Animatus & Alexis (Die ersten zwei Szenen eines Theaterstückes)   5

Poetisches · Amüsantes/Satirisches · Experimentelles

Von:    Richard Krachmann      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. Juni 2007
Bei Webstories eingestellt: 15. Juni 2007
Anzahl gesehen: 1975
Seiten: 4

Sprecher:

Zwei Jünglinge ... von stattlichem Gebilde

Führen eines jungen Weibes Verderben schwer im Schilde

Des Weibes Zunge spitz ... trifft die Gemüter der Gemalen wie des Himmelsblitz

Doch ists des einen Jüngling Ziel ... Ihres Geistes zu schänden

Und so wird er es beenden ... Alexis und Animatus sind des Herren Namen

Die machen des Weibes Seel` zum Sklaven ...





Szene 1:



(Ein grosses Zimmer das wohl ausgestattet und geschmückt ist, in der Mitte ein

mächtiger Tisch gut gedeckt mit allerlei Schmaus, an ihm finden zwei prunkvolle

Stühle Platz, in dem Zimmer befinden sich Alexis und Animatus, Alexis blickt voll

Freude zu Animatus herüber)



Alexis: So gut er sich findet hier in meinem Hause ... Begrüss ich den Animatus mit

grossem Schank.



Animatus: Habt Dank ... edler Freund ... Was begehrte euch mein Erscheinen ... Hier

in euren Wänden für gewisse zeitlang zu verweiln` ?



Alexis: Erzählte ich euch von des Weibes` Höllentat ? Mit grosser Schand die

bedeckte meine Seel` ... Wie Dreck auf eines silbern Tellerrand` ?



Animatus: Nein ... Erzählet geschwind von des begebenen Geschehn ... Ich möchte

diese schurkisch` Tat ebenfalls verstehn`.



Alexis: Eines schönen Sommertags kam sie zu mir ... Mit einem Lächeln zart`mild wie

des Morgentau ... Ich fragte sie was sei ihr Begehr ? Doch was kam aus des spöttisch

Mund gekrochen ?



Animatus: Sagt mir was ... oh Edelmann !



Alexis: Sie entgegnete ich solle Wolllust an meines eigen` verrichten ... Meinen

heilig Körper vor Gottes Augen selbst zu Grunde richten !



Animatus: Oh weh, Oh weh ... Wer kann nur behaupten deratig Schmach ... Welch

Höllenqual muss mitgemacht das arme Geschöpf das solch`Gedank gut behütet in ihrers

Geiste pflegt.



Alexis: Des spöttisch Weib fuhr fort ... Veglich des Schatzes meines wohlgeführten

Lebens mit dem mindern` Wert eines rost`gen Kreuzers .
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.. Und bei all der Schand ...

fühlt sich mein Gemüt gebannt ... Des abscheulich` Wesenheit doch wollt sich

schmücken ... sie schien das garnicht zu entzücken !



Animatus: Welch Wut erfüllt meines Herzen bei diesem Wort ...



Alexis: Und just an diesem Ort ...



Animatus: (unterbricht) Wär dieses Schändlich` Kindlein hier ... Geschäh` gewiss ein

Mord ... Schlachten würd ichs wie Getier !



Alexis: Oh Animatus denkt` ihr so direkt ... Des Schlachten ist nicht der Greultat

immer recht ... Auch wenn euer alltäglich Leb`nur dies gewährt ... ists für meine

Sache, meine List gar schlecht ... Dort hilft kein Blut`ges Meer beschworen mit dem

Schwert.



Animatus: So Alexis mein Getreuer ... mir ists nicht ganz geheuer ... führt mich ein

des Planes Werk was ihr so sorgfältig habt geschmiedet !



Alexis: Es soll so sein ... Auch ihr mein Freund habt eines Platzes Wert in diesem

listenreichen Werk ...



Animatus: Oh dies ist wundervolle Kund ... wie kann ich helfen dem Geschänd` Alexis

auf seinem Weg zu Rachlust an des teuflisch` Weib ?



Alexis: Ihr kennet sie ... So wie ihr war sie auf meines alljährlich Maskenball im

Anwesen meines Vaters ... Die Augen ihr nur habt vor ihrer Gestalt verschlossen ...

Beschäftigt ihr gewesen, ohja den Barden ward ihr zugewandt



Animatus: Vor solch schrecklich Kind ... kann mein rechtschaffendes Gemüt sich nicht

verstecken ... Selbst wenn des Weibes stand in der finstersten der Ecken !



Alexis: So seid net vorschnell guter Animatus ... zollt von Respekt vor der

Erscheinung des elend Kind ... denn tückisch verführerisch sie ist ...



Animatus: Hat sie Reichtum ? Hat sie Gut und Land ? Was kann sein so veführerisch

bei einer solchen Schand ?



Alexis: Braunes Haar sie hat ... geplochten zu einem schönen Zopfe ...



Animatus: Braun wie Mähne eines billig` Stuten !



Alexis: Schneeweisse Haut .
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.. oh gar ihr Erscheinen gleicht wie einer modischen

Figur ...



Animatus: Eher bestimmt ... einer altertümlichen Skulptur ... so sprechet weiter ...

führt mich ein in eure List !



Alexis: Einfach ist sie ... kommet näher sowas höret ihr noch nie !



Animatus: (näher kommend) So sprechet edler Denker ... was er hat so gut behütet ...



Alexis: Treffen werdet ihr sie ... dafür werd ich Sorge tragen ... Doch werdet ihr

mein Guter Freund euch nicht beklagen ... nur des schänd`gen Weibsbild wirds gewiss

...

Wenn sie wird erkennen diese List ...



(beide gehen ab)







Szene 2:



(In Animatus Anwesen ... Animatus sitzt vor einem Schreibtisch mit den Händen vor

dem Gesicht verschränkt ... sperrliches Licht zur späten Abendstunde)



Animatus: Oh ... späte Stund des Uhres Zeiger schlagen ... und ich mag es nicht

wagen ... Das Pergament ist noch leer ... Wenn doch bloss schon ein Tröpflein Tinte

auf ihm wär ... Mein Freund des Federlein ... oh so saget mir doch ... wie soll es

sein ? Soll sich mein dichteres` Gemüt entfachen ... Nach ein paar Versen für des

Weibes` Herzen trachten ? Oder soll ich mich gleich rühmen ... vor meines

Heldenpracht ... erzählen wieviele Schurkisch` Räuber ich schon umgebracht ?

Oh ... mein Federlein ... so manches schriebest du schon auf bloßes Pergament ...

auf das was Gemüter dann in Flammen hält ... oder schönes Tugend Aug` ein Tränleinen

auf den Boden fällt ... Ich kann mich meines letzten Schriftzug nicht erinnern

(steht auf und schaut aus dem Fenster) ... Doch das solle mich nicht kümmern ... Oh

soviele Menschen zeigen blos ihr falsch` Gesicht ... um es zu verschliessen vor

herrschend` Schicht ... so sehr lieb ich den Gesang des Wahren ... Doch so muss ich

es wagen ... mich in diesen Tagen ... vor diesem zu verbergen ... Ein Weibe das ich

nicht kenne zu begehren ...



Alexis: (tritt ein) So sprechet geschwind mein edler Begleiter .
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.. was er hat aufs

Pergament gebracht ... und weiter ... Besämftigt meine erbärmlich` Wissensschmacht.



Animatus: Ich ... gewiss so eilt herbei ... Mein Herz springt gleich inzwei ... Mein

Gemüt ist wahr` bemüht ... Doch das Pergament wahrt weiss` die Unschuld wie vor

vielen Augenblicken zuvor ... So schau ich nun des schwarzen Himmelszelt empor ...



Alexis: So verzweifelt nicht mein Guter ... Es kommt alles zum Reinem ... ich werds

euch just beschreiben ...



Animatus: Ich werds euch nicht versagen ...



Alexis: Euch hilft gewiss ... er wird es wagen ... Wecam der gut geschulte Maler ...

just unten auf dem Gehweg traf ich des Meisters Persone bar ... Und hielt ihm die

Taler nah ... Und wie es sich begab guter Animatus ... so wird er ein Bildness

schaffen von eures selbst ...



Animatus: Was soll dies bezwecken ? Den Pinsel auf das Bild zu legen ... von diesem

jungen Recken !



Alexis: Ihr braucht nicht zu erschrecken ... Gut geschult ist der junge Bub ... ich

leist euch kein` Betrug ... Viel gekostet hat diese Tat nun jetzt ... ich will

hoffen das er gar schönes auf das Bildniss hetzt !



Animatus: Gar schön ist nicht die Frage ... Schauet mich an ... Wieviel Schönheit

gar an meinem Bilde sehen kann.



Alexis: So lüget nicht Animatus ... ich durchschau euer schändlich Spiel ... das

treibt mit all jenem Weibe ... Doch bin ich nicht von Weibs` Natur ... Ich nehm euch

an die Leine und ihr bleibt direkt gar sturr !



Animatus: Lasst nicht streiten ... Wofür soll dies Bildniss wichtig sein ?



Alexis: So weih ich euch nun ein ... Des Bildness edler Erscheinung schicken wir dem

Weibe ... Drüber eine prunkvoll` golden Scheibe ... Auf dem das Pergamentlein sitzt

... Das sind für des Weibsbilds Augen, ja, schöne Gaben ... Doch Animatus müsst ihr

wenigstens einen Vers geschrieben haben !



Animatus: Ich bin kein Freund von Worten ... sie zu benutzen ist wie ... Schlafen an

entlegen` dreckig Orten .
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.. Nein ein Wort sagt nie gar wahres aus ... Wohlgeformte

Verse sind nichts als ein schmuckvoll` Augenschmaus.



Alexis: Nun beleheret mich nicht über euer Manko gar ... Doch die Lösung, Oh ja sie

ist so nah ... Kennet ihr den Kadozios ?



Animatus: Den Grafen ?



Alexis: Den arabisch Grafen ja gewiss ... Den eifrig Schreiberling ... Selbst der

Bard` am Marktplatz seine Verse sing` ... Er ist wahrlich recht für unser Tun` ...



Animatus: So sollten wir ihn suchen nun ... Edler Freund ? ... Zollt er Erfolge im

litararisch Recht ?



Alexis: Der Grafe tuts ... und das zurecht ... Seine Verse begleiten Runden in

Tavernen ... Begleiten gar Menschen beim letzten Sterbegang ... Beim letzten

Klaggesang ...



Animatus: Ob Gottes Augen das gar gerne sehn ? ... Mit Versen die Letzte Ehre des

Sterbens nehm` ?



Alexis: Animatus ... ich sagte nicht, das er nicht Gottes Gust erworben hat ... Er

segnete den Grafen gut ... Mit dem edelhaften Schreibermut !



Animatus: Ich wollt ihn nicht verübeln ...



Alexis: Das hab ich dem Thore vor mir auchnicht unterstellt ... So eilet euch doch

nun ... Eine Audienz beim Grafen ist nicht leichten Gemütes zu erlangen ... und

nicht nochmal solch eldend` Wort aus eurem Munde ... sonst wird er uns auf dem

Marktplatz prangen !



(Animatus schaut Alexis nocheinmal tiefgründig grimming ins Gesicht ... danach

treten sie beide ab)
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Punktestand der Geschichte:   5
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Interessante Kommentare

Kommentar von "Simone Cyrus" zu "Zertreten"

hi rosmarin! da du dich ja schon vorab für meinen kommentar bedankt hast ;-), nicht wahr, lass ich hier jetzt auch mal meinen senf ab. wie kommt es eigentlich, dass du uns immer verwechselst? ...

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Letzte Kommentare

Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

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