Rentnerdialog (Swinger-Club)   5

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. Mai 2008
Bei Webstories eingestellt: 25. Mai 2008
Anzahl gesehen: 2334
Seiten: 2

Ich habe meinen Erwin 1955 in einem Swinger-Club kennen gelernt. Er blies meinen damaligen ExMann gerade einen und so sind wir ins Gespräch gekommen.



Im Swinger-Club? Ach wie schön und er ist Bi?. Was für ein Mann. Toll!



Er war Bi!



Ui.



Ja, jetzt ist er tot.



Das tut mir leid.



Ja, so ist die Natur. Wir kommen aus dem Nichts und gehen ins Nichts. Und nun hab ich ein totales schlechtes Gewissen.



Warum das?



Weil ich jetzt alleine in solche Clubs gehe und wir ja vorher immer zusammen. In der letzten Zeit war er ein Pflegefall und bettlägerig, aber auch dort haben wir Privatpartys bei uns zuhause veranstaltet.



Habt Ihr?



Ja.



Wir auch.



Wirklich?



Ja.



Nur mit Paaren oder gemischt?



Hauptsache die Leute sind nackt gekommen.



Das klingt ja wunderschön. Wenn wir gewusst hätten, dass ihr die gleichen Neigungen habt hätten wir Euch doch auch mal eingeladen.



Na ja, jetzt kannst Du ja mal mit zu uns kommen.



Muss man da einen Anzug tragen?



Du meinst ein Kleid?



Nein, einen Anzug. Ich trage, weil ich ja so ein schlechtes Gewissen habe, zu den Treffen jetzt immer den alten Anzug von Erwin.



Ach, den kannst Du ruhig tragen. Da werden zwar ein paar Herren in Strumpfhosen blöd schauen, aber sollen sie ruhig.



Ja, sollen sie ruhig. Hauptsache ihr lasst mich rein.



Natürlich Trude.



Oh, gut das Du das so sagst. Nenn mich da bloß nicht bei meinem echten Namen. Sondern bei meinem Künstlernamen.



Künstlername?



Ja, den hab ich seit meiner Jugend schon immer in den Clubs gehabt.



Und wie lautet der?



„Ricol Kräutergefuckte“



Was soll das denn bedeuten?



Na, nichts so heiße ich eben.



Im Club nennen die dich Ricol?



Ja.
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So hat Erwin mich auch zuhause genannt.



Und hast Du das gemocht?



Er war mein Mann und er hat es gemocht, deshalb habe ich es auch gemocht. Und Kräutergefuckte kann man einmal so sprechen wie fuckte und dann fackte. Das ist dann ein wenig englisch.



Toll. Und wie seid Ihr auf den Namen gekommen?



Das waren wir gar nicht. Ein Freund von uns hatte einen epileptischen Anfall und hat um Hilfe gerufen und das hat sich so angehört. Und ich war in der Nähe und fühlte mich angesprochen.



Eine traurige Geschichte.



Nein, total lustig, weil der Gute hat ja überlebt.



Oh, ja. Ich verwechsele Epilepsie ja immer mit Herzinfarkt.



Ach so. Wann habt Ihr denn Eure nächste Party?



Am Montag!



Diesen oder nächsten?



Übernächsten!



Oh, schön. Gibt es ein Motto?



Ja, „Wiesbaden“.



Interessant. Dürfen da nur Menschen aus Wiesbaden kommen?



Nein, man muss aber so aussehen.



Oh, was für ein schöne Idee. Da lad ich mich gerne ganz frech einmal ein.



Und wir nehmen gerne an. Wann ist eigentlich die Beerdigung von Erwin?



Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.



Oh, und wie lange dauert es?



Ich denke, zwei Stunden.



Oh, danach kannst Du ja zu mir kommen. Ich hab ein neues Piercing und würde Dir gerne zeigen, wo.
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Kommentare zur Story:

  Thanx Robert,
für diesen Frontbericht vom Silver Sex.
'Wiesbaden' gibt dem Ganzen eine politische Dimension.
lg  
   Nicolas van Bruenen  -  26.05.08 11:21

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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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