Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Dinimer Somebody      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. Februar 2008
Bei Webstories eingestellt: 25. Februar 2008
Anzahl gesehen: 1679
Seiten: 8

Dieser Schreiber, hoffentlich entdeckt er mich nicht. Dabei gebe ich mich alle Mühe, dass er es nicht schafft. Ich weiss, die meisten Leute denken, ich sei verrückt. Doch ich weiss es besser. Vor allem seitdem er mir im Spiegel erschienen ist. Dieser verrückte Kerl. Wissen Sie wie das ist? Wenn man im Zimmer hockt, zum Spiegel rübergeht und plötzlich schaut einem so ein Typ, den man noch nie gesehen hatte ins Gesicht. Er gafft. Durchdringt mich mit seinen Blick. Dann notierte er sich das Gesehene und plötzlich verschwindet er wieder. Doch ich weiss, dass er irgendwo ist. Jetzt habe ich jeden Spiegel im Haus zugedeckt und auch sonst versuche ich mich immer in Bewegung zu halten und blödsinniges Zeugs zu machen, das keinen Sinn ergibt, nur damit er mich nicht finden kann. Manchmal spricht er zu mir und rät mir etwas zu machen, ja zwingt mich regelrecht dazu, doch manchmal entkomme ich ihm. Manchmal mache ich etwas, was er nicht vorauszuahnen scheint und entkomme ihm so. Ich gehe weg, tauche bei Freunden unter, verstecke mich im Wald, mache immer etwas anderes, so glaube ich zumindest, bin ich ihm für einige Zeit entronnen. Doch es ist nur eine Flucht und eine auf Raten. Es kann sich nur um Tage handeln, bis er mich findet und Schicksal spielt, mich wieder in etwas hineinzieht, dass es alles Gewöhnlich sprengt und manchmal auch so von keinem Sinn ergibt.

Zufälle? Ha! An die glaube ich schon lang nicht mehr! Und ich will euch auch erzählen wieso! Nach diesem Spiegelerlebnis war ich verstört und versuchte eine logische Antwort auf dieses Erlebnis zu finden. Ich hatte keine Drogen genommen, hatte bis anhin nur wenige Male Halluzinationen gehabt und auch sonst schien keine Erklärung plausibel zu sein. Ein Traum schied auch aus, denn danach war ich arbeiten gegangen und verbrachte einen normalen Arbeitstag ohne dabei unvermittelt aufzuwachen.

Doch dieser Schreiber, wie ich ihn zu taufen beschlossen hatte, ging mir einfach nicht aus dem Sinn. Er verfolgte mich bei der Arbeit, machte sich Notizen von meinem Privatleben und überhaupt, es schien, als gaffe er mir immer über den Rücken. Nur selten, wenn ich so etwas von Nichts tat, dass es keine Erwähnung zu haben schien, dann hatte ich meine Ruhe.

Wenn ich mich aufs Sofa hinlegte und die Decke anstarrte, wenn ich angeln ging, wenn ich mich voll und ganz auf etwas Sinnloses wie „Die-Decke-Anstarren“ konzentrierte, dann hatte ich meine Ruhe.
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Offensichtlich nervte ihn das.

Er schien ungeduldig zu warten und mich auf meine nächsten Geschehnisse zuschieben zu wollen. Haben Sie mal ein Buch gelesen? Haben Sie mal einen Roman gelesen? Dann wissen Sie ja, dass diese Hauptfiguren nie Ruhe haben. Nie! Immer müssen sie etwas machen und kaum sind sie aus dem einen Problem raus, stolpern sie ins nächste! Das ist doch die reinste Hölle! Es würde wohl kein Autor ein Buch schreiben, dass so anfängt:



Dann legte er sich aufs Sofa hin, drehte sich um. Wälzte sich. Gähnte. Er schaute verblinzelt in die Welt hinaus und überlegte, ob das Sofa bequem genug war. Er stand auf und inspizierte beide Sofas. Sie glichen sich weder in Form noch in Bequemlichkeit, dennoch gab es keinen eindeutigen Favoriten. Das eine Sofa war ein bisschen länger, aber dafür härter. Das andere war anschmiegsam, aber zu kurz, so dass er sich nicht ganz hinstrecken konnte.

Er sah sich mit einer schwierigen Denkaufgabe konfrontiert. Welches Sofa war denn nun besser? Er konnte die Vorteile noch so sehr gegeneinander in die Wagschale werfen, es kam kein eindeutiger Verlierer oder Gewinner heraus. Er strengte sich noch ein bisschen an, bis ihm einfiel, dass das Anstrengung etwas war, das er unbedingt vermeiden wollte, immerhin war dies sein freier Tag und er konnte sich an einem langen Tag voller Nichtstun und keinerlei besonderen Geschehnisse erfreuen.



Nein, oder höchstens um dann so ein Satz zu schreiben wie:



So hatte er es zumindest geplant.



Oder:



Da klingelte es plötzlich.



Und es klingelt immer plötzlich, wenn diesen Schreiberlingen nichts Besseres einfällt. Ein klassisches Beispiel ist auch:



Bis er den abgetrennten Kopf auf seinem Küchentisch sah.



Sie formulieren diese Sätze ganz nach ihrem Gusto. Sie nennen das Stil. Sehen Sie, Mein Problem ist, mein Schreiber schreibt Horrorgeschichten.



In der ersten Woche geschah nichts. Es war eine Woche wie jede andere. Ich unterhielt mich mit den Damen in der Arbeit. Erledigte die Arbeit mühelos, wurde ausbezahlt, ging heim, schlief ein. Alles ganz normal also. Wenn da nicht diese Präsenz gewesen wäre, die manchmal so übermächtig war, dass sie mir wie ein Pfeifen im Ohr vorkam.
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Haben Sie den Spruch mal gehört? „Wenn dein linkes Ohr pfeift, dann ist es, weil jemand etwas Gutes von dir denkt!“, oder Böses, oder beides oder was auch immer. Heute weiss ich, das da was Wahres dran ist.

Eines Nachts ging ich heim und schloss die Türe auf. Drinnen war alles verschwommen und… irgendwie baute sich mein Wohnzimmer vor mir auf. Alles geschah blitzschnell, innerhalb einer Mikrosekunde, doch kam es mir vor, als sei das Wohnzimmer nicht meins. Es hatte zwar alles seinen Platz gefunden, doch kam es mir fremd vor, dunkler und vor allem schienen die Wände näher gerückt zu sein.

Erwähnte ich das meinem besten Kollegen gegenüber, schüttelte der mitleidig den Kopf und meinte, hoffentlich käme ich rechtzeitig aus meinem Loch heraus. Niemand wagte auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich möglicherweise Recht hätte. Alle hielten mich für verrückt, wenn ich meine Theorien vom Schreiber erzählte.

Also analysierte ich mich selbst. Ich wollte meine Symptome herausfinden und beobachtete mich. Notierte mir diese Symptome geistig und suchte sie via Google im Netz. Depressionen waren am häufigsten vertreten für meine Beobachtungen, die ich mir notiert hatte, manchmal sogar Schizophrenie und alle möglichen Heilchancen waren auf gering gestuft, begleitet mit einer medikamentösen Behandlung, die einen Menschen wohl schnell zum Wrack machen würde. Bullshit, dachte ich mir, wenn die Wände etwas näher rücken, dann ist das doch kein Problem, dass man mit einer Packung Pillen wegchemisieren kann, oder doch?

So konnte und wollte ich mich nicht anderen Leuten anvertrauen, vor allem nicht Psychologen oder Psychiatern. Ich war auf mich allein gestellt und kehrte zum Grundgedanken zurück. Entweder war dieser Schreiber eine Sinnestäuschung, oder es geschah wirklich/ war echt. Von letzterem Gedanken distanzierte ich mich, da es mir die sichere Bahn zum Wahnsinn versprach, andererseits war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, mein Erlebnis als Sinnestäuschung abzutun. Ich verbrachte den Grossteil meiner Tage damit, zu grübeln. Unternahm nicht viel, versuchte meiner Umgebung auf die Schliche zu kommen. Irgendwo einen Fehler im Muster zu entdecken.
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Gleichzeitig versuchte ich nicht aufzufallen, doch dann geschah es. Es begann.

Eines Nachts war ich auf dem Heimweg. Nur noch fünfzig Meter trennten mich von daheim, da sah ich etwas im nahen Gebüsch. Ein leuchtendrotes Augenpaar schien mich direkt anzublicken. Was ist das? , dachte ich alarmiert und versuchte mehr zu erkennen, als ein leibhaftiger Werwolf aus dem Dunkel sprang und mit ein paar mühelosen Sätzen bei mir war. Ehe ich begriff, was geschah, stand er schon vor mir, knurrend, grollend und schnuppernd. Der Werwolf war gut ein Stück grösser als ich und beugte sich langsam herab.

Ich war unfähig mich zu bewegen, obwohl ich so schnell wie möglich rennen wollte. Der Werwolf blickte mir mit seinen grausigen roten Augen direkt in die meinen und im roten Widerglanz entdecke ich nicht mein Spiegelbild, sondern den Schreiber wieder.

„Du verdammter Wixer!“, brülle ich voller Empörung, als ich ihn entdeckte und sah den Schreiber zusammenzucken, Gleichzeitig verschwand der Werwolf mit einem leisen Plopp. Zurück blieb blanke Wut.

Ich lief langsam und wutschnaubend heim. Jeden Schritt messend, die Einkaufstüte immer noch mit mir herumtragend und schnaufte erst aus, als ich den Wohnungsschlüssel hinter mir umdrehte. „Verdammter Wixer!“ fluchte ich flüsternd in die Wohnung hinein.

Diese Nacht blieb ich lange wach und im Traum kam mir die Erleuchtung in Form einer Schreibmaschine zugeflogen. Ich könnte doch alles schreiben was geschieht. Wenn ich es schreiben würde, dann würde es seinen Schrecken etwas verlieren und wer weiss, vielleicht konnte ich etwas damit ausrichten, vielleicht seine Welt verändern.

Am nächsten Tag ging ich zur Bushaltestelle. Ich wollte den Bus nehmen und eine Schreibmaschine kaufen, die Idee, die mir im Traum erschienen war, war besser als gar keine und ich wollte mich an alles mögliche klammern. Es kam kein Bus. Die Bushaltestelle war verlassen.

Sie sah aus, als wäre sie das letzte Mal vor 10 Jahren gebraucht worden, strahlte eine derart vollkommene Verlassenheit aus, dass es wehtat. Obwohl gestern noch zig Leute an dieser Haltestelle waren. Ein Plastiksack wehte in einem jäh aufkommenden Wind vorbei.

Ähnlich jenen Strohballen, die in Westernfilmen vorbeiwehten. Der Wind zerrte auch an meiner Kleidung und liess mich frösteln.
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Es war kälter geworden. Ich ging zu der Haltestelle und suchte den Fahrplan. Dieser war gelblich und schien wie seit Jahren vergilbt, obwohl ich gestern einen Blick darauf geworfen hatte und er gestern noch wie neu ausgesehen hatte. Ich zwickte mich und musste schmerzhaft feststellen, dass ich wach war. Ein kurzer Blick zum Fahrplan reichte mir, um zu wissen, dass er immer noch alt und vergilbt war. „Du kannst mich mal!“, schrie ich dem Himmel entgegen und machte mich auf dem Weg zur Stadt.

Die Stadt lag in östlicher Richtung, doch nach einigen Metern sah ich mich mit einem Abgrund konfrontiert. Es sah gar nicht wie ein Abgrund aus, sondern als wäre die Welt dort zu Ende. Ich konnte die andere Seite des Abgrunds nicht ausmachen, und sah den Boden auch nicht. Da wurde mir klar, dass etwas nicht in Ordnung war. Langsam drehte ich mich um und wandte mich in die entgegengesetzte Richtung.

Als ich die verlassene Haltestelle passierte, hörte ich links von mir ein Knurren, das mich an Hunde erinnerte. Ich blickte auf und suchte die Umgebung hinter der Haltestelle mit den Augen ab, jederzeit auf irgendwas gefasst.

Hinter der Haltestelle gab es eine kleine Anhöhe, die mit Büschen und kleinen Bäumen besetzt war. Ein heftiger Windstoss kam von hinten, drang durch die Bäume, rechts neben mir, vollführte vor mir eine Wendung nach links und der Windstoss floss in die Büsche. Gleichzeitig kamen mindestens 30 nachtschwarze Dobermänner mit rot blinkenden Augen aus dem Gebüsch gesprungen.

Ich rannte. So schnell wie noch nie. Hinter mir erreichten die Tiere den Asphalt und rannten in unvermindertem Tempo weiter. Ihre Krallen machten leise Kratzgeräusche auf den Asphalt und das Hecheln schien mir sehr nahe. Nur noch wenige Sekunden und sie würden mich erreicht haben. Die Rettung kam in Form eines Wagens.

Es war ein VAN, auf den ich mich wie ein Irrer schwang und aufs Dach kletterte. Dann kam der Wechsel. Es war heller. Die Strasse voller Autos und vom Gehsteig beobachteten, nein, gafften mich die Menschen an, als sei ich ein Ausserirdischer.

Der Fahrer des VANs kurbelte sein Fenster herunter und schrie mir zu, ich solle mich gefälligst vom Acker machen. Es gab keine Dobermänner, und die Haltestelle war voller Leute, die neugierig zu mir rüber starrten. Offensichtlich war mein kleiner Auftritt von niemandem unbemerkt geblieben und ich musste mich nicht gross anstrengen, um zu wissen, was die Leute von mir dachten.
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Ich beschloss heimzugehen und wieder aufzutauchen, wenn mein Kopf nicht mehr so rot sein würde. Daheim angekommen, ging ich zum Bad und wusch mir das Gesicht mit heissem Wasser. Der Dampf beschlug den Spiegel vor mir und ohne mein Zutun erschienen auf dem Spiegel vier Buchstaben:



HaHa



„Du Arschloch!“, schrie ich und zerstörte den Spiegel mit dem Föhngerät, das ich wahllos ergriff und dagegen schleuderte. Eine Scherbe bohrte sich in meine Hand und ich zog sie wutschnaubend heraus. Ich war viel zu wütend, um überhaupt etwas anderes zu spüren. Als ich die Treppe hinabstieg, nahm ich mir ein Stapel Papiere, einen Stift und schrieb:



Hallo Schreiber



Blut tropfte auf das Blatt und ich stand auf, um mir einen provisorischen Verband anzulegen, doch ich fand nirgends etwas, um mich abzutupfen. Beim Hin und Her gehen, fiel mein Blick wie zufällig auf das Blatt Papier und ich erstarrte. Auf dem Papier standen nun drei Worte:



- Hallo Schreiber



Und darunter:



- Hallo.



Die Handschrift war gänzlich anders als meine und in dem Moment hatte ich meine blutende Hand bereits vergessen. Ich nahm den Stift in meine verletzte Hand und schrieb:



Wer bist du?



Ich musste nicht lange warten, bis die Antwort erschien und mein Gegenüber antwortete.



- Dein Schöpfer



- Was willst du von mir?



- Ich habe dich erschaffen, du existierst nur in meiner Fantasie.



- Das stimmt nicht!



- Doch



- Beweis es mir, Schreiber!



- Schau, deine Hand.



Und die Verletzung meiner rechten Hand schloss sich in Sekundenschnelle. Was mindestens eine Woche gebraucht hätte, um sich zu schliessen und eine weitere, um vollständig zu verheilen, schloss sich in zwei Sekunden.



- Schreiber?



- Ja?



- VERPISS DICH!



Damit brach ich das Gespräch ab, zerriss das Blatt und verbrannte es.
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Ich nahm ein neues Blatt hervor und schrieb:



Der Schreiber sass an seinem gemütlichen Schreibstuhl und schrieb eine Geschichte. Plötzlich fiel wie aus dem Nichts eine Lampe auf seinen Schreibarm und brach ihm diesen. Die Lampe versprühte überall Funken und steckte sein Schreibstudio in Brand, einem Brand dem auch sein Haus zum Opfer fiel. Der Schreiber verlor binnen einer Stunde alles, was ihm wichtig war.



Mit einem zufriedenen Grinsen ging ich schlafen. Ich hatte aus einem Impuls heraus gehandelt und wusste nicht, ob ich was bewirken würde. Aber es tat gut.



Am nächsten Morgen erwachte ich zähneklappernd. Es war kalt geworden und draussen hatten sich Eiskristalle an den Fensterscheiben gebildet.



Ich kann auch mit links schreiben



Stand mit zittriger Schrift auf der Fensterscheibe geschrieben. Ich grinste, stand auf, und schrieb:



HaHa



Darunter. Auf dem Weg nach unten wollte ich mich mit Papier und Stift bewaffnen, doch weder war das eine da noch das andere. Es war wie verhext, ich fand kein Papier, keinen Stift. An der Tür klopfte es. „Aufmachen! Polizei!“, schrie eine dumpfe Stimme hinter der Türe. Wieder klopfte es, diesmal lauter. „Aufmachen, oder wir kommen rein. Die Stimme klang ungeduldig. „Einen Moment!“, schrie ich. „Ich muss mich noch anziehen!“ Was ich aber nicht tat. Ich rannte so schnell wie ich konnte zum Keller und zog die Abdeckung zum Gully ab.

Unter meinem Haus verlief die Kanalisation, nicht nur die Rohre, die irgendwo in einem grösseren Rohr mündeten, sondern eine richtige Kanalisation, und stieg dort hinab. In der Kanalisation stiess ich auf einem Schemen, der sich als Polizist entpuppte, dennoch schien er überrascht zu sein, dass ich auftauchte, so dass ich ihm im Vorbeigehen einen Hieb verpasste und ihm noch nebenbei die Waffe entnahm.

Ich rannte los, suchte die nächste Öffnung, um aus der Kanalisation zu entkommen fand sie auch und fand mich in einer nicht sehr belebten Strasse wieder. Ich hatte fast meine ganze Kraft gebraucht, um den Gullydeckel anzuheben und konnte knapp der Sichtbahn eines vorbeifahrenden Polizeiautos entweichen.

Ich rannte in die Innenstadt.
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Jeder drehte sich nach mir um, und was noch schlimmer war, jeder setzte sich in Bewegung, um mich zu verfolgen. Erwachsene, ältere Menschen, Jugendliche, ja sogar Kinder hetzten hinter mir her. Jeder, der einigermassen laufen konnte, setzte sich hinter mir in Bewegung und als ich den Kopf drehte, war die Strasse voller Leute, die mir nachrannten.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand mir von vorne den Weg abschneiden würde und ich fühlte mich verloren, bis ich die Papeterie sah. Ich ging nicht durch den Haupteingang, sondern warf mich mit einem Hechtsprung gegen die Fensterscheibe und als ich spürte, wie die Scheibe nachgab, schützte ich meine Augen gegen die Splitter und krachte in den Verkaufsraum hinein.

Einige Sekunden lag ich wie benommen auf dem Boden. Neben mir war ein Notizbuch und im hinteren Regal erkannte ich Schreibzeug. Als ich aufstand, trat der Verkäufer zwischen mich und das Regal. Er war gross gebaut und griff mich ohne Vorwarnung an. Mit Mühe entkam ich dem ersten Schlag, indem ich mich duckte und gleichzeitig nach seinen Beinen trat. Er wankte, verlor das Gleichgewicht aber nicht, fing sich und sprang mich an. Wäre der Verkäufer näher gewesen, hätte ich keine Zeit gefunden, auszuweichen, doch so schaffte ich es seinem Sprungangriff umzuleiten und ihn so ganz nebenbei mit dem Ellbogen am Hinterkopf zu treffen. Ich griff den Stift, das Notizbuch in der anderen Hand und nahm den Deckel mit den Zähnen ab. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass der Mob die Türe bereits erreich hatte. Hastig schrieb ich:



Den Schreiber überfiel eine Schreibblockade.



Das Wunder geschah. Niemand verfolgte mich. Der Mob war verschwunden. Ich war in der Papeterie. Nur lag der Papeterieverkäufer bewusstlos vor mir auf dem Boden. Als ich ihn näher betrachtete, sah ich, dass es ein Alter Mann war. Er atmete schwer und neben ihm lag Verbandszeug am Boden. Wahrscheinlich hatte er mir nur helfen wollen, dachte ich und ging, Notizbuch und jede Menge Schreiber im Gepäck, aus der Papeterie. Ich bog in eine Seitengasse und rannte los.



Jetzt habe ich mich an einem sicheren Ort versteckt, wo ich diese Zeilen schreibe, denn wenn ich meine Geschichte niederschreibe, so werde ich am Leben bleiben, wenn ich meinen Schöpfer töte. So hoffe ich zumindest.



Der Himmel verdunkelte sich und die Wolken schienen Gestalt anzunehmen.
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Der Schreiber war auf dem Fussweg vom Auto zum Hotel, wo er sich ein Zimmer gemietet hatte. Vorübergehend. Mit einem Blick auf den Himmel bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Ging zum Auto zurück, schaute in den Spiegel seines Autos und damit in meine Augen. „Wieso?“, fragte er. „Weil ich keinen Gott über mir akzeptiere.“, antwortete ich.

Die Wolken taten sich auf und bildeten einen Strudel, genau über der Stelle, an der sich der Schreiber befand. In etwa zweihundert Metern Höhe entstand ein knisternder Blitz, der sich an den Innenwänden des Strudels mit einem merkwürdigen Geräusch auflud. „Ich hätte dich unsterblich machen können!“, sagte der Schreiber, nun nicht mehr zum Auto gewandt, den Blick auf den Blitz gerichtet. „Jeder muss mal sterben!“, entgegnete ich. Und mit einem fürchterlichen Knall entluden sich 200 000 Millionen Volt auf die Stelle an der der Schreiber stand.
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Kommentare zur Story:

  Sehr gut gelungen. Weiter so!!  
anonym  -  27.02.08 15:38

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Kompliment, die Geschichte ist raffiniert und spannend aufgebaut, souverän erzählt und bis auf wenige Ausrutscher (drittletzte Zeile: "mit einem merklichen Geräusch aufladete...", das muss "auflud" heißen) sprachlich einwandfrei gelungen. Das Thema des seinen "Schöpfer" entdeckenden Charakters erinnert mich zwar an den Film "Stranger than Fiction" (hat der eventuell als Inspiraton gedient?) und dennoch wirkt der Text erfrischend unverbraucht und einfallsreich.
Gruß
Christian Hoja  
   Chrstian Hoja  -  25.02.08 21:43

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