übernahm Tommy. Mal wieder war er bereits halb eingeschlafen, bis sie endlich zu ihm ins Bett fand.

„Die Katzen sind mal wieder schneller als du“, sagte er.

„Mit dem Karussell im Kopf ging’s nicht schneller.“ Sie robbte sich an ihn heran, murmelte: „Gut zu wissen, dass du nüchtern bleibst und immer auf mich aufpassen kannst.“

„Das übernehm ich gern.“

Sie hatte ihn gefragt, welchen Auslöser es gebraucht hatte, dass er keinen Alkohol mehr anrührte und er hatte erzählt, wie er eines Morgens mit einem dicken Schädel aufgewacht war und nicht wusste, wo er war. Nicht, dass er in einem fremden Bett wach geworden war – er war irgendwo auf dem Land in einem Straßengraben wach geworden, ohne Hosen, mit gebrochener Nase und einem Riesenknutschfleck am Hals.
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Er hatte sich an nichts erinnern können, hatte er gesagt, und das hatte ihm eine solche Angst gemacht, dass er nicht mehr trinken wollte.

„Ich dachte, dass das Mädchen mir die Nase gebrochen hat“, hatte er gesagt, „aber ich kann nicht sagen, weshalb. Vielleicht hab ich sie schlecht behandelt, weil ich betrunken war. Das war nicht gut.“

Es war nicht die Wahrheit, nicht einmal nahe dran. Nur, dass er fünfundzwanzig gewesen war und da schon fast zehn Jahre gesoffen hatte, das hatte er sich nicht ausgedacht.

„Was machen wir am Sonntag?“ murmelte sie. Es war der einzige Tag, an dem sie beide frei hatten.

„Lange schlafen“, sagte er, „und nur aufstehen, wenn ich an den Kühlschrank will.“

„Das deckt sich ganz überraschend mit meinen Plänen.“

Sie schlief ein. Tommy lag neben ihr und dachte an seinen Aussetzer, durch den er es endlich geschafft hatte, trocken zu bleiben und was der Preis dafür gewesen war.
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  Die Hand ist verheilt, dennoch scheint Tommy noch immer ein Geheimnis mit sich herum zu schleppen.  
   Petra  -  01.04.09 16:17

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