Poetisches · Spannendes · Experimentelles

Von:    Lara Haraldsdothia      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. Februar 2008
Bei Webstories eingestellt: 18. Februar 2008
Anzahl gesehen: 2752
Seiten: 4

In den Jahren der Meerkriege, in welchen die Wesen

der Wasser mit uns Menschen verkehrten, aber auch

kriegten, stand eine schattenhafte Gestalt, deren

Antlitz bis heute nie wieder gegeben werden kann.



Auf allen Abbildungen, sei es Stein, Pergament, Papyrus,

wie es weit ab im Süden benutzt wird, Holz, eine

Statue oder ein Gemälde, so trägt sie immer die Maske

des Eros.



Sie war eine Frau, die weit aus dem Norden

mit einem Schiff an unsere Strände kam. Sogleich

eilten natürlich alle Männer aus den umliegenden

Dörfern herbei, um entweder ihr Eigen vor dem Feind

zu schützen oder bedürftigen Schiffsbrüchigen zu

helfen.



Als die ehrenvollen, mutigen Männer jedoch

über die Planken traten, mussten sie feststellen,

dass das Schiff bis auf ein Mädchen, das die

seltsamsten Kleider trug, verlassen war.



Die guten Geister des Eros hatten es nämlich sicher über die

klüftigen Wellen des Meeres geführt, denn das Mädchen

besaß die besondere Gunst des Schicksalgottes.



Manche sagen, sie sei gar seine blutjunge Geliebte gewesen,

der er schon früh solche Verantwortung zutraute, dass

er sie den Menschen schickte, um sie zu lehren und

ihnen die Hilfe ihrer Götter zu bringen.



Denn ihr Gesicht zierte eine blasse Maske, die mit dünnen

Schlitzen für Nase, Mund und Augen, versehen war und

aus der Haut der Elandriél gefertigt worden war, die

sich die eigene Haut abzog, um sie mit ihren

hauchzarten Fingern zu der feinsten Maske zusammen zu

weben, welche es je gegeben hat, die von solch großer

Schönheit und doch Schlichtheit war, dass sie Eros

Gefallen errang und er sie segnete, indem er etwas

seines feurigen Haares nahm und die Innenseite der

Maske polsterte.



Seitdem hat jeder, der die Maske

trägt, die Gabe in die Zukunft zu blicken und wird

von dem feurigen Temperament Eros’ in seinem Zorn

gegen seine Feinde unterstützt



Die Maske half dem Mädchen sehr, denn ihr Missfallen

war schon bald über das ganze Land hin gefürchtet, da

die fahrenden Gaukler und Sänger zitternd davon

berichteten.
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Sie lobten allerdings auch ihre

weitreichende Schönheit, die man trotz der Maske,

erkennen konnte.



So wie Eros temperamentvoll war, war

sie ruhig, wie die Wässer, wenn nicht einmal ein

Lüftchen darüber hinweg bläst, weswegen sie auch ab

und an die Maske benötigte, um ihrer Wut Ausdruck zu

verleihen, wie der Jarl Elfgar Snorrison, der das

Sagen in dem Dorf hatte, in welches man sie brachte,

um sie wieder gesund und munter zu pflegen, schon

bald feststellen musste.



Der Gute hat mir diese

Geschichte anvertraut, nachdem ich sie schon in den

ausgeschmücktesten Fassungen vernommen hatte. Die

Kleine, die man schon bald Wleska-er-Sloak zu nennen

begann, was im Übrigen Wermutstropfen-im-Feuer

bedeutet, zog bald von ihrem Krankenbett aus, in

welches man sie gebettet hatte, nachdem man sie für

schiffsbrüchig hielt, und schritt im tiefsten Winter

in den Schnee hinaus, der ihre Zartheit nur noch

unterstrich.



Alle Dorfbewohner trauerten um sie,

glaubten sie sei längst tot, doch einer, der nicht

länger ertragen konnte, seine Schützlinge so traurig

zu sehen, stand auf und verkündete, er wolle sie

suchen und zurückbringen, damit alle sich wieder an

ihrer Schönheit des Anblicks und des Wesens erfreuen

konnten.



Es wurde ein großes Fest zu Ehren des jungen

Helden abgehalten, der so groß und breit wie ein Bär

selbst war und den Umgang mit der Axt so gut wie kein

Anderer beherrschte, denn es schien, als helfe der

Stiel und das eiserne Blatt selbst ihm die schwere

Waffe zu führen.



Dann zog dieser Held, Elfgar

Snorrison, aus, um die Geliebte Eros’ zu suchen.
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Doch

Eros, der inzwischen die wahren Beweggründe des

jungen Jarls erkannt hatte, zürnte ihm und wurde so

schrecklich eifersüchtig, bereute es längst seine

Liebste den Menschen ausgesetzt zu haben und schickte

einen heftigen Schneesturm über das Land, der Elfgar

zu Boden hätte reißen sollen.



Doch in dem Jarl

brannte selbst ein Feuer für die schöne Wleska-er

Sloak, sodass er nicht erfror. Der Schneesturm trübte

allerdings seine Sicht und so wusste er nicht mehr,

wohin seine Füße ihn trugen und er verirrte sich in

den Bergen bis er eine Opferstatue des Eros fand, die

ihm den Weg wies.



Elfgar hegte Groll gegen den Gott,

weil dieser ihm den Schneesturm schickte, und stieß

kein Eisen in das Holz der Statue. Er folgte dem

ausgestreckten Arm der Statue zur nächsten, der er

auch kein Opfer darbrachte.



Wleska-er-Sloak die schon

vorhergesehen hatte, dass ihr Liebster dem jungen

Jarl zürnen würde, wenn er herausfand, dass dieser in

Liebe mit ihr verbunden war, hatte das Dorf zu

verlassen ersucht und sich in den Bergen in eine

Höhle zurückgezogen, auf dass man sie nicht finde.



Doch sie hörte den Schneesturm heulen und wusste,

dass der tapfere, liebenswürdige Elfgar ausgezogen

war, um sie zu suchen und schritt ihm entgegen. Sie

schrie dem Schneefall zu, Eros, ihr Liebster, möge

sich wieder beruhigen, doch als dieser sie erzürnt

zurechtweisen wollte, fuhr die zarte Wleska-er-Sloak

auf und fragte ihn entrüstet, breitbeinig und die

schlanken Hände in die Hüfte gestemmt, ob sie

vielleicht sein Eigentum wäre, das er umher

kommandieren durfte und ob er sie mit solcher

Schönheit gesegnet in die Welt der Menschen hätte

entsenden dürfen, wenn er wusste, dass dergleichen

unvermeidlich war.



Der Gott musste eingestehen, dass

sein Weib im Rechtens war und ließ den Sturm

abflauen.
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Noch heute berufen sich tausende von

Mädchen, aber auch treue Weibsbildern, auf diese

Worte ihrer allen Vorbildes.



Nun, da der Sturm

gemildert war, konnte Eros’ Weib auch den zermürbten

Jarl entdecken und trug ihn mit Bärenkräften, die

nicht zu ihrer Gestalt passen wollten, zu der Höhle,

in welcher sie sich versteckt hatte. Sie hegte und

pflegte ihn in der Höhle und, sobald er wieder

sprechen konnte, gestand er ihr, dass er im Zorn dem

Gott des Schicksals nichts geopfert hatte.



Als sie

erfuhr, welche Schandtat er begonnen hatte, wurde,

regte sich ihr Zorn ein weiteres Mal. Wieder nahm sie

ihre Pose ein; es war als sähe man eine dunkle

Ausdünstung um ihr Dasein und, als spieen ihre Augen

die Flammen des Eros, aus welchen sein Haar gemacht

war, das die Innenseite der Maske zierte, als sie

drohend auf ihn herab blickte, als sie

fragte „Weshalb hast du es gemisst, dem großen Gott

deine Erehrbietung darzulegen?“.



Trotz der

einschüchternden Erscheinung seiner Herzdame, ließ

sich Elfgar nicht zu Ausflüchten hinreißen, sondern

antwortete der Wahrheit gemäß, dass er von Neid auf

den Schicksalgott zerfressen war und zornig, dass

dieser ihn von seiner Suche nach sie abhalten hatte

möchten.



Da sah Wleska-er-Sloak den Kummer in seinen

Augen und entfachte mit ihrem feurigen Blick einen

Stein, auf dass er glühe und ihnen beiden Wärme

schenken würde.



Dann legte sie die Wärme wie ein

Polster um die Höhle, sodass es jedes Geräusch aufsog

und sie beide sogar vor den Blocken einer Gottheit

schützte und schenkte dem Menschensohn eine

bezaubernde Nacht, vor welcher sie ihm allerdings

erklärte, dass sie weiterziehen müsse und nicht bei

ihm bleiben könne.



Da gab sich der Menschensohn mit

ihrer Zuneigung zufrieden und zog in Eintracht wieder

ins Dorf zurück, wobei er den Erosstatuen

selbstverständlich opferte, um den Dorfbewohnern von

den großartigen Ereignissen zu erzählen, die dem

Mädchen vorherbestimmt waren



Niedergeschrieben von dem Skalden Veleif Derekson

Aus den Erzählungen vom Leben der Wleska-er-Sloak

S.
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Kommentar von "rosmarin" zu "Sich fühl'n wie Seifenblasen"

Hahaha, darauf muss man erstmal kommen. Köstlich. Habt alle ein schönes Osterfest. Gruß von

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Geniesst die schöne Zeit, wenn der Frühling wirklich loslegt. Futtert nicht zu viele Ostereier. Weniger ist manchmal mehr( Geschmacklich) Eure Redaktion

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